PT-Magazin 3 2021
Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Bange machen gilt nicht!
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42 Wirtschaft<br />
© Katharina Francis<br />
Erfolgreiche<br />
Unternehmensnachfolge<br />
in Familienunternehmen<br />
– den Generationswechsel<br />
erfolgreich meistern<br />
Ein Gespräch mit Herrn Josef Chr. Kainz,<br />
Direktor in der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG,<br />
einem anerkannten Finanzierungsexperten für den deutschen Mittelstand,<br />
über die frühzeitige Nachfolgeregelung in Unternehmen und den damit<br />
verbundenen Herausforderungen in Corona-Zeiten.<br />
Familienunternehmen haben großartige<br />
Stärken: sie denken in Generationen,<br />
nicht in Quartalen oder gar in<br />
Monaten. Familienunternehmen schaffen<br />
Werte, sind nachhaltig orientiert und<br />
vermitteln damit Sicherheit an treue<br />
Kunden, Lieferanten und engagierte Mitarbeiter.<br />
Familienunternehmen sollten<br />
deshalb die Unternehmensnachfolge<br />
frühzeitig angehen.<br />
OPS: Viele Familienunternehmen leiden<br />
unter einer unzureichend geplanten Nachfolge.<br />
Welche Herausforderungen sehen<br />
Sie dabei allgemein?<br />
Kainz: Jedes Familienunternehmen ist<br />
einzigartig und der Generationswechsel<br />
kann – je nach Größe und Eigentümerstruktur<br />
– zu einer sehr komplexen und<br />
langwierigen Aufgabe werden. Schließlich<br />
geht es um Emotionen, denn oft<br />
können die Senioren nicht loslassen<br />
und wollen damit auch zeigen, dass sie<br />
unverzichtbar sind. Es geht häufig um ihr<br />
Lebenswerk. Kann das Unternehmen von<br />
den Kindern oder soll es ggf. von einem<br />
Fremdmanager weitergeführt werden?<br />
Was ist, wenn die Kinder nicht die entsprechenden<br />
Qualifikationen mitbringen<br />
oder gar kein Interesse für den Betrieb<br />
zeigen? Ein gewisses Maß an Konflikten<br />
zuzulassen ist dabei sogar hilfreich und<br />
effizient.<br />
OPS: Welche Fähigkeiten zeichnen denn<br />
einen idealen Nachfolger aus?<br />
Kainz: Wer ein Unternehmen übernimmt<br />
tritt in die Fußstapfen des Vorgängers. Es<br />
gilt somit vom ersten Tag an Konflikten<br />
vorzubeugen und Spannungen abzubauen,<br />
die durch mangelndes Vertrauen,<br />
Zweifel an der Eignung oder ganz einfach<br />
Angst vor Veränderungen entstehen können.<br />
Vertrauensbildende Maßnahmen<br />
können nur überzeugen, wenn ein hohes<br />
Selbstwertgefühl vorhanden ist und der<br />
Nachfolger auch mit sich selbst im Reinen<br />
ist. Die Voraussetzungen sind somit<br />
schnell zusammengefasst: der Nachfolger<br />
sollte Sinn für die unternehmerischen<br />
Prozesse haben, glaubwürdig und<br />
kommunikationsstark sein, die Fähigkeit<br />
besitzen zu motivieren und über Führungserfahrung<br />
verfügen.<br />
OPS: Gibt es den idealen Zeitplan für eine<br />
erfolgreiche Unternehmensnachfolge?<br />
Kainz: Im Idealfall lässt sich der Stabswechsel<br />
zeitlich planen. Die beiden Prinzipien<br />
„je später die Übergabe, desto<br />
schwieriger“ und „Vorbereitung ist alles“<br />
geben dabei schon mal eine gute Orientierung.<br />
Häufig wird allerdings der Zeithorizont<br />
unterschätzt und die Unternehmensnachfolge<br />
viel zu spät angegangen.<br />
Für den gesamten Prozess einer erfolgreichen<br />
Übergabe ist von mindestens drei<br />
bis fünf Jahren auszugehen, so dass sich<br />
Inhaber spätestens mit Anfang 50 konkret<br />
Gedanken machen sollten, wie es mit<br />
ihrem Unternehmen weitergehen soll.<br />
OPS: Wie herausfordernd ist eine Unternehmensübergabe<br />
in Corona-Zeiten?<br />
Kainz: Sicherlich gibt es auch einige<br />
Gewinner in der Krise, aber es gibt auch<br />
Branchen, wie z.B. die Bauwirtschaft, die<br />
völlig unbeeindruckt funktionieren. Dennoch<br />
kann es aktuell tatsächlich zu Problemen<br />
bei der Übergabe oder einem<br />
Unternehmensverkauf kommen. Speziell<br />
denke ich dabei an die Branchen Hotelund<br />
Gastgewerbe und Tourismus oder<br />
auch Einzelhandel. Wir befinden uns derzeit<br />
im dritten Lockdown und es ist leider<br />
nicht absehbar, wann die erhoffte Erholung<br />
einsetzen wird und ob das Vor-Krisen-Niveau<br />
ansatzweise oder überhaupt<br />
wieder erreicht werden wird.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3 <strong>2021</strong>