f+h fördern und heben 9/2021
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EDITORIAL<br />
DAS WIRD FÜR<br />
UNS ALLE TEUER<br />
Nachdem die Corona-Krise im vergangenen Jahr tiefe<br />
Löcher in die deutsche Exportbilanz gerissen hatte, stehen<br />
die aktuellen Zeichen auf Erholung. Im ersten Halbjahr<br />
stiegen die Ausfuhren „Made in Germany“ laut Angaben<br />
des Statistischen B<strong>und</strong>esamts um 16,7 Prozent auf 673,1<br />
Milliarden Euro. Doch die guten Nachrichten werden von<br />
Misstönen begleitet. Viele Unternehmen haben Probleme<br />
in ihren Lieferketten. Lieferengpässe <strong>und</strong> höhere Preise<br />
belasten fast die ganze Wirtschaft. 83 Prozent der<br />
Unternehmen sind nach einer<br />
LIEFERENGPÄSSE<br />
BREMSEN KONJUNK-<br />
TURERHOLUNG AUS<br />
Umfrage des Deutschen<br />
Industrie- <strong>und</strong> Handelskammertages<br />
(DIHK) davon betroffen. Die<br />
vollen Auftragsbücher können<br />
nicht wie gewohnt abgearbeitet werden. Damit<br />
erschweren die Probleme die wirtschaftliche Erholung. Mit<br />
der Folge, dass die Konjunkturerholung zurzeit<br />
ausgebremst wird. Bereits die Corona-Krise machte<br />
deutlich, dass an einer Neuausrichtung der Lieferketten<br />
kein Weg vorbeiführt. Die aktuelle Lage unterstreicht die<br />
Notwendigkeit, sich neu zu orientieren. Zunächst aber trifft<br />
ein begrenztes Angebot auf eine hohe Nachfrage – <strong>und</strong> was<br />
das bedeutet, kann sich jeder ausmalen:<br />
Das wird für die Unternehmen <strong>und</strong> auch<br />
für uns alle richtig teuer.<br />
Winfried Bauer<br />
– Chefredakteur –<br />
w.bauer@vfmz.de<br />
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TITELSTORY<br />
26 I 8-TONNEN-LITHUM<br />
IONEN-STAPLER:<br />
Viel auf dem Kasten<br />
INHALT<br />
EDITORIAL<br />
03 Das wird für uns alle teuer<br />
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
06 Normal kann jeder<br />
19 5 Videos, die Sie sehen müssen<br />
20 TITELSTORY Tiefkühl-Hochregallager:<br />
Westfalia vereint Kapazität, Geschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> Nachverfolgbarkeit für 60 000 Paletten<br />
24 Passgenaue Lagerlogistik – ein Erfolgsfaktor für<br />
Onlinehändler Flaconi<br />
26 F+H NACHGEFRAGT bei Dennis Ramers<br />
„Wir sind bereit für neue Herausforderungen“<br />
30 Schnellladetechnologie für die Terminal-<br />
Automatisierung<br />
32 F+H BASICS Tipps zum Einsatz von textilen<br />
Anschlagmitteln<br />
36 Digitale Highlights<br />
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PERSPEKTIVEN<br />
10 Volumenoptimierter Flaschenkasten hilft<br />
Transportkosten <strong>und</strong> Lagerplatz einzusparen<br />
16 F+H NACHGEFRAGT bei André Käber<br />
„Wir wollen der Steigbügelhalter für Unternehmen<br />
bei ihrer individuellen Digitalisierungsstrategie sein“<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
12 Entwicklung eines Entscheidungstools zur Auswahl<br />
von Logistikplattformen<br />
38 SERIE Den Fasertyp bei Faserseilen<br />
identifizieren – Teil II<br />
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40 Impressum<br />
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Feuchte Getränkekartons, die unter der<br />
Verpackungsfolie nicht schimmeln dürfen,<br />
gestapelte Dachziegel, die auf der Ladefläche<br />
eines Lkw bei starkem Bremsen nicht zu Bruch<br />
gehen dürfen, oder teure Artikel, die nicht<br />
unbemerkt aus der Verpackung entnommen<br />
werden dürfen – wie lassen sich diese oft ganz<br />
unterschiedlichen Waren sicher <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
wirtschaftlich verpacken? Jörg Spiekermann von<br />
der Beumer Group weiß, wie sich mit<br />
Standardkomponenten auch individuelle<br />
Aufgaben lösen lassen.<br />
„Es geht bei unseren K<strong>und</strong>en oft nicht nur darum, Waren zu verpacken,<br />
um sie einfach vor Umwelteinflüssen zu schützen“, berichtet<br />
Jörg Spiekermann, Vertriebsleiter Palettier- <strong>und</strong> Verpackungsanlagen<br />
für den Bereich Consumer Goods bei der Beumer<br />
Group. Vor allem in seinem Geschäftsfeld sind die Anforderungen<br />
ganz verschieden – <strong>und</strong> vor allem anspruchsvoll. So müssen<br />
die verpackten Stapel u. a. sicher auf der Ladefläche eines Lkw<br />
transportiert werden können, ohne durch plötzliche Lenkmanöver<br />
oder scharfes Bremsen zu verrutschen <strong>und</strong> dadurch beschädigt<br />
zu werden. Das betrifft vor allem Waren wie Glas, Steine oder<br />
Dachziegel. Unternehmen setzen dabei häufig das Wickelstretchverfahren<br />
ein – schon allein wegen der günstigeren Erstinvestition<br />
für die Maschinen im Vergleich zu Haubenstretchanlagen.<br />
Dieses Verfahren hat jedoch auch Nachteile. Die Wickelstretchfolie<br />
ist dehnbar <strong>und</strong> verfestigt beim Verpacken die palettierte Ware.<br />
„Dabei bringt sie aber nur eine geringe vertikale Spannkraft<br />
auf die Ladung auf“, erklärt Spiekermann. „Doch genau diese ist<br />
für den eigentlichen Halt bei der Transportbelastung verantwortlich.<br />
Für schwere <strong>und</strong> scharfkantige Güter wie Ziegel eignet sich<br />
dieses Verfahren damit nicht.“<br />
DIE HOCHDEHNBARE STRETCHHAUBE<br />
Die Beumer Group bietet mit ihrem Stretchhaubenverfahren<br />
selbst für schwierige Fälle eine effiziente Möglichkeit. Die Hochleistungs-Verpackungsanlage<br />
Beumer stretch hood A überzieht<br />
die palettierten Ladeeinheiten mit einer hochdehnbaren Stretchhaube.<br />
Im Bereich Consumer Goods können das neben Ziegeln<br />
oder Glaswaren auch Waschmittelkartons, Farbeimer oder chaotisch<br />
aufeinandergestellte Pakete sein. Die Ware ist so beim Umschlag<br />
<strong>und</strong> bei einer Außenlagerung sicher vor Umwelteinflüssen<br />
wie Sonne, Schmutz <strong>und</strong> Nässe geschützt. Betreiber können die<br />
Produkte in einwandfreiem Zustand zu den Abnehmern transportieren.<br />
Die Stretchfolie passt sich an jeden Stapel an. Genau<br />
wie beim Wickelstretchverfahren ist die Folie dehnbar – <strong>und</strong> verfestigt<br />
das Material durch die horizontalen <strong>und</strong> die vertikalen<br />
Rückstellkräfte. Dieses Verfahren bietet so eine höhere Ladungsstabilität.<br />
„Das können wir nachweisen“, verspricht Spiekermann.<br />
Damit sich bei bestimmten Belastungen keine Waren plötzlich<br />
aus dem Verb<strong>und</strong> lösen, führt der Systemanbieter z. B. gemeinsam<br />
mit der Dekra, einer der führenden Expertenorganisationen<br />
für Sicherheit, Qualität <strong>und</strong> Umweltschutz, verschiedene Fahrtests<br />
unter extremen Bedingungen durch.<br />
Spiekermann erinnert sich an einen K<strong>und</strong>en, der gefüllte Marmeladengläser<br />
direkt aus der Produktion kommend auf Paletten<br />
stapeln <strong>und</strong> ladungssicher verpacken musste. Die Herausforderung:<br />
Die Gläser befanden sich nicht in Kartons, was einfach zu<br />
verpacken wäre, sondern in Trays. Zwischen die Gläser kamen<br />
zum Schutz wiederverwendbare Sheets. So wurden die leicht zerbrechlichen<br />
Waren bis zu zwei Meter hoch gestapelt. Der K<strong>und</strong>e<br />
dachte zuerst an das Wickelstretchverfahren. „Dabei wirkt die<br />
Kraft der Folie jedoch auf den kompletten Stapel. Die Gläser würden<br />
zusammengedrückt <strong>und</strong> könnten damit beschädigt werden“,<br />
so Spiekermann. „Bei unserem Stretchhaubenverfahren bildet<br />
die Folie mit dem Stapel eine Einheit.“ Doch was, wenn der Stapel<br />
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PRODUKTE UND SYSTEME<br />
bei der Verladung gekippt wird? Und zwar um bis zu 27°?<br />
Das war zuerst die Vorgabe des Herstellers. „Wir können<br />
diese Anforderung erfüllen“, sagt der Beumer Experte.<br />
„Zum Beispiel, indem wir den Stapel mit zwei dicken Folienhauben<br />
verpacken – doch das würde sowohl mehr<br />
Zeit als auch Material kosten.“ Da es nicht nur um Ladungssicherung,<br />
sondern auch um Wirtschaftlichkeit gehe,<br />
erarbeitete das Beumer Team gemeinsam mit dem<br />
K<strong>und</strong>en in diversen Versuchen eine Lösung, bei der der<br />
Stapel bis zu 14° sicher kippen kann – was für den Anwender<br />
absolut ausreichend war.<br />
Diese Verpackungsversuche führt der Systemanbieter im<br />
hauseigenen Testcenter durch. Eine wichtige Stellschraube ist<br />
dabei die Folie. Die Experten haben in Beckum etwa 100 verschiedene<br />
Varianten von Testfolien mit diversen Eigenschaften<br />
vorliegen – dick, dünn, weich, zäh oder auch ganz anders. Falls<br />
sich die Anforderungen nicht erfüllen lassen, werden die Folienhersteller<br />
mit ins Boot genommen. Entscheidend dabei ist: Um<br />
was für ein Produkt handelt es sich, wie sind die Abmessungen<br />
<strong>und</strong> was sind die Anforderungen an die Verpackung? Der Folienhersteller<br />
findet die ideale Rezeptur mit den geforderten Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> schlägt das optimale Folienformat vor. „Bei diesen<br />
Versuchen sind die K<strong>und</strong>en oft anwesend, was ihr Vertrauen in<br />
uns stärkt“, hat Spiekermann festgestellt.<br />
DAS BESONDERE AM AUSGEFALLENEN<br />
Ob Schläuche <strong>und</strong> Kabelrollen oder chaotisch gestapelte Pakete<br />
– immer wieder kommen Unternehmen mit kniffligen Verpackungsfragen<br />
auf den Systemanbieter zu. Und meist hatten die<br />
K<strong>und</strong>en vorher das Wickelstretchverfahren im Einsatz, konnten<br />
damit die Aufgabe jedoch nicht befriedigend lösen. Das war z. B.<br />
bei einem niederländischen Unternehmen der Fall, das Weihnachtsartikel<br />
verkauft, oder auch bei einem schwedischen Möbelhersteller.<br />
In beiden Fällen werden Pakete mit unterschiedlichen<br />
Abmessungen auf die Paletten gestapelt. „Das sieht<br />
schrecklich aus <strong>und</strong> ist erstmal instabil“, sagt Spiekermann. „Aber<br />
genau so sollen die Stapel zu den Abnehmern.“<br />
Weil jedes Paket unterschiedlich schwer ist, können die beladenen<br />
Paletten von 100 kg bis zwei Tonnen wiegen. Der Beumer<br />
stretch hood A ist mit einem Messsystem ausgestattet, um komplexe<br />
Stapel wie diese mit Laser <strong>und</strong> Ultraschall zu vermessen. Die<br />
Maschine erkennt die höchsten Stellen <strong>und</strong> passt die Folienlänge<br />
entsprechend an. Je nach Anwendung setzt die Beumer Group<br />
auch auf Zweiformat-Maschinen, um mit unterschied lichen Foliengrößen<br />
oder -varianten zu arbeiten. Die Maschine erkennt eigenständig<br />
die jeweilige Palettengröße <strong>und</strong> wählt die passende Folie.<br />
KEINE NÄSSE REIN, DAFÜR RAUS<br />
Wie verschieden die Anforderungen an eine Folie sein können,<br />
veranschaulicht Spiekermann an folgenden Beispielen: Sind<br />
Dachziegel bei der Außenlagerung nicht vor Feuchtigkeit geschützt,<br />
kann sich relativ schnell Moos auf der Oberfläche bilden.<br />
Darum müssen sie verpackt werden. Die Ecken <strong>und</strong> Kanten der<br />
Dachziegel sind allerdings vielfach messerscharf. „Die Folie wird<br />
vor dem Verpacken zuerst überdehnt. Zieht sie sich dann um den<br />
Stapel zusammen, können sich an diesen scharfen Stellen Löcher<br />
bilden. Hier haben wir gemeinsam mit einem Hersteller eine<br />
durchstoßfeste Folie entwickelt.“<br />
Doch manchmal sollen die Folien auch Löcher haben, um<br />
Feuchtigkeit aus dem verpackten Stapel entweichen zu lassen –<br />
so wie bei einem Sekthersteller. Spiekermann: „Die Flaschen<br />
kommen aus der Abfüllung. Teilweise sind sie feucht <strong>und</strong> werden<br />
JÖRG SPIEKERMANN,<br />
LEITER VERTRIEB PALETTIER-<br />
UND VERPACKUNGSANLAGEN<br />
CONSUMER GOODS,<br />
BEUMER GROUP<br />
Verpackungsversuche führen wir in<br />
unserem hauseigenen Testcenter durch,<br />
bis wir das gewünschte Ergebnis<br />
vorliegen haben<br />
in Kartons gepackt. Befindet sich eine luftdichte Stretchhaube<br />
über dem Stapel, bleibt die Feuchtigkeit in der Verpackung. Es<br />
kann sich so schnell Schimmel bilden.“ Feuchtigkeit entstehe<br />
auch, wenn die gefüllten Flaschen auf der Palette gestapelt hoher<br />
Wärme ausgesetzt sind, verursacht z. B. durch Sonneneinstrahlung<br />
während des Transports. „Gemeinsam mit dem Hersteller<br />
haben wir eine Folie mit winzigen Löchern entwickelt, die überall<br />
verteilt sind.“<br />
AN ERSTER STELLE STEHT DIE<br />
WIRTSCHAFTLICHKEIT<br />
So wichtig der Schutz der Ware beim Verpacken ist, die Lösung<br />
muss sich am Ende immer für den Betreiber rentieren. Das ist wie<br />
bei dem Marmeladenhersteller. Der Systemanbieter kann genau<br />
berechnen, wie viel Folie sich mit dem Stretchhaubenverfahren<br />
im Vergleich zum Wickelstretchverfahren einsparen lässt. Dazu<br />
kommt: Wie oft muss die Folienrolle in einer Schicht gewechselt<br />
werden? Denn auch das kostet Zeit. Wie wirtschaftlich ein Umstieg<br />
sein kann, zeigt das Beispiel eines Logistikunternehmens,<br />
das die Distribution für diverse K<strong>und</strong>en übernimmt. Um die Vielzahl<br />
an palettierten Stapeln zu verpacken, waren zwölf Wickelstretchanlagen<br />
im Einsatz. Die Stapel mussten auf die Maschine<br />
fahren, die Folie wurde an der Palette befestigt, der Verpackungsvorgang<br />
eingeleitet, die Folie abgeschnitten <strong>und</strong> der Stapel<br />
schließlich zum Versand gefahren. Das waren etwa 1 000 Paletten<br />
am Tag. Jede Palette benötigte r<strong>und</strong> drei Minuten, bis sie verpackt<br />
war. Die Beumer Group ersetzte die zwölf Maschinen durch eine<br />
Haubenstretchanlage – <strong>und</strong> der Logistiker konnte ca. 3 000 Arbeitsminuten<br />
am Tag sparen.<br />
Fotos: Beumer Group<br />
www.beumer.com<br />
8 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
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sich durch gute Reinigungseigenschaften aus. Darüber hinaus<br />
bietet die hohlraum- <strong>und</strong> rippenfreie Konstruktion der Ladungsträger<br />
einen zuverlässigen Schutz vor Verunreinigungen<br />
oder Wassereintritt. Die Antirutschbeschichtung<br />
wird aus Polyethylen gefertigt,<br />
wie auch die Palette selbst, <strong>und</strong> ist mit dieser<br />
fest verb<strong>und</strong>en – aufgr<strong>und</strong> der Herstellung in<br />
einem einzigen Produktionsgang.<br />
Die formstabile TC-Palgrip-Palette hält<br />
Temperaturen von -30 bis +40 °C stand,<br />
kurzzeitig auch bis +90 °C, <strong>und</strong> ist für den<br />
Einsatz auf Rollenbahnen, Kettenförderern<br />
<strong>und</strong> in automatisierten Hochregallagern<br />
geeignet. Mithilfe optionaler, integrierter, korrosionsgeschützter<br />
Versteifungsprofile aus Metall lässt sich die Tragfähigkeit<br />
im Regal auf bis zu 2 000 kg erhöhen. Beidseitige Anfahrschrägen<br />
der unverschweißten Kufen ermöglichen zudem den<br />
Transport mit Flurförderzeugen. Aufgr<strong>und</strong> des vollflächigen<br />
Antirutschdecks bietet die Palette dabei<br />
selbst bei Feuchtigkeit <strong>und</strong> Schräglage der<br />
Ladung einen sicheren Halt. Eine optionale<br />
Ausstattung mit RFID-Transponder r<strong>und</strong>et die<br />
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Erwärmung ca. 30 Prozent<br />
weniger. Verfügbar sind die<br />
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Beim Stapeln von aktuell in der Praxis<br />
eingesetzten Flaschen- respektive<br />
Getränkekästen wird das zur Verfügung stehende<br />
Transport- <strong>und</strong> Lagervolumen nicht optimal<br />
ausgenutzt. Dies ist im leeren <strong>und</strong> im mit<br />
Flaschen befüllten Zustand der Kästen der Fall.<br />
Vor allem im Zusammenhang mit dem Transport<br />
von Leergut innerhalb von Mehrwegprozessen in<br />
der Getränkelogistik gehen hiermit unter<br />
anderem erhöhte Prozesskosten sowie negative<br />
Umweltauswirkungen einher. Die Entwicklung<br />
eines volumenoptimierten Flaschenkastens wirkt<br />
diesen Problemen entgegen.<br />
Produktinnovationen im Bereich mehrwegfähiger Kunststoff-Getränkekästen<br />
bezogen sich in den vergangenen<br />
Jahren fast ausschließlich auf Faktoren wie das Design<br />
oder die Haptik der Kästen [1]. Eine Volumenoptimierung<br />
im Zusammenhang mit Transport- <strong>und</strong> Lagerprozessen stand<br />
hingegen nicht im Mittelpunkt. Seltene Ausnahmen bildeten<br />
hierbei Lösungen wie der im Jahr 2016 mit dem pro-K award ausgezeichnete<br />
„Kubi-Kasten“ [2] oder die für die Effizienzsteigerung<br />
von Mehrwegprozessen in der Getränkelogistik entwickelten<br />
„Trays“ zur Leergut-Rückführung [3]. Der elementare Vorteil<br />
einer verbesserten Packdichte ergibt sich bei diesen Produkten<br />
jedoch ausschließlich im leeren <strong>und</strong> nicht im mit Flaschen befüllten<br />
Zustand der Kästen bzw. „Trays“.<br />
Um diesen Problemen entgegenzuwirken <strong>und</strong> damit die Prozess-<br />
<strong>und</strong> Ressourceneffizienz auf Anwenderseite zu steigern sowie<br />
die im Rahmen von Getränketransporten entstehenden<br />
Treibhausgasemissionen zu reduzieren, hat das Büro für Logistikforschung<br />
mit Sitz in Dortm<strong>und</strong> den patentierten volumenreduzierbaren<br />
Flaschenkasten konzipiert. Dieser wird aktuell in gemeinschaftlicher<br />
Zusammenarbeit mit der Bekuplast GmbH,<br />
Kunststoffspritzgussspezialist mit Hauptsitz in Ringe, zur Marktreife<br />
gebracht. Mithilfe einer neuen Stapelanordnung <strong>und</strong> Konstruktionsweise<br />
ist es bei diesem Flaschenkastenkonzept im Vergleich<br />
zu bestehenden Flaschenkästen möglich, mehr Flaschen<br />
bzw. Kästen pro Europalette zu transportieren <strong>und</strong> zu lagern.<br />
OPTIMIERTE PACKDICHTE AUCH BEI BEFÜLLTEN<br />
GETRÄNKEKÄSTEN<br />
Bei dem neuen, volumenreduzierbaren Flaschenkasten wird eine<br />
optimierte Packdichte nun erstmalig auch im mit Flaschen befüllten<br />
Zustand von Getränkekästen ermöglicht. Dies wird u. a.<br />
mithilfe einer versetzten Anordnung der Flaschenfächer erreicht,<br />
die es erlaubt, zwei mit Flaschen befüllte Kästen gleicher Bauart<br />
