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Leo Mai / Juni 2021

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MÜNCHEN<br />

04.<strong>2021</strong> І MAI • JUNI І HEFT 173<br />

VIP<br />

MARCELLA<br />

ROCKEFELLER<br />

im exklusiven Gespräch<br />

GESELLSCHAFT<br />

POLEN:<br />

Eine Community<br />

in Angst<br />

POLITIK<br />

GENDER BENDER:<br />

Diskriminierung<br />

im Cistem<br />

04<br />

4 193289 601900<br />

1,90€<br />

INTERVIEWS: TESSA GANSERER, MEAT GIRLS, JENDRIK, OWEN PALLETT, MARINA


Ihre Wohlfühl-Apotheke in München<br />

Schwerpunkt HIV<br />

• Seit über 10 Jahren geben wir unser Bestes für die Beratung und<br />

pharmazeutische Versorgung von HIV-Patienten. Wir haben Ihre<br />

HIV-Medikamente auf Lager!<br />

• Wir haben den „1. Preis für Gesundheitsvorsorge in der Apotheke<br />

bei Beratung von HIV-Patienten“ vom WIPIG (Wissenschaftliches Institut für<br />

Prävention im Gesundheitswesen der Bayerischen Landesapothekerkammer, www.wipig.de)<br />

im November 2011 verliehen bekommen.<br />

• Wir sind Mitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV- und<br />

Hepatitis-kompetenter Apotheken e.V. (DAHKA)<br />

Wittelsbacher Apotheke<br />

Lindwurmstr. 97, 80337 München, Tel. 089-53 78 44<br />

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 8.00 bis 20.00 Uhr<br />

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INTRO 3<br />

Inhalt<br />

epaper.männer.media<br />

Alle Magazine online!<br />

SZENE<br />

MÜNCHEN - MEAT GIRLS<br />

GESELLSCHAFT - POLEN<br />

4 München<br />

10 Kultur<br />

20 Style<br />

22 Stadtplan<br />

24 Politik<br />

LEBEN<br />

Design<br />

Gesellschaft<br />

Gesundheit<br />

Film<br />

Musik<br />

Kunst<br />

Buch<br />

Servus,<br />

Kostenlos<br />

der Sommer kann kommen! Der hoffentlich letzte<br />

Lockdown geht vorbei, die Impfkampagne nimmt<br />

Fahrt auf und Reisen werden wieder möglich. Auch<br />

die Community blickt nach vorne auf einen neuen<br />

Sommertraum. Es heißt, die Gewohnheit macht<br />

den Genuss schal und die Entbehrung unerträglich.<br />

Manches, was uns selbstverständlich erschien,<br />

können wir neu entdecken und genießen. Viele<br />

Locations brauchen nun unsere Unterstützung,<br />

indem wir sie fleißig besuchen.<br />

Aber auch Neues bringt bekanntlich jede Krise<br />

und so steuert die Bundesrepublik auf eine neue<br />

Ära zu: Der Wahlkampf begann schon mit dem<br />

Reizwort Identitätspolitk, plötzlich muss trans* und<br />

queer sich wieder gegen das vorgeblich Normale<br />

behaupten.<br />

Möglicherweise erübrigen sich aber auch Kämpfe<br />

der Vergangenheit und man stellt fest, dass wir alle<br />

in einem Boot sitzen und uns mehr verbindet als<br />

trennt.<br />

Deine LEO und männer* Redaktion<br />

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!<br />

POLITIK - GENDER BENDER<br />

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IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Christian Knuth (ck)<br />

Content Management München:<br />

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Bernd Müller (bm), T: 0173 744 58 38,<br />

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Mitarbeiter:<br />

Patrick Heidmann, Leander Milbrecht (lm),<br />

Felix Müller (fm), Christian K.L. Fischer,<br />

Steffen Rüth, Dagmar Leischow,<br />

Felix Just (fj), Michael Rädel (rä),<br />

Victoria Forkel (vf)<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Grafik: Susan Kühner, Janis Cimbulis<br />

Cover: Cover: Marcella Rockefeller, Foto:<br />

Mirko Plengemeyer, Styling: Laila Licious<br />

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Hendrik Techel, Christian Fischer (cf)<br />

Vertrieb: blanda promotions, Eigenvertrieb<br />

Druck: PerCom, Vertriebsgesellschaft<br />

mbH, Am Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld<br />

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(gültig seit 1. Januar 2020). Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />

einer Person ist kein Hinweis auf deren<br />

sexuelle Identität. Wir freuen uns über<br />

eingesandte Beiträge, behalten uns aber<br />

eine Veröffentlichung oder Kürzung vor.<br />

Für eingesandte Manuskripte und Fotos<br />

wird nicht gehaftet. Der Nachdruck<br />

von Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen<br />

ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlags möglich. Für den Inhalt<br />

der Anzeigen sind die Inserenten<br />

verantwortlich. Bei Gewinnspielen ist<br />

der Rechtsweg ausgeschlossen. Der<br />

Gerichtsstand ist Berlin. Abonnement:<br />

Inlandspreis 30 Euro pro Jahr,<br />

Auslandspreis 50 Euro pro Jahr. Bei<br />

Lastschriften wird die Abogebühr am 3.<br />

Bankarbeitstag des laufenden Monats<br />

abgebucht.<br />

Die Anzeigenbelegunsgeinheit<br />

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blu/gab/leo unterliegt der<br />

IVW-Auflagenkontrolle


4 MÜNCHEN<br />

CSD-Shows auf den Bühnen der Kulturaktion<br />

„Sommer in der Stadt“. Außerdem will<br />

man mit einer Radl-Demo für Aufmerksamkeit<br />

im öffentlichen Raum sorgen. „Der<br />

CSD muss auch in Pandemiezeiten draußen<br />

auf der Straße stattfinden“, so dessen politischer<br />

Sprecher und Rosa-Liste-Stadtrat<br />

Thomas Niederbühl.<br />

AM BILDSCHIRM UND AUF DER STRASSE<br />

So wird der Münchner CSD<br />

Unter dem Motto „Proud. Human.<br />

Queer.“ findet vom 3. bis 11. Juli der<br />

Münchner CSD statt.<br />

Pandemiebedingt kann auch in diesem<br />

Jahr nicht so gefeiert werden, wie die<br />

Community das gewohnt ist, aber die<br />

Veranstalter wollen vieles möglich machen.<br />

Das Konzept sieht, wie schon 2020, eine<br />

Hybridveranstaltung vor, also eine Mischung<br />

aus virtuellen und realen Elementen. „Trotz<br />

Corona ist ein CSD möglich“, so Orga-Chef<br />

Alexander Kluge. „Unsere Aufgabe ist es, die<br />

passenden Formate zu finden.“ So soll es<br />

eine PrideWeek mit Podiumsdiskussionen,<br />

Workshops oder Ausstellungen ebenso<br />

geben wie die dezentrale Demo-Aktion<br />

in der Innenstadt und den Livestream<br />

im Internet, der im vergangenen Jahr<br />

mit seiner Mischung aus Musik, Talk und<br />

Dragshow den ganzen Tag durchgehend<br />

rund 1.200 Zuschauerinnen und Zuschauer<br />

verzeichnen konnte – ein enormer Erfolg.<br />

Doch das CSD-Team will heuer weitergehen<br />

als 2020: Es ist eine Kulturbühne mit<br />

Liveact im Gespräch sowie weitere verteilte<br />

FOTO: KORNELIJA RADE<br />

CROWDFUNDING-AKTION<br />

Weil der CSD auch im zweiten Corona-<br />

Jahr mit knappen Kassen rechnet (die<br />

wichtigsten Einnahmequellen Straßenfest<br />

und RathausClubbing entfallen), rufen<br />

die Macherinnen und Macher zu einer<br />

Crowdfunding-Aktion auf. Wer den CSD<br />

finanziell unterstützt, kann als Dankeschön<br />

beispielsweise Zugang zur Kulturbühne,<br />

limitierte T-Shirts oder Regenbogenflaggen<br />

erhalten. Ein Support-Shop mit<br />

Merchandising-Artikeln ist auf der Webseite<br />

des CSD online.<br />

ANMELDUNG ZUR PRIDEWEEK<br />

Anmeldungen für Veranstaltungen zur<br />

PrideWeek sind ab sofort möglich. Gruppen,<br />

Organisationen oder Vereine, die ein<br />

einminütiges Vorstellungsvideo für den<br />

Livestream beisteuern möchten, können<br />

dieses bereits uploaden, auch für die<br />

dezentrale Demo-Aktion kann man sich<br />

bereits anmelden.<br />

Alle Details zum Münchner CSD findet<br />

ihr im kommenden Heft, das Ende <strong>Juni</strong><br />

erscheint, Updates gibt’s jederzeit online<br />

auf www.leo-magazin.de und auf der Seite<br />

des CSD. *bm<br />

www.csdmuenchen.de<br />

CSD-NEWS<br />

diversity neuer Gesellschafter<br />

Jahrzehntelang haben vier Vereine die Geschicke<br />

des Münchner CSD bestimmt. Damit ist jetzt<br />

Schluss: Neben der Lesbenberatungsstelle LeTRa,<br />

dem Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum<br />

Sub, der Münchner Aids-Hilfe und der<br />

Wähler*inneninitiative Rosa Liste gehört künftig<br />

auch die queere Jugendorganisation diversity<br />

München zum Kreis der Gesellschafter. So wollen<br />

die bisherigen Veranstalter den Christopher<br />

Street Day für die Zukunft breiter aufstellen, ihn<br />

jünger, inklusiver und größer machen. Aber auch<br />

diversity möchte den CSD als Plattform nutzen:<br />

„Wir sind stolz und froh, dass wir, die das gesamte<br />

LGBTIAQ*-Spektrum der Münchner Jugend<br />

unter einem Dach vereinen, uns nun im größten<br />

gemeinsamen Zusammenschluss der Münchner<br />

Szenevereine einbringen können“, so Eva Huber,<br />

Vorständin von diversity. „Das war ein langer Weg<br />

und viel Koordination, zeigt aber auch, dass der<br />

CSD München bereit für neue Schritte ist.“ *bm<br />

FOTO: DIVERSITY MÜNCHEN


SELIGE MAIKÖNIGIN <strong>2021</strong><br />

KEIN KRÖNCHEN<br />

Nach 15 Jahren wird <strong>2021</strong> das erste Jahr sein, in dem keine <strong>Mai</strong>königin<br />

über die Geschicke des Glockenbachviertels wacht.<br />

2020 wurde die Weißwurstchristl trotz<br />

Corona mittels virtueller Abstimmung<br />

zur Pandemie-Königin gewählt, konnte<br />

ihr Amt aber kaum in der Praxis ausüben.<br />

Ein Schicksal, das die Organisatoren<br />

der Hoheit <strong>2021</strong> ersparen wollten: „Das<br />

wahre <strong>Mai</strong>königinnen-Feeling kommt<br />

nur auf der Straße, in den Kneipen,<br />

mit vielen Menschen und großem<br />

Getöse auf“, so Günter Kastner, der den<br />

Wettbewerb noch in seiner Funktion<br />

als Betreiber des Cafés Selig ins Leben<br />

gerufen hatte und ihn mit Sebastian<br />

Roos (Café Nil) veranstaltet. „Darauf<br />

wollen wir nicht noch mal verzichten<br />

– und wenn wir eben ein Jahr warten<br />

müssen!“ Nicht verzichten muss die<br />

Community allerdings auf Glanz und<br />

Glamour, Rausch und Rüschen – zumindest<br />

virtuell. Ab sofort ist eine Website<br />

freigeschaltet, auf der Titelaspirantinnen<br />

für 2022 ihre Bewerbungsvideos bereits<br />

hochgeladen haben. Ein Jahr lang<br />

präsentieren sie sich hier und machen<br />

den Fans Appetit auf das kommende<br />

Ereignis, das am 30. April 2022 wieder<br />

mit einem großen Straßenfest stattfinden<br />

soll. Nur ein schwacher Trost, aber<br />

vermutlich eine der schrägsten Websites<br />

der Münchner Szene! *bm<br />

www.cafenil.com/maikoenigin<br />

FOTO: IWAN VALENTIN<br />

NEUES ANGEBOT<br />

Chemsex-<br />

Sprechstunde<br />

MÜNCHEN 5<br />

Chemsex, also der Gebrauch von Drogen<br />

beim Sex, ist ein Phänomen, das gerade unter<br />

schwulen Männern beliebt ist. So spannend<br />

das für viele ist, so problematisch kann<br />

vor allem der dauernde Substanzkonsum<br />

sein: Abhängigkeiten, Überdosierungen,<br />

unsaubere Präparate, unerwünschte<br />

Nebenwirkungen. Über all das kann man jetzt<br />

auch telefonisch mit dem Psychologen und<br />

Chemsex-Experten Christopher Knoll (Foto)<br />

von der Münchner Aids-Hilfe sprechen. Er<br />

gibt außerdem Informationen<br />

zu gängigen Substanzen<br />

wie Chrystal Meth,<br />

GHB/GBL oder<br />

Mephedron, hat<br />

Tipps zum Umgang<br />

mit den Drogen<br />

oder dazu, wie man<br />

auch ohne sie ein<br />

erfülltes Sexleben<br />

haben kann. *bm<br />

FOTO: BERND MÜLLER<br />

Chemsex-Sprechstunde, jeden Donnerstag,<br />

16 – 18 Uhr, Tel. 089 54333-110<br />

www.muenchner-aidshilfe.de<br />

Mia hoidn zam!<br />

Dietmar Holzapfel<br />

und Josef Sattler,<br />

Deutsche Eiche.


6 MÜNCHEN<br />

KUNSTPROJEKT THERESIENWIESE<br />

Die größte Regenbogen-<br />

Flagge der Welt<br />

Die Fraktion Grüne/Rosa Liste des Bezirksausschuss<br />

Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) möchte die Flächen<br />

auf der Theresienwiese für ein riesiges Kunstprojekt nutzen.<br />

Auf bis zu 5000 Quadratmetern Asphalt soll dauerhaft eine<br />

überdimensionierte Regenbogenflagge markiert werden.<br />

GRAFIK: FRAKTION GRÜNE/ROSA LISTE<br />

„Die Sichtbarkeit von<br />

gesellschaftlicher Vielfalt<br />

hat während der Pandemie<br />

extrem gelitten", so erklärt<br />

Fraktionssprecherin Meike<br />

Thyssen. Aushängeschilder<br />

der LGBTIQ*-Community wie<br />

der CSD und das Hans-Sachs-<br />

Straßenfest seien bereits<br />

2020 ausgefallen und auch<br />

<strong>2021</strong> bedroht. „Für zivilgesellschaftliche<br />

Einrichtungen<br />

der Community war und ist<br />

das besonders schwierig.“<br />

Ihr Co-Sprecher Arne Brach,<br />

Initiator des Antrags, misst<br />

dem Projekt gar internationale<br />

Bedeutung bei: „In Europa gibt<br />

es queerfeindliche, politische<br />

Kräfte, die Lesben, Schwule,<br />

Bisexuelle, trans* und inter*<br />

Menschen in die Unsichtbarkeit<br />

drängen und entrechten.<br />

Gerade München, der<br />

Weltstadt mit Herz, stünde so<br />

ein Bekenntnis gut zu Gesicht,<br />

das weltweit Aufsehen erregen<br />

würde.“ Die Fraktion versteht<br />

die Aktion auch als Support für<br />

die Bewerbung Münchens um<br />

die Gay Games 2026. Andreas<br />

Klose, Queer-Beauftragter des<br />

Bezirksausschuss 2, würde<br />

sich über den Rückenwind<br />

freuen: „Viel klarer kann eine<br />

Stadt nicht zeigen, wie wichtig<br />

ihr Offenheit für buntes Leben<br />

ist.“ Und auch BA-Mitglied und<br />

Stadtrat Beppo Brem, der die<br />

Bewerbung Münchens um das<br />

Mega-Sport-Event mit initiiert<br />

hat, ist sich sicher, dass „eine<br />

Regenbogen- Flagge in diesem<br />

Ausmaß der Jury deutlich<br />

zeigt: München will die Gay<br />

Games 2026 unbedingt<br />

austragen!“ Zur Zeit steht die<br />

Genehmigung der Stadt noch<br />

aus, ebenso ist die Frage nach<br />

der Finanzierung des Projekts<br />

nicht geklärt. *bm<br />

STADT BEWILLIGT NEUE MITTEL<br />

Mehr Sichtbarkeit und Empowerment<br />

Die Landeshauptstadt wird der Münchner Regenbogen-Stiftung künftig 10.000<br />

Euro jährlich zur Verfügung stellen, um lesbische Sichtbarkeit zu stärken und mehr<br />

Empowerment von trans*, inter*, non-binären und queeren Menschen zu ermöglichen.<br />

Den Stein ins Rollen brachten zwei Anträge der Stadträte Thomas Lechner (Bild)<br />

und Marie Burneleit aus der Fraktion DIE LINKE/Die Partei. Sie hatten gefordert, alle<br />

zwei Jahre je einen städtischen Preis für diese Ziele auszuloben und ihn im Rahmen<br />

einer feierlichen Verleihung öffentlichkeitswirksam zu überreichen. „München<br />

würde mit der Vergabe dieses Preises leuchtendes und innovatives Vorbild für<br />

andere Städte sein“, so heißt es im Antrag. Der Münchner Stadtrat stimmte mit<br />

der Zielsetzung dieser Initiativen überein: „Bei beiden Gruppen ist die öffentliche<br />

Wahrnehmung und Akzeptanz nicht im wünschenswerten Maß vorhanden<br />

[…], das Ausmaß an Diskriminierung hoch“, heißt es in der<br />

fachlichen Einschätzung des Rathauses. Doch entschied<br />

man sich dort für eine alternative Umsetzung. Statt<br />

eines Preises soll die Münchner Regenbogen-Stiftung<br />

mit jährlich 10.000 Euro ausgestattet werden, um<br />

„nachhaltig wirkende Maßnahmen“ zu ergreifen,<br />

die diesen Anliegen gerecht werden. Als Verwalter<br />

der Stiftung ist es nun Aufgabe der städtischen<br />

Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von<br />

LGBTI* den Betrag Initiativen aus der Community<br />

zur Verfügung zu stellen. Die Mittel<br />

können ab sofort dort beantragt werden. *bm<br />

FOTO: FLORIAN PELJAK


FOTO: MÜNCHENSTIFT GMBH<br />

WOHNEN UNTERM REGENBOGEN<br />

LGBTIQ*-Wohnprojekt rückt näher<br />

An der Radlkoferstraße in Sendling entsteht zurzeit ein Neubau, in dem vor<br />

allem ältere lesbische Frauen, schwule Männer sowie trans* und inter Menschen<br />

wohnen sollen – aktiv, diskriminierungsfrei und bedürfnisgerecht.<br />

Ende März unterzeichneten Dr. Tobias Oliveira Weismantel (Münchner Aids-Hilfe),<br />

Christian Amlong (Städtische Wohnungsgesellschaft mbH) und Siegfried Benker<br />

(MÜNCHENSTIFT GmbH) den Mietvertrag und machten somit einen entscheidenden<br />

Schritt zur Verwirklichung des Projekts „Wohnen unterm Regenbogen“. MÜNCHENSTIFT<br />

wird dafür sowohl das pflege- und betreuungsspezifische Angebot sicherstellen als auch<br />

die Verwaltung der Mietangelegenheiten übernehmen. Die Münchner Aids-Hilfe (MüAH)<br />

hat ein Vorschlagsrecht zur Belegung der Wohnungen und wird dort mit ihrer Beratungsstelle<br />

rosaAlter ein Büro beziehen. So kann garantiert werden, dass den Mieterinnen und<br />

Mietern für alle Angelegenheiten des alltäglichen Lebens Ansprechpartnerinnen und<br />

Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Dr. Tobias Oliveira Weismantel, neuer Geschäftsführer<br />

der Münchner Aids-Hilfe, sieht dem rundum positiv entgegen: „Wir eröffnen mit<br />

diesem Wohnprojekt eine großartige Perspektive für queere Seniorinnen und Senioren in<br />

München.“ Da Wohnen unterm Regenbogen durch die Landeshauptstadt bezuschusst<br />

wird, müssen alle zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner einen eindeutigen Bezug<br />

zu München vorweisen. Mit der Fertigstellung des Komplexes ist 2023 zu rechnen. *bm<br />

