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EDITORIAL<br />

DAS WIRD FÜR<br />

UNS ALLE TEUER<br />

Nachdem die Corona-Krise im vergangenen Jahr tiefe<br />

Löcher in die deutsche Exportbilanz gerissen hatte, stehen<br />

die aktuellen Zeichen auf Erholung. Im ersten Halbjahr<br />

stiegen die Ausfuhren „Made in Germany“ laut Angaben<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamts um 16,7 Prozent auf 673,1<br />

Milliarden Euro. Doch die guten Nachrichten werden von<br />

Misstönen begleitet. Viele Unternehmen haben Probleme<br />

in ihren Lieferketten. Lieferengpässe <strong>und</strong> höhere Preise<br />

belasten fast die ganze Wirtschaft. 83 Prozent der<br />

Unternehmen sind nach einer<br />

LIEFERENGPÄSSE<br />

BREMSEN KONJUNK-<br />

TURERHOLUNG AUS<br />

Umfrage des Deutschen<br />

Industrie- <strong>und</strong> Handelskammertages<br />

(DIHK) davon betroffen. Die<br />

vollen Auftragsbücher können<br />

nicht wie gewohnt abgearbeitet werden. Damit<br />

erschweren die Probleme die wirtschaftliche Erholung. Mit<br />

der Folge, dass die Konjunkturerholung zurzeit<br />

ausgebremst wird. Bereits die Corona-Krise machte<br />

deutlich, dass an einer Neuausrichtung der Lieferketten<br />

kein Weg vorbeiführt. Die aktuelle Lage unterstreicht die<br />

Notwendigkeit, sich neu zu orientieren. Zunächst aber trifft<br />

ein begrenztes Angebot auf eine hohe Nachfrage – <strong>und</strong> was<br />

das bedeutet, kann sich jeder ausmalen:<br />

Das wird für die Unternehmen <strong>und</strong> auch<br />

für uns alle richtig teuer.<br />

Winfried Bauer<br />

– Chefredakteur –<br />

w.bauer@vfmz.de<br />

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TITELSTORY<br />

26 I 8-TONNEN-LITHUM<br />

IONEN-STAPLER:<br />

Viel auf dem Kasten<br />

INHALT<br />

EDITORIAL<br />

03 Das wird für uns alle teuer<br />

PRODUKTE UND SYSTEME<br />

06 Normal kann jeder<br />

19 5 Videos, die Sie sehen müssen<br />

20 TITELSTORY Tiefkühl-Hochregallager:<br />

Westfalia vereint Kapazität, Geschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> Nachverfolgbarkeit für 60 000 Paletten<br />

24 Passgenaue Lagerlogistik – ein Erfolgsfaktor für<br />

Onlinehändler Flaconi<br />

26 F+H NACHGEFRAGT bei Dennis Ramers<br />

„Wir sind bereit für neue Herausforderungen“<br />

30 Schnellladetechnologie für die Terminal-<br />

Automatisierung<br />

32 F+H BASICS Tipps zum Einsatz von textilen<br />

Anschlagmitteln<br />

36 Digitale Highlights<br />

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PERSPEKTIVEN<br />

10 Volumenoptimierter Flaschenkasten hilft<br />

Transportkosten <strong>und</strong> Lagerplatz einzusparen<br />

16 F+H NACHGEFRAGT bei André Käber<br />

„Wir wollen der Steigbügelhalter für Unternehmen<br />

bei ihrer individuellen Digitalisierungsstrategie sein“<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

12 Entwicklung eines Entscheidungstools zur Auswahl<br />

von Logistikplattformen<br />

38 SERIE Den Fasertyp bei Faserseilen<br />

identifizieren – Teil II<br />

16<br />

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42 F+H PERSÖNLICH Mikhail Voloskov<br />

SERVICE<br />

40 Impressum<br />

43 Vorschau auf Heft 10/<strong>2021</strong><br />

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PRODUKTE UND SYSTEME<br />

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PRODUKTE UND SYSTEME<br />

Feuchte Getränkekartons, die unter der<br />

Verpackungsfolie nicht schimmeln dürfen,<br />

gestapelte Dachziegel, die auf der Ladefläche<br />

eines Lkw bei starkem Bremsen nicht zu Bruch<br />

gehen dürfen, oder teure Artikel, die nicht<br />

unbemerkt aus der Verpackung entnommen<br />

werden dürfen – wie lassen sich diese oft ganz<br />

unterschiedlichen Waren sicher <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

wirtschaftlich verpacken? Jörg Spiekermann von<br />

der Beumer Group weiß, wie sich mit<br />

Standardkomponenten auch individuelle<br />

Aufgaben lösen lassen.<br />

„Es geht bei unseren K<strong>und</strong>en oft nicht nur darum, Waren zu verpacken,<br />

um sie einfach vor Umwelteinflüssen zu schützen“, berichtet<br />

Jörg Spiekermann, Vertriebsleiter Palettier- <strong>und</strong> Verpackungsanlagen<br />

für den Bereich Consumer Goods bei der Beumer<br />

Group. Vor allem in seinem Geschäftsfeld sind die Anforderungen<br />

ganz verschieden – <strong>und</strong> vor allem anspruchsvoll. So müssen<br />

die verpackten Stapel u. a. sicher auf der Ladefläche eines Lkw<br />

transportiert werden können, ohne durch plötzliche Lenkmanöver<br />

oder scharfes Bremsen zu verrutschen <strong>und</strong> dadurch beschädigt<br />

zu werden. Das betrifft vor allem Waren wie Glas, Steine oder<br />

Dachziegel. Unternehmen setzen dabei häufig das Wickelstretchverfahren<br />

ein – schon allein wegen der günstigeren Erstinvestition<br />

für die Maschinen im Vergleich zu Haubenstretchanlagen.<br />

Dieses Verfahren hat jedoch auch Nachteile. Die Wickelstretchfolie<br />

ist dehnbar <strong>und</strong> verfestigt beim Verpacken die palettierte Ware.<br />

„Dabei bringt sie aber nur eine geringe vertikale Spannkraft<br />

auf die Ladung auf“, erklärt Spiekermann. „Doch genau diese ist<br />

für den eigentlichen Halt bei der Transportbelastung verantwortlich.<br />

Für schwere <strong>und</strong> scharfkantige Güter wie Ziegel eignet sich<br />

dieses Verfahren damit nicht.“<br />

DIE HOCHDEHNBARE STRETCHHAUBE<br />

Die Beumer Group bietet mit ihrem Stretchhaubenverfahren<br />

selbst für schwierige Fälle eine effiziente Möglichkeit. Die Hochleistungs-Verpackungsanlage<br />

Beumer stretch hood A überzieht<br />

die palettierten Ladeeinheiten mit einer hochdehnbaren Stretchhaube.<br />

Im Bereich Consumer Goods können das neben Ziegeln<br />

oder Glaswaren auch Waschmittelkartons, Farbeimer oder chaotisch<br />

aufeinandergestellte Pakete sein. Die Ware ist so beim Umschlag<br />

<strong>und</strong> bei einer Außenlagerung sicher vor Umwelteinflüssen<br />

wie Sonne, Schmutz <strong>und</strong> Nässe geschützt. Betreiber können die<br />

Produkte in einwandfreiem Zustand zu den Abnehmern transportieren.<br />

Die Stretchfolie passt sich an jeden Stapel an. Genau<br />

wie beim Wickelstretchverfahren ist die Folie dehnbar – <strong>und</strong> verfestigt<br />

das Material durch die horizontalen <strong>und</strong> die vertikalen<br />

Rückstellkräfte. Dieses Verfahren bietet so eine höhere Ladungsstabilität.<br />

„Das können wir nachweisen“, verspricht Spiekermann.<br />

Damit sich bei bestimmten Belastungen keine Waren plötzlich<br />

aus dem Verb<strong>und</strong> lösen, führt der Systemanbieter z. B. gemeinsam<br />

mit der Dekra, einer der führenden Expertenorganisationen<br />

für Sicherheit, Qualität <strong>und</strong> Umweltschutz, verschiedene Fahrtests<br />

unter extremen Bedingungen durch.<br />

Spiekermann erinnert sich an einen K<strong>und</strong>en, der gefüllte Marmeladengläser<br />

direkt aus der Produktion kommend auf Paletten<br />

stapeln <strong>und</strong> ladungssicher verpacken musste. Die Herausforderung:<br />

Die Gläser befanden sich nicht in Kartons, was einfach zu<br />

verpacken wäre, sondern in Trays. Zwischen die Gläser kamen<br />

zum Schutz wiederverwendbare Sheets. So wurden die leicht zerbrechlichen<br />

Waren bis zu zwei Meter hoch gestapelt. Der K<strong>und</strong>e<br />

dachte zuerst an das Wickelstretchverfahren. „Dabei wirkt die<br />

Kraft der Folie jedoch auf den kompletten Stapel. Die Gläser würden<br />

zusammengedrückt <strong>und</strong> könnten damit beschädigt werden“,<br />

so Spiekermann. „Bei unserem Stretchhaubenverfahren bildet<br />

die Folie mit dem Stapel eine Einheit.“ Doch was, wenn der Stapel<br />

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PRODUKTE UND SYSTEME<br />

bei der Verladung gekippt wird? Und zwar um bis zu 27°?<br />

Das war zuerst die Vorgabe des Herstellers. „Wir können<br />

diese Anforderung erfüllen“, sagt der Beumer Experte.<br />

„Zum Beispiel, indem wir den Stapel mit zwei dicken Folienhauben<br />

verpacken – doch das würde sowohl mehr<br />

Zeit als auch Material kosten.“ Da es nicht nur um Ladungssicherung,<br />

sondern auch um Wirtschaftlichkeit gehe,<br />

erarbeitete das Beumer Team gemeinsam mit dem<br />

K<strong>und</strong>en in diversen Versuchen eine Lösung, bei der der<br />

Stapel bis zu 14° sicher kippen kann – was für den Anwender<br />

absolut ausreichend war.<br />

Diese Verpackungsversuche führt der Systemanbieter im<br />

hauseigenen Testcenter durch. Eine wichtige Stellschraube ist<br />

dabei die Folie. Die Experten haben in Beckum etwa 100 verschiedene<br />

Varianten von Testfolien mit diversen Eigenschaften<br />

vorliegen – dick, dünn, weich, zäh oder auch ganz anders. Falls<br />

sich die Anforderungen nicht erfüllen lassen, werden die Folienhersteller<br />

mit ins Boot genommen. Entscheidend dabei ist: Um<br />

was für ein Produkt handelt es sich, wie sind die Abmessungen<br />

<strong>und</strong> was sind die Anforderungen an die Verpackung? Der Folienhersteller<br />

findet die ideale Rezeptur mit den geforderten Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> schlägt das optimale Folienformat vor. „Bei diesen<br />

