die kleine Hexe
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Hie und da führten Schlittenspuren und Fußtapfen durch den Wald.
Die kleine Hexe lenkte den Besen zum nächsten Dorf. Die Höfe waren
tief eingeschneit. Der Kirchturm trug eine Pudelmütze von
Schnee. Aus allen Schornsteinen stieg der Rauch auf. Die kleine Hexe
hörte im Vorüberreiten, wie die Bauern und ihre Knechte in den
Scheunen das Korn droschen: Rum-pum, rum-pum-pum.
Auf den Hügeln hinter dem Dorf wimmelte es von Kindern, die Schlitten
fuhren. Auch Skifahrer waren darunter. Die kleine Hexe sah
ihnen zu, wie sie um die Wette begraben sausten. Kurze Zeit später
kam auf der Straße ein Schneepflug gefahren. Dem folgte sie eine
Weile nach; dann schloss sie sich einem Schwarm Krähen an, der zur
Stadt flog.
Ich will in die Stadt hineingehen, dachte sie, um mich ein wenig warm
zu laufen. Inzwischen war es ihr nämlich trotz der sieben Röcke und
zwei Paar Fäustlinge jämmerlich kalt geworden.
Den Besen brauchte sie diesmal nicht zu verstecken, sie schulterte
ihn. Nun sah sie aus wie ein ganz gewöhnliches altes Mütterchen, das
zum Schneeräumen ging. Niemand, der ihr begegnete, dachte sich
etwas dabei. Die Leute hatten es alle eilig und stapften mit eingezogenen
Köpfen an ihr vorüber.
Gar zu gern hätte die kleine Hexe wieder einmal einen Block in die
Schaufenster der Geschäfte geworfen. Aber die Scheiben waren
ganz mit Eisblumen bedeckt. Der Stadtbrunnen war zugefroren, und
von den Wirtshausschildern hingen lange Eiszapfen.
Auf dem Marktplatz stand eine schmale, grün gestrichene Holzbude.
Davor stand ein eisernes Öfchen; und hinter dem Öfchen stand, mit
dem Rücken zur Bude, ein kleines, verhutzeltes Männlein. Das trug
einen weiten Kutschermantel und Filzschuhe. Den Kragen hatte es
hochgeklappt, und die Mütze hatte es tief ins Gesicht gezogen. Von
Zeit zu Zeit nieste das Männlein. Die Tropfen fielen dann stets auf
die glühende Ofenplatte und zischten.
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