IDAHOBIT <strong>2021</strong><br />

Fokus<br />

Osteuropa<br />

Trotz Corona soll der Internationale<br />

Tag gegen Homo-,<br />

Bi-, Inter- und Transphobie<br />

(IDAHOBIT) auch in diesem<br />

Jahr am 17.5. stattfinden.<br />

Nachdem der Aktionstag 2020 ein<br />

rein virtueller Event bleiben musste,<br />

soll es heuer wieder eine Aktion auf<br />

der Straße und in der Öffentlichkeit<br />

geben. Die Veranstalter von der<br />

Safety-Aktionsgruppe (S‘AG) haben<br />

dazu als thematischen Schwerpunkt die<br />

Lage von LGBTIQ* in osteuropäischen<br />

Ländern gewählt. „Das gesellschaftliche<br />

Backsliding in Polen, Tschetschenien<br />

oder Ungarn oder die hohen Suizidraten<br />

unter dortigen LGBTIQ*-Jugendlichen<br />

machen uns betroffen“, so Nico Erhardt,<br />

Mitveranstalter seitens der Münchner<br />

Aids-Hilfe. „Als Community, aber auch<br />

als Europäer*innen wollen wir diese Entwicklung<br />

anprangern und fordern eine<br />

Intervention der Europäischen Union<br />

und den Schutz aller LGBTIQ* gerade in<br />

osteuropäischen Ländern“, ergänzt sein<br />

Kollege Lukas Gschnitzer vom schwulen<br />

Zentrum Sub. Für den IDAHOBIT haben<br />

sie einen Demozug vom oberen Ende der<br />

Müllerstraße mit abschließender Kundgebung<br />

am Gärtnerplatz angemeldet.<br />

Zum Redaktionsschluss hatte das KVR<br />

noch nicht entschieden, was am 17.5.<br />

möglich sein wird. Informationen erhaltet<br />

ihr kurzfristig auf dem Facebook-Kanal<br />

der S‘AG-Safety-Aktionsgruppe. *bm<br />

GRAFIK: FRANK ZUBER


8 MÜNCHEN<br />

KALENDERPROJEKT<br />

DER EVANGELISCHEN<br />

JUGEND MÜNCHEN<br />

FOTOS: EVANGELISCHE JUGEND MÜNCHEN<br />

„Keine Ehe<br />

zweiter Klasse!“<br />

Vielen gelten sie als lieb gewonnener<br />

Wandschmuck: Kalender mit<br />

„typisch queeren“ Motiven. Dazu gehören<br />

neben Blättern mit eher konservativer<br />

Schwarz-Weiß-Erotik auch Fotos, die dem<br />

Flammeninferno nur knapp entkommene<br />

Feuerwehrleute oder von des Tages Last<br />

schweißgebadete Bauernsöhne im Licht<br />

der untergehenden Abendsonne zeigen.<br />

Doch jetzt sollen ganz andere Motive die<br />

Wände queerer Haushalte erobern. Mit<br />

„Egal wen du liebst, Gott liebt dich“ ist<br />

ein Kalender erhältlich, der mehr ist als<br />

schöne Deko. Er will aufrütteln, aufklären<br />

und einen Beitrag zur Gleichberechtigung<br />

von LGBTIQ* leisten. Dass ein solches<br />

Projekt ausgerechnet aus den Reihen der<br />

evangelischen Kirche kommt, macht ihn<br />

umso bemerkenswerter.<br />

„Wir beschäftigen uns seit Langem mit<br />

dem Thema und sind der Meinung, dass<br />

auch homosexuelle Paare von der Kirche<br />

getraut und nicht nur gesegnet werden<br />

sollten“, so Maria Trausch (20), Vorsitzende<br />

des Leitungskreises der Evangelischen<br />

Jugend München. Dass diese Meinung<br />

jetzt auch in Form eines Kalenders<br />

öffentlich gemacht wird, kommt nicht von<br />

ungefähr, denn das Thema Homosexualität<br />

ist dort auf vielfältige Weise präsent: So ist<br />

die Evangelische Jugend seit vielen Jahren<br />

auf dem Münchner CSD vertreten, veranstaltet<br />

queere Projekte oder veröffentlicht<br />

eine thematische Videoreihe auf YouTube<br />

und Instagram. „Mit dem Kalender wollten<br />

wir klarmachen, dass gleichgeschlechtliche<br />

Paare nicht länger wie Menschen zweiter<br />

Klasse behandelt werden dürfen“, erklärt<br />

Maria Trausch. Die Kalenderblätter zeigen<br />

unter anderem ein schwer verliebtes Frauenpaar,<br />

dass sich zärtlich berührt – und<br />

dabei auf dem Altar vor einer aufgeschlagenen<br />

Bibel sitzt. Selbst für die evangelische<br />

Kirche, die sich Lesben und Schwulen<br />

gegenüber deutlich offener zeigt als die<br />

Kollegen der katholischen Fraktion, ist das<br />

starker Tobak. „Wir wollten mit dem Motiv<br />

niemanden beleidigen und nehmen auch<br />

Kritik ernst“, erklärt Maria Trausch. Doch<br />

im evangelischen Verständnis sei der Altar<br />

kein heiliger Tisch, sondern ein Ort, von<br />

dem aus Botschaften gesendet würden,<br />

wie zum Beispiel „Gott liebt dich so, wie<br />

du bist!“. Für Jugendliche solle die Kirche<br />

ein Raum von Akzeptanz und Schutz sein,<br />

und gerade bei diesem Foto gehe es nicht<br />

um Sexuelles, sondern um Glück und<br />

Harmonie. „Aus meiner Sicht ein rundum<br />

schönes Bild!“<br />

Eine Argumentation, die offenbar<br />

verfing. „Wir hatten viel<br />

positives Feedback“, berichtet<br />

Tabea Lilith Niethus (20),<br />

Studentin und Stellvertreterin<br />

im Leitungskreis. Die Botschaft<br />

„Keine Ehe zweiter Klasse!“<br />

wurde von der Leitung der<br />

Jugendkirche ebenso unterstützt<br />

wie beispielsweise vom<br />

Dekanatsjugendpfarrer, der ein<br />

Grußwort schrieb. „Wir wollten ja<br />

auch nicht primär provozieren, sondern ein<br />

sichtbares Zeichen unserer Überzeugung<br />

setzen und jungen Menschen eine neue<br />

Perspektive auf Kirche vermitteln.“ Die<br />

Models stammen alle aus den Reihen<br />

der Evangelischen Jugend, sind 18 bis<br />

25 Jahre alt und übrigens mehrheitlich<br />

heterosexuell. Doch alle hoffen, dass der<br />

Kalender seinen Teil dazu beiträgt, für<br />

mehr Gleichberechtigung zu sorgen. Denn<br />

Fakt ist: In den evangelischen Kirchen<br />

Bayerns ist noch immer keine Trauung,<br />

sondern (seit 2018) nur eine Segnung<br />

gleichgeschlechtlicher Paare vorgesehen.<br />

„Es braucht diese Unterschiede nicht“, so<br />

Maria Trausch, „denn wenn sich zwei Menschen<br />

lieben, sollen sie alle gleichermaßen<br />

von Gott gesegnet sein.“ *bm<br />

Der Kalender „Egal wen du liebst, Gott<br />

liebt dich“ ist kostenlos erhältlich unter:<br />

www.ej-muenchen.de/jukikalender


PETITION GESTARTET<br />

Queer und sichtbar in den Medien<br />

MÜNCHEN<br />

9<br />

Eine aktuelle Petition<br />

fordert Vertretungen für<br />

LGBTIQ* in den Aufsichtsgremien<br />

der bayerischen Rundfunk- und<br />

Medienanstalten.<br />

In vielen entsprechenden Gremien<br />

anderer Bundesländer haben queere<br />

Menschen bereits einen Sitz,<br />

doch Bayern hinkt (einmal mehr)<br />

hinterher. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht<br />

bereits 2014<br />

entschieden, dass die Zusammensetzung<br />

der Aufsichtsgremien der<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />

die gesellschaftliche Vielfalt<br />

widerspiegeln solle. Dennoch<br />

blieben LGBTIQ* in Bayern, als<br />

relevante gesellschaftliche Gruppe, bis<br />

heute von der Mitarbeit ausgeschlossen.<br />

Daher haben der Lesben- und Schwulenverband<br />

(LSVD) Bayern und die Queer<br />

Media Society (QMS) die Petition „Queer<br />

und sichtbar in den Medien“ gestartet.<br />

Die Organisationen fordern jeweils eine<br />

Vertretung für LGBTIQ* im Rundfunkrat<br />

des Bayerischen Rundfunks und im Medienrat<br />

der Bayerischen Landeszentrale<br />

für neue Medien. „Das ist kein Gefallen,<br />

sondern eine demokratische Notwendigkeit“,<br />

so Markus Apel aus dem LSVD-<br />

Landesvorstand Bayern. „Wir wollen, dass<br />

sich unsere vielfältige Gesellschaft in den<br />

Medien widerspiegelt. Mehr Sichtbarkeit<br />

trägt schließlich zur Anerkennung bei.“ Kai<br />

S. Pieck, Initiator der Queer Media Society<br />

(QMS), ergänzt: „Es kommt nicht nur darauf<br />

an, DASS wir als LSBTIQ* gesehen,<br />

sondern auch WIE wir dargestellt<br />

werden und WER unsere Geschichten<br />

erzählt.“<br />

2022 enden die Amtszeiten<br />

des amtierenden bayerischen<br />

Rundfunkrats sowie des bayerischen<br />

Medienrats. Daher wird die Petition<br />

jetzt auf den Weg gebracht, um<br />

rechtzeitig eine fairere Verteilung<br />

der Plätze möglich zu machen.<br />

Einen ersten Rückschlag mussten<br />

die Macher*innen Mitte April<br />

hinnehmen: Medienstaatsminister Dr.<br />

Florian Herrmann (CSU) lehnte das<br />

Ansinnen im Namen er Bayerischen<br />

Staatsregierung ab. Dennoch bleibt<br />

man seitens der Orga kämpferisch: „Wir<br />

geben nicht auf. Über die notwendigen<br />

Gesetzesänderungen entscheidet<br />

schließlich der Bayerische Landtag, nicht<br />

die Staatsregierung!“ *bm<br />

Die Kampagnen-Seite erreicht ihr bei<br />

www.change.org unter dem Stichwort<br />

„Queer und sichtbar in den Medien“<br />

DHL hisst<br />

Regenbogen<br />

Bunt, groß und außergewöhnlich<br />

ist der Auftrag, der bei der<br />

Wuppertaler Firma Fahnen<br />

Herold hereingeflattert ist: 750<br />

Regenbogenfahnen sind in den Produktionshallen<br />

angefertigt worden. Auftraggeber<br />

war der Logistikkonzern Deutsche Post<br />

DHL, der damit ein starkes Zeichen rund um<br />

die Themen Diversität und Akzeptanz setzt.<br />

Die Regenbogenfahnen wurden am<br />

17. <strong>Mai</strong>, dem „Internationalen Tag gegen<br />

Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“ an<br />

zahlreichen Betriebsstätten der Deutschen<br />

Post in der gesamten Bundesrepublik<br />

gehisst. „Wir setzen ein starkes Zeichen<br />

für Diversität. Mir ist kein Unternehmen in<br />

Deutschland bekannt, das je eine Diversity-<br />

Aktion in solch einer Größenordnung<br />

umgesetzt hat“, sagt Initiator Peter<br />

Steinhoff von der Deutschen Post.<br />

Das unternehmensinterne Netzwerk RainbowNet<br />

wurde 2008 für LGBTI-Beschäftigte<br />

gegründet. Es soll dazu beitragen, dass<br />

alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung und<br />

geschlechtlichen Identität unbelastet ihrer<br />

Arbeit nachgehen können, um einen Raum<br />

für Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.<br />

Das Netzwerk, das nicht nur in Europa,<br />

sondern auch in Asien, Südamerika und den<br />

USA Mitglieder hat, unterstützt Beschäftigte<br />

und Führungskräfte in beratender<br />

Funktion. Der Konzern vereint Menschen<br />

aus einer Vielzahl von Kulturkreisen und<br />

kulturellen Hintergründen. Dies spiegelt sich<br />

auch im Motto des Diversity-Managements<br />

wider: „Alle verschieden - gemeinsam<br />

erfolgreich“. Der Konzern bekennt sich<br />

darüber hinaus ausdrücklich zu Chancengleichheit,<br />

was im Verhaltenskodex sowie<br />

in der konzerneigenen Erklärung zu Vielfalt<br />

und Inklusion hervorgehoben wird. Deutsche<br />

Post DHL Group feiert seit mehreren<br />

Jahren im Monat <strong>Mai</strong> eine gesamte Diversity<br />

Week.<br />

www.dpdhl.com


10 KULTUR<br />

MEAT GIRLS<br />

Münchens glamouröseste<br />

GIRLGROUP<br />

Schon jede für sich ist eine<br />

beeindruckende Erscheinung:<br />

Dean deVille, Janisha Jones<br />

und Pasta Parisa gehören zu den<br />

auffälligsten Typen der neuen<br />

Generation Münchner Drags. Im<br />

Dreierpack geben sie als „Meat<br />

Girls“ noch mal richtig Gas – auch<br />

in Coronazeiten.<br />

Wie kam es zu diesem flotten<br />

Dreier?<br />

Wir haben uns über den „Queen of<br />

the Night“-Contest im Harry Klein<br />

kennengelernt. Dean hat ihn von Anfang<br />

an moderiert, Pasta und Janisha haben<br />

den Wettbewerb 2016 beziehungsweise<br />

2017 gewonnen. Anfangs hätten wir<br />

nie gedacht, dass daraus eine Zusammenarbeit<br />

oder sogar eine Freundschaft<br />

entstehen könnte.<br />

Gibt’s da nicht Zickenkrieg zwischen<br />

euch?<br />

Nein, wir beleidigen uns zwar ständig<br />

gegenseitig, das tun wir aber mit Herz!<br />

Wir sind ja eigenständige Typen, haben<br />

auch keinen Boss im Team und sind<br />

alle gleichberechtigt – wie „Destiny’s<br />

Child“, aber mit drei Beyoncés. Eine<br />

solche Kooperation empfinden wir als<br />

künstlerisch wertvoll: Wir fordern uns<br />

gegenseitig heraus, und so verlässt<br />

jede die eigene Komfortzone und geht<br />

auch mal ein Risiko ein. Dieser liebevolle<br />

Konkurrenzkampf erzeugt Entwicklung.<br />

Was waren eure ersten Auftritte als<br />

„Meat Girls“?<br />

Gemeinsam traten wir erstmals 2019 im<br />

Rahmen der „Queer Breakfast“-Reihe<br />

im Café Regenbogen auf. Das ist ein<br />

Brunch-Event zugunsten der Münchner<br />

Aids-Hilfe, den wir mit unserer Show<br />

begleitet, besser: gekrönt haben. Dieser<br />

Brunch hat aber auch uns etabliert und<br />

als Team zusammengebracht. Dann<br />

kamen die Meat Girls als Podcast – dann<br />

wurden wir viel präsenter.<br />

Was bekommen die Hörerinnen und<br />

Hörer in eurem Podcast geboten?<br />

Viel Gegackere! Wir machen unseren<br />

Podcast jeden 2. Donnerstag als reines<br />

Unterhaltungsprogramm, erzählen viel<br />

Persönliches, sprechen auch gern mal


KULTUR<br />

11<br />

Tabuthemen an, sind dabei aber immer<br />

spontan und bereiten uns nicht tagelang<br />

vor. Hier geht’s um Entertainment.<br />

Außerdem hostet ihr das Onlineformat<br />

„Meat Girls – The Talk“. Das ist<br />

doch mehr als Gegackere …<br />

Definitiv! Wir betrachten den Talk, der<br />

noch bis Juli jeden zweiten Mittwoch live<br />

aus dem Harry Klein gesendet wird, als<br />

seriösere Version des Podcasts – und als<br />

eine Art schwule Ina-Müller-Show. Wir<br />

laden dazu Leute ein, die etwas Interessantes<br />

für die Community zu erzählen<br />

haben, und versuchen, deren Geschichten<br />

und deren Themen in cooler Baratmosphäre<br />

zu vermitteln. In der aktuellen<br />

Ausgabe haben wir beispielsweise ein<br />

trans* Special mit ganz unterschiedlichen,<br />

spannenden Menschen aus dieser Szene.<br />

Habt ihr Hate erlebt?<br />

Ja, aber jeder Künstler hat doch Hate<br />

erlebt, das geht an Drags natürlich<br />

nicht vorbei. Interessant ist, dass der<br />

Hass auch aus der eigenen Community<br />

kommt. Wenn dir jemand „Schwuchtel“<br />

auf der Straße hinterherruft, ist dir das<br />

vielleicht noch egal, wenn so etwas aber<br />

aus den eigenen Reihen kommt, dann<br />

tut es richtig weh. Jeder von uns stand<br />

vermutlich schon mal weinend in der<br />

Dusche und dachte, das war sein letzter<br />

Abend. Das Wichtigste ist, diesen Hass<br />

nicht mit Hass zu bekämpfen, sondern<br />

freundlich und souverän zu bleiben, statt<br />

zurückzuschießen.<br />

Wie seht ihr die Dragszene in<br />

München?<br />

Diese Szene ist zwar nur mittelgroß,<br />

aber in den letzten Jahren sehr lebendig<br />

geworden, das finden wir super. Da gibt<br />

es die Showgirls mit Drang zur Bühne<br />

und da gibt es die Ausgehmädchen, die<br />

sich einfach nur gern zeigen oder Gäste<br />

entertainen. Da soll jede ihr Ding machen,<br />

Dean, Janisha und Pasta (weitgehend) ungeschminkt<br />

Hauptsache sie macht es mit Herzblut.<br />

Wir freuen uns über alle Aktivitäten<br />

und machen überall mit, wo wir uns gut<br />

aufgehoben fühlen.<br />

Was wünscht ihr euch für eure<br />

Zukunft?<br />

Als Meat Girls hoffen wir, dass wir bald<br />

weitermachen können, gerne auch über<br />

München hinaus, zum Beispiel mit Aktionen<br />

in Österreich oder der Schweiz. Und<br />

wer weiß, was da noch kommt: Meat Girls<br />

TV, Meat Girls auf Kreuzfahrtschiffen? Wir<br />

sehen großes Potenzial in uns!<br />

*Interview: Bernd Müller<br />

FOTOS: MEAT GIRLS


12 KULTUR<br />

Münchner Tempel der<br />

MÄNNERKUNST<br />

Aus der Müllerstraße ist die<br />

„Kunstbehandlung“ nicht mehr<br />

wegzudenken. Hier wird seit<br />

1996 primär dem Mann als<br />

Kunstobjekt gehuldigt. Wir sprachen mit<br />

dem Galeristen, Mitbegründer und „Hausmeister“<br />

Martin Levec über eine bewegte<br />

Geschichte und die Zukunft einer der<br />

letzten schwulen Galerien in Deutschland.<br />

Wie ging’s denn los mit der<br />

Kunstbehandlung?<br />

Ganz bescheiden. 1996 war das Gebäude<br />

mehr ein Einstellort für Bilder von Flohund<br />

Kunstmärkten sowie für Bücher und<br />

allerhand gemischte Ware. Irgendwann<br />

kamen wir auf die Idee, hier eine Ausstellung<br />

mit Männerbildern zu zeigen. Das war<br />

wild, erfolgreich und der Startschuss zu<br />

der Kunstbehandlung, wie sie heute noch<br />

bekannt ist.<br />

Wie muss man sich diese „wilde Zeit“<br />

vorstellen?<br />

Ende der 1990er-Jahre sah die Müllerstraße<br />

ja noch ganz anders aus. Vor allem<br />

war sie viel schwuler und belebter. Wir<br />

waren ein Teil dieser großen Szene und<br />

haben zu der ersten Gruppenausstellung<br />

einen Bus mit Samba-Tänzern und die<br />

Aktion „Nackt-Kegeln im Sax“ organisiert.<br />

Dazu floss jede Menge Alkohol. Es war<br />

eben wild.<br />

Wann wurde aus den wilden Anfängen<br />

ein seriöses Geschäftsmodell?<br />

Als die Verkaufszahlen konstant blieben,<br />

war klar: Das läuft. So wurden wir zu<br />

Galeristen – auch wenn ich das Wort nicht<br />

mag, weil es immer nach rotem Schal und<br />

intellektuellem Brimborium klingt. Ich<br />

bezeichne mich ja lieber als „Hausmeister“.<br />

Wie habt ihr die Künstler gefunden?<br />

Gar nicht – die Künstler fanden (und<br />

finden) uns. Ein gutes Beispiel ist Robert<br />

C. Rore, der einfach hier reinkam und<br />

sagte: „Ich bin wichtig, ihr müsst mich<br />

ausstellen!“ Und er behielt recht: Für uns<br />

ist er so etwas wie ein Doyen und unser<br />

relevantester Künstler. Seit 1998 hat er<br />

bei uns jährlich eine Einzelausstellung,<br />

diese Zusammenarbeit war immer sehr<br />

erfolgreich.<br />

Wie muss Kunst sein, damit sie den<br />

Weg an eure Wände findet?<br />

Wir verfolgen keinen akademischen<br />

Kunstbegriff. Wir mögen Figürliches<br />

und Narratives, das gern humorvoll und<br />

originell, in jedem Fall aber gelungen und<br />

nicht zuletzt verkäuflich sein sollte.<br />

Muss eure Kunst „schwul“ sein?<br />

Nein, schwule Kunst ist ja ohnehin ein<br />

schwieriger Begriff. Wir haben zwar


die schwule Kundschaft im<br />

Hinterkopf, wenn wir eine neue<br />

Ausstellung planen, dennoch<br />

sprechen wir lieber von Männerkunst,<br />

die wir hier zu sechzig<br />

Prozent anbieten – natürlich<br />

mit einem gewissen Niveau und<br />

nicht allzu sexuell. Die anderen<br />

vierzig Prozent unseres Repertoires<br />

sind thematisch breit<br />

gefächert, von Landschaften<br />

über Comics bis zu Graffiti und<br />

Kunsthandwerk.<br />

Was hat sich im Laufe der<br />

Zeit verändert?<br />

Das Konzept ist eigentlich das Gleiche<br />

geblieben. Wir haben an anderen<br />

Stellschrauben gedreht, wie an der Anzahl<br />

der Ausstellungen: Zu Anfang waren wir<br />

geradezu manisch und hatten jeden<br />

Monat eine Vernissage im Haus. Heute<br />

sind es noch etwa die Hälfte. Wir sind<br />

auch nicht mehr so experimentierfreudig,<br />

nicht mehr so bedingungslos wie in den<br />

Anfangsjahren. Kein Wunder, denn auch<br />

wir als Ausstellungsmacher haben ein<br />

geschulteres, kritischeres Auge entwickelt<br />

und sortieren mehr aus.<br />

Gibt es eine Lieblingsgeschichte aus<br />

25 Jahren?<br />

Es gibt ganz viele kleinere Lieblingsgeschichten.<br />

Wenn ich an etwas Besonderes<br />

zurückdenke, dann an die Ausstellung<br />

mit Werken von Amanda Lear im Jahr<br />

2000. Das war ein enormer Auflauf und<br />

ihr Auftreten sowie ihr Auftritt waren sehr<br />

speziell. Aber wir sind sehr gut mit ihr<br />

klargekommen.<br />

Wie geht es euch in Zeiten der<br />

Pandemie?<br />

Uns geht es gut, auch wenn die letzte<br />

Vernissage 14 Monate her ist. Wir sind<br />

ja schon seit 2004 als virtuelle Galerie<br />

erfolgreich und haben früh auf das Internet<br />

gesetzt. Durch die Initiative „Neustart<br />

Kultur“ können wir jetzt weiter aufrüsten<br />

und unseren Kundinnen und Kunden mehr<br />

Features, Infos und Unterhaltung bieten –<br />

wir haben da jede Menge Ideen.<br />

Was macht eigentlich eure heimliche<br />

Leidenschaft, die „Sammlung<br />

Orange“?<br />

Was zunächst als Endlagerstätte für<br />

orangefarbenes Plastik begann, ist mittlerweile<br />

zu einer stattlichen Sammlung<br />

von über 2.000 Teilen liebenswerter Kulturgüter<br />

der 1970er-Jahre angewachsen<br />

– und das nur durch Schenkungen, denn<br />

wir kaufen (und verkaufen) davon nichts.<br />

Wir haben die Pandemie genutzt, diese<br />

Sammlung, die das positive Lebensgefühl<br />

dieser Zeit atmet, nach zwanzig Jahren<br />

FOTOS/COLLAGE: KUNSTBEHANDLUNG<br />

KULTUR 13<br />

aus dem Keller zu holen<br />

und ihr eine eigene Website<br />

geschenkt: www.sammlungorange.de.<br />

Was sind die nächsten<br />

Projekte?<br />

Zunächst einmal würden<br />

wir gern im August unseren<br />

Geburtstag als großes<br />

Hoffest mit einer Steelband,<br />

Livemusik und Grill feiern –<br />

wenn es corona-technisch<br />

geht. Im Herbst steht dann<br />

das Ausstellungsprojekt<br />

„Lebt und arbeitet in München“ an. Das<br />

wird schräg! Wir kehren damit ein wenig<br />

zurück zu unseren Anfängen und zeigen<br />

Unkonventionelles, Originelles und eine<br />

Menge Objekte, bei denen sich mancher<br />

fragen wird: „Ist das denn Kunst“? Außerdem<br />

planen wir noch in diesem Jahr eine<br />

Aktion mit Robert C. Rore und Männern<br />

auf dem Alten Südlichen Friedhof.<br />

Lasst uns zum Abschluss einen<br />

Blick in die Zukunft werfen …<br />

… in der wir am liebsten als Rentner und<br />

Berater tätig sein möchten. Dazu wäre es<br />

aber nötig, dass eine jüngere Generation<br />

nachkommt. Aber keine Sorge: In den<br />

nächsten Jahren planen wir keine<br />

Veränderungen. Wir haben hier einen<br />

tollen Ort, wir sind ein eingespieltes<br />

Team und eine Münchner Galerie – und<br />

dabei bleibt’s!<br />

*Interview: Bernd Müller<br />

www.kunstbehandlung.de<br />

THE MALE FIGURE X<br />

So ein Mann …<br />

Jubiläum für die erfolgreiche Ausstellungsreihe<br />

„The Male Figure“. Die<br />

Gruppenausstellung zählt zum Markenkern<br />

der Münchner Galerie Kunstbehandlung.<br />

In diesem Jahr ist die 10. Ausgabe dieses<br />

erfolgreichen Formates zu sehen. Wie<br />

in den neun Jahren zuvor laden die<br />

Ausstellungsmacher Künstler aus allen<br />

Teilen der Welt zu einem Stelldichein mit<br />

den Münchner Kunstschaffenden ein, um<br />

möglichst neue Blickwinkel auf den Mann in<br />

der bildenden Kunst zu zeigen. Dazu gehören<br />

Gemälde, Papierarbeiten, Grafiken und<br />

Skulpturen. Als optische Einladung dient<br />

eine Interpretation von Velázquez’ Venus<br />

vor dem Spiegel durch den Münchner<br />

Künstler Robert C. Rore (Bild oben), worin<br />

sowohl die Venus selbst und der Putto<br />

durch Mannsbilder ersetzt sind. Die Ausstellung<br />

ist als hybrides Format konzipiert<br />

und kann noch bis 31. <strong>Mai</strong> nach vorheriger<br />

Terminabsprache vor Ort besichtigt sowie<br />

auch online angesehen werden. *bm<br />

www.kunstbehandlung.com


14 KULTUR<br />

NACHGEFRAGT<br />

MARKUS<br />

PABST:<br />

„Wir sind ja nicht nur<br />

wegen des Geldverdienens<br />

Künstler<br />

geworden“


FOTOS: R. PATER<br />

Der Mann hinter legendären<br />

Artistik-Shows gilt als Punk<br />

und Poet unter den Varieté-<br />

Machern Deutschlands. Seit<br />

über einem Jahr gibt es nun fast keine<br />

Shows mehr, wir fragten nach.<br />

Wie geht es dir in der<br />

Pandemie-Zwangspause?<br />

Mir geht es noch relativ gut, da ich<br />

innerhalb des letzten Jahres ja noch<br />

einige Monate spielen konnte, anfangs<br />

noch im Berliner Wintergarten Varieté,<br />

unter Auflagen und unter Einhaltung<br />

aller Auflagen war dann auch etwa das<br />

GOP (bundesweit gibt es Varietés des<br />

Georgspalasts, Anm. d. Red.) offen. Uns<br />

Künstlern geht es allen schlecht, wir<br />

sind ja nicht nur wegen des Geldverdienens<br />

Künstler geworden … Im Kopf geht<br />

es uns allen schlecht. Wir haben etwas<br />

zu sagen und das nimmt man uns.<br />

Verliert man das Vertrauen in die<br />

Politiker?<br />

Sie wirken ideenlos und beharren auf<br />

dem, was nicht oder nur schlecht<br />

funktioniert. Wir haben eine Pandemie,<br />

wir alle wollen nicht, dass jemand stirbt.<br />

Aber ich finde nicht, dass alle getroffenen<br />

Maßnahmen richtig waren. Wenn<br />

man sagt, man wolle alte Menschen<br />

schützen, dann muss man dafür auch<br />

etwas tun. Und ich denke nicht, dass<br />

das letzten Sommer passiert ist. Wir<br />

müssen uns international austauschen,<br />

es sterben auch viele junge Leute an<br />

den Folgen der Pandemie, die „Dritte<br />

Welt“ etwa leidet massiv.<br />

Hältst du Kontakt zu deinen<br />

Künstlern?<br />

Hauptsächlich über Social Media, aber<br />

ich versuche auch, je einen Freund<br />

zu treffen. Proben sind ja noch unter<br />

Einhaltung der Auflagen erlaubt. Die<br />

Artisten proben in unserer Halle an ihren<br />

Darbietungen und Stücken. Man muss<br />

sich Aufgaben geben, um etwas zu tun<br />

zu haben. Ich habe viel mit Jack Woodhead<br />

zusammengearbeitet, das war<br />

meine Hauptaufgabe, den „Hellen<br />

Wahnsinn“ zu überarbeiten, als Musical,<br />

vor allem die Charaktere der Figuren zu<br />

vertiefen.<br />

Auf Social Media kann man dich<br />

jetzt mehr als früher als Fotograf<br />

wahrnehmen …<br />

Es gibt ja diese zwei Namen für mich,<br />

Markus Pabst und Robert Pater. Die<br />

Presse hat früher meine Stücke<br />

beschrieben und dann stand da über<br />

einer Kritik über ein Stück von Markus<br />

Pabst, „Foto: Markus Pabst“. Das wirkte<br />

auf mich so, als ob ich die Kritik beeinflusst<br />

hätte, das wollte ich nicht. Daher<br />

nannte ich mich als Fotograf Robert<br />

Pater. Jetzt in der Pandemie guckt man<br />

dann, was man so alles gemacht hat.<br />

Meine Fotos waren schon in der „Times“<br />

und anderer internationaler Presse,<br />

auch habe ich vor langer Zeit mal einen<br />

recht erfolgreichen Bildband über die<br />

Ceasar Twins herausgebracht, einer der<br />

Zwillinge ist übrigens mein Partner in<br />

der Firma.<br />

Worauf legst du wert bei einem<br />

Foto?<br />

Meine Fotos dienten immer der Theaterschiene,<br />

waren ein Geschenk an den<br />

Künstler. Es sind immer relativ einfache<br />

Bilder, aber sie haben eine gewisse<br />

Stärke. Mein Gegenüber soll sich so<br />

darstellen können, wie er es will.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

Alle 11 Minuten 1)<br />

verliebt sich ein<br />

Single mit<br />

1) Hochrechnung aus Nutzerbefragung 2016, Deutschland


16 KULTUR<br />

FOTO: TOM OLDHAM<br />

Gilbert & George The Great Exhibition, Ausstellungsansicht<br />

Foto: Schirn Kunsthalle Frankfurt, <strong>2021</strong>, Norbert Miguletz<br />

George (rechts) und Gilbert, 2015<br />

AUSSTELLUNG<br />

DAS PRALLE<br />

LEBEN!<br />

Das skurrile britische schwule Künstler-Duo Gilbert & George<br />

ist in der Schirn Frankfurt zu Gast – mit „The Great Exhibition“,<br />

einer riesigen Ausstellung, die ebenso riesige Werke der beiden<br />

von 1971 bis 2019 zeigt.<br />

Gilbert & George, LEAFAGE, 1988, Courtesy of Gilbert & George<br />

Gilbert & George, YOUTH FAITH, 1982, Privatsammlung,<br />

Courtesy of Gilbert & George<br />

Gilbert & George The Great Exhibition, Ausstellungsansicht<br />

Foto: Schirn Kunsthalle Frankfurt, <strong>2021</strong>, Norbert Miguletz<br />

In ihren etwas steif wirkenden<br />

Anzügen, immer geschniegelt mit<br />

Hemd und Krawatte, wirken Gilbert<br />

& George wie exzentrische Exoten<br />

in einer sich ansonsten gerne lässig<br />

gebenden Kunstwelt.<br />

Gar nicht steif sind hingegen ihre<br />

großformatigen, meist knallbunten<br />

Foto- und Bildcollagen: Da strecken<br />

sie den Betrachter*innen schon<br />

mal ihre nackten Hintern entgegen,<br />

titulieren sich selbst als „George<br />

the Cunt and Gilbert the Shit“, sie<br />

zeigen sich als manisch starrende<br />

Avatare mit magisch ineinander<br />

verzwirbelten Rauschebärten,<br />

thematisieren Anal- und Oralverkehr,<br />

Krankheit, Tod, Gewalt, Religion<br />

und Moral. Ein ganzes Kaleidoskop<br />

des menschlichen Lebens wird<br />

mit einer nahezu spirituellen Sicht<br />

verwurstet. Glück und Leid sind hier<br />

gleichberechtigte Sensationen des<br />

prallen Lebens mit all seinen Widersprüchen.<br />

Und die gilt es allesamt zu<br />

akzeptieren.<br />

Der Südtiroler Gilbert Prousch und<br />

der britische George Passmore<br />

hatten sich in den späten 60ern<br />

als Studenten der Londoner<br />

Hochschule für Kunst und Design<br />

Central St. Martins kennengelernt.<br />

Sie wurden ein Paar und<br />

beschlossen, als Künstler fortan in<br />

Personalunion als „Living Sculptures“<br />

aufzutreten. Gemeinsam bezogen<br />

sie Anfang der 1970er ein Haus<br />

samt Atelier im multikulturellen<br />

Ost-Londoner Viertel Spitalfields.<br />

Die damals heruntergekommene<br />

Ecke Londons ist heute ein Hipster-<br />

Pflaster, aber genau hier fanden und<br />

finden Gilbert & George die Themen<br />

für ihre Kunst – Spitalfields ist für sie<br />

der Mikrokosmos, der die ganze Welt<br />

beinhaltet.<br />

Die Ausstellung „The Great<br />

Exhibition“ wurde bereits in Arles,<br />

Stockholm, Oslo, Reykajvík und<br />

Zürich gezeigt. *bjö<br />

Schirn, Römerberg, Frankfurt,<br />

www.schirn.de<br />

Die Ausstellung ist bis Anfang<br />

September zu sehen, inklusive<br />

eines umfangreichen Rahmenprogramms,<br />

das auch online zur<br />

Verfügung steht.