Versuchen sind die K<strong>und</strong>en oft anwesend, was ihr Vertrauen in<br />

uns stärkt“, hat Spiekermann festgestellt.<br />

DAS BESONDERE AM AUSGEFALLENEN<br />

Ob Schläuche <strong>und</strong> Kabelrollen oder chaotisch gestapelte Pakete<br />

– immer wieder kommen Unternehmen mit kniffligen Verpackungsfragen<br />

auf den Systemanbieter zu. Und meist hatten die<br />

K<strong>und</strong>en vorher das Wickelstretchverfahren im Einsatz, konnten<br />

damit die Aufgabe jedoch nicht befriedigend lösen. Das war z. B.<br />

bei einem niederländischen Unternehmen der Fall, das Weihnachtsartikel<br />

verkauft, oder auch bei einem schwedischen Möbelhersteller.<br />

In beiden Fällen werden Pakete mit unterschiedlichen<br />

Abmessungen auf die Paletten gestapelt. „Das sieht<br />

schrecklich aus <strong>und</strong> ist erstmal instabil“, sagt Spiekermann. „Aber<br />

genau so sollen die Stapel zu den Abnehmern.“<br />

Weil jedes Paket unterschiedlich schwer ist, können die beladenen<br />

Paletten von 100 kg bis zwei Tonnen wiegen. Der Beumer<br />

stretch hood A ist mit einem Messsystem ausgestattet, um komplexe<br />

Stapel wie diese mit Laser <strong>und</strong> Ultraschall zu vermessen. Die<br />

Maschine erkennt die höchsten Stellen <strong>und</strong> passt die Folienlänge<br />

entsprechend an. Je nach Anwendung setzt die Beumer Group<br />

auch auf Zweiformat-Maschinen, um mit unterschied lichen Foliengrößen<br />

oder -varianten zu arbeiten. Die Maschine erkennt eigenständig<br />

die jeweilige Palettengröße <strong>und</strong> wählt die passende Folie.<br />

KEINE NÄSSE REIN, DAFÜR RAUS<br />

Wie verschieden die Anforderungen an eine Folie sein können,<br />

veranschaulicht Spiekermann an folgenden Beispielen: Sind<br />

Dachziegel bei der Außenlagerung nicht vor Feuchtigkeit geschützt,<br />

kann sich relativ schnell Moos auf der Oberfläche bilden.<br />

Darum müssen sie verpackt werden. Die Ecken <strong>und</strong> Kanten der<br />

Dachziegel sind allerdings vielfach messerscharf. „Die Folie wird<br />

vor dem Verpacken zuerst überdehnt. Zieht sie sich dann um den<br />

Stapel zusammen, können sich an diesen scharfen Stellen Löcher<br />

bilden. Hier haben wir gemeinsam mit einem Hersteller eine<br />

durchstoßfeste Folie entwickelt.“<br />

Doch manchmal sollen die Folien auch Löcher haben, um<br />

Feuchtigkeit aus dem verpackten Stapel entweichen zu lassen –<br />

so wie bei einem Sekthersteller. Spiekermann: „Die Flaschen<br />

kommen aus der Abfüllung. Teilweise sind sie feucht <strong>und</strong> werden<br />

JÖRG SPIEKERMANN,<br />

LEITER VERTRIEB PALETTIER-<br />

UND VERPACKUNGSANLAGEN<br />

CONSUMER GOODS,<br />

BEUMER GROUP<br />

Verpackungsversuche führen wir in<br />

unserem hauseigenen Testcenter durch,<br />

bis wir das gewünschte Ergebnis<br />

vorliegen haben<br />

in Kartons gepackt. Befindet sich eine luftdichte Stretchhaube<br />

über dem Stapel, bleibt die Feuchtigkeit in der Verpackung. Es<br />

kann sich so schnell Schimmel bilden.“ Feuchtigkeit entstehe<br />

auch, wenn die gefüllten Flaschen auf der Palette gestapelt hoher<br />

Wärme ausgesetzt sind, verursacht z. B. durch Sonneneinstrahlung<br />

während des Transports. „Gemeinsam mit dem Hersteller<br />

haben wir eine Folie mit winzigen Löchern entwickelt, die überall<br />

verteilt sind.“<br />

AN ERSTER STELLE STEHT DIE<br />

WIRTSCHAFTLICHKEIT<br />

So wichtig der Schutz der Ware beim Verpacken ist, die Lösung<br />

muss sich am Ende immer für den Betreiber rentieren. Das ist wie<br />

bei dem Marmeladenhersteller. Der Systemanbieter kann genau<br />

berechnen, wie viel Folie sich mit dem Stretchhaubenverfahren<br />

im Vergleich zum Wickelstretchverfahren einsparen lässt. Dazu<br />

kommt: Wie oft muss die Folienrolle in einer Schicht gewechselt<br />

werden? Denn auch das kostet Zeit. Wie wirtschaftlich ein Umstieg<br />

sein kann, zeigt das Beispiel eines Logistikunternehmens,<br />

das die Distribution für diverse K<strong>und</strong>en übernimmt. Um die Vielzahl<br />

an palettierten Stapeln zu verpacken, waren zwölf Wickelstretchanlagen<br />

im Einsatz. Die Stapel mussten auf die Maschine<br />

fahren, die Folie wurde an der Palette befestigt, der Verpackungsvorgang<br />

eingeleitet, die Folie abgeschnitten <strong>und</strong> der Stapel<br />

schließlich zum Versand gefahren. Das waren etwa 1 000 Paletten<br />

am Tag. Jede Palette benötigte r<strong>und</strong> drei Minuten, bis sie verpackt<br />

war. Die Beumer Group ersetzte die zwölf Maschinen durch eine<br />

Haubenstretchanlage – <strong>und</strong> der Logistiker konnte ca. 3 000 Arbeitsminuten<br />

am Tag sparen.<br />

Fotos: Beumer Group<br />

www.beumer.com<br />

8 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

TC PALGRIP ZEIGT SICH VIELFÄLTIGEN HERAUSFORDERUNGEN GEWACHSEN<br />

Das komplett geschlossene, vollflächig antirutsch-beschichte<br />

Oberdeck <strong>und</strong> das glatte Unterdeck der TC-Palgrip-Kunststoffpaletten<br />

von Craemer (Fachpack, Halle 7, Stand 7-154) zeichnen<br />

sich durch gute Reinigungseigenschaften aus. Darüber hinaus<br />

bietet die hohlraum- <strong>und</strong> rippenfreie Konstruktion der Ladungsträger<br />

einen zuverlässigen Schutz vor Verunreinigungen<br />

oder Wassereintritt. Die Antirutschbeschichtung<br />

wird aus Polyethylen gefertigt,<br />

wie auch die Palette selbst, <strong>und</strong> ist mit dieser<br />

fest verb<strong>und</strong>en – aufgr<strong>und</strong> der Herstellung in<br />

einem einzigen Produktionsgang.<br />

Die formstabile TC-Palgrip-Palette hält<br />

Temperaturen von -30 bis +40 °C stand,<br />

kurzzeitig auch bis +90 °C, <strong>und</strong> ist für den<br />

Einsatz auf Rollenbahnen, Kettenförderern<br />

<strong>und</strong> in automatisierten Hochregallagern<br />

geeignet. Mithilfe optionaler, integrierter, korrosionsgeschützter<br />

Versteifungsprofile aus Metall lässt sich die Tragfähigkeit<br />

im Regal auf bis zu 2 000 kg erhöhen. Beidseitige Anfahrschrägen<br />

der unverschweißten Kufen ermöglichen zudem den<br />

Transport mit Flurförderzeugen. Aufgr<strong>und</strong> des vollflächigen<br />

