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30 WISSEN
DIE WELT DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020
KOMPAKT
MULTITASKING
Gedächtnislücken durch
zu viel Ablenkung
Während einige Menschen noch Jahre
nach der Schulzeit alle Hauptstädte
Europas nennen können, wissen andere
nicht mehr, was es am Vortag zum
Mittag gab. Stanford-Wissenschaftler
haben untersucht, woher diese Unterschiede
rühren. Wie sie im Fachblatt
„Nature“ berichten, lassen Pupillenbewegungen
und Hirnwellen Vorhersagen
zu, ob sich jemand an eine bestimmte
Sache erinnern wird oder nicht. Eher
schädlich für das Gedächtnis scheint es
demnach zu sein, wenn man häufig
Medien-Multitasking betreibt, also
etwa gleichzeitig fernsieht und im
Internet surft. In ihrem Versuch führten
die Wissenschaftler Gedächtnisübungen
mit 80 Probanden im Alter
zwischen 18 und 26 Jahren durch. Währenddessen
wurden deren Pupillenreaktionen
und Hirnwellen in einem
Elektroenzephalogramm (EEG) aufgezeichnet.
Die Forscher bestimmten
zudem die Fähigkeit der Versuchsteilnehmer,
aufmerksam zu bleiben,
zusätzlich fragten sie deren Medien-
Multitasking-Gewohnheiten ab. Das
Ergebnis: Jene Probanden mit kürzerer
Aufmerksamkeitsspanne und intensiverem
Medien-Multitasking-Verhalten
schnitten auch schlechter in den Gedächtnisübungen
ab. Allerdings handele
es sich dabei zunächst um eine Korrelation,
keine Kausalität, betonen die
Autoren.
FLUGROBOTER
Dem Habicht
abgeschaut
Das Flugverhalten des Habichts inspirierte
die Entwicklung eines neuen
Flugroboters: Die LisHawk genannte
Drohne kann langsam fliegen, in der
Höhe kreisen und wendige Manöver
machen. Im Vergleich zu anderen vogelähnlichen
Fluggeräten mit künstlichen
Federn an den Flügeln hat Lis-
Hawk auch Federn am Heck: Ausgebreitete
Federn geben Auftrieb, beim
Kreisen sind sie zusammengezogen.
Eine Forschergruppe um Enrico Ajanic
von der Eidgenössischen Technischen
Hochschule Lausanne (Schweiz) beschreibt
ihre Erfindung im Fachmagazin
„Science Robotics“. Die Forscher
bauten ihren Flugroboter von der Größe
eines Habichts aus verschiedenen
leichten Materialien, von Kunststoffen
bis Balsaholz. Lishawk ist eine Mischung
aus Flugzeug und künstlichem
Vogel: Wie manche Flugzeuge hat die
Drohne vorne einen Propeller, einen
starren Rumpf und teilweise starre
Flügel. An diesen Flügeln sind jedoch
künstliche Federn angebracht, die ausgebreitet
und zusammengezogen werden
können, wie bei einem Vogel. Die
größere Flügelfläche bei ausgebreiteten
Federn eignet sich etwa für den Steigflug
und das Abbremsen vor der Landung.
Sind andererseits die Federn an
den Flügeln und am Heck zusammengezogen,
kann der Flugroboter mehr
als 30 Prozent schneller fliegen als mit
ausgebreiteten Flügeln. Der Motor
benötigt dann sogar 55 Prozent weniger
Leistung. Auch erhöht sich die
Flugstabilität, da LisHawk dann weniger
Angriffsfläche für Windböen bietet.
HIRNFORSCHUNG
Fähigkeit zu lesen ist
angeboren
Menschen kommen mit einer Hirnregion
auf die Welt, die besonders gut
Wörter und Buchstaben erkennen
kann. Forscher der Ohio State Univerity
analysierten die Hirnscans Neugeborener
fanden dabei heraus, dass
die Region VWFA (“visual word form
area“) auf besondere Weise im Gehirn
vernetzt ist. Bisher war man davon
ausgegangen, dass diese Region sich
prinzipielle nicht von anderen Teilen
des visuellen Cortex unterscheidet und
erst durch das Lesenlernen zum Spezialisten
wird. Nun aber wurde klar,
dass die VWFA von Geburt an mit den
Teilen des Gehirns verbunden ist, die
Sprache verarbeiten. Sie unterscheidet
sich darin zum Beispiel von dem Teil
des visuellen Cortex, der darauf ausgerichtet
ist, Gesichter zu erkennen.
