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Politik

lerdings eine Zusammenarbeit. Doch

wie erklärt sich dann der Betrag von

625.000 Pfund (ca. 700.000 Euro), der vom

Unternehmen AggregateIQ an die „Vote Leave“-

Kampagne gespendet wurde? 625.000 Pfund

waren 40 Prozent des ursprünglichen Wahlkampfbudgets

– beachtlich für eine einfache Spende.

Dennoch hält die britische Datenschutzbehörde

ICO („Information Commissioner‘s Office“), die

dem Fall drei Jahre nachgegangen ist, Cambridge

Analytica für „nicht beteiligt“. Facebook musste ein

Strafgeld von 500.000 Pfund zahlen, da es die Konten

seiner Nutzer nicht genug geschützt habe und

deren Informationen permanent im Internet verweilen.

Auch die „Vote Leave“-Kampagne erhielt

eine Geldstrafe von 40.000 Pfund.

AusmaSSe von Cambridge

Analytica

Cambridge Analytica arbeitete nicht nur an der

Trump-Kampagne. Die Ausmaße der Arbeit des

Unternehmens sind unvorstellbar. Zu einem weiteren

Opfer der Firma gehört die karibische Insel

Trinidad. Dort gibt es zwei politische Parteien:

eine, welche die Schwarzen vertritt, und eine, welche

die Inder vertritt, die im 19. Jahrhundert als

Arbeiter auf die Insel gekommen waren. Beide Bevölkerungsgruppen

hassen einander. Cambridge

Analytica arbeitete für die Bevölkerung indischer

Abstammung und hatte angesichts der Parlamentswahlen

2015 eine brillante Idee: In Form einer Kampagne

sollten die Nichtwähler unter den jungen

Schwarzen erhöht werden. Die Idee bestand darin,

eine Bewegung zu entwickeln, welche die jungen

Menschen aufforderte, aus Unzufriedenheit mit

dem politischen System nicht wählen zu gehen.

Die „DO SO“-Kampagne („Tu so“-Kampagne) bedeutete

so viel wie: Ich gehe nicht wählen – aus

Protest. In Form von zwei überkreuzten Unterarmen,

deren Hände zu Fäusten geballt sind, wurde

die Kampagne verbreitet. Die Bewegung wurde im

ganzen Land bekannt und erlangte schon bald viele

Anhänger, besonders junge Schwarze, aber auch

Inder. Als das Parlament des Landes gewählt wurde,

beteiligten sich viele junge Schwarze nicht. Die

Inder, die jedoch ihren strengen Eltern gehorchten,

was von Cambridge Analytica einberechnet worden

war, gingen trotzdem wählen. So gewann die

Partei der Inder wegen der sieben Prozent an jungen

Wählern, die bei den Schwarzen gefehlt hatten.

Die Liste solcher Kampagnen ist lang. Neben den

USA mischte Cambridge Analytica auch in der Politik

folgender Länder – um nur die bekanntesten zu

nennen – mit: Mexiko, Brasilien, Nigeria, Südafrika,

Ukraine, Moldawien, Irak, Indien, Pakistan, Nepal,

Thailand, Indonesien, Philippinen, Argentinien,

Kolumbien, Uruguay, Kanada und Italien.

Untergang

Bereits im Dezember 2015 veröffentlichte die Zeitung

„The Guardian“ einen Artikel über die fragwürdigen

Arbeitsmethoden von Cambridge Analytica

im Wahlkampf von Ted Cruz. Der Anfang

vom Ende begann für das Unternehmen aber erst

am Samstag, den 17. März 2018, mit dem von „The

Observer“ und der „New York-Times“ veröffentlichten

Interview des Whistleblowers Christopher

Wylie, der für Cambridge Analytica unter anderem

bei der Trump-Kampagne mitgewirkt hatte. Er

brachte alle Informationen und Taktiken des Unternehmens,

die bis dahin noch unbekannt gewesen

waren, ans Licht.

Danach ging alles schnell: Einen Tag nach der Aussage

von Christopher Wylie forderten die Ermittler

des US-Geheimdienstausschusses den CEO von

Cambridge Analytica, Alexander Nix, auf, vor dem

Kongress auszusagen.

Am Montag, den 19. März 2018, stellte die britische

Datenschutzbehörde ICO einen Durchsuchungsbefehl

für die Durchsuchung der Server von Cambridge

Analytica aus. An diesem Abend strahlte der

britische Fernsehsender „Channel 4 News“ außerdem

geheime Aufnahmen von Nix aus, in denen er

prahlte, bald mithilfe von Fake-News-Kampagnen

und Operationen mit ehemaligen Spionen Wahlkämpfe

auf der ganzen Welt zu manipulieren.

Infolgedessen wurde er am nächsten Tag vom Mutterkonzern

SCL gefeuert. Ein Undercover-Reporter

veröffentlichte weitere skandalöse Aussagen von

Nix. Darin sagte er in Bezug auf die Trump-Kampagne:

„Wir haben die gesamte Forschung, alle Daten,

alle Analysen, alle Zielsetzungen durchgeführt.

Wir haben die gesamte digitale Kampagne durchgeführt,

die Fernsehkampagne, und unsere Daten

haben die gesamte Strategie beeinflusst.“

Am Freitag, den 23. März 2018, durchsuchten 18 Ermittler

der ICO das Büro von Cambridge Analytica

in London.

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