Antirutschdecks bietet die Palette dabei<br />

selbst bei Feuchtigkeit <strong>und</strong> Schräglage der<br />

Ladung einen sicheren Halt. Eine optionale<br />

Ausstattung mit RFID-Transponder r<strong>und</strong>et die<br />

Hygienepalette ab.<br />

Verfügbar ist die TC Palgrip im Euromaß von<br />

1 000 × 800 mm mit drei Kufen (TC1) sowie im<br />

Industriemaß von 1 000 × 1 200 mm mit drei<br />

(TC3) oder fünf Kufen (TC3-5). Die Höhe der<br />

Paletten beträgt 160 mm.<br />

www.craemer.com<br />

TEMPERATURBE-<br />

STÄNDIGE RADSERIE<br />

Zur Motek bringt das Unternehmen<br />

Torwegge (Halle 1,<br />

Stand 1905) eine Neuheit mit,<br />

die bisher nur virtuell<br />

vorgeführt wurde: die<br />

HSK-Radserie. Da ihre Körper<br />

aus Kunststoff <strong>und</strong> die<br />

Laufflächen aus hitzebeständigem<br />

Silikon-Gummi<br />

bestehen, halten die Räder<br />

Temperaturen von -25 bis<br />

+250 °C aus. Je nach Ausführung<br />

variiert die Tragfähigkeit<br />

pro Rad zwischen 80 <strong>und</strong><br />

220 kg, bei maximaler<br />

Erwärmung ca. 30 Prozent<br />

weniger. Verfügbar sind die<br />

Räder mit Durchmessern<br />

zwischen 80 <strong>und</strong> 200 mm<br />

sowie einer Breite zwischen<br />

27 <strong>und</strong> 46 mm. Verbaut<br />

werden können die Räder in<br />

Lenkrollen ohne oder mit<br />

Doppelstopp <strong>und</strong> in Bockrollen<br />

aus diversen Materialien.<br />

Im Produktportfolio des<br />

Herstellers finden sich auch<br />

verzinkte <strong>und</strong> Edelstahl-<br />

Gehäuse.<br />

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SPOT


PERSPEKTIVEN<br />

VOLUMENOPTIMIERTER FLASCHENKASTEN<br />

HILFT TRANSPORTKOSTEN UND LAGERPLATZ EINZUSPAREN<br />

Beim Stapeln von aktuell in der Praxis<br />

eingesetzten Flaschen- respektive<br />

Getränkekästen wird das zur Verfügung stehende<br />

Transport- <strong>und</strong> Lagervolumen nicht optimal<br />

ausgenutzt. Dies ist im leeren <strong>und</strong> im mit<br />

Flaschen befüllten Zustand der Kästen der Fall.<br />

Vor allem im Zusammenhang mit dem Transport<br />

von Leergut innerhalb von Mehrwegprozessen in<br />

der Getränkelogistik gehen hiermit unter<br />

anderem erhöhte Prozesskosten sowie negative<br />

Umweltauswirkungen einher. Die Entwicklung<br />

eines volumenoptimierten Flaschenkastens wirkt<br />

diesen Problemen entgegen.<br />

Produktinnovationen im Bereich mehrwegfähiger Kunststoff-Getränkekästen<br />

bezogen sich in den vergangenen<br />

Jahren fast ausschließlich auf Faktoren wie das Design<br />

oder die Haptik der Kästen [1]. Eine Volumenoptimierung<br />

im Zusammenhang mit Transport- <strong>und</strong> Lagerprozessen stand<br />

hingegen nicht im Mittelpunkt. Seltene Ausnahmen bildeten<br />

hierbei Lösungen wie der im Jahr 2016 mit dem pro-K award ausgezeichnete<br />

„Kubi-Kasten“ [2] oder die für die Effizienzsteigerung<br />

von Mehrwegprozessen in der Getränkelogistik entwickelten<br />

„Trays“ zur Leergut-Rückführung [3]. Der elementare Vorteil<br />

einer verbesserten Packdichte ergibt sich bei diesen Produkten<br />

jedoch ausschließlich im leeren <strong>und</strong> nicht im mit Flaschen befüllten<br />

Zustand der Kästen bzw. „Trays“.<br />

Um diesen Problemen entgegenzuwirken <strong>und</strong> damit die Prozess-<br />

<strong>und</strong> Ressourceneffizienz auf Anwenderseite zu steigern sowie<br />

die im Rahmen von Getränketransporten entstehenden<br />

Treibhausgasemissionen zu reduzieren, hat das Büro für Logistikforschung<br />

mit Sitz in Dortm<strong>und</strong> den patentierten volumenreduzierbaren<br />

Flaschenkasten konzipiert. Dieser wird aktuell in gemeinschaftlicher<br />

Zusammenarbeit mit der Bekuplast GmbH,<br />

Kunststoffspritzgussspezialist mit Hauptsitz in Ringe, zur Marktreife<br />

gebracht. Mithilfe einer neuen Stapelanordnung <strong>und</strong> Konstruktionsweise<br />

ist es bei diesem Flaschenkastenkonzept im Vergleich<br />

zu bestehenden Flaschenkästen möglich, mehr Flaschen<br />

bzw. Kästen pro Europalette zu transportieren <strong>und</strong> zu lagern.<br />

OPTIMIERTE PACKDICHTE AUCH BEI BEFÜLLTEN<br />

GETRÄNKEKÄSTEN<br />

Bei dem neuen, volumenreduzierbaren Flaschenkasten wird eine<br />

optimierte Packdichte nun erstmalig auch im mit Flaschen befüllten<br />

Zustand von Getränkekästen ermöglicht. Dies wird u. a.<br />

mithilfe einer versetzten Anordnung der Flaschenfächer erreicht,<br />

die es erlaubt, zwei mit Flaschen befüllte Kästen gleicher Bauart<br />

volumenoptimiert ineinander zu stapeln. Das heißt, ein oberer<br />

Kasten kann im Bereich der Flaschenhälse eines darunter befindlichen<br />

Kastens „versenkt“ bzw. „genestet“ werden. Wichtig zu erwähnen:<br />

Der obere Kasten steht dabei nicht auf den Flaschen des<br />

unteren Kastens, sondern auf dessen Gefache <strong>und</strong> – wenn gewünscht<br />

– zusätzlich auf dessen Seitenwänden auf.<br />

Funktionsprinzip des<br />

volumenoptimierten Flaschenkastens<br />

Vollständige Kompatibilität<br />

zu vorhandenen Flaschenkästen<br />

Verbesserte<br />

Packdichte<br />

gegenüber<br />

bestehenden<br />

Flaschenkästen<br />

Versetzte<br />

Anordnung der<br />

Flaschenfächer<br />

10 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


Das gr<strong>und</strong>sätzliche Funktionsprinzip des patentierten Flaschenkastens wird in den<br />

Bildern jeweils am Beispiel eines Getränkekastens für standardisierte 0,33-Liter-<br />

Longneck-Flaschen verdeutlicht. Die erreichbare „Nesttiefe“ beträgt hier im befüllten<br />

Zustand 90 mm. Im Leerzustand lässt sich durch eine vorherige Drehung eines Kastens<br />

um 180° bzw. mithilfe des in der Praxis erprobten Prinzips der Drehstapelung eine<br />

„Nesttiefe“ von 120 mm realisieren.<br />

Übliche Getränkekästen zur Aufnahme von 0,33-Liter-Longneck-Flaschen verfügen<br />

i. d. R. über maximale Außenabmessungen von 400 × 300 × 270 mm (Länge × Breite ×<br />

Höhe). Dabei werden auf einer Europalette fünf Schichten (Stapelhöhe inklusive Palette<br />

ca. 1,5 m) à acht Kästen mit je 24 Flaschen pro Kasten transportiert <strong>und</strong> gelagert.<br />

Hieraus ergibt sich eine Anzahl von 40 Kästen pro Europalette mit 960 Flaschen.<br />

Zur Realisierung der angestrebten Volumenoptimierung muss im Beispielfall die Flaschenanzahl<br />

pro Kasten zwar von 24 auf 20 Flaschen reduziert werden, allerdings lässt<br />

sich durch die „Nesttiefe“ von 90 mm die Anzahl der Stapelschichten pro Palette von den<br />

bislang fünf auf nun sieben erhöhen. Damit wird die Packdichte je Europalette gegenüber<br />

vorhandenen Flaschenkästen gr<strong>und</strong>legend verbessert. In Zahlen bedeutet dies: Es<br />

lassen sich 56 Kästen mit 1 120 Flaschen pro Europalette transportieren <strong>und</strong> lagern. Dies<br />

entspricht einer Verbesserung von 40 Prozent in Bezug auf die Kastenanzahl <strong>und</strong> ca. 17<br />

Prozent im Hinblick auf die Flaschenanzahl. Noch höher ist das Optimierungspotenzial<br />

im Leerzustand der Kästen, da sich durch die „Nesttiefe“ von 120 mm hier 64 Kästen pro<br />

Palette stapeln lassen, was einem Zuwachs von 60 Prozent entspricht. Hierbei beträgt<br />

die Stapelhöhe inklusive Palette weiterhin jeweils rd. 1,5 m <strong>und</strong> die genannten maximalen<br />

Außenabmessungen bestehender Kästen werden ebenfalls eingehalten. Somit wird<br />

eine vollständige Kompatibilität des neuen, volumenoptimierten Flaschenkastens zu<br />

vorhandenen Kästen mit einem Gr<strong>und</strong>maß von 400 × 300 mm sichergestellt.<br />

ÜBERTRAGUNG AUF ANDERE GEBINDEGRÖSSEN UND<br />

KASTENFORMATE GEGEBEN<br />

Das dargelegte neue Flaschenkastenkonzept lässt sich auf eine Vielzahl weiterer Flaschengrößen,<br />

Getränkearten etc. oder auch auf weitere Kastenformate übertragen. So<br />

ist z. B. auch ein Kasten mit einem Gr<strong>und</strong>maß von 600 × 400 mm denkbar. Dieser<br />

könnte als Leergut-Ersatzgebinde an der Schnittstelle zwischen dem (Getränke-)Einzelhandel<br />

<strong>und</strong> dem Getränkefachgroßhandel zum Einsatz kommen <strong>und</strong> hier die Effizienz<br />

<strong>und</strong> Qualität bei der Handhabung von Einzelflaschenüberhängen steigern. Im<br />

Vergleich zu den an dieser Prozessschnittstelle in der logistischen Praxis häufig verwendeten<br />

„Trays“ zur Leergut-Rückführung weist der „nestbare“ Flaschenkasten – zusätzlich<br />

zur Volumenoptimierung bei Leerguttransporten – den Vorteil auf, dass ein<br />

oberer Kasten nicht auf den Flaschen des unteren Kastens aufsteht. Dadurch verbessert<br />

sich vor allem die Stabilität beim Stapeln.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der durch den volumenreduzierbaren Flaschenkasten möglich werdenden<br />

effizienteren Nutzung des im Rahmen der Getränkelogistik verfügbaren Transport-<br />

<strong>und</strong> Lagervolumens ergeben sich entlang der kompletten Logistikkette primär<br />

die folgenden betriebs- <strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Nutzenpotenziale: Transportkosten-<br />

<strong>und</strong> Lagerplatzeinsparung, Reduzierung von CO 2<br />

- <strong>und</strong> Feinstaubemissionen, Einsparung<br />

natürlicher Ressourcen, verbesserte/vereinfachte Ladungssicherung sowie<br />

Entlastung der Verkehrsinfrastruktur.<br />

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Maintenance <strong>und</strong> Industrie 4.0<br />

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Literaturhinweise <strong>und</strong> Quellenangaben:<br />

[1] De Pooter, T.: Ein Hightech Marketing-Tool – Wiederverwendbare Getränkekästen. In: Getränkeindustrie,<br />

