LE-6-2020
LOGISTIK express Journal 6/2020
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BUSINE$+FINANZEN<br />
R. Seebacher: Wir blicken jedenfalls optimistisch in die Zukunft.<br />
B+L: Ihr Fazit aus COVID-19?<br />
R. Seebacher: Die Befürchtung, Homeoffice verringere vielleicht die Motivation<br />
zur Arbeit, wurde durch die Corona-Krise widerlegt. Das Arbeitspensum<br />
ist mindestens gleich, die Erreichbarkeit hat sich sogar erhöht.<br />
Andererseits hat sich das Bewusstsein für den Arbeitsplatz im Büro positiv<br />
verändert. Die Mitarbeiter schätzen den persönlichen Kontakt zu<br />
Arbeitskollegen noch positiver ein als vorher und nehmen das bewusster<br />
wahr als vorher. Und last but not least nutzen wir das Homeoffice heute<br />
als Möglichkeit der Arbeitszeit-Flexibilisierung. Wir haben uns gemeinsam<br />
ausgemacht, dass jeder Mitarbeiter alternierend mehrere Tage im Monat<br />
im Homeoffice verbringen kann. Die Erfahrungen sind von meiner Seite<br />
aus also sehr positiv. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Mitarbeitern<br />
für ihr Engagement bedanken. COVID-19 hat aus meiner Sicht<br />
daher in sehr kurzer Zeit zur Veränderung ganzer Unternehmenskulturen<br />
geführt und völlig neue Chancen eröffnet, die jetzt ergriffen werden.<br />
B+L: Wenn ich Sie richtig verstehe, hat die Corona-Krise den Transformationsprozess<br />
der Wirtschaft in Richtung Digitalisierung und Industrie 4.0<br />
beschleunigt. Denn, wie Sie bereits erwähnten, haben Sie ja schon lange<br />
vor der Krise Konzepte entwickelt, welche die digitalen Möglichkeiten<br />
ausnützen und so auch ihre Organisation unmittelbar verändern. Ist das<br />
so?<br />
R. Seebacher: Ja, das ist aus meiner Sicht so. Dieser Transformationsprozess<br />
wurde durch die Krise erheblich beschleunigt und eröffnet uns tatsächlich<br />
auch ungeahnte Chancen. Diese Chancen nutzen jetzt viele unserer<br />
Kunden, indem sie in Lösungen investieren, die sie zukunftsfit im Sinne<br />
der Digitalisierung und Industrie 4.0 machen.<br />
B+L: Geben die Märkte ein homogenes Bild für Sie ab?<br />
R. Seebacher: Das ist von Branche zu Branche verschieden. So ist beispielsweise<br />
bei Unternehmen der Automobil-Zuliefererindustrie wirklich<br />
Feuer am Dach. Dort wissen die Verantwortlichen nicht, wie es weiter gehen<br />
soll. Sie verlieren gerade wegen der Unplanbarkeit ihre Perspektiven.<br />
Umgekehrt gibt es Unternehmen beispielsweise aus der Baumittel-Erzeugung,<br />
welche den Bauhandel oder die Bauwirtschaft beliefern oder auch<br />
der Lebensmittelindustrie, die einen nie dagewesenen Boom erleben. Ohne<br />
das pauschalieren zu wollen, erleben wir jedoch, dass Unternehmen,<br />
welche sich schon vor Corona mit den Themen Industrie 4.0 und digitale<br />
Transformation sowie den darin enthaltenen Marktveränderungen befasst<br />
haben, jetzt kaum Probleme haben, wieder Fuß zu fassen. Manche sind<br />
sogar Gewinner der Krise. Die Verantwortlichen in diesen Unternehmen<br />
haben schon zwei bis fünf Jahre voraus gedacht, ihr bestehendes Geschäftsmodell<br />
überdacht und vielleicht sogar neue Konzepte entwickelt.<br />
Diese können sie jetzt in der Krise rasch umsetzen. Dadurch haben sie<br />
einen Wettbewerbsvorteil. Das ist nahezu das klassische „Glück des Tüchtigen“.<br />
B+L: Reicht das allein aus?<br />
R. Seebacher: Nein, natürlich nicht. Eine starke Eigenkapitalquote und Zukunfts-Perspektiven<br />
gehören natürlich auch dazu. Das Eigenkapital brauchen<br />
Sie, Herr Schlobach, um durch solche Krisen zu kommen und Sie benötigen<br />
Zukunfts-Perspektiven hinsichtlich ihres Business. Ohne eines<br />
von beidem bekommen Sie natürlich Probleme, solche Krisen zu durchtauchen.<br />
Deswegen halte ich die Maßnahmen der gegenwärtigen Bundesregierung<br />
hinsichtlich Finanzierungs-Gewährleistung von Überbrückungs-<br />
FOTO: RS MEDIA WORLD/ARCHIV<br />
6/<strong>2020</strong><br />
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