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Jakob Prandtauer 1660–1726 Baumeister des Barock
Jakob Prandtauer 1660–1726
Baumeister des Barock
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DAS AUGUSTINER-CHORHERRENSTIFT
DÜRNSTEIN
Einleitung
Das Augustiner-Chorherrenstift Dürnstein (Abb. 398), seit
seiner Aufhebung im Jahr 1787 eine Pfarre des Stiftes Herzogenburg,
wird auf drei Seiten von dem engen Gefüge
der Stadt Dürnstein umschlossen. Auf der vierten Seite
begrenzt die Donau das Klosterareal. Es ist daher nicht
erstaunlich, dass Propst Hieronymus Übelbacher (amt.
1710–1740; Abb. 480) den bestehenden Komplex lediglich
umgestalten ließ. Unregelmäßigkeiten im Auf- und
Grundriss nahm er bewusst in Kauf.
Auf die schwierige bauliche Situation kam der Propst
auch zu sprechen, als er am 8. Juni 1737 den aus Bamberg
stammenden Architekten Johann Jacob Michael Küchel
durch das inzwischen fertig umgebaute Stift führte. Küchel
berichtet in seinem Reisetagebuch: … und den 8ten
dann auf Dörnstein gegangen, umb das neue Closter und schönen
Thurn zu sehen, welches Gebäu mit gar vielen Fehlern beschuldiget
werden könnte. Der Herr Praelat [...], so übel er zu
Fuß, so hat er doch selbsten alles gezeiget. Die Kirchen ist sehr
reich ausgeziehret. Und das Gebäu nicht von bester Simetrie.
Es ware, wie mir derselbe gesagt, der schlechte Platz, so da
war, schuld. 1
Den Kernbereich des Klosters bildet der Stifts- bzw.
Prälatenhof, der einen annähernd trapezförmigen
Grundriss besitzt (Abb. 399–401). Der Osttrakt, durch
den der Eingang (Abb. 397) führt, und der schmale Südtrakt,
der die Kirche verdeckt, wurden im Zuge der Umgestaltung
des Klosters unter Hieronymus Übelbacher
neu errichtet. Der West- und der Nordtrakt wurden hingegen
lediglich adaptiert. Wer den Stiftshof heute betritt,
ahnt nicht, dass sich etwa hinter der Westfassade
(Abb. 410) das gotische Refektorium (Abb. 402) und hinter
der Nordfassade ein mittelalterlicher Wirtschaftsraum
verbergen. Den Trakten des 14. bis 17. Jahrhunderts wurden
so geschickt neue Fassaden vorgeblendet, dass man
den Eindruck gewinnt, eine Klosteranlage des 18. Jahrhunderts
vor sich zu haben. Nur der in der Barockzeit
für ein Kloster ungewöhnliche zweigeschoßige Aufriss
(sonst sind zumindest drei Geschoße üblich) lässt den
Verdacht aufkommen, dass nicht alles ganz so „neu“ ist,
wie es auf den ersten Blick scheint.
Die Stiftskirche, ebenfalls das Resultat eines Umbaus
unter Übelbacher, liegt samt dem kleinen Kreuzgang im
Süden des Komplexes, direkt an der Donau (Abb. 398).
Im Westen wird die Klosteranlage durch einen hakenförmigen
Trakt erweitert. Er nahm die Zimmer des Konvents
auf, gehörte also zur Klausur.
Sich unter künstlermonografischen Gesichtspunkten
dem Stift Dürnstein zu nähern, ist aus zwei Gründen
eine große Herausforderung: Erstens war Propst Hieronymus
Übelbacher ein ausgesprochen eigenwilliger Auftraggeber,
der sich laufend in die Planung eingeschaltet
und den Künstlern Vorgaben gemacht hat. Zweitens
fehlen nahezu alle mit dem Baubetrieb verbundenen
Archivalien (Verträge, Rechnungen, Pläne etc.). Die
wichtigste erhaltene Quelle aus der Zeit des Klosterumbaus
sind die Schreibkalender Hieronymus Übelbachers,
in die der Propst tagebuchartig Notizen eingetragen
Abb. 397 Stift Dürnstein, Hauptportal
1
Zit. in: GLÜSING 1978, 2. Bd., 15–16. Zu Küchels Reisetagebuch
siehe zuletzt PAULUS 2014, 107–108.
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