ocean7 1/2021
Oceans 14. Die 14 spannendsten Segel- und Motor-Neuheiten 2021. Bavaria C42. Sportler oder Raumwunder oder beides? Ein Härtetest der Segelyacht vor La Rochelle. Absolute Navetta 64. Die Best of Boats-Siegerin in der Motoryacht-Kategorie „Best for Travel“ im Test. RYA Yachtmaster. Über Tirol und den Solent zum RYA-Patent. Irish Coffee. Wildwestsegeln an Irlands Atlantikküste zwischen Sligo und Galway. Törn & Learn. Segelseminare für Führungskräfte: Ein Praxistest ab der Marina Punat. Ratte an Bord. Weltumsegler Wolfgang Hausner als Kammerjäger in der Sulusee. Kraftwerk Hafen. Bootsbatterien als Stromspeicher für grüne Energie. 100% recyclebar. Der LBV35 Katamaran aus Vulkanfaser, gebaut von Norbert Sedlacek/Innovation Yachts.
Oceans 14. Die 14 spannendsten Segel- und Motor-Neuheiten 2021.
Bavaria C42. Sportler oder Raumwunder oder beides? Ein Härtetest der Segelyacht vor La Rochelle.
Absolute Navetta 64. Die Best of Boats-Siegerin in der Motoryacht-Kategorie „Best for Travel“ im Test.
RYA Yachtmaster. Über Tirol und den Solent zum RYA-Patent.
Irish Coffee. Wildwestsegeln an Irlands Atlantikküste zwischen Sligo und Galway.
Törn & Learn. Segelseminare für Führungskräfte: Ein Praxistest ab der Marina Punat.
Ratte an Bord. Weltumsegler Wolfgang Hausner als Kammerjäger in der Sulusee.
Kraftwerk Hafen. Bootsbatterien als Stromspeicher für grüne Energie. 100% recyclebar.
Der LBV35 Katamaran aus Vulkanfaser, gebaut von Norbert Sedlacek/Innovation Yachts.
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Wissen und Meer<br />
Segeln im Sturm<br />
Zwei meiner Erlebnisse darf ich hier beschreiben …<br />
Fall 1: Venedig unter Segel anlaufen,<br />
das war einer meiner<br />
Träume, den ich mir als Jung -<br />
spund der Skipperzunft verwirklichte.<br />
Wir lagen in der Marina San<br />
Giorgio, genau gegenüber vom Markusplatz.<br />
Nach zwei Tagen Touristen-Geschiebe<br />
durch die engen<br />
Gassen hatten wir genug. Es fing zu<br />
regnen an, wir saßen im Cockpit, irgendwer<br />
sagte, ach was, werfen wir<br />
doch die Leinen los – und so fing<br />
das Desaster an. Im Ölzeug setzten<br />
wir Kurs auf Pula. Ein kurzer Blick<br />
vom Cockpit in den Salon, es war<br />
alles schön aufgeräumt, also ab die<br />
Post. Und weil es so flott und reibungslos<br />
ging, setzten wir schon<br />
bei Certosa die Segel.<br />
Kaum hatten wir das Torfeuer<br />
von Porto de Lido querab, brach das<br />
Wetter mit aller Macht über uns herein:<br />
Der Wind blies mit 38 Knoten<br />
aus Süd, die Wellen erwischten uns<br />
von der Seite, die Yacht legte sich<br />
immer wieder auf die Backe. Wir<br />
hatten weder Rettungsweste noch<br />
Lifebelt angelegt, im Salon fiel alles<br />
aus den Schapps, es herrschte Chaos.<br />
Die ersten Anzeichen von Seekrankheit<br />
machten sich in der Crew<br />
bemerkbar und dann ging es Schlag<br />
auf Schlag: Der Erste musste sich im<br />
Salon übergeben. Ich selbst konnte<br />
nicht mehr zum Navi-Tisch, ohne<br />
dass sich mir der Magen umdrehte.<br />
Wir kämpften uns die ganze Nacht<br />
Richtung Osten, letztendlich waren<br />
wir nur mehr zu zweit im Cockpit<br />
und in der Zwangslage, das Schiff alleine<br />
händeln zu müssen. Am Ende<br />
unserer Kräfte legten wir am nächsten<br />
Tag in Pula an.<br />
Fall 2: Mit Heinz Ressl von SeaMan-<br />
Ship habe ich meinen ersten Törn in<br />
den Hebriden absolviert. Wir sind<br />
den Inner Sound nach Norden gesegelt<br />
und wollten über den Little<br />