Heft 6/2018, S. 26-27<br />

[2] pro-K Industrieverband Halbzeuge <strong>und</strong> Konsumprodukte aus Kunststoff e. V. (2016): Kubi. URL:<br />

https://pro-k-award.de/kubi/, Abruf: 7. Mai <strong>2021</strong><br />

[3] Niebur, T.: Getränke-Mehrweg – Kostentreiber Individualität. In: Standards, Heft 3/2017, S. 18-19<br />

Autor: Dr.-Ing. Tim Siebels, Geschäftsführer, Büro für Logistikforschung, Dortm<strong>und</strong><br />

Fotos: Bekuplast<br />

ts@logistik-innovationen.de | www.bekuplast.com


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

ENTWICKLUNG EINES ENTSCHEIDUNGSTOOLS<br />

ZUR AUSWAHL VON LOGISTIKPLATTFORMEN<br />

Digitale Plattformen gewinnen in der Logistikbranche zunehmend an Bedeutung.<br />

Folglich sind Logistikdienstleister der kritischen Entscheidungssituation ausgesetzt,<br />

wie mit digitalen Plattformen interagiert werden soll. Im Rahmen des<br />

Forschungsprojekts „Fit4Platform“ wurde daher ein Entscheidungsprozess<br />

erarbeitet, der kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (KMU) bei der Entscheidung zu<br />

Beitritt oder Gründung von digitalen Plattformen sowie der anschließenden<br />

Umsetzung der Entscheidung unterstützen soll.<br />

Quelle: Autoren<br />

Ob Amazon oder Facebook, digitale Plattformen<br />

haben B2C- <strong>und</strong> C2C-Märkte f<strong>und</strong>amental<br />

verändert. Anstatt selbst zu produzieren<br />

oder eigenständige Dienstleistungen<br />

anzubieten, liegt der Schwerpunkt der Geschäftsmodelle<br />

digitaler Plattformen auf der Koordination von<br />

Angebot <strong>und</strong> Nachfrage, der Vernetzung von Teilnehmern<br />

sowie dem Sammeln <strong>und</strong> Analysieren umfangreicher<br />

Nutzungsdaten. Damit sind Plattformen gleichzeitig<br />

Chance <strong>und</strong> Risiko für bestehende Märkte <strong>und</strong> traditionelle<br />

Geschäftsmodelle. Auch im B2B-Geschäft gewinnen<br />

digitale Plattformen kontinuierlich an<br />

Bedeutung <strong>und</strong> haben bereits heute signifikanten<br />

Einfluss auf die Logistikbranche. Entsprechend stehen<br />

viele Logistikdienstleister vor der Entscheidung,<br />

wie mit digitalen Plattformen interagiert werden soll, um die<br />

Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens langfristig zu<br />

sichern. So existieren zahlreiche verschiedene Plattformtypen<br />

mit variierenden Angebotsprofilen <strong>und</strong> der Beitritt einer digitalen<br />

Plattform oder sogar eine Gründung mit Partner- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>ennetzwerk<br />

sind für Unternehmen mit weitreichenden Konsequenzen<br />

<strong>und</strong> erheblichem Aufwand verb<strong>und</strong>en. Im Rahmen des<br />

Forschungsprojekts „Fit4Platform“, gefördert durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie, wurde in Zusammenarbeit<br />

des FIR an der RWTH Aachen <strong>und</strong> des International Performance<br />

Research Institute (IPRI) ein browserbasiertes Tool entwickelt,<br />

das diesen Entscheidungsprozess sowie die anschließende<br />

Umsetzung der Entscheidung unterstützt.<br />

Typologisierung Plattformen nach Wertverspechen<br />

Erweiterte Frachtenbörsen Visibility-Plattformen<br />

Warehousing-Plattformen<br />

Handel von Ladungen <strong>und</strong><br />

Transportkapazitäten<br />

Matching zwischen<br />

K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Anbietern<br />

Datenbasierte Dienstleistungen<br />

Echtzeittracking, ETA-<br />

Berechnung<br />

Supply-Chain-Transparenz<br />

Prozessanalysen<br />

STRUKTUR DES ENTSCHEIDUNGSPROZESSES<br />

Von den ersten Schritten des Entscheidungsprozesses bis zum finalen<br />

Entschluss <strong>und</strong> der anschließenden Umsetzung nehmen<br />

Detailgrad <strong>und</strong> Aufwand der Informationssuche <strong>und</strong> -verarbeitung<br />

kontinuierlich zu. So ist es nicht zielführend, sich mit den<br />

Details einer Plattform wie deren Interface oder Schnittstellen<br />

auseinanderzusetzen, wenn noch nicht geklärt ist, ob das Angebot<br />

der Plattform überhaupt der strategischen Ausrichtung des<br />

Unternehmens entspricht.<br />

Wie Bild 01 zeigt, setzen der Entscheidungsprozess <strong>und</strong> das<br />

browserbasierte Tool demgemäß an der f<strong>und</strong>amentalen Fragestellung<br />

an, ob eine Gründung oder der Beitritt einer Platt-<br />

Handel von Lagerkapazitäten<br />

Inventory-/Delivery-Tracking<br />

<strong>und</strong> - Management<br />

Fulfillment-Angebot <strong>und</strong><br />

-Nachfrage<br />

form vielversprechender ist. Hierzu<br />

sind zunächst Erwartungen <strong>und</strong> die<br />

Ausrichtung des Unternehmens mit<br />

den Potenzialen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

einer Gründung oder eines Beitritts<br />

zu vergleichen (Schritt 1 in Bild 01).<br />

Hierbei sind die Kostenreduktions- <strong>und</strong><br />

Wachstumsstrategie des Unternehmens<br />

von zentraler Relevanz, wobei verfügbare<br />

Personal- <strong>und</strong> Finanzressourcen<br />

in die Entscheidung einbezogen werden<br />

sollten. Wie in Bild 02 (s. S. 16) ausschnittweise<br />

gezeigt, bietet das Tool<br />

hierzu z. B. die Möglichkeit, die Anforderungen<br />

des Unternehmens potenziellen<br />

Mehrwerten <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

gegenüberzustellen.<br />

12 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

<br />

01<br />

Struktur des Entscheidungsprozesses <strong>und</strong> des browserbasierten Tools<br />

Schritt 1: Gründung vs. Beitritt – Evaluation der<br />

eigenen Zielsetzung <strong>und</strong> Strategie<br />

Kommt der Beitritt oder die Gründung für das<br />

eigene Unternehmen allgemein in Frage<br />

Schritt 2a:<br />

Entscheidung zu Gründung verifizieren<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken einer Gründung<br />

Schritt 2b:<br />

Auswahl Plattformtyp<br />

Abgleich mit typenspezifischen Mehrwerten<br />

Schritt 3b:<br />

Typenspezifischer strategischer Fit<br />

Detaillierter Abgleich wichtiger Dimensionen<br />

Schritt 4b:<br />

Bewertung <strong>und</strong> Nutzenanalyse<br />

Anwenderspezifische Nutzenanalyse<br />

Schritt 3a:<br />

Umsetzungsunterstützung Gründung<br />

Marktcharakteristika <strong>und</strong> Skalierungsstrategien<br />

Schritt 5b:<br />

Umsetzungsunterstützung<br />

Beitritts-Framework <strong>und</strong> Fallstudien<br />

Gründung (linker Ast): Erscheint die Gründung vielversprechender,<br />

ist diese im linken Ast des Entscheidungsbaums detaillierter<br />

zu betrachten. Hier treten die besonderen Charakteristika von<br />

Plattformen <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Chancen <strong>und</strong> Risiken in den<br />

Vordergr<strong>und</strong> (Schritt 2a). So basiert z. B. bei Plattformen die<br />

Wertschöpfung primär darauf, Interaktionen zwischen Plattformteilnehmern<br />

über die Plattform zu ermöglichen <strong>und</strong> zu koordinieren.<br />

Etablierte Plattformen verfügen über umfangreiche Netzwerke<br />

aus Bestandsk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> über die notwendige Infrastruktur,<br />

historische Daten <strong>und</strong> Erfahrungswerte zur effektiven Koordination<br />

der Plattformteilnehmer. Diese Markteintrittsbarrieren<br />

lassen sich von neuen Plattformanbietern häufig nur durch signifikante<br />

Investitionen oder geschickte Marktpositionierung überwinden.<br />

Soll eine Gründung weiterverfolgt werden, bietet das<br />

Tool Inhalte zur Unterstützung (Schritt 3a). Wird stattdessen der<br />

vorläufige Entschluss zum Beitritt einer Plattform geschlossen,<br />

folgt die Betrachtung der Inhalte des rechten Astes des Entscheidungsbaums<br />

in Bild 01.<br />

Beitritt (rechter Ast): Zunächst wird anhand des greifbaren,<br />

zentralen Mehrwertversprechens ein vorläufiger Entschluss für<br />

einen oder mehrere der Plattformtypen getroffen (Schritt 2b).<br />

Plattformen der Logistikbranche lassen sich entlang ihrer Wertversprechen<br />

gemäß der nebenstehenden Tabelle in drei Kategorien<br />

einteilen: erweiterte Frachtenbörsen, Visibility-Plattformen<br />

<strong>und</strong> Warehousing-Plattformen.<br />

Erweiterte Frachtenbörsen können als digitale Marktplätze verstanden<br />

werden, auf denen Ganz- <strong>und</strong> Teilladungen sowie Transportkapazitäten<br />

zwischen Verladern <strong>und</strong> Logistikdienstleistern<br />

gehandelt werden. Häufig bieten diese Plattformen zusätzliche<br />

Leistungen an; das zentrale Wertversprechen basiert jedoch auf<br />

der Vernetzung zwischen Anbietern von Frachtgut <strong>und</strong> Anbietern<br />

von Laderaum. Unter Visibility-Plattformen werden Plattformen<br />

gefasst, deren wichtigstes Angebot auf datenbasierte Dienste<br />

Wir sorgen für ein<br />

Höchstmaß an Qualität<br />

<strong>und</strong> Stabilität mit<br />

unserem WMS<br />

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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

