NAB-Geschäftsbericht 2009

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50 GILLIAN WHITE, 70 Parkbank Leibstadt
<strong>NAB</strong>-GESCHÄFTSBERICHT <strong>2009</strong> ALS MAN SICH NOCH ENTSCHULDIGTE, WENN EINE FRAU GEWANN. «Als kleines englisches Mädchen wusste ich schon mit acht Jahren, dass ich Künstlerin werden will. Meine Grossmutter, selber Künstlerin, war wohl nicht ganz un schuldig daran. Meinen ersten bezahlten Auftrag für Bilder erhielt ich mit elf Jahren. Allerdings wollte mein Vater nichts davon wissen. Er verbot mir die Kunst. Das war mir aber egal. Ich machte trotzdem ein Kunststudium und besuchte verschiedene Kunstakademien. Schliesslich landete ich mit meinem Mann, dem Bildhauer Albert Siegenthaler, und unseren zwei kleinen Kindern in der Schweiz. Hier nahmen wir 1970 – jeder für sich – an einem Skulpturwettbewerb zum Thema Wasser in Olten teil. Ich reichte eine Idee ein für eine reliefartige Wellen skulptur aus Polyester. Eines Tages rief der Chef der Jury zu Hause an. Zu meiner Überraschung teilte er mir mit, dass ich gewonnen hätte. Ich freute mich riesig. Mein Mann kam etwas später heim. Ich eilte ihm freudig entgegen und rief ihm nur ein Wort zu: Olten! Im ersten Moment glaubte er, dass er gewonnen hätte. Als ich ihn aufklärte, verzog er kurz erstaunt das Gesicht, doch dann freute er sich sehr für mich. Ausserdem ging auch er nicht leer aus: Ihm wurde beim gleichen Wettbewerb ein Spezialpreis zu ge sprochen. Damals gab es noch kein Frauenstimmrecht in der Schweiz. Und ich war, glaube ich, die einzige Frau überhaupt, die am Wettbewerb mitgemacht hatte. Bei der Preis ver lei hung passierte meinem Mann jedenfalls eine recht amüsante Geschichte, die er damals allerdings gar nicht lustig fand: Einer aus der Jury hatte nämlich das Gefühl, er müsse sich bei ihm dafür entschuldigen, dass ausgerechnet eine Frau den 1. Preis gewonnen hat. Der bekam von meinem Mann ziemlich etwas zu hören. Die Skulptur fertigte ich zusammen mit einer Freundin an. Ich weiss noch, wie wir vom Schleifen des Polyesters blutige Hände bekamen. Das sah man fünf Jahre später noch an den Händen. Nach vierzig Jahren weiss ich noch immer alle Masse der Skulptur auf den Zentimeter genau. Sie ist jetzt aber etwas ausgebleicht und wird dieses Jahr renoviert. Kunst mache ich immer noch. Und werde ich immer machen. Denn ich bin meine Arbeit. Das hat sogar mein Vater akzeptiert. Ich denke, er war schliesslich doch zufrieden mit mir.» 51
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