Abb. 314 Stift Kremsmünster, Eichentor, NordfassadeAbb. 315 Stift Kremsmünster, Eichentor, Südfassade1713 begonnen, 65 genau gesagt wurde in diesem Jahr dasFundament zum neyen Mayrhof mit Pürsten geschlagen 66 . Paralleldazu wurde das Wasser im Hofgarten mithilfe einergrossen Schneckhen Pumpen ausgepumpt, die von H[err]nJacoben Paumeistern angegeben 67 , also entworfen wordenwar. Die Arbeiten gingen zügig voran: Schon 1714 wurdendie Fenstergitter für den unteren Meierhof bezahlt, 1715wurden fünf Tore vom Hofschmied beschlagen. 1717 wurdeder Bau mit der Verglasung der Fenster 68 sowie mit demSetzen des mit genau dieser Jahreszahl datierten Wappensteinesvon Abt Alexander abgeschlossen. 69Der obere, also westliche Meierhof (Abb. 306) wurdespäter als der untere begonnen. 1719 war er nachweislichin Bau, 1720 wurde er gepflastert. 70 1722 war er, laut Datierungdes Wappensteines von Abt Alexander über demHauptportal, fertig. 71 Zwei Jahre später, also 1724, wurdedann auch der hakenförmige Trakt, der den Westtrakt ursprünglichnach Süden hin verlängerte, vollendet. 72Insgesamt umfassen die beiden Meierhöfe im Erdgeschoßrund achtzig Räume, die in erster Linie für Ställeund handwerkliche sowie landwirtschaftliche Nutzungvorgesehen waren. Das Obergeschoß, zu dem sich keineGrundrisse erhalten haben, diente mit Sicherheit ursprünglichder Unterbringung des Klosterpersonals.Eichen- und MarkttorNachdem Carlo Antonio Carlone das Eichentor um 1690an der heutigen Stelle neu errichtet hatte (Abb. 309), 73 erhieltes unter Prandtauer sein endgültiges Erscheinungsbild.Prandtauer verwandelte die karge dreiachsige, dreigeschoßigeAnlage in ein repräsentatives Portal, dessenNord- und Südseite ganz unterschiedliche architektonischeCharaktere besitzen (Abb. 314 und 315). 74Auch für die Nord- bzw. die Einfahrtsseite des Eichentores(Abb. 314) haben sich zwei Entwürfe von Prandtauererhalten: 75 Auf dem ersten (Abb. 317) – beschriftet mitden Worten Halber Fäcätä Ris von Eichen Thor, wie es aufsein bei gefiegten Grundt zu sten khumbt – rahmen schrägvortretende Säulen das Portal, in dessen Scheitel ein überdimensionalgroßer Schlussstein sitzt. Die Mitte des Ober-65PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 438.66Zit. in: PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 438.67Zit. in: PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 438–439.68Alle Daten nach PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 439 (mit Hinweisenauf die punktuellen Veränderungen des unteren Meierhofesnach dem Brand des Jahres 1866).69Zu dem Wappenstein, der ursprünglich hofseitig angebrachtwar, siehe PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 454–455.70PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 448–449.71PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 449, 454–455.72PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 449. Südlich des hakenförmigenTraktes finden sich Reste einer Eisgrube, die wohl auf Prandtauerzurückgeht (PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 457).73PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3, 450–451.74Grundlegend zum Eichentor ist PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/3,449–453. An älterer Literatur siehe KOLLER 1918, 60, HANTSCH1926, 75–76 und AUSST.-KAT., PRANDTAUER 1960, 197, Nr. 318–323. Zuletzt siehe HUBER / WEIGL (HG.) 2010, 125–127 (HUBERTAWEIGL).75PÜHRINGER-ZWANOWETZ 1977/2, 46, Nr. 12 und 16.324
Das Benediktinerstift KremsmünsterAbb. 317 Jakob Prandtauer, Stift Kremsmünster, erster Entwurf für das Eichentor, halber Aufriss und ganzer Grundriss,lavierte Federzeichnung, vor 1721 (StfAKr, Pd 45/2; → P 34)326