02<br />

Abgleich Unternehmensanforderungen mit potenziellen Mehrwerten eines Beitritts<br />

Kostenreduktion: Prozesse<br />

Ressourcen: Fachpersonal<br />

Kostenreduktion: Auslastungsopt<br />

eigene Anforderungen<br />

Beitritt<br />

Ressourcen: Fachpersonal<br />

Kostenreduktion: Outsourcing<br />

Ressourcen: Investitionskapital<br />

Wachstum: K<strong>und</strong>enstamm<br />

Wachstum: Neue Geschäftsmodelle<br />

Wachstum: Dienstleistungen<br />

von unternehmensübergreifendem Datenaustausch zur engeren<br />

Bindung mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Partnern führen können. Nach der Validierung<br />

des Plattformtypen findet die Nutzenanalyse konkreter<br />

Plattformen (Schritt 4b) statt. Diese Nutzenanalyse hängt von<br />

den subjektiven Anforderungen des Unternehmens bezüglich<br />

konkreter Plattformeigenschaften ab <strong>und</strong> erfordert eine detaillierte<br />

Auseinandersetzung mit den infrage kommenden Plattformen.<br />

Hierfür bietet das Tool eine exemplarische Durchführung<br />

einer Nutzenanalyse als Orientierung sowie die Möglichkeit eine<br />

individuelle Nutzenanalyse anhand selbstausgewählter Kriterien<br />

<strong>und</strong> Gewichte direkt im Tool auszuführen. Bild 03 zeigt als<br />

Screenshot eine Stufe der Nutzenanalyse des Tools, in der zuvor<br />

ausgewählte Aspekte hinsichtlich ihres Nutzens vom Anwender<br />

kategorisiert werden. Abschließend bietet das Tool ein Framework<br />

mit begleitenden Praxisbeispielen für die Unterstützung des<br />

Beitritts (Schritt 5b).<br />

FAZIT UND AUSBLICK<br />

03 Teilschritt der Nutzenanalyse<br />

r<strong>und</strong> um Transparenz <strong>und</strong> Visibility der eigenen Supply Chain<br />

<strong>und</strong> des kompletten Betriebs basiert. Dies umfasst Dienste wie<br />

Echtzeittracking, ETA-Berechnungen <strong>und</strong> Prozessanalysen.<br />

Warehousing-Plattformen bieten die Vernetzung zwischen Interessenten<br />

<strong>und</strong> Anbietern von Lagerkapazitäten sowie Fulfillment-<br />

Dienstleistungen an.<br />

Für alle Plattformtypen lassen sich weitere typenspezifische<br />

Kriterien bzw. Ausprägungen von Kriterien identifizieren, anhand<br />

derer die Entscheidung für einen Plattformtyp validiert<br />

werden kann (Schritt 3b). Hierbei sollten vor allem Implikationen<br />

auf Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbeziehungen berücksichtigt<br />

werden. Bezüglich der Wirtschaftlichkeit des Beitritts bieten<br />

z. B. erweiterte Frachtenbörsen durch zusätzliches Auftragsvolumen<br />

<strong>und</strong> Auslastungsoptimierung Potenziale, während bei Visibility-Plattformen<br />

häufig Effizienzsteigerungen <strong>und</strong> reduzierte<br />

Aufwände im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Hinsichtlich der Erweiterung<br />

des K<strong>und</strong>enstamms bieten Frachtenbörsen z. B. die Verknüpfung<br />

von kurzfristigen <strong>und</strong> eventuell nur einmaligen K<strong>und</strong>enbeziehungen,<br />

während Visibility-Plattformen ggf. durch die Anregung<br />

Digitale Plattformen spielen in der Logistikbranche eine wichtige<br />

Rolle <strong>und</strong> stellen Unternehmen vor zahlreiche Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen.<br />

Um KMU der Logistikbranche im Umgang mit<br />

digitalen Plattformen zu unterstützen, wurde im Rahmen des Forschungsprojekts<br />

„Fit4Plattform“ ein browserbasiertes Tool entwickelt,<br />

das Anwender von der Überlegung eines Beitritts oder einer<br />

Gründung über den Entscheidungsprozess der konkreten Gestaltung<br />

bis zur Umsetzung unterstützt. Interessierte Leser können<br />

das Tool über die nachfolgende Projekthomepage aufrufen.<br />

Grafiken: Autoren<br />

Förderhinweis: Das Projekt „Fit4Platform“ (Förderkennzeichen: 20802N) wird<br />

vom B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie (BMWi) im Rahmen der<br />

Richtlinie über die Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

gefördert.<br />

Autoren: Svenja Scholz M.Sc. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>und</strong><br />

Fachgruppenleiterin Supply-Chain-Management am FIR an der RWTH<br />

Aachen. Lukas Stratmann M.Sc. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am FIR an<br />

der RWTH Aachen. Bastian Bürklin B.Sc. ist wissenschaftliche Hilfskraft am<br />

FIR an der RWTH Aachen<br />

www.fit4platform.de<br />

14 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


BREMSEN FÜR FAHRERLOSE TRANSPORT-<br />

FAHRZEUGE: VON STANDARD- BIS<br />

MASSGESCHNEIDERT<br />

In Fahrerlosen Transportfahrzeugen setzen die Hersteller<br />

vielfach elektromagnetische Bremsen der Kendrion Intorq<br />

GmbH ein. Das Unternehmen bietet ein umfangreiches<br />

Standard-Sortiment <strong>und</strong> maßgeschneiderte Lösungen.<br />

Bei den Flurförderzeugen ist Kendrion Intorq laut eigenen<br />

Angaben in Europa Marktführer bei Federkraftbremsen für die<br />

Fahrzeugklassen 2 <strong>und</strong> 3. Das Unternehmen bietet für alle<br />

elektrisch betriebenen Fahrzeuge auf dem Markt eine Lösung<br />

<strong>und</strong> arbeitet dafür eng mit den Herstellern zusammen. Nicht<br />

immer müssen dabei Sonderlösungen entstehen oder Modifikationen<br />

vorgenommen werden. Bei klassischen Fahrerlosen<br />

Transportfahrzeugen können oftmals Sicherheitsbremsen aus<br />

dem Standardportfolio zum Einsatz kommen – für Sonderlösungen<br />

bietet Kendrion Intorq auch kleine oder flache Bremsen<br />

für den Antriebsstrang in allen Drehmomentbereichen an.<br />

www.kendrion.com<br />

QUADRATISCHES LEICHTGEWICHT<br />

Die Optimierung von kostbarem<br />

Raum im Lager <strong>und</strong> beim<br />

Transport stand bei der<br />

Entwicklung der neuen,<br />

nestbaren <strong>und</strong> quadratischen<br />

Leichtpalette von Smart-Flow<br />

im Fokus. Die Ladungsträger<br />

werden zum ersten Mal live auf<br />

der Fachpack in Halle 7, Stand<br />

7-321 zu sehen sein. Aufgr<strong>und</strong><br />

des quadratischen Formats<br />

lässt sich (Fracht)raum bis in die letzte Ecke ausnutzen. Ferner<br />

eignen sich die Paletten für den platzsparenden Transport <strong>und</strong><br />

das Container-Shipping. Die robusten Paletten sind aus<br />

hochwertigem recycelten HDPE-Kunststoff (wahlweise auch als<br />

Reinware) gespritzt. Verfügbar sind die quadratischen Leichtpaletten<br />

in den Maßen 1 100 × 1 100, 1 140 × 1 140 <strong>und</strong> 1 200 ×<br />

1 200 mm. Alle Varianten besitzen eine Höhe von 145 mm <strong>und</strong><br />

sind jeweils mit neun abger<strong>und</strong>eten 7-mm-Füßen ausgestattet.<br />

Das Eigengewicht beträgt 8,7, 9,2 <strong>und</strong> 10,2 kg.<br />

www.gw-sf.com<br />

TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT<br />

Dr.-Ing. Chr. Beumer, Beckum;<br />

Prof. Dr.-Ing. J. Fottner, München;<br />

Prof. Dr.-Ing. K. Furmans, Karlsruhe;<br />

Prof. Dr. M. ten Hompel, Dortm<strong>und</strong>;<br />

Prof. Dr.-Ing. R. Jansen, Dortm<strong>und</strong>;<br />

Prof. Dr. K.-O. Schocke, Frankfurt;<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. L. Schulze, Hannover;<br />

Prof. Dr.-Ing. R. Schulz, Stuttgart<br />

BAUMASCHINEN-<br />

RAMPE: SCHLÜSSIGES<br />

KONZEPT ÜBERZEUGT<br />

Für einen Baumaschinenhersteller<br />

hat das Unternehmen<br />

Butt eine mobile Spezialrampe<br />

gefertigt. Die Baumaschinerampe<br />

nutzt der Anwender<br />

zur Verladung von Kettenbaggern.<br />

Die schwere Sonderkonstruktion<br />

hat eine Traglast von<br />

35 Tonnen <strong>und</strong> lässt sich in<br />

der Höhe zwischen 1 000 <strong>und</strong><br />

1 350 mm verstellen. Zu den<br />

weiteren technischen Daten<br />

der nach EG-Maschinenrichtlinien<br />

gefertigten <strong>und</strong> über<br />

eine Kennzeichnung mit<br />

CE-Zeichen verfügende<br />

Baumaschinerampe gehören<br />

eine Gesamtlänge von<br />

10 000 mm, eine Fahrbreite<br />

von 3 000 mm <strong>und</strong> eine<br />

Gesamtbreite von 3 600 mm.<br />

Mithilfe der Butt-Schwerlasträder<br />

lässt sich die<br />

Rampe verfahren.<br />

Die Fahrspuren der Rampe<br />

bestehen aus rutschsicherem<br />

Schwerholz. Zum sicheren<br />

Befahren hat der Hersteller<br />

die Sonder rampe mit einem<br />

steckbaren Überfahrschutz<br />

ausgestattet. An beiden<br />

Seiten befinden sich Laufstege,<br />

um während der<br />

Verladung Arbeiten an den<br />

Kettenbaggern vorzunehmen.<br />

Die Voraussetzungen<br />

für das mittige Verladen<br />

schaffen in der Mitte der<br />

Baumaschinen rampe<br />

angebrachte Führungsprofile.<br />

Die Verladerampe ist<br />

darüber hinaus für die<br />

Unterfahrbarkeit der<br />

Verladeschienen des Lkw-<br />

Aufliegers geeignet.<br />

www.butt.de<br />

AUTOMATION<br />

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INTRALOGISTIK<br />

SCHWERLAST-<br />

FÖRDERTECHNIK<br />

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F+H NACHGEFRAGT<br />

„WIR WOLLEN DER STEIGBÜGELHALTER FÜR<br />

UNTERNEHMEN BEI IHRER INDIVIDUELLEN<br />

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE SEIN“<br />

Die Beschäftigung mit der Digitalisierung sollte für<br />

die Verantwortlichen in den Unternehmen zum<br />

Tagesgeschäft gehören. Im Interview mit André<br />

Käber, CEO der leogistics GmbH, beleuchten wir<br />

die Potenziale, die sich der Anwender in dem<br />

Zusammenhang mit der Softwareplattform<br />

myleo / dsc erschließt.<br />

Herr Käber, genießt das Thema Digitalisierung in der deutschen<br />

Wirtschaft den Stellenwert, der ihm zukommen sollte?<br />

André Käber: Die deutsche Wirtschaft verliert in vielen Schlüsseltechnologien<br />

