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blu Juli / August 2021

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KUNST<br />

NACHGEFRAGT<br />

ROMAIN<br />

BERGERS<br />

TRAUMWELTEN<br />

Pralle Sexualität, Kitsch, Kunst,<br />

queere Ästhetik und Pomp. Manche<br />

der Kunstwerke von Romain Berger<br />

erinnern an barocke Theaterkulissen,<br />

an Szenen von John-Waters-Filmen, die<br />

Werke von David LaChapelle, James Bidgood,<br />

Bob Mizer, Pierre et Gilles oder auch Clips von<br />

Army of Lovers. Wir chatteten mit dem Franzosen,<br />

der die Welt ein bisschen queerer macht.<br />

Hat deine Kunst eine Botschaft?<br />

Als offen queerer Künstler versuche ich auf<br />

meine Art den Geist zu erweitern, indem ich<br />

Männer zeige und sie sexualisiere. Ich greife<br />

gerne die Stereotypen der schwulen Kultur<br />

auf, die ich aber umlenke, um diese Welt ins<br />

Licht zu rücken, um sowohl das, was besser ist,<br />

als auch das, was schlechter ist (Einsamkeit,<br />

Oberflächlichkeit, Überkonsum, Gewalt, Sucht,<br />

Sex, Politik ...) zu zeigen. Meine Charaktere<br />

sind marginalisiert, ausgeschlossen oder<br />

diskriminiert (Schwule, Frauen, Transgender,<br />

Dragqueens ...). Sie werden innerhalb eines<br />

Klischees zu Helden/Kämpfern. Sinnlichkeit ist<br />

in jedem meiner Bilder vorhanden, ich erschaffe<br />

gerne Fantasiewelten, richte meinen Finger<br />

auf das, was stört, und vor allem möchte ich<br />

Menschen zum Träumen bringen. Für mich ist<br />

es wichtig, die Magie in meinen Produktionen<br />

zu behalten, Homosexualität zu trivialisieren<br />

und meine Identität zu behaupten, während<br />

ich starke Botschaften transportiere – ohne<br />

in Pathos oder Melodramatik mit stumpfen<br />

Farben zu verfallen.<br />

Wie erotisch darf Kunst denn sein?<br />

Durch mein Filmstudium wurde mir klar,<br />

dass Sex in der Kunst von Interesse sein<br />

sollte – wenn es die Geschichte rechtfertigt<br />

oder wenn es künstlerisch schön ist. Akte ohne<br />

Kontext können schnell vulgär wirken. Ich sehe<br />

immer mehr Fotos in sozialen Netzwerken, in<br />

denen Männer völlig nackt fotografiert werden,<br />

manchmal in pornografischen Positionen,<br />

aber ohne eine Idee dahinter. Es funktioniert<br />

und es ist sehr erfolgreich, weil Menschen sich<br />

für Sex interessieren, doch an diesem Punkt<br />

gibt es für mich einen Unterschied zwischen<br />

Kunst und Fotografie. Ich bin total begeistert<br />

vom Sex in der Kunst und ich liebe es, damit

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