Die Forscher schließen daraus, dass die
Fähigkeit zu lesen, von Geburt an im
menschlichen Gehirn angelegt ist.
Es hat gigantische Ausmaße: Im
nördlichen Bereich des Great Barrier
Reef an der Ostküste Australiens
haben Wissenschaftler ein
neues Riff entdeckt. Eineinhalb Kilometer
ist es breit und ragt vom Meeresboden
aus 500 Meter in die Höhe. Damit übertrumpft
es das berühmte Empire State Building in New
York, das es inklusive Spitze auf über 440 Meter
bringt. Die Spitze des Riffs liegt etwa 40
Meter unter der Meeresoberfläche.
Dass es solche freistehenden Riffe gibt, ist
seit dem späten 19. Jahrhundert bekannt, als
insgesamt sieben dieser freistehenden Riffe
gefunden wurden. Sie sind mittlerweile gut
kartiert, einschließlich des Raine Island – dem
weltweit wichtigsten Nistgebiet für Grüne
Meeresschildkröten.
VON BARBARA BARKHAUSEN
Dass im Umfeld des Great Barrier Riff aber
noch ein weiteres Monumentalgebäude der
Natur existiert, hat die Wissenschaftler überrascht.
Denn seit mehr als einem Jahrhundert
war keines mehr entdeckt worden. „Diese unerwartete
Entdeckung bestätigt, dass wir weiterhin
unbekannte Strukturen und neue Arten
in unserem Ozean finden können“, sagte Wendy
Schmidt, Mitgründerin des Schmidt Ocean
Institute, das das Forschungsschiff „Falkor“
für die aktuelle Expedition zur Verfügung gestellt
hat. Lange Zeit sei das Wissen des Menschen
über den Ozean begrenzt gewesen, so
Schmidt. Dank neuer Technologien, die „als
Augen, Ohren und Hände im tiefen Ozean fungieren“,
könnten die Meere nun aber wie nie
zuvor erforscht werden. So würden neue Ozeanlandschaften,
neue Ökosysteme und vielfältige
Lebensformen ans Tageslicht kommen.
Der Korallenforscher Tom Bridge vom ARC-
Kompetenzzentrum für Korallenriffstudien
(CoralCoE) an der James-Cook-Universität
und dem Queensland Museum in Townsville
ist Teil der Expedition, die sich auf einer zwölfmonatigen
Erkundung des Ozeans um Australien
befindet.
WELT: Wie haben Sie das Riff entdeckt? War
das reiner Zufall?
TOM BRIDGE: Ich würde es keinen reinen Zufall
nennen. Es war ein Glücksfall in dem Sinne,
dass wir gerade Zugriff auf dieses Schiff
hatten, die „Falkor“, und wir hatten tatsächlich
weitaus größeren Zugriff, als wir dachten,
denn ursprünglich war nur eine einzige Reise
geplant. Doch dann konnte das Schiff aufgrund
von Covid nirgendwo mehr hinfahren. Es hing
also bei uns in Queensland fest. Das war ein
großer Vorteil für uns. So konnten wir hochauflösende
Karten von vielen Außenbereichen
des Great Barrier Reef erstellen, die noch nie
zuvor kartiert wurden, zumindest nicht in der
Tiefe, die wir gerade näher betrachten.
Wie fühlte es sich an, zu so einer gigantischen
Struktur zu tauchen?
Dank des Schmidt Ocean Institute haben wir
Zugang zu einem der fortschrittlichsten ferngesteuerten
Fahrzeuge (ROV) der Welt, dem
SuBastian. So konnten wir uns viele Bereiche
der tieferen Teile des Great Barrier Reef und
der Coral Sea ansehen, die wir noch nie zuvor
gesehen hatten. Obwohl wir von Zeit zu Zeit
oft neue Dinge finden, ist das Ausmaß dieser
Entdeckung wirklich enorm.
Was haben Sie in diesen Tiefen gesehen?
