2021-5-oebm-der-osterreichische-baustoffmarkt-CERESIT + Digitalisierung
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nacHgefragt<br />
X PS/ePS<br />
lieferengpässe und Preissteigerungen<br />
Sand im Getriebe <strong>der</strong> Baukonjunktur<br />
Wie kaum eine an<strong>der</strong>e Branche hat es die<br />
heimische und internationale Bauwirtschaft<br />
bislang vergleichsweise unbeschadet<br />
durch die Corona-Krise geschafft. Mehr<br />
noch: Der Bau ist <strong>der</strong>zeit Konjunkturmotor<br />
Nummer eins und ein wesentlicher Träger<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftsleistung. Doch Rohstoff- und<br />
Materialengpässe sowie rasant steigende<br />
Preise drohen den Konjunkturmotor zum<br />
Stottern zu bringen. Aktuell beson<strong>der</strong>s unter<br />
Druck ist <strong>der</strong> Dämmstoffmarkt, wo zum Teil<br />
übertriebene Hamsterkäufe die Situation<br />
weiter zuspitzen.<br />
Weltweit mangelt es zwar nicht an <strong>der</strong> Summe an Schiffscontainern, nur stehen viele von ihnen<br />
<strong>der</strong>zeit einfach am falschen ort.<br />
Bild: CCo/www.pixabay.com<br />
Im vergangenen Jahr ist die Bauwirtschaft<br />
mit einem blauen Auge<br />
durch die Krise gekommen. Bis auf eine<br />
kurze Phase im ersten Lockdown blieben<br />
alle Baustellen das ganze Jahr über<br />
offen und <strong>der</strong> befürchtete Umsatzeinbruch<br />
blieb weitgehend aus. Und auch<br />
in diesem Jahr ist keine Spur von den<br />
teils befürchteten Auftragseinbrüchen<br />
zu bemerken. Ganz im Gegenteil: Die<br />
Auftragsbücher <strong>der</strong> Bauschaffenden sind<br />
bis zum Jahresende gut gefüllt. Die Bauwirtschaft<br />
brummt und mit ihr die Bauund<br />
Zulieferindustrie, sowie zahlreiche<br />
Gewerke im Bauumfeld. Alles bestens<br />
am Bau? Der Schein trügt! Denn Materialengpässe,<br />
Rohstoffmangel und Preise,<br />
die durch die Decke schießen, gefährden<br />
vielerorts einen reibungslosen Bauablauf<br />
o<strong>der</strong> drohen einzelne Projekte komplett<br />
zum Stillstand zu bringen.<br />
Betroffen von den Lieferengpässen sind<br />
nahezu alle Rohstoffe: Holz, Stahl, Metalle,<br />
Kunststoffe, Bitumen etc. Die<br />
Preissteigerungen bewegen sich je nach<br />
Rohstoff bei rund 30 Prozent – wie beispielsweise<br />
bei Eisen und Stahl – bis<br />
hin zu nahezu einer Verdopplung für<br />
Ausgangsrohstoffe wie sie aktuell die<br />
Dämmstoffhersteller mit dem Rohstoff<br />
Styrol beson<strong>der</strong>s hart trifft. Die Gründe<br />
für die aktuelle Entwicklung sind<br />
vielschichtig. Einerseits zieht mit dem<br />
schrittweisen Zurückdrängen des Coronavirus<br />
vor allem in China und Nordamerika<br />
die Konjunktur rasant an und<br />
damit auch <strong>der</strong> Bedarf an Roh- bzw.<br />
Baustoffen. Mitschuld am Engpass bei<br />
Kunststoffen trägt beispielsweise aber<br />
auch das verän<strong>der</strong>te Konsumentenverhalten.<br />
Die Menschen kaufen deutlich<br />
mehr Desinfektionsmittel in Flaschen,<br />
Einwegartikel aus Kunststoffen o<strong>der</strong><br />
auch persönliche Schutzausrüstungen.<br />
Gepaart mit Produktionsausfällen infolge<br />
<strong>der</strong> Corona-Pandemie bzw. heruntergefahrenen<br />
Produktionsvolumen seit fast<br />
einem Jahr entsteht <strong>der</strong>zeit ein Engpass<br />
bei zahlreichen Warengruppen.<br />
Nicht zuletzt mangelt es auch am Transport<br />
von Waren. Rund 60 Prozent des<br />
Welthandels-Warenverkehrs passiert<br />
mithilfe von Schiffscontainern, die <strong>der</strong>zeit<br />
vielerorts Mangelware sind. Weltweit<br />
gibt es zwar ausreichend Container,<br />
nur stehen viele davon am falschen Ort.<br />
Aufgrund des weltweiten Lockdowns –<br />
zuerst in China, dann zeitversetzt in nahezu<br />
allen Regionen <strong>der</strong> Welt blieben<br />
viele leere Container stehen und wurden<br />
nicht zurückgeschickt. Jetzt ist <strong>der</strong> Handel<br />
beispielsweise in China wie<strong>der</strong> voll<br />
im Gange, aber es gibt keine Container<br />
für Transporte. So ist innerhalb eines<br />
Jahres <strong>der</strong> Preis für einen Schiffscontainer<br />
um ein Vielfaches gestiegen, insgesamt<br />
haben die Kosten für Schiffstransporte<br />
um rund 500 Prozent zugelegt.<br />
Das führt vor allem in Län<strong>der</strong>n die stark<br />
von Rohstoffimporten aus aller Welt<br />
abhängig sind, zu gigantischen Rohstoffengpässen.<br />
Verschärft wird die Situation<br />
noch durch Hamsterkäufe von Baumaterialien<br />
im In- und Ausland. So sind<br />
beispielsweise die Dämmstoffhersteller<br />
<strong>der</strong>zeit dazu übergegangen die Lieferung<br />
an ihre Geschäftspartner zu kontingentieren,<br />
denn obwohl die Anlagen bei den<br />
heimischen Herstellern auf Hochtouren<br />
laufen und zusätzliche Schichten eingeführt<br />
wurden, kommen sie mit <strong>der</strong> Produktion<br />
nicht mehr nach.<br />
y<br />
10 | 5 . <strong>2021</strong>