26 | Lukullisches | Spargel »Spargelteller«, Mischtechnik auf Papier, Karin Welponer, veröff. im Playboy 1975 Genuss-Guide für die Spargelzeit Vom Wildkraut zum Luxusgemüse Foto Europ. Spargelmuseum Schrobenhausen
Spargel | Lukullisches | 27 „Bis Johanni nicht vergessen, sieben Wochen Spargel essen”, sagt der Volksmund. Und in der Tat gilt es, die kurze deutsche Spargelsaison ausgiebig zu nutzen. Je nach Witterung gibt es bei uns heimischen Spargel etwa ab <strong>April</strong>. Fest steht jedoch das Ende der Saison: Spätestens am 24. Juni, dem Johannistag, ist Schluss mit der Ernte. Danach darf sich die Pflanze fürs nächste Jahr erholen. Noch mehr Wissenswertes zum Thema Spargel erfahren Sie hier. Spargel – schon beim Aussprechen des Wortes läuft Gourmets das Wasser im Mund zusammen. „Die ganze Welt ist wie verhext. Veronika, der Spargel wächst”, heißt es im Schlager der Comedian Harmonists. Und tatsächlich geraten Genießer sofort in Verzückung, wenn mit dem Lenz der erste heimische Spargel auf den Märkten Einzug hält. Heute ist er für die meisten Menschen erschwinglich, was aber nicht immer so war. Die Wiege des Spargels stand wahrscheinlich in Vorderasien, wo er als Wildpflanze verzehrt wurde. Die Griechen verehrten ihn als Heilkraut und sogar als heiliges Gewächs, das sie der Liebesgöttin Aphrodite weihten. Zur Kulturpflanze machten ihn die genussfreudigen und bekanntlich gut organisierten Römer. Sie perfektionierten den Anbau und brachten den Spargel im Zuge ihrer Eroberungen auch auf die Nordseite der Alpen. Mit dem Niedergang des römischen Reiches geriet der Kulturspargel jedoch wieder in Vergessenheit. Einzig als Heilpflanze behielt er seine Bedeutung. Am Ende des Mittelalters erlebte er seine Renaissance als Nahrungsmittel und eroberte die Königs- und Adelshäuser. Mit der beginnenden Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Spargelanbau professionalisiert. In diese Zeit fällt auch die „Entdeckung” des Bleichspargels. Lange Zeit blieb er jedoch ein Luxusgemüse – auch, weil er mit seinen wenigen Kalorien das gemeine Volk nicht sättigen konnte. Apropos Kalorien: Es gibt wirklich kaum ein Nahrungsmittel, dass so wenig davon hat. Dafür besteht der Spargel zu über 90 % aus Wasser und kann mit vielen Mineralstoffen und Vitaminen aufwarten. Von letzteren hat übrigens die grüne Variante wegen ihres Chlorophylls mehr zu bieten. Grün oder Weiß – eine Frage des Anbaus Spargel gehört zur Familie der Liliengewächse. Rund 300 Arten gibt es weltweit. Die in Europa gängigste Sorte heißt Asparagus officinalis L. Das, was wir gemeinhin als Spargel bezeichnen, sind die Sprosse der mehrjährigen Staude. Anders als man vermuten könnte, sind grüner und weißer Spargel keine verschiedenen Sorten, sondern eher verschiedene Typen. Die Unterschiede entstehen einzig und allein durch den Anbau. Der weiße Spargel verdankt seine vornehme Blässe der Tatsache, dass die Sprosse unter der Erde wachsen. Aufgeschichtete Erdwälle sorgen dafür, dass sie bis zur Ernte vor Tageslicht – und damit vor der Chlorophyllsynthese – geschützt bleiben. Die wichtigste Voraussetzung ist der richtige Boden. Am liebsten mag die Spargelpflanze leichte, sandige Böden, wie sie zum Beispiel rund um Schrobenhausen zu finden sind. Damit die Sonne die Sprosse zum Treiben anregen kann, bevorzugen die Spargelbauern nach Süden ausgerichtete vollsonnige Freiflächen. Im Anbau erweist sich die Pflanze als anspruchsvoll. Erst im dritten Jahr nach der Pflanzung kann der Spargel zum ersten Mal gestochen werden. Acht bis zehn Jahre bleibt ein Feld dann ertragreich, danach sinkt die Ausbeute erheblich. Noch immer Handarbeit Auch in Zeiten der Mechanisierung bleibt die Bleichspargelernte Handarbeit. Denn keine Maschine kann das menschliche Auge und Fingerspitzengefühl ersetzen. Die Spargelstecher suchen die Erdwälle nach feinen Rissen ab – ein Zeichen dafür, dass bald ein Spross herausbrechen will. Behutsam legen sie die Triebe von Hand frei und schneiden die Stange in ca. 25 cm Tiefe mit einem besonderen Messer ab. Das entstandene Loch wird sofort wieder zugeschüttet und mit einer Kelle glattgestrichen, um bald durchstechende Nachbarstangen wieder erkennen zu können. Insgesamt muss die Ernte sehr schnell gehen. Denn ist der Spross einmal durch die Erde gestoßen, verfärbt er sich rasch. Lange Zeit galt der weiße Spargel bei uns als Nonplusultra. Doch in den letzten Jahren kommt auch der grüne Bruder vermehrt auf unsere Teller. Seine Sprosse wachsen oberirdisch der Sonne entgegen und werden abgeschnitten, sobald sie eine Länge von ca. 25 cm haben. Aus den Mittelmeerländern gelangt vereinzelt auch violetter Spargel zu uns. Er hat wegen des Farbstoffs Anthozyan eine etwas bitterere Note. Auch Wildspargel findet man immer häufiger im gut sortierten Gemüsehandel. Neben wild wachsendem Kulturspargel werden unter dieser Bezeichnung aber auch andere Pflanzen zusammengefasst. Quelle Hagen Grote