den Anschluss, da sie zu wenig wagt <strong>und</strong> sich zu<br />

sehr auf der positiven Vergangenheit ausruht. Unternehmen müssen<br />

sich trauen, neue Wege zu gehen, Bestehendes in Frage zu<br />

stellen <strong>und</strong> mit Weitblick zu digitalisieren. Dazu gehört auch die<br />

Auswahl der richtigen Partner <strong>und</strong> Technologien. Covid-19 hat<br />

uns darüber hinaus gezeigt, wie es gehen kann, wenn der Druck<br />

nur groß genug wird. Der Zug ist also noch nicht abgefahren!<br />

Aus unserer Sicht ist es aber wichtig, die Vorteile der Digitalisierung<br />

aufzuzeigen. Das Ziel sollte es sein, mithilfe digitaler Technologien<br />

Prozesse transparenter zu machen, zu optimieren,<br />

vielleicht sogar zu automatisieren – <strong>und</strong> sich so einen Wettbewerbsvorteil<br />

zu verschaffen. Gleichzeitig verstehen wir die Sorgen<br />

unserer K<strong>und</strong>en: Eine der größten Herausforderungen ist<br />

die Ressourcenknappheit an Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

sowie Kapital, das bestehende Geschäft am Laufen zu halten<br />

<strong>und</strong> parallel dazu Neues entstehen zu lassen.<br />

Welche Ratschläge können Sie Unternehmen basierend auf<br />

Ihrer langjährigen Erfahrung als SAP-Software- <strong>und</strong> -Beratungshaus<br />

geben, damit ein Digitalisierungsprojekt zum Erfolg wird?<br />

André Käber: Das Wichtigste ist zuhören <strong>und</strong> verstehen, welche<br />

Anforderungen <strong>und</strong> vor allem Herausforderungen die K<strong>und</strong>en<br />

haben. Für viele geht das Thema Digitalisierung viel zu schnell.<br />

Viele unserer K<strong>und</strong>en haben ihre SAP-Systeme in der Vergangenheit<br />

mit drei bis fünf Mitarbeitern betrieben. Nun sollen sie<br />

sich auf einmal um eine immer komplexere Welt mit einem<br />

Cloud-First-Ansatz kümmern.<br />

Daher ist unsere Empfehlung eine Strategie der kleinen Erfolge.<br />

Setzen Sie sich realistische Ziele, sondieren Sie den Markt, fragen<br />

Sie andere Unternehmen, welche Ansätze diese nutzen <strong>und</strong><br />

legen Sie los! Es gibt heute außerdem bereits unabhängige<br />

Cloud-Lösungen mit kurzen Implementierungszeiten <strong>und</strong> flexiblen<br />

Verträgen, bei denen das finanzielle Risiko um ein Vielfaches<br />

kleiner ist als bei großen Transformationsprojekten.<br />

Starten Sie mit einem einfachen Digitalisierungsprojekt, wo<br />

aus Geschäftsperspektive der größte Nutzen für das Unternehmen<br />

zu finden ist. Nehmen Sie dabei auch bewusst die Business-Anwender<br />

mit. Gehen Sie in gemeinsame Design-Thin-<br />

king- oder Prozess-Workshops <strong>und</strong> entwickeln Sie so eine „gemeinsame“<br />

Lösung für Ihr Unternehmen.<br />

Ihre Softwareplattform myleo / dsc ist von einem internen<br />

Start-up Ihres Unternehmens entwickelt <strong>und</strong> vor gut zwei<br />

Jahren am Markt eingeführt worden. Warum bedurfte es<br />

hierfür der Gründung eines Start-ups?<br />

André Käber: Wenn man sich heute Umfragen mit Logistik-<br />

Start-ups anschaut, was sie heute anders machen würden, dann<br />

antworten diese häufig, dass sie viel früher den K<strong>und</strong>en in die<br />

Prozesse mit eingeb<strong>und</strong>en hätten. Dies haben wir von Anfang an<br />

bei unserer Idee getan. Im Mittelpunkt steht <strong>und</strong> stand immer<br />

die Lösung von K<strong>und</strong>enproblemen.<br />

In diesem Sinne haben wir das Beste aus zwei Welten vereint:<br />

das umfangreiche Logistik-, SAP- <strong>und</strong> Prozess-Know-how der<br />

DIE SOFTWAREPLATTFORM<br />

MYLEO / DSC IST DIE DIGITALE<br />

TRANSFORMATION FÜR WERKS-<br />

UND TRANSPORTLOGISTIK<br />

leogistics GmbH <strong>und</strong> die Dynamik, den Spirit eines Start-ups in<br />

Kombination mit neuen technologischen Möglichkeiten. Auf<br />

diese Weise entstand ein Corporate Start-up, das völlig anders<br />

arbeiten darf, sogar soll <strong>und</strong> unbürokratisch ans Werk geht. Wir<br />

stellen den Status quo des Supply Chain Managements von heute<br />

in Frage <strong>und</strong> arbeiten agil in gemischten Teams, das heißt<br />

Beraterinnen <strong>und</strong> Berater, Entwicklerinnen <strong>und</strong> Entwickler,<br />

Product Owner, die eigenständig, aber immer in enger Abstimmung<br />

miteinander an einer Lösung „basteln“.<br />

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Softwareplattform?<br />

André Käber: Wir wollen der Steigbügelhalter für Unternehmen<br />

bei ihrer individuellen Digitalisierungsstrategie sein. Aber nicht<br />

um der Digitalisierung willen, sondern um konkrete Potenziale in<br />

den Logistikprozessen zu <strong>heben</strong>. Ein Beispiel: Echtzeitdaten er<strong>heben</strong><br />

<strong>und</strong> für die Optimierung verschiedener Prozesse nutzen.<br />

Wir wollen Unternehmen helfen, sich mit ihrem kompletten<br />

Supply-Chain-Netzwerk zu vernetzen: Zusammenarbeit heißt<br />

Informationen austauschen <strong>und</strong> Prozesse End-to-End zu denken<br />

– <strong>und</strong> zwar über Unternehmensgrenzen hinweg. Nur so gelingt<br />

es uns, ein Stück weit die Welt des Supply Chain Managements<br />

<strong>und</strong> der Werkslogistik neu zu definieren, indem wir die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für IoT-Szenarien <strong>und</strong> KI-gestützte Prozesse bilden <strong>und</strong> den<br />

Grad der Automatisierung, Vernetzung <strong>und</strong> Integration erhöhen.<br />

Welche internen Hürden mussten Sie überwinden, damit die<br />

Zielsetzungen Realität wurden?<br />

André Käber: Selbstverständlich sind wir auf dem Weg auf Stolperfallen<br />

gestoßen. Anfangs haben wir an zu vielen Themen<br />

16 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


PERSPEKTIVEN<br />

GRÖSSE?<br />

Gewicht?<br />

Form?<br />

Bild?<br />

gleichzeitig gearbeitet, vornehmlich einer Plattform zur Buchung von Zeitfenstern, einer<br />

Echtzeit-Visualisierung mit Geofencing <strong>und</strong> einer Yard-Management-Lösung. Dabei haben<br />

wir nicht immer sofort die richtigen Annahmen getroffen, wodurch wir zum Beispiel bei integrierten<br />

Prozessen auf Widerstände gestoßen sind. Heute gehen wir viele Themen mit einem<br />

anderen Architekturansatz an <strong>und</strong> identifizieren lose Enden, die später zusammengeführt<br />

werden.<br />

Vor allem war transparente Kommunikation notwendig. Viele Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

haben die myleo / dsc zunächst als Ablösung des SAP-Geschäfts betrachtet. Hier war Fingerspitzengefühl<br />

gefragt – am Ende hat der Markt aber gezeigt, dass wir keine kannibalisierende<br />

Lösung gebaut, sondern unser Portfolio um notwendige Dinge erweitert haben. Wir bedienen<br />

heute K<strong>und</strong>en, die ihre IT-Zielarchitektur nicht in der SAP-Welt sehen <strong>und</strong> auf der anderen<br />

Seite SAP-K<strong>und</strong>en, die funktionale Lücken nun durch die myleo / dsc geschlossen sehen.<br />

Wie war die Resonanz seitens der K<strong>und</strong>en auf das Ansinnen mit einer neuen Softwareplattform<br />

am Markt zu agieren?<br />

André Käber: Wie bei jedem neuen Produkt gilt es zu Anfang, die potenziellen K<strong>und</strong>en von der<br />

