Alpine Technologien 2020
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62 LOGISTIK<br />
Große logistische Herausforderung<br />
für Hüttenwirte und Liftbetreiber<br />
Das betrifft die Organisation des<br />
Personentransportes mit Lifte und<br />
Kabinenbahnen; vom Warte- und<br />
Einstiegsbereich bis zur Auslastung<br />
der Anlagen. Auch die Gastronomie<br />
speziell auf Skihütten – von den<br />
Mitarbeitern bis zum Wareneinkauf,<br />
ist ganz neu zu organisieren. Gespräche<br />
dazu mit Klaus Pichler von<br />
der „Ganischger-Gastronomie“ in<br />
Obereggen und Mark Winkler von<br />
der 3 Zinnen AG in Sexten.<br />
Zur Ganischger Gastronomie gehören<br />
ein 4-Sterne-Wellnesshotel,<br />
zwei große Skihütten (Ganischger<br />
Alm und Gardoné) und die komplette<br />
Gastronomie an der Talstation in<br />
Obereggen mit Bar, Restaurant und<br />
Loox.<br />
Radius: Mit knapp 130 Mitarbeitern<br />
in der Saison, seid ihr im Tal<br />
der größte Arbeitgeber. Wie wird in<br />
einer Situation wie heute geplant?<br />
Klaus Pichler: Wir planen so wie<br />
bisher, denn trotz der Ungewissheit<br />
können wir es uns nicht leisten, zu<br />
Beginn – ob am 4. oder 11. Dezemer<br />
oder erst vor Weihnachten – ohne<br />
Leute dazustehen. Darüber hinaus<br />
gibt es ohnehin Probleme mit den<br />
Saisonkräften aus Ländern wie<br />
Tschechien, der Slowakei.<br />
Radius: Es sind vier höchst unterschiedliche<br />
Betriebe. Speziell bei<br />
Schön- oder Schlechtwetter auf den<br />
Skihütten mit den großen Sonnenterassen<br />
sind es ganz unterschiedliche<br />
Anforderungen.<br />
K. Pichler: Etwa 90 Prozent unserer<br />
Mitarbeiter sind Saisonskräfte,<br />
5 Prozent sind Fixangestellte und<br />
5 Prozent auf Abruf. Natürlich wird<br />
es den Après-Ski wie bisher nicht<br />
geben. Davon besonders betroffen<br />
ist unsere Ganischger-Schirmbar und<br />
die Gastronomie an der Talstation,<br />
samt dem Loox. Im Gardonè macht<br />
Klaus Pichler vor der Baita Gardoné<br />
das nicht so viel aus; dort planen wir<br />
eine neue, Covid-19-gerechte Form<br />
des Aperitifgeschäftes.<br />
Radius: Und wie war das mit dem<br />
Waren-Einkauf?<br />
K. Pichler: Beim Wareneinkauf gibt<br />
es einen enormen Unterschied;<br />
70 Prozent weniger Stockware, die<br />
im Sommer per Lkw zu den Hütten<br />
transportiert wird. Das ergibt für den<br />
Winter eine enorme, logistische Herausforderung.<br />
Wir werden doppelt<br />
so viel mit Pistenbully, Snowmobiles,<br />
Gondelbahnen usw. transportieren<br />
müssen – hoffentlich. Aber das nehmen<br />
wir gerne in Kauf!<br />
Radius: Zurück zu den Mitarbeitern,<br />
die werden von euch mehrmals<br />
getestet?<br />
K. Pichler: Ja natürlich, das ist –<br />
neben der Beachtung der Regeln – die<br />
Voraussetzung für eine funktionierende<br />
Wintersaison! Als Beispiel unsere<br />
Eggentaler Herbst Classic mit den<br />
Oldtimern im Oktober. Mit 250 Rallye-Teilnehmern,<br />
und etwa 3.000<br />
Kontakten (Familie, in den Restaurants,<br />
auf den diversen Etappen usw.)<br />
haben wir es mit ganz klaren Regeln<br />
und einer professionellen Betreuung<br />
– samt Tests aller Teilnehmer –<br />
geschafft, dass keiner von der Rallye<br />
mit irgendwelchen Symptomen nach<br />
Hause gekommen ist.<br />
Radius: Hohe Professionalität und<br />
Erfahrung sind mehr denn je die Voraussetzung<br />
für den Erfolg. Du bist ein<br />
Befürworter der landesweiten Tests.<br />
K. Pichler: Ich sehe es als einziges<br />
Mittel, doch noch eine Wintersaison<br />
zu beginnen. Aber nicht stehen bleiben,<br />
sondern weitertesten und die Bestimmungen<br />
vor allem im privaten Bereich<br />
einhalten! Und wenn es braucht, einzelne<br />
Hotspots wie eine ganze Gemeinde<br />
sofort für zehn Tage sperren.<br />
Radius: Die Erwartungen für diese<br />
spezielle Wintersaison?<br />
K. Pichler: Wenn wir alles gut in<br />
Griff bekommen, es noch besser<br />
managen, dann hoffen wir, mit einer<br />
„schwarzen Null“ durchzukommen.