blu Januar/Februar 2021
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MUSIK<br />
POP<br />
Küchendisco<br />
statt Lebensfrust<br />
Sophie Ellis-Bextor macht es richtig: Sie verliert sich nicht in<br />
Verschwörungstheorien, sie macht Musik, die aufbaut.<br />
Die Corona-Pandemie und die notwendigen Maßnahmen zu ihrer<br />
Bekämpfung, um Menschenleben zu schützen, stellt vor allem die<br />
Zunft der Kunst auf eine harte Probe – auch weltweit populäre<br />
Musikerinnen wie Sophie Ellis-Bextor, die eben nicht mit Tourneen und<br />
Auftritten Geld verdienen konnte. Die scheinbar immer fröhliche und<br />
in sich ruhende Mutter nutzte die Zeit aber und versorgte ihre Fans<br />
regelmäßig mit Livemusik aus ihrer Küche – mit fröhlicher Beteiligung<br />
ihrer Familie via Social Media. So entstand die Idee, ein ganzes Album<br />
mit Disco und Pop herauszubringen, das ihre zahlreichen Hits und<br />
ausgewählte Lieblingsstücke vereint.<br />
Unsere Anspieltipps auf dem grandiosen Album „Songs from the<br />
Kitchen Disco“ sind ihre Klassiker wie „Murder on the Dancefloor“,<br />
„Groovejet (If This Ain’t Love)“ und „Mixed Up World“ sowie „Crying at<br />
the Discoteque“ (im Original von Alcazar, die wiederum Sheilas „Spacer“<br />
sampelten) und die Hits „Me and My Imagination“ und „Get Over You“.<br />
Das Album erschien auf Vinyl, CD, Kassette (!) und natürlich digital. *rä<br />
KULT<br />
Miley und Dua ehren Divine<br />
Dua Lipa und Miley Cyrus featuren in<br />
ihrem aktuellen Musikvideo zu „Prisoner“<br />
die legendäre Dragqueen Divine. Das Lied<br />
ist durchaus gewöhnungsbedürftig, wenn<br />
man auf Dance-Pop gehofft hat, überzeugt<br />
aber schon beim an „Physical“ von<br />
Olivia Newton-John erinnernden Refrain<br />
und gräbt sich dann langsam in dein Ohr<br />
und Hirn. Rockig, emanzipiert und queer,<br />
genau richtig für dieses schnöde Zeit. Die<br />
in den 1980ern verstorbene Dragqueen<br />
und John-Waters-Muse Divine ist ganz<br />
am Ende in voller Fülle zu sehen, als<br />
Dawn Davenport<br />
mit dem Satz „I’m<br />
a free woman now<br />
and my life is just<br />
ready to begin“.<br />
Divine machte sich<br />
stark für queere<br />
Rechte als es<br />
noch gefährlich(er) war. Schon in den<br />
1960er-Jahren provozierte die Dralle<br />
aus Maryland ihre konservative Umwelt.<br />
Unvergessen und wegweisend: ihre<br />
Kunst. Und auch ihre Filme mit Regisseur<br />
John Waters! Divines Privatleben war<br />
nicht weniger interessant, so war die<br />
punkige Bunte zum Beispiel mit dem<br />
US-Pornostar Leo Ford (1957 – 1991)<br />
zusammen. *rä<br />
KLUBMUSIK<br />
Smoothes Disco-House<br />
„Let Me Go“ von Lori Glori & Melchior Sultana<br />
ist die perfekte Nummer für den Winter,<br />
weckt sie doch Erinnerungen an einen<br />
heißen Sommer.<br />
Loris kräftige Soulstimme fordert Respekt<br />
und Freiheit ein, die smoothen House-Beats<br />
und funkigen Effekte machen dieses<br />
brandneue Lied zu einem entspannten –<br />
klubbigen – Ohrwurm.<br />
Produziert hat Melchior Sultana, Jahrgang<br />
1986, ein auf Malta lebender Musiker, der<br />
auch schon im Berghain, im nicht weniger<br />
legendären Café del Mar auf Ibiza, dem<br />
Tresor und dem Underground-Klub IPSE<br />
auflegte und auftrat. Die Stimme von Lori<br />
Glori wirst du schon kennen, wenn du<br />
House und Eurodance magst. Sie war es, die<br />
den Refrain sang bei Charthits von Intermission<br />
(„Six Days“, ...), Centory („The Point<br />
of No Return“, ...), Loft („Wake the World“, ...),<br />
DJ Bobo („Pray“, „Let the Dream Come True“,<br />
„There’s a Party“, ...) und auch vom Captain<br />
Hollywood Project („Flying High“, ...). *rä