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Historisches aus dem
Stadtarchiv Kappeln
Kein Winter wie jeder andere
Text und
Fotos:
Peter Wengel/
Stadtarchiv
Kappeln
Am 19. Februar 1929 waren Ostsee und Schlei mit einer meterdicken Eisschicht bedeckt, so dass bis nach Dänemark und Schweden
eine Schlitten- und Wagenreise unternommen werden konnte.
Die Chronisten bezeichneten den Winter
als den ungewöhnlichsten des Jahrhunderts.
Vor der Küste hatte sich eine
Eisbarriere von 15 bis 20 Metern Höhe
gebildet. Viele Kappelner Bürger wie
Friedrich Siemen, Heinrich Kock und
Paul Brix, sind mit einem Pferdeschlitten
auf der Schlei nach Schleimünde gefahren,
bei einem Zwischenstopp im Rabelsunder
Gasthaus haben sie sich dort mit
reichlich heißem Grog aufgewärmt.
Einige fuhren sogar bis Sonderburg.
Am 1. April berichtete der »Schlei Bote»
über eine Fahrt des ehemaligen Kanal-
Eisbrecher »Stadt Kappeln» über die
mühsame Fahrt durch das Eis von Kappeln
bis Schleimünde. Es dauerte Stunden,
bis nach reich lichem Groggenuss
das Schiff wieder in Kappeln anlegen
konnte.
den hatten morgens um sechs Uhr das
Schiff verlassen, um das Schleimünder
Leuchtfeuer als Richtlinie benutzen zu
können, da vom Schiff kein Land zu sehen
war.
Sie liefen Stunde um Stunde, mussten
zeitweise durch meterhohes Schneetreiben,
Eisberge überklettern und offene
Eine Eisbarriere bis zu 20 Metern lag vor
der Küste.
Wasserlöcher umgehen. Ein Matrose
hatte das Unglück, in ein von Schnee bedecktes
Wasserloch zu geraten. Er versank
bis zur Hüfte im Wasser.
Sein Begleiter brachte ihn auf den dänischen
Dampfer »Rita» aus Kopenhagen,
der in der Nähe eingefroren war.
Dieses Schiff war mit einer Ladung Eier
aus Kopenhagen unterwegs. Sämtliche
Eier auf der »Rita» sind erfroren.
Lebensmittelversorgung per Flugzeug
Der »Schlei Bote» berichtete, dass die
festsitzenden Dampfer durch Flugzeuge
mit Lebensmittel versorgt wurden, die in
50-Pfund-Säcken auf das Eis abgeworfen
wurden. In den Tagen zuvor wurde
schon von großen Schneemassen berichtet.
Die Kreisbahn nach Eckernförde
und Flensburg wurde stillgelegt.
Am 17. Februar stoppte der gesamte
Autoverkehr. Die Ärzte waren dem Zeitungsbericht
zufolge gezwungen, ihre
Patienten im Schlitten aufzusuchen. Die
Triebwagen der Kreisbahn nach Schleswig
blieben im Schnee stecken.
Am 12. Februar hieß es auf Seite eins
des »Schlei Boten»: »Noch keine Abnahme
der Kälte zu erwarten»
Der Winter 1929 hatte schon Anfang
Februar viele Schiffe auf der Ostsee in
Eisnot gebracht, so dass das Linienschiff
»Schleswig-Holstein» auf Befehl der Marineleitung
ausgelaufen war, um den im
Eis festsitzenden Schiffen Hilfe zu bringen.
Soweit das Wetter im »Schlei Bote» von
1929, der über einen Winter berichtete,
mit dem sich unsere heutigen Winter
nicht vergleichen lassen.
Zu Fuß durch die Kälte
Zwei Mann der Besatzung des Dampfers
»Ceres» aus Bremen, welcher 14 Seemeilen
vor Schleimünde im Eis festlag,
kamen am 21. Februar abends nach einer
zehnstündigen Wanderung in Maasholm
an.
Total erschöpft, bekamen die Seeleute
Stärkung in Hoffmanns Gasthof. Die bei-
Mit dem Pferdeschlitten von Kappeln nach Schleimünde – eine ungewöhnliche Tour.
Fotos: Stadtarchiv Kappeln
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Textinfos und Fotos:
Peter Wengel
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Stadtarchiv Kappeln
Seite 20 - Fjord & Schlei maritim 01/21