MQ Winter 2020 red
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Artland-Magazin.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs
lagen viele der einst glanzvollen
Kinopaläste in Trümmern. Wie in den
Anfangsjahren des Kinos wurden daher
unterschiedlichste Räume umfunktioniert
und von den Alliierten zur
filmischen „Re-Education“, also der
Entnazifizierung und Neubildung der
deutschen Bevölkerung, genutzt. Im
Zuge des westdeutschen Wirtschaftswunders
entstanden vor allem in den
Großstädten elegante Erstaufführungshäuser,
in denen die Zuschauerinnen
und Zuschauer bei Premieren
die Stars hautnah erleben konnten.
Durch Wochenschauen und Kulturfilme
aufgewertet, wurde der gemeinsame
Kinobesuch zum zentralen Freizeitvergnügen
für die ganze Familie. Auch in
Quakenbrück.
Besonders viel Anklang fand auch die
als „moderne Stilbühne“ – so die „Bersenbrücker
Tageszeitung“ – ausgebaute
40-qm-Bühne für „theatralische Veranstaltungen“.
Das Olympia schloss 1983
mit Robert van Ackerens „Die flambierte
Frau“ seine Tore.
Am 12. September 1955 eröffnete
schließlich mit dem Heimatfilm
„Wenn die Alpenrosen blüh‘n“ und den
Publikumslieblingen Marianne Hold,
Claus Holm, Hertha Feiler und Jungstar
Christine Kaufmann das 300 Sitzplätze
inklusive Loge umfassende Filmtheater
„Bali“ im großen Saal des Bahnhofshotels
von Walter Gresbrand an der
Bahnhofstraße (heute Theaterwerk-
statt). Zunächst von dem Osnabrücker
Berthold Taake betrieben, übernahmen
1957 die Tochter des Ehepaares Auf der
Heide, Marie Luise Fischer, und ihr Ehemann
Helmuth Fischer das dann bis in
die 1960er-Jahre geführte „Bali“.
Das „Bali“ existierte von 1955 bis in die 1960er Jahre.
Warum Bali? Diese Frage beantwortete
die „Bersenbrücker Tageszeitung“ zur
Eröffnung humorvoll: „Hier ist ein Theater
von geradezu entzückender Intimität
entstanden … Man gab ihm den Namen
BALI, der das Märchenhafte von Raum
und Zweckbestimmung unterstreicht,
der der Saal hinfort dienen wird. Obwohl
dieses an die glückliche Traumwelt der
Südsee gemahnende Wort eigentlich
ganz schlicht und einfach die Abkürzung
von Bahnhofs-Lichtspiele ist. Dem einem
grauen Alltag verhafteten Realisten
sei die reale Bedeutung des exotisch
klingenden Namens verraten. Die glücklicheren
Sonntagskinder aber mögen
ruhig sich weiter sonnigen Illusionen von
blauer Südsee und ungetrübten Freuden
hingeben.“
So folgte am 5. Februar 1950 die festliche
Eröffnung des „Olympia-Film-Theater“
im Haus 29 (Haus Merschland),
Inhaber Hans Egon von Schlieben, mit
dem Elisabeth-Bergner-Erfolgsfilm
„Katharina die Große“. Der geräumige
Kinosaal war schon zu Zeiten des
Fliegerhorstes wegen seiner besonders
guten Akustik gerühmt und bot nach
dem Umbau 400 Besuchern Raum.
10 | mq + Ausgabe Winter 2020
Das „Olympia-Theater“ an der Ostlandstraße (links unten).