volumenoptimiert ineinander zu stapeln. Das heißt, ein oberer<br />
Kasten kann im Bereich der Flaschenhälse eines darunter befindlichen<br />
Kastens „versenkt“ bzw. „genestet“ werden. Wichtig zu erwähnen:<br />
Der obere Kasten steht dabei nicht auf den Flaschen des<br />
unteren Kastens, sondern auf dessen Gefache <strong>und</strong> – wenn gewünscht<br />
– zusätzlich auf dessen Seitenwänden auf.<br />
Funktionsprinzip des<br />
volumenoptimierten Flaschenkastens<br />
Vollständige Kompatibilität<br />
zu vorhandenen Flaschenkästen<br />
Verbesserte<br />
Packdichte<br />
gegenüber<br />
bestehenden<br />
Flaschenkästen<br />
Versetzte<br />
Anordnung der<br />
Flaschenfächer<br />
10 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
Das gr<strong>und</strong>sätzliche Funktionsprinzip des patentierten Flaschenkastens wird in den<br />
Bildern jeweils am Beispiel eines Getränkekastens für standardisierte 0,33-Liter-<br />
Longneck-Flaschen verdeutlicht. Die erreichbare „Nesttiefe“ beträgt hier im befüllten<br />
Zustand 90 mm. Im Leerzustand lässt sich durch eine vorherige Drehung eines Kastens<br />
um 180° bzw. mithilfe des in der Praxis erprobten Prinzips der Drehstapelung eine<br />
„Nesttiefe“ von 120 mm realisieren.<br />
Übliche Getränkekästen zur Aufnahme von 0,33-Liter-Longneck-Flaschen verfügen<br />
i. d. R. über maximale Außenabmessungen von 400 × 300 × 270 mm (Länge × Breite ×<br />
Höhe). Dabei werden auf einer Europalette fünf Schichten (Stapelhöhe inklusive Palette<br />
ca. 1,5 m) à acht Kästen mit je 24 Flaschen pro Kasten transportiert <strong>und</strong> gelagert.<br />
Hieraus ergibt sich eine Anzahl von 40 Kästen pro Europalette mit 960 Flaschen.<br />
Zur Realisierung der angestrebten Volumenoptimierung muss im Beispielfall die Flaschenanzahl<br />
pro Kasten zwar von 24 auf 20 Flaschen reduziert werden, allerdings lässt<br />
sich durch die „Nesttiefe“ von 90 mm die Anzahl der Stapelschichten pro Palette von den<br />
bislang fünf auf nun sieben erhöhen. Damit wird die Packdichte je Europalette gegenüber<br />
vorhandenen Flaschenkästen gr<strong>und</strong>legend verbessert. In Zahlen bedeutet dies: Es<br />
lassen sich 56 Kästen mit 1 120 Flaschen pro Europalette transportieren <strong>und</strong> lagern. Dies<br />
entspricht einer Verbesserung von 40 Prozent in Bezug auf die Kastenanzahl <strong>und</strong> ca. 17<br />
Prozent im Hinblick auf die Flaschenanzahl. Noch höher ist das Optimierungspotenzial<br />
im Leerzustand der Kästen, da sich durch die „Nesttiefe“ von 120 mm hier 64 Kästen pro<br />
Palette stapeln lassen, was einem Zuwachs von 60 Prozent entspricht. Hierbei beträgt<br />
die Stapelhöhe inklusive Palette weiterhin jeweils rd. 1,5 m <strong>und</strong> die genannten maximalen<br />
Außenabmessungen bestehender Kästen werden ebenfalls eingehalten. Somit wird<br />
eine vollständige Kompatibilität des neuen, volumenoptimierten Flaschenkastens zu<br />
vorhandenen Kästen mit einem Gr<strong>und</strong>maß von 400 × 300 mm sichergestellt.<br />
ÜBERTRAGUNG AUF ANDERE GEBINDEGRÖSSEN UND<br />
KASTENFORMATE GEGEBEN<br />
Das dargelegte neue Flaschenkastenkonzept lässt sich auf eine Vielzahl weiterer Flaschengrößen,<br />
Getränkearten etc. oder auch auf weitere Kastenformate übertragen. So<br />
ist z. B. auch ein Kasten mit einem Gr<strong>und</strong>maß von 600 × 400 mm denkbar. Dieser<br />
könnte als Leergut-Ersatzgebinde an der Schnittstelle zwischen dem (Getränke-)Einzelhandel<br />
<strong>und</strong> dem Getränkefachgroßhandel zum Einsatz kommen <strong>und</strong> hier die Effizienz<br />
<strong>und</strong> Qualität bei der Handhabung von Einzelflaschenüberhängen steigern. Im<br />
Vergleich zu den an dieser Prozessschnittstelle in der logistischen Praxis häufig verwendeten<br />
„Trays“ zur Leergut-Rückführung weist der „nestbare“ Flaschenkasten – zusätzlich<br />
zur Volumenoptimierung bei Leerguttransporten – den Vorteil auf, dass ein<br />
oberer Kasten nicht auf den Flaschen des unteren Kastens aufsteht. Dadurch verbessert<br />
sich vor allem die Stabilität beim Stapeln.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der durch den volumenreduzierbaren Flaschenkasten möglich werdenden<br />
effizienteren Nutzung des im Rahmen der Getränkelogistik verfügbaren Transport-<br />
<strong>und</strong> Lagervolumens ergeben sich entlang der kompletten Logistikkette primär<br />
die folgenden betriebs- <strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Nutzenpotenziale: Transportkosten-<br />
<strong>und</strong> Lagerplatzeinsparung, Reduzierung von CO 2<br />
- <strong>und</strong> Feinstaubemissionen, Einsparung<br />
natürlicher Ressourcen, verbesserte/vereinfachte Ladungssicherung sowie<br />
Entlastung der Verkehrsinfrastruktur.<br />
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Literaturhinweise <strong>und</strong> Quellenangaben:<br />
[1] De Pooter, T.: Ein Hightech Marketing-Tool – Wiederverwendbare Getränkekästen. In: Getränkeindustrie,<br />
Heft 6/2018, S. 26-27<br />
[2] pro-K Industrieverband Halbzeuge <strong>und</strong> Konsumprodukte aus Kunststoff e. V. (2016): Kubi. URL:<br />
https://pro-k-award.de/kubi/, Abruf: 7. Mai <strong>2021</strong><br />
[3] Niebur, T.: Getränke-Mehrweg – Kostentreiber Individualität. In: Standards, Heft 3/2017, S. 18-19<br />
Autor: Dr.-Ing. Tim Siebels, Geschäftsführer, Büro für Logistikforschung, Dortm<strong>und</strong><br />
Fotos: Bekuplast<br />
ts@logistik-innovationen.de | www.bekuplast.com
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
ENTWICKLUNG EINES ENTSCHEIDUNGSTOOLS<br />
ZUR AUSWAHL VON LOGISTIKPLATTFORMEN<br />
Digitale Plattformen gewinnen in der Logistikbranche zunehmend an Bedeutung.<br />
Folglich sind Logistikdienstleister der kritischen Entscheidungssituation ausgesetzt,<br />
wie mit digitalen Plattformen interagiert werden soll. Im Rahmen des<br />
Forschungsprojekts „Fit4Platform“ wurde daher ein Entscheidungsprozess<br />
erarbeitet, der kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (KMU) bei der Entscheidung zu<br />
Beitritt oder Gründung von digitalen Plattformen sowie der anschließenden<br />
Umsetzung der Entscheidung unterstützen soll.<br />
Quelle: Autoren<br />
Ob Amazon oder Facebook, digitale Plattformen<br />
haben B2C- <strong>und</strong> C2C-Märkte f<strong>und</strong>amental<br />
verändert. Anstatt selbst zu produzieren<br />
oder eigenständige Dienstleistungen<br />
anzubieten, liegt der Schwerpunkt der Geschäftsmodelle<br />
digitaler Plattformen auf der Koordination von<br />
Angebot <strong>und</strong> Nachfrage, der Vernetzung von Teilnehmern<br />
sowie dem Sammeln <strong>und</strong> Analysieren umfangreicher<br />
Nutzungsdaten. Damit sind Plattformen gleichzeitig<br />
Chance <strong>und</strong> Risiko für bestehende Märkte <strong>und</strong> traditionelle<br />
Geschäftsmodelle. Auch im B2B-Geschäft gewinnen<br />
digitale Plattformen kontinuierlich an<br />
Bedeutung <strong>und</strong> haben bereits heute signifikanten<br />
Einfluss auf die Logistikbranche. Entsprechend stehen<br />
viele Logistikdienstleister vor der Entscheidung,<br />
wie mit digitalen Plattformen interagiert werden soll, um die<br />
Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens langfristig zu<br />
sichern. So existieren zahlreiche verschiedene Plattformtypen<br />
mit variierenden Angebotsprofilen <strong>und</strong> der Beitritt einer digitalen<br />
Plattform oder sogar eine Gründung mit Partner- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>ennetzwerk<br />
sind für Unternehmen mit weitreichenden Konsequenzen<br />
<strong>und</strong> erheblichem Aufwand verb<strong>und</strong>en. Im Rahmen des<br />
Forschungsprojekts „Fit4Platform“, gefördert durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie, wurde in Zusammenarbeit<br />
des FIR an der RWTH Aachen <strong>und</strong> des International Performance<br />
Research Institute (IPRI) ein browserbasiertes Tool entwickelt,<br />
das diesen Entscheidungsprozess sowie die anschließende<br />
Umsetzung der Entscheidung unterstützt.<br />
Typologisierung Plattformen nach Wertverspechen<br />
Erweiterte Frachtenbörsen Visibility-Plattformen<br />
Warehousing-Plattformen<br />
Handel von Ladungen <strong>und</strong><br />
Transportkapazitäten<br />
Matching zwischen<br />
K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Anbietern<br />
Datenbasierte Dienstleistungen<br />
Echtzeittracking, ETA-<br />
Berechnung<br />
Supply-Chain-Transparenz<br />
Prozessanalysen<br />
STRUKTUR DES ENTSCHEIDUNGSPROZESSES<br />
Von den ersten Schritten des Entscheidungsprozesses bis zum finalen<br />
Entschluss <strong>und</strong> der anschließenden Umsetzung nehmen<br />
Detailgrad <strong>und</strong> Aufwand der Informationssuche <strong>und</strong> -verarbeitung<br />
kontinuierlich zu. So ist es nicht zielführend, sich mit den<br />
Details einer Plattform wie deren Interface oder Schnittstellen<br />
auseinanderzusetzen, wenn noch nicht geklärt ist, ob das Angebot<br />
der Plattform überhaupt der strategischen Ausrichtung des<br />
Unternehmens entspricht.<br />
Wie Bild 01 zeigt, setzen der Entscheidungsprozess <strong>und</strong> das<br />
browserbasierte Tool demgemäß an der f<strong>und</strong>amentalen Fragestellung<br />
an, ob eine Gründung oder der Beitritt einer Platt-<br />
Handel von Lagerkapazitäten<br />
Inventory-/Delivery-Tracking<br />
<strong>und</strong> - Management<br />
Fulfillment-Angebot <strong>und</strong><br />
-Nachfrage<br />
form vielversprechender ist. Hierzu<br />
sind zunächst Erwartungen <strong>und</strong> die<br />
Ausrichtung des Unternehmens mit<br />
den Potenzialen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />
einer Gründung oder eines Beitritts<br />
zu vergleichen (Schritt 1 in Bild 01).<br />
Hierbei sind die Kostenreduktions- <strong>und</strong><br />
Wachstumsstrategie des Unternehmens<br />
von zentraler Relevanz, wobei verfügbare<br />
Personal- <strong>und</strong> Finanzressourcen<br />
in die Entscheidung einbezogen werden<br />
sollten. Wie in Bild 02 (s. S. 16) ausschnittweise<br />
gezeigt, bietet das Tool<br />
hierzu z. B. die Möglichkeit, die Anforderungen<br />
des Unternehmens potenziellen<br />
Mehrwerten <strong>und</strong> Herausforderungen<br />
gegenüberzustellen.<br />
12 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
<br />
01<br />
Struktur des Entscheidungsprozesses <strong>und</strong> des browserbasierten Tools<br />
Schritt 1: Gründung vs. Beitritt – Evaluation der<br />
eigenen Zielsetzung <strong>und</strong> Strategie<br />
Kommt der Beitritt oder die Gründung für das<br />
eigene Unternehmen allgemein in Frage<br />
Schritt 2a:<br />
Entscheidung zu Gründung verifizieren<br />
Chancen <strong>und</strong> Risiken einer Gründung<br />
Schritt 2b:<br />
Auswahl Plattformtyp<br />
Abgleich mit typenspezifischen Mehrwerten<br />
Schritt 3b:<br />
Typenspezifischer strategischer Fit<br />
Detaillierter Abgleich wichtiger Dimensionen<br />
Schritt 4b:<br />
Bewertung <strong>und</strong> Nutzenanalyse<br />
Anwenderspezifische Nutzenanalyse<br />
Schritt 3a:<br />
Umsetzungsunterstützung Gründung<br />
Marktcharakteristika <strong>und</strong> Skalierungsstrategien<br />
Schritt 5b:<br />
Umsetzungsunterstützung<br />
Beitritts-Framework <strong>und</strong> Fallstudien<br />
Gründung (linker Ast): Erscheint die Gründung vielversprechender,<br />
ist diese im linken Ast des Entscheidungsbaums detaillierter<br />
zu betrachten. Hier treten die besonderen Charakteristika von<br />
Plattformen <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Chancen <strong>und</strong> Risiken in den<br />
Vordergr<strong>und</strong> (Schritt 2a). So basiert z. B. bei Plattformen die<br />
Wertschöpfung primär darauf, Interaktionen zwischen Plattformteilnehmern<br />
über die Plattform zu ermöglichen <strong>und</strong> zu koordinieren.<br />
Etablierte Plattformen verfügen über umfangreiche Netzwerke<br />
aus Bestandsk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> über die notwendige Infrastruktur,<br />
historische Daten <strong>und</strong> Erfahrungswerte zur effektiven Koordination<br />
der Plattformteilnehmer. Diese Markteintrittsbarrieren<br />
lassen sich von neuen Plattformanbietern häufig nur durch signifikante<br />
Investitionen oder geschickte Marktpositionierung überwinden.<br />
Soll eine Gründung weiterverfolgt werden, bietet das<br />
Tool Inhalte zur Unterstützung (Schritt 3a). Wird stattdessen der<br />
vorläufige Entschluss zum Beitritt einer Plattform geschlossen,<br />
folgt die Betrachtung der Inhalte des rechten Astes des Entscheidungsbaums<br />
in Bild 01.<br />
Beitritt (rechter Ast): Zunächst wird anhand des greifbaren,<br />
zentralen Mehrwertversprechens ein vorläufiger Entschluss für<br />
einen oder mehrere der Plattformtypen getroffen (Schritt 2b).<br />
Plattformen der Logistikbranche lassen sich entlang ihrer Wertversprechen<br />
gemäß der nebenstehenden Tabelle in drei Kategorien<br />
einteilen: erweiterte Frachtenbörsen, Visibility-Plattformen<br />
<strong>und</strong> Warehousing-Plattformen.<br />
Erweiterte Frachtenbörsen können als digitale Marktplätze verstanden<br />
werden, auf denen Ganz- <strong>und</strong> Teilladungen sowie Transportkapazitäten<br />
zwischen Verladern <strong>und</strong> Logistikdienstleistern<br />
gehandelt werden. Häufig bieten diese Plattformen zusätzliche<br />
Leistungen an; das zentrale Wertversprechen basiert jedoch auf<br />
der Vernetzung zwischen Anbietern von Frachtgut <strong>und</strong> Anbietern<br />
von Laderaum. Unter Visibility-Plattformen werden Plattformen<br />
gefasst, deren wichtigstes Angebot auf datenbasierte Dienste<br />
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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
02<br />
Abgleich Unternehmensanforderungen mit potenziellen Mehrwerten eines Beitritts<br />
Kostenreduktion: Prozesse<br />
Ressourcen: Fachpersonal<br />
Kostenreduktion: Auslastungsopt<br />
eigene Anforderungen<br />
Beitritt<br />
Ressourcen: Fachpersonal<br />
Kostenreduktion: Outsourcing<br />
Ressourcen: Investitionskapital<br />
Wachstum: K<strong>und</strong>enstamm<br />
Wachstum: Neue Geschäftsmodelle<br />
Wachstum: Dienstleistungen<br />
von unternehmensübergreifendem Datenaustausch zur engeren<br />
Bindung mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Partnern führen können. Nach der Validierung<br />
des Plattformtypen findet die Nutzenanalyse konkreter<br />
Plattformen (Schritt 4b) statt. Diese Nutzenanalyse hängt von<br />
den subjektiven Anforderungen des Unternehmens bezüglich<br />
konkreter Plattformeigenschaften ab <strong>und</strong> erfordert eine detaillierte<br />
Auseinandersetzung mit den infrage kommenden Plattformen.<br />
Hierfür bietet das Tool eine exemplarische Durchführung<br />
einer Nutzenanalyse als Orientierung sowie die Möglichkeit eine<br />
individuelle Nutzenanalyse anhand selbstausgewählter Kriterien<br />
<strong>und</strong> Gewichte direkt im Tool auszuführen. Bild 03 zeigt als<br />
Screenshot eine Stufe der Nutzenanalyse des Tools, in der zuvor<br />
ausgewählte Aspekte hinsichtlich ihres Nutzens vom Anwender<br />
kategorisiert werden. Abschließend bietet das Tool ein Framework<br />
mit begleitenden Praxisbeispielen für die Unterstützung des<br />
Beitritts (Schritt 5b).<br />
FAZIT UND AUSBLICK<br />
03 Teilschritt der Nutzenanalyse<br />
r<strong>und</strong> um Transparenz <strong>und</strong> Visibility der eigenen Supply Chain<br />
<strong>und</strong> des kompletten Betriebs basiert. Dies umfasst Dienste wie<br />
Echtzeittracking, ETA-Berechnungen <strong>und</strong> Prozessanalysen.<br />
Warehousing-Plattformen bieten die Vernetzung zwischen Interessenten<br />
<strong>und</strong> Anbietern von Lagerkapazitäten sowie Fulfillment-<br />
Dienstleistungen an.<br />
Für alle Plattformtypen lassen sich weitere typenspezifische<br />
Kriterien bzw. Ausprägungen von Kriterien identifizieren, anhand<br />
derer die Entscheidung für einen Plattformtyp validiert<br />
werden kann (Schritt 3b). Hierbei sollten vor allem Implikationen<br />
auf Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbeziehungen berücksichtigt<br />
werden. Bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Beitritts bieten<br />
z. B. erweiterte Frachtenbörsen durch zusätzliches Auftragsvolumen<br />
<strong>und</strong> Auslastungsoptimierung Potenziale, während bei Visibility-Plattformen<br />
häufig Effizienzsteigerungen <strong>und</strong> reduzierte<br />
Aufwände im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Hinsichtlich der Erweiterung<br />
des K<strong>und</strong>enstamms bieten Frachtenbörsen z. B. die Verknüpfung<br />
von kurzfristigen <strong>und</strong> eventuell nur einmaligen K<strong>und</strong>enbeziehungen,<br />
während Visibility-Plattformen ggf. durch die Anregung<br />
Digitale Plattformen spielen in der Logistikbranche eine wichtige<br />
Rolle <strong>und</strong> stellen Unternehmen vor zahlreiche Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen.<br />
Um KMU der Logistikbranche im Umgang mit<br />
digitalen Plattformen zu unterstützen, wurde im Rahmen des Forschungsprojekts<br />
„Fit4Plattform“ ein browserbasiertes Tool entwickelt,<br />
das Anwender von der Überlegung eines Beitritts oder einer<br />
Gründung über den Entscheidungsprozess der konkreten Gestaltung<br />
bis zur Umsetzung unterstützt. Interessierte Leser können<br />
das Tool über die nachfolgende Projekthomepage aufrufen.<br />
Grafiken: Autoren<br />
Förderhinweis: Das Projekt „Fit4Platform“ (Förderkennzeichen: 20802N) wird<br />
vom B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie (BMWi) im Rahmen der<br />
Richtlinie über die Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
gefördert.<br />
Autoren: Svenja Scholz M.Sc. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>und</strong><br />
Fachgruppenleiterin Supply-Chain-Management am FIR an der RWTH<br />
Aachen. Lukas Stratmann M.Sc. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am FIR an<br />