KATI VON SCHWERIN IN BAD AIBLING<br />

„Art is an Idiot“<br />

Dieses Statement ist ein Kernsatz in der<br />

Welt der Kati von Schwerin. Für die ist Kunst<br />

zwar oft irrational, unverständlich oder<br />

kalkuliert - ihrem Sog kann und will sie sich<br />

aber nicht entziehen. Mittlerweile 38 Jahre<br />

alt, ist sie doch immer eine junge Künstlerin<br />

geblieben. Sie überspringt mit Leichtigkeit<br />

Genregrenzen und geht keinem Experiment aus dem Weg – solange Kunst<br />

der Gesellschaft dient und ihr als Spiegel, als ständige Frage, als Mittel zum<br />

Austausch und der Reflexion zur Verfügung steht. Mit ihren Werken will Kati<br />

von Schwerin den Betrachter anregen, seine Welt zu hinterfragen. Ab dem<br />

26. <strong>Juni</strong> stellt das Multitalent (sie ist auch Musikerin und Autorin, betreibt den<br />

Podcast „Derby WG“ und veröffentlicht bald ihren ersten Roman) Mixed Media<br />

und Objekte in der Kunsthalle Bad Aibling aus. *bm<br />

KULTUR 17<br />

Ausstellung „was klar ist“, 26.6 bis 11.7. Kunstverein Bad Aibling,<br />

Irlachstraße 5, Bad Aibling, www.kunstverein-bad-aibling.de,<br />

www.kativonschwerin.de<br />

Cyrill Lachauer<br />

im Haus der Kunst<br />

Cyrill Lachauer. „I am not sea, I am not land“-Installationsansicht,<br />

Sammlung Goetz im Haus der Kunst, 2020, Courtesy<br />

Sammlung Goetz, München, Foto: Thomas Dashuber, München<br />

Ohne Kultur und Kunst wird<br />

es still und farblos! Und<br />

daher freuen wir uns, dir<br />

diese neue und spannende<br />

Ausstellung<br />

vorstellen zu können.<br />

Gezeigt wird an dieser<br />

prominenten Stelle der<br />

bayerischen Hauptstadt<br />

bis Mitte September das Werk<br />

von Cyrill Lachauer. In der spannenden<br />

und ungewöhnlichen Ausstellung<br />

„Cyrill Lachauer. I am not sea, I am not<br />

land – Sammlung Goetz im Haus der<br />

Kunst“ kann der Besucher eintauchen<br />

in die Welt des international wirkenden<br />

Künstlers. Der Ausstellungsname deutet<br />

bereits das Thema an, es<br />

geht um „Land“ in all<br />

seinen Facetten. „Land<br />

kann Heimat bedeuten<br />

und Wurzeln geben,<br />

es kann ein nährendes<br />

Stück Land sein, aber<br />

auch als Idee von Nation<br />

zu In- und Exklusion<br />

führen. Land kann man<br />

besitzen oder mit ihm leben,<br />

man kann es wegnehmen, zerstören<br />

und anderen den Zugang verwehren“,<br />

wird über die Ausstellung verraten.<br />

Themen wie Asyl, Flucht, Kontrollen und<br />

Krieg drängen sich da förmlich auf. Aber<br />

auch das Schöne, das Landleben, die<br />

Natur, interessante Landschaften voller<br />

praller Kakteen und glitzerndem Sand.<br />

Der Künstler, 1979 in Rosenheim<br />

geboren, jetzt in Los Angeles und<br />

Berlin wirkend und lebend, lädt ein,<br />

den Geist zu erweitern, nachzudenken,<br />

womöglich auch zu grübeln. Nur Bilder<br />

schauen kann man woanders! Auch der<br />

Ort der Ausstellung ist spannend: Die<br />

auf den Reisen des Weltenbummlers<br />

entstandenen Werke – Filme, Videos,<br />

Fotografien, Installationen und Texte –<br />

werden im ehemaligen Luftschutzkeller<br />

ausgestellt. *rä<br />

Foto: Cyrill Lachauer „Cockaigne – I am not sea, I am not land“, 2020,(Filmstill: The Rain Dancer), © the artist,<br />

Courtesy Sammlung Goetz, Medienkunst, München<br />

Bis 12.9.21, „Cyrill Lachauer. I am not<br />

sea, I am not land – Sammlung Goetz<br />

im Haus der Kunst“, Haus der Kunst,<br />

Prinzregentenstraße 1, München,<br />

www.hausderkunst.org


18 KULTUR<br />

STREAMING<br />

FOTOS: ARD DEGETO / ANDREA HANSEN<br />

ARD mit schwuler Serie<br />

Der Wonnemonat wirft seinen Schatten<br />

voraus, nein, er lässt seinen queeren<br />

Schein strahlen: Ab <strong>Mai</strong> soll die Serie „All<br />

You Need“ über den Alltag vierer schwuler<br />

Männer in der ARD-Mediathek zu sehen<br />

sein – in einem für die junge Zielgruppe<br />

maßgeschneiderten Shortform-Format,<br />

fünf Folgen à 20 Minuten. Die Serie gibt es<br />

ab 7. <strong>Mai</strong> in der ARD-Mediathek zu sehen.<br />

Sie wird am 16. <strong>Mai</strong> auch auf ONE ausgestrahlt.<br />

*rä<br />

„Noch immer werden im deutschen Fernsehen<br />

Charaktere aus der LGBTIQ*-Community<br />

hauptsächlich als Nebenfiguren erzählt.<br />

Ich freue mich, dies mit All You Need<br />

ändern zu können. Und das ist hoffentlich<br />

nur der Anfang“, so Regisseur Benjamin<br />

Gutsche. „Wir fangen endlich an, auf den<br />

Bildschirmen abzubilden, wie unsere<br />

Gesellschaft wirklich aussieht. So rückt<br />

Diversität ganz selbstverständlich in die<br />

Mitte unserer Arbeit“, ergänzt Nataly Kudiabor,<br />

Produzentin UFA Fiction **. Worum<br />

geht es in der Serie, die unter anderem im<br />

SchwuZ und in der Sauna Boiler gedreht<br />

wurde? Um Themen, die jeden betreffen<br />

können, natürlich in geballter Serienfassung<br />

und aus der queeren Perspektive (obwohl<br />

die Hauptdarsteller alle heterosexuell sind<br />

...): „Die langjährige Beziehung, die plötzlich<br />

vor der Zerreißprobe steht. Der finanzielle<br />

Schuldenberg, der unaufhörlich wächst. Der<br />

One-Night-Stand, der nicht lockerlässt. Der<br />

Lebenstraum, der wie eine Seifenblase zu<br />

platzen droht. Die große Liebe, die unerwidert<br />

bleibt. Die Dramedy-Serie behandelt<br />

universelle Themen, mit denen sich jeder<br />

identifizieren kann“, wird schriftlich vorab<br />

verraten. Die Serien-Charaktere sind: Langzeitstudent<br />

und Nachtschwärmer Vince<br />

(29), der geheimnisvolle Robbie (27, kleines<br />

Bild rechts), der zum Spießer mutierende<br />

Webdesigner Levo (34) und der erst spät<br />

geoutete Familienvater Tom (43). Schwuler<br />

Serienspaß mit Drama, Leidenschaft und<br />

einem diversen Cast, wir sind gespannt!<br />

VIER FRAGEN<br />

Frédéric Brossier, der den Robbie spielt,<br />

hatte Zeit für einen kurzen Chat mit uns.<br />

Es wurde im Vorfeld kritisiert, dass<br />

keiner der Hauptcharaktere im realen<br />

Leben wirklich schwul lebt, wie<br />

stehst du dazu?<br />

Ich kann die Irritation nachvollziehen<br />

und gleichzeitig habe ich nicht in diesen<br />

Kategorien gedacht, als man mir die Rolle<br />

angeboten hat. In einer Liebesbeziehung,<br />

die gezeigt wird, interessiert mich die sexuelle<br />

Ausrichtung der Schauspieler*innen<br />

nicht. Ich persönlich hätte es sogar schwierig<br />

gefunden, wenn mich die Produktion<br />

bei den Casting-Aufnahmen nach meiner<br />

sexuellen Orientierung gefragt hätte. Der<br />

Anstoß von Kampagnen wie #ActOut, die<br />

dieses Jahr veröffentlicht wurde, verändert<br />

sicherlich bei zukünftigen Produktionen die<br />

Besetzungsprozesse von queeren Rollen.<br />

Berührungsängste gab es nicht?<br />

Da ich vor der Kamera generell noch nie<br />

jemandem so nahe gekommen bin, war<br />

ich sehr gespannt, wie die Situation dann<br />

sein würde. Ich habe aber schnell Vertrauen<br />

in meine Kollegen und das Team gefasst,<br />

sodass ich mich gut aufgehoben gefühlt<br />

habe.<br />

Warum ist diese Serie wichtig?<br />

Einfach, weil es immer noch einen großen<br />

Teil unserer Gesellschaft gibt, der im<br />

Fernsehen nicht stattfindet. Es ist längst<br />

überfällig, dass es auch hierzulande eine<br />

Serie mit queeren Hauptrollen gibt. Dabei<br />

sollte das doch <strong>2021</strong> eine Selbstverständlichkeit<br />

sein. Als ich meinen Freunden aus<br />

der Heimat erzählt habe, dass ich Robbie<br />

spiele, waren sie erst einmal ein wenig<br />

erstaunt. Das hat mich aber auch noch mal<br />

mehr darin bestätigt, diese Rolle spielen<br />

zu wollen! Ich habe auch das Gefühl, dass<br />

immer mehr Bewusstsein für die Vielfalt<br />

unserer Gesellschaft entsteht und dass<br />

vor allem in der jüngeren Generation viel<br />

mehr Offenheit dafür herrscht. Deshalb<br />

ist es schön, daran anknüpfen zu können<br />

und dies mit einer Serie wie „All you need“<br />

weiter zu fördern.<br />

Was erhoffst du dir von der Serie?<br />

Ich erhoffe mir, dass die Leute bei der Serie<br />

in vielerlei Hinsicht mitfühlen und erleben,<br />

dass Liebe nichts mit der Sexualität zu tun<br />

hat. Liebe ist frei und es ist egal, ob ich als<br />

Mann einen Mann liebe, als Frau eine Frau<br />

oder als Mann eine Frau – oder eben divers.<br />

Das Schöne an dieser Produktion für uns als<br />

Schauspieler war, dass auch wir uns in die<br />

Figuren verliebt haben.<br />

www.ardmediathek.de<br />

** Die UFA Fiction produziert damit erstmalig Content im<br />

Auftrag der ARD Degeto exklusiv für die ARD-Mediathek


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20 STYLE<br />

Balletttänzer<br />

in Mode von<br />

MODE<br />

MATTHIAS<br />

MAUS<br />

Der aus der Ukraine stammende<br />

Tänzer Denys Popovych<br />

beweist in der Kleinserie<br />

„Frühlingserwachen“ des<br />

Berliner Modedesigners Matthias<br />

Maus Modelqualitäten.<br />

Und die hier bei uns zu sehende<br />

Fashion-Serie selbst ist wiederum<br />

vom Tanz beeinflusst. Aber nicht<br />

nur. „Die Kleinserie ‚Frühlingserwachen‘<br />

ist inspiriert von der<br />

Baukeramik der Belle Époque<br />

sowie meiner ewigen Inspiration<br />

Nijinsky, der das Ballett in dieser<br />

Epoche geprägt und revolutioniert<br />

hat, um es mehr dem Geschmack<br />

der homosexuellen Zielgruppe anzupassen“,<br />

so Matthias Maus über die hier<br />

zu sehende Mode, die Gedanken dahinter<br />

und die verarbeiteten Einflüsse darin. „Nijinsky<br />

hat mit seinem Tanzstil das Ballett des frühen<br />

20. Jahrhunderts zusammen mit seinem<br />

Mentor Sergei Djagilew revolutioniert [...] Mit<br />

seiner Choreografie und Aufführung ‚L’Aprèsmidi<br />

d’un faune‘ zu der Musik von Claude<br />

Debussy schockierte er Paris 1912, da er am<br />

Ende des Tanzes ‚öffentlich masturbierte‘“, so<br />

der kunstliebende Designer, der vor Corona<br />

immer die Promis auf der Fashion Week um<br />

sich scharte. *rä<br />

www.mbrilliant.com,<br />

www.instagram.com/denyssworld,<br />

www.instagram.com/mausmatthias<br />

FOTOS: M. MAUS


21<br />

Heuschnupfen??<br />

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22 STYLE STADTPLAN<br />

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36<br />

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5. Dr. Timo Bachmann (Zahnarzt)<br />

Schweigerstr. 4, (089) 663242,<br />

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• Dr. Ulrich Kastenbauer (Allgemeinmedizin,<br />

Infektiologie),<br />

Ainmillerstr. 26, (089) 333863,<br />

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8. Garry Klein,<br />

Sonnenstr. 8<br />

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Lindwurmstr. 122<br />

9. Ksar Barclub,<br />

Müllerstr. 31<br />

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Elisenstr. 3<br />

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Thalkirchner Str. 4<br />

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MÜNCHEN HBF S<br />

3<br />

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Bayerstr.<br />

Schwanthalerstr.<br />

Schillerstr.<br />

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18. CAMP, Bar, Reisingerstr.15<br />

19. Deutsche Eiche, GaySauna,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

• Duplexx, Theresienstr. 130<br />

20. Diburnium,<br />

Thalkirchner Str. 5<br />

• Erotixx, Poccistr. 2 und<br />

Rosenheimer Str. 81<br />

Lindwurmst.<br />

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22. Spexter Erotic-Store,<br />

Müllerstr. 54<br />

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Machtlfingerstr. 28<br />

UNTERKUNFT<br />

19. Deutsche Eiche, Hotel,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

23. Hotel Brunnenhof,<br />

Schillerstr. 36,<br />

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ESSEN & TRINKEN<br />

24. Café im Sub,<br />

Müllerstr. 14<br />

19. Deutsche Eiche,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

25. Edelheiss Bar,<br />

Pestalozzistr. 6<br />

Pestalozzistr.<br />

26. Eiscafé Eismeer,<br />

Pestalozzistr. 21<br />

27. Jenny was a friend of mine,<br />

Holzstr. 14<br />

28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />

Fraunhoferstr. 4<br />

2<br />

29. Kraftwerk,<br />

Thalkirchnerstr. 4<br />

30. Moro Restaurant,<br />

Müllerstr. 30<br />

31. NiL,<br />

Hans-Sachs-Str. 2<br />

• Prosecco,<br />

Theklastr. 4,<br />

www.prosecco-munich.de<br />

• Self Bar/Restaurant,<br />

Schäftlarnstr. 62,<br />

www.self-bar.de<br />

Neuhauser Str.<br />

Damenstiftstr.<br />

U SENDLINGER TOR<br />

11 29 22<br />

25<br />

20<br />

89<br />

26<br />

27<br />

15<br />

47<br />

Blumenstr.<br />

Müllerstr.<br />

Maxburgstr.<br />

Hans-Sachs-Str.<br />

KULTUR<br />

33. Bayerische Staatsoper,<br />

Max-Joseph-Platz 2,<br />

www.bayerische-staatsoper.de<br />

Oberanger<br />

Unter Anger<br />

43<br />

30<br />

4246<br />

9<br />

31<br />

39<br />

14<br />

Färbergraben<br />

Blumenstr.<br />

MARIENPLATZ U S<br />

Rindermarkt<br />

40<br />

24<br />

41<br />

48<br />

Müllerstr.<br />

Fraunhoferstr.<br />

Corneliusstr.<br />

Klenzestr.<br />

FRAUENHOFERST. U<br />

34. City Filmtheater, Kino,<br />

Sonnenstr. 12,<br />

www.city-kinos.de<br />

Erhardtstr.<br />

35. Deutsches Theater,<br />

Schwanthalerstr. 13,<br />

www.deutsches-theater.de<br />

• Gasteig (Philharmonie),<br />

Rosenheimer Str. 5,<br />

www.gasteig.de<br />

• GOP Varieté-Theater,<br />

Maximilianstr. 47,<br />

www.variete.de<br />

• Kultur im Schlachthof,<br />

Zenettistr. 9,<br />

www.im-schlachthof.de<br />

36. Kunsthalle München,<br />

heatinerstr. 8<br />

• Lenbachhaus -<br />

Städtische Galerie,<br />

Luisenstr. 33,<br />

www.lenbachhaus.de<br />

• Museum Brandhorst,<br />

Theresienstr. 35a<br />

37. Münchner Kammerspiele,<br />

Maximilianstr. 26-28,<br />

www.muenchnerkammerspiele.de<br />

• Münchner<br />

Philharmoniker,<br />

Rosenheimer Str. 5<br />

• Münchner Volkstheater,<br />

Brienner Str. 50,<br />

www.muenchnervolkstheater.de<br />

38. Staatstheater am<br />

Gärtnerplatz,<br />

Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />

www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />

• Tierpark Hellabrun,<br />

Tierparkstr. 20<br />

Gärtnerplatz<br />

38<br />

Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />

28<br />

13<br />

RAT & TAT<br />

39. Caritas Ambulanter Hospiz<br />

ienst, Queer-Sprechstunde,<br />

jeden 1. Montag im Monat,<br />

ASZ Isarvorstadt,<br />

Hans-Sachs-Str. 14,<br />

caritas-hospizdienst@<br />

barmherzige-muenchen.de<br />

40. Diversity Jugendzentrum,<br />

Blumenstr. 11,<br />

www.diversity-muenchen.de<br />

19<br />

Frauenstr.<br />

Rumfordstr.<br />

Buttermelcherstr.<br />

17<br />

Baaderstr.<br />

Reichenbachbrücke<br />

ISAR<br />

33<br />

Maximilianstr.<br />

16<br />

Tal<br />

Steindorfstr.<br />

Corneliusbrücke<br />

5<br />

41. Gay Outdoor Club<br />

München e.V.,<br />

Sportverein,<br />

Müllerstr. 14,<br />

www.gocmuenchen.de<br />

• Isarhechte e.V.,<br />

Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />

www.isarhechte.de<br />

42. Koordinierungsstelle zur<br />

Gleichstellung von LGBTI*,<br />

Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstraße)<br />

43. LeTRa,<br />

Blumenstr. 29,<br />

www.letra.de<br />

44. Marikas Beratungsstelle für<br />

anschaffende junge Männer,<br />

Dreimühlenstr. 1,<br />

www.marikas.de<br />

45. Münchner Aids-Hilfe,<br />

Lindwurmstr. 71,<br />

www.aidshilfe-muenchen.de<br />

46. Münchner Regenbogen-<br />

Stiftung, Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstr.)<br />

47. Rechtsanwälte Schuster<br />

& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />

(Fußgängerzone),<br />

(089) 23888930,<br />

www.ra-srk.de<br />

• Regenbogenfamilien,<br />

Fach- und Beratungsstelle,<br />

Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />

www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />

48. Sub e.V.,<br />

Müllerstr. 14,<br />

info@subonline.org<br />

49. Team München, Sportverein,<br />

Rumfordstr. 39<br />

www.teammuenchen.de<br />

• TransMann e.V.,<br />

Parzivalstr. 41,<br />

www.transmann.de<br />

37<br />

Isartorpl.<br />

ISARTOR S<br />

49<br />

1<br />

4


MÜNCHEN<br />

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24 POLITIK<br />

KOLUMNE VON<br />

FELIX MÜLLER<br />

GRAFIK: GORDON JOHNSON / PIXABAY<br />

Jubiläen in<br />

seltsamen Zeiten<br />

In seiner kommunalpolitischen<br />

Kolumne schaut AZ-Lokalchef Felix<br />

Müller dieses Mal auf ein Jahr Grün-Rosa-<br />

Rot im Stadtrat und lässt Alt-OB Christian<br />

Ude ein Vierteljahrhundert zurückblicken<br />

– auf den Einzug eines gewissen Thomas<br />

Niederbühl ins Rathaus.<br />

Sie hätten es sich anders vorgestellt,<br />

die Grünen und Roten (und der rosane<br />

Thomas Niederbühl!), die vor einem Jahr<br />

das Revival der traditionsreichen Zusammenarbeit<br />

im Münchner Rathaus besiegelt<br />

hatten. Es sollte ein Aufbruch werden,<br />

sozial, ökologisch, zeitgemäß. Ein Jahr<br />

danach muss man ihnen zugestehen: Sie<br />

hatten es nicht leicht, denn natürlich hing<br />

auch in der Stadtpolitik über allem Corona.<br />

Das machte es schwerer, mit progressiven<br />

Themen und Ideen durchzukommen – und<br />

es führte zu ganz praktischen Problemen.<br />

Weil sich die Finanzlage katastrophaler<br />

entwickelt, als es sich die größten<br />

Pessimisten hätten vorstellen können.<br />

Aber natürlich auch, weil der Druck aus der<br />

Stadt fehlt, die Debatten. Demonstrationen<br />

waren nicht oder oft nur viel kleiner<br />

möglich, Bürgerversammlungen fielen<br />

aus, Initiativen durften sich nicht in ihren<br />

Räumen vernetzen.<br />

Ein wenig milde sollte man also wohl sein<br />

im Urteil, vor allem sollte man es nicht zu<br />

früh und zu endgültig fällen. In den nächsten<br />

Monaten und Jahren wird sich zeigen,<br />

wohin das Geld gegeben wird, wenn es<br />

(wie man erwarten muss) knapp bleibt, wo<br />

die Koalition Schwerpunkte setzt. Ob die<br />

SPD die Kraft hat, zu einer zeitgemäßen<br />

Großstadtpartei zu werden, ob OB Dieter<br />

Reiter noch mal eigene Schwerpunkte<br />

setzt. Wie selbstbewusst die Grünen<br />

werden – und was das für das Klima im<br />

Rathaus bedeutet. In diesem ersten Jahr<br />

hat es auf jeden Fall schon viel häufiger<br />

hörbar geknirscht als erwartet.<br />

Jene Politiker*innen, denen die Queerpolitik<br />

besonders am Herzen liegt, sind<br />

aber zufrieden mit dem Erreichten – und<br />

hier schlummert offenbar nicht allzu<br />

viel Konfliktpotenzial. Grünen-Stadtrat<br />

Dominik Krause etwa verweist<br />

darauf, dass man die Räume<br />

von Diversity erweitern<br />

konnte. Er sagt aber<br />

auch: „Man muss<br />

konstatieren, dass<br />

die Krise die Szene<br />

besonders hart trifft.<br />

Die Räume, die nicht<br />

genutzt werden, sind<br />

ja Schutzräume, zur<br />

Beratung, aber oft auch, um<br />

aus dem homophoben Umfeld<br />

rauszukommen.“ Er sorge sich außerdem,<br />

was nach der Krise noch da sein wird an<br />

Infrastruktur, etwa bei den Klubs.<br />

Thomas Niederbühl betont, dass man<br />

trotz der schwierigen Haushaltslage<br />

10.000 Euro pro Jahr an die Regenbogen-<br />

Stiftung gebe, dass das Trans*Zentrum<br />

auf den Weg gebracht werden konnte. „Wir<br />

haben eine sehr aktive und sehr diverse<br />

Trans-Szene“, sagt er. „Jetzt müssen wir<br />

klären, wer der Träger sein kann, wie es<br />

geführt werden kann.“ Dafür wolle man<br />

sich Zeit nehmen. „Ende 2023 soll das<br />

entschieden sein“, sagt Niederbühl.<br />

Der Mann schaut also in die Zukunft. In<br />

diesen Zeiten aber durchaus auch zurück.<br />

Stolze 25 Jahre ist er, und ist damit die<br />

Rosa Liste, nun schon im Stadtrat. Ein<br />

Jubiläum, das man – in normalen Zeiten<br />

– groß gefeiert hätte. „Wir haben unwahrscheinlich<br />

viel erreicht“, sagt Niederbühl,<br />

„so eine geförderte Infrastruktur hat keine<br />

andere Stadt in der Republik.“<br />

Alt-OB Christian Ude erinnert sich gerne<br />

an die Zeit, als dieser junge Thomas Niederbühl<br />

1996 ins Rathaus einzog.<br />

„Ein ausgesprochen sympathischer,<br />

fröhlicher Mann“,<br />

sagt er, „der konsequent<br />

für seine Community<br />

geworben, Unterstützung<br />

für seine Initiativen eingefordert<br />

hat.“ Ude erinnert<br />

sich, wie vieles sich in<br />

diesen 25 Jahren geändert<br />

hat. Die CSU im Rathaus, sagt<br />

er, sei Niederbühl nicht feindselig<br />

gegenübergestanden. Aber sie habe<br />

sich ferngehalten. Und er selbst habe für<br />

seine Zusammenarbeit mit Niederbühl,<br />

dafür, dass er bald den CSD anführte, viele<br />

Anfeindungen erlebt. „Strenggläubige<br />

aus dem Oberland sind Sturm gelaufen“,<br />

erinnert sich Ude, „die sprachen von Krankheit<br />

und Sünde, so einen Katholizismus<br />

kannte ich aus München überhaupt nicht.“<br />

Inzwischen läuft selbst die CSU seit Jahren<br />

beim CSD mit. Und vorne raus läuft immer<br />

noch der OB. Gemeinsam mit Thomas<br />

Niederbühl, dem unverwüstlichen Rosa-<br />

Liste-Urgestein im Rathaus.<br />

FOTO: PRIVAT


LOGO: SPDQUEER<br />

BAYERN WIRD BUNTER<br />

SPDqueer in Oberfranken gegründet<br />

Zahlreiche SPD-Mitglieder aus Oberfranken kamen<br />

Ende März zu einer Online-Veranstaltung zusammen,<br />

um die regionale Arbeitsgemeinschaft SPDqueer<br />

zu gründen. Bei den Vorstandswahlen wurde<br />

Sebastian Kropp aus Bayreuth zum Vorsitzenden<br />

gewählt, Janina Kiekebusch aus Bayreuth und Daniel<br />

Ferch aus Kulmbach zu stellvertretendem Vorsitzenden<br />

bestimmt. „Seit November 2019 arbeiten wir<br />

an einer Gründung eines Ablegers der SPDqueer für<br />

Oberfranken“, so Sebastian Kropp. „Wir sind froh, die<br />

Gründung endlich vollzogen zu haben und als einzige<br />

queere Arbeitsgemeinschaft einer Partei in Oberfranken<br />

nun für mehr Politik für queere Menschen in<br />

Oberfranken arbeiten zu dürfen.“ Gleichwohl betont<br />

der 30-Jährige, dass Politik für Minderheiten nicht<br />

Politik gegen Mehrheiten bedeutet: „Wir verstehen<br />

uns als Partei der Arbeit. Auch ein Arbeiter kann<br />

queer sein. Wir wollen wieder Brücken zwischen<br />

POLITIK 25<br />

Mehrheiten und Minderheiten schlagen.“ Daniel<br />

Ferch betont die Wichtigkeit, für die Sichtbarkeit<br />

queerer Menschen in ganz Oberfranken zu sorgen<br />

und Flagge zu zeigen: „In Kulmbach wurde erstmalig<br />

im CSD-Sommer 2020 eine Regenbogenflagge<br />

am Rathaus als Zeichen der Solidarität mit queeren<br />

Menschen gehisst – diesen Spirit wollen wir mit der<br />

SPDqueer Oberfranken nun in ganz Oberfranken<br />

verbreiten“, erklärt der 27-Jährige. „Wir wollen mit<br />

Menschen auch außerhalb der queeren Blase in<br />

Kontakt treten“, macht Janina Kiekebusch (27) klar.<br />

„Weil es wichtig ist, andere über queere Menschen<br />

aufzuklären, zu sensibilisieren und so Akzeptanz<br />

herzustellen.“ Die Arbeitsgemeinschaft SPDqueer<br />

setzt sich deutschlandweit für die Gleichstellung<br />

und Akzeptanz von LGBTIQ* ein. *bm<br />

www.spd-oberfranken.de<br />

NEU: CHECKPOINT*I*N<br />

Tests auf Augenhöhe<br />

Der Checkpoint der Münchner Aids-Hilfe ist<br />

seit vielen Jahren bekannt: Hier kann man<br />

sich vier Mal pro Woche anonym zu den<br />

Themen HIV und andere sexuell übertragbare<br />

Krankheiten (STI) beraten und testen lassen.<br />

Dieses Angebot erfährt ab sofort eine<br />

bayernweit einmalige Erweiterung: Unter<br />

dem Namen CheckpoinT*I*N steht der Service<br />

nun auch exklusiv einer ganz speziellen<br />

Zielgruppe zur Verfügung, nämlich trans*,<br />

inter* und nicht-binären Menschen.<br />

Ein Angebot, das Sinn ergibt: „Leider hören<br />

wir immer wieder von schlechten Erfahrungen,<br />

die diese Klientel im Zusammenhang<br />

mit Testangeboten machen muss“, so Irena<br />

Wunsch, Leiterin der Beratungsstellen der<br />

Münchner Aids-Hilfe. Viele Berater_innen<br />

seien mit der komplexen Lebenslage<br />

dieses Personenkreises nicht vertraut und<br />

könnten auf deren spezifische Themen<br />

nicht sensibel genug eingehen. Um das zu<br />

verhindern, kam sie mit ihren Kolleg_innen<br />

der Trans*Inter*Beratungsstelle auf die Idee,<br />

ein spezielles Angebot zu HIV- und STI-Tests<br />

für trans*, inter* und nicht-binäre Personen<br />

zu machen. Nach dem bewährten Vorbild<br />

des Checkpoint, aber auf Augenhöhe.<br />

„Unsere Berater_innen sind selbst trans* und/<br />

oder nicht-binär und für die Belange von<br />

inter* Personen sensibilisiert“, so Quentin<br />

Rothammer, der das Projekt CheckpoinT*I*N<br />

initiiert hatte. Test und Beratung finden in<br />

den Räumen der Münchner Aids-Hilfe statt,<br />

das Angebot ist anonym und kostenlos. *bm<br />

www.trans-inter-beratungsstelle.de/de/<br />

CheckpoinT-I-N.html<br />

GRAFIK: FRANK ZUBER<br />

Gemeinschaftspraxis am Isartor<br />

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Dr. med. Werner Becker · Dr. med. Ramona Pauli · Dr. med. Marcel Lee<br />

