argus2021_06
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Politik
Spalten durch soziale Netzwerke
Eine Firma, die mithilfe sozialer Netzwerke unser Verhalten vorhersagt und dermaßen
beeinflusst, dass sie Politikern in ihr Amt verhilft: beängstigend, aber längst Realität.
Die Rede ist von „Cambridge Analytica“, dem Unternehmen, das nicht zuletzt Donald
Trump zum US-Präsidenten gemacht hat
Die sozialen Medien sind ein essenzieller Bestandteil
unseres Alltages geworden. Was zu Beginn der
Traum einer vernetzten Welt war, eines Ortes, an
dem man seine Erfahrungen teilt, wurde bald schon
ein Ort der Unterhaltung, des Fakten-Checkens
und des Verwaltens von Erinnerungen. Jene Spuren,
die wir im Internet hinterlassen, begründeten
eine Branche, die jedes Jahr eine Milliarde Dollar
Umsatz macht.
Kaum jemand nimmt sich die nötige Zeit, um seitenlange
Nutzungsbedingungen einer App durchzulesen
und diese dann zu hinterfragen, denn der
Drang, dazuzugehören, ist zu groß. Die kostenlose
Vernetzung ist zu attraktiv, um ihr zu widerstehen.
Werbung ist der essenzielle Schlüssel, um die Plattformen
mit Geld zu versorgen. All unsere Aktionen
werden gespeichert: Wie lange wir auf ein Bild
schauen, ob wir es liken und welche Profile uns interessieren.
In Echtzeit werden unsere Daten-Profile
erstellt und ausgebaut. Was sind unsere größten
Ängste, was regt uns auf, was gefällt uns und wo
sind unsere Grenzen? Zu jeder dieser Fragen liefert
unser Daten-Profil Antworten, Unmengen an Antworten,
sodass die sozialen Netzwerke den Werbekunden
die bestmögliche Prozentchance bezüglich
des Kaufs eines Produktes oder des Erfolges einer
Kampagne gewährleisten können.
Die Konsequenzen dieser systematischen Überwachung
kamen zum ersten Mal massiv im Jahr 2016
bei den Wahlen des US-Präsidenten zum Vorschein.
Hillary Clinton war klar im Vorteil, und trotzdem
schaffte es Trump, Präsident zu werden. Dies war
ihm nur dank einer Firma möglich: Cambridge Analytica.
Sie ist für die größte Krise des Milliardenunternehmens
Facebook verantwortlich, das durch
© Daily Star, UK
© weldert, Pixabay
© Pixabay , 1778011
Das Kapitol in Washington DC, Sitz des Kongresses der USA
seine Fehler auf der ganzen Welt für Empörung
und Angst gesorgt hat. Durch das Aufdecken der
Machenschaften von Cambridge Analytica wurde
der Bevölkerung erstmals klar, wie viel die Internetkonzerne
über jeden einzelnen Menschen wissen.
Was ist Cambridge Analytica?
Cambridge Analytica (CA) wurde im Jahr 2013 als
eine Tochterfirma der SCL Group gegründet und
war eine britische Datenanalysen-Firma, die Persönlichkeitsprofile
erstellte, welche es ihr ermöglichten,
Werbung zu personalisieren und auf die
Menschen zuzuschneiden, die sich für gewisse Produkte,
Parteien und Lebensstile interessieren. Diese
Persönlichkeitsprofile bot Cambridge Analytica
verschiedenen Firmen sowie Politikern an.
Die Rolle des Unternehmens bei den
US-Wahlen 2016
Im Jahr 2014 war Cambridge Analytica laut Alexander
Nix, dem damaligen CEO der Firma, an 44
US-Wahlkampf-Kandidaturen beteiligt. Zu Beginn
unterstützte Cambridge Analytica besonders stark
den Präsidentschaftskandidaten Ted Cruz, der als
erster bedeutender Kunde galt, da er gute Chancen
hatte, mit seiner Bewerbung als Präsidentschaftskandidat
die Vorwahlen der republikanischen Partei
zu gewinnen.
Der amerikanische Informatiker und Hedgefonds-
Millionär Robert Mercer war Hauptinvestor von
Cambridge Analytica und spuckte zu Beginn, auf
Drängen seiner Tochter, Millionenbeträge in den
Wahlkampf von Ted Cruz. Als dieser jedoch im
Vorwahlkampf ausschied, setzten die Mercers auf
Donald Trump.
Alexander Nix kontaktierte Trump und bot ihm
den Dienst seiner Firma an. Er erklärte, Cambridge
Analytica habe eine einzigartige Methode entwickelt,
mit der das Unternehmen 220 Millionen
Persönlichkeitsprofile von US-Bürgern erstellen
könne. Diese Daten erwiesen sich als Zünglein an
der Waage in Bezug auf den Sieg Trumps, indem
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