der RWTH Aachen. Bastian Bürklin B.Sc. ist wissenschaftliche Hilfskraft am<br />
FIR an der RWTH Aachen<br />
www.fit4platform.de<br />
14 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
BREMSEN FÜR FAHRERLOSE TRANSPORT-<br />
FAHRZEUGE: VON STANDARD- BIS<br />
MASSGESCHNEIDERT<br />
In Fahrerlosen Transportfahrzeugen setzen die Hersteller<br />
vielfach elektromagnetische Bremsen der Kendrion Intorq<br />
GmbH ein. Das Unternehmen bietet ein umfangreiches<br />
Standard-Sortiment <strong>und</strong> maßgeschneiderte Lösungen.<br />
Bei den Flurförderzeugen ist Kendrion Intorq laut eigenen<br />
Angaben in Europa Marktführer bei Federkraftbremsen für die<br />
Fahrzeugklassen 2 <strong>und</strong> 3. Das Unternehmen bietet für alle<br />
elektrisch betriebenen Fahrzeuge auf dem Markt eine Lösung<br />
<strong>und</strong> arbeitet dafür eng mit den Herstellern zusammen. Nicht<br />
immer müssen dabei Sonderlösungen entstehen oder Modifikationen<br />
vorgenommen werden. Bei klassischen Fahrerlosen<br />
Transportfahrzeugen können oftmals Sicherheitsbremsen aus<br />
dem Standardportfolio zum Einsatz kommen – für Sonderlösungen<br />
bietet Kendrion Intorq auch kleine oder flache Bremsen<br />
für den Antriebsstrang in allen Drehmomentbereichen an.<br />
www.kendrion.com<br />
QUADRATISCHES LEICHTGEWICHT<br />
Die Optimierung von kostbarem<br />
Raum im Lager <strong>und</strong> beim<br />
Transport stand bei der<br />
Entwicklung der neuen,<br />
nestbaren <strong>und</strong> quadratischen<br />
Leichtpalette von Smart-Flow<br />
im Fokus. Die Ladungsträger<br />
werden zum ersten Mal live auf<br />
der Fachpack in Halle 7, Stand<br />
7-321 zu sehen sein. Aufgr<strong>und</strong><br />
des quadratischen Formats<br />
lässt sich (Fracht)raum bis in die letzte Ecke ausnutzen. Ferner<br />
eignen sich die Paletten für den platzsparenden Transport <strong>und</strong><br />
das Container-Shipping. Die robusten Paletten sind aus<br />
hochwertigem recycelten HDPE-Kunststoff (wahlweise auch als<br />
Reinware) gespritzt. Verfügbar sind die quadratischen Leichtpaletten<br />
in den Maßen 1 100 × 1 100, 1 140 × 1 140 <strong>und</strong> 1 200 ×<br />
1 200 mm. Alle Varianten besitzen eine Höhe von 145 mm <strong>und</strong><br />
sind jeweils mit neun abger<strong>und</strong>eten 7-mm-Füßen ausgestattet.<br />
Das Eigengewicht beträgt 8,7, 9,2 <strong>und</strong> 10,2 kg.<br />
www.gw-sf.com<br />
TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT<br />
Dr.-Ing. Chr. Beumer, Beckum;<br />
Prof. Dr.-Ing. J. Fottner, München;<br />
Prof. Dr.-Ing. K. Furmans, Karlsruhe;<br />
Prof. Dr. M. ten Hompel, Dortm<strong>und</strong>;<br />
Prof. Dr.-Ing. R. Jansen, Dortm<strong>und</strong>;<br />
Prof. Dr. K.-O. Schocke, Frankfurt;<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. L. Schulze, Hannover;<br />
Prof. Dr.-Ing. R. Schulz, Stuttgart<br />
BAUMASCHINEN-<br />
RAMPE: SCHLÜSSIGES<br />
KONZEPT ÜBERZEUGT<br />
Für einen Baumaschinenhersteller<br />
hat das Unternehmen<br />
Butt eine mobile Spezialrampe<br />
gefertigt. Die Baumaschinerampe<br />
nutzt der Anwender<br />
zur Verladung von Kettenbaggern.<br />
Die schwere Sonderkonstruktion<br />
hat eine Traglast von<br />
35 Tonnen <strong>und</strong> lässt sich in<br />
der Höhe zwischen 1 000 <strong>und</strong><br />
1 350 mm verstellen. Zu den<br />
weiteren technischen Daten<br />
der nach EG-Maschinenrichtlinien<br />
gefertigten <strong>und</strong> über<br />
eine Kennzeichnung mit<br />
CE-Zeichen verfügende<br />
Baumaschinerampe gehören<br />
eine Gesamtlänge von<br />
10 000 mm, eine Fahrbreite<br />
von 3 000 mm <strong>und</strong> eine<br />
Gesamtbreite von 3 600 mm.<br />
Mithilfe der Butt-Schwerlasträder<br />
lässt sich die<br />
Rampe verfahren.<br />
Die Fahrspuren der Rampe<br />
bestehen aus rutschsicherem<br />
Schwerholz. Zum sicheren<br />
Befahren hat der Hersteller<br />
die Sonder rampe mit einem<br />
steckbaren Überfahrschutz<br />
ausgestattet. An beiden<br />
Seiten befinden sich Laufstege,<br />
um während der<br />
Verladung Arbeiten an den<br />
Kettenbaggern vorzunehmen.<br />
Die Voraussetzungen<br />
für das mittige Verladen<br />
schaffen in der Mitte der<br />
Baumaschinen rampe<br />
angebrachte Führungsprofile.<br />
Die Verladerampe ist<br />
darüber hinaus für die<br />
Unterfahrbarkeit der<br />
Verladeschienen des Lkw-<br />
Aufliegers geeignet.<br />
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INTRALOGISTIK<br />
SCHWERLAST-<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
LEICHT-<br />
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„WIR WOLLEN DER STEIGBÜGELHALTER FÜR<br />
UNTERNEHMEN BEI IHRER INDIVIDUELLEN<br />
DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE SEIN“<br />
Die Beschäftigung mit der Digitalisierung sollte für<br />
die Verantwortlichen in den Unternehmen zum<br />
Tagesgeschäft gehören. Im Interview mit André<br />
Käber, CEO der leogistics GmbH, beleuchten wir<br />
die Potenziale, die sich der Anwender in dem<br />
Zusammenhang mit der Softwareplattform<br />
myleo / dsc erschließt.<br />
Herr Käber, genießt das Thema Digitalisierung in der deutschen<br />
Wirtschaft den Stellenwert, der ihm zukommen sollte?<br />
André Käber: Die deutsche Wirtschaft verliert in vielen Schlüsseltechnologien<br />
den Anschluss, da sie zu wenig wagt <strong>und</strong> sich zu<br />
sehr auf der positiven Vergangenheit ausruht. Unternehmen müssen<br />
sich trauen, neue Wege zu gehen, Bestehendes in Frage zu<br />
stellen <strong>und</strong> mit Weitblick zu digitalisieren. Dazu gehört auch die<br />
Auswahl der richtigen Partner <strong>und</strong> Technologien. Covid-19 hat<br />
uns darüber hinaus gezeigt, wie es gehen kann, wenn der Druck<br />
nur groß genug wird. Der Zug ist also noch nicht abgefahren!<br />
Aus unserer Sicht ist es aber wichtig, die Vorteile der Digitalisierung<br />
aufzuzeigen. Das Ziel sollte es sein, mithilfe digitaler Technologien<br />
Prozesse transparenter zu machen, zu optimieren,<br />
vielleicht sogar zu automatisieren – <strong>und</strong> sich so einen Wettbewerbsvorteil<br />
zu verschaffen. Gleichzeitig verstehen wir die Sorgen<br />
unserer K<strong>und</strong>en: Eine der größten Herausforderungen ist<br />
die Ressourcenknappheit an Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
sowie Kapital, das bestehende Geschäft am Laufen zu halten<br />
<strong>und</strong> parallel dazu Neues entstehen zu lassen.<br />
Welche Ratschläge können Sie Unternehmen basierend auf<br />
Ihrer langjährigen Erfahrung als SAP-Software- <strong>und</strong> -Beratungshaus<br />
geben, damit ein Digitalisierungsprojekt zum Erfolg wird?<br />
André Käber: Das Wichtigste ist zuhören <strong>und</strong> verstehen, welche<br />
Anforderungen <strong>und</strong> vor allem Herausforderungen die K<strong>und</strong>en<br />
haben. Für viele geht das Thema Digitalisierung viel zu schnell.<br />
Viele unserer K<strong>und</strong>en haben ihre SAP-Systeme in der Vergangenheit<br />
mit drei bis fünf Mitarbeitern betrieben. Nun sollen sie<br />
sich auf einmal um eine immer komplexere Welt mit einem<br />
Cloud-First-Ansatz kümmern.<br />
Daher ist unsere Empfehlung eine Strategie der kleinen Erfolge.<br />
Setzen Sie sich realistische Ziele, sondieren Sie den Markt, fragen<br />
Sie andere Unternehmen, welche Ansätze diese nutzen <strong>und</strong><br />
legen Sie los! Es gibt heute außerdem bereits unabhängige<br />
Cloud-Lösungen mit kurzen Implementierungszeiten <strong>und</strong> flexiblen<br />
Verträgen, bei denen das finanzielle Risiko um ein Vielfaches<br />
kleiner ist als bei großen Transformationsprojekten.<br />
Starten Sie mit einem einfachen Digitalisierungsprojekt, wo<br />
aus Geschäftsperspektive der größte Nutzen für das Unternehmen<br />
zu finden ist. Nehmen Sie dabei auch bewusst die Business-Anwender<br />
mit. Gehen Sie in gemeinsame Design-Thin-<br />
king- oder Prozess-Workshops <strong>und</strong> entwickeln Sie so eine „gemeinsame“<br />
Lösung für Ihr Unternehmen.<br />
Ihre Softwareplattform myleo / dsc ist von einem internen<br />
Start-up Ihres Unternehmens entwickelt <strong>und</strong> vor gut zwei<br />
Jahren am Markt eingeführt worden. Warum bedurfte es<br />
hierfür der Gründung eines Start-ups?<br />
André Käber: Wenn man sich heute Umfragen mit Logistik-<br />
Start-ups anschaut, was sie heute anders machen würden, dann<br />
antworten diese häufig, dass sie viel früher den K<strong>und</strong>en in die<br />
Prozesse mit eingeb<strong>und</strong>en hätten. Dies haben wir von Anfang an<br />
bei unserer Idee getan. Im Mittelpunkt steht <strong>und</strong> stand immer<br />
die Lösung von K<strong>und</strong>enproblemen.<br />
In diesem Sinne haben wir das Beste aus zwei Welten vereint:<br />
das umfangreiche Logistik-, SAP- <strong>und</strong> Prozess-Know-how der<br />
DIE SOFTWAREPLATTFORM<br />
MYLEO / DSC IST DIE DIGITALE<br />
TRANSFORMATION FÜR WERKS-<br />
UND TRANSPORTLOGISTIK<br />
leogistics GmbH <strong>und</strong> die Dynamik, den Spirit eines Start-ups in<br />
Kombination mit neuen technologischen Möglichkeiten. Auf<br />
diese Weise entstand ein Corporate Start-up, das völlig anders<br />
arbeiten darf, sogar soll <strong>und</strong> unbürokratisch ans Werk geht. Wir<br />
stellen den Status quo des Supply Chain Managements von heute<br />
in Frage <strong>und</strong> arbeiten agil in gemischten Teams, das heißt<br />
Beraterinnen <strong>und</strong> Berater, Entwicklerinnen <strong>und</strong> Entwickler,<br />
Product Owner, die eigenständig, aber immer in enger Abstimmung<br />
miteinander an einer Lösung „basteln“.<br />
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Softwareplattform?<br />
André Käber: Wir wollen der Steigbügelhalter für Unternehmen<br />
bei ihrer individuellen Digitalisierungsstrategie sein. Aber nicht<br />
um der Digitalisierung willen, sondern um konkrete Potenziale in<br />
den Logistikprozessen zu <strong>heben</strong>. Ein Beispiel: Echtzeitdaten er<strong>heben</strong><br />
<strong>und</strong> für die Optimierung verschiedener Prozesse nutzen.<br />
Wir wollen Unternehmen helfen, sich mit ihrem kompletten<br />
Supply-Chain-Netzwerk zu vernetzen: Zusammenarbeit heißt<br />
Informationen austauschen <strong>und</strong> Prozesse End-to-End zu denken<br />
– <strong>und</strong> zwar über Unternehmensgrenzen hinweg. Nur so gelingt<br />
es uns, ein Stück weit die Welt des Supply Chain Managements<br />
<strong>und</strong> der Werkslogistik neu zu definieren, indem wir die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für IoT-Szenarien <strong>und</strong> KI-gestützte Prozesse bilden <strong>und</strong> den<br />
Grad der Automatisierung, Vernetzung <strong>und</strong> Integration erhöhen.<br />
Welche internen Hürden mussten Sie überwinden, damit die<br />
Zielsetzungen Realität wurden?<br />
André Käber: Selbstverständlich sind wir auf dem Weg auf Stolperfallen<br />
gestoßen. Anfangs haben wir an zu vielen Themen<br />
16 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PERSPEKTIVEN<br />
GRÖSSE?<br />
Gewicht?<br />
Form?<br />
Bild?<br />
gleichzeitig gearbeitet, vornehmlich einer Plattform zur Buchung von Zeitfenstern, einer<br />
Echtzeit-Visualisierung mit Geofencing <strong>und</strong> einer Yard-Management-Lösung. Dabei haben<br />
wir nicht immer sofort die richtigen Annahmen getroffen, wodurch wir zum Beispiel bei integrierten<br />
Prozessen auf Widerstände gestoßen sind. Heute gehen wir viele Themen mit einem<br />
anderen Architekturansatz an <strong>und</strong> identifizieren lose Enden, die später zusammengeführt<br />
werden.<br />
Vor allem war transparente Kommunikation notwendig. Viele Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
haben die myleo / dsc zunächst als Ablösung des SAP-Geschäfts betrachtet. Hier war Fingerspitzengefühl<br />
gefragt – am Ende hat der Markt aber gezeigt, dass wir keine kannibalisierende<br />
Lösung gebaut, sondern unser Portfolio um notwendige Dinge erweitert haben. Wir bedienen<br />
heute K<strong>und</strong>en, die ihre IT-Zielarchitektur nicht in der SAP-Welt sehen <strong>und</strong> auf der anderen<br />
Seite SAP-K<strong>und</strong>en, die funktionale Lücken nun durch die myleo / dsc geschlossen sehen.<br />
Wie war die Resonanz seitens der K<strong>und</strong>en auf das Ansinnen mit einer neuen Softwareplattform<br />
am Markt zu agieren?<br />
André Käber: Wie bei jedem neuen Produkt gilt es zu Anfang, die potenziellen K<strong>und</strong>en von der<br />
Idee zu überzeugen, Vertrauen aufzubauen <strong>und</strong> gemeinsam zu wachsen. Den Ansatz, Logistiklösungen<br />
im Stile von System-as-a-Service anzubieten, haben wir bereits vor einigen Jahren<br />
verfolgt. Der Markt war jedoch noch nicht so weit <strong>und</strong> viele Interessenten zeigten sich unsicher<br />
bei dem Gedanken, zentrale <strong>und</strong> vielleicht sogar wertschöpfende Prozesse in der Cloud abzu-<br />
Messen<br />
statt Schätzen.<br />
Frachtvermessung<br />
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RUBRIZIERUNGSEBENE<br />
F+H NACHGEFRAGT<br />
Die Softwareplattform myleo /<br />
dsc rückt die Zusammenarbeit<br />
über Unternehmensgrenzen,<br />
die Realtime-Datenverarbeitung<br />
<strong>und</strong> Prozessinnovationen<br />
in den Fokus<br />
bilden. Aber dann haben wir gemeinsam mit mehreren Ramp-up-<br />
K<strong>und</strong>en in Koinnovationsprojekten einfach losgelegt.<br />
Letztlich haben wir davon profitiert, dass sich mobile <strong>und</strong> Web-<br />
Technologien im Alltag rasant durchgesetzt haben: Wir sind es<br />
heute gewohnt, einen Computer in Form unseres Smartphones<br />
mit uns herumzutragen. Wir speichern unsere Informationen in<br />
Online-Speicherorten <strong>und</strong> reservieren bei einem Restaurantbesuch<br />
online unseren Tisch. Das hatte enorme Auswirkungen auf<br />
unser Geschäftsmodell <strong>und</strong> das Interesse unserer K<strong>und</strong>en an<br />
einer Logistikplattform für Werks- <strong>und</strong> Transportlogistik auf<br />
Cloud-Basis.<br />
Welche Benefits erschließt sich der Anwender mit der Nutzung<br />
von myleo / dsc?<br />
André Käber: Die Nutzung der myleo / dsc bringt für Unternehmen<br />
vieler verschiedener Branchen eine ganze Reihe von Vorteilen<br />
mit sich. Der Einstieg fällt aufgr<strong>und</strong> geringer Implementierungs-<br />
<strong>und</strong> Betriebskosten sowie der hohen Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich leicht. Allen gemein ist zudem, dass unsere<br />
Lösung durch vollumfängliche Digitalisierung für standardisierte,<br />
transparente <strong>und</strong> stabile End-to-End-Prozesse im Logistikumfeld<br />
sorgt. Man könnte sagen, die myleo / dsc ist die digitale<br />
Transformation für Werks- <strong>und</strong> Transportlogistik.<br />
Innerhalb weniger Tage können wir Geschäftspartner nahtlos<br />
miteinander integrieren, also zum Beispiel Verlader mit ihren<br />
Lieferanten <strong>und</strong> Spediteuren vernetzen <strong>und</strong> so ein smartes Supply-Chain-Netzwerk<br />
schaffen. Verlader können dadurch unter<br />
anderem eine Senkung der Standzeiten um bis zu 50 Prozent <strong>und</strong><br />
eine Steigerung der Ladestellenauslastung um bis zu 25 Prozent<br />
realisieren. Speditionen oder Transportdienstleister profitieren<br />
von geringen Kommunikationsaufwänden mit ihren Auftraggebern,<br />
kürzeren Wartezeiten bei Be- <strong>und</strong> Entladevorgängen <strong>und</strong><br />
können – wenn sie selbst auf die myleo / dsc setzen – ihren K<strong>und</strong>en<br />
durch erhöhte Transparenz auch einen besseren Service<br />
bieten. Im immer engeren Transportbeauftragungsmarkt ist das<br />
ein nicht zu unterschätzender Vorteil.<br />
Lassen Sie uns noch einen Blick in die Zukunft werfen: Welche<br />
Funktionserweiterungen sind gegenüber dem aktuellen<br />
Umfang noch denkbar?<br />
André Käber: Wir entwickeln die myleo / dsc kontinuierlich<br />
weiter <strong>und</strong> ergänzen laufend neue Features. Ganz neu sind zum<br />
Beispiel unser Behältermanagement, mit dem sich Leer- <strong>und</strong><br />
Leihgutbestände effizient verwalten lassen, sowie unser Equipment-Tracking,<br />
mit dem Ressourcen auf dem Werksgelände oder<br />
im Lager bis auf den Meter genau live verfolgt werden können.<br />
Zum einen gibt es Erweiterungen, die bereits in der Entwicklung<br />
sind. So spielt sich zum Beispiel derzeit unheimlich viel im Bereich<br />
Transportmanagement ab.<br />
Auf der anderen Seite beschäftigen wir uns mit zahlreichen Use Cases<br />
für den Einsatz Künstlicher Intelligenz <strong>und</strong> Computer Vision: Wir<br />
verfolgen seit jeher den Gr<strong>und</strong>satz, dass jeder Prozess immer noch<br />
besser gemacht werden kann. Warum soll also das System nicht<br />
selbst Rückschlüsse aus den Erfahrungen <strong>und</strong> bereits identifizierten<br />
Trends schließen <strong>und</strong> darauf aufbauend automatisiert handeln?<br />
Die Gr<strong>und</strong>lage dafür sind Informationen, vor allem Echtzeitdaten,<br />
die die myleo / dsc an verschiedenen Stellen erfasst: So zum<br />
Beispiel an den Telematikeinheiten der Lkw, die wiederum in die<br />
Zeitfensterplanung an den Werkstoren einfließen, oder durch<br />
Tracking von Equipment wie Gabelstaplern im Lager, mit deren<br />
Hilfe wir Ein- <strong>und</strong> Auslagerungsprozesse optimieren können.<br />
Die Fragen stellte Winfried Bauer, Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />
Fotos: leogistics<br />
www.leogistics.com<br />
18 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
VIDEOS,<br />
DIE SIE SEHEN MÜSSEN<br />
IFOY AWARD <strong>2021</strong><br />
Die Sieger <strong>und</strong> ihre Lösungen<br />
Der International Intralogistics and Forklift<br />
Truck of the Year (Ifoy) Award zeichnet die<br />
besten Intralogistikprodukte <strong>und</strong> -lösungen<br />
des Jahres aus. Über die Preisträger des Ifoy<br />
Award <strong>2021</strong> <strong>und</strong> ihre Lösungen können Sie<br />