Wir testen alles. Wir behandeln alles.<br />

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26 POLITIK<br />

FOTO: MICHAEL LUCAN, LIZENZ: CC-BY 3.0, CC BY 3.0, WIKIMEDIA.ORG<br />

INTERVIEW<br />

IDENTITÄTSPOLITIK:<br />

Von TERFs über EMMA zur AfD<br />

Identitätspolitik scheint im<br />

beginnenden Bundestagswahlkampf<br />

die Dauerbrenner Genderideologie<br />

und Masseneinwanderung<br />

auf die Plätze zu verweisen.<br />

Wer Frau Wagenknecht, Wolfgang<br />

Thierse oder eben Frau Weidel und<br />

den TERFs (Trans-Exclusionary Radical<br />

Feminists) beim diesjährigen<br />

Lesbenfrühlingstreffen genau zuhört,<br />

erkennt Zusammenhänge und<br />

diskursive Mechanismen, die auf<br />

den gleichen ideologischen Stammbaum<br />

zurücklaufen: Das Patriachat<br />

und seine Machtstruktur, die auf<br />

Unterdrückung marginalisierter<br />

Geschlechter ruht. Wir sprachen mit<br />

der Aktivistin*, DJ* und Bildungsreferentin*<br />

Mine Wenzel.<br />

Wie bist du auf die Idee gekommen,<br />

auf Instagram die Reihe „Femi - CIS<br />

- mus - Sexismus- und Misogynieerfahrungen<br />

aus nicht-cis Perspektive“<br />

zu machen?<br />

Die Wortschöpfung Femi-CIS-mus<br />

ist natürlich kein offizieller Begriff,<br />

sondern eine Beschreibung, die versucht,<br />

feministische Räume in Worte zu fassen.<br />

Viele trans*, inter und nicht-binäre<br />

Menschen kennen feministische Gruppen,<br />

die eigentlich nur Arbeit für endo I cis<br />

Frauen machen. Das führt zu vielen<br />

Frustrationsmomenten, die ich von mir<br />

persönlich und anderen Aktivist*innen<br />

kenne, die immer wieder dieselben Dinge<br />

beschreiben: Mensch bekommt das<br />

Gefühl, dass eins immer mehr als die<br />

anderen arbeiten muss, bis die eigene Perspektive<br />

anerkannt wird. Das liegt daran,<br />

dass viele aktivistische Räume vor allem<br />

von denjenigen geprägt sind, die näher an<br />

einer gesellschaftlichen Norm dran sind.<br />

Je weiter ich mich von dieser Norm wegbewege,<br />

desto länger dauert es, bis diese<br />

Perspektive ins Gespräch gebracht wird.<br />

Als trans* und nicht-binäre Person erlebe<br />

ich häufig, wie Feminismus als Kampf um<br />

Geschlechtergerechtigkeit zuallererst aus<br />

einer weißen II cis-weiblichen Perspektive<br />

geführt wird. Konkret habe ich die Serie<br />

Mitte März angefangen, weil mal wieder<br />

am 8. März darüber diskutiert worden ist,<br />

wie mensch den Tag nennt. Diese Frage<br />

ist seit mindestens zehn Jahren geklärt.<br />

Ein Sternchen hinter das Wort „Frauen“<br />

macht es nicht inklusiver. Trans* Männer,<br />

inter* und nicht-binäre Personen fallen<br />

aus dem Begriff heraus. Ich muss zum<br />

fünfzigsten Mal das Gleiche sagen und<br />

es werden wieder die gleichen Leute<br />

fragen: Was ist daran verkehrt? Was


FOTO: OLAF KOSINSKY / CC BY-SA 3.0 DE / WIKIMEDIA.ORG<br />

mache ich stattdessen? Zusätzlich zu dem<br />

elendigen Thema des Namens hat mich<br />

die Demo zum feministischen Kampftag<br />

in Berlin zur Serie inspiriert: Letztes Jahr<br />

haben trans* Sexarbeiter*innen die unangenehme<br />

Erfahrung gemacht, dass vom<br />

„Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“<br />

Terre de Femmes zur Demo eingeladen<br />

worden sind. Terre des Femmes ist offen<br />

trans*feindlich und das schreiben sie<br />

auch offen in ihrem Manifest. Auf der<br />

Demo haben sie sich diskriminierend<br />

gegenüber trans* Personen und People<br />

of Color (PoC) III verhalten. Das Demo-<br />

Bündnis versicherte damals erst nach<br />

einem öffentlichen Outcall, dass Terre de<br />

Femmes nie wieder Teil des Bündnisses<br />

sein wird. In diesem Jahr war Terre de<br />

Femmes jedoch wieder Teil des Bündnisses!<br />

Mensch reflektiert nicht, ob eine<br />

feministische Gruppe trans*feindlich ist,<br />

sondern denkt sich, weil da Feminismus<br />

draufsteht, ist das schon in Ordnung.<br />

Zusätzlich zu diesem Fiasko hat mich noch<br />

der Umgang mit der Gruppe Trans*Fläche<br />

zu der Serie bewegt. Trans*Fläche ist eine<br />

Gruppe aus trans* Personen, die sichere<br />

und selbstbestimmte Orte für trans*<br />

Personen fordern und deshalb ein Haus<br />

besetzt hatten. Dieses Jahr haben sie ein<br />

Zine IV veröffentlicht, das durch linke Kreise<br />

in den sozialen Medien gegangen ist. Das<br />

Zine ist stellenweise kritisch zu lesen und<br />

einzelne Texte darin sind debattierbar. Die<br />

Gruppe hat jedoch selbst gesagt, dass sie<br />

keine fachliche Abhandlung schreiben,<br />

sondern ihren eigenen Marginalisierungserfahrungen<br />

emotional und affektiv Luft<br />

machen. Im Zuge dessen haben sich<br />

Antifa-Gruppen und<br />

TERFs zusammengetan<br />

und in den<br />

sozialen Medien gegen<br />

die Trans*Fläche-<br />

Gruppe gehetzt und<br />

das Zine verrissen.<br />

Dabei haben sie sich<br />

mit trans*feindlichen,<br />

teilweise rechtspopulistischen<br />

Aussagen gegenseitig<br />

übertroffen, sodass<br />

selbst linke Gruppen<br />

von Nazis nicht mehr unterscheidbar<br />

waren. In einem breiteren feministischen<br />

Kontext waren diese Angriffe jedoch kein<br />

Thema: Es gab nur wenige Initiativen,<br />

die Solidarität gezeigt haben. Gleichzeitig<br />

sind am selben Tag das Haus der<br />

Trans*Fläche geräumt und die Leute in<br />

FOTO: RAIMOND SPEKKING / CC BY-SA 4.0 WIKIMEDIA.ORG<br />

POLITIK 27<br />

Polizeigewahrsam genommen worden.<br />

So sieht trans* Solidarität aus: Sprich, sie<br />

ist nicht vorhanden. Diese Momente sind<br />

der Grund, warum ich mich entschied, auf<br />

Instagram die Beitragsreihe zu starten.<br />

Diese Frustration kann ich nachvollziehen.<br />

Die Vereinnahmung von<br />

Menschen mit Vulvas und Uteri<br />

auf feministischen Demos ist so<br />

eklig. Kannst du erklären, warum<br />

Feminismus nicht nur den endo cis<br />

Frauen gehört? Warum sind trans*,<br />

inter* und nicht-binäre Personen kein<br />

extra Thema, sondern gehören zum<br />

Fundament von Feminismus?<br />

Ich bin immer wieder überrascht, wie solche<br />

eigentlich augenscheinlichen Tatsachen vergessen<br />

werden, dass mensch sagt: Hey, wir<br />

reden jetzt über Geschlechtergerechtigkeit,<br />

aber im nächsten Beitrag geht es explizit<br />

um FrauenTM. Meist wird sich auf reproduktive<br />

Gerechtigkeit zurückgezogen und<br />

damit die Konzentration auf endo cis Frauen<br />

begründet. Doch es ist kein Frauenthema<br />

und diesen Umstand zu bemerken, ist kein<br />

Hexenwerk. Es ist offensichtlich, dass nicht<br />

nur Frauen einen Uterus besitzen. Aber<br />

alle Menschen mit Reproduktionsorganen<br />

brauchen feministische Emanzipation: Bis<br />

2011 waren beispielsweise Zwangssterilisationen<br />

für trans* Personen noch gesetzlich<br />

verpflichtend, wenn sie rechtlich anerkannt<br />

werden wollten. Die Zugänge zu reproduktiver<br />

Medizin werden für trans* Männlichkeiten<br />

und nicht-binäre Personen bis<br />

heute heftig beschnitten. Inter* Personen<br />

werden regelmäßig bei nicht-konsensuellen<br />

Operationen sterilisiert. Der Zugang zu solch<br />

Sachen wie die Konservierung von Samen<br />

und Eizellen ist für trans* Personen eingeschränkt.<br />

Das sind alles Themen, die ebenso<br />

mit reproduktiven Rechten zu tun haben.<br />

Wenn mensch sich mit so einem Thema<br />

auseinandersetzt, wie es Feministinnen<br />

tun, dürfte es eigentlich nicht schwerfallen,<br />

diese Problemfelder<br />

zu bemerken. Doch<br />

aufgrund der eigenen<br />

Scheuklappen, die durch<br />

bestimmte Privilegien<br />

aufgesetzt werden, fällt<br />

so was leider nicht auf.<br />

Was ich dabei besonders<br />

bemerke, ist, dass Feminismus<br />

nicht als Mittel<br />

für eine ganzheitliche<br />

Bewegung für soziale<br />

Gerechtigkeit begriffen<br />

wird. Feminismus ist<br />

wie Antirassismus oder Antifaschismus<br />

ein Werkzeug neben vielen, um soziale<br />

Gerechtigkeit zu erreichen. Wenn ich<br />

versuche, mich mit Themen der sozialen<br />

Gerechtigkeit auseinanderzusetzen,<br />

muss ich Kategorien wie Klasse oder race<br />

mitdenken. So was kommt leider häufig


28 POLITIK<br />

zu kurz. Dann wird gesagt: Im Feminismus<br />

kümmern wir uns nur um Geschlechterverhältnisse.<br />

Dabei wird nicht mitgedacht,<br />

dass zum Beispiel die Erfahrung, die ich<br />

aufgrund eines klassistischen Ausschlusses<br />

mache, sich genauso auf die geschlechterspezifische<br />

Diskriminierung, die ich erlebe,<br />

auswirkt. Diese Kämpfe lassen sich nicht<br />

trennen. Der <strong>Mai</strong>nstream-Feminismus<br />

arbeitet mit einer universellen Vorstellung<br />

einer Frau, ohne festzustellen, dass es<br />

die eine weibliche Perspektive gar nicht<br />

gibt, sondern die behauptete universelle<br />

Perspektive vor allem die Perspektive von<br />

privilegierten weißen Frauen ist. Arme<br />

Menschen, Menschen mit Behinderung<br />

oder nicht-weiße Menschen erleben<br />

andere soziale Ausschlüsse und benötigen<br />

dementsprechend andere feministische<br />

Strategien.<br />

<strong>Mai</strong>nstream-Feminismus vergisst<br />

trans* Themen und will lieber einen<br />

getrennten trans* Aktivismus. Doch<br />

TERFs, also Trans-Exclusionary<br />

Radical Feminists, legen ihren<br />

ganzen Fokus auf trans* Personen<br />

und ihre Auslöschung. Wie kommt<br />

man auf so eine Verdrehung der<br />

Gefahrenlage, wenn man sich diese<br />

ganze sexistische Welt ansieht?<br />

Na ja, wie mensch auf diese<br />

Verdrehung der Gefahrenlage<br />

kommt, frage<br />

ich mich tatsächlich<br />

auch. Häufig heißt<br />

es, dass Frauen in einem feministischen<br />

Kampf etwas erkämpft hätten und jetzt<br />

Sorge haben, dass sie durch andere<br />

Perspektiven etwas abtreten müssten. Das<br />

ist eine schön klingende Entschuldigung für<br />

privilegierte Fragilität.<br />

Der Mechanismus<br />

ist ähnlich, wie wenn<br />

weiße Menschen<br />

Abwehrreflexe<br />

gegenüber antirassistischen<br />

Bestrebungen<br />

verspüren. Entweder<br />

nutzt du dein Privileg,<br />

um mich zu beteiligen,<br />

oder du trittst es ab.<br />

Ich als weiße Person<br />

kenne diesen Reflex<br />

sehr gut, mich in die<br />

Abwehr zu flüchten und zu sagen: Aber ich<br />

bin noch ein*e von den Guten. Ich sehe eine<br />

ähnliche Dynamik, wenn Feministinnen<br />

versuchen, ihren Feminismus gegen neu<br />

erstarkende Perspektive zu verteidigen.<br />

Diese Perspektiven wirken neuartig, jedoch<br />

waren sie schon immer Teil feministischer<br />

Bestrebungen. Sie wurden aktiv kleingehalten<br />

und marginalisiert, um sie aus<br />

sozialen Bewegungen herauszudrücken.<br />

Der Versuch der Unsichtbarmachung ist<br />

nicht neu. Es ist die alte Leier von privilegierten<br />

Personen, die sich relativ nah der<br />

gesellschaftlichen Mitte befinden<br />

und versuchen, das bisschen, das<br />

sie sich erkämpft haben, und<br />

vor allem ihre gesellschaftlich<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Mine Wenzel<br />

privilegierte Position zu verteidigen. Gesellschaftliche<br />

Veränderung und Bekämpfung<br />

von Privilegien funktionieren am Ende nur,<br />

wenn ich bestimmte Privilegien anfange<br />

zu teilen. Damit ist ein Status quo nicht<br />

aufrechtzuerhalten. Die<br />

Abwehr ist durchaus<br />

verständlich, weil die<br />

privilegierte Position<br />

bedroht wird. Was ich<br />

gefährlich finde, ist, dass<br />

dieser Verteidigungsreflex<br />

nicht aufgrund einer<br />

vergangenen feministischen<br />

Bewegungserfahrung<br />

ausgelöst<br />

wird, sondern dass darin<br />

aktiv Trans*Feindlichkeit<br />

mitschwingt. Dieser<br />

Hass ist verwurzelt in Texten wie „The<br />

Transsexual Empire“ von Janice Raymond.<br />

Diese Ideen und Bewegungen verfolgen das<br />

Ziel, trans* Menschen aus der Gesellschaft<br />

auszuschließen. In Form von Psycho-<br />

Pathologisierung und von psychiatrischen<br />

Einweisungen soll Trans*Geschlechtlichkeit<br />

aus der Gesellschaft verbannt werden.<br />

Diese Logik basiert auf Be_hindertenfeindlichkeit<br />

V und Eugenik. Es wird argumentiert,<br />

dass trans* Menschen den gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt gefährden. Dabei<br />

klingen Gedankenfiguren an, wie die<br />

sogenannte Trans*Ideologie sei gefährlich<br />

für unsere Kinder und für unsere Frauen.<br />

Diese Argumentationslinie kennen wir:<br />

Da kommen die bösen Invasor*innen, die<br />

unseren gesellschaftlichen Zusammenhang<br />

gefährden und versuchen, sich in unsere<br />

Räume einzuschleichen und uns zu<br />

korrumpieren. Diese Narrative sind sehr<br />

alt und finden sich in antisemitischen<br />

oder rassistischen Verschwörungsmythen<br />

wieder. Diese Menschen bemerken nicht,<br />

wie tief ihre Trans*Feindlichkeit reicht. Es<br />

geht nicht darum, sich für Frauen stark zu<br />

machen, sondern marginalisierten Personen<br />

das Leben unmöglich zu machen. Das sind<br />

aktive Auslöschungsversuche und das ist<br />

brandgefährlich.<br />

Mich erinnert die Rhetorik von<br />

„Frauen schützen“ sehr stark an<br />

Nazi-Argumentationen zum Schutze<br />

der weißen blonden Frau als Bild der<br />

Unschuld und Vertreterin des Volkes.<br />

Absolut. TERFs sind mit ihren Forderungen<br />

und ihrer Rhetorik Steigbügelhalterinnen<br />

von neuen völkischen Bewegungen wie<br />

AfD und Pegida. Rechte sagen: Wir wollen<br />

unsere weißen Frauen und unser Vaterland<br />

beschützen. Die Frau steht als Figur für das<br />

Behüten und Aufziehen von Kindern und<br />

sichert somit die nationalistisch-kapitalistische<br />

Reproduktion für eine funktionierende<br />

und verwertbare Gesellschaft. Einher geht<br />

mit diesem Bild die Angst von Invasoren,<br />

welche in der Regel nicht-weiße Menschen


POLITIK 29<br />

darstellen. Diese Argumentationsstruktur<br />

wird auf alle trans* Personen übergestülpt,<br />

insbesondere auf Trans*Weiblichkeiten.<br />

Marginalisierte Gruppen werden immer<br />

dann als Feindbilder inszeniert, wenn der<br />

gesellschaftliche Status quo verteidigt<br />

bzw. Privilegien weiter ausgebaut werden<br />

sollen. Dieser Mechanismus passiert nicht<br />

nur auf der ideologischen Ebene, sondern<br />

auch auf der materiellen: Für bestimmte<br />

Gruppen wird der gesellschaftliche Zugang<br />

eingrenzt wie zum Beispiel zum Arbeitsoder<br />

Wohnungsmarkt sowie zur Bildung.<br />

Es ist kein Wunder, dass es zuallererst und<br />

insbesondere diejenigen schwer trifft, die<br />

eine mehrfache Marginalisierung erleben:<br />

Undokumentierte Sexarbeiter*innen oder<br />

nicht-weiße Queers sind von mehreren<br />

dieser rassistischen und trans*feindlichen<br />

Argumentation gleichzeitig betroffen.<br />

Sie erleben die volle Härte einer Welt aus<br />

weißer Vorherrschaft und Cisnormativität VI .<br />

In Großbritannien und in den USA ist<br />

die Ideologie von TERFs schon sehr<br />

weit fortgeschritten. Um nicht von<br />

TERFs überrannt zu werden müssten<br />

sich cis Menschen aktiv für unsere<br />

Sicherheit einsetzen? Wie kann die<br />

cis Community uns schützen?<br />

Für ein Ally Sein gehört es immer dazu,<br />

die eigene Position mitzudenken. Ich als<br />

weiße, nicht-be_hinderte trans* Person<br />

versuche mich beispielsweise zu fragen:<br />

Wessen Perspektive kann ich versuchen<br />

zu stärken und ins Zentrum der Aufmerksamkeit<br />

zu rücken? Wie kann ich die Möglichkeiten,<br />

die ich habe, investieren, sodass<br />

mehr Menschen teilhaben können? Wie<br />

kann ich bereits bestehende Bewegungen<br />

unterstützen und Ressourcen zukommen<br />

lassen? Je weiter sich meine Identität in<br />

der gesellschaftlichen Mitte wiederfindet,<br />

desto mehr Einfluss besitze ich und kann<br />

meine Privilegien für soziale Gerechtigkeit<br />

nutzen. Wichtig dabei ist, nicht nur über<br />

Menschen zu reden, sondern Möglichkeiten<br />

schaffen, dass sich Menschen<br />

selbst am Diskurs beteiligen können. In<br />

Situationen, in denen marginalisierte Personen<br />

nicht sprechen können oder wollen,<br />

weil sie sich zum Beispiel angreifbar oder<br />

verwundbar machen, kann ich ihnen meine<br />

Stimme leihen. Wenn marginalisierte<br />

Personen aber sprechen können, bin ich<br />

dazu verpflichtet, die Bühne zu Räumen.<br />

Für den Schutz von trans* Personen<br />

reicht es nicht aus zu sagen, dass trans*<br />

Frauen Frauen sind. Damit werde ich trans<br />

Feind*innen nie überzeugen können. Wenn<br />

Menschen von einem biologistischen<br />

Geschlechterbild ausgehen, werde ich mit<br />

„Trans* Frauen sind Frauen!“ nicht dagegen<br />

vorgehen können. Das ist schlicht und<br />

ergreifend nicht hilfreich. Ich brauche eine<br />

tatsächliche Argumentation, die sich an<br />

materiellen Realitäten orientiert. Ich muss<br />

mich fragen, welcher Ideologie stehe ich<br />

gegenüber, was hat sie für Auswirkungen?<br />

Was haben Ausschlüsse aus dem<br />

Gesundheitssystem für Auswirkungen?<br />

Minderheitenstress, soziale Ausschlüsse,<br />

Probleme auf dem Arbeitsmarkt,<br />

Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt,<br />

reproduktive Ungerechtigkeit sind nur<br />

einige Beispiele. Ich kann im globalen<br />

Zusammenhang schauen: Wer sind die<br />

Personen, die die Reproduktionsarbeit für<br />

weiße Kapitalist*innen leisten? Es sind<br />

häufig osteuropäische oder nicht-weiße<br />

Arbeiter*innen, die undokumentiert in den<br />

Haushalten arbeiten und aufgrund ihrer<br />

prekären Lage Schwierigkeiten haben, aus<br />

diesen missbräuchlichen Verhältnissen<br />

auszubrechen. Ich kann dann analysieren,<br />

wie materielle Ungleichbehandlung sich<br />

auf diese Communities auswirkt. Ich<br />

muss als privilegierte Person anfangen zu<br />

sehen, wie Diskriminierungsphänomene<br />

Hand in Hand gehen. Wenn wir über TERFs<br />

sprechen, sprechen wir häufig auch über<br />

diejenigen, die sich gegen die Inklusion<br />

von Sexarbeiter*innen aussprechen. Dann<br />

sprechen wir häufig über diejenigen, die<br />

mit anti-muslimischem Rassismus in die<br />

Argumentation gehen und versuchen,<br />

weiße Deutungshoheit und white<br />

saviorism in Form von „Wir retten euch!“<br />

durchzusetzen. Der Schutz von trans* Personen<br />

ist somit untrennbar mit anderen<br />

Diskriminierungsformen verbunden. Für<br />

eine soziale Bewegung muss ich materielle<br />

Realitäten analysieren: Wem und wie<br />

werden Ressourcen in dieser Gesellschaft<br />

verwehrt und wer profitiert davon?<br />

Vielen Dank! Möchtest du noch<br />

einen eigenen Punkt reinbringen, der<br />

dir bisher noch gefehlt hat?<br />

So viele Dinge, von denen ich spreche,<br />

sind keine Sachen, die ich mir selbst<br />

ausgedacht habe. Ich lerne viel von<br />

anderen Geschwistern, die diese Arbeit<br />

schon viel länger als ich machen. Gerade<br />

was antirassistische und anti-ableistische VII<br />

Diskurse angeht. Feminismus ist eine<br />

Bewegung, die aus mehreren Perspektiven<br />

besteht. Es ist wichtig, sich selbst immer<br />

wieder einzuladen, dazuzulernen und<br />

denjenigen zuzuhören, die einen anderen<br />

Erfahrungsschatz haben als mensch selbst.<br />

*Interview: Victoria Forkel<br />

https://www.instagram.com/<br />

mine_undclaudia/<br />

I Endo(geschlechtlich) ist das Gegenstück zu inter*<br />

(geschlechtlich). Das heißt, Menschen sind endo, wenn<br />

ihre Körper nach dem westlichen medizinischen Modell<br />

in die Kategorien von Mann und Frau passen und daher<br />

keine Inter*Feindlichkeit erleben.<br />

II Weiß wird klein und kursiv geschrieben, um zu markieren,<br />

dass es sich nicht um eine Beschreibung von einer<br />

Hautfarbe, sondern um die Markierung der von Rassismus<br />

privilegierten Position handelt.<br />

III People of Color ist eine politische Selbstbezeichnung<br />

nicht-Schwarzer, negativ von Rassismus betroffener<br />

Personen. Dabei handelt es sich nicht um eine<br />

Hautfarbenbeschreibung, sondern um eine bewusste<br />

Positionierung in einer auf Rassismus aufbauenden<br />

Gesellschaft.<br />

IV Ein Zine ist eine Publikation in sehr kleiner Auflage.<br />

V Der Unterstrich in „Be_hinderung“ soll verdeutlichen,<br />

dass betroffene Menschen durch die Gesellschaft<br />

be_hindert werden und nicht nur durch die Be_hinderung<br />

selbst.<br />

VI Cisnormativität ist die Vorstellung, dass cis Menschen<br />

normal und natürlich sind, während jede Abweichung<br />

FOTO: GGAADD / CC0


30 POLITIK<br />

LGBTIQ* UND<br />

POLIZEI<br />

FOTO: TESSA GANSERER<br />

„Wer diskriminiert, geht!“<br />

Das war mal ein schwungvoller<br />

Start ins politische Jahr:<br />

Im Bayerischen Landtag hatte die<br />

Fraktion Bündnis90/Grüne gleich<br />

mehrere Themen zu LGBTIQ* auf der<br />

Agenda. Mit deren queerpolitischen<br />

Sprecherin Tessa Ganserer haben wir<br />

uns über die Herausforderungen für<br />

queere Menschen im Polizeidienst<br />

unterhalten.<br />

Frau Ganserer, die Grünen haben vor<br />

Kurzem das Thema LGBTIQ* bei der<br />

Polizei in den Fokus gerückt. Wie<br />

kam es dazu?<br />

Auslöser war eine Studie, die im Januar<br />

im Magazin „DP“ der Polizeigewerkschaft<br />

veröffentlicht wurde. Sie ergab, dass<br />

Diskriminierung innerhalb der Polizei für<br />

queere Beamt*innen praktisch Alltag ist.<br />

Zudem haben wir neulich in einem von uns<br />

organisierten Webinar die Situation mit<br />

Expert*innen beleuchtet und dabei haarsträubende<br />

Geschichten von Betroffenen<br />

gehört. Grund genug, dieses Thema auch<br />

in Bayern auf die Agenda zu setzen.<br />

Wie geht es queeren Polizist*innen?<br />

Zunächst kann man sagen, dass sich<br />

queere Polizist*innen stark mit ihrem<br />

Beruf identifizieren. Umso mehr kommen<br />

sie jedoch in Konflikte, wenn sie intern<br />

Ablehnung erfahren. Und das passiert<br />

immer noch häufig: Von dummen Sprüchen<br />

über handfeste Diskriminierungen<br />

bis hin zu verhinderten Karrierechancen ist<br />

praktisch alles dabei.<br />

Wie reagieren die Beamt*innen?<br />

Wie andere Menschen neigen sie häufig<br />

dazu, negative Erfahrungen auszublenden,<br />

sich Entschuldigungen zurechtzulegen<br />

oder sich durch besonderen Eifer, das<br />

sogenannte „Overperforming“, mehr<br />

Anerkennung zu verschaffen. Das ist eine<br />

sehr belastende Strategie. Und wenn dann<br />

trotzdem Sprüche kommen, kann das<br />

eine Spirale in Gang setzen, die häufig im<br />

Burn-out endet.<br />

Was kann die Politik tun, um deren<br />

Situation zu verbessern?<br />

Wir fordern seit vielen Jahren<br />

hauptamtliche Ansprechpersonen für<br />

LGBTIQ* bei der Polizei. Noch immer<br />

leisten das viele Kolleg*innen quasi ehrenamtlich<br />

nebenbei. Außerdem braucht die<br />

Polizei mehr Fortbildungen im Umgang mit<br />

queeren Menschen und Schulungsmaterial<br />

für den Nachwuchs.<br />

Warum haben es trans* Menschen<br />

bei der Polizei besonders schwer?<br />

Was Trans* von Schwulen und Lesben<br />

unterscheidet, ist, dass es uns zunächst<br />

jeder ansieht und wir es wie eine Monstranz<br />

vor uns hertragen. Eine trans* Person<br />

steht nach dem Coming-out vor einer<br />

Vielzahl von Fragen wie: Welche Umkleide<br />

oder Toilette nutze ich, ab wann erhalte<br />

ich neue Dienstkleidung, einen neuen<br />

Dienstausweis oder eine angepasste<br />

E-<strong>Mai</strong>l-Adresse? Diese Themen sind<br />

nicht eindeutig geklärt. Auch wenn nach<br />

dem Bundesverfassungsgericht die<br />

geschlechtliche Identität unabhängig vom<br />

amtlichen Personenstand zu akzeptieren<br />

ist, gibt es immer wieder Diskussionen um<br />

diese Fragen. Ein respektvoller Umgang<br />

lässt sich nur schwer einklagen. Doch weil


POLITIK<br />

31<br />

das Verfahren zur amtlichen Personenstandsänderung bis<br />

zu einem Jahr dauern kann und trans* Personen dann ja<br />

bereits out leben, muss der Arbeitgeber in der Realität für<br />

ein akzeptierendes Umfeld sorgen.<br />

Oberbürgermeister<br />

Besonders in der Kritik steht in diesem Zusammenhang<br />

die Polizeidienstverordnung (PDV)<br />

300, die sich mit der Diensttauglichkeit von<br />

Bewerber*innen beschäftigt. Warum?<br />

Die PDV 300 ist in manchen Teilen ein Relikt aus alten<br />

Zeiten. In ihr war beispielsweise festgelegt, dass nur<br />

Männer mit mindestens einem funktionierenden Hoden in<br />

den Polizeidienst aufgenommen werden und Frauen keine<br />

Silikon-Implantate besitzen dürfen. Trans* Personen wurde<br />

aufgrund der für sie notwendigen Hormontherapie eine<br />

verminderte psychische Belastungsfähigkeit unterstellt.<br />

Die PDV 300 wurde aber überarbeitet, eine neue<br />

Version ist seit Januar in Kraft …<br />

… und noch immer nicht öffentlich zugänglich. Doch ist<br />

zumindest durchgesickert, dass die oben geschilderten<br />

Passagen gestrichen sind. Dennoch gibt es aus meiner<br />

Sicht zwei Kritikpunkte: Zum einen ist sie in Bayern<br />

noch immer nicht in Kraft – hier setze ich auch auf den<br />

Einfluss der Gewerkschaft der Polizei, die diesem Thema<br />

offen gegenübersteht. Zum anderen hat sich noch kein<br />

Innenminister zu dieser Reform bekannt. Da hätte ich mir<br />

mehr Haltung und eine öffentliche Entschuldigung für die<br />

Fehler aus vergangenen Zeiten gewünscht. Das würde für<br />

Akzeptanz von queeren Menschen in der Polizei werben.<br />

Was würden Sie sich in Zukunft wünschen?<br />

Ich wünsche mir, dass die Polizei künftig aktiv LGBTIQ*-<br />

Personen anwirbt, denn Polizei kann nur funktionieren,<br />

wenn sie einen echten Querschnitt der Bevölkerung<br />

abbildet. Dazu muss sie aber ein guter Arbeitgeber sein<br />

und mit gutem Beispiel vorangehen – auch bezüglich des<br />

Umgangs mit queeren Personen. Ihr Motto sollte lauten:<br />

„Wer diskriminiert, geht!“<br />

Wir machen uns stark!<br />

Für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*,<br />

inter* und queere Menschen<br />

Als Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ*<br />

ist es unser Ziel, die LGBTIQ*-Community in München<br />

zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />

Wir machen uns stark. Für LGBTIQ*.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

