BIBER 06_21 lr
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MEINUNG
MEINUNG
WARUM MUSS ICH
EIGENTLICH ZUR STELLUNG?
„WER SCHÖN SEIN WILL, MUSS
LEIDEN“ - ABER WIESO?
WIESO GLAUBEN DIE LEHRER
NICHT AN UNS?
DIE „CORONA MATURA“ –
NICHT GLEICH VIEL WERT?
Der Alptraum ist passiert: Post vom Bundesheer, bald
ist es soweit mit der Stellung. Dabei wollte ich doch
ein Jahr lang vor dem Studium (was soll ich überhaupt
studieren?) die Welt bereisen und überhaupt ist das
jetzt auch schwierig, weil die Erde gerade stillsteht.
Praktikum? Freiwilligenarbeit im Ausland? Wer wird mich
informieren, wie das alles abläuft, und muss ich überhaupt
zur Stellung, wenn ich doch eigentlich gar nicht
will? Wer ist meine Kontaktperson, wenn ich keinen Plan
habe?
Zwar weiß ich jetzt, wie man eine ordentliche Gedichtanalyse
schreibt, aber was nach der Schule passiert, das
wird im Verborgenen gehalten. Außer Mann muss eben
zur Stellung oder hat eine andere Pflicht zu erfüllen.
Rund 60% der Wählenden sprachen sich 2013 für eine
Beibehaltung der Wehrpflicht aus, das sind bei etwa
50% Wahlbeteiligung beinahe ein Drittel der Wahlberechtigten.
Und wegen dem einen Drittel muss jeder
volljährige Österreicher zur Stellung? 2019 wurde in
Wien beinahe jeder Dritte in der Stellung für untauglich
erklärt. Feldwebel erklären sich das durch schlechten
Lebensstil der Jugendlichen, ich erkläre das mit teilweise
beabsichtigter Manipulation: Manche wollen nicht
und finden ihren Weg hinaus. Die Antwort darauf war
die Teiltauglichkeit. Spoiler: Auch das erfreut höchstens
die, die schon lange über der 35-Jahres-Grenze sind.
Immerhin gibt es noch das SFJ. Oder das Umweltjahr.
Dauert auch nur paar Monate länger. Und wo gibt es
dazu Infos? Die eigenen Recherchefähigkeiten sind hier
gefragt, die Infos spärlich, der Aufwand hoch (wenn
man sich nicht für den Easy Life of Bundesheer entscheidet.)
Noch einmal: Wann soll ich studieren? Oder
arbeiten? Oder reisen?
Liebe Schulen, warum erzählt ihr uns nicht einfach, wie
das eigentlich geht? Berufstests sind ja ganz schön,
aber gibt es nicht auch nützlichere Informationen? Und
liebes Österreich: Warum muss ich das eigentlich alles
mitmachen, wenn ich doch was ganz Anderes, anfangen
könnte mit all der kostbaren Zeit?
Ernad Bradarić ist 17 Jahre alt und besucht die
BRG Fadingerstraße in Linz.
Schon immer wurde von Frauen erwartet, dass sie möglichst
„ideal” aussehen. Jede Epoche hatte ihre eigenen Trends
und wir befinden uns in einem Zeitalter, in dem es heißt,
eine Frau muss schlank oder durch Fitness geformt sein, um
wirklich schön zu sein.
Die meisten jungen Frauen kennen es: Man öffnet Social
Media und egal, wo man hinsieht, sind Frauen, die eine
schlanke und/oder trainierte und geformte Figur haben. Wie
soll man sich da schön fühlen, wenn das Einzige, was das
Internet herzeigen will, dasselbe Stereotyp der „perfekten“
Frau ist? Dieses Bild prägt sich bei uns allen ein und so hört
man auch von Freunden, Familie und manchmal auch von
Lehrern Kommentare zum eigenen Körper: zu dick, zu dünn,
zu flach, zu rundlich. So greift man zu verschiedenen Mitteln
wie Sport oder Diäten, um endlich von der Gesellschaft
akzeptiert zu werden. Leider erproben einige junge Menschen
auch Strategien, die am Ende zu einem verletzenden
Umgang mit sich selbst, wie zum Beispiel Essstörungen,
führen können. Laut dem Institut für Suchtprävention sind
vor allem junge Frauen meiner Altersgruppe, also zwischen
16 und 17 Jahren, betroffen. Denn mit diesem Alter ist man
fast erwachsen und der Körper verändert sich stark.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn man einmal
mit Diäten, fraglichen Abnehmmethoden etc. beginnt, führt
dort kein leichter Weg raus. Was außen für einige „ideal“
erscheint, trügt. Der Weg aus dem ungesunden Essverhalten
und Ablehnung des eigenen Körpers spielt sich
vor allem im Kopf ab. Bulimie, Anorexia und Co. bringen
außerdem viele Nebenwirkungen mit sich, einige von ihnen
bleiben sogar ein Leben lang. Auch Rückfälle sind keine
Seltenheit. Es braucht lange, bis man sich entscheidet, aufzuhören
und man schafft es oft nicht alleine raus.
Aber wie kann man andere junge Frauen davon überzeugen,
diese Stereotype loszuwerden und Körper aller Art zu feiern
und zu akzeptieren? Es braucht vor allem ein bestärkendes
Umfeld, mehr Körperdiversität in den Medien und eine Veränderung
darin, wie wir Körper beurteilen, damit sich junge
Frauen wohl in ihrer Haut fühlen. Alle Körper sind schön
und „perfekt“ gibt es nicht. Denn wie schön kann Schönheit
sein, wenn erwartet wird, dass man für diese leidet?
