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Gartow-Chronik_DRUCK

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Vorwort

Um die Gegenwart in einem so geschichtsträchtigen Raum wie dem Gartower zu verstehen, ist es

wichtig, die Vergangenheit zu kennen. Otto Puffahrt ist es gelungen, die einmalige Aktenlage des

Schlossarchivs zu nutzen und eine Chronik des Fleckens Gartow vom 13. Jahrhundert bis heute

zu schreiben.

Schon Rudolf Haberlands Veröffentlichungen von 1955 - 1957 befassen sich ausführlich mit der

Geschichte des Grenzgebietes Gartow/Schnackenburg von vorchristlicher Zeit an bis zur Katastrophe

des Zweiten Weltkrieges. Sie sind eine wertvolle Quelle, nicht nur für heimatkundlich interessierte

Leser, sondern auch für Historiker.

Die Geschichte dieses Grenzgebietes wurde geprägt von germanisch/slawischen Auseinandersetzungen

im Mittelalter, später durch wechselnde Zugehörigkeit zu brandenburgischen bzw. lüneburgischen

Hoheitsgebiet und nach dem zweiten Weltkrieg schließlich durch die an ihrer Peripherie

verlaufende Demarkationslinie, welche nicht nur zwei unterschiedliche Systeme in Deutschland

sondern Westeuropa von Osteuropa über mehr als vier Jahrzehnte trennte.

Das Verdienst von Otto Puffahrt ist es, mit der Chronik von Gartow auch die Jahrzehnte nach dem

Zweiten Weltkrieg in den Fokus genommen zu haben. Darüber hinaus spannt der Verfasser den

Bogen zurück bis zum Mittelalter. Die Urkunden belegen, dass schon 1125 etwa dort, wo das

heutige Schloss steht, die Herren von der Chartowe auf einer Burg residierten. Der Heimatforscher

Alfred Pudelko, seinerzeit Direktor der Gartower Mittelschule, weist auf eine Kette von Burgen im

Gartower Umfeld hin. Diese wurden teilweise, wie der Elbholzer Burgwall, von den Elbslawen gebaut

und verteidigt. Andere, wie die Gartower Burg, waren deutsche Befestigungsanlagen.

Die Chronik befasst sich in der Nachfolge der Herren von der Chartowe mit einem kurzen für

Gartow wichtigen Zeitabschnitt im 14. Jahrhundert. Der Johanniterorden hatte die Gartower Herrschaft

in Besitz genommen und der gewählte Herrenmeister lenkte von hier aus die Geschicke des

Ordens im deutschen Bereich.

Anfang des 15. Jahrhunderts residierten die Bülows für 250 Jahre in der Gartower Burg, bis der

Staatsmann Andreas Gottlieb von Bernstorff 1694 die Grundherrschaft Gartow mit Burg und Gütern

von den Bülows erwarb. Das Wirkungsfeld dieser Persönlichkeit fand seinen Niederschlag in

einer totalen Neuordnung der vorgefundenen Situation, in der Begründung eines geschlossenen

adeligen Gerichtes und in der Gestaltung nahezu landesherrlicher Verhältnisse, die er seinem

Dienstherrn, dem Herzog Georg Wilhelm von Celle/Lüneburg abringen konnte. Die nachfolgenden

Bernstorff´schen Generationen befassten sich mit Großaufforstungen der devastierten Heideflächen,

entwässerten die Moore, und übten sich in Bautätigkeiten, welche in Gartow, den umliegenden

Dörfern und Forstorten nachhaltig das Orts- und Landschaftsbild mit geprägt haben. Noch

heute ist der Bernstorff´sche Besitz in seiner ursprünglichen Größe und Gestalt erhalten und von

mir zur treuhänderischen Verwaltung an meinen ältesten Sohn übergeben.

Einen besonderen Schwerpunkt legt die Chronik auf die Entwicklung der bürgerlichen Eigendynamik,

die sich in landwirtschaftlicher Betätigung, Handwerk und Handel äußerte. Obwohl drei

Brände Gartow im Verlauf der letzten Jahrhunderte ganz oder teilweise vernichteten, gelang der

Wiederaufbau mit vereinten Kräften und das Gemeinwesen konnte sich von diesen Schlägen erholen.

Gartow entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einem Ort mit vielfältigen Angeboten und einer

intakten Infrastruktur. Allerdings bereitet die Abwanderung der jungen Generation, die von dem

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