muenchen.de/lgbti<br />

*Interview: Bernd Müller<br />

www.tessa-ganserer.de<br />

AUSSICHTSREICHER<br />

LISTENPLATZ<br />

Auf dem Weg<br />

nach Berlin<br />

Bei der Aufstellungsversammlung<br />

der bayerischen<br />

Grünen am 17. April konnte<br />

Tessa Ganserer Platz 13 auf der<br />

Landesliste erobern. Derzeit sind elf<br />

bayerische Grüne im Bundestag vertreten, nachdem die<br />

Partei bei der letzten Bundestagswahl 9,8 % der Stimmen<br />

erreicht hatte. Nach aktuellen Umfragen können sie<br />

<strong>2021</strong> mit rund 20 % der Stimmen im Freistaat und somit<br />

einer Verdoppelung ihrer Bundestagsmandate rechnen.<br />

Demzufolge stehen die Chancen für Tessa Ganserer<br />

sehr gut, ab Herbst in den Bundestag zu wechseln. Den<br />

Berliner Wohnungsmarkt sollte sie auf jeden Fall schon mal<br />

studieren. *bm<br />

FOTO: TESSA GANSERER<br />

Ist die Welle noch so steil,<br />

a bisserl was geht allerweil.<br />

www.az-muenchen.de/abo


32 POLITIK<br />

FOTO: PUBLIC DOMAIN COMMONS.WIKIMEDIA.ORG<br />

Geschlechtsdiverse Menschen um 1865 in damaligen Britisch-Indien<br />

ALLER GUTEN DINGE<br />

Geschlechtersysteme, die rein<br />

zweigeschlechtlich denken, sind die<br />

Ausnahme, nicht die Regel.<br />

SIND VIELE<br />

Trans*geschlechtlichkeit ist ein westliches<br />

Konzept, Menschen und ihre Geschlechtsidentität<br />

zu verstehen. Trans* zu sein<br />

bedeutet in der weitesten Definition,<br />

dass das bei der Geburt zugewiesene<br />

Geschlecht nicht (mehr) mit der eigenen<br />

Geschlechtsidentität übereinstimmt. Cis<br />

zeigt an, dass das Geschlecht mit dem<br />

zugeteilten Geschlecht übereinstimmt.<br />

Das heißt, dass Trans*- und Cisgeschlechtlichkeit<br />

nur etwas darüber aussagen, wie<br />

man zu seinem Geschlecht gekommen ist,<br />

aber nichts darüber, welches Geschlecht<br />

man hat. Das heißt, wenn einer Person<br />

kein Geschlecht zugewiesen worden ist,<br />

kann es auch nicht trans* oder cis sein. In<br />

verschiedenen Kulturen und Religionen<br />

der Welt werden Geschlechter anders<br />

verstanden als in der westlichen Welt,<br />

sodass diese theoretisch anmutende<br />

Spielerei Realität ist.<br />

Zweigeschlechtlichkeit, also die Idee, dass<br />

es nur Männer oder Frauen gibt, ist ein<br />

westliches und vergleichsweise junges<br />

Konzept, Menschen mit ihren Körpern<br />

und Geschlechtern zu verstehen. Erst<br />

während der letzten Jahrhunderte wurde<br />

das binäre Geschlechtersystem durch<br />

die europäische Kolonisation gewaltvoll<br />

anderen Bevölkerungen übergestülpt.<br />

Jeder Lebensbereich wurde kolonisiert,<br />

so auch das Verständnis und Ausleben<br />

des eigenen Geschlechts. Die damalige<br />

Inca-Bevölkerung im heutigen Peru<br />

kannte beispielsweise das Geschlecht<br />

der Quariwarmi, die eine wichtige Rolle im<br />

spirituellen Leben des Volkes übernahmen.<br />

Ab dem 16. Jahrhundert wurden sie von<br />

spanischen Kolonisatoren als homosexuelle<br />

Männer verfolgt. Im britischen Indien<br />

wurden geschlechtsdiverse Menschen,<br />

die bis dato gesellschaftlich respektiert<br />

waren, 1871 durch den Criminal Tribes Act<br />

(dt. Gesetz der kriminellen Stämme) als<br />

Kriminelle klassifiziert: Sie wurden unter<br />

anderem in einem polizeilichen Register<br />

geführt und ihr Bewegungsfreiraum wurde<br />

eingeschränkt.<br />

Kultur- und religionsspezifische<br />

Geschlechter sind an eine bestimmte<br />

Kultur oder Religion gebunden und ergeben<br />

nur in diesem Kontext Sinn. Aus den mehr<br />

als 50 Geschlechtern, die wir gefunden<br />

haben, werden wir sechs von ihnen näher<br />

vorstellen.<br />

RELIGION<br />

Im Judentum gibt es sechs Geschlechter,<br />

obwohl sie vielen Jüd*innen selbst nicht<br />

mehr bekannt sind. Sie nennen sich<br />

Zachar, Nekeivah, Androgynos, Tumtum,<br />

Ay’lonit und Saris. In einer westlichchristlichen<br />

Lesart könnten sie als Mann,<br />

Frau, zwei inter Geschlechter und zwei<br />

trans* Geschlechter verstanden werden.<br />

Aus diesem Grund nannte die jüdische<br />

Kolumnistin Debora Antmann das System<br />

binär, ohne zweigeschlechtlich zu sein.<br />

EUROPA<br />

In und um Neapel herum existieren<br />

Femminielli, die Menschen mit einer


POLITIK 33<br />

femininen Geschlechtsidentität darstellen. Traditionell<br />

wird ihr Geschlecht mit der griechischen Mythologie in<br />

Zusammenhang gebracht. Bis zum 20. Jahrhundert waren<br />

sie in einer privilegierten Position, da ihre Präsenz als<br />

glückbringend verstanden wurde.<br />

AFRIKA<br />

In Madagaskar leben Sekrata: Kinder, aus denen später<br />

Männer werden würden, werden, wenn sie früh in ihrer<br />

Kindheit als feminin wahrgenommen werden, als Sekrata<br />

erzogen. In der Bevölkerung werden sie als etwas Besonderes<br />

und somit Schützenswertes angesehen.<br />

ASIEN<br />

Im muslimischen Indonesien werden fünf verschiedene<br />

Geschlechter anerkannt: makkunrai, oroané, calalai, calabai<br />

und bissu. Während die ersten beiden für Mann und Frau<br />

stehen, sind die nächsten drei Geschlechter, die wir nicht<br />

kennen. Die Geschlechtsidentität von bissu ist mit einer<br />

spirituellen Tätigkeit verbunden.<br />

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AUSTRALIEN UND OZEANIEN<br />

Auf den samoanischen Inseln in Ozeanien werden neben<br />

Frauen und Männern noch Fa’afafine und Fa’afatama anerkannt.<br />

Bei diesen beiden Geschlechtern werden die Kinder,<br />

wenn sie sich feminin oder maskulin verhalten, als das<br />

jeweilige Geschlecht großgezogen. Ähnliche Geschlechter<br />

unter anderen Namen sind auf den Inseln Hawaii und<br />

Tonga zu finden.<br />

SÜD- UND NORDAMERIKA<br />

Die indigene Bevölkerung Nordamerikas kennt je nach<br />

Bevölkerungsgruppe viele verschiedene Geschlechter, die<br />

oft unter dem Begriff Two-Spirit subsumiert werden: Das<br />

Diné-Volk respektiert beispielsweise neben Frauen und<br />

Männern auch nadleehi und dilbaa. Bei den Lakota gibt es<br />

das dritte Geschlecht winkte. *vf<br />

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34 POLITIK<br />

OTO: INSTAGRAM<br />

WISSEN<br />

Dani Coyle ist eine intersexuelle Aktivist*in, die auch trans* ist.<br />

Wie wahrscheinlich<br />

bist du trans*?<br />

Zwei Gruppen sind besonders<br />

oft trans* und/oder<br />

nicht-binär: inter oder autistische<br />

Personen. Die Wahrscheinlichkeit<br />

unter ihnen geschlechtsdivers<br />

zu sein, ist bei beiden Gruppen<br />

stark erhöht. Mit mehr Forschung<br />

können zukünftig sicherlich weitere<br />

Überschneidungen gefunden<br />

werden.<br />

INTER UND TRANS* SIND ZWEI SCHUH’,<br />

DOCH VIELE TRAGEN BEIDE<br />

Intersexualität beschreibt den Körper und<br />

Trans*geschlechtlichkeit das Geschlecht<br />

eines Menschen. Dieser Unterschied<br />

ist für viele schwer begreifbar. Wir<br />

erinnern uns an die schändlichen<br />

Bemerkungen von Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer zum Karneval 2019. Ihr<br />

„Witz“ machte sich über die Transition<br />

von trans* Menschen lustig, doch wurden<br />

Kramp-Karrenbauers Kommentare<br />

hauptsächlich unter Interfeindlichkeit in<br />

der Öffentlichkeit diskutiert. So falsch ein<br />

Zusammenwerfen dieser beiden Eigenschaften<br />

ist, so wäre eine komplette<br />

Trennung der Communitys falsch: Neun<br />

Prozent von intersexuellen Menschen<br />

sich auch trans*geschlechtlich. Diese<br />

Ergebnisse wurden in einer Studie der<br />

Berliner Charité und einem schwedischen<br />

und niederländischen Institut gefunden,<br />

die 2018 veröffentlicht wurde. Ein Grund<br />

für diese hohe Zahl ist sicherlich, dass<br />

trans* Menschen die einzige Gruppe der<br />

Bevölkerung sind, die häufig während<br />

einer medizinischen Transition auf<br />

Intersexualität getestet werden. Viele<br />

Bereiche einer Diagnose der Variante<br />

der Geschlechtsentwicklung (Fachwort<br />

für Intersexualität) sind mit dem bloßen<br />

Auge nicht erkennbar. Aus diesem Grund<br />

wissen viele Menschen nichts über ihre<br />

Intersexualität. Ein weiterer Grund kann<br />

in den körperlichen Entwicklungen von<br />

inter Menschen stecken: In unserer<br />

Gesellschaft wird das Geschlecht so sehr<br />

mit einem bestimmten Körperform in<br />

Verbindung gebracht, dass körperliche<br />

Abweichungen ebenso Einfluss auf die<br />

eigene Geschlechtlichkeit nehmen.<br />

GESCHLECHT IST KEIN HIRNGESPINST,<br />

DOCH ES SPIELT SICH AUCH IM KOPF AB<br />

Autistische Menschen erleben sich und<br />

ihre Umwelt anders als neurotypische<br />

Menschen. Nicht verwunderlich, dass<br />

auch ihr Verständnis von Körpern und<br />

Geschlechtern von der Mehrheitsgesellschaft<br />

abweicht. In einer 2020<br />

erschienen britischen Studie wurden über<br />

600.000 Menschen zu diesem Thema<br />

befragt. Damit ist es bis heute die größte<br />

Studie, die eine Überlappung zwischen<br />

autistischen und geschlechtsdiversen<br />

Menschen beforscht. Unter den Befragten<br />

identifizierten sich 36 Prozent der trans*<br />

und/oder nicht-binäre Personen als<br />

autistisch, im Gegensatz zu 16 Prozent der<br />

cis Männer und 14 Prozent der cis Frauen.<br />

Die Zahlen spiegeln den Umstand wider,<br />

dass viele Beschreibungen, was einen<br />

Mann oder eine Frau ausmacht, nur für<br />

neurotypische Menschen Sinn ergeben.<br />

Autistische Personen schütteln bei<br />

vielen vermeintlich geschlechtsbasierten<br />

Verhalten den Kopf und finden sich häufig<br />

in den typischen Geschlechterrollen und<br />

-Erwartungen nicht wieder. *vf


DESIGN<br />

BESTES AUS<br />

ARCHITEKTUR<br />

JAPAN<br />

Der japanische Architekt Shigeru Ban ist ein Paradebeispiel dafür, dass man niemals<br />

nur an die unmittelbaren Tätigkeiten des eigenen Berufs gebunden ist. Er hat bewiesen:<br />

Der Blick über den professionellen Tellerrand kann die Karriere sogar vorantreiben.<br />

Seine humanitären Bemühungen auf internationalem Boden haben ihm nicht nur den Ruf<br />

eines engagierten Philanthropen eingebracht, sondern auch den wichtigsten Preis der<br />

Architekturszene.<br />

Shigeru Ban wurde 1957 in Tokio geboren. Er studierte am<br />

Southern California Institute of Architecture in Los Angeles<br />

und später an der Cooper Union’s School of Architecture in<br />

New York. Das Resultat sowohl japanischer als auch westlicher<br />

Stileinflüsse lässt sich heute gut an Bans Arbeiten ablesen.<br />

Bekannt wurde er aber vor allem durch den Einsatz von Papier<br />

und Pappe als Baumaterial. Papier wird aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen hergestellt und kann vollständig recycelt werden.<br />

Ban wird deshalb auch zu den Vertretern des sogenannten<br />

Ökologischen Bauens gezählt. So schuf er 2013 eine Kirche<br />

in Neuseeland, die teilweise aus Karton besteht, und zeichnete<br />

bereits im Jahr 2000 für den japanischen Pavillon auf<br />

der Expo in Hannover verantwortlich, für das vornehmlich<br />

die Ban-typischen Pappröhren verwendet wurden. Seit 1995<br />

setzt er sich außerdem für die Katastrophenhilfe ein, für die er<br />

ein eigenes Netzwerk von Architekten (Voluntary Architects’<br />

Network) gründete. Mithilfe von simplen Materialien wie Papier,<br />

Pappe, Bierkästen oder Sandsäcken hat Ban Notunterkünfte<br />

in der ganzen Welt geschaffen, die schnell auf- und abzubauen<br />

sind. Für seine Aktivitäten als Architekt und Wohltäter erhielt<br />

er 2014 den Pritzker Architecture Prize. Der TASCHEN Verlag<br />

hat Shigeru Ban ein Sammelwerk seiner wichtigsten Arbeiten<br />

gewidmet. *fj<br />

www.shigerubanarchitects.com / www.taschen.com<br />

„Shigeru Ban. Das vollständige Werk 1985 – 2015“, Philip<br />

Jodidio, Hardcover, 22,8 x 28,9 cm, 2,90 kg, 568 Seiten


ARCHITEKTUR<br />

THE YORK<br />

DESIGN<br />

HOUSE<br />

Architekt Alex Nerovnya erlangte dank dem ungewöhnlichen Einsatz von Glas und dem Spiel mit<br />

geometrischen Formen Bekanntheit über die Grenzen seiner russischen Heimat hinaus. Das im letzten Jahr<br />

von ihm konzipierte York House verbindet seine beiden großen Stärken auf ungewöhnliche Weise.<br />

