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Gartow-Chronik_DRUCK

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Siedlungsentwicklung

Die ersten nachweisbaren Bewohner unserer Landschaft waren Menschen des Mesolithikum-

Zeitalters. Als unsesshafte Jäger und Fischer erlangten sie jedoch kaum Bedeutung. Aber schon

während der Jungsteinzeit kann mit einer relativ dichten Besiedlung unserer Heimat gerechnet

werden. Seit etwa 3000 vor Christi trieben die Neolitiker Wald-Viehzucht und Ackerbau, wobei sie

an bestimmte Siedlungsgebiete gebunden waren und dabei Wald rodeten. In der Bronzezeit, mehr

aber in der Eisenzeit, und dann um Christi Geburt, trat hier „das häufige Vorkommen von Wohnplätzen“

und eine „außerordentlich dichte Besiedlung des Kreisgebietes“ hervor. 6

Infolge kriegerischer Entwicklungen kam es in Schüben immer wieder zu teilweise ganzen, oder

aber zeitlich begrenzten Siedlungsentleerungen von Teilgebieten des Landkreises. Im 9. Jahrhundert

breiteten sich längs der Elbe und im Wendland die Slawen aus, die vermutlich verbliebene

germanische Siedler teilweise verdrängten. Die Urbewohner scheinen vor dem Eindringen

der Wenden Abkömmlinge von Barden und Sachsen gewesen zu sein. Zu den Wenden teilt Koch

mit: „Die heidnischen Wenden, welche von den Sachsen verschieden bald Slaven bald Wenden

genannt wurden, sich selbst aber auch unterschieden als Dravanen und Linonen (Dravaner = Drawehner-Goh

und Linonen = Lem-Goh, jetzt Lemgow) drangen etwa 200 Jahre nach der Auswanderung

der Langobarden nicht nur in das jetzt unter dem Namen Wendland bekannte Gebiet von

Niedersachsen sondern weiter bis Bleckede, Lüneburg, Bevensen und Uelzen, nach Süden auch

bis Bodenteich vor,“ sowie: „Bemerken wollen wir hier, daß bei der Einwanderung der Wenden

zweifellos die Straße über Lenzen in der Priegnitz mit dem Übergange bei der alten Lenzer Fähre

über die Elbe bevorzugt gewesen ist und daß von dem zwischen Vietze und der Thalmühle belegenen

Höhenzuge, dem Höhbeck, aus die Besetzung des Hannoverschen Wendlandes erfolgt ist.“ 7

Über die Orts- und Flurnamen wurde versucht, die Ausbreitung der Wenden nachzuvollziehen: „Die

Orts- und Flurnamen zeigen an, dass sich die wendischen Einwanderer bis auf die Marschen an

Elbe und Seege überall ausbreiteten. Wendische Ortsnamen können aber auch von eingegangenen

Slawenorten auf unter deutscher Herrschaft entstandene Neugründungen übertragen sein.

Trotzdem scheinen die Gruppen der über die Elbe gekommenen Wenden nicht umfangreich gewesen

zu sein. Von den etwa 350 Siedlungen (einschließlich der Wüstungen) des Kreises entstanden

mindestens 50 im Jeetzeltal, in den Marschen und durch Umsiedlungen erst später, so dass mit

etwa 300 alten Siedlungsplätzen zu rechnen ist. Sie wurden nicht auf einmal besetzt. Mehr als

300 bis 400 wendische Familien dürften daher kaum aus dem ostelbischen Gebiet herübergezogen

sein, wahrscheinlich waren es noch weniger, weil sich nach und nach jüngere Familien, die

von den ersten Ankömmlingen abstammten, ausbreiten konnten.“ 8

Unter sächsischer Duldung mischten sich die heidnischen Wenden unter die Germanen und bildeten

bald die Mehrzahl, wobei die wendische Sprache überhand nahm. Vermutlich kamen die

Germanen seit dem 10./11. Jahrhundert wieder in größerer Zahl in das Wendland zurück, wobei

W. Schulz bemerkt: „Der deutsche Einfluss erstreckt sich also bereits vor dem Jahre 1000 auf

den ganzen Kreis Lüchow-Dannenberg, nach Schnath war seine Zurückgewinnung schon 983

abgeschlossen. Die Kriegszüge der Billunger und Sachsen gingen nach Ostelbien, von Kämpfen

diesseits des Flusses (Elbe) ist nichts nachgewiesen. Ohne eine straffe sächsische Herrschaft

über das ganze Land ist diese Befriedung des Wendlandes nicht zu verstehen. Die aus der Uelzener

Urkunde von 1289 abzuleitenden Kolonisationsmethoden (des Wendlandes) sind daher nicht

erst als Einrichtungen aus der Zeit der Grafen von Lüchow und Dannenberg aufzufassen, sondern

die Angaben beziehen sich auf eine viel frühere Zeit.“ 9

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