der-Bergische-Unternehmer_1220
Das Wirtschaftsmagazin für das Bergische Land und den Kreis Mettmann
Das Wirtschaftsmagazin für das Bergische Land und den Kreis Mettmann
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
TITEL INTERVIEW GREEN MARKETING – TUE GUTES UND REDE DARÜBER
tausch mit den Kunden und anderen Anspruchsgruppen
zu intensivieren und ihre Anforderungen
als Impulse für Innovationen und Strategieentwicklungen
im Unternehmen in Wert zu setzen.
Das setzt eine gewisse Offenheit und Mut der Unternehmensführung
voraus, sich gemeinsam im
Dialog mit Stakeholdern auf den Weg zu machen.
Zudem können innovative und digitale Kommunikationskonzepte
am Point of Sale dafür sorgen,
dass Verbraucher eine informierte Entscheidung
für oder aber auch gegen ein Produkt bzw. ein
Unternehmen entsprechend der individuellen
Werthaltung treffen können.
Wird ökologische Verantwortung in Zukunft an
Bedeutung gewinnen?
Ja, auch Kreditinstitute und Investoren berücksichtigen
soziale und ökologische Auswirkungen
von Unternehmen sowie die Unternehmensführung
in ihren Entscheidungen. Im B2B-Bereich
erwarten Unternehmen, insbesondere Großkonzerne,
von ihren jeweiligen Zulieferern einschlägige
Nachweise, unter anderem da sie selbst
rechtlich zur Nachweisführung von Investoren
und Behörden entlang ihrer Wertschöpfungskette
verpflichtet sind. So werden beispielweise
auch KMU (kleinere und mittlere Unternehmen,
d. Red) insbesondere in der Rolle als Zulieferer
aufgefordert, ihre Treibhausgas-Emissionen zu
bilanzieren und eine Roadmap zur Reduzierung
dieser nachzuweisen. Bereits heute werden kapitalmarktorientierte
Unternehmen mit mehr als
500 Mitarbeitern zur Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten
verpflichtet. Eine Ausweitung
dieser Verpflichtung auf weitere Unternehmen,
hierunter auch KMU, halte ich für
wahrscheinlich.
Welchen Stellenwert hat beim Nachhaltigkeitsgedanken
die soziale Verantwortung eines Unternehmens?
Ökologische und soziale Verantwortung von Unternehmen
sollten meines Erachtens nicht getrennt
voneinander wahrgenommen werden, da
hier direkte Zusammenhänge und Wechselwirkungen
bestehen. So hat beispielsweise in der
Landwirtschaft die Vermeidung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes
nicht nur positive Effekte
auf den Erhalt unserer Ökosysteme und Biodiversität,
sondern kann auch gesundheitliche Schäden
der Arbeiter und Arbeiterinnen vorbeugen. Darüber
hinaus ist auch die Einhaltung menschenrechtlicher
Sorgfaltspflichten entlang der Lieferketten
der Unternehmen ein Teil ihrer sozialen
Verantwortung. In diesem Kontext wurde 2016
der sogenannte „Nationale Aktionsplan Umsetzung
der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und
Menschenrechte” etabliert. Demnach sollen Unternehmen
auf freiwilliger Basis menschenrechtliche
Sorgfaltspflicht innerhalb ihrer Wertschöpfungskette
sicherstellen. Eine in 2020 erhobene
Studie im Auftrag der Bundesregierung deckt jedoch
sehr deutlich auf, dass kaum ein Unternehmen
dieser freiwilligen Selbstverpflichtung nachkommt.
Daher wird aktuell ein Lieferkettengesetz
heiß diskutiert. Dieses kann dazu beitragen, dass
menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten
entlang der Lieferketten verbindlich
sichergestellt werden müssen und Verstöße sanktioniert
werden. Dadurch können faire Wettbewerbsbedingungen
gefördert werden, sofern das
Gesetz ambitioniert genug ausgerichtet wird.
Wie wichtig ist es, dass die eigenen
Beschäftigten den Nachhaltigkeitsgedanken
verinnerlichen und leben?
Sehr wichtig, nur mit ihnen kann die Nachhaltigkeitstransformation
des Unternehmens erfolgreich
gelingen. Sie sollten daher mit geeigneten
Formaten in den Change Prozess eingebunden
und zudem qualifiziert werden. Nachhaltigkeit
sollte mit einem beruflichen und persönlichen
Mehrwert in die tägliche Arbeit integriert werden
können. Hierfür sind im Sinne eines lernenden
Unternehmens Vertrauen und Offenheit, eine
Fehler- und Kritikkultur sowie Reflektionsfähigkeit
und systemisches Denken zentrale Erfolgsfaktoren.
Können auch mittelständische und kleinere
Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie
entwickeln?
Auf jeden Fall. Jedes Unternehmen, unabhängig
von Größe, Struktur und Branche kann sich individuell
auf den Weg machen, eine Nachhaltigkeitsstrategie
zu entwickeln. Dies kann zunächst
auch niederschwellig erfolgen und schrittweise zu
einem professionellen Nachhaltigkeitsmanage-
24 www.bvg-menzel.de