Eigentlich könnte das York<br />

House ein ganz normales<br />

Ferienhaus in irgendeinem<br />

Tannenwald in Nordosteuropa<br />

oder Kanada sein, wenn es nicht<br />

mit einer Front daherkäme, die<br />

anmutet, als hätte jemand das<br />

Gebäude in der Mitte schlichtweg<br />

durchgeschnitten und die<br />

andere Hälfte weggeworfen.<br />

Darüber hinaus hat Alex Nerovnya<br />

die klassische Form des<br />

Spitzdachhauses leicht entrückt<br />

und die links und rechts vom<br />

Mittelblock verlaufenden Seiten<br />

einige Meter versetzt angelegt.<br />

Das ausgefallene Design soll<br />

zum einen die Interaktion mit<br />

der natürlichen Umgebung<br />

intensivieren und das Gefühl<br />

aufkommen lassen, Innen- und<br />

Außenbereiche würden verschwimmen.<br />

Zum anderen will<br />

Nerovnyas Entwurf einer bereits<br />

unzähligen Male verwendeten<br />

Form einen modernen Anstrich<br />

verleihen. Insgesamt sollen auf<br />

200 Quadratmetern bis zu acht<br />

Personen in vier Schlafzimmern<br />

Platz haben. *fj<br />

en.alex-nerovnya.com


REISE<br />

SPARTACUS CRUISE<br />

die einzige deutschsprachige<br />

Gay Cruise<br />

Endlich ist es so weit: Die zweite Gay<br />

Cruise der blu Mediengruppe sticht in See.<br />

Termin ist der 8. bis 18. Februar 2022 mit<br />

einer Route vor der afrikanischen Küste.<br />

Bei deutlich über 20 Grad im Schatten und<br />

acht Sonnenstunden pro Tag kann man<br />

den Winter hinter sich lassen und Wärme<br />

tanken. Gleichzeitig sind es angenehme<br />

Temperaturen für Ausflüge. Die Cruise wird<br />

ohne Social-Distancing-Maßnahmen und<br />

Maskenpflicht durchgeführt. Daher muss<br />

jeder Gast spätestens 14 Tage vor der<br />

Abfahrt eine abgeschlossene Covid-Impfung<br />

oder Immunitätsbescheinigung nachweisen.<br />

Diese Kreuzfahrt kombiniert die unbekannteren<br />

Inseln der Kanaren mit der<br />

Blumeninsel Madeira. Damit auch Raum<br />

für Erkundungen ohne Zeitdruck bleibt,<br />

ist an mehreren Orten ein Overnight<br />

eingeplant. Geplant ist folgende Route:<br />

Neben diesen Anläufen sind zahlreiche<br />

Highlights, die dem späteren Ausflugsprogramm<br />

entnommen werden können,<br />

geplant. Dazu gehört die kleine Schwester<br />

Madeiras, Porto Santo, wo man wandern<br />

oder edlen Wein verkosten kann.<br />

Zurück auf den Kanaren lernt man<br />

Lanzarotes imposante Vulkanlandschaft<br />

kennen und besucht auch La Graciosa,<br />

die kleinste der Kanarischen Inseln. Auf<br />

Gomera warten in den Nebeln des hoch<br />

gelegenen Nationalparks Garajonay dichte<br />

Wälder aus Farnen und moosbedeckten<br />

Bäumen. La Palma bietet neben engen<br />

Gassen aus Kopfsteinpflaster und<br />

Häusern mit Holzbalkonen in der<br />

Hafenstadt Santa Cruz auch spektakuläre<br />

Sehenswürdigkeiten der Natur wie den<br />

Wasserfall der Farben oder den Idafe Rock<br />

/ Roque Idafe im Nationalpark Caldera<br />

de Taburiente. Wer seine Reise nicht<br />

8. – 18. FEBRUAR 2022<br />

8.2. LAS PALMAS (GRAN CANARIA) Abfahrt um 18 Uhr<br />

9.2. FUNCHAL (MADEIRA) Ankunft um 15 Uhr (Overnight)<br />

10.2. Abfahrt Funchal um 20 Uhr<br />

11.2. At sea<br />

12.2. ARRECIFE (LANZAROTE) Ankunft um 7 Uhr (Overnight)<br />

13.2. Abfahrt Arrecife um 20 Uhr<br />

14.2. At sea<br />

15.2. SANTA CRUZ (LA PALMA) von 8 bis 24 Uhr<br />

16.2. LA GOMERA von 8 bis 21 Uhr<br />

17.2. LAS PALMAS (GRAN CANARIA) Ankunft um 8 Uhr (Overnight)<br />

18.2. Ausschiffung


REISE<br />

verlängern will, hat am vorletzten Tag die<br />

Gelegenheit, die Dünen von Maspalomas<br />

auf Gran Canaria zu besuchen. Zwei Seetage<br />

an Bord der Vasco da Gama schaffen<br />

eine echte Kreuzfahrtatmosphäre, die wir<br />

mit Poolspielen verbringen werden.<br />

DAS BORDPROGRAMM<br />

Zusätzlich zum Bordprogramm des<br />

Schiffes werden auf der Spartacus Cruise<br />

wieder zahlreiche Künstler der Community<br />

auftreten. Auf der Agenda stehen<br />

außerdem zahlreiche Themenpartys am<br />

Pool wie „White“, „Wig“ oder „Kinky“, bei<br />

denen der Kreativität bei den Outfits<br />

keine Grenzen gesetzt sind. Auch die<br />

beliebten Pool Games mit der Wahl<br />

zum „Mr. Cruise“ werden auf keinen Fall<br />

fehlen. Alle Gäste sind natürlich wieder<br />

herzlich eingeladen, ihre Türen individuell<br />

zu gestalten, wobei die verrückteste Idee<br />

prämiert wird. Die Details zu Künstlern<br />

und DJs werden im Laufe der kommenden<br />

Wochen ständig ergänzt. Zu den<br />

Künstlern gehört Joel von Lerber, der die<br />

Tea Times mit seinem Harfenprogramm<br />

von Klassik bis Pop begleiten wird. Für<br />

den fetten Sound sorgt u. a. Star-DJ Chris<br />

Bekker.<br />

SINGLE MATCH<br />

Kreuzfahrten sind leider keine optimale<br />

Reiseform für Singles, da sich die Preise<br />

nach Kabinen in Zweierbelegung berechnen.<br />

Das heißt, für die alleinige Nutzung<br />

einer Kabine ist immer der Preis einer<br />

Zweierbelegung zu entrichten. Auf der<br />

letzten Cruise wurden erfolgreich<br />

vierzig Singles verknüpft, die sich eine<br />

Kabine geteilt haben. Auch dieses Mal<br />

wird es in der Buchungsmaske wieder die<br />

Option „Singlematch“ geben. Wer sich<br />

dafür entscheidet, wird kontaktiert und<br />

kann im persönlichen Gespräch ein paar<br />

Anhaltspunkte zu seinem gewünschten<br />

Match geben. Gesichtspunkte a) ähnliches<br />

Alter, b) ähnlicher Tagesrhythmus<br />

(Morgenmensch versus Nachtmensch),<br />

c) gleiche Kabinenkategorie. Selbstverständlich<br />

können sich auch Zweiermatches<br />

melden, die sich bereits gefunden<br />

haben. Dafür gibt es auf Romeo einen<br />

Club unter dem Namen „mCruise“.<br />

Mehr Infos unter<br />

www.spartacus.cruises


GESELLSCHAFT<br />

ZWEI<br />

REPORT<br />

GESICHTER<br />

EINER STADT<br />

LANGE WIRKTE KRAKAU WIE EIN SICHERER HAFEN DER LGBTIQ*-COMMUNITY IM<br />

FEINDSELIG GESTIMMTEN POLEN. DOCH SEIT DIESEM JAHR MEHREN SICH AUCH<br />

HIER DIE ANGRIFFE AUF DIE QUEERE GEMEINSCHAFT. NUN REGT SICH WIDERSTAND<br />

GEGEN DEN HASS.<br />

Eigentlich wollte Han nur seinen Freund<br />

besuchen. Doch als er eine Straße<br />

überquerte, bemerkte er, dass ein<br />

parkender Autofahrer ihn beobachtete.<br />

„Als er mich gesehen hat, hat er den Motor<br />

angelassen – und ist in mich reingefahren“,<br />

erzählt Han, friemelt eine Zigarette aus der<br />

Packung und steckt sie sich zwischen die<br />

Lippen. Er verharrt einen Moment, bevor<br />

er sie anzündet, und blickt in die Ferne, als<br />

sehe er dort die Situation, in der er vor ein<br />

paar Monaten am Stadtrand von Krakau<br />

war. „Der Typ machte das Fenster runter<br />

und starrte mich böse an. Er sagte nichts,<br />

bis ich weggerannt war.“<br />

Das Auto hatte nicht genug Geschwindigkeit,<br />

um Han ernsthaft zu verletzen.<br />

Trotzdem ging an diesem Tag etwas<br />

kaputt: Krakau ist Hans Heimat, hier<br />

wurde er geboren. Und doch fühlt sich der<br />

21-Jährige nun nicht mehr sicher, denn<br />

Han möchte sich nicht festlegen, welchem<br />

Geschlecht er sich zugehörig und von welchem<br />

er sich angezogen fühlt. Bisexuell,<br />

non-binär, queer – es gibt viele Labels, mit<br />

denen er sich identifiziert. Jedes einzelne<br />

ist gefährlich, wenn es die falsche Person<br />

in der falschen Ecke Krakaus zur falschen<br />

Uhrzeit erkennt – oder sich von seinen<br />

auffälligen roten Haaren provoziert fühlt.<br />

Es sind die zwei Seiten einer Stadt,<br />

die damit ringt, wer sie ist und wer<br />

sie sein möchte. Im Zentrum der<br />

800.000-Einwohner-Metropole gibt es<br />

queere Klubs, Regenbogenfahnen hängen<br />

in den Fenstern. An den Stadträndern, wo<br />

die Häuserblocks abgelöst werden von<br />

Einfamilienhäusern mit Garten und Garage,<br />

ist es für Han, als sei er in einer anderen<br />

Stadt. „Wenn ich an die Stadtgrenze gehe,<br />

bekomme ich seltsame Blicke, ich werde<br />

angeschrien, auf mich wird gezeigt und<br />

ich werde verfolgt“, sagt Han, setzt die<br />

Zigarette an und nimmt einen tiefen Zug.<br />

Krakau bei Nacht ist ein anderer Ort als<br />

Krakau bei Tag. Sich bloß nicht von der<br />

Gruppe trennen, nicht alleine unterwegs<br />

sein, nicht auffallen: Han kennt die Regeln,<br />

er erinnert seine Freunde daran, wenn sie<br />

abends gemeinsam unterwegs sind. Muss<br />

Han alleine los, hat er inzwischen eine<br />

Dose Pfefferspray bei sich, „nur für den<br />

Fall“. Außerdem trainiert er seit einigen<br />

Monaten Selbstverteidigung, „weil viele<br />

meiner Freunde angegriffen worden sind,<br />

vor allem in letzter Zeit.“<br />

MIT MESSERN GEJAGT<br />

In diesem Jahr häufen sich die Angriffe auf<br />

queere Menschen, beobachtet Mateusz<br />

Gędźba. „Die Gewalt von Bürger*innen<br />

gegenüber der LGBTIQ*-Community<br />

wächst. Im Sommer hatten wir einige<br />

besorgniserregende Vorfälle, bei denen<br />

queere Menschen vor Schwulenbars<br />

wie dem „Club Papuga“ mit Messern<br />

gejagt wurden“, sagt er. Mateusz ist<br />

Vorstandsvorsitzender von DOM EQ, einer<br />

Föderation, die verschiedenste LGBTIQ*-<br />

Gruppierungen zusammengebracht hat.<br />

Gemeinsam versuchen sie, die Situation<br />

für queere Menschen in Krakau zu verbessern.<br />

Im vergangenen Jahr eröffnete<br />

das Team ein Gemeinschaftszentrum: ein<br />

altes Einfamilienhaus, mit Glitzer am Zaun<br />

und Regenbogenlichterkette, umfunktioniert<br />

zum queeren Hauptquartier Krakaus.<br />

Hier treffen sich verschiedene Selbsthilfegruppen,<br />

der queere Chor probt in den<br />

Räumen und Literaturliebhaber*innen<br />

organisieren Gedichtlesungen. Für<br />

Mateusz mit am wichtigsten sind die<br />

Beratungsangebote. Sowohl rechtlich<br />

als auch psychologisch können sich


GESELLSCHAFT<br />

LGBTIQ*-Personen hier helfen lassen:<br />

„Wenn jemand selbstmordgefährdet ist,<br />

lädst du ihn nicht auf ein Bier in einer Bar<br />

ein“, sagt der 36-Jährige. Deshalb sei es so<br />

wichtig gewesen, einen sicheren Ort wie<br />

das DOM EQ zu schaffen.<br />

Wie es scheint, ist DOM EQ gerade<br />

zur rechten Zeit entstanden. Mateusz<br />

erschreckt, wie schnell Szenen wie vor der<br />

Schwulenbar Papuga Alltag geworden sind,<br />

wie selbstverständlich die LGBTIQ*-Community<br />

zur Zielscheibe wahlloser Angriffe.<br />

Für ihn ist klar, wer dafür verantwortlich<br />

ist: „Der Ton wird von oben angegeben,<br />

das ist mehr als deutlich. Wenn hohe<br />

Offizielle im Staat nach Aggression rufen,<br />

sie rechtfertigen, die Täter*innen schützen,<br />

dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis alle<br />

anderen glauben, das sei normal.“<br />

Auch Han hat bemerkt, wie sich die<br />

Stimmung in Krakau seit der letzten Wahl<br />

verändert hat. Trotzdem geht er weiter<br />

feiern, Freunde besuchen, versteckt seine<br />

roten Haare nicht unter der Kapuze: „Ich<br />

will nicht so viel Angst haben, dass ich<br />

nicht mehr mein Leben leben kann.“<br />

„MEINE KIRCHE<br />

HASST MICH“<br />

Nicht nur die Politik ist Auslöser für die<br />

wachsende LGBTIQ*-Feindlichkeit. Auch<br />

die katholische Kirche ist eine treibende<br />

Kraft des Hasses. Von einer „Regenbogenpest“<br />

sprach der Erzbischof von Krakau,<br />

Marek Jedraszewski, im Sommer 2019.<br />

Nicht sein erster Kommentar gegen<br />

die queere Community und nicht sein<br />

letzter. Regelmäßig stellt er die LGBTIQ*-<br />

Gemeinschaft als eine Ideologie des<br />

„Wenn ich an die<br />

Stadtgrenze gehe,<br />

bekomme ich seltsame<br />

Blicke, ich werde angeschrien,<br />

auf mich wird<br />

gezeigt und ich werde<br />

verfolgt“<br />

HAN


GESELLSCHAFT<br />

KAROL<br />

„Hier in Polen scheinen die Kirche und die LGBTIQ*-<br />

Community das Gegenteil voneinander zu sein<br />

und klar getrennt. Wir als queere Christ*innen wollen<br />

zeigen, dass es möglich ist, diese beiden Identitäten<br />

miteinander zu verbinden.“<br />

Westens dar, die bekämpft werden müsse.<br />

Was der Erzbischof sagt, hat Gewicht:<br />

Etwa neunzig Prozent der polnischen<br />

Bevölkerung sind katholisch.<br />

„Meine Kirche hasst mich.“ So fasst Karol<br />

Szymonik die aktuelle Situation zusammen.<br />

Der 26-Jährige ist gläubiger Christ<br />

– und schwul. „Ich habe zu Gott gebetet,<br />

dass er das von mir nimmt“, sagt er, wenn<br />

er an seine Schulzeit zurückdenkt. Karol<br />

stammt aus der kleinen Stadt Oświęcim.<br />

Dort kannte er keinen anderen schwulen<br />

Mann. Sich zuzugestehen, homosexuell<br />

zu sein, fiel ihm schwer. „Erst als ich für<br />

mein Studium nach Krakau kam, habe<br />

ich mich freier gefühlt.“ Dort hörte er das<br />

erste Mal von anderen schwulen Männern<br />

und vertraute sich seinen engsten<br />

Freund*innen an. Nach und nach erzählte<br />

er es mehr Kommiliton*innen, ehe er sich<br />

schließlich outete. Am schwersten war<br />

es für Karol, gegenüber seinen streng<br />

katholischen Eltern offen zu sein: „Sie<br />

waren sehr überrascht, sie haben nicht<br />

einmal in Erwägung gezogen, dass so<br />

etwas möglich ist.“ An das Gespräch<br />

mit seiner Mutter kann er sich noch gut<br />

erinnern, obwohl es inzwischen vier Jahre<br />

her ist: „Als ich mich geoutet habe, hat<br />

meine Mutter heftig geweint. Das war<br />

eine schwierige Unterhaltung zwischen<br />

uns. Danach wusste ich nicht, ob das für<br />

sie in Ordnung ist oder nicht.“ Seit dem<br />

Gespräch wird über Karols Sexualität in<br />

der Familie geschwiegen.<br />

Karol arbeitet inzwischen in Krakau als<br />

Tierarzt. „Während meines Studiums<br />

habe ich darüber nachgedacht, aufs<br />

Land zu ziehen und Kühe zu behandeln.<br />

Aber dann habe ich mir gedacht: Ich<br />

bin schwul – so kann ich nicht leben.<br />

Auf dem Land ist es viel gefährlicher für<br />

mich.“ In Krakau fühlt sich Karol wohl,<br />

zumindest bis zu einem gewissen Grad:<br />

„Es gibt Orte, an denen wir uns gemeinsam<br />

treffen können, es gibt Kirchen, in<br />

die wir gehen können, wo wir akzeptiert<br />

sind – es ist sehr viel angenehmer als<br />

in den Dörfern. Aber trotzdem gibt es<br />

überall Zeichen von Homophobie.“ Es<br />

fällt Karol schwer, diese Ambivalenz in<br />

Worte zu fassen. Auf der einen Seite eine<br />

Freiheit, von der er in seinem Heimatdorf<br />

nicht einmal träumen konnte, auf der<br />

anderen Seite die ständige Angst, doch<br />

auf die falschen Leute zu treffen. „Wenn<br />

ich nachts mit meinen Freunden unterwegs<br />

bin, habe ich diesen Gedanken im<br />

Kopf, dass die Leute erkennen, dass wir<br />

schwul sind, und uns deswegen zusammenschlagen<br />

werden.“ Vieles könnte<br />

besser sein in Krakau, „aber es ist gerade<br />

nun einmal, was es ist“, sagt Karol..<br />

ABLENKEN VOM MISS-<br />

BRAUCHSSKANDAL<br />

Karol redet ruhig und konzentriert, nur<br />

wenn er über die Ungerechtigkeiten in<br />

seinem Land spricht, wird er merklich<br />

aufgebrachter, seine Stimme wird<br />

schneller, er fängt an zu gestikulieren.<br />

„Hier in Polen scheinen die Kirche und<br />

die LGBTIQ*-Community das Gegenteil<br />

voneinander zu sein und klar getrennt.“<br />

Um das zu ändern, engagiert sich Karol in<br />

der Initiative „Glaube und Regenbogen“.<br />

„Wir als queere Christ*innen wollen<br />

zeigen, dass es möglich ist, diese beiden<br />

Identitäten miteinander zu verbinden.“<br />

Mit der aktuellen Kirchenführung fällt das<br />

nicht immer leicht, aber Karol hat einen<br />

Weg für sich gefunden: „Die Bischöfe in<br />

Polen sind die eine Sache, mein Glaube ist<br />

etwas anderes. Ich höre nicht so genau hin,<br />

worüber die Priester in ihrer Predigt reden<br />

– denn das tut mir manchmal weh.“<br />

Dass sich die Rhetorik der katholischen<br />

Kirche in den vergangenen Monaten noch<br />

einmal verschärft hat, ist für Karol kein<br />

Zufall. Ähnlich wie in Deutschland erschütterte<br />

auch in Polen ein Missbrauchsskandal


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70 Ländern erwarten<br />

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Foto: istockphoto.com/vladorlov<br />

Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab


GESELLSCHAFT<br />

der katholischen Kirche die Öffentlichkeit.<br />

Die Enthüllungsdokumentation „Aber<br />

sag es nur keinem“ zeigte 2019, wie<br />

Kirchenoberste missbrauchende Priester<br />

schützten und sie beispielsweise in andere<br />

Gemeinden versetzten, anstatt sie anzuzeigen.<br />

Seitdem kämpft die katholische<br />

Kirche mit Ablenkungsmanövern gegen<br />

den Imageschaden. Weil mehr Jungen<br />

als Mädchen vergewaltigt wurden, müsse<br />

es einen Zusammenhang zwischen<br />

Pädophilie und Homosexualität geben,<br />

so die haltlose Behauptung der Kirche.<br />

„Sie musste irgendetwas angreifen, und<br />

wir als Minderheit in Polen sind leicht zu<br />

fassen“, sagt Karol. Besonders für Teenager<br />

sieht Karol die Rhetorik der Kirche als<br />

große Gefahr. „Jugendliche, die gerade<br />

erst verstehen, wer sie sind, die glauben,<br />

vielleicht bin ich schwul ... Wenn sie Worte<br />

wie ,Regenbogenpest‘ hören, was halten<br />

die dann von sich selbst? Ich mag mir das<br />

gar nicht vorstellen.“<br />

100 „LGBTIQ*-<br />

FREIE“ ZONEN<br />

Besonders schwierig ist die Situation<br />

für queere Jugendliche im ländlichen<br />

Polen, sind sich Karol und Han einig. Dort<br />

gibt es keine Klubs, keine Treffs, keine<br />

Gemeinschaft wie in Krakau. „Wenn du<br />

auf dem Land als LGBTIQ*-Person keine<br />

Unterstützung deiner Familie hast, bist<br />

du ziemlich allein“, sagt Han. Und auch<br />

der Druck der Politik auf die LGBTIQ*-<br />

Gemeinschaft ist stärker. Seit 2019 riefen<br />

sich mehr als 100 Kommunen als frei von<br />

„LGBTIQ*-Ideologie“ aus. „Du kannst doch<br />

nicht einfach ein Gebiet für LGBTIQ*-frei<br />

erklären und dann gibt es dort keine<br />

queeren Menschen mehr“, sagt Han. „Die<br />

Politiker erreichen nur eines: Sie verletzen<br />

diese Personen.“ Rechtlich gesehen<br />

haben die Deklarationen keine Wirkung<br />

– bislang. Aber DOM-EQ-Leiter Mateusz<br />

Gędźba blickt mit Bangen nach Russland,<br />

wo zunächst ähnliche Erklärungen<br />

verabschiedet und dann in einem zweiten<br />

Schritt auch die Gesetze angepasst wurden.<br />

„Wir befinden uns an einem ziemlich<br />

traurigen und empfindlichen Moment,<br />

der für ganz Europa gefährlich ist. Wenn<br />

wir sagen: ‚Ach Werte, was bedeuten die<br />

schon?‘, dann wird das einen Moment<br />

lang funktionieren. Aber bald werden<br />

die Probleme auch in anderen Ländern<br />

losgehen. Es ist wie Krebs: Wenn wir nicht<br />

früh genug dagegen kämpfen, wird es sich<br />

weiter ausbreiten.“<br />

Fünf der 16 polnischen Woiwodschaften,<br />

vergleichbar mit den deutschen Bundesländern,<br />

verabschiedeten inzwischen<br />

eine entsprechende Deklaration. Darunter<br />

auch Kleinpolen, die Woiwodschaft, in der<br />

Krakau liegt. Doch Krakau machte bei der<br />

homophoben Kampagne nicht mit. Stadtpräsident<br />

Jacek Majchrowski betonte in<br />

einem offenen Brief, dass Krakau eine<br />

tolerante und weltoffene Stadt sei: „Alle,<br />

darunter auch Vertreter der LGBTIQ*-<br />

Community, sind hier willkommen. Wir alle<br />

sollen uns in Krakau wie zu Hause fühlen“,<br />

schrieb er darin.<br />

Mateusz sieht Statements wie dieses<br />

kritisch. Er glaubt, hinter der Erklärung<br />

stecke vor allem politisches Kalkül. 2023<br />

sollen in Krakau die Europaspiele stattfinden.<br />

Das bedeutet viel Aufmerksamkeit<br />

und viel Geld für die Stadt. Ausländische<br />

Politiker*innen kritisierten den<br />

Austragungsort aufgrund der Erklärung<br />

Kleinpolens zur LGBTIQ*-freien Zone<br />

und forderten, die Spiele nicht in Krakau<br />

zu veranstalten: „Krakau profitiert enorm<br />

von den europäischen Geldern. Wenn das<br />

Geld zurückgehalten wird, steckt Krakau<br />

in großen Schwierigkeiten. Das haben die<br />

Politiker*innen recht schnell verstanden“,<br />

sagt Mateusz. Mit Blick auf das Ausland<br />

unterstütze man die Community, gehe<br />

„Wenn hohe Offizielle Aggression<br />

rechtfertigen, die Täter*-<br />

innen schützen, dann ist es<br />

nur eine Frage der Zeit,<br />

bis alle anderen glauben,<br />

das sei normal.“<br />

MATEUSZ


GESELLSCHAFT<br />

es aber um echte Bekenntnisse, etwa<br />

finanzielle Unterstützung, halte sich die<br />

Stadt zurück.<br />

Gleichzeitig gehen kirchliche rechtskonservative<br />

Gruppen immer aggressiver vor,<br />

um auch die etwas besser geschützten<br />

LGBTIQ*-Gemeinschaften in den Städten<br />

anzugreifen – wie in Krakau. Regelmäßig<br />

fahren Trucks mit großen Lautsprechern<br />

durch die Städte des Landes und rufen<br />

homophobe Propaganda aus. Damit<br />

schüren sie in den Großstädten den Hass<br />

und verunsichern queere Menschen. Vor<br />

einigen Monaten hatte Han endgültig<br />

genug davon. Mit ein paar anderen<br />

queeren Aktivist*innen Krakaus schloss<br />

er sich zur Bewegung „Der Regenbogen<br />

ist nicht tot“ zusammen. Gemeinsam<br />

starteten sie eine Petition, in der sie den<br />

Stadtrat aufforderten, das Fahren dieser<br />

Trucks durch Krakau zu verbieten. Dafür<br />

sammelten sie Unterschriften, organisierten<br />

Veranstaltungen und versuchten,<br />

bei der Bevölkerung ein Gegengewicht<br />

zur Homophobie von Politik, Kirche und<br />

Medien zu sein: „Das Wichtigste ist, Aufmerksamkeit<br />

zu erzeugen, die Bevölkerung<br />

aufzuklären und ein Bewusstsein für<br />

die LGBTIQ*-Community zu erzeugen“,<br />

sagt Han. Große Erfolgschancen rechnet<br />

sich DOM-EQ-Sprecher Mateusz Gędźba<br />

für die Petition nicht aus: „Um ehrlich zu<br />

sein, bin ich mir ziemlich sicher, dass der<br />

Stadtrat den Bürgervorschlag ablehnen<br />

wird – aber trotzdem hat es etwas Gutes:<br />

Es wird eine Diskussion angestoßen, die<br />

die Stadt weiter unter Druck setzen wird,<br />

etwas gegen die Trucks zu unternehmen.“<br />

OPTIMISTISCH<br />

TROTZ ALLEM<br />

Je stärker der Gegenwind, desto selbstbewusster<br />

wird die Gemeinschaft, meint<br />

Gędźba: „Vor ein paar Jahren waren wir<br />

eine soziale Gruppe hier in Krakau. Aber wir<br />

hatten kein Bewusstsein für unsere verschiedenen<br />

Herkünfte, keine gemeinsame<br />

Identität. Mein Eindruck ist, dass Initiativen<br />

wie DOM EQ dabei geholfen haben, so<br />

eine gemeinsame Identität entstehen zu<br />

lassen.“<br />

Wenn Han an die Zukunft denkt, ist er<br />

vorsichtig optimistisch: „Es gibt viele junge<br />

Personen, die aufstehen, ihre Stimme<br />

erheben und Pride-Proteste organisieren<br />

– mit 15 Jahren. Ich bin so stolz, dass sie<br />

vieles in die eigene Hand nehmen und viel<br />

motivierter sind, als ich es in ihrem Alter<br />

war.“ Und nicht nur die Jugend macht ihm<br />

Hoffnung für die Zukunft: „Ich sehe auch<br />

Menschen über vierzig, die sich auf einmal<br />

outen und sagen: ‚Ich habe genug von dem<br />

Scheiß‘, die protestieren gehen und sich<br />

zeigen.“<br />

Auch Karol will sich nicht länger verstecken:<br />

„Ich versuche, sehr extrovertiert zu<br />

sein. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir<br />

uns als LGBTIQ*-Personen den anderen<br />

Menschen zeigen. Wenn sie uns nicht<br />

sehen, dann denken sie auch nicht über<br />

uns nach.“ Seit diesem Jahr bietet er in<br />

Krakau Tanzkurse für gleichgeschlechtliche<br />

Paare an und ist damit polenweit ein Vorreiter.<br />

„Bei heterosexuellen Paaren ist klar,<br />

der Mann führt. Aber wie ist das bei gleichgeschlechtlichen<br />

Paaren? Das bringe ich<br />

ihnen bei“, sagt er. Bis Karol coronabedingt<br />

pausieren musste, betreute er zwölf Paare.<br />

Das Feedback sei sehr positiv, berichtet<br />

Karol. Wenn er von seinen Tanzkursen<br />

spricht, erzählt er mit einer Freude, dass<br />

man meinen könnte, als schwuler Christ<br />

Tanzkurse für gleichgeschlechtliche Paare<br />

im streng katholischen Krakau anzubieten,<br />

sei das Normalste auf der Welt. Und<br />

vielleicht ist es das bald auch. Aktuell ist in<br />

Polen einiges in Bewegung. Die Menschen<br />

gehen auf die Straße, um gegen das<br />

Abtreibungsverbot zu demonstrieren, und<br />

damit auch gegen die Regierung, gegen<br />

die Einmischung der katholischen Kirche<br />

in die Politik, für Menschenrechte. Karol<br />

macht eine kurze Pause, als müsse er über<br />

die nächsten Worte gut nachdenken. Als er<br />

sich entschieden hat, bringt er diese Sätze<br />

mit einer Überzeugung zum Ausdruck,<br />

dass man ihm am liebsten glauben will:<br />

„In den Köpfen der Leute passiert etwas –<br />

langsam, aber es gibt eine Veränderung.“<br />

*Astrid Benölken und Tobias Zuttmann<br />

„In den Köpfen der Leute<br />

passiert etwas – langsam,<br />

aber es gibt eine<br />

Veränderung.“


ADVERTORIAL<br />

GABLE<br />

das LGBTQ+ Netzwerk von P&G<br />

Bei Procter & Gamble sind<br />

Chancengleichheit, Vielfalt und<br />

Inklusion zentrale Elemente der<br />

Unternehmenskultur.<br />

Procter & Gamble hat es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, gleiche und inklusive Arbeitsplätze<br />

für alle Mitarbeitenden zu schaffen.<br />

Dies schließt ganz ausdrücklich auch die<br />

Gruppe der LGBTQ+-Gemeinschaft ein.<br />

Die Unternehmenspolitik von Procter<br />

& Gamble wendet sich sehr klar gegen<br />

Diskriminierungen aufgrund sexueller Orientierung<br />

oder geschlechtlicher Identität.<br />

GABLE (GAY, ALLY, BISEXUAL,<br />

LESBIAN AND TRANSGENDER<br />

EMPLOYEES)<br />

1996 gründete Procter & Gamble<br />

das Netzwerk GABLE für LGBTQ+-<br />

Mitarbeitende und ihre Unterstützer in<br />

den USA. Im Jahr 2014 startete GABLE<br />

in Deutschland und ist seither schnell<br />

gewachsen. Inzwischen ist das Netzwerk<br />

an zehn Standorten in der DACH-<br />

Region, darunter acht in Deutschland,<br />

aktiv – sowohl in städtischen als auch in<br />

ländlichen Gegenden. Ziel des Netzwerks<br />

ist es, eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen,<br />

in der LGBTQ+-Menschen sich vollständig<br />

und ohne Einschränkungen in ihre Arbeit<br />

einbringen können. Ein wesentlicher<br />

Faktor, um dieses Ziel zu erreichen, sind<br />

Unterstützer – sogenannte „Allies“. Sie<br />

sind ausgebildet, Verantwortung für ihr<br />

eigenes Verhalten zu übernehmen und<br />

einzugreifen, wenn sie in der Sprache oder<br />

dem Verhalten anderer eine Diskriminierung<br />

gegen LGBTQ+-Menschen erkennen.<br />

Die Unterstützer erhalten außerdem<br />

Sticker mit denen sie ihre Hilfe für die<br />

LGBTQ+- Gemeinschaft visuell deutlich<br />

machen können.<br />

#WEAREUNIQUEANDUNITED<br />

Jedes Jahr im März feiert Procter<br />

& Gamble seine Equality&Inclusion<br />

Woche – in diesem Jahr wurde daraus<br />

ein ganzer Monat unter dem Motto<br />

#WeAreUniqueAndUnited. Mitarbeitende<br />

aus verschiedenen Netzwerken haben<br />

Workshops, Vorträge und Mitmach-<br />

Aktionen organisiert mit dem Ziel, das<br />

Bewusstsein für Vielfalt zu fördern, für<br />

dieses Thema weiter zu sensibilisieren und<br />

Bias zu reduzieren. GABLE nutzt die Veranstaltungen,<br />

um Informationen zu seinen<br />

Zielen im Unternehmen vorzustellen, um<br />

neue Mitglieder zu finden und als Allies<br />

auszubilden.<br />

CAN’T CANCEL PRIDE<br />

Zusätzlich unterstützt das Netzwerk<br />

Procter & Gamble dabei, sich auch extern<br />

und weltweit gegen die Diskriminierung<br />

der LGBTQ+-Community einzusetzen,<br />

beispielsweise durch die Organisation<br />

der Hilfsaktion „Can’t Cancel Pride“<br />

mit iHeartRadio während der Corona-<br />

Pandemie zur Unterstützung betroffener<br />

LGBTQ+-Gemeinschaften oder durch<br />

verschiedene LGBTQ-zentrischen<br />

Marketing-Kampagnen.<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

Im letzten Jahr war das GABLE-Netzwerk<br />

von P&G einer der Prout At Work-Award-<br />

Gewinner in der Kategorie GLOBAL<br />

LEADER NETWORK. Diese Würdigung<br />

bezog sich auf diverse Aktivitäten, wie<br />

der Produktion einer Film-Trilogie zur<br />

Unternehmensgeschichte im Hinblick<br />

auf LGBTQ+ -Inklusion. Die Filme,<br />

die in Zusammenarbeit mit CNN<br />

entstanden sind, erhielten internationale<br />

Auszeichnungen.<br />

Vor wenigen Wochen hatte P&G einen<br />

weiteren Grund zum Feiern: Das Unternehmen<br />

wurde mit dem PRIDE Champion<br />

Arbeitgebersiegel in Silber ausgezeichnet.<br />

Dieses wird von der UHLALA Group vergeben<br />

und steht für eine offene, inklusive<br />

und wertschätzende Unternehmens- oder<br />

Organisationskultur. Das Siegel ist nicht<br />

käuflich und kann nur durch Nachweise<br />

und eine Prüfung in Form des PRIDE<br />

Audits erhalten werden.<br />

P&G freut sich über viele Bewerber:innen<br />

aus der LGBTQ+-Community. Offene<br />

Stellenangebote sind hier zu finden:<br />

www.pgcareers.com


INTERVIEW<br />

Die Sprache der Liebe entschlüsselt?<br />

GESELLSCHAFT<br />

FOTO: ELITE CONTACTS<br />

Anita G. und ihr Sohn Philipp Schwarzenberg<br />

bezeichnen sich mit einer<br />

angemessenen Portion Stolz als Partnervermittler.<br />

Wir trafen Philipp in Berlin und<br />

hatten viele Fragen – denn er weitete das<br />

Geschäft mit der Partnerschaftsvermittlung<br />

auf die Liebe Homo-sexueller aus.<br />

Wie kam es denn dazu?<br />

Meine ersten Berührungspunkte mit homosexuellen<br />

Paaren waren glückliche Männer in<br />

langfristige Partnerschaften. Für mich war es<br />

damals klar, dass da einfach ein Mann einen<br />

Mann liebt und mit ihm zusammen ist. Erst<br />

heute ist mir vollumfänglich bewusst, dass<br />

das Thema offene Homosexualität damals<br />

nicht so einfach war. In den 2010ern wurde<br />

Liebe zu einem Konsumgut und unzählige<br />

Menschen machten sich auf die Suche<br />

nach einem kurzfristigen (gemeinsamen)<br />

Endorphinrausch. Zurückzuführen ist<br />

dies auf unsere Gesellschaft selbst, dem<br />

menschlichen Streben nach Perfektion<br />

sowie dem Trend der Digitalisierung durch<br />

Smartphones und Apps. Das was wir dort<br />

finden, ist aber etwas völlig anderes als das<br />

sich in einer langfristigen Partnerschaft<br />

entwickelnde Wir-Gefühl. Ich betone das<br />

immer wieder: Egal, wer wen liebt, der<br />

Kern des Ganzen und damit auch unserer<br />

Arbeit, ist die Sprache der Liebe. Die hat mit<br />

Hormonen und Geschlechtern erst einmal<br />

nichts zu tun.<br />

Es gibt moderne Formen von<br />

Partnerschaften jenseits dem<br />

„Standardmodell“ Zweierbeziehung.<br />

Kommen auch zum Beispiel polyamore<br />

Menschen zu euch?<br />

Es ist spannend, wie sich der Mensch in<br />

dieser Beziehung weiterentwickelt hat.<br />

Das Gros unserer Klientel ist jedoch nach<br />

wie vor auf der Suche nach einer stabilen<br />

Zweierbeziehung mit den klassischen<br />

Parametern Treue, Wir-Gefühl, Vertrauen<br />

und emotionaler Identifikation.<br />

Bemerkenswert finde ich, dass sich die<br />

Wünsche und Ziele von heterosexuellen<br />

und homosexuellen<br />

Singles<br />

in vielerlei Hinsicht<br />

gleichen. Was mich auch noch<br />

mal zu dem Satz bringt, dass es nicht<br />

darum geht, wer wen liebt, sondern um<br />

die Sprache der Liebe.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

www.elite-contacts.com<br />

Das ganze Interview findet ihr auf<br />

www.männer.media.<br />

#Diversity<br />

#Inventingforlove<br />

MSD.PARTNER.HIV.<br />

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Auf MSD Gesundheit finden Sie Informationen zu HIV: http://m.msd.de/rwQ<br />

