Hochgefühle 02 2021
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HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS Seite 17<br />
E-Bike & Hike in der Sächsischen Schweiz<br />
Natürlich unglaublich!<br />
Eine Vorschau von Jutta Pischelsberger*. Eine Fahrradreise in Deutschland?<br />
Wandern, Bergsteigen und sogar Klettern? Ohne Auto, sondern<br />
mit einem E-Bike unterwegs? Ja, das geht perfekt! Am Malerweg in der<br />
Sächsischen Schweiz. Vielleicht ja demnächst mit dem Alpenverein?<br />
Der Malerweg ist eigentlich ein 117 km langer Wanderweg<br />
im Elbsandsteingebirge. Liebliche Wanderwege<br />
wechseln mit Klettersteigen, steilen Stufen,<br />
engen Schluchten in beeindruckenden Felsformationen<br />
sowie weitläufigem Blick über Sachsen zu<br />
den Tafelbergen Lilienstein bzw. Königstein. Seinen<br />
Namen verdankt der mit deutscher Gründlichkeit gekennzeichnete<br />
Weg berühmten Malern vergangener<br />
Jahrhunderte, besonders der Romantik: Caspar David<br />
Friedrich, Johann Carl August Richter, Adrian Zingg,<br />
Bernardo Belllotto, etc.<br />
Diese bekannten Künstler haben die postkartentaugliche<br />
Szenerie der bizarren Felsformationen, Tafelberge<br />
und Klippen eindrucksvoll der Nachwelt erhalten.<br />
Schautafeln sind dort platziert, wo einst die beliebten<br />
Gemälde entstanden sind. Falsche Zinne, Schrammsteine,<br />
Teufelsturm, Lokomotive sind einige der Klettergipfel,<br />
die ausschließlich über Kletterei zu erreichen<br />
sind. (O-Ton eines Kletterführers: „In Österreich<br />
müsst ihr zuerst kilometerweite Serpentinen gehen.“)<br />
Und es geht weiter so: Himmelsleiter, Affensteine,<br />
Carolafelsen, Wilde Hölle, Kuhstall, Rübezahlstiege,<br />
Wolfsschlucht, ... Der Zschirnstein ist ein bedeutendes<br />
Relikt aus der Zeit der 1. Land-Vermessungen<br />
im Triangulationsverfahren, das im 19. Jahrhundert<br />
angewendet wurde. Weitere Triangulationspunkte<br />
sind sichtbar und werden auf Schautafeln verständlich<br />
erklärt.<br />
Am historisch eindrucksvollsten ist wohl die Bastei zu<br />
erwandern. Unglaublich! Ich will nicht spoilern, aber<br />
den Amselsee zu den Schwedenlöchern und den<br />
Hintergrund zu den Schwedenkriegen zu erfahren,<br />
das hat schon was Abenteuerliches. Aber auch das<br />
historische Seidenblumendorf, Fähr- und Schleusenfahrten<br />
an der Elbe stehen auf meinem Empfehlungsprogramm.<br />
Geologie<br />
In der Kreidezeit, vor etwa 60 bis 100 Millionen<br />
Jahren, gab es immer wieder Zeitabschnitte, in<br />
denen sich auf dem damals flachen Meer tonhaltige<br />
Materialien ablagerten. Diese bildeten zwischen<br />
den Sandablagerungen (später Sandsteinschichten)<br />
wasserstauende Zwischenlagen. Regenwasser fällt<br />
auf Gipfel und Plateaus der Felsen. Der poröse Felsen<br />
nimmt das Regenwasser auf wie ein Schwamm<br />
und lässt das Wasser langsam nach unten sickern.<br />
Das sickernde Wasser staut sich an tonhaltigen<br />
Zwischenlagen und tritt seitlich an den Felswänden<br />
aus. Die über Jahrmillionen andauernden und<br />
Verwitterungs- und Abtragungsprozesse haben an<br />
diesen Grenzhorizonten zur Entstehung von Schichtfugenhöhlen<br />
geführt. Bindemittelarmes Material<br />
wurde herausgeschwemmt und große, höhlenartige,<br />
senkrechte Klüfte entstanden. Hohe Kamine blieben<br />
stehen, Klüfte bilden Höhlen aus, die als mittelalterliche<br />
Wohnräume genutzt wurden. Heute sind diese<br />
Kamine und Schrammsteine bedeutende Klettergipfel<br />
an der Elbe.<br />
Die Elbe<br />
Die Elbe entspringt in Tschechien und mündet in die<br />
Nordsee. In Deutschland tritt sie in Schmilka ein, wo<br />
herzige kleine Fachwerkhäuser das Ortsbild prägen.<br />
Der Ort befindet sich auf 117 m Höhe. 769 km weiter<br />
mündet die Elbe ins Meer, das entspricht einem Gefälle<br />
von atemberaubenden 19 cm pro Kilometer bei<br />
einer Fließgeschwindigkeit von etwa 3 km/h.<br />
Dresden<br />
Basteibrücke<br />
Die Hauptstadt Sachsens liegt nur 30 km entfernt,<br />
mit E-Bike in einer guten Stunde am lieblichen Elbe-<br />
bike<br />
team<br />
Radweg zu erreichen, lassen sich die Brühl´sche Terrasse,<br />
Frauenkirche, Dresdner Zwinger, der schönste<br />
Milchladen der Welt, Semperoper, etc. besichtigen.<br />
Zudem ist die hippe Vorstadt „links der Elbe“ einen<br />
Besuch wert. Die Produktion von Meißner Porzellan<br />
ist im nahegelegenen Meißen in einer Führung zu erleben.<br />
Alles mit dem E-Bike erleben!<br />
E-Biker belächelt? Ja klar, das habe ich auch. Allerdings<br />
hatte ich das Glück, 2017 probeweise durch<br />
das europäische Hinterland zu biken und habe dort<br />
die Vorzüge des E-Bikens erkannt, weil sich damit<br />
auch die Ziele und die Reichweiten ändern. Nun weiß<br />
ich mit Überzeugung: Das Auto kann im Urlaub daheimbleiben!<br />
Wer will, kann mich gerne von 17. bis 24. Juli 2<strong>02</strong>1<br />
ins Elbsandsteingebirge begleiten.<br />
Anmeldeschluss (zwecks Reservierung einer Unterkunft)<br />
ist der 20. Juni 2<strong>02</strong>1. Kontakt: Jutta Pischelsberger,<br />
Tel. 0650 2811637<br />
Die Autorin:<br />
Jutta Pischelsberger aus Klagenfurt ist engagierte<br />
E-Bike-Tourenführerin im MTB-Team des Alpenvereines<br />
Klagenfurt, Spezialität Easy-E-Bike-Touren (für<br />
konditionsstarke Biker, ohne technische Schwierigkeiten),<br />
jutta.pischelsberger@gmx.at<br />
Fotocopyrights: Privat, Pixabay