sich in einem Video informieren. Einfach<br />
den QR-Code einscannen.<br />
WIFERION<br />
Prozesssicher, wartungsarm <strong>und</strong> produktivitätssteigernd<br />
Gemeinsam mit Wiferion präsentiert Safelog sein neues AGV M4. Die neue<br />
Motoreinheit ermöglicht verbesserte Leistungsdaten sowohl im Topspeed als<br />
auch bei geringen Fahrgeschwindigkeiten. Zudem ist das neue AGV-Flaggschiff<br />
weltweit das erste FTS, das standardmäßig mit der induktiven Ladelösung<br />
von Wiferion ausgestattet ist. So ermöglicht Safelog das verschleißfreie,<br />
vollautomatisierte Laden der Fahrzeuge im laufenden Prozess. Die<br />
Prozesssicherheit steigt so auch in sensiblen Umgebungen.<br />
INTHER GROUP<br />
Mehr Grip(p) in der Intralogistik<br />
Mit dem Gantry Robotic Intelligent Piece<br />
Picker (Gripp), hat die Inther Group eine<br />
vollautomatische, Roboter-basierte<br />
Kommissionierlösung mit intuitiver<br />
Benutzeroberfläche entwickelt.<br />
META<br />
Ein leistungsstarkes Lagerkonzept für Teilegroßhändler<br />
Der österreichische Pkw-Teilegroßhändler Stahlgruber Group ist auch am<br />
Standort Pforzheim ansässig. Vor kurzem wurde im Lagerbereich eine neue<br />
Ausstattung ausgeschrieben. Der Fachhändler Berg Lagertechnik erhielt den<br />
Auftrag, welcher zusammen mit dem Lagertechnikspezialisten Meta-Regalbau<br />
die Planungen <strong>und</strong> Umsetzung in enger Abstimmung mit Stahlgruber<br />
vorgenommen hat. Gemeinsam wurde eine neue dreigeschossige Fachbodenregalanlage<br />
auf Basis des Regalsystems Meta Clip realisiert.<br />
GAMMA-WOPLA<br />
Mit nachhaltigen Behältern grün umziehen<br />
Im Allgemeinen fällt bei Umzügen viel<br />
Verpackungsmüll an. Dass dies besser geht<br />
beweist der Dienstleister Boxit & Move<br />
– doch sehen Sie selbst.<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> 2017/10 <strong>2021</strong>/09 19
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
TITELSTORY<br />
TIEFKÜHL-HOCHREGALLAGER: WESTFALIA<br />
VEREINT KAPAZITÄT, GESCHWINDIGKEIT UND<br />
NACHVERFOLGBARKEIT FÜR 60 000 PALETTEN<br />
Mit einer Kühl- <strong>und</strong> Tiefkühlkapazität<br />
von gut 4 700 000 m 3 ist Kloosterboer<br />
ein führender Logistikdienstleister für<br />
temperaturgesteuerte<br />
Nahrungsmittel in Westeuropa.<br />
Der Spezialist für Lagerung,<br />
Befrachtung, Logistik, Zollabfertigung<br />
<strong>und</strong> logistische IT-Lösungen mit gut<br />
950 Mitarbeitern an mehreren<br />
Standorten baut sein internationales<br />
Netzwerk weiter aus. So entsteht<br />
zurzeit ein neues Tiefkühllager, für<br />
dessen Konzeption <strong>und</strong> komplette<br />
Technik des Lagersystems Westfalia<br />
als Intralogistik-Generalunternehmer<br />
verantwortlich zeichnet.<br />
20 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
TITELSTORY PRODUKTE UND SYSTEME <br />
Das neue automatische Tiefkühl-Hochregallager geht im<br />
Januar 2022 in Betrieb: Mit dem Cool Port 2 am City Terminal<br />
Rotterdam bedient Kloosterboer zunächst den<br />
Ankerk<strong>und</strong>en Lamb Weston/Meijer. Der Hersteller tiefgekühlter<br />
Kartoffelprodukte lässt durch den Logistikdienstleister<br />
die Exportprodukte seiner niederländischen Produktionsstandorte<br />
über den Rotterdamer Hafen abwickeln. Diese Waren werden<br />
künftig u. a. an den Cool Port 2 geliefert, auf Container geladen<br />
<strong>und</strong> per Binnenschiff zu den Containerterminals an der<br />
Maasvlakte transportiert.<br />
01<br />
PLANUNG UND AUTOMATISIERUNG EINES<br />
TIEFKÜHLLAGERS AUS EINER HAND<br />
Der Umschlag im Cool Port 2 ist mit H<strong>und</strong>erten von Paletten pro<br />
St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> seinem Hochleistungs-Sequencing-Buffer so beeindruckend<br />
wie die Dimension der Anlage. Das 6-gassige vollautomatische<br />
Tiefkühl-Hochregallager ist 69 m lang, 139 m breit, 41 m<br />
hoch <strong>und</strong> bietet 60 000 Regalstellplätze. Von Herbst 2020 bis Sommer<br />
<strong>2021</strong> wurden 4 100 Tonnen Stahl in das Kompaktlager in<br />
selbsttragender Silobauweise verbaut. Seit Juni bringt der Intralogistikspezialist<br />
Westfalia, der dieses Lager plante, seine Intralogistik-Technologie<br />
ein <strong>und</strong> automatisiert damit künftig einen täglichen<br />
Durchsatz tausender Paletten. Das Unternehmen produziert<br />
<strong>und</strong> installiert sechs seiner Regalbediengeräte <strong>und</strong> Fördertechnik<br />
inklusive SPS. Westfalia fertigt die Regalbediengeräte <strong>und</strong><br />
Förderaggregate am Stammsitz im ostwestfälischen Borgholzhausen,<br />
plant <strong>und</strong> programmiert die Steuerung <strong>und</strong> hält so die<br />
Lieferketten kurz <strong>und</strong> stabil.<br />
„Wir realisieren im Rotterdamer Hafen auf etwa einem Hektar<br />
ein maßgeschneidertes, effizientes <strong>und</strong> hochverfügbares Logistiksystem.<br />
Paletten werden mit selbstentladenden oder konventionellen<br />
Lastwagen angeliefert <strong>und</strong> gelangen von der Versandhalle<br />
über Rollenbahnen, Drehtische <strong>und</strong> Schleusen automatisch in<br />
das Tiefkühl-Hochregallager“, erklärt der bei Westfalia zuständige<br />
Projektmanager John van Dijk.<br />
Sensoren kontrollieren die Konturen der beladenen Euro- <strong>und</strong><br />
Industrie-Paletten <strong>und</strong> sortieren fehlerhafte, beschädigte Ladungsträger<br />
vorzeitig aus. So maximieren sie die Zuverlässigkeit<br />
des Systems.<br />
02<br />
VOLUMEN!<br />
WINNER<br />
LÄSST MASCHINEN SEHEN.<br />
SATELLIT: SCHONENDER DURCHSATZ<br />
HUNDERTER PALETTEN PRO STUNDE<br />
Im Hochleistungs-Tiefkühllager übernehmen die Regalbediengeräte<br />
<strong>und</strong> lagern bei bis zu -25 °C stündlich H<strong>und</strong>erte von beladenen<br />
Paletten ein <strong>und</strong> aus. Sein patentiertes Lastaufnahmemittel<br />
Satellit hat der Intralogistik-Generalunternehmer speziell für<br />
die mehrfachtiefe Lagerung konzipiert <strong>und</strong> über Jahrzehnte weiterentwickelt.<br />
Jedes Regalbediengerät lagert beidseitig Paletten in<br />
mehrfachtiefe Reihen. Im Servicefall können diese Kanäle verb<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
Üblicherweise biegen sich Euro- <strong>und</strong> Industrie-Paletten bei<br />
starker Beladung durch, die Qualität kann unterschiedlich sein.<br />
Das weltweit einzigartige Lastaufnahmemittel Satellit greift auf<br />
Profile zu, die die Paletten unterstützen <strong>und</strong> schonen. Diese Konstruktion<br />
erhöht generell deren Lebensdauer <strong>und</strong> verhindert,<br />
dass sich Ladungsträger durchbiegen, verklemmen <strong>und</strong> das System<br />
blockieren können. Der Sequencing-Buffer unterstützt den<br />
immensen Durchsatz.<br />
01 Das 6-gassige vollautomatische Tiefkühl-Hochregallager ist<br />
69 m lang, 139 m breit, 41 m hoch <strong>und</strong> bietet 60 000 Regalstellplätze<br />
02 Waren werden künftig an den Cool Port 2 geliefert, auf<br />
Container geladen <strong>und</strong> per Binnenschiff zu den Containerterminals<br />
an der Maasvlakte transportiert<br />
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PRODUKTE UND SYSTEME<br />
TITELSTORY<br />
Quelle: Westfalia Logistics Solutions Europe<br />
DATEN & FAKTEN DES TK-HOCH-<br />
REGALLAGERS COOL PORT 2<br />
K<strong>und</strong>enname: Kloosterboer B. V.<br />
Industrie: Nahrungsmittel<br />
Branche: temperaturgesteuerte Logistikdienstleistungen<br />
Lagerung, Befrachtung, Logistik, Zollabfertigung <strong>und</strong><br />
logistische IT-Lösungen für: temperaturgesteuerte<br />
Nahrungsmittel<br />
Lagerstandort: City Terminal Rotterdam<br />
Leistung Westfalia: Generalunternehmer für die<br />
komplette Technik des Lagersystems<br />
Baujahr: <strong>2021</strong><br />
Realisierungszeitraum: Juli 2020 – Januar 2022<br />
Lagertyp: Mehrfachtief<br />
Lagertemperatur: bis zu –25 °C (Tiefkühllager)<br />
Lagerabmessungen: 69 × 139 × 41 m (L × B × H)<br />
Regalstellplätze: 60 000<br />
Ladehilfsmittel: Palette (Holz)<br />
Regalbediengeräte: 6<br />
Höhe der Regalbediengeräte: ca. 38 m<br />
Lastaufnahmemittel: Satellit<br />
Software: Savanna.NET<br />
ANFORDERUNGEN DES BETREIBERS<br />
Automatisierter Standort nachhaltiger Logistikdienstleistung<br />
für konditionierte Nahrungsmittel, die eigenen<br />
B2B-K<strong>und</strong>en beträchtliche operationelle <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Leistungssteigerungen bietet.<br />
Konsolidierung <strong>und</strong> Automatisierung von Tiefkühllagern<br />
an der logistisch attraktiven Containerabwicklung des<br />
Rotterdamer Hafens sowie vollautomatische nachhaltige<br />
Lagerkapazität <strong>und</strong> Durchsatzleistung mithilfe<br />
moderner Technologie.<br />
INTRALOGISTISCHE DETAILS<br />
n Hochleistungs-Verladepuffer ergänzt kompakte<br />
Lagerung <strong>und</strong> Kapazität ideal mit enormer Verladegeschwindigkeit,<br />
sequenzgenau.<br />
n Performance für Logistikk<strong>und</strong>en, auf individuelle<br />
Bedarfe temperaturgesteuerter Nahrungsmittel-Logistik<br />
zugeschnitten.<br />
n Transparenz <strong>und</strong> komplette Kontrolle des Materialflusses<br />
durch Schnittstelle für die K<strong>und</strong>en des Tiefkühl-<br />
Logistikdienstleisters.<br />
BESONDERHEITEN BEI GESAMTPROJEKT<br />
Einhaltung der projektierten Termine trotz Corona-<br />
Beschränkungen. Möglich machte dies die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Fertigung im Hause Westfalia sowie die Bereitstellung<br />
von Montage- <strong>und</strong> Servicekräften durch den<br />
Intralogistik-Spezialisten.<br />
03<br />
„Das Lagerlayout ist speziell auf unseren Auftraggeber zugeschnitten“,<br />
so van Dijk. „Dabei hat Kloosterboer die komplette Kontrolle<br />
über den Materialfluss. Diese Transparenz ist für die Kloosterboer-<br />
K<strong>und</strong>en ein herausragender Vorteil. Gemäß des im System erfassten<br />
Auftrags wird die Ware aus dem Lager entnommen, per Fördertechnik<br />
in das superschnelle Zwischenlager <strong>und</strong> von dort zur Versandzone<br />
befördert <strong>und</strong> in exakt der Reihenfolge bereitgestellt, in<br />
der sie in die Lkw an den Docks verladen werden soll.“<br />
Die Regalbediengeräte lagern die Ware unsortiert <strong>und</strong> streckeneffizient<br />
aus, erst in den Puffern wird sie containergerecht<br />
sequenziert. „Kanallager <strong>und</strong> Hochleistungs-Verladepuffer kombinieren<br />
kompakte Lagerung <strong>und</strong> Kapazität mit enormer Verladegeschwindigkeit.<br />
Sie ergänzen sich perfekt“, beschreibt Thomas<br />
Schoch, Vertrieb International bei Westfalia, das Hochleistungssystem.<br />
NACHHALTIG SOWIE KOSTEN- UND<br />
ENERGIEEFFIZIENT<br />
Mit seiner energieeffizienten, wirtschaftlichen Satelliten- <strong>und</strong> Sequencing-Buffer-Technologie<br />
sowie modernen Tiefkühl-Anlagenkomponenten<br />
trägt Westfalia zu einem Branchen-Leuchtturm<br />
bei: Das Tiefkühl-Hochregallager ist rd. 35 bis 45 Prozent<br />
energieeffizienter als ein konventionelles Tiefkühllager. Das Gebäude<br />
wird derzeit nach Breeam-Anforderungen gebaut <strong>und</strong> dafür<br />
ausgelegt, bei Bedarf bis zu 2 700 Solarmodule für die Energieeigenversorgung<br />
zu tragen.<br />
Bereits in der Vergangenheit hat der Logistikdienstleister auf<br />
das Know-how des Intralogistik-Spezialisten zurückgegriffen.<br />
2018 war der Generalunternehmer schon mit dem Kloosterboer-<br />
Tiefkühllager in Lelystad beauftragt worden, einem Tiefkühl-<br />
Hochregallager für den Erstk<strong>und</strong>en McCain. 2003 <strong>und</strong> 2010 hatte<br />
Westfalia TK-Kanallager im Kloosterboer Delta Terminal Rotterdam<br />
Maasvlakte <strong>und</strong> im französischen Harnes geplant <strong>und</strong> technologisch<br />
realisiert. Nach Cool Port 2 sind weitere Projekte mit<br />
Kloosterboer geplant <strong>und</strong> beauftragt.<br />
22 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
TITELSTORY PRODUKTE UND SYSTEME <br />
04 05<br />
03 Das Tiefkühl-Hochhaus ist rd. 35<br />
bis 45 Prozent energieeffizienter als<br />
ein konventionelles Tiefkühllager <strong>und</strong><br />
dafür ausgelegt, bei Bedarf bis zu<br />
2 700 Solarmodule für die Energieeigenversorgung<br />
zu tragen<br />
04 Sechs Regalbediengeräte hat<br />
Westfalia in das Lagersystem<br />
eingebracht<br />
05 Nach der mechanischen<br />
Einbringung folgt die Inbetriebnahme.<br />
SPS <strong>und</strong> Warehouse Execution System<br />
Savanna.NET steuern das Hochleistungs-Tiefkühllager<br />
mit einem<br />
täglichen Durchsatz von tausenden<br />
Paletten<br />
SAVANNA.NET: ALL-IN-ONE-LÖSUNG<br />
FÜR MATERIALFLUSSSTEUERUNG UND<br />
LAGERVERWALTUNG<br />
Softwareseitig wurden Neu- <strong>und</strong> Bestandsanlagen auf das aktuelle<br />
Warehouse Execution System (WES) Savanna.NET von Westfalia<br />
konsolidiert, das auch im Cool Port 2 die komplette Lagerverwaltung<br />
<strong>und</strong> Materialflusssteuerung dirigieren wird <strong>und</strong> als Allin-one-Softwarelösung<br />
umfassende Funktionen von Warehouse<br />
Management Software <strong>und</strong> Warehouse Control Software vereint.<br />
Trotz Corona-Einschränkungen wechselte zuletzt das Lager im<br />
Delta Terminal pünktlich im Dezember 2020 auf das neue WES –<br />
Westfalia nahm es remote von Borgholzhausen aus in Betrieb.<br />
„Das Warehouse Execution System ist zugleich eine maßgeschneiderte<br />
Schnittstelle für die K<strong>und</strong>en von Kloosterboer <strong>und</strong><br />
bietet maximale Transparenz der eigenen Logistikleistungen“, erläutert<br />
Schoch. „Indem wir alle automatischen Kloosterboer-<br />
Tiefkühllager auf einen Systemstand setzen, sind sie effektiv vernetzt.“<br />
Prozesse, die für eines der Lagersysteme definiert werden,<br />
ließen sich so auch schneller für die anderen Systeme, die Savanna.NET<br />
steuert, implementieren.<br />
„Das Tiefkühl-Hochregallager Cool Port 2 bietet unseren K<strong>und</strong>en<br />
einen strategischen Standort für den multimodalen Transport“, beschreibt<br />
Nicolas Robin, Operational Project & Implementation Manager<br />
bei Kloosterboer, die Projektziele des Logistikdienstleisters.<br />
„Mit dem automatischen Tiefkühl-Hochregallager wollen wir die<br />
Effizienz unseres Lagers r<strong>und</strong> um die Uhr optimieren <strong>und</strong> unseren<br />
K<strong>und</strong>en ein Höchstmaß an Service bieten. Mit diesem System maximieren<br />
wir unsere Effizienz <strong>und</strong> unser Serviceniveau.“<br />
Für Robin war die erneute Zusammenarbeit mit Westfalia Logistics<br />
Solutions Europe eine klare Entscheidung: „Westfalia ist für uns<br />
ein langjähriger Partner für unsere automatischen Tiefkühl-Hochregallager<br />
mit mehrfachtiefen Kanälen. Diese Lösungen sind bewährt<br />
– wir haben bereits drei Tiefkühl-Kompaktlager gemeinsam<br />
realisiert. Die Lösungen <strong>und</strong> Herangehensweise von Westfalia entsprechen<br />
unseren hohen Standards <strong>und</strong> Anforderungen. Zugleich<br />
haben unsere Unternehmen durch diese Kooperation gemeinsam<br />
ihre Kompetenzen erhöht <strong>und</strong> ihre Standards weiter verbessert.<br />
Wir arbeiten eng in zugewiesenen Projektteams zusammen. Bei<br />
Westfalia widmet sich ein IT-Spezialistenteam <strong>und</strong> ein Projektleiter<br />
intensiv den Kloosterboer-Projekten. Sie kennen unsere Anforderungen<br />
<strong>und</strong> Prozesse genau. Das hilft ausgesprochen, den Erfolg<br />
der Projekte sicherzustellen.“ Vor allem in Zeiten der Reisebeschränkung<br />
habe sich die vertrauensvolle Zusammenarbeit bewährt,<br />
so der Operational Manager. Das perfekte Beispiel dafür sei<br />
„die Umstellung des Warehouse Execution Systems am Kloosterboer<br />
Delta Terminal im Dezember 2020 unter den Einschränkungen<br />
durch Covid-19: Die Tests <strong>und</strong> Inbetriebnahme der Software wurden<br />
von Westfalia remote aus Deutschland <strong>und</strong> vom Kloosterboer-<br />
Team vor Ort am Standort durchgeführt.“<br />
Fotos: Westfalia Logistics Solutions Europe<br />
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28 000 m² Fläche, 85 000 lagernde Produkte <strong>und</strong><br />
eine Abfertigungskapazität von bis zu 167 000<br />
Bestellungen pro Tag – diese Werte beschreiben<br />
das neue Logistikzentrum des Onlinehändlers<br />
Flaconi in aller Kürze. Ein jährliches Wachstum<br />
von 48 Prozent, klare Expansionspläne sowie die<br />
ständige Erweiterung des Beauty-Sortiments<br />
machten diese Leistungssteigerung <strong>und</strong> die<br />
damit verb<strong>und</strong>ene Verdreifachung der<br />
bisherigen Lagerkapazität notwendig.<br />
Der Beauty Onlineshop Flaconi wurde 2011 in Berlin gegründet<br />
<strong>und</strong> entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu<br />
einem der größten Online Pure Player für Beauty-Produkte<br />
in Deutschland. Mit den Kategorien Parfum, Pflege,<br />
Make-up sowie Haarpflege <strong>und</strong> Accessoires werden von Drogerie<br />
über Naturkosmetik bis Premium, alle Produktsegmente<br />
abgedeckt. Das Unternehmen ist neben Deutschland in Öster-<br />
reich <strong>und</strong> Polen vertreten <strong>und</strong> kontinuierlich auf Wachstumskurs.<br />
Die Gr<strong>und</strong>lage für die Expansion bildet das neue, auf die<br />
Bedürfnisse des Online-Retailers abgestimmte, Logistikzentrum<br />
im Gewerbezentrum „Star Park“ in Halle an der Saale.<br />
PRÄZISE PLANUNG UND VORBEREITUNG<br />
Bei der Konzeption des Logistikzentrums bestand die Herausforderung<br />
vor allem darin, eine exakt auf die Produkt- <strong>und</strong> Prozessbedürfnisse<br />
von Flaconi angepasste Lagerlösung zu entwickeln.<br />
Die kleinteilige Ware sollte der aktuellen Nachfrage entsprechend<br />
vorgehalten werden können. Dabei galt es, den Warenfluss durch<br />
kurze Warenwege zu beschleunigen. So sollten z. B. einfach ein<strong>und</strong><br />
