UNTERWEGS MIT BRUNO GERBER Einmal Töfflischrauber, ein Leben lang Schrauber Mofas prägen kaum einen so sehr wie den Emmentaler Bruno Gerber. Was mit Basteln begann, ist zu einer Leidenschaft geworden. Heute haucht er den Zweitaktern, die ab 1970 einen wahren Boom erlebten, neues Leben ein und veredelt sie. TEXT UND FOTO FELIX MAURHOFER Bruno Gerber ist ein Schrauber, wie er im Buche steht. Am liebsten legt er an den Töfflis Hand an. In seiner Töffli & Velo Bude in Zollbrück warten einige Puch-, Cilo- oder Sachs-Mofas auf ein neues Leben, das ihnen der Experte mit Leidenschaft einhaucht. Stolz führt er zu den Klängen einer Hardrockband ein aufgemotztes Puch Maxi S in edlem Chopperstil vor. Ein wahres Prunkstück mit viel Chrom, einem Harley-Lenker und Umbau auf Riemenantrieb. Leider hat das Meisterwerk keine Strassenzulassung und dient Gerber in erster Linie als Schaubike und Magnet für Töfflifans. Probe gefahren habe er es auf dem Parkplatz vor seiner Werkstatt aber schon, meint er mit verschmitztem Lächeln. Früh übt sich Seine Karriere als Töfflimechaniker begann der 48-jährige Familienvater im zarten Alter von zwölf Jahren. Damals habe er stundenlang an seinem DKW-Mofa geschraubt und erste Erfahrungen im Tuning gemacht. Allerdings hatte er mit Frisieren keinen Erfolg. Da er noch nicht auf die Strasse durfte, testete er die Fahreigenschaften seines Werks auf Privatstrassen aus. Dann, mit 14 und der heiss begehrten Mofaprüfung in der Tasche, kitzelte er aus seinem Zündapp so viel raus, wie nur ging. «Ich gehörte zu einer Töffliclique, wir waren ziemlich einfallsreich», so der Emmentaler. Einmal habe er einen Tankdeckel verloren und kurzerhand als Ersatz ein Holzstück zurechtgeschnitzt. «Da wir kein Geld hatten, um in Italien die 400 Franken teuren Rennsätze zu kaufen, improvisierten wir geschickt», so Gerber. Mit der Zeit kannte er alle Kniffe und holte mit Rückenwind und Heimweh gut und gerne bis zu 70 Sachen aus seinem «Hödi» raus. Eigentlich waren mit den 50-Kubikzentimeter-Motörchen nur 30 km/h erlaubt. Als er einmal innerorts 10 km/h zu schnell fuhr, wurde er geblitzt, und die Polizei konfiszierte die frisierten Motorenteile. Zusätzlich musste er in der Küche eines Altersheims Busse tun. Da er gerne koche, sei das für ihn keine Strafe gewesen. Im Sommer standen dann Töfflitouren ins Seeland an. Bruno Gerbers Sehnsuchtsdestination wäre eigentlich das Tessin gewesen, doch dafür habe das Geld nicht gereicht. Er war in der Lehre als An lagen- und Apparatebauer und erhielt nicht gerade einen üppigen Lohn. Mit 18 Jahren kaufte Gerber sein erstes 125er-Motorrad, und ab dann war es vorerst mit der Töffliromantik vorbei. Gerber arbeitete zuletzt 18 Jahre lang bei der Biscuitfabrik Kambly als Unterhaltsmechaniker. Daneben hatte er immer irgendwo eine kleine Bude, wo er am Feierabend Autos aufbereitete oder Reifenservice anbot. Töfflis im Trend Ans Töfflitunen machte er sich erst wieder, als sein Sohn Thomas 14 Jahre alt wurde und einen Zweitakter begehrte. Kurzerhand bereitete er ein Supermaxi LG1 auf. Das Fieber begann wieder zu glühen, danach überhäuften sich die Aufträge. 2017 machte sich der leidenschaftliche Biker selbstständig und hat seither gegen 60 Mofas restauriert. Dazu benötige er drei bis vier Wochen. Das habe auch wegen des ausgetrockneten Ersatzteilemarkts seinen Preis: Die Aufbereitung inklusive Motorrevision koste bis zu 5000 Franken. «Ja, die Töfflis sind, seit Red Bull das Alpenbrevet austrägt und SRF die Sendung ‹Töfflibuebe› ausgestrahlt hat, eine begehrte Ware», sagt Gerber. Am gefragtesten seien die Modelle Puch Sport, Velux und Maxi. Er setzte aber auch auf die Zukunft und verkauft E-Bikes. ◆ «Mit Rückenwind und Heimweh holte ich schon 70 km/h aus dem Töffli raus.» Bruno Gerber, Inhaber Töffli & Velobude, Zollbrück Aus einem Puch Maxi S hat Bruno Gerber einen Edelchopper gemacht 72 touring | März <strong>2021</strong>
März <strong>2021</strong> | touring 73