Leseprobe
Jakob Prandtauer 1660–1726 Baumeister des Barock
Jakob Prandtauer 1660–1726
Baumeister des Barock
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
PLANVERZEICHNIS
Das folgende Verzeichnis umfasst 64 Pläne (abgekürzt: P),
alphabetisch nach Orten aufgelistet und durchlaufend
nummeriert. Von den Beschriftungen wurden nur die
zeitgenössischen transkribiert, und das auch nur insoweit
sie noch lesbar waren. Um die Beschriftungen als Quellenzitat
auszuweisen, sind sie kursiv gesetzt.
Neben den Beschriftungen werden bei jedem Blatt die
Abmessungen, die Zeichentechnik, der Maßstab und der
Verwahrungsort samt Signatur angeführt. Die Maßstäbe
sind entweder in Klaftern oder in Schuh angegeben, beides
gängige Längenmaße der Barockzeit. 1 Fehlt der Zusatz
„Klafter“ oder „Schuh“ auf den Rissen, wurde im Folgenden
die Abkürzung „E“ für „Einheiten“ hinzugefügt.
Bei einem Baumeister wie Jakob Prandtauer, der einen
großen Betrieb führte und zeitgleich stets mehrere große
Projekte realisierte, liegt die Vermutung nahe, dass er
nicht alle Entwürfe selbst gezeichnet hat. 2 So hat denn
auch Gertraut Schikola die beiden Klosterneuburger
Grundrisse (Abb. 392 und 393) als „nicht von seiner
Hand“ 3 eingestuft und Wilhelm Georg Rizzi hat den Aufriss
der Melker Stiftskirche (Abb. 77) der „Werkstatt“ zugewiesen.
4 Trotz genauer Analyse der Pläne ist es mir nicht
möglich gewesen, einzelne Hände zu unterscheiden bzw.
eine solide Trennung zwischen eigenhändigen Zeichnungen
und Werkstatt-Zeichnungen vorzunehmen 5 – mit einer
Ausnahme: Von den zwölf im Niederösterreichischen
Landesarchiv erhaltenen Brückenentwürfen stammen
sechs sicher nicht von Prandtauer (Abb. 871–873, 876,
877 und 882); vor allem die Farbigkeit unterscheidet sie
klar vom Rest des Plankonvoluts. Es handelt sich um Ko-
Abb. 884 Jakob Prandtauer, Entwürfe für die Stifte Melk, Kremsmünster, Klosterneuburg und St. Florian
1
Ein Klafter entspricht heute 1,897 Metern, ein Schuh bzw. ein
Fuß misst 0,316 Zentimeter (VERDENHALVEN 1968, 31 und 24,
mit dem Hinweis auf lokale Unterschiede).
2
Siehe etwa Balthasar Neumann, mit dessen Baubüro sich 1987
eine Ausstellung beschäftigt hat (AUSST.-KAT., NEUMANN 1987;
siehe ergänzend auch HANSMANN 2009, 303–304). Neumann
stellte seine Zeichner nicht fest an, sondern bezahlte sie nach
geleisteten Tagschichten; beispielsweise lassen sich für den
Bau der Würzburger Residenz, seinem Hauptwerk, zwischen
1722 und 1741 insgesamt zwanzig Zeichner mit Namen fassen
(MUTH 1987, 90). Auch Johann Lucas von Hildebrandt beschäftigte
Zeichner, von denen Johann Weribert Gottfried
von Person namentlich fassbar ist. Er lieferte Zeichnungen
für den Neubau des Stiftes Göttweig, die er auch signierte (RIT-
TER 1961, 61; zu den Zeichnern Hildebrandts siehe auch GRIM-
SCHITZ 1959, 159).
3
SCHIKOLA 1959, 3.
4
AUSST.-KAT., 900 JAHRE BENEDIKTINER 1989, 240, Kat. 27.26 (WIL-
HELM GEORG RIZZI).
5
Vgl. dazu auch die Ausführungen von Hans Lembruch und Gabriele
Dischinger zu den Zeichnungen des in München ansässigen
Baumeisters Johann Michael Fischer: „Nicht zuletzt aber
sprechen auch Zahl und Vielfalt der von Fischer mit eigener
Hand ausgeführten Pläne und die Tatsache, daß er, Meister eines
großen Baubetriebs, selbst untergeordnete Zeichenaufgaben
übernahm, statt sie einem Mitarbeiter zu überlassen, eindeutig
gegen die Vermutung, es habe in seinem Unternehmen ein
ständiges Zeichenbüro mit spezialisierten Zeichnern gegeben“
(LEMBRUCH / DISCHINGER 1997, 32). Lembruch und Dischinger
konnten allerdings anhand der Wasserzeichen der Pläne nachweisen,
dass die ständig vor Ort auf den Baustellen tätigen Poliere
ebenfalls zeichnerisch tätig waren.
867