MSD Sharp & Dohme GmbH, Lindenplatz 1, 85540 Haar<br />

www.msd.de


GESUNDHEIT<br />

Welchen Einfluss eine<br />

HIV-Therapie im Alltag hat<br />

Mit HIV kann man heutzutage ein<br />

gesundes und langes Leben führen.<br />

Dennoch kann die Diagnose ein einschneidendes<br />

Ereignis sein und viele neue<br />

Fragen aufwerfen. Eine davon ist, wie man<br />

die HIV-Therapie nun bestmöglich in den<br />

eigenen Alltag integrieren kann.<br />

Das erste, woran viele dabei denken, sind<br />

klassische Einnahmevorschriften – wie<br />

zum Beispiel die Einnahme zum Essen. Bei<br />

der modernen HIV-Therapie sind solche<br />

strikten Vorschriften mittlerweile eher<br />

Ausnahme als Regel.<br />

HERAUSFORDERUNG ARBEITSALLTAG<br />

Es gibt aber auch einige Punkte, die<br />

man vielleicht nicht gleich im Kopf hat.<br />

Beispielsweise spielt der Arbeitsrhythmus<br />

eine wichtige Rolle: Wenn man geregelte<br />

Arbeitszeiten hat, lässt sich die täglich<br />

etwa zeitgleiche Einnahme der Medikamente<br />

deutlich leichter planen, als wenn<br />

man in einem Beruf mit Schichtdienst<br />

arbeitet. Selbst mit geregelten Arbeitszeiten<br />

kann es zu Herausforderungen im<br />

Arbeitsalltag kommen, etwa wenn eine<br />

Dienstreise mit Zeitverschiebung ansteht.<br />

DIE FREIZEIT GESTALTEN<br />

Auf die Wahl der Freizeitaktivitäten hat<br />

eine HIV-Therapie so gut wie keinen<br />

Einfluss. Dennoch gibt es für HIV-positive<br />

Menschen einige Punkte zu beachten,<br />

um eine erfolgreiche Behandlung<br />

sicherzustellen: Natürlich sollte man bei<br />

Ausflügen immer daran denken, seine<br />

Medikamente mit einzupacken, falls<br />

es mal später wird. Aber auch Hobby-<br />

Sportler*innen sollten bei der Einnahme<br />

von Nahrungsergänzungsmitteln, um zum<br />

Beispiel den Muskelaufbau zu fördern,<br />

im Hinterkopf behalten: Nahrungsergänzungsmittel<br />

können Wechselwirkungen<br />

mit HIV-Medikamenten verursachen, die<br />

im ungünstigsten Fall den Therapieerfolg<br />

gefährden.<br />

MUSS MAN SICH ALSO MIT HIV<br />

EINSCHRÄNKEN?<br />

Natürlich ist das jetzt nicht gleich ein<br />

Grund, um mit dem Sport aufhören. Man<br />

sollte allerdings mit seinem/r Ärzt*in<br />

darüber sprechen, was es zu beachten<br />

gilt. Das ist wichtig, um auch mit HIV-<br />

Therapie den bisherigen Lebensrhythmus<br />

beibehalten und vor allem die eigene<br />

Lebensqualität hochhalten zu können.<br />

Nur weil man HIV-positiv ist, muss sich<br />

also nicht gleich der gesamte Alltag<br />

ändern.<br />

VERÄNDERUNGEN IM BLICK BEHALTEN<br />

Viele Dinge im Alltag verändern sich ja<br />

meist nicht über Nacht, sondern Stück für<br />

Stück. Diese oft unbemerkten Veränderungen<br />

sollte man im Blick behalten, denn<br />

sie können zu Reibungspunkten mit der<br />

HIV-Therapie führen. Gerade in solchen<br />

Situationen ist ein offenes Gespräch mit<br />

dem/r Ärzt*in sehr wichtig.<br />

HIV ZU EINEM KLEINEN TEIL IM<br />

LEBEN MACHEN<br />

Es kann manchmal herausfordernd<br />

sein, die eigene HIV-Therapie in den<br />

persönlichen Tagesablauf zu integrieren.<br />

Manchmal liegt das auch daran, dass die<br />

momentan eingenommenen Medikamente<br />

plötzlich nicht mehr in den eigenen<br />

Alltag passen.<br />

Es gibt für jeden Lebensrhythmus eine<br />

geeignete individuelle Therapie. Wenn man<br />

diese gemeinsam mit seinem/r Ärzt*in für<br />

sich findet, wird HIV dadurch zu einem<br />

kleineren Teil im eigenen Leben.<br />

Weitere Infos sowie persönliche Geschichten<br />

zum Leben mit HIV findest<br />

du unter www.livlife.de.<br />

Unterstützt von ViiV Healthcare


SCHLAU ZU HIV<br />

Warum du an der IAS<br />

teilnehmen solltest<br />

Der alle zwei Jahre stattfindende<br />

Kongress der IAS (International<br />

AIDS Society) ist die weltgrößte<br />

offene wissenschaftliche Konferenz<br />

zum Thema HIV/Aids.<br />

Ihre 11. Ausgabe findet vom<br />

18. bis 21. Juli in Berlin und<br />

erstmals auch online statt. Also<br />

ist die Konferenz sogar aus dem<br />

heimischen Wohnzimmer heraus<br />

bequem zu besuchen.<br />

DAS PROGRAMM<br />

Fast alle namhaften Akteure<br />

im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit<br />

werden die<br />

neuesten Erkenntnisse vorstellen<br />

und die dringendsten aktuellen<br />

Themen erörtern. Aufgeteilt in<br />

vier Themenblöcke.<br />

Im Block Grundlagenforschung<br />

wird unter anderem über<br />

den Stand der Forschung zur<br />

Regulierung und Heilung der HIV-<br />

Reservoirs diskutiert. Außerdem<br />

soll über den Einfluss von<br />

Geschlecht und Bevölkerungsdiversität<br />

auf die Bekämpfung des<br />

Virus gesprochen werden.<br />

Der Block klinische Wissenschaft<br />

hält eine für unsere Kernleserschaft<br />

sicher besonders interessanten<br />

Thematik vor: HIV und<br />

sexuell übertragbare Krankheiten.<br />

Es geht aber ausnahmsweise<br />

nicht um die Aufforderung,<br />

regelmäßig zum Test zu gehen,<br />

sondern um das Ausloten von<br />

Möglichkeiten, aus der HIV-<br />

Therapie für den Umgang mit<br />

Antibiotika-Resistenzbildungen<br />

zu lernen.<br />

Mehr Informationen zum<br />

Programm und zur Anmeldung<br />

unter ias<strong>2021</strong>.org!<br />

„<br />

GESUNDHEIT<br />

Die Konferenz der<br />

„International<br />

Aids Society“,<br />

kurz IAS ist<br />

neben der<br />

„Conference<br />

on Retroviruses<br />

and Opportunistic<br />

Infections“<br />

(CROI) die wichtigste<br />

internationale Konferenz zu<br />

HIV, bei der Wissenschaftler<br />

aus aller Welt Ergebnisse aus<br />

Grundlagenforschung und<br />

Studien präsentieren.<br />

Siegfried Schwarze, Aids-Aktivist<br />

und Vorstand Projekt Information e.V.<br />

(www.projektinfo.de)<br />

“<br />

# HIVersity<br />

Weil wir mehr sind als nur HIV-positiv: LiVLife.de<br />

NP-DE-HVU-ADVT-200009-11/2020


FILM<br />

INTERVIEW<br />

JAKOB M.<br />

ERWA:<br />

„Da habe ich<br />

viel von mir und<br />

meiner Welt<br />

hineingepackt“<br />

Panische Menschen, dichter Rauch<br />

und ein Meer an Einsatzkräften:<br />

Was für ein Unglück hat sich am Münchner<br />

Hauptbahnhof ereignet? Diesem Ereignis<br />

geht die brandneue Coming-of-Age-Serie<br />

„Katakomben“ auf den Grund.<br />

Jakob, „Katakomben“ ist Ihr erstes<br />

Projekt seit dem Kinofilm „Die Mitte<br />

der Welt“. Wie kam es dazu?<br />

Nach der Verleihung des Bayerischen<br />

Filmpreises, den ich für „Die Mitte der<br />

Welt“ bekommen habe, haben mich die<br />

Jungs von der Produktionsfirma NEUE-<br />

SUPER angesprochen. Die mochten, was<br />

ich da auf der Bühne gesagt hatte, und<br />

fragten, ob wir nicht einmal zusammen<br />

ein Projekt entwickeln wollen. So habe ich<br />

dann angefangen, mit Florian Kamhuber<br />

an einer Geschichte über moderne Liebe<br />

zu arbeiten, an der wir auch nach wie<br />

vor noch dran sind. Doch irgendwann<br />

kam uns „Katakomben“ in die Quere,<br />

weil Flo einen Zeitungsartikel über das<br />

Tunnelsystem unter München gelesen<br />

hatte und mich fragte, ob wir nicht schnell<br />

mal eine Geschichte dazu pitchen wollen.<br />

Wir haben uns dann drei Tage in Berlin<br />

eingeschlossen, einen groben Plot überlegt<br />

und die Figuren entwickelt.<br />

Entstanden ist jetzt eine spannende<br />

Mischung aus Coming-of-Age-<br />

Geschichte und Sozialdrama mit<br />

Gruselthriller-Elementen ...<br />

Geschichten über junge Menschen finde<br />

ich immer cool, denn über die sogenannte<br />

First-Life-Krise kann man einfach spannende<br />

Sachen erzählen. Aber besonders<br />

interessant an unserer Idee fand ich<br />

tatsächlich die soziale Komponente. Das<br />

ist schließlich schon eine perfide Sache.<br />

München ist einerseits diese schicke,<br />

cleane, teure Stadt, in der es immer heißt,<br />

dass es kein Drogenproblem gibt. Doch<br />

andererseits gibt es eben diese Katakomben,<br />

wo plötzlich eine Grauzone und<br />

all die Leute akzeptiert werden, die oben<br />

das saubere Stadtbild zerstören würden.<br />

Also Drogensüchtige, Obdachlose oder<br />

Sexarbeiter*innen. Das fand ich heftig. Und<br />

ich wollte unbedingt einen Weg finden,<br />

diese beiden Welten aufeinanderknallen zu<br />

lassen und – bei aller Unterhaltung – etwas<br />

Kritisches über unsere Gesellschaft zu<br />

erzählen.<br />

War von Anfang an klar, dass Sie<br />

die Geschichte als Serie erzählen<br />

wollen?<br />

Ja, das war tatsächlich von Anfang an klar.<br />

Da habe ich nie drüber nachgedacht, ob<br />

man auch einen Film draus hätte machen<br />

können. Mich hat diese Art des Erzählens<br />

eh interessiert, und ich habe auch andere<br />

serielle Ideen, an denen ich arbeite. Schon<br />

damals in Österreich habe ich nach meinem<br />

ersten Film „Heile Welt“ eine kleine<br />

Miniserie gemacht: „Tschuschen:Power“.<br />

Ich finde das Format einfach toll, weil man<br />

viel länger und kleinteiliger erzählen und<br />

sich tiefer auf Figuren einlassen kann.<br />

Aber nicht zu früh freuen – ich werde auch<br />

weiterhin Filme drehen. Hahaha.<br />

Gibt es unter den vielen Figuren der<br />

Serie welche, die Ihnen besonders<br />

am Herzen liegen?<br />

Janosch, der queere Influencer und beste<br />

Freund der Protagonistin, ist auf jeden Fall<br />

eine Figur, die mir sehr wichtig und nah<br />

ist. Da habe ich viel von mir und meiner<br />

Welt hineingepackt. Und an ihm Fragen<br />

von Zugehörigkeit, Entwurzelung und dem<br />

Zwiespalt, zwischen mehreren Welten<br />

zu stehen, durchgespielt, die man nicht<br />

zuletzt als queerer Mensch kennt. Mir war<br />

sehr wichtig, dass er nicht nur schillernd<br />

ist, sondern auch eine echte Breite und<br />

Tiefe bekommt. Aus der eher oberflächlichen<br />

Figur am Anfang wird schließlich<br />

eine ganz traurige, feine und suchende.<br />

Mit der ActOut-Aktion und<br />

dem zugehörigen Manifest<br />

hatten kürzlich 185 deutsche<br />

Schauspieler*innen ihr öffentliches<br />

Coming-out. Wie fanden Sie das?<br />

Das war ein ganz großer, längst<br />

überfälliger Schritt. Ich habe darüber<br />

mit vielen Kolleg*innen vor und hinter<br />

der Kamera in den letzten Jahren immer


FILM<br />

FOTOS: JOYN / NEUESUPER / A. UHLIG<br />

wieder gesprochen und mir genau so<br />

etwas gewünscht. Eine breite Front,<br />

die daherkommt und sagt: „Wir sind<br />

hier und wir sind überall.“ Dass man die<br />

Privatleben eines Schauspielers oder einer<br />

Schauspielerin von ihrer Arbeit trennen<br />

kann, sollte eigentlich kein Problem<br />

sein. Aber auch das ist noch lange nicht<br />

selbstverständlich, deswegen muss man<br />

immer mal wieder solche großen Bretter<br />

fahren.<br />

Es geht in diesem Kontext immer<br />

auch darum, wen man für welche<br />

Rollen besetzt. In der neuen Serie<br />

„It’s a Sin“ zum Beispiel werden alle<br />

queeren Rollen auch von queeren<br />

Schauspielern gespielt ...<br />

Ich würde das jedes Mal als Einzelfall<br />

behandeln. Ich arbeite seit Langem an<br />

einem Film mit dem Titel „Valeska“ über<br />

eine trans* Frau, den ich unter anderem<br />

deswegen noch nicht umgesetzt habe,<br />

weil ich einfach noch keine perfekte<br />

trans* Schauspielerin für die sehr herausfordernde<br />

Rolle gefunden habe. Da muss<br />

man sich dann die Frage stellen, ob ein<br />

Projekt gar nicht stattfinden soll, bloß weil<br />

man nicht „politisch korrekt“ besetzen<br />

kann? Ist das sinnvoll, wenn es gleichzeitig<br />

bedeutet, dass die entsprechenden<br />

Themen womöglich gar nicht auf der<br />

Leinwand behandelt werden? Man kann<br />

außerdem nicht unsere Situation hier im<br />

deutschsprachigen Raum mit den USA<br />

oder so vergleichen.<br />

In welcher Hinsicht?<br />

Englischsprachige Produktionen wie<br />

gerade „It’s a Sin“ haben es natürlich<br />

wesentlich leichter, alle queeren Rollen<br />

mit queeren Schauspieler*innen zu<br />

besetzen. Schon einfach, weil der Markt<br />

riesig ist – und es gleichzeitig sehr viel<br />

früher Role Models gab und sich das<br />

Selbstbewusstsein entwickelt hat,<br />

dass man queer sein und trotzdem als<br />

Schauspieler*in zum Star werden kann. So<br />

weit sind wir noch nicht. Weswegen eben<br />

ActOut auch so ein Meilenstein war. Allein<br />

um zu zeigen, was für einen großen Pool<br />

an queeren Schauspieler*innen es gibt,<br />

der einem zur Verfügung steht, wenn man<br />

bewusst so besetzen und die Community<br />

stärken will.<br />

Kurz noch ein Blick zurück zu<br />

Ihrem Film „Die Mitte der Welt“,<br />

der in diesem Jahr seinen fünften<br />

Geburtstag feiert. Wie haben Sie es<br />

damals erlebt, dass der ganz große<br />

Erfolg an der Kinokasse ausblieb?<br />

Angesichts der wahnsinnig langen<br />

Entstehungsgeschichte und der Tatsache,<br />

dass die Vorlage ein Bestseller war, war ich<br />

im ersten Moment schon sehr ernüchtert<br />

und enttäuscht, dass die Sache nicht so<br />

aufgegangen ist, wie ich es erhofft hatte.<br />

Und war auch eifersüchtig auf Filme<br />

wie „Love, Simon“ und „Call Me By Your<br />

Name“, die als queere Filme groß und<br />

aufwendig vermarktet wurden und stolz<br />

riesige Banner gedruckt bekamen. Während<br />

bei unserem Film die Thematik eher<br />

versteckt wurde und man nicht wusste,<br />

wie man damit umgehen soll. Das hat<br />

mich schon sehr frustriert. Aber natürlich<br />

freue ich mich auch, dass der Film dann<br />

trotzdem noch ein kleines Eigenleben<br />

entwickelt hat. Es gibt sehr viele Leute,<br />

die den Film kennen, und denen er – so<br />

wie mir damals das Buch – irgendwie<br />

geholfen hat.<br />

Würde er heute besser laufen?<br />

Vielleicht. Gerade durch Streamer wie<br />

Netflix ist die queere Community im<br />

Moment ja wieder stärker vertreten in<br />

den Geschichten, die erzählt werden.<br />

Dadurch kommen diese Themen und<br />

Figuren in der Gesellschaft stärker an<br />

und werden selbstverständlicher. Und die<br />

Leute wollen das scheinbar sehen. Es ist<br />

traurig, das sagen zu müssen, aber wenn<br />

ich im Moment einen queeren Stoff hätte,<br />

würde ich damit vermutlich eher bei<br />

einem Streamingdienst anklopfen als bei<br />

einem Kinoverleih.<br />

*Interview: Patrick Heidmann


FILM<br />

FOTO: WARNER / HBO<br />

STREAMING<br />

SIE KOMMEN ZURÜCK<br />

Seit Ende der 1990er war die US-Serie „Sex and the<br />

City“ ein Muss für Frauen und Queers, wenn man sich<br />

auch über die zum Teil klischeehafte Darstellung der<br />

(queeren) Charaktere ärgern konnte. Trotzdem waren<br />

die Serie und die beiden Kinofilme extrem lustig und sorgten<br />

auch für den ein oder anderen Denkanstoß. Jetzt wird an der auf<br />

der Original-TV-Serie und dem Buch basierenden Nachfolgeserie<br />

„And Just Like That“ gearbeitet, so HBO Max, der Streamingdienst<br />

von Warner.<br />

Die in der weißen oberen Mittelschicht New Yorks angesiedelte<br />

Glamour-Soap ließ uns teilhaben am geselligen Leben einer<br />

Frauenclique und ihren Liebschaften. Lange bevor es Social Media<br />

gab, wurde hier kommentiert, polarisiert und gelacht. Vor allem<br />

Schauspielerin Sarah Jessica Parker wurde in Sachen Mode zur<br />

Influencerin, die auch bestens mithalten konnte, als Social Media<br />

dann den Ton angab. Waren die vier Freundinnen –Lifestyle- und<br />

Modefachfrau Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker), Heimchen<br />

Charlotte York (Kristin Davis), Vamp Samantha Jones (Kim Cattrall)<br />

und Anwältin Miranda Hobbes (Cynthia Nixon) – zu Beginn<br />

der Serie in ihren 30ern, Samantha schon damals wesentlich älter,<br />

so können wir uns jetzt auf Damen freuen, die auf die sechzig<br />

zugehen. Ein wichtiger und sicherlich unterhaltsamer Kontrapunkt<br />

zum überall herrschenden Jugendwahn. Nicht mehr dabei sein<br />

wird allerdings Kim Cattrall, die vor allem in den letzten Jahren ihre<br />

Abneigung gegenüber Sarah Jessica Parker betonte.<br />

In „Sex an the City“ ging es eigentlich immer um die Suche nach<br />

der wahren Liebe in der hektischen und so extrem hippen Großstadt.<br />

Darum, den einen Mann zu finden, für intensive Stunden<br />

oder für immer. Aufs Amüsanteste unterbrochen wurde dieser,<br />

bei aller etwaigen Melancholie immer lebensfroh umgesetzte,<br />

rote Faden durch Episoden und Szenen, die mal ironisch, mal<br />

traurig das Leben in seiner manchmal abstrusen Art abbildeten.<br />

Gaststars waren unter anderem Bradley Cooper, Liza Minnelli,<br />

Matthew McConaughey, Heidi Klum, Alanis Morissette und auch<br />

David Duchovny. Und Dido sang im Soundtrack. *rä<br />

Funfact: Donald Trump hatte ebenfalls einen Cameo-Auftritt in<br />

„Sex and the City“. Gottlob nur kurz. Aber wo war er nicht?<br />

FOTOS: ITV STUDIOS<br />

SERIE<br />

Ausgezeichneter Serienspaß:<br />

„Schitt’s Creek“<br />

Die kanadische Serienproduktion „Schitt’s Creek“ ist nicht nur extrem erfolgreich,<br />

diese humorvolle Gesellschaftssatire zeigt auch, wie man queere Charaktere<br />

sinnvoll und nicht nur als „skurrile Minderheit“ einsetzen kann. Dafür gab es zum<br />

Beispiel den „GLAAD Media Award für herausragende Comedy-Serien“.<br />

Autor, Regisseur und Schauspieler Daniel Levy, der gemeinsam mit seinem Vater<br />

Eugene die Idee zur Serie hatte und auch als David und Johnny Rose zum Hauptcast<br />

gehören, war dann auch sehr gerührt: „Ich möchte unseren Fans danken, die eine<br />

Bewegung für das Gute geschaffen haben [...] Wir lieben euch alle. Ich kann mir keine bessere<br />

Fanbase vorstellen – Menschen, die für die Botschaft unserer Serie einstehen, für Liebe, für<br />

Akzeptanz und dafür, füreinander da zu sein. Die queeren Charaktere zu kreieren, war die größte<br />

Freude meines Lebens [...] Diese Serie zu machen, war sechs Jahre lang mein absolutes Glück.“<br />

Die Serie erzählt von einer einst reichen, dann verarmten Familie, die dorthin ziehen muss, wo sie noch<br />

Besitz hat: in ein Motel nach Schitt’s Creek. Die exzentrische Großstadtfamilie Rose muss sich fortan<br />

mit Rednecks und Dorfturbulenzen rumschlagen. Schreiend komisch! *rä


meine<br />

gay<br />

cruise<br />

Gran Canaria - Madeira -<br />

Lanzarote - La Palma - Gomera -<br />

Gran Canaria FEBRUAR 2022<br />

Alle neuen Infos im Newsletter unter<br />

www.mcruise.de/newsletter


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

MARCELLA<br />

ROCKEFELLER<br />

Seit über zehn Jahren ist Marcella in<br />

der Szene und auch in den Medien<br />

eine feste Größe. Was sie so besonders<br />

macht, ist, dass sie eine Sängerin ist. Wir<br />

sprachen mit La Rockefeller über ihr erstes<br />

Album, Céline Dion, Rosenstolz und Drag.<br />

Ein großer Einfluss war Rosenstolz.<br />

Ja, ich fand das schon immer extrem<br />

verblüffend, wie diese Texte mein Leben<br />

repräsentiert haben. Zum Beispiel „Wenn<br />

Du jetzt aufgibst“, was habe ich dieses<br />

Lied nächtelang gehört, weil ich dachte,<br />

es geht nicht mehr! Aber die Botschaft<br />

ist: Du hast schon einen Riesenberg hinter<br />

dir, du schaffst es. Diese Ehrlichkeit der<br />

Texte!<br />

Ein gutes Stichwort. Ist Ehrlichkeit<br />

in der Musik wichtiger als Glamour<br />

und Show?<br />

Nun, ich sage mal so: Showbusiness ist<br />

eben Show. Aber ich bin einfach eine<br />

sensible Seele, die sehr viel Wert darauf<br />

legt, dass Texte etwas ausdrücken, womit<br />

man sich identifizieren kann. Oft hatte<br />

ich etwas „Angst“, Stars kennenzulernen,<br />

weil sich mitunter rausstellte, dass die gar<br />

nicht so cool sind, dass da mehr Show<br />

als Sein war … Und bei Peter und Ulf (von<br />

Rosenstolz, Anm. d. Red.) ist das genau<br />

das Gegenteil, da steht SO viel mehr<br />

hinter der Musik.<br />

Glaubst du, dass deine perfekte<br />

Optik deiner „handgemachten“<br />

Musik im Weg steht? Oder dass du<br />

eine Dragqueen bist?<br />

Ich mache mir aus der Erscheinung<br />

überhaupt nichts. Aber ich habe<br />

schon vor zwölf Jahren gemerkt, dass<br />

Marcella ein viel größeres Sprachrohr<br />

für mich ist, als wenn ich als Marcel<br />

stehe und singe. Ich habe diesen Weg<br />

und dass ich dieses Album machen<br />

konnte, Marcella zu verdanken! Wenn<br />

eine Dragqueen singt oder auf der Bühne<br />

steht, dann schauen die Leute … Es ist<br />

einfach schön, bei jungen Leuten, bei<br />

Kindern, dieses Leuchten in den Augen<br />

zu sehen. Ich bin es aber auch gewohnt,<br />

von manchen Menschen Abneigung zu<br />

erfahren. Authentischer als Marcella<br />

kann ich nicht sein.<br />

Glaubst du, es ist heute einfacher als<br />

vor zehn Jahren, als Dragqueen ernst<br />

genommen zu werden?<br />

Ich muss sagen, dass ich selbst immer<br />

wieder überrascht bin, wie ernst ich<br />

genommen werde. Aber dafür kämpft<br />

man ja als Musiker. Das macht mich<br />

unendlich glücklich. Ich bin ja kein<br />

Clown, der Stimmung macht! Meine<br />

Musik ist auch nicht Drag-typisch, ich<br />

breche die Erwartungen der Leute, die<br />

Elektronisches oder Lady Gaga erwarten.<br />

Ich mache melancholische Musik, aber<br />

keine depressive …<br />

Wie ist das Album entstanden?<br />

Warst du in Drag?<br />

Nein, ich habe die Lieder als ungeschminkter<br />

Mann aufgenommen. (lacht)<br />

Wobei, manchmal hatte ich tatsächlich


„Das hätten<br />

noch 100<br />

mehr werden<br />

können“<br />

MUSIK<br />

eine Perücke auf, wenn wir danach noch<br />

etwas gedreht haben. Entstanden ist<br />

es mit Elias Kunz in Hannover, der zwar<br />

etwas jünger als ich, aber auch eine<br />

„alte Seele“ ist. Wir haben einige Songs<br />

von Rosenstolz und von Peter Plates<br />

Soloplatte überarbeitet. 2020 hatten wir<br />

„Der größte Trick“ rausgebracht, eigentlich<br />

war das nur ein Projekt, nachdem mich<br />

Peter Plate zuvor auf Instagram mit<br />

Sarah Connors „Vincent“ entdeckt hatte.<br />

Dann kam „Der blaue Sonntag“ … Das hat<br />

alles so Spaß gemacht, dass Peter mir<br />

vorschlug, ein ganzes Album zu machen.<br />

Wir hatten so viele Ideen … Das hätten<br />

noch 100 Lieder mehr werden können.<br />

Verzeih mir das Wort: „Verstellst“ du<br />

deine Stimme beim Singen?<br />

Alles gut, ich weiß, was du meinst. Heute<br />

mache ich das nicht mehr. Tatsächlich<br />

habe ich aber früher gedacht: „Ich muss<br />

die Höhen von Céline Dion treffen, egal,<br />

wie beschissen das nachher klingt.“ Ich<br />

habe lange versucht, meine Stimme<br />

zu verstellen, heute bin ich bei meiner<br />

Stimme angekommen und fühle mich<br />

sehr wohl so, wie ich singe.<br />

Welches Lied sollte ein hektischer<br />

Spotify-Hörer mal anhören, um<br />

einen guten Eindruck vom Album zu<br />

erhalten?<br />

Hm, ich würde „Die Liebe kennt mich<br />

nicht“ empfehlen, jeder hatte schon mal<br />

das Gefühl, dass man an den Falschen<br />

geraten ist, der es nicht gut mit einem<br />

meint. Einfach eine wunderschöne<br />

Nummer, und „Lass sie reden“, im Original<br />

von Rosenstolz.<br />

FOTOS: MIRKO PLENGEMEYER<br />

Findest du deine Version besser?<br />

Ich würde mich nie mit AnNa R. oder<br />

Rosenstolz messen. Ich kann es nicht<br />

vergleichen, ich möchte es auch nicht.<br />

Meine Follower kennen die Lieder im<br />

Original nicht, sie folgen mir, weil ich bin,<br />

wie ich bin. Und ich freue mich, dass ich<br />

einer neuen Generation die Message<br />

von Rosenstolz, von Peter, AnNa und Ulf,<br />

weitergeben kann.<br />

Du bist ein sensibler Mensch. Ist<br />

dann der Beruf im Showbusiness<br />

eine Mutprobe?<br />

Ich habe schon viel Schlimmes gelesen,<br />

vor allem damals beim „Supertalent“, die<br />

Kommentare kann man ja heute noch<br />

lesen. Es ist mir eigentlich relativ egal.<br />

Was mich damals getroffen hat, ist, dass<br />

es meine Mutter getroffen hat, sie hatte<br />

mich auf Facebook verteidigt … Ich habe<br />

einen extrem festen und lieben Inner<br />

Circle im Freundeskreis, auch Peter und<br />

Ulf stehen voll und ganz hinter mir. Diese<br />

Unterstützung stärkt. Aber ich war zwölf<br />

Jahre lang Dragqueen, ich habe eine harte<br />

Schule hinter mir! (lacht)<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.facebook.com/<br />

