Drachenpost 117
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Düsseldorfer Drachenpost – Ausgabe 117 (1/2021) 40. Jahrgang
Corona 8
Jin Song – 金 淞
Bernd Westermann
Unser GDCF-Mitglied Jin Song lebt mit seiner Frau
und seinen beiden Kindern bei Düsseldorf. Im Februar
2020 musste er kurzfristig nach China reisen,
weil sein Vater in Shenyang gestorben war. Er schilderte
der Drachenpost einige Impressionen von
dieser Reise, die so ganz anders als üblich verlief. Es
sind die vielen kleinen Details, die seinen Bericht so
wertvoll machen, wenn man in späteren Jahren wissen
will, wie diese Coronazeit war.
Ein „anderer“ Flug nach China
Es begann damit, dass Air China alle Direktflüge
von Düsseldorf nach Beijing gestrichen
hatte. Jin Song musste also zum Abflug nach
Frankfurt, wo noch Flüge nach China starteten.
China litt zum Zeitpunkt seiner Reise am 25. Februar
bereits unter der heftigen ersten Welle der
Epidemie. Deutschland spendete noch Masken für
China, was zwei Wochen später ganz anders werden
sollte. An der Sicherheitskontrolle in Frankfurt
erlaubte man ihm wegen Corona ausnahmsweise
1000 ml Desinfektionsmittel auf den Flug mitzunehmen,
normalerweise sind nur 100 ml erlaubt.
Das Flugzeug war voll besetzt, da Flüge nach China
nur noch von Frankfurt aus möglich waren. Während
des Fluges gab es keine Mahlzeit, sondern aus
Gründen des Infektionsschutzes nur Fast Food in
Verpackung (Kekse usw.). Alle Passagiere trugen
eine Maske, besonders vorsichtige hatten sogar Einweghandschuhe
an und trugen eine Schutzbrille.
Während des Fluges gab es ungewöhnlich viele
Durchsagen. Es waren viele neuartige Formulare
auszufüllen zur eigenen Gesundheit, zu Kontakten
in den vergangenen Tagen usw. Es herrschte bei den
Passagieren eine große Spannung, was sie in Beijing
erwartete.
In Beijing herrschte auf dem Airport große
Vorsicht, ja sogar Angst. Der sonst so belebte
Flughafen war fast menschenleer. Das Prozedere
bei der Ankunft war ungewöhnlich, aber sehr gut
organisiert. Die Passagiere verließen das Flugzeug
nacheinander in Gruppen. Zunächst mussten
Leute aussteigen, die Husten oder Fieber hatten.
Diese kamen zu einer anderen Stelle. Dann waren
ältere Leute und Frauen mit Kindern an der Reihe.
Jin Song war in der dritten Gruppe. Jeder bekam
eine „Gesundheits-App“ auf sein Handy. Von jedem
wurde die Temperatur gemessen. Es dauerte
drei Stunden, bis er den Airport verlassen konnte.
Aber Jin Song hat Glück gehabt. Einige Tage später
kam die Meldung, dass alle, die nach dem 2. März
aus dem Ausland nach China kommen, zunächst in
eine 14-tägige Quarantäne müssen.
Das Leben im China der Coronazeit
Verwandte holten ihn am Airport ab und brachten
ihn nach Shenyang. Dort fand die Abschiedsfeier
für seinen gestorbenen Vaters statt. Es waren
wegen Corona nur fünf Personen zugelassen. Die
Feier dauerte nur wenige Minuten, dann war alles
vorbei. In anderen Städten Chinas (zum Beispiel
in Wuhan) waren in jenen Tagen überhaupt keine
Trauerfeiern erlaubt.
Immer wieder wurde Jin Song in den nächsten
Wochen aufgefordert, seine Gesundheits-App zur
Kontrolle einlesen zu lassen: in Restaurants, im
Wohnkomplex, beim Einkaufen usw. Durch die Gesundheits-App
kann man sofort identifiziert werden,
da sie die Telefonnummer und die ID (z. B. die
des Reisepasses) miteinander verbindet. Nach der
Installation der App muss man einige persönliche
Daten eingeben: den Wohnort, das zuständige Einwohnerkomitee,
Kontaktpersonen usw. Dadurch
ergibt sich eine Verbindung zu den Daten-Resourcen
staatlicher und lokaler Behörden. Die App
enthält auch Kontaktdaten und Bewegungsmuster.
Bei den ständigen Kontrollen liest die App einen
QR-Code ein und gibt danach eine Information
über den persönlichen Corona-Status aus. Grün
bedeutet „Alles ok“. Rot bedeutet „es liegt ein
Problem vor“. Dann war man vielleicht in einem
Risikogebiet oder hatte Kontakt mit einer Risikoperson.
Es ist nicht genau bekannt, wie die grüne
und rote Farbe generiert werden. Die App unterscheidet
sich auch etwas in den einzelnen Städten
und Provinzen.
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