auslagerbare schnelldrehende Produkte nah am Verpackungsbereich<br />
platziert werden.<br />
Eine weitere Herausforderung für die Planer lag in den Produkten<br />
selbst. Einige Bestandteile der Beauty-Ware sind als Gefahrstoffe<br />
einzustufen, für die ein aufwändiges Brandschutzkonzept<br />
nötig ist. Ein Parfum z. B. hat gleich mehrere Risikomerkmale im<br />
Sinne von § 3 der Gefahrstoffverordnung. Das Produkt wird als<br />
brand<strong>fördern</strong>d <strong>und</strong> hochentzündlich eingestuft. „Der Brandschutz<br />
bei der Lagerung von Gefahrgut in komplexen Anlagen ist<br />
immer ein heikles Thema, vor allem wenn es während der Realisierungsphase<br />
noch zu Änderungen kommt,“ erklärt Sascha Lichtenthäler,<br />
Vertriebsleiter Schulte Lagerkonzepte. „In diesen Situ-<br />
24 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
Mithilfe von<br />
leichtgängigen<br />
Etagenwagen<br />
lassen sich bis zu<br />
20 Bestellungen<br />
gleichzeitig<br />
zusammenstellen<br />
ationen ist ein gemeinsamer Testaufbau vor Ort maßgeblich. Hier<br />
lassen sich dann notfalls noch Anpassungen vornehmen.“<br />
Nach mehreren Workshops <strong>und</strong> Präsentationen ging der Zuschlag<br />
zur Umsetzung an die Lagerspezialisten der Schulte Lagerkonzepte<br />
aus S<strong>und</strong>ern. „Die Lösung der Firma Schulte ist optimal<br />
für uns, da sie flexibel ist. Im schnelllebigen Onlinegeschäft<br />
müssen wir agil bleiben, kurzfristig <strong>und</strong> vor allem auch saisonal<br />
agieren können. Oft kann man die Logistik gar nicht so schnell<br />
umbauen, wie es das Marketing vorgibt“, erklärt Dr. Steffen Christ,<br />
COO bei Flaconi.<br />
EFFIZIENT, FLEXIBEL UND SKALIERBAR<br />
Das Herzstück der neuen Lagerlogistik bilden mehr als 2 000<br />
Fachbodenregalfelder mit sechs respektive zwölf Ebenen. In der<br />
Summe wurden 18 690 Fachböden vom Typ Multiplus mit etwa<br />
225 000 Stellplätzen installiert. Mit einer Kantenhöhe von 25 mm<br />
realisiert der Fachboden – im Zusammenspiel mit dem 25-mm-<br />
Raster der T-Profile-Rahmen – mehr Lagerebenen bei gleicher<br />
Regalhöhe <strong>und</strong> damit eine ergonomische Bedienung aufgr<strong>und</strong><br />
einer geringeren Griffhöhe. Weitere Merkmale des Multiplus-<br />
Fachbodenregals sind die einfache Montage im Stecksystem sowie<br />
die Möglichkeit zum problemlosen Umbau. Auf Betreiberwunsch<br />
präsentieren sich die Vollblechseitenwände in den Corporate-Design-Farben<br />
von Flaconi.<br />
Um den Anforderungen der schnell drehenden Produkte zu<br />
entsprechen, hat Schulte 30 Durchlaufregalfelder mit 1200 Lagerkanälen<br />
installiert. Jede Regalebene hat eine spezifische Länge,<br />
sodass eine optimale Eingriffsöffnung sichergestellt ist. Darüber<br />
hinaus steht ein breiter Röllchenteppich zur Verfügung, um möglichst<br />
viele unterschiedliche Kartonagen lagern zu können. In Sachen<br />
Brandschutz sind für diesen Regal-Typ eine Regalsprinklerung<br />
sowie Wärmestaubleche vorgeschrieben. Komplettiert wird<br />
das Lagerkonzept durch 84 Palettenregalfelder mit ca. 700 Lagerplätzen.<br />
Der Betreiber hat sich bewusst für einen manuelle Kommissionierung<br />
entschieden. Christ: „Unsere Lagerung muss skalierbar<br />
sein. Im Weihnachtsgeschäft machen wir 40 Prozent unseres Jahresumsatzes,<br />
da hilft uns kein automatisiertes System, das sich<br />
zehn Monate langweilt <strong>und</strong> dann überlastet ist.“<br />
PUNKTLANDUNG IN DER UMSETZUNG<br />
Das Projekt konnte – vom Auftrag bis zur Abnahme – in sechs Monaten<br />
umgesetzt werden. Für die reine Montage war ein Zeitraum<br />
von sechs Wochen angesetzt. „Es hat alles problemlos funktioniert,<br />
sodass wir das Lager pünktlich in Betrieb nehmen konnten“,<br />
so Anne Kriegsmann aus dem Bereich Operations Excellence<br />
bei Flaconi. Pragmatisch, lösungsorientiert <strong>und</strong> kommunikativ<br />
sei der Projekt-Spirit gewesen, so die Beteiligten. Christ:<br />
„Für uns war es maßgeblich, immer genau einen Ansprechpartner<br />
zu haben. Demzufolge konnten wir sicherstellen, dass vom<br />
Angebot bis zur Abnahme keine Informationen aufgr<strong>und</strong> unnötiger<br />
Schnittstellen verloren gehen konnten.“<br />
Fotos: Gebrüder Schulte<br />
www.schulte-lagertechnik.de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 25
F+H NACHGEFRAGT<br />
„WIR SIND BEREIT FÜR NEUE<br />
HERAUSFORDERUNGEN“<br />
Im Jahr 2017 hat das Unternehmen Bito das<br />
Fahrerlose Transportsystem LEO Locative<br />
präsentiert. Wir haben uns für Sie bei Dennis<br />
Ramers über die Entwicklungsgeschichte des<br />
Systems informiert. Im Gespräch mit dem Leiter<br />
FTS der Bito-Lagertechnik Bittmann GmbH<br />
kamen aber auch aktuelle Überlegungen r<strong>und</strong><br />
um die FTS-Technik im Allgemeinen <strong>und</strong> die<br />
zukünftigen Ziele, die man in Meisenheim mit<br />
dem System verbindet, im Speziellen nicht zu<br />
kurz.<br />
Am Markt ist Bito als Unternehmen mit langer Tradition im<br />
Bereich Regalbau <strong>und</strong> Behälter bekannt. Was gab den<br />
Ausschlag, sich mit dem Thema Fahrerlose Transportsysteme zu<br />
beschäftigen?<br />
Dennis Ramers: Die Motivation sich im Jahre 2012 dem Thema<br />
Fahrerlose Transportsysteme zuzuwenden, fand vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
statt, sich ein vielversprechendes Terrain, jenseits unserer<br />
angestammten Geschäftsfelder, wie Sie richtig erwähnten<br />
des Regalbaus <strong>und</strong> der Fertigung von Behältern, zu erschließen.<br />
Im Fokus der Überlegungen stand, nach dem die Entscheidung<br />
seitens der Inhaber <strong>und</strong> der Geschäftsführung in 2015 gefallen<br />
war, das Thema weiterzuverfolgen, ein Komplettsystem für den<br />
fahrerlosen Behältertransport zu schaffen, das sich durch einfache<br />
Funktionsweise, kurze Projektlaufzeiten <strong>und</strong> überschaubare<br />
Investitionskosten auszeichnet. Das Go habe ich damals übrigens<br />
in der Woche vor meiner Hochzeit erhalten.<br />
Wenn Sie so wollen hat man Ihnen ein besonderes Hochzeitsgeschenk<br />
gemacht.<br />
Dennis Ramers: (lacht) Ja, das haben Sie nett formuliert <strong>und</strong><br />
finde ich auch. Ende 2017 wurde das System dann am Markt<br />
26 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
eingeführt <strong>und</strong> 2019 um eine eigene dezentrale Zielsteuerung<br />
erweitert. Das Systemmerkmal Einfachheit resultiert aus der<br />
simplen Realisierung des Fahrkurses. Das System kommt ohne<br />
WLAN <strong>und</strong> IT aus. Die Steuerung des Fahrzeugs findet über eine<br />
auf dem Hallenboden aufgeklebte optische Spur <strong>und</strong> ebenfalls<br />
auf dem Hallenboden angebrachte Marker statt. Diese Markierungen<br />
kann der Betreiber bei Änderungen des Layouts problemlos<br />
selbst anpassen. Verfügbar ist das System ferner mit dezentraler<br />
Zielsteuerung: Der Betreiber kann Ware von einem<br />
Startpunkt an ein beliebig ausgewähltes Ziel schicken, das zuvor<br />
zum Beispiel über ein Tablet angegeben wurde. Gesendet wird<br />
die Zielinformation via Tablet per Bluetooth an eine Smart-Box,<br />
die an der LEO-Station als Behälterübergabestation angebracht<br />
WIR HABEN MIT DEM SYSTEM<br />
LEO LOCATIVE EINE EVOLUTIONS-<br />
STUFE ERREICHT, DIE ES UNS NUN<br />
ERLAUBT, DAS ANWENDUNGS-<br />
SPEKTRUM SUKZESSIVE<br />
AUSZUBAUEN<br />
ist. LEO Locative fährt mit der Ware den vorgegebenen Parcours<br />
bis zur Haltestation. Halt <strong>und</strong> somit Ziel sind wiederum über<br />
einen entsprechenden Marker am Hallenboden definiert. Das<br />
Fahrerlose Transportfahrzeug gibt am Ziel den Behälter mit der<br />
Ware an der gewünschten Station ab.<br />
Die Station ist neben der Einfachheit ein entscheidender Kaufgr<strong>und</strong><br />
für die K<strong>und</strong>en. Die automatisierte Auf- <strong>und</strong> Abgabe von<br />
Behältern ohne Zeitverlust, zusammen mit der Option Pufferbahnen<br />
zu integrieren, ist in dieser Form einmalig auf dem Markt.<br />
Wie Sie meinen Ausführungen entnehmen können, lässt sich<br />
mithilfe unseres Systems eine einfache, aber effektive Entkopplung<br />
von Mensch <strong>und</strong> Transport in der Produktion realisieren.<br />
Kurze Projektlaufzeiten <strong>und</strong> geringer Invest ergeben sich dadurch,<br />
dass es sich beim LEO Locative, wie bereits ausgeführt,<br />
um ein Standardfahrzeug handelt. Der Wirtschaftlichkeit zugutekommt<br />
die Skalierbarkeit des Systems. Der Betreiber kann also<br />
bei positivem Geschäftsverlauf, den ich an dieser Stelle einmal<br />
mit einem höheren Produktionsvolumen gleichsetze, seine Materialflussanlage<br />
den neuen Gegebenheiten durch die Integration<br />
weiterer Fahrzeuge anpassen. Und dies ohne ein IT-Projekt<br />
starten zu müssen. Somit bieten wir dem Betreiber ein hohes<br />
Maß an Flexibilität im Ablauf des Materialflusses.<br />
Dieses Jahr haben Sie den LEO custom auf den Markt gebracht.<br />
Was war die Motivation?<br />
Dennis Ramers: Historisch gesehen, decken wir mit dem LEO<br />
Locative den Behältertransport von A nach B in einer Produktion<br />
ab oder komplexe Anwendungen im Bereich der Produktionsmontage,<br />
um zum Beispiel Montagestationen in der Fertigung<br />
mit Einzelteilen aus dem Supermarkt-Lager zu versorgen.<br />
Nachdem sich das Potenzial unseres Systems in der Branche<br />
herumgesprochen hatte, traten Anlagenbetreiber mit der Fragestellung<br />
an uns heran, ob wir ihnen auch Fahrzeuge für andere<br />
Ladehilfsmittel als Behälter zur Verfügung stellen könnten. Nach<br />
der Entwicklung von LEO custom kann ich diese Frage mit ja<br />
beantworten. Entstanden ist, lassen Sie es mich so formulieren,<br />
ein individualisierbares Standardfahrzeug jenseits des Behältertransports.<br />
Dieses Standardfahrzeug weist also einige betreiberspezifische<br />
individuelle Merkmale auf. Dazu gehören offene<br />
Schnittstellen, also freie Ein- <strong>und</strong> Ausgänge, sowohl digital als<br />
auch analog. Damit ermöglichen wir dem Betreiber zum Beispiel<br />
an definierten Stellen des Materialflussparcours Strom aus<br />
dem Fahrzeug für andere Geräte zu nutzen. Des Weiteren lässt<br />
sich das Fahrzeug mit definierten Montagepunkten für das Lastaufnahmemittel<br />
ausstatten. Somit kann der Betreiber die Individualisierung<br />
des LEO custom selbst vornehmen beziehungsweise<br />
wir können dies für ihn im gewissen Rahmen tun.<br />
Was können wir von Bito LEO darüber hinaus erwarten?<br />
Dennis Ramers: Wir stehen im engen Austausch mit den Betreibern<br />
<strong>und</strong> hören genau zu, wo sie der Schuh in Sachen Materialfluss<br />
drückt. Und so gibt es noch eine ganze Reihe von Anwendungen,<br />
die sich mit dem LEO abdecken lassen <strong>und</strong> für die wir<br />
zurzeit Lösungen entwickeln. Dabei geht es unter anderem um<br />
den Vorstoß in andere Traglastklassen <strong>und</strong> Anwendungen. Wir<br />
arbeiten parallel an neuen Produkten, Produktfeatures, zum<br />
Beispiel in puncto Lastaufnahmemittel, aber auch an Technologien,<br />
die unser System weitervoranbringen. Kurzum: Wir haben<br />
mit dem System in der Zwischenzeit eine Evolutionsstufe erreicht,<br />
die es uns nun erlaubt, das Anwendungsspektrum sukzessive<br />
auszubauen <strong>und</strong> damit quasi auch immer mehr potenzielle<br />
K<strong>und</strong>en für das System zu gewinnen. Im vierten Quartal<br />
dieses Jahres planen wir die Markteinführung des LEO Flow<br />
genannten dritten Mitglieds der LEO-Produktfamilie. LEO Flow<br />
verfügt als Lastaufnahmemittel über eine angetriebene, automatisch<br />
höhenverstellbare Rollenbahn anstatt unseres bekannten<br />
Übergabesystems. Impulsgeber für diese Lösung war ebenfalls<br />
eine konkrete Anforderung bei einem K<strong>und</strong>en, der aufgr<strong>und</strong> der<br />
Rahmenbedingungen in der Produktion nach einem platzeffizi-<br />
Charge &<br />
Connect<br />
Die digitale Vernetzungslösung für maximale<br />
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F+H NACHGEFRAGT<br />
Eine gelochte Montageplatte erlaubt es, das FTF LEO Custom mit betreiberspezifischen Lastaufnahmemitteln<br />
auszustatten. Über den 64-poligen Standard-Harting-Stecker lassen sich z. B. elektronische Verbraucher<br />
anschließen, Sensorsignale auslesen oder Sensoren anbauen<br />
enten Materialflusssystem suchte. Auch wenn einer der wichtigen<br />
Impulse für LEO Flow aus dem Umfeld der Produktionslogistik<br />
kam, wollen wir uns mit diesen Geräten Anwendungen<br />
jenseits der Produktionslogistik erschließen. Ganz konkret denke<br />
ich dabei an intralogistische Aufgabenstellungen wie die<br />
Bereitstellung zu kommissionierender Ware in einem Distributionszentrum.<br />
Die Digitalisierung beziehungsweise der Gedanke von Industrie<br />
4.0 haben großen Einfluss auf die Prozesse Ihrer K<strong>und</strong>en.<br />
Übernimmt der LEO im Zeitalter von Industrie 4.0 mehr als die<br />
Rolle eines Materialflusssystems, das Ladungsträger von der<br />
Quelle zu einer Senke bringt?<br />
Dennis Ramers: Industrie 4.0 bedeutet primär Vernetzung von<br />
Systemen in der Produktion oder im Lager <strong>und</strong> selbstregulierende<br />
Kreisläufe ohne Zutun von Personen. Jetzt könnten Sie entgegenhalten,<br />
dass wir in Standardfällen bei unserem FTS auf eine<br />
Integration in die IT-Landschaft verzichten. Wir bewegen uns<br />
mit dem LEO Locative also eher auf der Ebene der logischen<br />
Vernetzung. Hieraus resultiert, ich erwähnte dies zu Beginn<br />
unseres Gesprächs, die einfache Funktionsweise des Systems.<br />
Im Rahmen der Digitalisierung, eine der Voraussetzungen für<br />
die Umsetzung von Industrie-4.0-Konzepten, ist die Definition<br />
neuer Kommunikationsstandards unerlässlich. Um eine einheitliche<br />
Kommunikation von Fahrerlosen Transportfahrzeugen zu<br />
schaffen, wurde seitens des Verbands der Automobilindustrie<br />
VDA die Kommunikationsschnittstelle VDA 5050 entwickelt. Die<br />
VARIOGATE<br />
einheitliche Schnittstelle ermöglicht es, Fahrzeuge verschiedener<br />
Hersteller unter einem beliebigen Leitsystem zu kombinieren.<br />
Die LEO-Produktfamilie wird hier eine Kompatibilität<br />
schaffen <strong>und</strong> ist damit „Industrie 4.0“-tauglich. Demzufolge<br />
wird auch unser FTS in Zukunft mehr sein als ein Vehikel zum<br />
Transport von Ladungsträgern von A nach B.<br />
Im Begriffspaar Fahrerlose Transportsysteme steckt schon eine<br />
der Herausforderungen für die Anbieter derartiger Systeme: Es<br />
geht um die Integration eines Systems in die Abläufe bei einem<br />
zukünftigen Betreiber. Wie ist Bito in Sachen Systemintegration<br />
aufgestellt?<br />
Dennis Ramers: Wir sind <strong>und</strong> werden auch in Zukunft kein<br />
Systemintegrator. Dies gilt für die Bereiche Regale <strong>und</strong> Behälter<br />
ebenso wie für das Segment FTS. Alleine schon aufgr<strong>und</strong> unserer<br />
Firmenphilosophie kommt dies für uns nicht in Frage.<br />
Auf der Website Ihres Unternehmens steht zu lesen: „LEO<br />
amortisiert sich in weniger als 12 Monaten“. Ist diese Aussage<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass eine Amortisierung von diversen<br />
jeweils projektbezogenen Faktoren abhängt, nicht zu<br />
pauschal?<br />
Dennis Ramers: Ja <strong>und</strong> Nein. Selbstverständlich gibt es auch<br />
Projekte, deren Amortisierung mehr als zwölf Monate dauert.<br />
Das System kann zum Beispiel die Versorgung von Produktionsmaschinen<br />
mit Ware aus dem Lager in idealer Art <strong>und</strong> Weise<br />
abbilden. So lassen sich verschiedene Roh-, Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffe<br />
vom Lager, die an verschiedenen LEO-Übergabestationen<br />
bereitgestellt werden, zu Übergabestationen an den Produktionsmaschinen<br />
transportieren. Das spart dem Personal viele<br />
Laufwege <strong>und</strong> dem Betreiber somit Zeit <strong>und</strong> Kosten. Entsprechend<br />
schnell rechnet sich eine Investition. Aber selbst bei unserer<br />
bis dato größten Anlage, dabei handelt es sich um die Lieferung<br />
von 200 LEO Locative, die an drei Standorten des Betreibers<br />
eingesetzt werden, lag die Amortisierung bei weniger als 24<br />
Monaten.<br />
Vielen Dank für das Gespräch<br />
Das Interview mit Dennis Ramers, Leiter FTS der Bito-Lagertechnik Bittmann<br />
GmbH, führte Winfried Bauer, Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />
WWW.VARIOGATE.COM<br />
info@haagh-protection.com<br />
Fotos: Bito<br />
www.leo-locative.com<br />
28 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
HABASIT MIT BREITEN PRODUKTSPEKTRUM AUF FACHPACK UND MOTEK<br />
Noch dieses Jahr nimmt das Unternehmen<br />
Habasit an zwei Präsenzmessen teil.<br />
Vom 28. bis 30. September präsentiert<br />
der Hersteller von Bändern <strong>und</strong> Riemen<br />
für die Transport-, Förder- <strong>und</strong> Antriebstechnik<br />
sein Produktportfolio auf der<br />
Fachpack. Im Fokus des Messeauftritts<br />
in Nürnberg, Halle 3C, Stand 3C-201<br />
stehen vielseitige Habasync-Zahnriemen für Produktions- <strong>und</strong><br />
Materialflussanlagen sowie Faltschachtelkleberiemen <strong>und</strong><br />
weitere individuelle Lösungen für die Verpackungsindustrie.<br />
Darüber hinaus wird das Unternehmen<br />
auf der Motek <strong>2021</strong> seine Zelte<br />
aufschlagen. Vom 5. bis 8. Oktober<br />
zeigt Habasit in Stuttgart in der Halle 3<br />
auf Stand 3330 u. a. vielseitige Habasync-Zahnriemen<br />
für Produktions- <strong>und</strong><br />
Materialflussanlagen sowie Habasync-<br />
Hochleistungs-Zahnriemen für hohe<br />
Belastungen – wie sie u. a. bei Regalbediengeräten auftreten –<br />
<strong>und</strong> auch ein semi-elastisches Förderband.<br />
www.habasit.com<br />
SCHMALZ GREIFT<br />
SICHER ZU<br />
Zupacken <strong>und</strong> Verpacken<br />
gehen auf der Fachpack <strong>2021</strong><br />
Hand in Hand. Auf dem<br />
