argus2021_06
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Politik
Das Unwort
Gedenktag des Novemberpogroms
niedergelegte Kränze mit
„Sieg-Heil-Rufen“ angezündet.
Auch in Schulen sind Vorfälle gegen jüdische Mitschüler
bis heute keine Seltenheit. Sie werden ausgegrenzt,
beschimpft oder sogar Opfer von Gewalt. Einen solchen
– zwar fiktiven – Fall zeigt auch der Film „Das Unwort“. Ein
reales, bekannt gewordenes Beispiel hingegen ereignete
sich 2006 in Sachsen-Anhalt, als ein jüdischer Mitschüler
gezwungen wurde, mit einem Schild samt Aufschrift „Ich
bin am Ort das größte Schwein, ich lass mich nur mit Juden
ein“ über den Schulhof zu laufen. Oftmals werden auch
sogenannte „Judenwitze“ erzählt oder das Wort „Jude“
an sich als Schimpfwort benutzt. In diesem Fall wäre die
Anfangsfrage im anfangs erwähnten Filmzitat „[...] Ja, ich
gebe zu, er wurde Jude genannt. Ist das schon Antisemitismus?[...]“
mit „Ja“ zu beantworten.
Neben religiösen Barrieren sind die Gründe für Antisemitismus
eine Reihe von Stereotypen, Klischees und Ressentiments,
die sich im Lauf der Geschichte herausgebildet
haben. Diese Vielzahl an entstandenen Bildern von „dem
Juden“ weisen erstaunliche Konstanz und Kontinuität auf,
sodass sie die Jahrhunderte überdauert haben und das
Klischee des „geldliebenden Juden“ bis heute bekannt ist.
Der Schriftsteller Max Frisch beschäftigt sich im Drama
„Andorra“ mit diesem Prozess der Ausgrenzung und beschreibt
darin die Beweggründe der Judenfeindlichkeit
bzw. die Bildung von Stereotypen als psychologisches
Bedürfnis nach Abwehr und Ausschaltung eigener, unerwünschter
Verhaltensweisen oder Eigenschaften durch
Projektion auf andere, die dadurch zu einem Sündenbock
werden. So wird etwa die Geldgier der Andorraner auf
den vermeintlichen Juden Andri übertragen. Dabei ist er
eher das Gegenteil eines „geldgierigen Juden“ und die Andorraner
selbst sind geizig und habsüchtig.
Blick in die Geschichte
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Juden immer
wieder als Sündenbock missbraucht und für sämtliche
Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht wurden, so
etwa auch für den Anschlag des 11. Septembers 2001.
Dies tritt oft in Verbindung mit dem Stereotyp der „jüdischen
Weltverschwörung“ auf, welches ebenfalls bis heute
erhalten geblieben ist. Aktuelle Exempel sind hier die
Verschwörungstheorien rund um Corona, von denen eine
die Pandemie als von den Juden verursacht hält.
In der späten Neuzeit entwickelte sich mit biologischen
und pseudowissenschaftlichen Begründungen die Vorstellung,
dass Juden ein „Fremdkörper“ seien und darum
aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden müssten.
© Pixabay, Tom Gordon
Jude beim Studium der Heiligen Schrift
argus
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