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KUNST<br />
NACHGEFRAGT<br />
ROMAIN<br />
BERGERS<br />
TRAUMWELTEN<br />
Pralle Sexualität, Kitsch, Kunst,<br />
queere Ästhetik und Pomp. Manche<br />
der Kunstwerke von Romain Berger<br />
erinnern an barocke Theaterkulissen,<br />
an Szenen von John-Waters-Filmen, die<br />
Werke von David LaChapelle, James Bidgood,<br />
Bob Mizer, Pierre et Gilles oder auch Clips von<br />
Army of Lovers. Wir chatteten mit dem Franzosen,<br />
der die Welt ein bisschen queerer macht.<br />
Hat deine Kunst eine Botschaft?<br />
Als offen queerer Künstler versuche ich auf<br />
meine Art den Geist zu erweitern, indem ich<br />
Männer zeige und sie sexualisiere. Ich greife<br />
gerne die Stereotypen der schwulen Kultur<br />
auf, die ich aber umlenke, um diese Welt ins<br />
Licht zu rücken, um sowohl das, was besser ist,<br />
als auch das, was schlechter ist (Einsamkeit,<br />
Oberflächlichkeit, Überkonsum, Gewalt, Sucht,<br />
Sex, Politik ...) zu zeigen. Meine Charaktere<br />
sind marginalisiert, ausgeschlossen oder<br />
diskriminiert (Schwule, Frauen, Transgender,<br />
Dragqueens ...). Sie werden innerhalb eines<br />
Klischees zu Helden/Kämpfern. Sinnlichkeit ist<br />
in jedem meiner Bilder vorhanden, ich erschaffe<br />
gerne Fantasiewelten, richte meinen Finger<br />
auf das, was stört, und vor allem möchte ich<br />
Menschen zum Träumen bringen. Für mich ist<br />
es wichtig, die Magie in meinen Produktionen<br />
zu behalten, Homosexualität zu trivialisieren<br />
und meine Identität zu behaupten, während<br />
ich starke Botschaften transportiere – ohne<br />
in Pathos oder Melodramatik mit stumpfen<br />
Farben zu verfallen.<br />
Wie erotisch darf Kunst denn sein?<br />
Durch mein Filmstudium wurde mir klar,<br />
dass Sex in der Kunst von Interesse sein<br />
sollte – wenn es die Geschichte rechtfertigt<br />
oder wenn es künstlerisch schön ist. Akte ohne<br />
Kontext können schnell vulgär wirken. Ich sehe<br />
immer mehr Fotos in sozialen Netzwerken, in<br />
denen Männer völlig nackt fotografiert werden,<br />
manchmal in pornografischen Positionen,<br />
aber ohne eine Idee dahinter. Es funktioniert<br />
und es ist sehr erfolgreich, weil Menschen sich<br />
für Sex interessieren, doch an diesem Punkt<br />
gibt es für mich einen Unterschied zwischen<br />
Kunst und Fotografie. Ich bin total begeistert<br />
vom Sex in der Kunst und ich liebe es, damit