Schmalz-Messestand 4-245 in<br />
Halle 4 dreht sich daher Vieles<br />
um die manuelle Handhabung:<br />
Der Jumboflex wird<br />
mobil, kann wiegen <strong>und</strong><br />
erhält einen neuen Spezialgreifer.<br />
Beim neuen Jumboflex<br />
Picker handelt es sich um<br />
eine autarke Lösung für das<br />
mobile Kommissionieren von<br />
bis zu 40 kg schweren<br />
Packstücken. Der Anwender<br />
gabelt dazu den Picker auf<br />
sein Flurförderzeug auf <strong>und</strong><br />
fährt dorthin, wo er die<br />
ergonomische Unterstützung<br />
beim Heben, Stapeln <strong>und</strong><br />
Palettieren braucht.<br />
Um den innerbetrieblichen<br />
Warentransport vor allem im<br />
Warenein- <strong>und</strong> -ausgang zu<br />
beschleunigen, hat der<br />
Hersteller in seinen Schlauchheber<br />
eine Wägezelle<br />
integriert. Mit dem neuen<br />
Jumboflex Weight-Control<br />
ermittelt der Anwender direkt<br />
beim Heben das Gewicht der<br />
Last <strong>und</strong> kann zudem im<br />
Vorfeld Gewichtsgrenzen<br />
definieren. Ein LED-Lichtstreifen<br />
signalisiert ein Über- oder<br />
Unterschreiten dieser<br />
Grenzen.<br />
www.schmalz.com<br />
DER KREIS SCHLIESST SICH.<br />
Produktion <strong>und</strong> Intralogistik ergänzen sich. Was früher als zwei unterschiedliche<br />
Disziplinen wahrgenommen wurde, wächst immer mehr zusammen. Die<br />
Voraussetzung für eine smarte, vernetzte Produktion. Dafür steht SICK mit<br />
seinem 360-Grad-Ansatz zur Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette.<br />
So schließt sich der Kreis – <strong>und</strong> Produktionslogistik wird smart. Wir finden<br />
das intelligent. www.sick.com/production-logistics
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
SCHNELLLADETECHNOLOGIE FÜR DIE<br />
TERMINAL-AUTOMATISIERUNG<br />
Um dem zukünftigen Wachstum des Welthandels<br />
zu begegnen, baut der Hafenbetreiber PSA einen<br />
neuen automatisierten Megahafen in Tuas,<br />
Singapore. Selbstfahrende Containertransporter<br />
übernehmen den Warenumschlag <strong>und</strong> werden<br />
während des Betriebs automatisch geladen. Zum<br />
Einsatz kommen dabei Hochleistungsladesysteme<br />
mit automatisierten Steckverbindern.<br />
In Vorbereitung auf den Betrieb des neuen automatisierten Megahafens<br />
in Tuas testet PSA alle Prozesse der autonomen Containertransporter<br />
unter realen Bedingungen am Pasir-Panjang-Terminal<br />
in Singapore. Die Fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />
sind komplett batteriebetrieben mit einer Ladekapazität<br />
von 65 Tonnen <strong>und</strong> einer Fahrgeschwindigkeit von 25 km/h. Aufgr<strong>und</strong><br />
des Elektroantriebs sind die FTF energieeffizient, wartungsarm<br />
<strong>und</strong> haben so einen positiven Effekt auf die CO 2<br />
-Bilanz<br />
des kompletten Hafenbetriebs.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer hohen Effizienz im laufenden Betrieb,<br />
muss das Aufladen der Batterien der FTF vollautomatisch,<br />
zuverlässig <strong>und</strong> zügig vonstattengehen. Zu diesem Zweck setzt<br />
der Betreiber auf die automatische Schnellladelösung QCC von<br />
Stäubli. PSA hat diese Technologie als automatisiertes Anschlussgerät<br />
(ACD) in seine FTF implementiert <strong>und</strong> so die Möglichkeit<br />
geschaffen, die Batterien während der Betriebszeit aufzuladen.<br />
LEISTUNGSSTARK, EFFIZIENT UND ZUVERLÄSSIG<br />
Die QCC-Lösung ist für eine hohe Anzahl von Steckzyklen ausgelegt.<br />
Die vollständig geschlossene, wasserdichte Konstruktion<br />
schützt die Kontaktelemente, verringert den Wartungsaufwand<br />
<strong>und</strong> sorgt für ein hohes Maß an Sicherheit. Mehrere h<strong>und</strong>ert kW-<br />
Ladeleistung ermöglichen vier bis fünf St<strong>und</strong>en Dauerbetrieb bei<br />
weniger als 20 Minuten Ladezeit.<br />
Vor der endgültigen Inbetriebnahme wurden in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Entwicklungsteam von PSA letzte Anpassungen<br />
am Funktionsumfang des QCC-Systems umgesetzt. Diese<br />
Vorgehensweise stellt sicher, dass der integrierte Fehlerwinkel<strong>und</strong><br />
Positionsausgleich an der QCC-Ladestation dem automatisierten<br />
An- <strong>und</strong> Abfahren der Containertransporter entspricht.<br />
Angesichts der Herausforderungen, die der Betrieb im Außenbereich<br />
des Hafens mit sich bringt, wurde der Wassereindringschutz<br />
nach den Vorgaben des Betreibers optimiert.<br />
Um eine hohe Verfügbarkeit für die in Betrieb befindliche<br />
FTS-Flotte sicherzustellen, wurde ein schneller Batteriewechsel<br />
realisiert, sodass sich die Wartung der Batterie außerhalb<br />
30 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
<br />
01 Zur Automatisierung der Hafenlogistik setzt PSA auf elektrobetriebene,<br />
autonome Containertransporter<br />
02 Mithilfe der QCC-Lösung lassen sich die Fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />
automatisch <strong>und</strong> schnell laden<br />
des Fahrzeugs durchführen lässt. Das An- <strong>und</strong> Abkoppeln an<br />
die Stromversorgung muss schnell, sicher <strong>und</strong> einfach ohne<br />
menschliches Zutun geschehen. Dabei unterstützt das Multi-<br />
Connection System (MCS) von Stäubli, das verschiedene<br />
Energiequellen kombiniert <strong>und</strong> in einer einzigen Bewegung<br />
verbindet.<br />
Während des ganzen Projekts betreuten die Technikexperten<br />
von Stäubli die Implementierung vor Ort <strong>und</strong> arbeiteten eng mit<br />
dem PSA-Entwicklungsteam <strong>und</strong> den beteiligten Technologielieferanten<br />
zusammen, um eine sichere <strong>und</strong> zuverlässige elektrische<br />
Hochleistungsübertragungslösung für die batteriebetriebene<br />
Flotte von PSA zu liefern.<br />
Fotos: PSA Singapore, Stäubli<br />
www.staubli.com<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 31
TIPPS ZUM EINSATZ VON TEXTILEN<br />
ANSCHLAGMITTELN<br />
R<strong>und</strong>schlingen <strong>und</strong> Hebebänder sind in der<br />
Praxis vielfach anzutreffende Anschlagmittel.<br />
Deren Beliebtheit liegt sicherlich im geringen<br />
Eigengewicht <strong>und</strong> damit der problemlosen<br />
Handhabung begründet. Doch beim Einsatz von<br />
R<strong>und</strong>schlingen <strong>und</strong> Hebebändern muss der<br />
Anwender einiges beachten. Wir haben für Sie<br />
wichtige Tipps zusammengestellt.<br />
Die Auswahl textiler Anschlagmittel erfordert eine detaillierte<br />
Vorabplanung des Hebevorgangs, denn die Eigenschaften<br />
der Last, die Art des Anschlags <strong>und</strong> äußere Einflussfaktoren<br />
haben einen großen Einfluss auf die Tragfähigkeit<br />
der Anschlagmittel <strong>und</strong> damit die Sicherheit der Anwendung.<br />
In der DIN EN 1492-1 sowie DIN EN 1492-2 ist eine<br />
einheitliche Farbcodierung von textilen Anschlagmitteln zu finden.<br />
Diese unterschiedlichen Farben geben auf den ersten Blick<br />
Auskunft über die entsprechende Tragfähigkeit. Alle Zwischengrößen<br />
der Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen müssen mit einer<br />
deutlich unterscheidbaren Farbe gekennzeichnet werden.<br />
Gemäß DIN EN 1492-1 werden folgende Hebebandformen unterschieden:<br />
n Endloshebebänder respektive R<strong>und</strong>schlingen, ein- bis zweilagig<br />
(Form A),<br />
n Schlaufenhebebänder mit verstärkten Schlaufen, ein- bis vierlagig<br />
(Form B), <strong>und</strong><br />
n Schlaufenhebebänder mit Beschlagteilen (Form C) sowie mit<br />
durchsteckbaren Beschlagteilen, ein- bis vierlagig (Form Cr).<br />
In der DIN EN 1492-2 sind als Formen von R<strong>und</strong>schlingen zum<br />
einen die R<strong>und</strong>schlingen <strong>und</strong> zum anderen 1-, 2- sowie 4-Strang-<br />
R<strong>und</strong>schlingengehänge (R<strong>und</strong>schlingen mit Beschlagteilen) aufgeführt.<br />
Die Bandbreite, Banddicke <strong>und</strong> die Anzahl der Bandlagen ergeben<br />
die Tragfähigkeit des Anschlagmittels. Bandbreiten von 25<br />
bis 450 mm sind normiert, breitere Hebebänder werden in Anlehnung<br />
an die Norm gefertigt. Eine Verdopplung der Bandlagen<br />
ergibt eine doppelt so hohe Tragfähigkeit bei gleicher Bandbreite.<br />
So besitzt z. B. ein einlagiges Hebeband mit einer Bandbreite von<br />
60 mm eine Tragfähigkeit von einer Tonne. Ein zweilagiges Hebeband<br />
derselben Bandbreite verfügt über die doppelte Tragfähigkeit<br />
(zwei Tonnen), ein vierlagiges Hebeband damit über eine<br />
Tragfähigkeit von vier Tonnen. Am Markt finden sich standardmäßig<br />
vor allem zweilagige Hebebänder mit Schlaufen. In der<br />
32 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
Praxis gibt es allerdings Lastfälle, die in den bekannten Tragfähigkeitstabellen<br />
nur unzureichend beschrieben werden. Den damit<br />
verb<strong>und</strong>enen potenziellen Sicherheitsrisiken möchte die<br />
Evers GmbH aus Oberhausen entgegenwirken. Demzufolge bietet<br />
das Unternehmen eine unverbindliche Beratung <strong>und</strong> Berechnung<br />
der jeweils vorliegenden Anwendung unter Berücksichtigung<br />
der gegebenen Schwerpunkte von Last, Neigungswinkel<br />
<strong>und</strong> weiterer Parameter.<br />
ART DES ANSCHLAGS, ANSCHLAGFAKTOR<br />
UND NEIGUNGSWINKEL<br />
Gemäß DGUV-Regel 100-500, Kap. 2.8, Absatz 3.5.3 (ehem. BGR<br />
500) dürfen gr<strong>und</strong>sätzlich nur zwei Stränge eines textilen Anschlagmittels<br />
tragend gerechnet werden. Dies gilt nicht, wenn sichergestellt<br />
ist, dass sich die Last gleichmäßig auf weitere Stränge<br />
verteilt. Tipp: Mithilfe von Ausgleichswippen lässt sich die Gehänge-Tragfähigkeit<br />
verdoppeln.<br />
■ Art des Anschlags: Man unterscheidet zwischen den Anschlagarten<br />
direkt, einfach umgelegt sowie geschnürt.<br />
■ Anschlagfaktor M: Der Anschlagfaktor M ergibt sich aus der<br />
Art des Anschlags <strong>und</strong> dem Neigungswinkel β <strong>und</strong> beeinflusst<br />
die zulässige Tragfähigkeit maßgeblich. Dieser bezieht sich auf<br />
die symmetrische Belastung der eingesetzten Hebebänder.<br />
■ Neigungswinkel β: Der Neigungswinkel des Anschlagmittels<br />
hat Einfluss auf den jeweiligen Anschlagfaktor <strong>und</strong> damit auch<br />
auf die zulässige Tragfähigkeit. Es wird zwischen den Neigungswinkeln<br />
0, 0 bis 45 <strong>und</strong> 45 bis 60° unterschieden. Ein Neigungswinkel<br />
von mehr als 60° ist nicht zulässig.<br />
In der nachfolgenen Tabelle „Tragfähigkeiten bei Anschlagart direkt“<br />
sind die entsprechenden Farbcodes aufgeführt.<br />
TECHNIKWISSEN<br />
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<strong>und</strong> anwendungsorientierte Darstellung der Zusammenhänge<br />
dem Leser den Zugang zu dem interessanten Fachgebiet<br />
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von Prof. Dr.-Ing. Siegfried Helduser<br />
380 Seiten, zahlreiche Abbildungen,<br />
broschiert, ISBN 978-3-7830-0387-1<br />
€ 32,- (zzgl. Versandkosten)<br />
Im Online-Shop:<br />
vereinigte-fachverlage.de<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz<br />
Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-100 . E-Mail: vertrieb@vfmz.de<br />
Oder besuchen Sie unseren Shop im Internet: vereinigte-fachverlage.de<br />
WANN WERDEN HEBEBÄNDER UND WANN<br />
RUNDSCHLINGEN VERWENDET?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich profitiert der Anwender beim Einsatz von R<strong>und</strong>schlingen<br />
<strong>und</strong> Hebebändern vom geringen Eigengewicht der Anschlagmittel<br />
sowie von der Möglichkeit, Lasten schonend anzuschlagen,<br />
auch ohne Anschlagpunkte verwenden zu müssen.<br />
R<strong>und</strong>schlingen sind nicht für das Wenden von Lasten in der Anschlagart<br />
umgelegt geeignet. Für diese Aufgabe sollten stattdessen<br />
Hebebänder mit Schutzschlauch eingesetzt werden. Die textilen<br />
Anschlagmittel bestehen aus unterschiedlichen Chemiefasern.<br />
R<strong>und</strong>schlingen sowie Hebebänder aus Polyester (blaues La-<br />
OUP_Buch_elektrohydraulische_Antriebe_90x130_2019_12.indd 1 04.12.2019 16:33:59<br />
Quelle: Evers<br />
Tragfähigkeiten bei Anschlagart direkt<br />
Working Load Limit (WLL)<br />
Farbe<br />
500 kg oliv<br />
1 000 kg violett<br />
2 000 kg grün<br />
3 000 kg gelb<br />
4 000 kg grau<br />
5 000 kg rot<br />
6 000 kg braun<br />
8 000 kg blau<br />
>10 000 kg orange<br />
Weitere Tragfähigkeitstabellen der textilen Anschlagmittel je nach Art des<br />
Anschlags können Sie über den Link bit.ly/fuh_evers_uebersicht<br />
aufrufen. Eine entsprechende Belastungstabelle finden Sie unter:<br />
bit.ly/fuh_evers_tabelle<br />
Leichter getan als gesagt.<br />
Aluminium-Kransysteme von Schmalz haben Transportanhänger<br />
mit speziellen Leichtlaufrollen. Damit wird der<br />
innerbetriebliche Materialtransport schneller, leichter <strong>und</strong><br />
ergonomischer.<br />
WWW.SCHMALZ.COM/KRANE<br />
T: +49 7443 2403-301<br />
J. Schmalz GmbH · Johannes-Schmalz-Str. 1 · 72293 Glatten · schmalz@schmalz.com<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 33
01 02<br />
01 Hebeband –<br />
Anschlagart geschnürt<br />
02 R<strong>und</strong>schlingen –<br />
Anschlagart parallel umgelegt<br />
bel) oder Polyamid (grünes Label) können bei –40 bis 100 °C<br />
gelagert <strong>und</strong> eingesetzt werden, R<strong>und</strong>schlingen aus Polypropylen<br />
(braunes Label) bei –40 bis +80 °C. Marktüblich sind textile Anschlagmittel<br />
aus Polyester. Auch der Einsatz unter dem Einfluss<br />
von Chemikalien ist nach vorheriger Überprüfung <strong>und</strong> Freigabe<br />
durch den Hersteller möglich. Eine innovative Konstruktion mit<br />
einem Gelege aus Hochleistungspolyester <strong>und</strong> einer geflochtenen<br />
Schlauchhülle bieten die Magnum-X-R<strong>und</strong>schlingen.<br />
Ein Sonderfall sind Einweg-Bandschlingen nach DIN 60005,<br />
für einen einmaligen Transportweg (orangenes Label). Diese<br />
Bandschlingen werden mit einem reduzierten Sicherheitsfaktor<br />
gefertigt <strong>und</strong> werden i. d. R. im „Pre-slung“-Verfahren für Einweg-<br />
Transportwege von Komponenten verwendet. Einweg-Bandschlingen<br />
werden am Anfang der Transportkette geschnürt an<br />
der Last angeschlagen <strong>und</strong> am Ende der Transportkette durch<br />
abschneiden der weiteren Verwendung entzogen.<br />
Generell gilt, dass beim Anschlagen immer die Oberfläche <strong>und</strong><br />
die Kanten der Last berücksichtigt werden müssen, denn scharfe<br />
Kanten sind gefährlich <strong>und</strong> können das Anschlagmittel beschädigen.<br />
Ein einfacher Abriebschutz ersetzt hier nicht den schnittfesten<br />
Kantenschutz.<br />
REPARATUR UND ABLEGEREIFE<br />
Sollten bei der Sichtprüfung von textilen Anschlagmitteln Beschädigungen<br />
festgestellt werden, lassen sich diese, je nach Grad<br />
der Beschädigung, reparieren. Bei zu starken Beschädigungen<br />
müssen die Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen hingegen abgelegt<br />
werden.<br />
Ihre Ablegereife haben Hebebänder erreicht, wenn Beschädigungen<br />
an der Oberfläche, an den Kanten sowie des Materials<br />
vorliegen. Zu den Oberflächenbeschädigungen gehören Brüche<br />
oder Schnitte im Garn, die mehr als zehn Prozent des Hebebandquerschnitts<br />
betragen. Von Kantenbeschädigungen spricht man,<br />
wenn die tragenden Nähte an der Seite der Hebebänder eingerissen<br />
oder anderweitig beschädigt sind.<br />
Weisen R<strong>und</strong>schlingen Beschädigungen an der Ummantelung<br />
<strong>und</strong> Sichtbarkeit der Einlage oder eine Verformung auf, sind auch<br />
diese Anschlagmittel ablegereif.<br />
Auch die entsprechenden Beschlagteile müssen in diesem Zusammenhang<br />
geprüft werden. Bei Anrissen, Brüchen oder Verformungen<br />
ist die Ablegereife erreicht.<br />
Anschlagmittel aus Chemiefasern müssen mindestens einmal<br />
jährlich durch einen Sachk<strong>und</strong>igen (befähigte Person gemäß § 10<br />
BetrSichV) geprüft werden. Je nach Einsatzort <strong>und</strong> Belastung ist<br />
es empfehlenswert, die Prüfung öfter als einmal pro Jahr durchzuführen.<br />
Werden zwischenzeitlich Mängel festgestellt, schließt<br />
dies den weiteren Einsatz des textilen Anschlagmittels aus. Das<br />
Evers-Serviceteam berät <strong>und</strong> unterstützt bei der Prüfung <strong>und</strong> Dokumentation<br />
von textilen Anschlagmitteln. Ferner bietet das Unternehmen<br />
ein Seminar zum Thema Prüfung von Arbeitsmitteln<br />
an. Den Teilnehmern werden Kenntnisse vermittelt, die sie in die<br />
Lage versetzen, Arbeitsmittel selbstständig nach BetrSichV <strong>und</strong><br />
DGUV-Vorschrift zu prüfen.<br />
Reparaturfähige Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen dürfen erst<br />
nach einer vom Hersteller oder einer von ihm beauftragten Person<br />
durchgeführten sachgerechten Reparatur wiederverwendet<br />
werden. Auf keinen Fall dürfen die textilen Anschlagmittel beschädigt<br />
weiterverwendet oder von Dritten repariert werden. Ablegereife<br />
Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen sind der Verwendung<br />
zu entziehen. Diese Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen dürfen<br />
auch nicht mit reduzierter Tragfähigkeit eingesetzt werden.<br />
Fotos: Evers<br />
www.eversgmbh.de<br />
WAS MUSS EIN LABEL FÜR<br />
RUNDSCHLINGEN UND HEBE-<br />
BÄNDER AUFWEISEN?<br />
Auf einem Label, dessen Farbe Auskunft über das<br />
Material des textilen Anschlagmittels gibt, müssen<br />
folgende Pflichtangaben ablesbar sein:<br />
n Zulässige Tragfähigkeit im Zusammenhang mit der<br />
entsprechenden Anschlagart<br />
n Länge des Hebebands oder der R<strong>und</strong>schlinge<br />
n Seriennummer<br />
n Normen- <strong>und</strong> Typenzeichen<br />
n Herstellungsdatum <strong>und</strong> Herstelleranschrift<br />
n GS-Zeichen<br />
n CE-Zeichen<br />
Quelle: Evers<br />
34 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
<br />
VERSANDBEREICHE ANFORDERUNGSGERECHT<br />
AUTOMATISIEREN<br />
