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Fjord und Schlei maritim 01/2021

71. Ausgabe | 01/2021

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Historisches aus dem

Stadtarchiv Kappeln

Kein Winter wie jeder andere

Text und

Fotos:

Peter Wengel/

Stadtarchiv

Kappeln

Am 19. Februar 1929 waren Ostsee und Schlei mit einer meterdicken Eisschicht bedeckt, so dass bis nach Dänemark und Schweden

eine Schlitten- und Wagenreise unternommen werden konnte.

Die Chronisten bezeichneten den Winter

als den ungewöhnlichsten des Jahrhunderts.

Vor der Küste hatte sich eine

Eisbarriere von 15 bis 20 Metern Höhe

gebildet. Viele Kappelner Bürger wie

Friedrich Siemen, Heinrich Kock und

Paul Brix, sind mit einem Pferdeschlitten

auf der Schlei nach Schleimünde gefahren,

bei einem Zwischenstopp im Rabelsunder

Gasthaus haben sie sich dort mit

reichlich heißem Grog aufgewärmt.

Einige fuhren sogar bis Sonderburg.

Am 1. April berichtete der »Schlei Bote»

über eine Fahrt des ehemaligen Kanal-

Eisbrecher »Stadt Kappeln» über die

mühsame Fahrt durch das Eis von Kappeln

bis Schleimünde. Es dauerte Stunden,

bis nach reich lichem Groggenuss

das Schiff wieder in Kappeln anlegen

konnte.

den hatten morgens um sechs Uhr das

Schiff verlassen, um das Schleimünder

Leuchtfeuer als Richtlinie benutzen zu

können, da vom Schiff kein Land zu sehen

war.

Sie liefen Stunde um Stunde, mussten

zeitweise durch meterhohes Schneetreiben,

Eisberge überklettern und offene

Eine Eisbarriere bis zu 20 Metern lag vor

der Küste.

Wasserlöcher umgehen. Ein Matrose

hatte das Unglück, in ein von Schnee bedecktes

Wasserloch zu geraten. Er versank

bis zur Hüfte im Wasser.

Sein Begleiter brachte ihn auf den dänischen

Dampfer »Rita» aus Kopenhagen,

der in der Nähe eingefroren war.

Dieses Schiff war mit einer Ladung Eier

aus Kopenhagen unterwegs. Sämtliche

Eier auf der »Rita» sind erfroren.

Lebensmittelversorgung per Flugzeug

Der »Schlei Bote» berichtete, dass die

festsitzenden Dampfer durch Flugzeuge

mit Lebensmittel versorgt wurden, die in

50-Pfund-Säcken auf das Eis abgeworfen

wurden. In den Tagen zuvor wurde

schon von großen Schneemassen berichtet.

Die Kreisbahn nach Eckernförde

und Flensburg wurde stillgelegt.

Am 17. Februar stoppte der gesamte

Autoverkehr. Die Ärzte waren dem Zeitungsbericht

zufolge gezwungen, ihre

Patienten im Schlitten aufzusuchen. Die

Triebwagen der Kreisbahn nach Schleswig

blieben im Schnee stecken.

Am 12. Februar hieß es auf Seite eins

des »Schlei Boten»: »Noch keine Abnahme

der Kälte zu erwarten»

Der Winter 1929 hatte schon Anfang

Februar viele Schiffe auf der Ostsee in

Eisnot gebracht, so dass das Linienschiff

»Schleswig-Holstein» auf Befehl der Marineleitung

ausgelaufen war, um den im

Eis festsitzenden Schiffen Hilfe zu bringen.

Soweit das Wetter im »Schlei Bote» von

1929, der über einen Winter berichtete,

mit dem sich unsere heutigen Winter

nicht vergleichen lassen.

Zu Fuß durch die Kälte

Zwei Mann der Besatzung des Dampfers

»Ceres» aus Bremen, welcher 14 Seemeilen

vor Schleimünde im Eis festlag,

kamen am 21. Februar abends nach einer

zehnstündigen Wanderung in Maasholm

an.

Total erschöpft, bekamen die Seeleute

Stärkung in Hoffmanns Gasthof. Die bei-

Mit dem Pferdeschlitten von Kappeln nach Schleimünde – eine ungewöhnliche Tour.

Fotos: Stadtarchiv Kappeln

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www.teg-nord.de

Textinfos und Fotos:

Peter Wengel

www.mein-bauland.de

Stadtarchiv Kappeln

Seite 20 - Fjord & Schlei maritim 01/21

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