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Homophobie als Straftat

Im November 2020 wurde im italienischen Parlament über das

Anti-Homophobie-Gesetz abgestimmt. Sofort brachen Diskussionen rund

um das Thema los: Von der einen Seite wurde das Gesetz als sehr fortschrittlich,

von der anderen Seite als Zensur bezeichnet. Wir zeigen, was dahintersteckt

Politik

© Unsplash, Arie Wubben

Bunte Farben als Zeichen für Vielfalt

Das Anti-Homophobie-Gesetz ist ein Gesetz, das

Diskriminierung oder Beleidigung aufgrund der Sexualität

verstärkt unter Strafe stellt. Diskriminierungen,

Mobbing, Drohungen und Angriffe, die Sexualität eines

Menschen betreffend, können bis zu vier Jahre

Gefängnis kosten – vergleichbar mit dem Strafmaß

für Entgleisungen gegenüber der Nation oder auf

ethnischer und religiöser Ebene. Derartige Gesetze

sind wichtig, da dadurch eine Diskriminierung von

Minderheiten vermieden, ja sogar abtrainiert werden

kann.

Durch das neue Anti-Homophobie-Gesetz können

auch Aussagen, in denen Homosexuelle mit dem

Tod bedroht werden oder in denen zu Straftaten angestachelt

wird, bestraft werden. Mehrere Politiker

des PD, der italienischen Demokratischen Partei, die

dieses Gesetz vorgeschlagen haben, bezeichnen es

als eines der fortschrittlichsten Europas. Doch ganz

so einzigartig ist die italienische Position nicht: In der

Schweiz wurde letztens über ein ähnliches Gesetz

abgestimmt, die dortige SVP (Schweizer Volkspartei)

und andere rechte Parteien stellten sich strikt gegen

den Vorschlag, da es in ihren Augen gegen die

Gleichberechtigung aller Menschen spräche, wenn

Minderheiten anders behandelt, sozusagen bevorzugt,

würden. Wie das Anti-Rassismus-Gesetz, das

dort schon länger in Diskussion stand, bezeichnete

man auch das Anti-Homophobie-Gesetz als „Zensur“

und ungerecht, da man sich nicht an der Diskussion

beteiligen könne, ohne als „homophob“ bezeichnet

zu werden.

Meines Erachtens gab es gerade in Bezug auf dieses

Argument einen sehr wichtigen Punkt in der Diskussion,

der in vielen Artikeln, die ich im Zuge meiner

Recherche gelesen habe, fast nicht besprochen wurde:

Ausgerechnet Betroffene, die sich zu Wort meldeten

(homosexuelle Politiker, besonders in rechten

Parteien, und Vorsitzende von Vereinigungen) fanden,

dass dieses Gesetz nicht ungerecht gegenüber

der Mehrheit, sondern ungerecht gegenüber Homo-

argus

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