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Politik

Wie der Sexismus seinen

Menschliche Gesellschaften waren nicht immer männerdominiert. Historisch

gesehen kam die Wende erst, als wir zu Bauern wurden, durch die

Sesshaftigkeit. Doch auch antike Geistesgrößen wie Platon, Hippokrates und

Aristoteles legten das Fundament, auf dem jahrhundertelang der Sexismus

aufgebaut wurde

Die überwiegende Mehrheit der Kulturen sind Patriarchate,

in denen Männer mit größerer Wahrscheinlichkeit

als Frauen soziale, wirtschaftliche und politische

Machtpositionen erlangen können. Es ist also

verlockend anzunehmen, dass dies der natürliche

Zustand der Dinge ist, vielleicht weil Männer biologisch

gesehen stärker sind als Frauen.

Vielleicht hilft ein Blick auf unsere Vorfahren, die

Schimpansen. Diese sind keine Stellvertreter für

unsere Vorfahren – sie haben sich weiterentwickelt,

seit sich unsere Stammbäume getrennt haben – aber

ihre sozialen Strukturen können uns etwas über die

Bedingungen sagen, unter denen männliche Dominanz

gedeiht. Gewöhnliche Schimpansen-Gruppen

sind offenkundig patriarchalisch organisiert. Die

Männchen sind bösartig gegenüber den Weibchen,

sie nehmen ihnen das Futter weg, töten sie sogar,

nur weil sie sich von der Gruppe entfernt haben. Liegt

Frauenfeindlichkeit also in der Natur der Menschen?

Nein, meinen Anthropologen mit Blick auf die Hinterlassenschaften

des frühen Homo sapiens und die

heute noch existierenden Jäger-und-Sammler-Gesellschaften.

Doch vor etwa 12.000 Jahren änderten sich die Dinge:

Mit dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht

begannen die Menschen sesshaft zu werden.

Sie erwarben Ressourcen, die sie verteidigen mussten,

und die Macht verlagerte sich auf die biologisch

stärker gebauten Männer. Väter, Söhne, Onkel und

Großväter begannen, nahe beieinander zu leben,

Eigentum wurde in der männlichen Linie weiter gegeben,

und die weibliche Autonomie wurde ausgehöhlt.

Infolgedessen entstand das Patriarchat.

Auf philosophischer Ebene wurde das Fundament für

Diskriminierung bereits im antiken Griechenland gelegt.

Obwohl die griechischen Autoren den Sexismus

nicht erfunden haben, enthielten ihre Schriften Ideen

und Argumente, die zur Rechtfertigung der Frauenfeindlichkeit

verwendet wurden. Sobald diese antiken

Trendsetter Argumente für die Unterwerfung der Frau

im Namen eines göttlichen Bildes entwickelt hatten,

wurden Frauen wie selbstverständlich als von Natur

aus minderwertiger als Männer angesehen, von

Geburt an anders behandelt und dazu erzogen, sich

selbst zu unterwerfen, was wiederum die Ansichten

über die weibliche Unvollkommenheit und die daraus

folgende Entmachtung weiter unterstützte.

Der Begriff der Teleologie hilft dabei, die Geschichte

der Frauenfeindlichkeit besser zu verstehen. Die

Teleologie sagt aus, dass einige Dinge um anderer

Dinge willen geschehen oder existieren. Von Platon

bis Aristoteles, aber auch bei weiteren Philosophen,

waren die Zeugungskräfte der Frauen das einzige

Mittel, um zum Guten beizutragen, woraus folgte,

dass diese Kräfte von Männern mit Einsicht in die

„Eine Frau muss still und mit

völliger Unterwürfigkeit die

Unterweisung empfangen", denn

„ich erlaube einer Frau nicht, zu

lehren oder Autorität über einen

Mann auszuüben, sondern still zu

sein."

Paulus (2. Timotheus 2,12)

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