argus2021_06
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Gesellschaft
Scientology – die Sekte, die spaltet
Scientology ist in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geraten und wird
vielerorts vom Staat überwacht. Auf den ersten Blick wirkt die religiöse Gemeinschaft
harmlos, doch Mitglieder berichten von Psychoterror und Intrigen hinter der Fassade
Scientology ist eine Sekte, die rund um den Globus
in 148 Ländern mit mehr als 11.000 Kirchen verbreitet
ist. Nach eigenen Angaben treten jährlich 4,4
Millionen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft bei.
Kritiker behaupten, die Zahl der praktizierenden Scientologen
sei deutlich kleiner. Tatsächlich gäbe es
insgesamt nur etwa 150.000 Mitglieder weltweit. Der
Großteil der Scientologen befindet sich in den USA,
doch auch in Italien gibt es Scientology-Kirchen,
selbst in Südtirol ist die Sekte vertreten.
Gründung Ü
L. Ron Hubbard war der Gründer der Scientology-Kirche.
Er veröffentlichte im Jahr 1950 das Buch „Dianetik“,
in dem er Therapien entwarf und versprach, er
würde Menschen zu unsterblichen Genies machen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erwiesen sich die Leser
als sehr empfänglich für Hubbards Ansprüche und
das Buch wurde schnell zu einem Bestseller.
Als er sich bei einem Treffen mit Science-Fiction-
Autoren in New York über die schlechte Bezahlung
seiner literarischen Arbeiten beklagte, schlug ihm
der Autor Lester del Rey vor, er solle doch eine Religionsgemeinschaft
gründen, da diese steuerbefreit
sei. Diese Anregung, eigentlich als Witz gedacht,
setzte Ron Hubbard 1954 in die Tat um und gründete
in Südkalifornien die Scientology-Kirche, welche sich
in den folgenden Jahren auf der gesamten Welt ausbreitete.
Beitritt in die Sekte
© Pixabay, pasja
Das Erreichen „totaler Freiheit“ kostet eine halbe MIllionen Dollar
Oft fühlen sich Menschen, die sich in einer Lebenskrise
befinden, von einer Sekte angezogen. Sie suchen
nach einer Lösung oder einer Veränderung.
Scientology verspricht den Menschen Hilfe durch
Gespräche, Kurse, Kontakte sowie soziale Anerkennung.
Ein Einsteiger wird von den Scientologen, die
ihm das Gefühl vermitteln, für ihn da zu sein, freundlich
begrüßt. In den meisten Fällen handelt es sich
bei den Begrüßenden um Mitglieder, die über Jahre
hinweg darauf trainiert wurden, wie man am besten
neue Anhänger für Scientology gewinnt. Anschließend
finden Kurse statt, in denen man über allgemeine
Lebensfragen spricht. Diese kosten ungefähr
50 Euro. Was die Teilnehmer noch nicht wissen, ist,
dass die folgenden Kurse stetig teurer werden und
bis zu 1.000 Euro kosten können.
Ein weiterer Trick von Scientology besteht darin, bei
Veranstaltungen mit ehrenwerten Zielen wie „Sag
nein zu Drogen. Sag ja zum Leben“ oder „Jugend
für Menschenrechte“ Mitglieder anzuwerben. Dass
hinter diesen Veranstaltungen Scientology steckt, ist
im Vorfeld nicht zu erkennen. Während der Veranstaltungen
werden erste Kontakte aufgebaut und den
Teilnehmern Prospekte von Scientology in die Hand
gedrückt.
Die Lehre der Scientology-Kirche
Der sogenannte Thetan ist das Herzstück der Lehre
der Scientology-Kirche. Dabei handelt es sich um
die Vorstellung, dass das unsterbliche Wesen jedes
Menschen durch traumatische Erlebnisse massiv in
seiner Funktionsweise beeinträchtigt worden sei. Nur
durch spezielle Methoden wie dem Auditing, einem
Prozess, in dem der Auditor – ein ausgebildeter Scientologe
– den Traumatisierten anhand von persönlichen
Fragen durch seine Vergangenheit führt, soll
man von negativen Einflüssen befreit werden.
Doch damit nicht genug. Die Überwindung der eigenen
Traumata ist nur ein erster Schritt. Das End-Ziel
besteht darin, die Bewusstseins-Stufe des „Operating
Thetan“ zu erreichen. Damit ist die Trennung von
argus
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