Leseprobe
Jakob Prandtauer 1660–1726 Baumeister des Barock
Jakob Prandtauer 1660–1726
Baumeister des Barock
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DAS AUGUSTINER-CHORHERRENSTIFT
HERZOGENBURG
Einleitung
Im Jahr 1714 legte Wilhelm Schmerling (amt. 1709–1721,
Abb. 326) den Grundstein für den Neubau des Augustiner-Chorherrenstiftes
Herzogenburg. Von Anfang an
war der Abbruch des alten Klosterkomplexes geplant, nur
die Stiftskirche sollte bewahrt werden. Mit dem Projekt
betraute der Propst Jakob Prandtauer, der nun erstmals
vor der Aufgabe stand, eine von Grund auf neue Klosteranlage
zu errichten.
Der ausgeführte Klosterkomplex besteht aus zwei annähernd
quadratischen Höfen (Abb. 327, 341–343): dem
Klausurhof (Emmerich-Hof) im Westen und dem Prälatenhof
(Augustini-Hof) im Osten. Die Stiftskirche bildet
den Südflügel des Klausurhofes. Wie das im Stiftsarchiv
Herzogenburg verwahrte, bislang noch nicht umfassend
ausgewertete Planmaterial zeigt, näherte sich Prandtauer
schrittweise dieser Zwei-Höfe-Lösung an. Während des
Bauprozesses kam es mehrfach zu Veränderungen, die vor
allem den Aufriss und die innere Raumdisposition betrafen.
Die massivste Planänderung löste der Eingriff des kaiserlichen
Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von
Erlach aus: Fischer veränderte den Mittelrisalit des Osttraktes
(Abb. 325), das Vestibül und das Treppenhaus (das
noch im 18. Jahrhundert abgebrochen und durch eine
Treppe an anderer Stelle ersetzt wurde). Für das oberste
Turmgeschoß der Stiftskirche entwarf Fischer einen tempiettoartigen
Aufsatz, der jedoch nicht zur Ausführung
gelangte.
Auch der Nachfolger Wilhelm Schmerlings, Propst Leopold
von Planta (amt. 1721–1740, Abb. 370), setzte auf
Prandtauer, der bis zu seinem Tod für das Stift Herzogen-
Abb. 325 Stift Herzogenburg, Osttrakt
Abb. 326 Thomas Mathiowitz, Propst Wilhelm Schmerling (amt.
1709–1721), Porträt, Öl auf Leinwand (Stift Herzogenburg, Saal)
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