Alina Rachimova ist 16 Jahre alt und besucht
das Döblinger Gymnasium in Wien
© privat, Zoe Opratko
@ Zoe Opratko, Maria Danklmayer
„Man sagt ja, dass ihr alle so arm seid und psychisch belastet“,
machen sich die meisten LehrerInnen zurzeit lustig
und erwarten Höchstleistung von vielen SchülerInnen. Seit
der Corona-Krise hat sich der Alltag von vielen Kindern und
Jugendlichen drastisch verändert. Laut einer Studie der
Medizin-Uni Wien habt sich die psychische Gesundheit von
SchülerInnen massiv verschlechtert. Der Druck von den LehrerInnen
hilft meiner Meinung nach nicht wirklich weiter. Die
meisten LehrerInnen denken wahrscheinlich, dass wir kein
eigenes Leben haben. Viele SchülerInnen fühlen sich von
unseren PädagogInnen missverstanden.
Die Noten haben sich auch sehr verschlechtert, weil die
Jugendlichen keine Hoffnung haben, in deren Traumschule
oder -lehre einen Platz zu bekommen und haben dadurch
jeden Antrieb und jede Motivation verloren, weiter für die
Schule zu arbeiten. Ich bezweifle sehr, dass die Lehrer uns
wirklich weiterhelfen mit dem Ganzen und uns wirklich
Hoffnung geben. „Ausreden und sonst nichts!“, meinen die
Pädagogen und beschuldigen die Schüler, einfach nur faul
zu sein und nichts machen zu wollen. Das sind nicht wirklich
die ermutigenden Worte, die man von einem Lehrer / einer
Lehrerin in dieser Zeit hören möchte. Ich zu meinem Teil
musste auch solche Worte zu hören bekommen. Na klar, die
LehrerInnen machen ja auch ihren Job, aber es gehört doch
nicht dazu, jemanden vor einer ganzen Klasse herunterzumachen,
in manchen Fällen sogar anzuschreien und zu sagen:
„Du wirst es nicht mit der Einstellung schaffen!“ Das kann
einen echt großen Schaden bei SchülerInnen anrichten und
noch mehr Kinder unmotivierter und weniger selbstsicher
machen.
Woran liegt es wohl, dass die Einstellung von Schülern sich
so verschlechtert hat bzw. so negativ ist? Es liegt daran, dass
man alle SchülerInnen in einen Topf wirft und behauptet,
dass es nur an denen liegt und nicht daran denkt, wie sich
die SchülerInnen fühlen. Es kommt am Ende auf die Kommunikation
zwischen den Lehrern und Schülern an. Egal wie
anstrengend und hoffnungslos die Zeit sein mag, man sollte
immer andere ermutigen und helfen, wo es auch nur geht,
und nicht an einer Person zweifeln. Weil wenn nicht die Lehrer
an uns glauben, wer sonst?
Fatima Sarwari ist 16 Jahre alt und besucht die F1 in der
fms Wintzingerodestraße in Wien
„2021 wird die Matura eh nur hergeschenkt.“ „Das ist ja
nicht mal ein richtiger Schulabschluss.“ „Ihr habt’s so ein
Glück, heuer zu maturieren. So einfach wird’s in eurem
Leben nicht mehr.“
Einen dieser Sätze hat man als Maturant:in des Jahrgangs
2021 sicherlich schon mal gehört. Verständlich: Im Vergleich
zu den Jahrgängen davor mussten wir nicht so oft in die
Schule, durften Tests streichen und Deadlines verlängern.
Doch war alles so einfach? Das Leben durch den Bildschirm
zu betrachten, allein zu sein, das Fehlen sozialer Kontakte,
innere Leere und Angst. Man fühlt sich hoffnungslos, haltlos
– nein, die vergangenen zwei Schuljahre waren nicht nur
einfach.
Für mich waren die Erleichterungen für Maturant:innen mehr
als nachvollziehbar: Viele Jugendliche leiden und litten an
psychischen Krankheiten, kämpften mit den Folgen der Einsamkeit
und hatten Existenzängste. Stundenlanges Arbeiten
vor dem Bildschirm und das Selbststudium ganzer Themengebiete
waren keine Seltenheit: Das Arbeitspensum erhöhte
sich, die Selbstmotivation schwand.
Vergangenes Semester hörte ich dann folgenden Satz im
Präsenzunterricht: „Machts jetzt a g‘scheite Matura, macht’s
die Mündliche freiwillig. Strengt euch an, dass ihr einen halbwegs
echten Abschluss bekommt, dann kann euch später
niemand sagen, dass ihr nur die „Corona Matura“ gemacht
habt.“
Ein minderwertiger Schulabschluss, verursacht durch einen
Zustand, der außerhalb meines Einflussbereiches lag und
liegt? Die Schulzeit nichts mehr wert? Nur zu retten, wenn
ich nicht zwingend notwendige Prüfungen doch mache, um
stolz mein „Extrapickerl“ auf dem Zeugnis herzuzeigen? Kein
Maturaball, keine Klassengemeinschaft, wahrscheinlich auch
kein „typischer“ Studienalltag im Herbst – alles halb so wild.
Doch niemand sollte auf das Recht, zukünftig gleich behandelt
zu werden, verzichten müssen. Ist die Matura 2021
genauso viel Wert wie die „Normale“? Ja. In meinen Augen
sogar viel mehr. Mit Stolz werde ich mir den Stempel „Corona
Matura“ aufdrücken, während einer Pandemie maturiert zu
haben und dabei, obwohl mir oft die Luft weggenommen
wurde, nie aufgegeben zu haben.
Bernadette Danklmayer ist 18 Jahre alt und Maturantin
des BG/BRG Stainach in der Steiermark
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