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inso blattl | aktuelle dorfsplitter - bildung und kultur<br />
›Vor 50 Jahren legte der Taistner Comboni-<br />
Missionar Bruno Haspinger seine Profess ab.<br />
Er erzählt:<br />
50 Jahre im Orden ist freilich eine lange<br />
Zeit und da kommen ja noch mehr wie<br />
zwanzig dazu. Da gäbe es viele Geschichten.<br />
Alte Leute reden oft von der guten<br />
alten Zeit, aber „dieser guten alten Zeit“<br />
kann ich gar nicht soviel abgewinnen. In<br />
der Regel hat man viermal in der Woche<br />
Knödel gegessen, die mit Speck drinnen<br />
waren länglich, die „Fastenknödel“ rund,<br />
aber nach Speck haben sie alle gerochen.<br />
Man löffelte alle aus der Schüssel, jeder<br />
hatte eine Strasse vor sich und zum Schluss<br />
wurde der Löffel am Tischtuch abgeputzt.<br />
Gegen Wochenende war das Tuch steif<br />
wie ein Brett. Der Strohsack im Bett hat<br />
zwar anfangs auch gut gerochen, aber<br />
bald war er auch hart wie ein Brett und<br />
wehe, es war ein Bettnässer dabei, der hat<br />
dann sc<strong>hon</strong> etwas mitgemacht mit dem<br />
Strohsack. Den ganzen Herbst musste<br />
man hinter den Rindviechern her sein,<br />
barfuß natürlich, was im Oktober ganz<br />
schön kalt war. Da war man dann froh,<br />
wenn man die Füße in einem frischen<br />
Kuhdreck aufwärmen konnte. Sind wir<br />
den ganzen Tag mit den Kühen im Wald<br />
gewesen, hatten wir ein hartes Breatl<br />
dabei, das wir im kalten Bachwasser<br />
aufweichten – und es schmeckte erst<br />
noch gut. Manchmal haben wir freilich<br />
daheim oder beim Nachbar ein paar Eier<br />
geklaut, die wir dann in einem Pfännchen<br />
„gebachen“ haben. Na ja, alles in allem<br />
gab es sc<strong>hon</strong> auch sehr schöne Dinge,<br />
aber wenn man ins Erzählen kommt, dann<br />
kommen halt zuerst die Sachen dran, die<br />
am meisten hängen geblieben sind. So<br />
war es ja auch, wenn es geheißen hat:<br />
„Seid ihr wieder hinter den Vogelnestern<br />
hergewesen, geben die Kühe rote Milch!“<br />
– und wir haben das mit der roten Milch<br />
auch noch geglaubt!<br />
Nun zur Comboni-Gemeinschaft. In<br />
jener Zeit waren im Sommer immer drei<br />
bärtige Brüder auf Urlaub: Hans Oberstaller,<br />
Alois Hintner und gelgentlich Br.<br />
Gottfried Oberstaller (der Mahr-Friedl),<br />
der in Südafrika war. Die sind mir immer<br />
nachgeschlichen, aber nach Südafrika<br />
wollte ich auf keinen Fall.<br />
Der Josefs-Missionar Mazzagg war<br />
einige Zeit Kooperator in Taisten und<br />
1961: Comboni Missionare mit Bruder Bruno (rechts)<br />
als er einmal von Uganda auf Urlaub kam, hat er einen flammenden Lichtbildervortrag<br />
gehalten. Zum guten Schluss hat die Wurzer Flora für ihn an der Türe den Hut<br />
aufgehalten für die Spenden. Mit 17 Jahren hatte man damals kein Geld und so habe<br />
ich glatt eine Notlüge gebraucht und ihr gesagt „ich habe sc<strong>hon</strong> gegeben“, aber im<br />
Herzen habe ich mir gedacht, da gehe ich selber hin.<br />
Am 1. Mai 1961 kam es zur ersten Profess, die also 50 Jahre gehalten hat. Manchmal<br />
denke ich, uns, die wir 50 Jahre durchgehalten haben, sei es im Kloster, sei es in der<br />
Ehe, sollte man in einem Glaskasten für die Nachwelt aufheben. So und jetzt mache<br />
ich Schluss, ich muss morgen nach Peru abfliegen. Wenn Ihr wieder einmal ein inso<br />
blattl macht, könnt Ihr mich gerne erinnern, dann mache ich eine Fortsetzung.<br />
›Waltraud Brugger<br />
Bruder Bruno (links) mit seinen Geschwistern