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Fjord und Schlei maritim 01/2021

71. Ausgabe | 01/2021

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Ein Winterabenteuer

der ganz besonderen Art

Überführungsfahrt von Cork (IR) nach Schleswig vom 27.Dezember 2020 bis zum 9. Januar

2021: Ein Segelerlebnis der besonderen Art erwartete die abenteuerlustige Crew aus Flensburg.

Zu einer Jahreszeit, zu der Yachten zumeist im Winterlager stehen und die meisten Segler

es sich im Haus gemütlich machen, machte sich die Crew auf den Weg, um die 41er Salon

Yacht »Athene« von Cork nach Schleswig zu überführen. Lesen Sie hier den Törnbericht vom

Crewmitglied Birgit Krohn.

Geschichten über die irische See, die

mir ordentlich Ehrfurcht abforderten,

hatte ich bereits viele gehört: Geschichten

von unberechenbaren Gewässern,

von Monsterwellen und extremen Meeresströmungen.

Cork, unser Ausgangshafen,

liegt unweit des Fastnet Rock im

Süden Irlands. Erinnerungen an die Fastnet-Tragödie

in der Keltischen See von

1979 werden wach. 19 Segler kamen

dabei ums Leben.

Yachtüberführung in

stürmischer Jahreszeit

Die Keltische See im Winter zu segeln,

zollte der gesamten Mannschaft gehörigen

Respekt ein und etwas mulmig

wurde mir doch bei den Gedanken, was

vor uns lag. Gut das Carsten Krohn das

Revier gut kennt. 2019 segelte er mit Tillmann

Frank und seinem Boot, eine Albin

Status, die Fastnet-Regatta. Nun, wir hatten

uns entschieden, die Athene, eine

41 Fuß Yacht, über den Jahreswechsel

von Cork (Irland) nach Deutschland zu

überführen.

Es blieben vier Wochen um die Vorbereitungen

zu treffen: etwas Technik war

zu beschaffen, Packlisten mussten angefertigt

werden, die Ausrüstung sollte gecheckt

werden, die Verpflegung für 14

Tage war zu besprechen, Pass und Führerscheine

durften nicht vergessen werden;

wie schnell passiert genau das. In

unserer Routenplanung war kein Stopp

vorgesehen und die Corona-Beschränkungen

ließen dies auch nicht zu. Umso

wichtiger war es, die Listen mehrfach

durchzugehen. In der keltischen See erwartete

uns zur Jahreswende winterlichstürmisches

Wetter. Wir sollten nicht

enttäuscht werden.

Für mich war die keltische See Neuland

und gesehen habe ich sie das erste

Mal beim Landeanflug auf Dublin. Das

dies im Nachhinein bereits der beängstigendste

Teil der Reise werden sollte,

war mir natürlich noch nicht klar.

Orkanböen aus dem Sturmtief Bella

machten unsere Landung in Dublin ungemütlich,

das Flugzeug musste durchstarten

und die Angst zeichnete sich in

den Gesichtern der Flugpassgiere ab.

Ein Mitsegler sagte trocken: »Na, das

fängt ja schon mal gut an mit dem Seegang».

Die Formalitäten zur Übernahme des

Bootes waren gut vorbereitet. Nach

zwei Stunden war dies erledigt und wir

konnten uns um die Yacht kümmern.

Sturmtief Bella hatte die Küste Irlands

noch fest im Griff. Die Zeit, die wir auf

annehmbares Segelwetter warteten,

nutzten wir, die Athene technisch zu

überprüfen: Riggcheck, Motorwartung,

Segelkontrolle, Austausch poröser Teile.

Wir checkten die Yacht auf Herz und

Nieren, verstauten Segelzeug und Proviant

in den Kabinen und Backskisten. Ein

erster Wach- und Aufgabenplan für den

Törn wurde besprochen. Die Hochsee-

Segelroutine unseres Skippers war eine

wertvolle Basis, um die Mannschaft auf

den Törn einzustellen.

Mit dem Wetterprogramm Expedition

machten wir unsere Routenplanung und

banden die zu erwartenden Windvorhersagen

in die Planung ein.

Erster Segeltag

Am zweiten Tag im Hafen von Cork wurde

die Wettervorhersage besser, alle

brannten darauf, die Leinen los zu machen.

Die Ausläufer des Sturmtiefs Bella

brachten Wind von achtern, also beste

Voraussetzung für einen flotten Start.

Die vorhergesagte Windstärke von 7 Bft

war wohl etwas zu optimistisch. Kaum

Birgit Krohn in ihrem Element.

Foto: Carsten Krohn

waren wir aus dem Windschatten der

Landmassen, stieg die Windgeschwindigkeit

in Böen eher auf 9 Bft. Doch die

Entscheidung stand, zurück hätte hartes

Kreuzen bedeutet, also Augen zu und

durch.

Wir hatten uns auf ein dreistündiges

Wachsystem geeinigt. Jeder ging drei

Stunden Wache und hatte anschließend

sechs Stunden wachfrei. Doch schnell

wurde klar: Nach einer Stunde steuern

bei Seegang mit etwa sechs Meter hohen

Wellen waren die Kräfte am Ende.

Wir mussten den Wachplan umstellen.

Bei diesen Bedingungen war es nicht

möglich, alleine im Cockpit zu sein. Die

Wachen wurden umgestellt auf zwei

Personen für vier Stunden Wache. Der

Wechsel am Ruder sollte im Stundenrhythmus

stattfinden, darauf folgten vier

Stunden wachfrei.

Noch in der Nacht beruhigte sich das

Wetter, so dass wir unseren ursprünglichen

Wachplan wieder aktivieren konn-

Die Klappbrücke in Lindaunis.

Foto: Birgit Krohn

Der Yachthafen »Den Helder» in Holland.

Foto: Birgit Krohn

Crewmitglied Fabian Pohlmann mit der

kaputten Heizung. Foto: Birgit Krohn

Die Athene im Nord-Ostsee-Kanal.

Foto: Heiko Grüterich

Seite 4 - Fjord & Schlei maritim 01/21

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