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Gartow-Chronik_DRUCK

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Und 1978 hat sich Detlev Stupperich eingehend mit der Baugeschichte von Burg und Schloss

beschäftigt:

„Die Urkunde von 1371 ist ein sehr wichtiger Hinweis zur Baugeschichte, da sie den Anfangszeitpunkt

markiert für diejenige Anlage des Schlosses Gartow, die 1709 und 1713 abgerissen wurde.

Drei Befestigungsarten werden erlaubt: Graben, Planken (Holzzaun aus vertikal aneinander gefügten

Bohlen mit womöglich eisenbeschlagenen Spitzen) und Mauern. Plankenzäune und Gräben

hat die Burg schon vor 1371. Sie werden nur erwähnt zwecks Befestigung des Städtchens. Sehr

wichtig ist dagegen das Wort muren. Es macht deutlich, dass vorher keine großen Mauern (aus

Steinen) existierten….“

Vermutlich war die allererste „Burg“ etwa um 1225 nichts anderes als eine Anlage runder Erdwälle

und Holzpalisaden, also eine Einfachst-Ausführung ohne Abwehrmauern aus Stein. Als

beim späteren Schlossneubau nach 1700 der Baugrund untersucht wurde, konstatierte der Celler

Oberbaumeister J.C. Borchmann „..wie unter solchen fundament-Mauren in der Erde große

Eichen-Bäume undt in (Zeichenbuchstabe) A. rudera von einem alten Schloße gefunden worden.“

Diese Eichenstämme, insgesamt 60 Stück, dienten zur Stabilisierung des früher wohl morastigen

Untergrundes. Nach Expertenansicht ist die erste Burganlage keine slawische Ringwallanlage

sondern eine „Substruktion einer deutschen Burganlage“ gewesen. Bis zum Jahre 1371 dürfte es

auch kein Burggebäude aus Steinquadern gegeben haben, möglicherweise bestanden diese aus

Fachwerk/Mauerziegelkonstruktionen. Aus dem Text des Teilungsvertrages von 1439 zwischen

Vicke von Bülow und Werner von der Schulenburg geht hervor, dass es damals ein „oberstes“ und

ein „unteres“ Schloß gegeben hat. Dieses Bauwerk stammte als Neubau aus dem Jahre 1371: „…

Höchstwahrscheinlich wurde damals ein kompletter Neubau errichtet: Im Süden der etwa kreisförmigen

Hauptinsel wurde an die Innenkante des umgebenden Walles eine halbkreisförmige Mantelmauer

gesetzt (Durchmesser ca. 45 m). Nach Norden wurde diese Mauer durch ein weiteres

gerades Mauerstück mit einem Torhaus in der Mitte abgeschlossen. Dadurch entstand vor dem

Schloß ein halbkreisförmiger Hof. Dieser Hof war von außen durch ein weiteres, kleines Torhaus

zugänglich…“

1439 bestand das Schloß/die Burg lediglich aus dem Wohnhaus, das lange neue Haus, der Küche,

dem kleinen und großen Bergfried und das Tor mit Torhaus. Das Wohnhaus war mit einiger

Sicherheit zweigeschossig. Die Bergfriede waren turmartige, die anderen Gebäude überragende

Baulichkeiten.

Um 1518 entstand durch Zu- und Neubauten wahrscheinlich ein halbkreisförmiges Schloß mit Abschlussmauer.

Eine weitgehend mit der Wirklichkeit identische Darstellung des Gartower Schlosses

liefert erstmals der Merianstich von 1650.

Es versteht sich von selbst, dass die Burg Gartow eine Wasserburg gewesen ist, d.h. sie war mit

einem Wassergraben umgeben. Vor der eigentlichen Burg befand sich um 1696 eine vorgelagerte,

ebenfalls mit einem Wassergraben versehene Vorinsel, wo einst das alte, im Dreißigjährigen

Krieg abgebrannte Brauhaus stand, sowie die danach errichtete Schule Gartow. Wird der Lageplan

damaliger Zeit betrachtet, erstaunt die Vielzahl der vorhandenen Wirtschaftsgebäude und

-flächen, die bis an die Kirche von Gartow reichen. Das erklärt sich aus der Tatsache, dass es drei

voneinander getrennte Wirtschaftshöfe gegeben hat, so wie sie sich aus der Dreiteilung des von

Bülowschen Besitzes seit 1518 ergab. 17

Als Andreas Gottlieb von Bernstorff 1694 das Schloß und die Herrschaft Gartow käuflich erwarb,

waren die Bauten in die Jahre gekommen und z.T. baufällig. Ein kostenträchtiger Neubau wurde

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