Die Landschaft dort unten ist vielfältiger, als
wir dachten. Dieses spezielle Riff hat vor allem
obenauf viele Korallen. Die Korallen saßen bei
Weitem nicht so tief, wie ich es mir vorgestellt
hatte. Insbesondere die Spitze des Riffs wird
Mutig ging der 16-Jährige in den Tod.
Zusammen mit zehn adligen Anhängern
bestieg Konradin, der letzte
Staufer, am 29. Oktober 1268 das Schafott, das
mitten auf der Piazza del Mercato in Neapel
errichtet worden war. Der große und schöne
Jüngling, der des Lesens wie des Schreibens
mächtig war – durchaus nicht selbstverständlich
im 13. Jahrhundert – und sogar die lateinische
Sprache beherrschte, starb durch das
Schwert „mannhaft und würdig“.
VON BERTHOLD SEEWALD
Mit ihm endete das Geschlecht nur 18 Jahre
nach dem Tod von Kaiser Friedrich II., dem
vielleicht größten Herrscher des Mittelalters.
„Der einstige Segen an männlichen Nachkommen
des Imperators war nun dahin gemäht
von der Sense des Todes“, schreibt der Berliner
Mediävist Olaf B. Rader: „Mit der Enthauptung
Konradins fand die politische Bedeutung
von Friedrichs Nachkommen im Mannesstamme
ein Ende.“ Wie aber kam es dazu, dass der
noch nicht der Jugend entwachsene Kaiser-Enkel
so gefährlich schien, dass er umgebracht
werden musste?
Nur zweieinhalb Jahre zuvor hatte Papst
Clemens IV. schon einmal triumphiert: „Unser
von Plattenkorallen dominiert. Korallen in diesen
tieferen Gewässern nehmen eine solche
Form an, weil sie versuchen, die Menge an
Licht, die sie einfangen, zu maximieren. Außerdem
fiel uns eine unglaubliche Vielfalt an
Schwämmen auf. Die Schwämme stachen einem
wirklich ins Auge und dann natürlich riesige
Fischschwärme und viele Haie, was alles
sehr aufregend war.
Ist das nicht überraschend angesichts der
Tiefen von etwa 600 bis 40 Meter unter dem
Meeresspiegel?
Es ist ziemlich interessant, wie viel Vielfalt wir
bei den verschiedenen Arten sehen, die in diesen
Riffen vorkommt. Wir denken ja immer,
dass die Tiefsee eine ziemlich homogene Umgebung
ist. Egal, wo Sie sich auf der Welt befinden,
es ist dunkel, und es ist kalt. Aber wir sehen
hier ziemlich viel Abwechslung in Bezug
auf Lebensräume und Biodiversität. Dort unten
gibt es so viele einzigartige Dinge – aber
letztendlich ist der tiefe Ozean flächenmäßig
ja auch der größte Lebensraum der Erde.
Gibt es etwas Neues, das Sie beim Betrachten
des Videomaterials entdeckt haben? Irgendein
Tier, das Sie noch nie zuvor gesehen
haben?
Das ist unglaublich schwer zu sagen, aber ich
würde annehmen, dass es viele gibt. Die Suche
nach neuen Arten und das Beschreiben erfordert
jedoch viel Arbeit. Es ist ein ziemlich langer
Prozess. Wir sammeln zuerst Tiere und
bringen sie zurück zur Universität oder zum
Museum. Zuvor hatten wir auf dieser Expedition
bereits diese kleinen fleischfressenden
Schwämme gefunden, und ich glaube, fast jeder,
den wir zurückgebracht haben, war letztendlich
eine neue Art. Zweifellos gibt es dort
viel zu entdecken.
Noch vor zwei Wochen haben wir gehört,
dass 50 Prozent der Korallen des Great Barrier
Reef seit den 90er-Jahren abgestorben
sind. Ist ein solcher Fund angesichts dieser
„Dort unten
gibt es
einzigartige
Dinge“
Wissenschaftler haben im Great Barrier
Reef ein bisher unbekanntes, riesiges
Korallenriff entdeckt. Es ist höher
als das Empire State Building.
Der Wissenschaftler Tom Bridge hat das
Riff mit einem Tauchroboter erforscht
dramatischen Nachrichten besonders ermutigend?
