argus2021_06
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Politik
lerdings eine Zusammenarbeit. Doch
wie erklärt sich dann der Betrag von
625.000 Pfund (ca. 700.000 Euro), der vom
Unternehmen AggregateIQ an die „Vote Leave“-
Kampagne gespendet wurde? 625.000 Pfund
waren 40 Prozent des ursprünglichen Wahlkampfbudgets
– beachtlich für eine einfache Spende.
Dennoch hält die britische Datenschutzbehörde
ICO („Information Commissioner‘s Office“), die
dem Fall drei Jahre nachgegangen ist, Cambridge
Analytica für „nicht beteiligt“. Facebook musste ein
Strafgeld von 500.000 Pfund zahlen, da es die Konten
seiner Nutzer nicht genug geschützt habe und
deren Informationen permanent im Internet verweilen.
Auch die „Vote Leave“-Kampagne erhielt
eine Geldstrafe von 40.000 Pfund.
AusmaSSe von Cambridge
Analytica
Cambridge Analytica arbeitete nicht nur an der
Trump-Kampagne. Die Ausmaße der Arbeit des
Unternehmens sind unvorstellbar. Zu einem weiteren
Opfer der Firma gehört die karibische Insel
Trinidad. Dort gibt es zwei politische Parteien:
eine, welche die Schwarzen vertritt, und eine, welche
die Inder vertritt, die im 19. Jahrhundert als
Arbeiter auf die Insel gekommen waren. Beide Bevölkerungsgruppen
hassen einander. Cambridge
Analytica arbeitete für die Bevölkerung indischer
Abstammung und hatte angesichts der Parlamentswahlen
2015 eine brillante Idee: In Form einer Kampagne
sollten die Nichtwähler unter den jungen
Schwarzen erhöht werden. Die Idee bestand darin,
eine Bewegung zu entwickeln, welche die jungen
Menschen aufforderte, aus Unzufriedenheit mit
dem politischen System nicht wählen zu gehen.
Die „DO SO“-Kampagne („Tu so“-Kampagne) bedeutete
so viel wie: Ich gehe nicht wählen – aus
Protest. In Form von zwei überkreuzten Unterarmen,
deren Hände zu Fäusten geballt sind, wurde
die Kampagne verbreitet. Die Bewegung wurde im
ganzen Land bekannt und erlangte schon bald viele
Anhänger, besonders junge Schwarze, aber auch
Inder. Als das Parlament des Landes gewählt wurde,
beteiligten sich viele junge Schwarze nicht. Die
Inder, die jedoch ihren strengen Eltern gehorchten,
was von Cambridge Analytica einberechnet worden
war, gingen trotzdem wählen. So gewann die
Partei der Inder wegen der sieben Prozent an jungen
Wählern, die bei den Schwarzen gefehlt hatten.
Die Liste solcher Kampagnen ist lang. Neben den
USA mischte Cambridge Analytica auch in der Politik
folgender Länder – um nur die bekanntesten zu
nennen – mit: Mexiko, Brasilien, Nigeria, Südafrika,
Ukraine, Moldawien, Irak, Indien, Pakistan, Nepal,
Thailand, Indonesien, Philippinen, Argentinien,
Kolumbien, Uruguay, Kanada und Italien.
Untergang
Bereits im Dezember 2015 veröffentlichte die Zeitung
„The Guardian“ einen Artikel über die fragwürdigen
Arbeitsmethoden von Cambridge Analytica
im Wahlkampf von Ted Cruz. Der Anfang
vom Ende begann für das Unternehmen aber erst
am Samstag, den 17. März 2018, mit dem von „The
Observer“ und der „New York-Times“ veröffentlichten
Interview des Whistleblowers Christopher
Wylie, der für Cambridge Analytica unter anderem
bei der Trump-Kampagne mitgewirkt hatte. Er
brachte alle Informationen und Taktiken des Unternehmens,
die bis dahin noch unbekannt gewesen
waren, ans Licht.
Danach ging alles schnell: Einen Tag nach der Aussage
von Christopher Wylie forderten die Ermittler
des US-Geheimdienstausschusses den CEO von
Cambridge Analytica, Alexander Nix, auf, vor dem
Kongress auszusagen.
Am Montag, den 19. März 2018, stellte die britische
Datenschutzbehörde ICO einen Durchsuchungsbefehl
für die Durchsuchung der Server von Cambridge
Analytica aus. An diesem Abend strahlte der
britische Fernsehsender „Channel 4 News“ außerdem
geheime Aufnahmen von Nix aus, in denen er
prahlte, bald mithilfe von Fake-News-Kampagnen
und Operationen mit ehemaligen Spionen Wahlkämpfe
auf der ganzen Welt zu manipulieren.
Infolgedessen wurde er am nächsten Tag vom Mutterkonzern
SCL gefeuert. Ein Undercover-Reporter
veröffentlichte weitere skandalöse Aussagen von
Nix. Darin sagte er in Bezug auf die Trump-Kampagne:
„Wir haben die gesamte Forschung, alle Daten,
alle Analysen, alle Zielsetzungen durchgeführt.
Wir haben die gesamte digitale Kampagne durchgeführt,
die Fernsehkampagne, und unsere Daten
haben die gesamte Strategie beeinflusst.“
Am Freitag, den 23. März 2018, durchsuchten 18 Ermittler
der ICO das Büro von Cambridge Analytica
in London.
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