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Stadtjournal Juli 2021

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(bigi) Seit etwa 15 Jahren kehren die<br />

Biber wieder in ihre ursprünglichen<br />

Lebensräume zurück. So auch in<br />

Brüggen und Umgebung. Die Elbbiber,<br />

die es hier in der Region mittlerweile<br />

gibt, kommen aus der Provinz<br />

Limburg zu uns. Ganz wichtig ist,<br />

Der Biber stellt keine Bauanträge<br />

ser sind in immer natürlicherem Zustand,<br />

was die Ansiedlung möglich<br />

macht. Biber gehören zu den wenigen<br />

Tieren, die ihren Lebensraum<br />

als Architekt und Baumeister selbst<br />

planen“, erklärt Thomas Schulz, Geschäftsleiter<br />

des Schwalmverbands.<br />

„Er nimmt im Grunde unsere Renaturierungsmaßnahmen<br />

vorweg.<br />

Nicht nach unserem Zeitplan und<br />

nicht mit Genehmigung, dafür sehr<br />

schnell“, schmunzelt er.<br />

Auch in den Dilborner Benden ist<br />

der Biber aktiv und hat die Schwalm<br />

aufgestaut. Ebenso den Elmpter<br />

Bach und den Venekotenbach. In<br />

Dürrezeiten werden so Niederungen<br />

durch die Dämme durchgehend mit<br />

Wasser eingestaut. „Wir müssen das<br />

Gewässer natürlich gestalten, aber<br />

auch sicherstellen, dass keiner nasse<br />

Füße bekommt“, erklärt Schulz.<br />

zulassen können oder wie weit müssen<br />

wir den Wasserspiegel absenken<br />

und wie wird das gemacht. Dafür<br />

brauchen wir eine behördliche Genehmigung.<br />

Ohne Genehmigung ist<br />

es ein Straftatbestand, den Lebensraum<br />

des Bibers als streng geschützter<br />

Art zu beeinträchtigen. Das geht<br />

nur in Absprache<br />

mit der Unteren<br />

Naturschutzbehörde“,<br />

macht Werner<br />

Jansen deutlich.<br />

Keiner darf einfach<br />

so an einem Biberdamm<br />

etwas verändern!<br />

Zum Einmessen<br />

des Dammes<br />

werden Pfähle<br />

mit einer farbigen<br />

Markierung an den<br />

Damm gesetzt. Der<br />

Schwalmverband<br />

dass nur Personen mit einer Genehmigung<br />

etwas an einem Biberdamm<br />

verändern dürfen. Es ist eine Straftat,<br />

wenn jemand ohne behördliche<br />

Erlaubnis das Werk des Bibers beschädigt,<br />

verändert oder entfernt.<br />

Werner Jansen, Gewässerunterhalter<br />

beim Schwalmverband, fährt je<br />

nach Niederschlag ein- bis zweimal<br />

rund 30 Biberdämme in der Region<br />

ab. Seine Aufgabe ist es unter<br />

anderem, bei den von den Bibern<br />

gestalteten Dämmen darauf zu achten,<br />

dass ein Teil des aufgestauten<br />

Wassers abfließen kann. Da muss er<br />

auch teils mit einem Bagger in das<br />

Gelände, um festgesetzte Äste wieder<br />

freizubekommen. „Der Biber ist<br />

von allein gekommen. Die Gewäs-<br />

Würde man den Biber gewähren<br />

lassen, könnte seine Tätigkeit nicht<br />

nur angrenzende Wiesen überfluten.<br />

„Die Frage ist, wo ist der kritische<br />

Wasserstand, den wir im Einstau<br />

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versucht,<br />

im Randbereich<br />

des<br />

Damms<br />

eine Rinne<br />

freizuhalten<br />

oder eine<br />

Dammdrainage<br />

wird eingelegt.<br />

Bei<br />

Letzterem<br />

wäre aber<br />

das Problem,<br />

dass<br />

zuerst der<br />

Damm zerstört werden müsste und<br />

wieder aufgebaut werden müsste.<br />

Der Biber ist seit etwa drei Jahren in<br />

die Nebengewässer gezogen, verbaut<br />

nun auch Totholz.<br />

Die Stürme in der<br />

Vergangenheit<br />

haben da für viel<br />

Material für den<br />

Biber gesorgt.<br />

Der Biber fällt<br />

aber auch Bäume<br />

und die Rinde ist<br />

für ihn Nahrung.<br />

Seinen Damm<br />

baut er, um den<br />

Wasserspiegel so<br />

zu erhöhen, dass<br />

er unter Wasser<br />

geschützt in seine<br />

Behausung<br />

kommen kann. „Das ist Fluch und<br />

Segen gleichzeitig. Wir freuen uns,<br />

dass die Gewässer naturnaher werden.<br />

Aber die Sicherheit muss gewährleistet<br />

werden“, betont Thomas<br />

Schulz. In Kooperation mit der Uni<br />

Essen, Fachbereich aquatische Ökologie,<br />

gibt es nun ein Forschungsprojekt,<br />

um die Frage zu beantworten,<br />

wie viele Biber es potenziell<br />

im Schwalm-Einzugsgebiet geben<br />

könnte, wo es Konfliktpunkte gibt<br />

und welche Lebensräume der Biber<br />

braucht. Für Flachlandgewässer gibt<br />

es bisher wenige Erkenntnisse. Die<br />

Auswirkungen der Biberaktivitäten<br />

in flachen Gewässern sind größer als<br />

etwa in der Eifel oder im Mittelgebirge.<br />

„Man hat bisher kein Wissen<br />

darüber, wie hoch der Biber stauen<br />

würde, wann er aufhören würde zu<br />

stauen und ob das Wasser dann unter<br />

Umständen auch über eine nahegelegene<br />

Straße gehen würde. Wir gehen<br />

der Frage nach, was wir in den<br />

nächsten 20 Jahren zu erwarten haben“,<br />

beschreibt Schulz.<br />

Positiv ist auf jeden Fall, dass die<br />

Vogelwelt von der Bibertätigkeit<br />

profitiert. Durch die Überflutungsgebiete<br />

ergeben sich wieder neue<br />

Lebensbereiche. „Der Kuckuck ist<br />

wieder da. Er legt zu 80 Prozent<br />

seine Eier in die Gelege von Schilfrohrsängern“,<br />

informiert Thomas<br />

Schulz. Der Schwalmverband bittet<br />

um Verständnis: „Wenn wir mal in<br />

einen Biberdamm eingreifen, hat<br />

das seinen Sinn. Aber auch, wenn<br />

eben nicht eingegriffen wird.“<br />

Fotos: Tim Prüver/Schwalmverband<br />

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