Ja, sicher. Es tut gut, Wildnis zu sehen, die
überhaupt nicht betroffen ist. Korallen in flacheren
Tiefen sind vor allem 2016 stark von
der damaligen Bleiche betroffen gewesen, aber
bei diesen tieferen Korallen gab es überhaupt
keine Anzeichen dafür. Wir befinden uns zudem
auch in Gebieten, die weit nördlich von
Cape York (Anm: Im Nordosten Australiens)
liegen. Dort geraten also zum Beispiel keine
Abflüsse aus der Landwirtschaft hin.
Das sind also gute Nachrichten?
Ja, das sind wirklich gute Nachrichten! Allerdings
kommen viele der Korallen, die in flachen
Riffen leben, hier unten nicht vor, sodass
wir die Auswirkungen der Massenbleichen in
den letzten Jahren nicht unterschätzen dürfen.
Es zeigt aber auch auf, dass der Great Barrier
Reef Marine Park eben ein unglaublich
großes Gebiet ist – er besteht aus 344.000
Quadratkilometern. Und nur ungefähr sechs
oder sieben Prozent dieser Fläche sind flach
gelegene Riffe. Es gibt also zusätzlich zu diesen
ikonischen, flach gelegenen Riffen noch all
diese Lebensräume in tieferen Gebieten, die
eine interessante Artenvielfalt enthalten. Und
wir wissen nach wie vor nicht viel darüber.
Deswegen ist es manchmal auch schwer zu sagen,
wie bedroht einzelne Tierarten oder Ökosysteme
eigentlich sind, weil wir nicht einmal
wissen, was wirklich alles da draußen ist. Und
das ist ein klassisches Beispiel dafür.
Also gibt es keine toten Korallen an diesem
neuen Riff?
Ja, sie sind alle lebendig und wachsen weiter an
die Oberfläche, wenn auch sehr langsam. Das
ist vor allem auch deswegen interessant, da die
anderen tiefer liegenden und freistehenden
Riffe, die wir entdeckt haben, alle bis an die
Oberfläche reichen.
Wie ist ein solcher Fund denn eigentlich
überhaupt noch möglich? Das Great Barrier
Reef ist doch wirklich gut kartiert. Wie kann
es sein, dass Sie heutzutage so urplötzlich
noch so ein riesiges Riff finden?
Wir glauben, dass das Great Barrier Reef gut
kartiert ist, aber eigentlich haben wir keine gute
Vorstellung davon, wie der Meeresboden eigentlich
aussieht. Als viele dieser Riffe kartiert
wurden, war dies zunächst nicht für biologische
Zwecke. Sie wurden rein zu Navigationszwecken
kartiert, und die tiefer liegenden Riffe,
die den Meeresspiegel nicht erreichen und
tiefer als zehn Meter liegen, haben es auf keine
der Karten geschafft, da sie kein Risiko für
Schiffe darstellen. Jetzt entdecken wir diese
Strukturen aber nach und nach, und dieses Riff
ist bei Weitem nicht das einzige. Wir haben bereits
mehrere kleinere, tiefer gelegene Riffe im
Great Barrier Reef kartiert, und es gibt auch
Beispiele aus anderen Teilen der Welt wie den
Benham Rise auf den Philippinen.
Also, dieses spezielle Riff ist immer noch gesund,
aber welchen Gefahren ist der Rest
des Riffs ausgesetzt?
Ich denke, dass es inzwischen ziemlich eindeutig
ist, dass die steigenden Temperaturen bei
Weitem die größte Bedrohung für das Riff darstellen.
Es gibt auch einige weitere sekundäre
Auswirkungen davon: So stellen wir eine Zunahme
schwerer Stürme fest, da das Erdklimasystem
mehr Energie enthält. Diese Megastürme
schädigen das Riff ebenfalls überproportional,
und dann gibt es noch andere Faktoren wie
Abflüsse aus der Landwirtschaft, Umweltverschmutzung
und Überfischung, die Riffe weltweit
beeinträchtigen. Diese betreffen im Normalfall
jedoch nicht die sehr abgelegenen Riffe,
während der Klimawandel sämtliche Gebiete
der Erde trifft.
