Landshuter Mama Ausgabe 26
Familienmagazin, Familien, Kinder, Eltern, Familienleben, Erziehen, Fördern, Schule, Freizeit, Selbstgemacht, Basteln, Outdoor, Urlaub, Produkt-Tipps, Gesundheit, Kurse, Treffpunkte, Termine, Bayern, Niederbayern, Landshut, Geburt, Lernen, Gesund ernähren, Umweltschutz, Hausmittel, Gesundheit, Wohnen, Einrichten, Do-it-Yourself, Selbstgemacht, Batik, Trennung, Outdoor-Kochen, Grillen, Camping, Radtouren, Mediennutzung
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Dr. Kerstin Kastl Mediatorin,<br />
Fachanwältin für Familienrecht in der<br />
<strong>Landshuter</strong> Kanzlei Dr. Kastl & Kollegen<br />
1. Wann ist, im Falle einer<br />
Trennung, der perfekte<br />
Zeitpunkt, um einen<br />
Anwalt aufzusuchen?<br />
Schon bevor man sich trennt. Denn<br />
mit einer Trennung sind oft Ängste und<br />
Sorgen verbunden, die oft diffus sind. Ein<br />
Anwalt klärt auf, was im Falle einer Trennung<br />
und Scheidung auf Sie zukommt<br />
und gibt auch Wege für strategisches<br />
Vorgehen für die Trennung mit auf den<br />
Weg.<br />
2. Wie kann eine sinnvolle<br />
Strategie exemplarisch<br />
aussehen?<br />
Strategien hängen vom jeweiligen Themenfeld<br />
ab (also Zugewinn, Umgang,<br />
Unterhalt). Im Bereich des Umgangs<br />
und der Kinder wäre oberstes Ziel der<br />
Konsens, die Kinder außen vor zu lassen.<br />
Also dass kein Elternteil den anderen<br />
schlecht macht, nicht die Anwaltsschriftsätze<br />
lesen lässt und kein Zerren am<br />
Kind stattfindet, auch nicht durch Beeinflussung<br />
und materielle Geschenke.<br />
Bezüglich des Zugewinns raten wir, dass<br />
jeder Ehegatte einen Überblick über die<br />
finanzielle Situation der Familie hat –<br />
also welche Konten und Vermögenswerte<br />
vorhanden sind und auch über Kontenbewegungen<br />
und Anlagen. Am bester<br />
zu jeder Zeit in der Ehe – auch wenn nur<br />
einer die Finanzen der Familie regelt.<br />
Wichtig ist, dass Schenkungen die<br />
jeder z. B. von Eltern oder Großeltern<br />
bekommt, dokumentiert und beweisbar<br />
aufgehoben werden.<br />
Ebenso raten wir, dass das Vermögen,<br />
dass am jeder Ehegatte am Tag der<br />
standesamtlichen Heirat (Kontoauszüge<br />
dieses Tages etc.). hat, dokumentiert<br />
wird, damit dies im Fall der Scheidung<br />
dargelegt werden kann. Anfangsvermögen<br />
ist nämlich für den Inhaber im<br />
Zugewinn günstig.<br />
3. Was sind die häufigsten<br />
Ängste von Mandanten? Und<br />
welche dieser Befürchtungen<br />
sind meist vollkommen<br />
unbegründet?<br />
Ängste sind, die Kinder zu verlieren, das<br />
Haus und die wirtschaftliche Absicherung.<br />
Häufig droht ein Partner, dass er<br />
dem anderen „die Kinder nehmen werde“.<br />
Das ist natürlich Quatsch; die Kinder<br />
haben ein Recht auf beide Elternteile<br />
und dürfen nicht instrumentalisiert werden.<br />
Und ein Partner kann, rechtlich,<br />
die Kinder dem anderen nicht nehmen.<br />
Allerdings muss man auch sagen, wenn<br />
ein Partner mit solchen Mitteln arbeitet<br />
– also aufhetzen, bestechen durch<br />
Geschenke und angenehmere Familienregeln<br />
– kann man auch anwaltlich<br />
schlecht gegensteuern. Die Kinder rauszuhalten<br />
sollte eine goldene Regel für<br />
die Eltern sein.<br />
4. Inwiefern hilft eine Mediation<br />
im Falle einer Scheidung?<br />
In einer Mediation bearbeiten die<br />
Ehepartner zusammen mit dem Mediator,<br />
von ihnen ausgewählte Punkten;<br />
sinnvollerweise sollten aber alle Scheidungsfolgen<br />
(Kindesunterhalt, Umgang,<br />
Mehrbedarf Kinder, Familienheim,<br />
Zugewinn, Schulden, Unterhalt für den<br />
Ehepartner, Hausrat, steuerliche Fragen<br />
etc.) abgearbeitet werden, so dass am<br />
Ende alle Folgen geregelt sind und nicht<br />
keine weitere (Streit-)punkte offen sind.<br />
Zu einer solchen Mediation sind juristische<br />
Kenntnisse nötig, so dass ein<br />
anwaltlicher Mediator sinnvoll ist.<br />
Ob die Mediation für das Paar geeignet<br />
ist muss man sehen: Manchmal<br />
brauchen die Ehepartner einen je einen<br />
Anwalt als konkreten Berater hinter sich,<br />
was aber nicht bedeutet, dass dann<br />
mehr gestritten wird. Gerade im Familienrecht<br />
arbeiten die Anwälte auf vernünftiger<br />
Basis zum Wohle der Familie<br />
zusammen.<br />
5. Geschieden, alleinerziehend,<br />
arm. Viele Frauen, egal aus<br />
welcher Bildungsschicht, sind<br />
von diesem Schicksal betroffen.<br />
Wie lässt sich diese<br />
Abwärtsspirale verhindern?<br />
Die Gefahr besteht vor allem dann,<br />
wenn Frauen wegen der Familienarbeit<br />
ihre Arbeit aufgegeben haben. Ich kann<br />
nur jeder Frau raten, in ihrem Beruf zu<br />
bleiben, auch wenn es nur in geringem<br />
Umfang ist. Das ist der beste Weg, um<br />
im Fall einer Trennung ein eigenes Standbein<br />
zu haben.<br />
6. Meist übernimmt ein Partner<br />
mehr an Betreuungszeit für<br />
die Kinder. Gibt es dafür einen<br />
finanziellen Ausgleich?<br />
Das ganze System der Scheidungsfolgen –<br />
also Versorgungsausgleich (= Teilung der<br />
Altersvorsorge), Zugewinn (= Teilung des<br />
Vermögens) und Unterhalt ist darauf ausgerichtet,<br />
diese Nachteile auszugleichen.<br />
Wer nicht oder weniger in die Arbeit<br />
geht, weil er die Kinder betreut, erwirtschaftet<br />
keine Altersvorsorge für sich,<br />
spart kein Vermögen an und hat kein,<br />
oder geringes, laufendes Einkommen.<br />
Genau aus diesem Grund gibt es diese<br />
Absicherungen. Oft wird versucht, demjenigen,<br />
der seine Ansprüche einfordert,<br />
vom anderen Ehepartner ein schlechtes<br />
Gewissen zu machen. Hierfür besteht<br />
kein Grund. Diese Ansprüche sind sein<br />
gutes Recht und für seine Versorgung<br />
dringend nötig.<br />
18 <strong>Landshuter</strong> <strong>Mama</strong> | ERZIEHEN UND FÖRDERN<br />
ERZIEHEN UND FÖRDERN | <strong>Landshuter</strong> <strong>Mama</strong> 19