Idee zu überzeugen, Vertrauen aufzubauen <strong>und</strong> gemeinsam zu wachsen. Den Ansatz, Logistiklösungen<br />

im Stile von System-as-a-Service anzubieten, haben wir bereits vor einigen Jahren<br />

verfolgt. Der Markt war jedoch noch nicht so weit <strong>und</strong> viele Interessenten zeigten sich unsicher<br />

bei dem Gedanken, zentrale <strong>und</strong> vielleicht sogar wertschöpfende Prozesse in der Cloud abzu-<br />

Messen<br />

statt Schätzen.<br />

Frachtvermessung<br />

Stammdatenermittlung<br />

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RUBRIZIERUNGSEBENE<br />

F+H NACHGEFRAGT<br />

Die Softwareplattform myleo /<br />

dsc rückt die Zusammenarbeit<br />

über Unternehmensgrenzen,<br />

die Realtime-Datenverarbeitung<br />

<strong>und</strong> Prozessinnovationen<br />

in den Fokus<br />

bilden. Aber dann haben wir gemeinsam mit mehreren Ramp-up-<br />

K<strong>und</strong>en in Koinnovationsprojekten einfach losgelegt.<br />

Letztlich haben wir davon profitiert, dass sich mobile <strong>und</strong> Web-<br />

Technologien im Alltag rasant durchgesetzt haben: Wir sind es<br />

heute gewohnt, einen Computer in Form unseres Smartphones<br />

mit uns herumzutragen. Wir speichern unsere Informationen in<br />

Online-Speicherorten <strong>und</strong> reservieren bei einem Restaurantbesuch<br />

online unseren Tisch. Das hatte enorme Auswirkungen auf<br />

unser Geschäftsmodell <strong>und</strong> das Interesse unserer K<strong>und</strong>en an<br />

einer Logistikplattform für Werks- <strong>und</strong> Transportlogistik auf<br />

Cloud-Basis.<br />

Welche Benefits erschließt sich der Anwender mit der Nutzung<br />

von myleo / dsc?<br />

André Käber: Die Nutzung der myleo / dsc bringt für Unternehmen<br />

vieler verschiedener Branchen eine ganze Reihe von Vorteilen<br />

mit sich. Der Einstieg fällt aufgr<strong>und</strong> geringer Implementierungs-<br />

<strong>und</strong> Betriebskosten sowie der hohen Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich leicht. Allen gemein ist zudem, dass unsere<br />

Lösung durch vollumfängliche Digitalisierung für standardisierte,<br />

transparente <strong>und</strong> stabile End-to-End-Prozesse im Logistikumfeld<br />

sorgt. Man könnte sagen, die myleo / dsc ist die digitale<br />

Transformation für Werks- <strong>und</strong> Transportlogistik.<br />

Innerhalb weniger Tage können wir Geschäftspartner nahtlos<br />

miteinander integrieren, also zum Beispiel Verlader mit ihren<br />

Lieferanten <strong>und</strong> Spediteuren vernetzen <strong>und</strong> so ein smartes Supply-Chain-Netzwerk<br />

schaffen. Verlader können dadurch unter<br />

anderem eine Senkung der Standzeiten um bis zu 50 Prozent <strong>und</strong><br />

eine Steigerung der Ladestellenauslastung um bis zu 25 Prozent<br />

realisieren. Speditionen oder Transportdienstleister profitieren<br />

von geringen Kommunikationsaufwänden mit ihren Auftraggebern,<br />

kürzeren Wartezeiten bei Be- <strong>und</strong> Entladevorgängen <strong>und</strong><br />

können – wenn sie selbst auf die myleo / dsc setzen – ihren K<strong>und</strong>en<br />

durch erhöhte Transparenz auch einen besseren Service<br />

bieten. Im immer engeren Transportbeauftragungsmarkt ist das<br />

ein nicht zu unterschätzender Vorteil.<br />

Lassen Sie uns noch einen Blick in die Zukunft werfen: Welche<br />

Funktionserweiterungen sind gegenüber dem aktuellen<br />

Umfang noch denkbar?<br />

André Käber: Wir entwickeln die myleo / dsc kontinuierlich<br />

weiter <strong>und</strong> ergänzen laufend neue Features. Ganz neu sind zum<br />

Beispiel unser Behältermanagement, mit dem sich Leer- <strong>und</strong><br />

Leihgutbestände effizient verwalten lassen, sowie unser Equipment-Tracking,<br />

mit dem Ressourcen auf dem Werksgelände oder<br />

im Lager bis auf den Meter genau live verfolgt werden können.<br />

Zum einen gibt es Erweiterungen, die bereits in der Entwicklung<br />

sind. So spielt sich zum Beispiel derzeit unheimlich viel im Bereich<br />

Transportmanagement ab.<br />

Auf der anderen Seite beschäftigen wir uns mit zahlreichen Use Cases<br />

für den Einsatz Künstlicher Intelligenz <strong>und</strong> Computer Vision: Wir<br />

verfolgen seit jeher den Gr<strong>und</strong>satz, dass jeder Prozess immer noch<br />

besser gemacht werden kann. Warum soll also das System nicht<br />

selbst Rückschlüsse aus den Erfahrungen <strong>und</strong> bereits identifizierten<br />

Trends schließen <strong>und</strong> darauf aufbauend automatisiert handeln?<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage dafür sind Informationen, vor allem Echtzeitdaten,<br />

die die myleo / dsc an verschiedenen Stellen erfasst: So zum<br />

Beispiel an den Telematikeinheiten der Lkw, die wiederum in die<br />

Zeitfensterplanung an den Werkstoren einfließen, oder durch<br />

Tracking von Equipment wie Gabelstaplern im Lager, mit deren<br />

Hilfe wir Ein- <strong>und</strong> Auslagerungsprozesse optimieren können.<br />

Die Fragen stellte Winfried Bauer, Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />

Fotos: leogistics<br />

www.leogistics.com<br />

18 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


VIDEOS,<br />

DIE SIE SEHEN MÜSSEN<br />

IFOY AWARD <strong>2021</strong><br />

Die Sieger <strong>und</strong> ihre Lösungen<br />

Der International Intralogistics and Forklift<br />

Truck of the Year (Ifoy) Award zeichnet die<br />

besten Intralogistikprodukte <strong>und</strong> -lösungen<br />

des Jahres aus. Über die Preisträger des Ifoy<br />

Award <strong>2021</strong> <strong>und</strong> ihre Lösungen können Sie<br />

sich in einem Video informieren. Einfach<br />

den QR-Code einscannen.<br />

WIFERION<br />

Prozesssicher, wartungsarm <strong>und</strong> produktivitätssteigernd<br />

Gemeinsam mit Wiferion präsentiert Safelog sein neues AGV M4. Die neue<br />

Motoreinheit ermöglicht verbesserte Leistungsdaten sowohl im Topspeed als<br />

auch bei geringen Fahrgeschwindigkeiten. Zudem ist das neue AGV-Flaggschiff<br />

weltweit das erste FTS, das standardmäßig mit der induktiven Ladelösung<br />

von Wiferion ausgestattet ist. So ermöglicht Safelog das verschleißfreie,<br />

vollautomatisierte Laden der Fahrzeuge im laufenden Prozess. Die<br />

Prozesssicherheit steigt so auch in sensiblen Umgebungen.<br />

INTHER GROUP<br />

Mehr Grip(p) in der Intralogistik<br />

Mit dem Gantry Robotic Intelligent Piece<br />

Picker (Gripp), hat die Inther Group eine<br />

vollautomatische, Roboter-basierte<br />

Kommissionierlösung mit intuitiver<br />

Benutzeroberfläche entwickelt.<br />

META<br />

Ein leistungsstarkes Lagerkonzept für Teilegroßhändler<br />

Der österreichische Pkw-Teilegroßhändler Stahlgruber Group ist auch am<br />

Standort Pforzheim ansässig. Vor kurzem wurde im Lagerbereich eine neue<br />

Ausstattung ausgeschrieben. Der Fachhändler Berg Lagertechnik erhielt den<br />

Auftrag, welcher zusammen mit dem Lagertechnikspezialisten Meta-Regalbau<br />

die Planungen <strong>und</strong> Umsetzung in enger Abstimmung mit Stahlgruber<br />

vorgenommen hat. Gemeinsam wurde eine neue dreigeschossige Fachbodenregalanlage<br />

auf Basis des Regalsystems Meta Clip realisiert.<br />

GAMMA-WOPLA<br />

Mit nachhaltigen Behältern grün umziehen<br />

Im Allgemeinen fällt bei Umzügen viel<br />

Verpackungsmüll an. Dass dies besser geht<br />

beweist der Dienstleister Boxit & Move<br />

– doch sehen Sie selbst.<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> 2017/10 <strong>2021</strong>/09 19


PRODUKTE UND SYSTEME<br />

TITELSTORY<br />

TIEFKÜHL-HOCHREGALLAGER: WESTFALIA<br />

VEREINT KAPAZITÄT, GESCHWINDIGKEIT UND<br />

NACHVERFOLGBARKEIT FÜR 60 000 PALETTEN<br />

Mit einer Kühl- <strong>und</strong> Tiefkühlkapazität<br />

von gut 4 700 000 m 3 ist Kloosterboer<br />

ein führender Logistikdienstleister für<br />

temperaturgesteuerte<br />

Nahrungsmittel in Westeuropa.<br />

Der Spezialist für Lagerung,<br />

Befrachtung, Logistik, Zollabfertigung<br />

<strong>und</strong> logistische IT-Lösungen mit gut<br />

950 Mitarbeitern an mehreren<br />

Standorten baut sein internationales<br />

Netzwerk weiter aus. So entsteht<br />

zurzeit ein neues Tiefkühllager, für<br />

dessen Konzeption <strong>und</strong> komplette<br />

Technik des Lagersystems Westfalia<br />

als Intralogistik-Generalunternehmer<br />

verantwortlich zeichnet.<br />

20 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


TITELSTORY PRODUKTE UND SYSTEME <br />

Das neue automatische Tiefkühl-Hochregallager geht im<br />

Januar 2022 in Betrieb: Mit dem Cool Port 2 am City Terminal<br />

Rotterdam bedient Kloosterboer zunächst den<br />

Ankerk<strong>und</strong>en Lamb Weston/Meijer. Der Hersteller tiefgekühlter<br />

