das Stadtgespraech Ausgabe Maerz 2020

Satire
C
Champagner-Laune mit
der neuen Bürgerhalle
Es braucht in Rheda-Wiedenbrück keinen Moët & Chandon oder Ruinart:
So manch einer gerät allein schon beim Blick auf die Fassade der
neuen Bürgerhalle in Champagner-Laune. Denn die Planer hatten uns
ja bei der Vorstellung des schönsten Bauprojekts dieser Tage in der
Emsstadt champagner-goldene Fassaden versprochen. Doch was man
sieht ist exklusiv für die Doppelstadt ein elegantes Champagner-Grau.
Das Tolle: Diese weltweit einzigartige Champagner-Farbe überrascht
mit einem Wechselspiel ihrer Erscheinungen: Mal dämmert sie
im dunklen November-Grau, dann vom Sonnenschein berührt erstrahlt
sie in dem allerelegantesten Hellgrau. Manch einer scheint in solchen
Momenten gar das von den Planern angekündigte Champagner-Gold
zu erspähen. Man muss nur an der richtigen Stelle stehen, um die Magie
dieser schimmernden Erscheinung im Einklang mit den Planern zu
sehen, hört man kluge Ratschläge beim Kopf-Verdrehn.
1Ob hell oder dunkel – die Veranstaltungshalle lockt in Grau
Die Planer schwärmten unisono bei der Vorstellung des Bürgerhallen-Projekts
von einem eleganten, renommierten Champagner-Gold.
Alle, die davon erfuhren, haben nur allzu gerne diesen verheißungsvollen
Worten geglaubt. Dabei war diese wohl von überschwänglicher
Euphorie getragene Ankündigung doch gar nicht notwendig. Denn mal
ganz ehrlich: Die Bürgerhalle ist auch ohne Champagner-Gold ganz in
Grau so richtig schön.
Ohnehin steht das satte Grau der Bürgerhalle auch schon quasi
aus Prinzip ganz toll. Denn diese Farbe können wir in Rheda-Wiedenbrück
sowieso am besten – beispielsweise war das Rathaus schon immer
grau; die Gesamtschule wurde jetzt grau und der Flora-Pavillon
graut nur so vor sich hin.
Und wem die champagner-graue Bürgerhalle nun absolut nicht
gefällt, der weiß sich als gestandener Ur-Rheda-Wiedenbrücker bestimmt
zu helfen: Er reißt die grauen Platten von der Fassade nach
erprobter Manier einfach ab und hängt dafür die versprochenen Champagner-goldenen
an. Auch das schaffen wir Emsstädter doch – ist ja
nur ein Klacks!
Raimund Kemper
18 Das Stadtgespräch