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Politik

amerikaner Trayvon Martin erschossen

hatte, freigesprochen worden war), hat die

Bewegung erst 2020 gigantische Ausmaße

angenommen. Bei den vielen Nachrichten aus den

USA möchte man fast meinen, rassistisch motivierte

Polizeigewalt sei bloß ein US-amerikanisches Problem.

Doch weltweit können Betroffene ein Lied von

derartiger Gewalt singen und ergreifen die Chance,

um auch in ihren Ländern die Aufmerksamkeit darauf

zu lenken. Betont wird dabei der systematische

Rassismus, welcher nicht-weißen Menschen schon

von klein auf das Leben schwer macht und dessen

Präsenz man in einer modernen Gesellschaft nicht

ignorieren darf, auch wenn man selber nicht davon

betroffen ist.

Indonesien

Eine Arbeitsmarktreform zwingt hunderttausende Indonesier

im Herbst 2020 zum Demonstrieren. Das

„Gesetz zur Schaffung von Arbeitsplätzen“, auch Omnibus-Gesetz

genannt, könnte vom Namen her positiv

konnotiert werden. Und natürlich preist das Parlament

in Jakarta das Vorhaben an, schließlich wurde

es von ihm am 2. Oktober eingeführt. Von Seiten der

Politik heißt es, das Gesetzespaket würde große Investoren

anlocken und den bürokratischen Aufwand

schmälern. Letzteres betrifft laut Kritikern allerdings

auch die Rechte der Arbeiter. Kurzzeitverträge und

Entlassungen werden leichter gemacht. Wenig überraschend

soll diese Reform auch den Umweltschutz

erheblich schwächen. Bei den Protesten kommt es

häufig zu Gewalt, vor allem von Seiten der Polizei.

Hunderte von Teilnehmern wurden bis jetzt in Gewahrsam

genommen, es gab Schwerverletzte. Ob in

Indonesien die Arbeiter oder die Industrie den Sieg

davontragen werden, bleibt offen.

Corona-Demonstrationen

Seit COVID-19 den Westen erreicht hat und als Pandemie

eingestuft wurde, wissen sich viele Regierungen

nicht anders zu helfen, als strenge Lockdowns

über die Bevölkerung zu verhängen. Das stößt auf

den Widerstand einer kleinen, aber lauten Gruppe,

die sich fortan regelmäßig auf Demonstrationen trifft.

Kritisch gesehen wird dabei zum einen, dass die

Die einzige Sache, die

mich ärgert, ist, dass wir

so lange mit dem Protest

gewartet haben.

Rosa Parks

Teilnehmenden kaum Maske tragen und Abstand

bewahren, zum anderen die Tatsache, dass unter

den Impfgegnern, Esoterikern und Menschen, die

die Maßnahmen einfach als übertrieben betrachten,

auch so mancher Neonazi mitläuft. In Italien und

Spanien arten viele der Proteste in Gewalt aus.

Polen

Es ist ein Albtraum für viele Feministinnen: das polnische

Abtreibungsverbot, das im Oktober 2020

vom Verfassungsgericht beschlossen wurde. Gänzlich

verboten sind Schwangerschaftsabbrüche zwar

nicht, bei Vergewaltigungen oder gesundheitlichen

Engpässen sollen sie erlaubt sein, doch Zehntausende

von Menschen wollen es nicht auf sich sitzen

lassen, dass, wie sie es formulieren, die Politik über

die Körper von Frauen entscheidet.

Polens Erzkatholiken begrüßen das Gesetz. Obwohl

der offizielle Grund dafür lautet, dass Abtreibungen

gegen den von der Verfassung garantierten Schutz

auf Leben verstoßen, kann man laut den Demonstrierenden

eine religiöse Einmischung in das Geschehen

kaum übersehen. Kritiker weisen darauf hin,

dass die Tatsache, dass illegale Abtreibungen – die

Anzahl derartiger Schwangerschaftsabbrüche wird

erfahrungsgemäß steigen – extrem gefährlich für die

Schwangeren sein können. Mit solchen Gesetzen

werden also nicht nur Leben „gerettet“.

Anna Recla, 4aS

argus

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