Das rasante Ansteigen der Onlinebestellungen, das während<br />
der Pandemie nochmal zugenommen hat, hat die Bedeutung<br />
<strong>und</strong> Technik von Versandlinien <strong>und</strong> Packstraßen verstärkt in den<br />
Fokus von Unternehmen des E-Commerce, des Handels <strong>und</strong> der<br />
Industrie gerückt. Wie sich mit dem zur jeweiligen Anforderung<br />
passenden Grad der Automatisierung Versand- <strong>und</strong> Verpackungsbereiche<br />
effizient konzipieren lassen, zeigt die AMI<br />
Förder- <strong>und</strong> Lagertechnik GmbH auf der Fachpack in Halle 4,<br />
Stand 4-422.<br />
Mit der Anlage<br />
auf der Messe<br />
demonstriert der<br />
Lösungsanbieter<br />
für die Intralogistik,<br />
wie sich<br />
manuelle<br />
Tätigkeiten, z. B.<br />
das Vorbereiten<br />
von Faltkartons<br />
an Packtischen<br />
<strong>und</strong> Einlegen von Waren in die Kartons auf effiziente Weise mit<br />
der nachgeschalteten automatisierten Fördertechnik kombinieren<br />
lassen. In die Anlage integrierte Komponenten <strong>und</strong> Subsysteme,<br />
u. a. ein Kartonverschließer, eine Wägezelle, eine<br />
Etikettierstation sowie ein Kartonumreifer, machen das<br />
vernetzte Zusammenwirken dieser Einzelsysteme – über das<br />
übergeordnete Softwaresystem – für die Gesamteffizienz des<br />
Verpackungsprozesses deutlich.<br />
Für den praktischen Einsatz der AMI-Versandlinie ist von<br />
Bedeutung, dass sie sich problemlos an die jeweils vorherrschenden<br />
räumlichen Bedingungen anpassen lässt. Darüber<br />
hinaus erlaubt die modulare Konzeption ein hohes Maß an<br />
Flexibilität, sowohl in Bezug auf Durchsatz <strong>und</strong> gewünschter<br />
Systemleistung als auch bei der Ausgestaltung <strong>und</strong> Anbindung<br />
an z. B. nachgeschaltete Sortier- <strong>und</strong> Verteilanlagen.<br />
Neben den anwendungstechnischen Möglichkeiten <strong>und</strong> den<br />
Effizienzpotenzialen, die die Demo-Anlage exemplarisch<br />
aufzeigt, präsentiert AMI auf der Messe eine angetriebene<br />
Scherenrollenbahn für den Einsatz in Versandbereichen sowie<br />
das komplette Portfolio manueller <strong>und</strong> angetriebener Komponenten<br />
für die Intralogistik.<br />
www.ami-foerdertechnik.de<br />
TELEMATIKSYSTEM UNTERSTÜTZT<br />
STAPLERFAHRER BEIM COIL-UMSCHLAG<br />
Die Schwerlastgeräte H32XM-12 <strong>und</strong> H20XM-9 sowie ein<br />
Reachstacker RS46-36CH aus dem Hause Hyster im Hafen von<br />
Oxelös<strong>und</strong>/Schweden sind mit dem Telematiksystem des<br />
Flurförderzeugherstellers ausgestattet. Der Hyster Tracker<br />
erkennt per Kartenlesegerät in der Nähe des Lenkrads, ob der<br />
Fahrer zum Betrieb des Staplers berechtigt ist. Zum Start des<br />
Fahrzeugs <strong>und</strong> in festgelegten Intervallen müssen Fahrer über<br />
ein Display in der Kabine Checks durchführen. Diagnose- <strong>und</strong><br />
Nachverfolgungsfunktionen erfassen, wie die Geräte genutzt<br />
werden. Der Betreiber kann u. a. die Flurförderzeuge auf einer<br />
Karte nachverfolgen. Darüber hinaus erleichtert das Telematiksystem,<br />
das als Desktop-Lösung oder als App zur Verfügung<br />
steht, die Wartungsplanung <strong>und</strong> vermeidet unnötigen Verschleiß<br />
am Stapler. Optionale Funktionen wie Reifendrucküberwachung<br />
verbessern zusätzlich die Kostenkontrolle.<br />
www.hyster.com<br />
VERSCHIEDENE KARTONGRÖSSEN MIT EINER<br />
MASCHINE AUFRICHTEN<br />
Der Multi-Format-Kartonaufrichter<br />
aus dem Hause<br />
Lantech vereinfacht die<br />
Bereitstellung von Kartons.<br />
Mithilfe separat einstellbarer<br />
Zuschnittmagazine lassen<br />
sich verschiedene Kartongrößen<br />
mit einer Maschine ohne<br />
Umrüstung abfertigen. Die<br />
Maschine ist zudem platzsparend,<br />
da sie alleine funktioniert<br />
<strong>und</strong> keine Förderbänder zu einem Auslaufsystem zusammengeführt<br />
werden müssen. Das Total-Control-System des<br />
Herstellers schafft die Voraussetzungen für die Kontrolle<br />
während des Prozesses <strong>und</strong> die rechtwinklige Aufrichtung der<br />
Kartons. Dies funktioniert selbst bei unebenen Rohlingen.<br />
Einheitliche Kartons verhindern Staus, lassen sich einfacher<br />
befüllen <strong>und</strong> stabil transportieren sowie besser stapeln <strong>und</strong> auf<br />
Paletten besser zusammenfassen.<br />
www.lantech.com<br />
METALLDETEKTIERBARES TRANSPORTBAND<br />
BIETET SICHERHEIT IM PRODUKTIONSPROZESS<br />
Mit dem neuen Transilon-Bandtyp E 4/H<br />
U8/U8 MT/MT-NA MD blau FDA (Art. Nr.<br />
906825) aus dem Hause Forbo Movement<br />
Systems lassen sich problemlos die<br />
Voraussetzungen für die Umsetzung von<br />
HACCP-Konzepten schaffen. Das Banddesign<br />
vereint die dehnungsarme Charakteristik<br />
von herkömmlichen Siegling-Transilon-Gewebekonstruktionen<br />
mit dem<br />
reinigungsfre<strong>und</strong>lichen Design von<br />
homogenen Transportbändern. Die metalldetektierbare<br />
Urethanbeschichtung hat auf beiden Seiten ein mattes<br />
Oberflächenfinish, mit guten Ablöseeigenschaften. Ein weiteres<br />
Merkmal ist die patentrechtlich geschützte Gewebekonstruktion<br />
mit gruppenweise angeordneten Längsfäden. Bei einem<br />
Längsschnitt zwischen den Kettfadengruppen innerhalb einer<br />
vorgegebenen Breitenstaffelung entsteht eine versiegelte<br />
Bandkante. Somit wird u. a. das Eindringen von Bakterien <strong>und</strong><br />
Flüssigkeiten in den Bandkörper verhindert. Die Gewebekonstruktion<br />
ermöglicht zudem den Einsatz als Muldenförderer bei<br />
einem minimalen Umlenkdurchmesser von 40 mm.<br />
www.forbo.com<br />
STAMMDATEN TO GO<br />
Als Full-Service-Dienstleistung offeriert die Kommissionier- <strong>und</strong><br />
Handhabungstechnik GmbH (KHT) seit kurzem einen mobilen<br />
Stammdatenservice. Die<br />
einmalige oder wiederkehrende<br />
Aufnahme der Artikeldimensionen<br />
findet nach individueller<br />
Absprache i. d. R. vor Ort beim<br />
K<strong>und</strong>en statt. Geschultes<br />
Personal sowie die vollautomatisierte<br />
Erfassungsstation<br />
Multiscan werden bereitgestellt.<br />
www.kht.de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 35
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK 4.0<br />
AUF DEN<br />
PUNKT<br />
GEBRACHT<br />
MANFRED WEBER,<br />
REDAKTEUR<br />
Das Internet ist voll mit nützlichen,<br />
aber auch überflüssigen Inhalten. Wir<br />
filtern für Sie die Informationsflut <strong>und</strong><br />
recherchieren Inhalte mit echtem<br />
Nutzwert für den Intralogistiker<br />
Tagtäglich sind wir im Internet einer riesigen Informationsflut ausgesetzt. Da wird es<br />
schwer, den Überblick zu behalten. Doch <strong>f+h</strong> hilft! Denn wir selektieren nicht nur<br />
entsprechende Pressemeldungen, sondern durchforsten für Sie auch Websites, Business-<br />
Netzwerke <strong>und</strong> soziale Medien <strong>und</strong> filtern spannende Dinge heraus. Ab sofort finden Sie<br />
an dieser Stelle unsere Highlights aus der digitalen Welt der Intralogistik.<br />
ORIENTIERUNGSHILFE BEI DER IMMOBILIEN-<br />
FINANZIERUNG<br />
Mit der Plattform www.kapitalsuchmaschine.de ist ein Angebot<br />
zur systematischen <strong>und</strong> kostenlosen Identifikation von Banken <strong>und</strong><br />
Mezzanine-Gebern auf dem deutschen Markt online gegangen.<br />
Anbieter sind die Finanzierungsberater EDM Advisors aus Berlin.<br />
Herzstück der Anwendung ist die eigens entwickelte Datenbank<br />
mit mehr als 1.000 Banken <strong>und</strong> Investoren. Zusätzlich zur Identifikation<br />
von Kapitalgebern haben verifizierte Nutzer die Möglichkeit,<br />
ihre Anfragen direkt <strong>und</strong> im vereinheitlichten Format an<br />
potenzielle Kapitalgeber zu senden. Mit geringem Aufwand<br />
können so aussagekräftige Projektzusammenfassungen eingereicht<br />
werden. Alle Dienste sind für Nutzer sowie Kapitalgeber<br />
kostenfrei.<br />
WWW.EDM-ADVISORS.DE<br />
VIRTUELLE INBETRIEBNAHME<br />
Der Roboter-Systemintegrator Yutaka Electronics<br />
Industry setzt bei der Integration von automatisierten<br />
Produktionslinien auf die 3D-Simulationssoftware<br />
Fastsuite E2 von Cenit. Die Software ermöglicht<br />
eine standardisierte Programmierung durch<br />
eine identische Benutzeroberfläche <strong>und</strong> konsistente<br />
Algorithmen zur Pfadoptimierung. Die Lösung trägt<br />
dazu bei, die Risiken bei der Inbetriebnahme zu<br />
reduzieren, gleichzeitig eine maximale Qualität des<br />
Offline-Teachings sowie eine Steigerung der<br />
Programmiereffizienz sicherzustellen.<br />
Für die Zukunft plant Yutaka, seine Partnerschaften<br />
mit den weltweit führenden OEMs <strong>und</strong> Softwareanbietern<br />
weiter auszubauen. Auch hier soll die<br />
Fastsuite E2 von Cenit zum Einsatz kommen.<br />
WWW.CENIT.COM<br />
36 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
DIE TOP<br />
ONLINE-ARTIKEL<br />
DER F+H WEBSITE<br />
GELUNGENE IRISCH-ÖSTERREICHISCHE<br />
ZUSAMMENARBEIT<br />
Multidirektionale Gabelstapler von Combilift im<br />
Einsatz bei Hammerer Aluminium<br />
bit.ly/combiroest<br />
DIE GEWINNER DES IFOY AWARD <strong>2021</strong><br />
Die Preisträger <strong>und</strong> ihre Lösungen nach Kategorien<br />
bit.ly/GeIFOY21<br />
NEOTECHNIK AUF WACHSTUMSKURS<br />
Unternehmen erweitert Zentrale in Bielefeld<br />
bit.ly/NeoBiele<br />
An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen die<br />
fünf meist gelesenen Artikel des Monats<br />
auf unserer Internetpräsenz<br />
Das Ranking umfasst alle Seitenaufrufe im 2-Monats-Zeitraum<br />
bis ca. 2-3 Wochen vor Erscheinungstermin dieser Ausgabe. Die<br />
Berechnungsbasis von 100% entspricht der Summe der fünf Plätze.<br />
DIE MARS-ROVER AUS DEM LAGER<br />
Extor will mit Roverlog-Regalbediengeräten neue<br />
Impulse in der Logistik setzen<br />
bit.ly/MarsROV<br />
JUNGHEINRICH AUTOMATISIERT FÜR<br />
WACKER NEUSON<br />
Neubau verkürzt innerbetriebliche Transportwege<br />
bit.ly/JungWaNeu<br />
EXCLUSIVE<br />
CONTENT<br />
nur online<br />
bit.ly/GetrNord<br />
WINKLER MIT NEUEM WEB-AUFTRITT<br />
Der Nutzfahrzeugteilehändler Winkler vereint seine<br />
Domains winkler.de <strong>und</strong> winkler-parts.ch unter einer<br />
Adresse <strong>und</strong> verknüpft sie mit seinem Onlineshop.<br />
Zukünftig finden alle K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Interessierten den<br />
Nutzfahrzeugteilehändler im Web unter winkler.com,<br />
seinen Onlineshop unter shop.winkler.com. Fremdsprachigen<br />
K<strong>und</strong>en steht die Seite zusätzlich zu Deutsch auch auf<br />
Englisch, Französisch, Polnisch sowie Tschechisch,<br />
Slowakisch oder Lettisch zur Verfügung.<br />
WWW.WINKLER.COM<br />
OPTIMALE FÖRDERLEISTUNG BEIM<br />
GETREIDEUMSCHLAG<br />
Die dänische Lachenmeier Monsun A/S ist spezialisiert<br />
auf die Projektierung <strong>und</strong> den Bau von Logistikanlagen<br />
für Schüttgüter wie Getreide, Ölsaaten <strong>und</strong> Futtermittel.<br />
Bevorzugter Partner für Antriebssysteme ist<br />
Nord Drivesystems. Mit dem Fredericia Bulk Terminal wurde<br />
im Sommer 2019 wieder ein gemeinsames Projekt erfolgreich<br />
in Betrieb genommen. Die Kapazität des Getreideterminals beträgt<br />
40.000 Tonnen womit sich die Kapazität beinah verdoppelt<br />
hat. Mehr als 40 Getriebemotoren von Nord Drivesystems<br />
sichern den Getreideumschlag am Terminal.<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 37
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
SERIE<br />
DEN FASERTYP BEI FASERSEILEN<br />
IDENTIFIZIEREN – TEIL II<br />
10<br />
Polyethylen:<br />
PE-HM SK 78<br />
PE-HM DM 20<br />
PE-HM SK 99<br />
1. Aufheizung<br />
1. Messung<br />
2. Messung<br />
50 100 150 200 250 300<br />
Im vorliegenden zweiten <strong>und</strong> abschließenden<br />
Teil der Serie werden die mithilfe von<br />
Dynamischer Differenzkalorimetrie (DSC)<br />
aufgenommene Messkurven unterschiedlicher,<br />
polymerer Faserwerkstoffe diskutiert. Darüber<br />
hinaus wird die Eignung des Messverfahrens zur<br />
Charakterisierung unterschiedlicher Fasertypen<br />
<strong>und</strong> Fasermorphologien bei gleichem Polymertyp<br />
aufgezeigt.<br />
Mithilfe des DSC-Verfahrens, unter Verwendung eines<br />
Kalorimeters (Fabrikat: Mettler-Toledo DSC Typ 3+)<br />
wurden die in Tabelle 02 genannten Proben thermoanalytisch<br />
untersucht. Die Probenmasse betrug bei<br />
den Messungen jeweils 3,5 mg <strong>und</strong> die Aufheiz- <strong>und</strong> Kühlrate<br />
20 K/min. Als Probentiegel kamen Aluminiumtiegel mit einem<br />
Fassungsvermögen von 40 µl mit gelochtem Deckel zum Einsatz.<br />
Die DSC-Messzelle wurde zum Vermeiden von Oxidationseffekten<br />
mit Stickstoff gespült.<br />
DSC-UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE<br />
VON FASERWERKSTOFFEN<br />
Bild 06 zeigt die DSC-Kurve der ersten Aufheizung der untersuchten<br />
Seilproben. Die Messungen sind gut reproduzierbar, das<br />
bestätigen die eng beieinander liegenden Kurven der ersten <strong>und</strong><br />
zweiten Messung der jeweiligen Proben. Alle Proben besitzen<br />
charakteristische Thermogramme. Das Aramid- <strong>und</strong> Vectran-Seil<br />
weisen im dargestellten Temperaturbereich keinen Schmelzpeak<br />
auf, die Aramid-Probe besitzt aber vergleichsweise einen schwachen<br />
endothermen Peak im Temperaturbereich 120 °C, der herstellungsbedingt<br />
ist. Das Polyamid-Seil zeigt einen ähnlich<br />
schwachen Peak im Bereich 70 °C. Es ist anzunehmen, dass es<br />
sich bei den beiden beobachteten Effekten um molekulare Umlagerungen<br />
im Bereich der Glasübergangstemperaturen der beiden<br />
38 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
Spez. Wärmestrom [W·g -1 ]<br />
SERIE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG <br />
Werkstoffe handelt, die eintreten, wenn<br />
die Umgebungstemperatur die Glasübergangstemperatur<br />
überschreitet. Anwendungstechnisch<br />
bedeutet das, beim Überschreiten<br />
der genannten Temperaturen<br />
werden die Gefüge der Seile irreversibel<br />
verändert.<br />
Die DSC-Ergebnisse bestätigen die<br />
Werkstoffangaben des Seilherstellers, im<br />
Falle der Polyamidfaser wird entsprechend<br />
der Kristallitschmelztemperatur<br />
ein Polyamid 6 (PA6) detektiert <strong>und</strong> im<br />
Falle der Polyesterfaser ein Polyethylenterephthalat<br />
(PET).<br />
Die untersuchten Polyethylen-Seile (Bild<br />
06, Tabelle 02) bestehen nach Seilherstellerangaben<br />
aus unterschiedlichen Dyneema-Fasertypen<br />
des Herstellers DSM. Charakteristische<br />
Unterschiede in den gemessenen<br />
DSC-Thermogrammen der zweiten<br />
Aufheizung bestätigen das (Bild 07). Bei<br />
den Messungen ist eine hohe Reproduzierbarkeit<br />
gegeben, das belegen die eng beieinander<br />
liegenden Kurven von zwei Messungen<br />
je Probenvariante.<br />
Die gemessenen Peaktemperaturen der<br />
Kristallitschmelzbereiche der Fasern liegen<br />
bei den DSC-Kurven der zweiten Aufheizung<br />
charakteristisch unterschiedlich<br />
im Bereich von 135 °C, das bestätigt hochmolekulare<br />
Polyethylene als Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />
für die untersuchten drei Fasertypen.<br />
Für Fasern wird bei deren Herstellung<br />
eine scherorientierte Kristallinität angestrebt,<br />
um Hochleistungseigenschaften in<br />
der Anwendung zu erzielen [7], [22]. Entsprechend<br />
unterschiedlich ist das DSC-<br />
Thermogramm der ersten Aufheizung im<br />
Vergleich zu dem der zweiten Aufheizung.<br />
Bild 08 zeigt die DSC-Kurven der ersten<br />
Aufheizung für die untersuchten Polyethylen-Seile<br />
(Bild 06). Die Kristallitschmelztemperatur<br />
der Fasern im Seil<br />
liegt im Temperaturbereich 150 °C im Gegensatz<br />
zu 135 °C bei der zweiten Aufheizung<br />
(Bild 07). Die gemessenen Kurven<br />
der ersten Aufheizung streuen etwas, was<br />
bei Vergleich der beiden, jeweils zusammengehörigen<br />
Messkurven (Messung <strong>und</strong><br />
06<br />
endo<br />
10<br />
DSC-Thermogramme der untersuchten Seilproben<br />
(Tabelle 02); erste Aufheizung, jeweils zwei Messungen<br />
Polyethylen:<br />
PE-HM SK 78<br />
PE-HM DM 20<br />
PE-HM SK 99<br />
Aramid<br />
Vectran<br />
Polyamid<br />
Polyester<br />
Polypropylen<br />
Kern-Mantel, Kern: SK 78<br />
Kern-Mantel, Mantel: Polyester<br />
Temperatur T [°C]<br />
1. Aufheizung<br />
1. Messung<br />
2. Messung<br />
50 100 150 200 250 300<br />
Tabelle 02: Untersuchte Seilproben (Durchmesser 8 mm) aus<br />
industrieller Fertigung<br />
Seilprobe<br />
Polyethylen-Seil<br />
Polyethylen-Seil mit hoher<br />
Längenstabilität<br />
Polyethylen-Seil – Stahlseilersatz<br />
Aramid-Seil<br />
Vectran-Seil<br />
Polyamid-Seil<br />
Polyester-Seil<br />
Polypropylen-Seil<br />
Kern-Mantel-Konstruktion<br />
Wiederholungsmessung) ersichtlich wird. Die Ursache für die<br />
Streuung ist bei einheitlicher Probenpräparation nicht die Unsicherheit<br />
der Messung, sondern ist in der Inhomogenität der Wiederholungsproben<br />
begründet, denn die an den Proben ermittelten<br />
Erstarrungskurven (Bild 08) <strong>und</strong> Kurven der zweiten Aufheizung<br />
(Bild 07) sind sehr einheitlich <strong>und</strong> sehr gut reproduzierbar.<br />
Die unterschiedlichen PE-HM-Fasertypen zeigen trotz größerer<br />
Streuung in der ersten Aufheizung auch hier charakteristische<br />
Unterschiede (Bild 08). Die Onset-Temperaturen der Kristallitschmelzbereiche<br />
der drei Fasertypen im Bereich 140 °C sind<br />
Werkstoffangabe laut Hersteller<br />
PE-HM (Typ: Dyneema SK 78 beschichtet)<br />
PE-HM (Typ: Dyneema DM 20 beschichtet)<br />
PE-HM (Typ: Dyneema SK 99 beschichtet)<br />
Aramid<br />
Vectran<br />
Polyamid<br />
Polyester<br />
Polypropylen Multifil<br />
Kern: PE-HM (Typ: Dyneema SK 78 beschichtet)<br />
Mantel: Spezialpolyester<br />
deutlich unterschiedlich. Beim Erstarren aus der Schmelze<br />
(Bild 08, 1. Abkühlung) liegen die jeweiligen DSC-Messungen<br />
<strong>und</strong> Wiederholungsmessungen eng zusammen <strong>und</strong> die Fasertypen<br />