MarcellaRockefellerOfficial


MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

OWEN<br />

FOTO: YUULA BENIVOLSKI<br />

PALLETT<br />

„Es ist so wichtig,<br />

mit Fremden zu<br />

reden“<br />

Es hat lange gedauert, bis Owen<br />

Palletts neustes Album „Island“<br />

erscheinen konnte – der Vorgänger „In<br />

Conflict“ stammt immerhin schon aus<br />

dem Jahr 2014. Woran es lag? Zum Großteil<br />

an ihm selbst.<br />

Der Kanadier, der seine ersten Schritte<br />

unter dem Namen Final Fantasy gemacht<br />

hat und mittlerweile für seine Arbeit mit<br />

Arcade Fire mit einem Grammy ausgezeichnet<br />

wurde, hat einfach viel zu tun.<br />

Ob Arrangements für Frank Ocean und<br />

Christine and The Queens, Taylor Swift<br />

oder die Pet Shop Boys oder die zahlreichen<br />

Aufträge für Filmmusik. Es dauerte<br />

einfach. „Dabei habe ich gar nicht hart<br />

an dem Album arbeiten müssen, es kam<br />

schnell zusammen. Sehr schnell. Es hat<br />

sich nur lange hingezogen aufgrund all der<br />

anderen Projekte.“ Selbst die Aufnahmen<br />

mit dem London Contemporary Orchestra<br />

in den Abbey Road Studios waren kein<br />

Drama. „Das war ein symbiotisches<br />

Verhältnis. Und es ist auch einfach meine<br />

Aufgabe als Arrangeur, so zu schreiben,<br />

dass man mich versteht.“<br />

Zu seiner eigenen Überraschung setzt<br />

Owen auf „Islands“ eine Geschichte fort,<br />

die er mit seinem Solodebüt „Heartland“<br />

2010 begonnen hat, und die von einem<br />

Mann namens Lewis und seinem Ringen<br />

mit einem Gott namens Owen handelt –<br />

und die am Ende des neuen Albums dazu<br />

führt, dass Lewis in den Weltraum gefickt<br />

wird („Lewis Gets Fucked Into Space“<br />

heißt dieses Lied dann auch bestechend<br />

direkt). Erst als Owen mit dem Album<br />

fast durch war, spürte er, wie gut er mit<br />

diesen dunklen, intensiven Liedern Lewis’<br />

Story fortsetzen konnte. „Ich hatte die<br />

meisten Lyrics fertig, als mir auffiel, dass<br />

es Sinn ergibt, wenn die Songs in sein<br />

Narrativ eingepasst werden.“ Jetzt weiß<br />

Owen auch, dass es irgendwann ein drittes<br />

Album um diesen eigenartigen Charakter<br />

geben wird, selbst wenn es unsicher ist,<br />

wann es kommt. Bis dahin schwebt Lewis<br />

einfach weiter im Weltraum umher.<br />

Doch selbst so eine eigenartige Handlung<br />

wie diese hat es schwer, mit unserer<br />

Realität zu konkurrieren, denn es waren<br />

auch für Owen Pallett sehr eigenartige<br />

zwölf Monate. „Dabei hat sich mein<br />

Leben weniger als das Leben anderer<br />

Menschen geändert. Ich habe wie immer<br />

zu Hause gearbeitet, mein Studio ist ja<br />

auch hier. Irgendwo war es zwar schon<br />

enttäuschend, nicht auf Tour zu sein –<br />

andererseits war ich aber auch seit 2017<br />

nicht mehr unterwegs.“ Was Owen am<br />

meisten berührt, ist, wie sich die Pandemie<br />

auf seine Freunde, Familie und Liebhaber<br />

auswirkt: „Sie sind so gestresst, so einsam.“<br />

Owen selbst fehlt es vor allem, neue<br />

Menschen zu treffen. „Es ist so wichtig,<br />

mit Fremden zu reden, für dich, für dein<br />

Gehirn. Bei mir in Toronto begegne ich<br />

normalerweise immer neuen Leuten.“<br />

Inwieweit sich das alles auch auf ihn<br />

auswirkt, kann er kaum sagen, er weiß nur,<br />

dass er in diesen Monaten nichts Neues<br />

geschrieben hat, „ich fühlte mich nicht<br />

so. Aber ich habe Aufträge gesucht und<br />

viele gefunden.“ Doch vor allem hat er die<br />

Zeit genutzt, um an seinem Instrument<br />

zu üben, der Violine. „Ich bin richtig gut<br />

geworden!“, sagt er, obwohl er sie bereits<br />

seit dem dritten Lebensjahr spielt und<br />

am Anfang seiner Karriere gerade für sein<br />

Geigen berühmt wurde. Doch jetzt habe er<br />

ein ganz neues Niveau erreicht, berichtet<br />

er stolz. „Wenn ich wieder auf der Bühne<br />

bin, werde ich richtig spektakulär sein.<br />

Diese Wochen waren wie musikalische<br />

Push-ups für mich. Allerdings“, lacht er,<br />

„habe ich dafür keine echten gemacht.<br />

Ich bin in einer schlechteren körperlichen<br />

Verfassung als jemals zuvor in meinem<br />

Leben!“ Und er klingt dabei nicht, als würde<br />

ihm das Sorgen bereiten. *fis


MUSIK<br />

TIPP<br />

Ungewöhnlich:<br />

Charlotte Cardin<br />

Hier ist es also, das Debütalbum der kanadischen Sängerin:<br />

„Phoenix“. Für sie sei das stimmige Werk eine Befreiung<br />

gewesen, „und wenn andere sich damit ebenfalls von Druck<br />

und Erwartungen befreien können“, habe es seinen Zweck<br />

erfüllt. Ganz wunderbarer Pop mit Kanten, Ecken und<br />

Melodien einer großen<br />

Singer-Songwriterin mit<br />

starker und wandlungsfähiger<br />

Stimme. Unsere<br />

Anspieltipps sind<br />

„XOXO“, „Meaningless“<br />

sowie „Je quitte“ und<br />

„Passive Aggressive“. *rä<br />

JAZZ<br />

ERIK LEUTHÄUSER:<br />

„Gegen jede Art von<br />

Depression hilft ja<br />

bekanntlich Lachen“<br />

Der queere Sänger ist einer DER Geheimtipps der Jazz-<br />

Welt. Sein kommendes Album nimmt sich des Œuvre<br />

eines weniger bekannten US-Songwriters an: Kent<br />

Carlson.<br />

Über sein neues Album „In The Land of Kent Carlson“<br />

verrät der Künstler: „Kents Song-Lyrics erinnern mich<br />

manchmal an die Direktheit und den Witz eines Dave<br />

Frishberg oder Bob Dorough.“ In der Tat: Doppeldeutige<br />

oder ungewöhnliche Geschichten scheinen in den Texten<br />

immer durch. Etwa bei „The Obsessing-on-my-Baby<br />

Blues“, darüber verrät Erik Leuthäuser: „Er erzählt von<br />

einer Zeit, in der man die besessene Verrücktheit nach<br />

einer Person noch durchaus poetisch als Krankheit<br />

bezeichnen konnte, die einem den ,Blues‘ gibt. Aber<br />

gegen jede Art von Depression hilft ja bekanntlich<br />

Lachen. Und lachen musste ich zahlreich beim Lernen<br />

dieses fast schon absurden Textes.“ „Alle Songs von Kent<br />

haben die Zeitlosigkeit von Jazzstandards gemischt mit<br />

tollen authentischen Texten. Bei ,You Never Have to Say<br />

(I Love You)‘ speziell schätze ich sehr die Message: Liebe<br />

braucht keine vielen Worte. Love is action!“ Das Album,<br />

übrigens eingespielt<br />

mit dem Pianisten<br />

Wolfgang Köhler, soll<br />

am 11. <strong>Juni</strong> erscheinen.<br />

*rä<br />

www.facebook.com/<br />

erikleuthaeuserpage,<br />

erik-leuthaeuser.de<br />

IM NAMEN DER LIEBE TOUR 2022<br />

MIT<br />

NEUEN HITS<br />

UND<br />

GROSSEN<br />

KLASSIKERN<br />

NACHHOLTERMIN<br />

22.04. NÜRNBERG<br />

26.04. MÜNCHEN<br />

27.04. KÖLN<br />

29.04. BERLIN<br />

30.04. FRANKFURT<br />

AM MAIN<br />

DAS NEUE ALBUM „IM NAMEN DER LIEBE“ JETZT ÜBERALL!<br />

TICKETS unter:<br />

www.eventim.de<br />

09.05. DRESDEN<br />

11.05. LEIPZIG<br />

12.05. HANNOVER<br />

13.05. HAMBURG<br />

15.05. BOCHUM


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

JENDRIK:<br />

Auf einmal ist er da: Jendrik Sigwart,<br />

26 Jahre alt, Hamburger und von<br />

Beruf Musicaldarsteller, war ein komplett<br />

unbeschriebenes Blatt, als er im Februar<br />

von der zuständigen Jury zum deutschen<br />

Teilnehmer am diesjährigen Eurovision<br />

Song Contest am 22. <strong>Mai</strong> in Rotterdam<br />

auserkoren wurde. Sein federleicht<br />

klingender Popsong „I Don’t Feel Hate“<br />

geht ohne Umwege in die Ohren, hat eine<br />

sinnvolle Botschaft und eine Ukulele. Aber<br />

wer ist dieser Typ überhaupt? Am Telefon<br />

erlebten wir einen aufgeweckten, quirligen<br />

und komplett sympathischen Jendrik.<br />

Der Name Jendrik ist ziemlich<br />

ungewöhnlich. Gibt es dazu eine<br />

Geschichte?<br />

Es ist einfach so, dass meine Eltern Namen<br />

mögen, die ein bisschen besonders sind.<br />

Oder sie haben herkömmlichere Namen<br />

genommen und einfach einen Buchstaben<br />

ausgetauscht. So wie bei mir. Oder bei<br />

meinem älteren Bruder Marten. Tatsächlich<br />

habe ich in meinem gesamten Leben<br />

bisher nur einen einzigen anderen Jendrik<br />

kennengelernt.<br />

Wie viele Geschwister hast du?<br />

Vier. Die fiebern jetzt natürlich alle mit<br />

mir mit. Aber ich bin definitiv der einzige<br />

richtige Mega-ESC-Fan in der Familie.<br />

Wie sehr bestimmt die Teilnahme am<br />

Eurovision Song Contest momentan<br />

dein Leben?<br />

Tatsächlich ist mein Leben aktuell noch<br />

recht entspannt. Vorhin hatte ich sogar<br />

noch Zeit zum Playstation-Spielen.<br />

Was hast du gespielt?<br />

„Dead by Daylight“. Das ist ein Horrorspiel,<br />

das man online mit mehreren Leuten spielt.<br />

So eine Art virtuelles Versteckspiel. Mir<br />

macht das sehr viel Spaß, obwohl ich mir<br />

Horrorfilme absolut nicht angucken kann.<br />

Warum das nicht?<br />

Weil ich vor ihnen Angst habe. (lacht) Ich<br />

bin sehr schreckhaft, und einmal musste<br />

ich während eines Gruselfilms im Kino laut<br />

schreien. Ich konnte es nicht unterdrücken<br />

und habe mich ein bisschen geschämt.<br />

Obwohl du keine Horrorfilme guckst,<br />

hast du dir also doch einen angeschaut.<br />

Zwei Freunde und ich. Wir sind immer zu<br />

einer ganz bestimmten Uhrzeit ins Kino<br />

gegangen und haben dann grundsätzlich<br />

den Film ausgesucht, der als Nächstes lief.<br />

Warst du beliebt in der Schule?<br />

Innerhalb unserer Klasse war ich einer von<br />

den „coolen“ Kids, aber nach außen galten<br />

wir komplett als die Loser- und Opferklasse.<br />

Also ja und nein. Ich selbst war auch beides:<br />

der Mobber und der Gemobbte.<br />

Die Aussage deines ESC-Songs ist ja,<br />

dass du auf Hass nicht mit Gegenhass,<br />

sondern mit Gelassenheit und<br />

Mitleid reagierst. Erinnerst du dich,<br />

wann und warum du dieses Lied<br />

geschrieben hast?<br />

Als wäre es gestern gewesen! Das war im<br />

Frühsommer 2019, nachdem mich eine<br />

andere Person respektlos und von oben<br />

herab behandelt hat. Ich dachte „Was<br />

bist du für ein übler Mensch“, aber dann<br />

beschloss ich, eben nicht aggressiv auf<br />

diesen Angriff zu reagieren. Denn dadurch<br />

lernt die oder der andere nichts. Stattdessen<br />

habe ich der Person ganz ruhig gesagt,<br />

dass ich ihr Verhalten respektlos finde.<br />

Daraus ist dieser Song entstanden.<br />

Funktioniert dieses Konzept?<br />

Sehr häufig ja. Wobei es, grob gesagt, zwei<br />

Arten von Anfeindungen gibt: Auf oberflächliche<br />

Sprüche wie „Deine Frisur finde<br />

ich scheiße“ reagiere ich überhaupt nicht.<br />

So was ist mir echt egal, denn ich mag<br />

meine Frisur ja. Bei wirklich diskriminierenden<br />

Beleidigungen, bei Homophobie oder<br />

Rassismus sollte man aber etwas sagen.<br />

Man sollte dem anderen klarmachen, dass<br />

das, was er sagt, absolut falsch ist. Diesen<br />

Weg versuche ich in dem Song aufzuzeigen.<br />

Auf eine sehr unterhaltsame Weise.<br />

Klar. Ich habe „I Don’t Feel Hate“ ja auch<br />

geschrieben, um gute Laune zu verbreiten<br />

und negative Gefühle in etwas Positives zu<br />

verwandeln.<br />

Hast du persönlich Erfahrungen mit<br />

Diskriminierung gemacht?<br />

Natürlich. In letzter Zeit vor allem online.<br />

Kommentare wie „Du Schwuchtel“ gibt es<br />

immer wieder. Ich reagiere sachlich darauf<br />

und antworte: „Das verletzt mich.“<br />

*Interview: Steffen Rüth<br />

Das ganze Interview findet ihr auf<br />

männer.media. Mehr Features dieser Art<br />

gibt es auf Instagram/blumediengruppe.


www.männer.media<br />

immer aktuell<br />

informiert


MUSIK<br />

FOTO: WARNER MUSIC<br />

NACHGEFRAGT<br />

MARINA<br />

Zoom-Interview mit Katze<br />

Marina Diamandis plagen gleich<br />

mehrere Allergien. Dauernd muss<br />

sie niesen und schniefen, sie unterbricht<br />

sogar kurzfristig das Gespräch, um sich<br />

neue Taschentücher zu holen. Weil sie<br />

nicht in Bestform ist, möchte die Sängerin<br />

während des Zoom-Interviews die Kamera<br />

lieber ausgeschaltet lassen.<br />

Auch ohne Bildübertragung kriegt man<br />

allerdings einiges von ihrem Leben in Los<br />

Angeles mit. Eigentlich wollte sie dort<br />

lediglich ihr fünftes Album „Ancient Dreams<br />

in a Modern Land“ aufnehmen und dann<br />

wieder nach London zurückkehren, doch<br />

während des ersten Lockdowns beschloss<br />

die Waliserin, ganz nach Kalifornien zu<br />

ziehen. Mit ihrer schwarzen Katze, die sich<br />

lautstark bemerkbar macht, nachdem sie<br />

aufgewacht ist. Daran ist die 35-Jährige<br />

gewöhnt, somit bringt sie das Miauen nicht<br />

gleich aus der Fassung. Sie redet völlig<br />

gelassen weiter über das Konzept ihres<br />

jüngsten Langspielers. Im Grunde sei er in<br />

zwei Teile geteilt, sagt sie: „Die erste Hälfte<br />

fokussiert sich mehr auf das Sozialkritische,<br />

dann kommen die Trennungssongs.“<br />

Zu ihnen zählt zum Beispiel „I Love You,<br />

But I Love Me More“. Mit diesem Lied<br />

verabschiedet sich Marina, die ihren<br />

Künstlernamen Marina and the Diamonds<br />

schon mit ihrer letzten Platte „Love + Fear“<br />

abgelegt hat, endgültig von ihrem Exfreund.<br />

Es knüpft musikalisch zweifellos mit seinem<br />

eingängigen Indie-Pop an das Debüt<br />

„The Family Jewels“ an – was im Übrigen für<br />

die meisten Nummern gilt. Eine bewusste<br />

Entscheidung sei das aber nicht gewesen,<br />

hält Marina dagegen: „Wahrscheinlich stellt<br />

sich dieser Sound einfach ein, wenn ich<br />

alleine schreibe.“<br />

So entstanden Ohrwürmer wie „Purge<br />

the Poison“. In dieser Powerpop-<br />

Nummer bringt Marina allerlei Themen<br />

von Rassismus über Frauenhass, #MeToo,<br />

Quarantäne und Mutter Natur bis zu<br />

Menschlichkeit aufs Tableau. „Es hat 91<br />

Botschaften“, witzelt sie. „Im Ernst: Dieser<br />

Track entstand zu Beginn der Pandemie,<br />

also in einer äußerst verwirrenden Zeit.<br />

Mein Ziel war es, Schnappschüsse des 21.<br />

Jahrhunderts einzufangen.“ Mal erinnert<br />

sie daran, wie sich Britney Spears 2007 ihre<br />

Haare abrasiert hat. Mal beschwört sie den<br />

Harvey-Weinstein-Missbrauchsskandal<br />

herauf: „Letztlich wirft dieser Song die Frage<br />

auf: Was ist eigentlich Weiblichkeit?“<br />

Die Bedürfnisse der Frauen treiben<br />

Marina auch in dem Stück „Man‘s World“,<br />

für dessen Produktion sie sich ein rein<br />

weibliches Team zur Seite stellte, um. Da<br />

spricht sie mit der Zeile „I don‘t wanna live<br />

in a man‘s world anymore“ Klartext. „Ich<br />

kämpfe jeden Tag gegen das Patriarchat“,<br />

erklärt sie. „Meiner Ansicht nach profitieren<br />

Männer von Gleichberechtigung nicht<br />

weniger als wir Frauen.“ Ginge es nach ihr,<br />

dann dürfte sich niemand über andere<br />

erheben. Insbesondere die Diskriminierung<br />

von Minderheiten wie LGBTIQ*-Bewegung<br />

geht ihr gegen den Strich. Nicht umsonst<br />

spielt sie in „Man‘s World“ auf einen Sultan<br />

an, der in seinem Land die Todesstrafe für<br />

Homosexuelle eingeführt hat. Gemeint<br />

ist Hassanal Bolkiah, ihm gehört das<br />

„Beverly Hills Hotel“ in Los Angeles. „Wie<br />

kann jemand auf der einen Seite ein<br />

wunderschönes Hotel besitzen, das bei<br />

der queeren Community extrem angesagt<br />

ist und auf der anderen Seite homophob<br />

sein“, empört sich Marina. „Ich habe gehört,<br />

dass dieser Mann in seiner Heimat Schwule<br />

zu Tode steinigen lässt.“ Nicht nur für die<br />

Künstlerin ist das ein Verstoß gegen die<br />

Menschenrechte: „Keiner sollte aufgrund<br />

seiner Sexualität verurteilt werden.“<br />

*Dagmar Leischow


POP<br />

Lana Del Rey<br />

Seit etwa zehn Jahren lässt die Sängerin uns<br />

melancholisch werden – und das auch noch<br />

genießen. Unlängst erschien ihr neues Album:<br />

„Chemtrails over the Country Club“, das einmal<br />

mehr chillen und träumen lässt. „Vielleicht war ich<br />

mit meiner Geschichte und meinen Erlebnissen,<br />

die ich in die Songs einfließen ließ, zu ehrlich? Komplexität im Pop ist immer noch verwirrend<br />

für manche Menschen. Ich habe tatsächlich aus meinem Leben berichtet, und<br />

nicht nur nichtssagende, freundliche Sommerliedchen geträllert.“ Vertonte Sehnsucht,<br />

großer Pop. Lana Del Rey (geboren am 21. <strong>Juni</strong> 1985) haucht, singt und flüstert und<br />

macht auch ihr siebtes Studioalbum „Chemtrails over the Country Club“ – erhältlich als<br />

CD, Kassette, Download und auf Vinyl – zum großen Wurf. *rä<br />

COMEBACK<br />

KLEE trotz alledem<br />

Das Kölner Pop-Duo KLEE meldet sich zurück!<br />

<strong>2021</strong> starten Suzie und Sten mit neuen Hits und<br />

dem Album „TROTZALLEDEM“ wieder durch.<br />

Gerade jetzt in der Pandemie machen sie Mut<br />

und lenken ab von den alltäglich gewordenen<br />

(Corona-)Hiobsbotschaften aus aller Welt.<br />

Über KLEE: 2002 begann die Karriere der Band mit dem Klub-Hit „Erinner dich“,<br />

einem melancholischen Rückblick auf eine Beziehung, umschmeichelt von sanften<br />

Elektrobeats. 2005 gelang KLEE dann mit dem poppigen „Gold“ der erste richtige<br />

Hit und 2008 mit „Zwei Herzen“ aus dem Album „Berge versetzen“ dann der bisher<br />

größte Wurf in Sachen Vielfalt. 2011 folgte das bis dato erfolgreichste Album „Aus<br />

lauter Liebe“. Musiziert hat die Band bereits schon ab 1997, damals nannte man sich<br />

aber noch Ralley. 2015 erschien ihr letztes Album „Hello Again“ – Platz 23 war für die<br />

neuinterpretierten Schlager drin. Unsere Anspieltipps auf „TROTZALLEDEM“ sind<br />

„Kopfüber“, „Glitzer drauf“ und „Septembernebel“. *rä<br />

www.kleemusik.de<br />

EURODANCE<br />

Retro-Freuden<br />

auf Platte<br />

In den 1990ern gab es unzählige Musikprojekte,<br />

die mit wechselnden Sängerinnen sowie von Techno,<br />

Trance und House inspirierten Beats und nicht mehr<br />

als vier Sätzen pro Lied weltweit Hits landeten.<br />

Nicht alle waren schlecht.<br />

Zu den Guten gehört zum Beispiel Odyssey (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen<br />

Soul-Disco-Formation). Dieses deutsche Eurodance-Projekt landete zwischen<br />

1993 und 1998 diverse Hits und veröffentlichte zwei Alben – das eine gibt es jetzt<br />

erstmals auf Vinyl: „Love Train“. Unsere Anspieltipps sind die Chart-Erfolge „Move<br />

Your Body“, „Into The Light“ und „Riding on a Train“. Mit involviert bei Odyssey waren<br />

unter anderem DJs wie Quicksilver und Projekte wie U.S.U.R.A., gesungen hat immer<br />

die großartige Lisa Cash, die auch heute noch Erfolg hat – etwa mit und bei Nina<br />

Hagen, den Brothers Keepers/Sisters Keepers oder Samy Deluxe. *rä<br />

www.maschinarecords.com<br />

CD, 2xLP & DIGITAL<br />

“Unter all den großen<br />

Werken, die uns Pallett in<br />

den letzten anderthalb<br />

Jahrzehnten geschenkt<br />

hat, ist dies das größte,<br />

berührendste - und<br />

das verstörendste.“<br />

ROLLING STONE GERMANY<br />

JULY 2020


KUNST<br />

FOTOGRAFIE<br />

MÄNNER<br />

AUS STOCKHOLM<br />

Der Fotograf Jonas Norén war gerade einmal vier<br />

Jahre alt, als er das erste Mal eine Kamera in den<br />

Händen hielt.<br />

Mittlerweile ist der Skandinavier einer der ganz<br />

Populären in der queeren und homoerotischen<br />

Fotografenszene. Wir haben einige seiner besten<br />

Bilder für dich versammelt. „Ich finde meine Models<br />

im Fitnessstudio, auf Facebook und auf Instagram.<br />

Und manchmal finden sie mich ...“, verriet uns<br />

Jonas Norén im Chat. Wer von dem schwedischen<br />

Künstler abgelichtet werden will, der kann sich via<br />

Social Media bei ihm melden. Vor Kurzem erschien<br />

auch ein Buch von Jonas Norén (wir berichteten):<br />

„Human Behind the Penis“. Schwule Kunst, die<br />

durch das Können des Machers und ihre innewohnende<br />

Erotik überzeugt. *rä<br />

www.jonasnoren.se,<br />

www.facebook.com/jonasnoren.se,<br />

www.instagram.com/jonasnoren.se,<br />

mehr Features dieser Art auf instagram.com/<br />

blumediengruppe


MALEREI<br />

ROSS<br />

WATSON<br />

Oft widmete sich der australische<br />

Künstler Ross Watson der malerischen<br />

Neuinterpretation von Stilen<br />

und Werken alter Meister, momentan<br />

erfreut er mit nackten Ansichten<br />

und Uniformen.<br />

KUNST<br />

Unbekleidete Trainierte neben den<br />

Wachen der Königshäuser! Das mag<br />

den einen oder anderen sicher vor<br />

den Kopf stoßen, schafft aber auch<br />

eine Intensität, die sonst selten so<br />

schnell beim Betrachter hervorgerufen<br />

wird. Denn so verbindet sich<br />

der erotische Muskelmann mit dem<br />

ehrwürdigen Traditionellen, was ja<br />

auch schon fast wieder etwas Sakrales<br />

hat. Der 1962 geborene australische<br />

Maler Ross Watson stellte<br />

schon erfolgreich in London, Berlin<br />

und Los Angeles aus und nahm an<br />

Gruppenausstellungen zeitgenössischer<br />

internationaler Künstler in<br />

der australischen Nationalgalerie<br />

und auf der Kunstmesse Toronto<br />

teil. Weltstar Sir Ian McKellen ist Fan<br />

und unser aller Piano-Meister Sir<br />

Elton John hat auch schon Watsons<br />

Kunst gekauft. *rä<br />

www.rosswatson.com,<br />

mehr Features dieser Art auf<br />

instagram.com/blumediengruppe<br />

3DVD<br />

mit beiden<br />

Halbfinals und<br />

Finale<br />

ab 25. <strong>Juni</strong><br />

erhältlich!<br />

Album<br />

mit allen<br />

Teilnehmersongs<br />

ab sofort als<br />

2CD und<br />

Download<br />

erhältlich!<br />

www.eurovision.tv · www.universal-music.de/eurovisionsongcontest


BUCH<br />

ROMAN<br />

Noch immer erleben Trans* Gewalt, werden umgebracht, verjagt, verspottet<br />

und zur Prostitution gezwungen. Harter Tobak, thematisiert in<br />

einem wunderbaren Buch.<br />

Die 1982 in Argentinien geborene Autorin und Schauspielerin Camila Sosa Villada<br />

erzählt in ihrem unlängst beim Berliner Suhrkamp Verlag erschienenen Roman „Im<br />

Park der prächtigen Schwestern“ (im Original erschienen als „Las Malas (Tusquets<br />

Editores, Planeta de Libros, Buenos Aires“) vom Zusammenhalt und dem Leid<br />

einer Gruppe von Trans*-Prostituierten in einem Park in Córdoba, der nachts „zur<br />

Wildnis“ wird. Hierher, in den Sarmiento, verschlägt es die junge Camila, als sie vor<br />

familiärem Hass in die angebliche Anonymität der Stadt flüchten muss ... Hier<br />

erlebt sie Fürsorge, Freundschaft und Akzeptanz. Sie alle wollen keine Opfer sein,<br />

sie wollen leben. *rä<br />

KINDER<br />

ELIAS<br />

LIEBT EINEN MÄRCHENPRINZEN<br />

Gleichgeschlechtliche Liebe<br />

kommt in den allermeisten<br />

Geschichten nicht, kaum oder<br />

nur am Rand vor. Schön, dass es<br />

Bücher wie diese gibt: „Elias und<br />

die Märchenrevolution“ und „Elias<br />

und die Konferenz der Gefühle“.<br />

Beide Bücher stammen aus der<br />

Feder des in Bayern geborenen<br />

Wahl-Wieners Harald Buresch,<br />

der als Musical-Darsteller<br />

tätig war und jetzt hinter den<br />

Bühnenkulissen in der Kinder- und<br />

Jugendpädagogik wirkt. Und<br />

eben als Buchautor in diesen<br />

belastenden Zeiten von Krisen-,<br />

Pandemie- und Internet-Hass-<br />

News ganz wunderbar ablenkt.<br />

„ELIAS, ein moderner Held in Märchengeschichten,<br />

die Klein und<br />

Groß gleichermaßen begeistern.<br />

Nicht zuletzt die Liebesgeschichte<br />

zwischen ELIAS und dem<br />

Märchenprinzen sowie viel Humor<br />

machen die ELIAS-Bücher zu<br />

etwas ganz Besonderem“, verrät<br />

uns der Autor via E-<strong>Mai</strong>l.<br />

„Die altbekannten Märchen von<br />

Rotkäppchen bis Aschenputtel<br />

haben ausgedient: Kinder von<br />

heute interessieren sich nicht<br />

mehr für sie. Es herrscht Welt-<br />

Märchen-Krise! Elias gibt ihnen<br />

neue Botschaften und verhilft<br />

den märchenhaften Held*innen<br />

zu einem modernen und<br />

zeitgemäßen Neuanfang“, so der<br />

Wiener Queer. In seinen Büchern<br />

treffen wir auch alte Bekannte,<br />

doch Queerness scheint in dieser<br />

Märchenwelt keine neue Erscheinung:<br />

„Selbst Rotkäppchens<br />

** Großmutter hat darüber die<br />

ein oder andere Story parat“, so<br />

Harald Buresch. *rä<br />

www.maerchenheld.com<br />

** Es gibt viel ältere Versionen als die der<br />

Gebrüder Grimm. Nicht in allen hilft ein Jäger,<br />

mitunter befreit sich Rotkäppchen selbst. Immer<br />

schwingt aber mit, dass sich Mädchen nicht<br />

auf fremde Männer einlassen, „nicht vom Weg<br />

abkommen“ sollen.


DATES. FREUNDE. LIEBE.<br />

Willkommen bei ROMEO, dem offensten Netzwerk weltweit für Schwule, Bi-Männer<br />

und Transgender. Lade die App herunter oder logge dich in unsere Webseite ein.<br />

app.planetromeo.com


BUCH<br />

BILDBAND<br />

ZWANZIG NACKEDEIS<br />

IN DER NATUR<br />

Und im Pool! Diese Jungs hatten dabei viel Spaß – und lassen dich dank<br />

Salzgeber an ihren Erinnerungen teilhaben.<br />

Die Macher der Vollerotikseite CockyBoys, Jake Jaxson und RJ Sebastian,<br />

veröffentlichten gerade zusammen mit Salzgeber diesen äußerst<br />

erotischen, aber nicht peinlichen, Bildband. „SUMMER BOYS“ bietet auf 160<br />

Seiten farbenfrohe, schwule und vom Sommer geküsste Fotografie(-Erotik)<br />

in Buchform. Entstanden seien diese Bilder in einem Camp im Wald samt<br />

Ferienhütte und Pool ... Dort war der Sommer dann doch schöner als in<br />

den überhitzten deutschen Großstädten mit zu wenigen Straßenbäumen,<br />

oder? Zwanzig Models der Vollerotik-Seite CockyBoys waren dabei, hundert<br />

Fotografien sind herausgekommen. Schwul! *rä<br />

FOTOS: SALZGEBER


Ihr Zentrum für sexuelle Gesundheit<br />

STI, Hepatitis, HIV, PrEP und PEP – wir sind gerne für Sie da!<br />

Sie möchten sich präventivmedizinisch beraten und untersuchen lassen<br />

oder hatten einen möglichen Kontakt mit Erregern?<br />

Vereinbaren Sie gerne einen Termin bei uns. Über unser Studienzentrum haben<br />

Sie zudem die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Studien teilzunehmen und so<br />

aktiv an der medizinischen Forschung mitzuwirken und von ihr zu profitieren.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Farbe: Pantone 540 C<br />

Prävention<br />

Beratung<br />

Diagnostik<br />

Therapie<br />

INTERDISZIPLINÄRES<br />

HIV ZENTRUM<br />

AM KLINIKUM<br />

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Interdisziplinäres HIV Zentrum IZAR<br />

Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München<br />

Ismaninger Straße 22, 81675 München<br />

E-<strong>Mai</strong>l: IZAR@mri.tum.de, Telefon: 089 / 4140 - 2455<br />

www.mri.tum.de/hiv-zentrum-izar


Vogel checkt: Liefern die auch das beste Klimapaket?<br />

„Post und DHL setzen nicht nur auf eine umweltfreundliche Flotte – mit 15.000 E-Transportern und 16.000 E-Bikes<br />

und -Trikes die grünste der Branche. Die versenden auch seit 10 Jahren unsere privaten Pakete komplett CO₂-neutral.<br />

Und durch die bald über 12.000 Packstationen können wir alle dabei helfen, CO₂ zu sparen.“<br />

LÄUFT.<br />

Selber checken auf: VogelCheckt.de

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