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KULTURA NEWS
Klappe zu und Vorhang auf!
Von Nada El-Azar
Podcast-Tipp:
WIENER
FESTWOCHEN
PODCAST
Die Wiener Festwochen
starten 2021 erstmals
einen begleitenden
Podcast zum Programm!
Ausgewählte KünstlerInnen
werden von den
Journalistinnen Clarissa
Stadler und Nada El-
Azar (ja, das bin ich!)
in spannenden Gesprächen
vorgestellt. Mehr
Informationen gibt es
unter: www.festwochen.
at/podcast
MEINUNG
SOLIDARITÄT:
NUR EIN TREND?
MEINUNG
Viel gucken,
nix zahlen!
Erwachsenwerden ist ja ziemlich
cool, aber einige Dinge aus meinem
Teenie-Leben vermisse ich schon.
Die Zeit, in der Steuererklärungen
und Stromrechnungen noch gar kein
Thema für mich waren, verbrachte
ich am liebsten in Museen. Warum?
Weil der Besuch vieler Museen in
Wien für Jugendliche unter 19 Jahren
kostenlos ist! Zu Schulzeiten war
ich bestimmt einmal pro Woche im
Kunsthistorischen Museum, bin durch
die Gemäldegalerie flaniert oder in der
Ägyptischen Sammlung auf die Suche
nach Reliefs gegangen, die ich zuvor
vielleicht übersehen hatte. Die knarrenden
Böden und der Ölfarbengeruch
haben sich so stark in mein Gedächtnis
eingebrannt, dass ich mich jedes
Mal wieder wie 17 fühle, wenn ich
eine Ausstellung dort sehe. Auch noch
als „Erstie“ an der Uni nutzte ich die
Nachmittage zwischen den Kursen, um
in einer Ausstellung neue Eindrücke zu
sammeln. Gerade im Sommer ist ein
Museumsbesuch eine willkommene
Abkühlung und gleichzeitig ein Druck
auf den inneren „Reset“-Knopf. Deshalb
mein Appell an alle U19-Jährigen:
Verschwendet dieses Angebot nicht!
el-azar@dasbiber.at
ARAKI
Nobuyoshi Araki ist ohne Zweifel
einer der bekanntesten,
aber auch kontroversesten
zeitgenössischen Fotografen
Japans. Die Albertina Modern
widmet dem 1940 geborenen
Künstler eine Ausstellung, die
sich seinem Frühwerk widmet,
sowie den 2017 vollendeten
Fotozyklus „Sentimental
Journey“ in den Fokus stellt,
in der Araki unter anderem die
Hochzeitsreise und den frühen
Tod seiner Ehefrau Yoko dokumentiert.
Bis 29. August 2021 in der
Albertina Modern zu sehen.
Buchtipp:
„Möge Allah dich in
die tiefste Hölle
schicken“
Hassan Geuad kam als Flüchtlingskind
aus dem Irak nach Deutschland.
Der studierte Germanist ist Gründer
der Aktion „12thMemoRise“, die mit
kontroversen Straßenaktionen auf
islamistischen Terror aufmerksam
machen soll. Mit seinem ersten Buch
bricht er Tabus innerhalb der muslimischen
Community und kämpft für
einen weltoffeneren und modernen
Islam.
Erschienen beim
Westend Verlag.
© Christoph Liebentritt, ALBERTINA/The JABLONKA Collection/Nobuyoshi Araki, Westend, Filmladen Filmverleih, Netflix, Zoe Opratko, Stefan Oláh
ENDLICH
WIEDER KINO!
KISS ME
KOSHER
Netflix-Tipp:
MEIN
40-JÄHRIGES ICH
Bei einem Urlaub in Israel
verliebt sich die Deutsche
Maria innig in eine Barkeeperin
namens Shira. Schon bald
möchten die zwei heiraten
– jedoch stößt das Vorhaben
auf Widerstand - und
zwar von Shiras jüdischer
Großmutter Berta. Für sie
ist eine Ehe zwischen einer
Deutschen und einer Israelin
ein Ding der Unmöglichkeit.
„Kiss Me Koscher“ ist eine
leichte Komödie, die mit allen
möglichen Rollenbildern und
Vorurteilen auf eine humorvolle
Art spielt. Ein Film von
Shirel Peleg.
Die 40-jährige Dramatikerin
Radha erlebt eine kreative
Wiederbelebung, als sie
eine Gruppe junger Erwachsener
unterrichtet. Jedoch
fällt es ihr schwer, an ihren
anfänglichen Ruhm nach
einer Auszeichnung, die sie
vor mehr als zehn Jahren
bekommen hatte, heranzukommen.
Heimgesucht
von ihrer nicht erfüllten
Karriere und dem Drang,
ein gewisses Publikum zu
erreichen, sucht sie nach
einem neuen Outlet für ihre
Kunst – und das findet sie
im Rap. Regisseurin Radha
Blank spielt die Hauptrolle
in ihrem autobiografisch
angehauchten Film.
© Zoe Opratko
Abstand halten und Maske tragen - Solidarität wurde
in der Pandemie immer und immer wieder gepredigt.
Vor allem uns Jugendlichen: Wir tragen schließlich die
Verantwortung gegenüber den Älteren. Doch mit der
Impfung scheint in Vergessenheit geraten zu sein, dass
aufeinander weiterhin geachtet werden soll.
Jugendliche leiden besonders stark unter dem
Lockdown und den Beschränkungen. Wenn ich
Freund*innen frage, haben wir alle dasselbe Gefühl: Wir
verlieren gerade einen Teil unserer Jugend. Die Zeit,
in der ich mich so viel verändere und Erfahrungen und
Eindrücke sammeln sollte, verbringe ich überwiegend
zu Hause. Aber jammern bringt nichts. Erstens befinde
ich mich in einer äußerst privilegierten Situation und
zweitens gibt es keinen Ausweg. Wir müssen uns und
unsere Mitmenschen schützen, damit unser Leben so
schnell wie möglich zur „Normalität“ zurückkehrt.
Obwohl es auch zu schweren Verläufen bei der jüngeren
Generation kommen kann, wird immerzu betont,
dass wir als Gesellschaft vor allem auf die Älteren
aufpassen müssen. Noch vor einem Jahr zeigte man
Solidarität durch das Minimieren von sozialen Kontakten.
Mittlerweile haben wir eine angenehmere und effizientere
Möglichkeit: die Impfung. Doch mir kommt vor,
dass viele Erwachsene vergessen, dass sie in dieser
Pandemie auch eine Verantwortung gegenüber Kindern
und Jugendlichen haben. Wieso müssen Jugendliche
auf die älteren Generationen Rücksicht nehmen, aber
umgekehrt gilt das nicht? Mit der Entscheidung, sich
nicht impfen zu lassen, gefährdet man nicht nur sein
eigenes Leben. Schulkinder, beispielsweise, können
sich noch nicht impfen lassen – ihre Lehrer*innen aber
schon.
Dass Jugendlichen am Schluss geimpft werden, ist
nachvollziehbar und ich will mich keinesfalls vordrängen.
Es bleibt uns, während wir auf unseren Termin
warten und Jahre unserer Jugend „verlieren“, nichts
anderes übrig, außer zu hoffen, dass die Erwachsenen
in unserem Umfeld uns auch schützen wollen. Deswegen
ist meine Bitte: Hört nicht jetzt auf solidarisch
zu sein. Einfach den zugeteilten Termin abwarten und
impfen gehen.
Zoe Kujawa ist 16 Jahre alt und besucht das Wiedner Gymnasium
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