lassen sich aufgr<strong>und</strong> ihrer unterschiedlichen Kristallisations-<br />
Onset-Temperaturen wiederum unterscheiden.<br />
Die DSC-Untersuchungsergebnisse der PE-HM-Fasern zeigen,<br />
dass die scherorientierte Kristallinität nach dem Schmelzen <strong>und</strong><br />
Erstarren aus der ruhenden Schmelze nicht wiederentsteht <strong>und</strong><br />
als Folge unterscheiden sich die Kristallitschmelztemperaturen<br />
(Peaktemperaturen) um etwa 15 °C. Diese Beobachtung gab den<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 39<br />
Quelle: Autoren
Spez. Wärmestrom [W·g -1 ]<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
SERIE<br />
Anlass für die im Folgenden dargestellten Wärmebehandlungsexperimente.<br />
Die PE-HM-Faser Typ Dyneema SK78 wurde von<br />
Raumtemperatur bis 105, 125 <strong>und</strong> 145 °C aufgeheizt, die jeweilige<br />
Temperatur zwei Minuten gehalten <strong>und</strong> anschließend wurden<br />
die Proben definiert wieder auf Raumtemperatur abgekühlt. Die<br />
Wärmebehandlung soll simulieren was passieren würde, wenn<br />
ein Faserseil aus dem Material kurzzeitig einen Temperatureintrag<br />
in der Höhe erfahren würde. Der Vergleich der Aufheizkurven<br />
der ersten Aufheizung der unbehandelten <strong>und</strong> der wärmebehandelten<br />
Proben zeigen die Auswirkungen der unterschiedlichen<br />
Wärmebehandlungen auf das Gefüge der Faser (Bild 09).<br />
Das Gefüge der Faser verändert sich charakteristisch mit der Höhe<br />
des Temperatureintrags, es kommt zu Umkristallisationsprozessen.<br />
Nach der Wärmebehandlung bei 145 °C ist nur noch ein<br />
verschwindender Anteil der scherorientierten Gefügestruktur<br />
vorhanden <strong>und</strong> nahezu die ganze Kristallinität hat sich umgebildet<br />
zu einer sphärolithischen Struktur, vergleichbar der nach<br />
dem Erstarren des Faserwerkstoffs aus der Schmelze (DSC-Thermogramm,<br />
2. Aufheizung).<br />
Die Ergebnisse aus Bild 09 zeigen, dass ein hoher Temperatureintrag<br />
in PE-HM-Fasern unbedingt vermieden werden muss,<br />
ansonsten führt das zu möglichen Umkristallisationsprozessen<br />
in der Faser <strong>und</strong> einem damit verb<strong>und</strong>enen Verlust an Steifigkeit<br />
<strong>und</strong> Festigkeit. Die Hochleistungsfaser wird durch eine<br />
Wärmebehandlung die Umkristallisationsprozesse bewirkt unbrauchbar.<br />
Ein Bergsteigerseil auf der Hutablage im Pkw im<br />
Sommer auf dem Parkplatz in der Sonne könnte ein solches Problem<br />
initiieren.<br />
07<br />
endo<br />
10<br />
FAZIT<br />
DSC-Thermogramme der untersuchten<br />
Polyethylen-Seile aus unterschiedlichen<br />
PE-HM-Fasertypen<br />
Werkstoff: Polyethylen<br />
PE-HM<br />
1. Messung<br />
2. Messung<br />
2. Aufheizung<br />
SK 78 DM 20 SK 99<br />
110 120 130 140 150<br />
Temperatur T [°C]<br />
Polymere Faserseile basieren auf synthetischen Hochleistungsfasern,<br />
diese verdanken ihre Leistungseigenschaften der richtigen<br />
Wahl des Kunststoffs für die Faser <strong>und</strong> einer speziell für Hochleis<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2021</strong> im 71. Jahrgang,<br />
ISSN 0341-2636 / ISSN E-Paper: 2747-8130<br />
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Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer (WB)<br />
Tel.: 06131/992-321, E-Mail: w.bauer@vfmz.de<br />
(verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV)<br />
Redakteur: Dipl.-Ing. Manfred Weber (MW),<br />
Tel.: 06131/992-202, E-Mail: m.weber@vfmz.de<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />
Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />
Ulla Winter, Tel.: 06131/992-347,<br />
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(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
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40 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
Spez. Wärmestrom [W·g -1 ]<br />
Spez. Wärmestrom [W·g -1 ]<br />
950<br />
900<br />
850<br />
800<br />
750<br />
700<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
2.000<br />
1.800<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />
Durchmesser [mm]<br />
SK78<br />
SK78 HS<br />
HS MAX<br />
1.000<br />
SK78<br />
800<br />
SK78 HS<br />
HS MAX<br />
600<br />
500 550 600 650 700 750 800 850 900<br />
err. Seil-Dichte [kg/m 3 ]<br />
FUH_FB_iPSP_Faserseile_Teil_01_<strong>2021</strong>_07_2840674.indd 86-87 23.08.<strong>2021</strong> 11:15:14<br />
SERIE<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
08<br />
DSC-Thermogramme der untersuchten<br />
Polyethylen-Seile aus unterschiedlichen<br />
Fasertypen<br />
09<br />
DSC-Thermogramme einer PE-HM-<br />
Faser nach unterschiedlichen<br />
Wärmebehandlungen<br />
endo<br />
Werkstoff: Polyethylen<br />
PE-HM<br />
1. Messung<br />
2. Messung<br />
SK 78 DM 20 SK 99<br />
endo<br />
Werkstoff: Polyethylen PE-HM SK 78<br />
Ausgangszustand<br />
wärmebehandelt<br />
105 °C/2 min<br />
125 °C/2 min<br />
145 °C/2 min<br />
1. Abkühlung<br />
2. Aufheizung<br />
10<br />
1. Aufheizung<br />
10<br />
1. Aufheizung<br />
90 100 110 120 130 140 150 160 170 180<br />
Temperatur T [°C]<br />
110 120 130 140 150 160 170<br />
Temperatur T [°C]<br />
tungsfasern bevorzugten Gefügestruktur. Beides zusammen, der<br />
richtige Kunststoff <strong>und</strong> die richtige, kristalline Gefügestruktur bestimmen<br />
die Qualität einer Faser <strong>und</strong> damit die des Faserseils. Nur<br />
wenn beide Voraussetzungen vorliegen, werden die erwarteten Gebrauchseigenschaften<br />
beim Betrieb eines Seils in der Anwendung<br />
erreicht <strong>und</strong> ist die erforderliche Sicherheit gegeben. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> ist es erforderlich, dass ein Prüfverfahren zur Verfügung<br />
steht, das Fasern identifizieren <strong>und</strong> Fasergefüge qualifizieren kann.<br />
Die Dynamische Differenzkalorimetrie (DSC) ist ein kalorisches<br />
Messverfahren <strong>und</strong> zählt zu den Verfahren der Thermoanalyse.<br />
Wie der Beitrag zeigt, lassen sich per DSC übliche Fasermaterialien<br />
eindeutig identifizieren. DSC-Thermogramme liefern<br />
auch Informationen zum Gefügezustand von Fasern. Unterschiedliche<br />
Fasertypen aus dem gleichen Gr<strong>und</strong>polymer lassen<br />
sich ebenfalls unterscheiden, das belegen die Untersuchungsergebnisse<br />
von drei verschiedenen PE-HD-Fasertypen.<br />
Die Dynamische Differenzkalorimetrie ist ein gut geeignetes<br />
Prüfverfahren für die Identifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von<br />
synthetischen Fasermaterialien <strong>und</strong> wird als Verfahren zur werkstofftechnischen<br />
Beschreibung von Faser <strong>und</strong> zur Qualitätssicherung<br />
empfohlen.<br />
(Ende)<br />
Literaturhinweise <strong>und</strong> Quellenangaben:<br />
[7] Spruiell, J.E.: (2000), Structure formation during melt spinning; in: Salem,<br />
D.R. (Hrsg.) Structure formation in polymer fibers, München, Hanser, S. 5-93<br />
[22] Lemstra, P.J. et al: (2000), Basic aspects of solution(gel)-spinning and<br />
ultra-drawing of ultra-high molecular weight polyethylene, in: in: Salem, D.R.<br />
(Hrsg.) Structure formation in polymer fibers, München, Hanser, S. 185-224<br />
Autoren: Prof. Dr.-Ing. Achim Frick, Leiter des Instituts Polymer Science and<br />
Processing (iPSP), Hochschule Aalen<br />
Wendel Frick, M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fördertechnik<br />
<strong>und</strong> Logistik (IFT), Universität Stuttgart<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Robert Schulz, Leiter des Instituts für Fördertechnik <strong>und</strong><br />
Logistik (IFT), Universität Stuttgart<br />
Die Autoren bedanken sich bei Sonia Machado, iPSP für die Durchführung der<br />
kalorischen Messungen.<br />
Grafiken: Autoren<br />
Teil I des Beitrags ist in <strong>f+h</strong> 7-8/<strong>2021</strong> erschienen.<br />
Zum besseren Verständnis sind die Grafiken, Tabellen sowie Literaturhinweise<br />
<strong>und</strong> Quellenangaben der Beiträge Teil I <strong>und</strong> II fortlaufend<br />
nummeriert<br />
www.hs-aalen.de | www.uni-stuttgart.de/ift<br />
Sie möchten Teil I des Artikels lesen? Nichts<br />
einfacher als das. Geben Sie den u. s. Link oder<br />
Scannen Sie mit Ihrem Smartphone den QR-Code<br />
ein <strong>und</strong> schon können Sie in unserem E-Paper<br />
den Beitrag studieren. Viel Spaß bei der Lektüre!<br />
bit.ly/faserseile-teil-1<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
10<br />
SERIE<br />
Polyethylen:<br />
PE-HM SK 78<br />
PE-HM DM 20<br />
PE-HM SK 99<br />
E-Paper<br />
DEN FASERTYP BEI FASERSEILEN<br />
IDENTIFIZIEREN – TEIL I<br />
Seile aus synthetischen Fasern gibt es in einer<br />
Vielzahl von Ausführungen <strong>und</strong> aus<br />
unterschiedlichen Faserwerkstoffen<br />
beziehungsweise Kombinationen von<br />
Faserwerkstoffen. Die Gebrauchseigenschaften<br />
eines Faserseils werden durch den Seilaufbau, die<br />
Machart <strong>und</strong> den gewählten Faserwerkstoff<br />
bestimmt. Der vorliegende Beitrag befasst sich<br />
mit der Identifizierung <strong>und</strong> Qualifizierung von<br />
polymeren Faserwerkstoffen für Seile.<br />
D<br />
1. Rubri. Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
2. Rubri. Serie<br />
ie Anforderungen an eingesetzte Seile als Tragmittel in<br />
der Fördertechnik <strong>und</strong> Logistik steigen stetig. Vor allem<br />
die Reduzierung der bewegten Masse bei gleichzeitiger<br />
Steigerung der Seilbruchkraft ist bei laufenden Anwendungen<br />
von großer Bedeutung. Es bedarf neuer Tragmittel aus<br />
speziellen Werkstoffen mit angepassten Eigenschaften [1]. Aus<br />
diesen Gründen kommen Seile aus synthetischen Hochleistungsfasern<br />
hier zunehmend zur Anwendung [2], [3].<br />
1. Aufheizung<br />
1. Messung<br />
2. Messung<br />
50 100 150 200 250 300<br />
NUTZEN VON FASERSEILEN<br />
Faserseile zeichnen sich gegenüber Stahlseilen durch eine vergleichsweise<br />
hohe spezifische Festigkeit aus [4]. Diese errechnet<br />
sich als Quotient aus Seilbruchlast in Newton zu spezifischer<br />
Masse des Seils in Gramm pro Meter Seillänge. Die spezifische<br />
Festigkeit eines Faserseils mit einem Durchmesser von 20 mm<br />
aus Fasern aus hochmolekularem Polyethylen (z. B. aus<br />
„Dyneema“-Fasern [5]) beträgt 1 700 Nm/g. Für ein Stahlseil der<br />
Drahtfestigkeitsklasse 1 960 MPa gleichen Durchmessers (R<strong>und</strong>litzenseil,<br />
verzinkt – Kl. B 6x19M-IWRC mit Stahleinlage, EN<br />
12385-4) beträgt der Wert nur 171 Nm/g <strong>und</strong> ist damit etwa zehnfach<br />
kleiner als der des Faserseils. Dadurch ist z. B. in der Offshore-Technik<br />
beim Einsatz eines Stahlseils bei einer Senktiefe<br />
auf 2000 m die Nutzlast von 260 Tonnen durch das große Eigengewicht<br />
des Seils um 25 Prozent reduziert. Faserseile eröffnen<br />
neue Möglichkeiten, es lassen sich z. B. große Senktiefen ohne<br />
Nutzlastverlust bedienen [2].<br />
POLYMERE HOCHLEISTUNGSFASERN<br />
Synthetische Fasern für Seile werden aus unterschiedlichen polymeren<br />
Werkstoffen hergestellt (Tabelle 01). Drei hauptsächlich<br />
für technische Fasern eingesetzte Kunststoffe sind Polyamid (PA),<br />
Polyester (PET) <strong>und</strong> Polypropylen (PP) [6]. Polyamid <strong>und</strong> Polyester<br />
besitzen im trockenen Zustand eine ähnliche Festigkeit, sie ist<br />
größer als die des Polypropylens. Der<br />
Nachteil von Polyamid besteht in einer hohen<br />
Wasseraufnahme aus der Umgebung.<br />
Die aufgenommene Feuchtigkeit erweicht<br />
den Werkstoff, der dadurch, abhängig vom<br />
tatsächlichen Wassergehalt, an Festigkeit<br />
verliert – gleichzeitig steigt die Nachgiebigkeit.<br />
Polypropylen besitzt eine Dichte<br />
von weniger als 1 g/cm 3 . Dieser Kennwert<br />
ist damit geringer als bei den anderen genannten<br />
Werkstoffen. Aufgr<strong>und</strong> der geringen<br />
Dichte können aus Polypropylen gefertigte<br />
Seile auf dem Wasser schwimmen.<br />
Die Steifigkeit technischer Fasern ist im<br />
Vergleich zu Stahl deutlich geringer <strong>und</strong><br />
auch deren Festigkeit ist begrenzt.<br />
Für höchste Anforderungen an Steifigkeit<br />
<strong>und</strong> Festigkeit kommen Hochleistungsfasern<br />
aus hochmolekularem Polyethylen<br />
(PE-UHMW), Flüssigkristalline<br />
Kunststoffe (LCP) oder aromatische Polyamide<br />
(PPA) in Betracht (Tabelle 01) [7].<br />
Viele polymere Fasern sind schmelzbar,<br />
d. h. es handelt sich um thermoplastische<br />
Kunststoffe. Einige Fasern bestehen aus<br />
vernetzten Polymeren <strong>und</strong> sind dadurch<br />
unschmelzbar; sie zersetzen als Festkörper<br />
direkt, nämlich bei hoher Temperatur thermisch<br />
induziert, ohne zuvor den schmelzflüssigen<br />
Zustand erreicht zu haben.<br />
GRUNDLAGEN DER POLY-<br />
MEREN FASERWERKSTOFFE<br />
Synthetische Fasern sind polymere Werkstoffe.<br />
Polymere bestehen aus langen Molekülketten<br />
(Makromoleküle), die in sich<br />
aus vielen, aneinander gereihten Monomer-Einheiten<br />
zusammengesetzt sind.<br />
Das jeweilige Monomer definiert die Art<br />
des Polymers, um das es sich handelt; ist<br />
SERIE<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Tabelle 01: Polymere Werkstoffe für technische Fasern <strong>und</strong> Hochleistungsfasern<br />
86 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/07-08 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/07-08 87<br />
Werkstoffe<br />
Kurzzeichen<br />
Technische Fasern Polyamid PA6 <strong>und</strong> PA66<br />
Hochleistungsfasern<br />
(Hochmodul-Fasern)<br />
Polyester<br />
Polypropylen<br />
Hochmole<br />
kulares<br />
Polyethylen<br />
Flüssigkristalline<br />
Polymere<br />
teilaromatische<br />
Polyamide<br />
(Aramid)<br />
01<br />
err. Seil-Dichte [kg/m 3 ]<br />
02<br />
nom. Bruchspannung [MPa]<br />
PET<br />
PP<br />
Handelsnamen<br />
Typen<br />
PE-HM oder HMPE Dyneema SK62, SK75, SK78, SK99,<br />
DM20 [8], [9], [10]<br />
Izanas<br />
Spectra<br />
LCP Vectran HT, UM, NT [11]<br />
Zylon = Polyphenylenbenzobisoxazol<br />
(PBO) – vernetzt<br />
Kevlar<br />
AS, HM [12]<br />
PPA Technora – vernetzt [13]<br />
Twaron – vernetzt<br />
Standard, high tenacity, high<br />
modulus, high elongation<br />
[14]<br />
Errechnete Seil-Dichte in Abhängigkeit des Durchmessers;<br />
Werkstoff: PE-HM (Dyneema) [17], [18], [19]<br />
Nominelle Seilbruchspannung in Abhängigkeit der<br />
Seil-Dichte; Werkstoff: PE-HM (Dyneema) [17], [18], [19]<br />
Quelle: Autoren<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 41
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK<br />
MIKHAIL VOLOSKOV<br />
Wenn Sie eine Sache auf der Welt<br />
verändern dürften: Was wäre das?<br />
Das wäre definitiv die Erderwärmung,<br />
die zweifellos das wichtigste<br />
Thema der nächsten Jahre darstellt.<br />
Ihr Arbeitsalltag in drei<br />
Schlagworten?<br />
Teams-Sitzungen <strong>und</strong> E-Mails.<br />
Früher waren es noch Reisen.<br />
Wie können Sie am besten vom<br />
Arbeitsalltag entspannen?<br />
Zwei St<strong>und</strong>en Surfen auf dem Wasser<br />
sind für mich eine Art Reset-Button.<br />
Was halten Sie vom derzeitigen<br />
Nachhaltigkeitsboom?<br />
Ist völlig korrekt, wenn es um Produkte<br />
geht, die vom Inhalt her nachhaltig<br />
sind <strong>und</strong> nicht nur Marketingzwecken<br />
dienen.<br />
Welchen Beruf haben sich Ihre Eltern<br />
für Sie vorgestellt?<br />
Sie hatten geplant, dass mein Bruder<br />
Ingenieur wird <strong>und</strong> ich Ökonom, um<br />
gemeinsam unser Stahlwerk erfolgreich<br />
zu leiten. Dem Wunsch sind wir<br />
gefolgt.<br />
Was wird Ihr nächstes Projekt –<br />
beruflich oder privat?<br />
Es gibt eine Idee im Bereich „Green<br />
Energy“, aber zunächst richte ich<br />
meinen Fokus auf die Intralogistik.<br />
Was hat Sie dazu bewegt das zu<br />
tun, was Sie heute tun?<br />
Die Lust etwas Neues zu machen,<br />
etwas zu entwickeln, was es bis<br />
dahin noch nie gab.<br />
›› schwester<br />
ZUR PERSON<br />
Mikhail Voloskov hat einen Abschluss<br />
als Master an der HTW Dresden, Lille<br />
Business School. Nach zwei Jahren<br />
bei KPMG in Moskau übernahm er<br />
2010 die Geschäftsführung der<br />
VOL-Stahl GmbH, einer Vertriebsschwester<br />
von Omutninsk Metallurgical<br />
Plant. 2017 gründete er die<br />
Volume Lagersysteme GmbH, Mitglied<br />
der VOL-Stahl-Gruppe, <strong>und</strong> ist<br />
dort parallel CEO.<br />
Wem wären Sie lieber nie<br />
begegnet?<br />
Einem Anfänger auf der Welle, dessen<br />
Brett meine Rippe beinahe gebrochen<br />
hätte.<br />
42 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
IM NÄCHSTEN HEFT: 10/<strong>2021</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 11. 10. <strong>2021</strong><br />
ANZEIGENSCHLUSS: 24. 09. <strong>2021</strong><br />
01<br />
02 03<br />
VERNETZEN<br />
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DEM CHEFREDAKTEUR:<br />
Winfried Bauer<br />
w.bauer@vfmz.de<br />
bit.ly/fuh-wb-linkedin<br />
bit.ly/fuh-wb-xing<br />
01 Die Umgebungsbedingungen am Standort von Arcelormittal<br />
in Hamburg stellten die Techniker der Karl H. Bartels GmbH bei<br />
der Entwicklung von Bodenklappenbehältern vor einige<br />
Herausforderungen<br />
Foto: Karl H. Bartels<br />
02 Ronlog fand mit dem Schmalz-Felgengreifer am Vakuum-<br />
Schlauchheber Jumboflex in Kombination mit einem leichtgängigen<br />
Aluminium-Säulenschwenkkran eine ergonomische Lösung<br />
zum Verpacken von Felgen<br />
Foto: J. Schmalz<br />
03 Auf Knopfdruck <strong>und</strong> ohne manuelle Eingriffe vom Wareneingang<br />
bis zur Produktion? Wie das Unternehmen Schne-frost dies<br />
gemeinsam mit der Haro Anlagen- <strong>und</strong> Fördertechnik GmbH<br />
geschafft hat, lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />
Foto: Haro Anlagen- <strong>und</strong> Fördertechnik<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 43
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