Wie würden Sie den aktuellen Zustand des
Riffs beschreiben?
Das Great Barrier Reef ist ein riesiges System,
und es gibt durchaus noch Teile, die sich noch
in gutem Zustand befinden. Aber ich denke,
wir spielen jeden Sommer russisches Roulette
damit, welche Bereiche bleichen und welche
nicht, und das ist kein guter Ausgangspunkt.
Was kann Ihrer Meinung nach getan werden,
um das Riff zu retten?
Es ist klar, dass die globalen Temperaturen stabilisiert
werden müssen und dass es die Kohlendioxidemissionen
sind, die den Klimawandel
vorantreiben. Es gibt also eine einfache Lösung
für diese Gleichung: Wir müssen die
Emissionen unter Kontrolle bringen.
Dieser Untergang war mannhaft und würdig
Am 29. Oktober 1268
wurde in Neapel der
letzte männliche Staufer
Konradin enthauptet.
Nach mehr als zwei
Jahrhunderten Konflikt
hatte der Papst das
römisch-deutsche
Kaisertum besiegt
lieber Sohn Karl ist im friedlichen Besitz seines
gesamten Königreichs und hat den fauligen
Leichnam jenes verderblichen Mannes,
sein Weib, seine Kinder und seinen Kronschatz
in seiner Macht.“ Der Heilige Vater beschrieb
in diesen ziemlich unheiligen Worten den Triumph
seiner Politik. Denn im Frühjahr 1266
schien die seit zwei Jahrhunderten immer wieder
erneuerte Konkurrenz zwischen dem römisch-deutschen
Kaisertum und dem jeweiligen
Oberhaupt der katholischen, „allgemeinen“
Kirche zugunsten des Nachfolgers Petri
entschieden. Graf Karl von Anjou, ein Bruder
des französischen Königs Ludwigs IX., hatte
Manfred von Sizilien vernichtend geschlagen,
den Sohn und Nachfolger Kaiser Friedrichs II.
in Süditalien. Damit schien die päpstliche Sorge
erledigt, ein Fürst aus dem Geschlecht der
Staufer werde einmal mehr die weltliche
Macht der Kirche umzingeln.
Doch Clemens und Karl hatten Konradin
vergessen, den einzigen Sohn des deutschen
Königs Konrad IV. und Neffen Manfreds. Konrad
war noch zu Lebzeiten Friedrichs II. formell
zum König gewählt worden, verbunden
mit dem Anspruch auf die Kaiserkrone. Doch
schon 1254 war er im Alter von nur 26 Jahren
gestorben; sein erst zweijähriger gleichnamiger
Sohn, zur besseren Unterscheidung Konradin
genannt, also „kleiner Konrad“, beerbte
ihn formal. Faktisch jedoch hatte Konrads
Halbbruder Manfred die Nachfolge angetreten
und sich vier Jahre später auch zum König von
Sizilien krönen lassen.
Nach dem Tode seines Onkels 1266 war Konradin
der letzte legitime Erbe der Staufer. In
jugendlichem Übermut beschloss er um sein
Recht zu kämpfen. Unterstützt wurde er von
den Anhängern der prokaiserlichen Partei in
Italien, die Ghibellinen genannt wurden. Ihnen
waren Karl von Anjou und sein päpstlicher
Verbündeter verhasst. Im Spätsommer 1267
machten sich Konradin, sein drei Jahre älterer
Freund Friedrich von Baden-Österreich und
weitere Fürsten gen Süden auf. Papst Clemens
IV. exkommunizierte daraufhin den jungen
Staufer – wie seine Vorgänger es mit Friedrich
Barbarossa und Friedrich II. getan hatten.
Dies sowie das gewinnende Auftreten des
jungen Staufers ließ aber die Magie seines Geschlechts
nur umso stärker wirken. Mit rund
3000 Berittenen zog Konradin Juli 1268 unter
Jubel in Rom ein. Auch aus anderen Städten
Italiens strömten Ghibellinen zu seinen Fahnen,
sodass er sich mit etwa 6000 Reitern an
die Rückeroberung Siziliens machen konnte.
Karl von Anjou dagegen, der eine straffe Finanzverwaltung
eingeführt hatte, galt vielen