Kulturfenster Nr. 04|2021 - August 2021
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Blasmusik<br />
Zum 175. Todestag von<br />
Andreas Nemetz<br />
Der Komponist des "Einschlagens zum Marsch" hat ein<br />
umfangreiches Werk hinterlassen<br />
Rezension zu einem von Andreas Nemetz aufgeführten „Potpourri für die Guitarre“<br />
Schule für Trompete mit den frühesten<br />
Anweisungen für Klappen- und für Ventiltrompete;<br />
der Abschnitt für Ventiltrompete<br />
ist sogar der älteste weltweit. Außerdem<br />
ist dieses Lehrwerk von Andreas<br />
Nemetz auch die einzige Wiener Trompetenschule<br />
des 19. Jahrhunderts, die nicht<br />
speziell für den Gebrauch der Militärkapellen<br />
geschrieben ist.<br />
Das Erscheinen der Trompetenschule<br />
wurde am 24. September 1827 in der Wiener<br />
Zeitung angekündigt. Auch die Trompetenabbildung<br />
in diesem Lehrwerk ist aufschlussreich:<br />
eine Trompete von Joseph<br />
Riedl mit den von Christian Friedrich Sattler<br />
erfundenen Doppelrohr-Schubventilen,<br />
auch Wiener Ventile genannt, deren Existenz<br />
seit 1821 nachzuweisen ist.<br />
Die Militärkapellmeister-Tätigkeit von Andreas<br />
Nemetz ist ebenso sehr beeindruckend.<br />
Von 1828 bis zu seinem Tod leitete<br />
er die Musik des K. K. Infanterie-Regiments<br />
<strong>Nr</strong>. 19 in Wien.<br />
Nemetz dürfte der erste Militärdirigent gewesen<br />
sein, der gemeinsam mit bedeutenden<br />
Wiener Unterhaltungsmusik-Kapellmeistern<br />
aufgetreten ist: Am 2. März<br />
1828 spielte das Trompeten-Corps seines<br />
Regiments gemeinsam mit dem Orchester<br />
von Johann Strauß Vater im Salon<br />
„Zur Kettenbrücke" in Wien; nur eine<br />
Woche später übernahm Joseph Lanner<br />
diese Idee.<br />
Nemetz musizierte durch rund eineinhalb<br />
Jahrzehnte in Wien unzählige Male mit<br />
Strauß Vater und Lanner sowie mit anderen<br />
erfolgreichen Tanzkapellmeistern und<br />
trat in vielen eigenständigen Veranstaltungen<br />
mit seiner Kapelle auf.<br />
„Der Wanderer“ sprach am 7. Juli 1834<br />
von der „herrlichen Harmonie des Capellmeisters<br />
Nemetz". Er dürfte mit seinen<br />
Musikern - möglicherweise als einer<br />
der ersten - auch in Streichbesetzung<br />
musiziert haben; darauf weisen die Bearbeitungen<br />
von Andreas Pölz hin, der<br />
Andreas Nemetz kam am 14. November<br />
1799 in Chwalkowitz in Mähren (heute<br />
Chvalkovice bei Moravské Budějovice in<br />
der Tschechischen Republik) zur Welt.<br />
Er wurde vom Stadtmusicus Johann Leopold<br />
Kunerth in Kremsier in Mähren (heute<br />
Kroměříž in der Tschechischen Republik)<br />
musikalisch ausgebildet.<br />
Um seiner Assentierung zu entgehen, begab<br />
er sich nach Ungarn, wo er in Ödenburg<br />
(heute Sopron) als Musiklehrer lebte.<br />
24-jährig wurde Nemetz Posaunist des Wiener<br />
Hofopernorchesters.<br />
Die Allgemeine Musikalische Zeitung vom<br />
26.11.1823 berichtete über eine „Große<br />
musikalische Akademie im K. K. Hof-<br />
Theater nächst dem Kärthner-Thore“ am<br />
15.11.1823, bei dem Nemetz ein Potpourri<br />
für die „Guitarre" gespielt hatte. Er<br />
soll alle Blasinstrumente meisterhaft beherrscht<br />
und auch vorzüglich Violine und<br />
Klavier gespielt haben.<br />
Andreas Nemetz verfasste in den 1820er<br />
Jahren mehrere Schulen für Posaune,<br />
Horn und Trompete.<br />
Besonders das Lehrwerk für Trompete ist<br />
ohne Übertreibung eine Schule der Superlative:<br />
Sie ist die erste in Wien gedruckte<br />
Beschreibung der „Maschintrompete“ in<br />
der weltweit ersten Ventiltrompetenschule<br />
(1827)<br />
KulturFenster<br />
13 04/<strong>August</strong> <strong>2021</strong>