Minch an die Westseite der Isle of<br />
Skye kommen. Allerdings prognostizierte<br />
der Wetterbericht für die<br />
nächsten Tage 8 Beaufort aus Süd.<br />
Also änderten wir unsere Pläne und<br />
gingen von Loch Gairloch wieder<br />
runter nach Portree. Selbst im<br />
Sound of Rassy blies uns der Süd<br />
mit 35 Knoten auf die Nase, in den<br />
Böen sahen wir auch 48 Knoten am<br />
Display. Gegen den Wind!<br />
Aber wir waren vorbereitet: Die<br />
Thermoskannen waren gefüllt, Proviant<br />
war portionsweise parat gelegt,<br />
unter Deck war alles verstaut und<br />
festgezurrt. Wir alle hatten Rettungswesten<br />
samt Lifebelt angelegt.<br />
Im Groß und in der Fock hatten wir<br />
vom Start weg Reff 3 eingebunden.<br />
Die gesamte Crew war die ganze<br />
Zeit über fit und handlungsfähig.<br />
HIER NUN MEINE LEHREN<br />
AUS DIESEN ZWEI BEISPIELEN<br />
Nimm dir Zeit, die Yacht für den<br />
Starkwind vorzubereiten. Gehe<br />
systematisch vor und verteile die<br />
Vorbereitung auch auf die Crew auf.<br />
Die Schapps müssen gesichert sein,<br />
Salon und Pantry aufgeräumt, lose<br />
Teile festgezurrt. Alle Luken sind geschlossen.<br />
Ventile zu, denn Bordtoiletten<br />
neigen zum Überlaufen!<br />
An Deck sind die Strecktaue eingeschoren,<br />
das Beiboot ist festgezurrt,<br />
der Außenborder an der Halterung<br />
festgeschraubt und gesichert.<br />
Überprüfe die Rettungsmittel auf<br />
ihre Funktionstüchtigkeit. Der Anker<br />
ist verriegelt, die Reffleinen laufen<br />
korrekt. An Deck befindet sich<br />
nur das Notwendigste, Surfbretter,<br />
Angelzeug etc. wird unter Deck verstaut<br />
und gesichert.<br />
Auch die Navigation gehört<br />
zur Vorbereitung: Lege dir die<br />
notwendigen Karten parat, schreibe<br />
GOTTFRIED<br />
TITZL RIESER<br />
ist Ausbildungs referent<br />
des Yacht Club Austria,<br />
dem größten Yachtclub<br />
Österreichs. Er ist passionierter<br />
Fahrtensegler<br />
und hat insgesamt so<br />
um die 20.000 See -<br />
meilen in seinen Log -<br />
büchern dokumentiert.<br />
Sein Motto: „Die See ist<br />
der beste Lehrmeister!“<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Schwerwettersegeln kann bei<br />
guter Vorbereitung Spaß machen.<br />
dir die berechneten Kurse, Wegpunkte<br />
und Anhaltspunkte heraus,<br />
such dir Not- oder Ausweichhäfen<br />
auf deiner Route.<br />
Hinsichtlich Verpflegung bereite<br />
warme Getränke vor. Kaffee, Tee,<br />
aber auch warme Suppen passen<br />
perfekt in die Thermoskannen.<br />
Der Smutje kann Lunchpakete mit<br />
Jausenbroten, Obst und Müsliriegel<br />
vorbereiten. Man muss dann im<br />
Wellengang nicht aufwändig im<br />
Kühlschrank wühlen, um zu einer<br />
Mahlzeit zu kommen. Und man<br />
kann unter Umständen eine ganze<br />
Nacht abwettern, ohne einen gefährlichen<br />
Landfall zu riskieren.<br />
Während des Starkwinds (ab 6<br />
Beaufort aufwärts) ist gute Crewführung<br />
gefragt. Rechnet man<br />
mit langen Schlägen, ist eine Wacheinteilung<br />
notwendig. So werden<br />
Kräfte geschont, denn Sturmsegeln<br />
ist schwere Arbeit. Wenn jemand<br />
seekrank wird, ist der erste Platz im<br />
Cockpit in Lee nahe der Reling.<br />
Zweite Wahl ist der Fußboden im<br />
Salon – der tiefste Punkt im Schiff.<br />
Schwerwettersegeln kann bei guter<br />
Vorbereitung durchaus Spaß machen<br />
– mir hat das Heinz Ressl beim<br />
Ritt durch die Hebriden gelernt. <br />
66 1/<strong>2021</strong>