Kartoffelprodukte lässt durch den Logistikdienstleister<br />

die Exportprodukte seiner niederländischen Produktionsstandorte<br />

über den Rotterdamer Hafen abwickeln. Diese Waren werden<br />

künftig u. a. an den Cool Port 2 geliefert, auf Container geladen<br />

<strong>und</strong> per Binnenschiff zu den Containerterminals an der<br />

Maasvlakte transportiert.<br />

01<br />

PLANUNG UND AUTOMATISIERUNG EINES<br />

TIEFKÜHLLAGERS AUS EINER HAND<br />

Der Umschlag im Cool Port 2 ist mit H<strong>und</strong>erten von Paletten pro<br />

St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> seinem Hochleistungs-Sequencing-Buffer so beeindruckend<br />

wie die Dimension der Anlage. Das 6-gassige vollautomatische<br />

Tiefkühl-Hochregallager ist 69 m lang, 139 m breit, 41 m<br />

hoch <strong>und</strong> bietet 60 000 Regalstellplätze. Von Herbst 2020 bis Sommer<br />

<strong>2021</strong> wurden 4 100 Tonnen Stahl in das Kompaktlager in<br />

selbsttragender Silobauweise verbaut. Seit Juni bringt der Intralogistikspezialist<br />

Westfalia, der dieses Lager plante, seine Intralogistik-Technologie<br />

ein <strong>und</strong> automatisiert damit künftig einen täglichen<br />

Durchsatz tausender Paletten. Das Unternehmen produziert<br />

<strong>und</strong> installiert sechs seiner Regalbediengeräte <strong>und</strong> Fördertechnik<br />

inklusive SPS. Westfalia fertigt die Regalbediengeräte <strong>und</strong><br />

Förderaggregate am Stammsitz im ostwestfälischen Borgholzhausen,<br />

plant <strong>und</strong> programmiert die Steuerung <strong>und</strong> hält so die<br />

Lieferketten kurz <strong>und</strong> stabil.<br />

„Wir realisieren im Rotterdamer Hafen auf etwa einem Hektar<br />

ein maßgeschneidertes, effizientes <strong>und</strong> hochverfügbares Logistiksystem.<br />

Paletten werden mit selbstentladenden oder konventionellen<br />

Lastwagen angeliefert <strong>und</strong> gelangen von der Versandhalle<br />

über Rollenbahnen, Drehtische <strong>und</strong> Schleusen automatisch in<br />

das Tiefkühl-Hochregallager“, erklärt der bei Westfalia zuständige<br />

Projektmanager John van Dijk.<br />

Sensoren kontrollieren die Konturen der beladenen Euro- <strong>und</strong><br />

Industrie-Paletten <strong>und</strong> sortieren fehlerhafte, beschädigte Ladungsträger<br />

vorzeitig aus. So maximieren sie die Zuverlässigkeit<br />

des Systems.<br />

02<br />

VOLUMEN!<br />

WINNER<br />

LÄSST MASCHINEN SEHEN.<br />

SATELLIT: SCHONENDER DURCHSATZ<br />

HUNDERTER PALETTEN PRO STUNDE<br />

Im Hochleistungs-Tiefkühllager übernehmen die Regalbediengeräte<br />

<strong>und</strong> lagern bei bis zu -25 °C stündlich H<strong>und</strong>erte von beladenen<br />

Paletten ein <strong>und</strong> aus. Sein patentiertes Lastaufnahmemittel<br />

Satellit hat der Intralogistik-Generalunternehmer speziell für<br />

die mehrfachtiefe Lagerung konzipiert <strong>und</strong> über Jahrzehnte weiterentwickelt.<br />

Jedes Regalbediengerät lagert beidseitig Paletten in<br />

mehrfachtiefe Reihen. Im Servicefall können diese Kanäle verb<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

Üblicherweise biegen sich Euro- <strong>und</strong> Industrie-Paletten bei<br />

starker Beladung durch, die Qualität kann unterschiedlich sein.<br />

Das weltweit einzigartige Lastaufnahmemittel Satellit greift auf<br />

Profile zu, die die Paletten unterstützen <strong>und</strong> schonen. Diese Konstruktion<br />

erhöht generell deren Lebensdauer <strong>und</strong> verhindert,<br />

dass sich Ladungsträger durchbiegen, verklemmen <strong>und</strong> das System<br />

blockieren können. Der Sequencing-Buffer unterstützt den<br />

immensen Durchsatz.<br />

01 Das 6-gassige vollautomatische Tiefkühl-Hochregallager ist<br />

69 m lang, 139 m breit, 41 m hoch <strong>und</strong> bietet 60 000 Regalstellplätze<br />

02 Waren werden künftig an den Cool Port 2 geliefert, auf<br />

Container geladen <strong>und</strong> per Binnenschiff zu den Containerterminals<br />

an der Maasvlakte transportiert<br />

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PRODUKTE UND SYSTEME<br />

TITELSTORY<br />

Quelle: Westfalia Logistics Solutions Europe<br />

DATEN & FAKTEN DES TK-HOCH-<br />

REGALLAGERS COOL PORT 2<br />

K<strong>und</strong>enname: Kloosterboer B. V.<br />

Industrie: Nahrungsmittel<br />

Branche: temperaturgesteuerte Logistikdienstleistungen<br />

Lagerung, Befrachtung, Logistik, Zollabfertigung <strong>und</strong><br />

logistische IT-Lösungen für: temperaturgesteuerte<br />

Nahrungsmittel<br />

Lagerstandort: City Terminal Rotterdam<br />

Leistung Westfalia: Generalunternehmer für die<br />

komplette Technik des Lagersystems<br />

Baujahr: <strong>2021</strong><br />

Realisierungszeitraum: Juli 2020 – Januar 2022<br />

Lagertyp: Mehrfachtief<br />

Lagertemperatur: bis zu –25 °C (Tiefkühllager)<br />

Lagerabmessungen: 69 × 139 × 41 m (L × B × H)<br />

Regalstellplätze: 60 000<br />

Ladehilfsmittel: Palette (Holz)<br />

Regalbediengeräte: 6<br />

Höhe der Regalbediengeräte: ca. 38 m<br />

Lastaufnahmemittel: Satellit<br />

Software: Savanna.NET<br />

ANFORDERUNGEN DES BETREIBERS<br />

Automatisierter Standort nachhaltiger Logistikdienstleistung<br />

für konditionierte Nahrungsmittel, die eigenen<br />

B2B-K<strong>und</strong>en beträchtliche operationelle <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Leistungssteigerungen bietet.<br />

Konsolidierung <strong>und</strong> Automatisierung von Tiefkühllagern<br />

an der logistisch attraktiven Containerabwicklung des<br />

Rotterdamer Hafens sowie vollautomatische nachhaltige<br />

Lagerkapazität <strong>und</strong> Durchsatzleistung mithilfe<br />

moderner Technologie.<br />

INTRALOGISTISCHE DETAILS<br />

n Hochleistungs-Verladepuffer ergänzt kompakte<br />

Lagerung <strong>und</strong> Kapazität ideal mit enormer Verladegeschwindigkeit,<br />

sequenzgenau.<br />

n Performance für Logistikk<strong>und</strong>en, auf individuelle<br />

Bedarfe temperaturgesteuerter Nahrungsmittel-Logistik<br />

zugeschnitten.<br />

n Transparenz <strong>und</strong> komplette Kontrolle des Materialflusses<br />

durch Schnittstelle für die K<strong>und</strong>en des Tiefkühl-<br />

Logistikdienstleisters.<br />

BESONDERHEITEN BEI GESAMTPROJEKT<br />

Einhaltung der projektierten Termine trotz Corona-<br />

Beschränkungen. Möglich machte dies die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Fertigung im Hause Westfalia sowie die Bereitstellung<br />

von Montage- <strong>und</strong> Servicekräften durch den<br />

Intralogistik-Spezialisten.<br />

03<br />

„Das Lagerlayout ist speziell auf unseren Auftraggeber zugeschnitten“,<br />

so van Dijk. „Dabei hat Kloosterboer die komplette Kontrolle<br />

über den Materialfluss. Diese Transparenz ist für die Kloosterboer-<br />

K<strong>und</strong>en ein herausragender Vorteil. Gemäß des im System erfassten<br />

Auftrags wird die Ware aus dem Lager entnommen, per Fördertechnik<br />

in das superschnelle Zwischenlager <strong>und</strong> von dort zur Versandzone<br />

befördert <strong>und</strong> in exakt der Reihenfolge bereitgestellt, in<br />

der sie in die Lkw an den Docks verladen werden soll.“<br />

Die Regalbediengeräte lagern die Ware unsortiert <strong>und</strong> streckeneffizient<br />

aus, erst in den Puffern wird sie containergerecht<br />

sequenziert. „Kanallager <strong>und</strong> Hochleistungs-Verladepuffer kombinieren<br />

kompakte Lagerung <strong>und</strong> Kapazität mit enormer Verladegeschwindigkeit.<br />

Sie ergänzen sich perfekt“, beschreibt Thomas<br />

Schoch, Vertrieb International bei Westfalia, das Hochleistungssystem.<br />

NACHHALTIG SOWIE KOSTEN- UND<br />

ENERGIEEFFIZIENT<br />

Mit seiner energieeffizienten, wirtschaftlichen Satelliten- <strong>und</strong> Sequencing-Buffer-Technologie<br />

sowie modernen Tiefkühl-Anlagenkomponenten<br />

trägt Westfalia zu einem Branchen-Leuchtturm<br />

bei: Das Tiefkühl-Hochregallager ist rd. 35 bis 45 Prozent<br />

energieeffizienter als ein konventionelles Tiefkühllager. Das Gebäude<br />

wird derzeit nach Breeam-Anforderungen gebaut <strong>und</strong> dafür<br />

ausgelegt, bei Bedarf bis zu 2 700 Solarmodule für die Energieeigenversorgung<br />

zu tragen.<br />

Bereits in der Vergangenheit hat der Logistikdienstleister auf<br />

das Know-how des Intralogistik-Spezialisten zurückgegriffen.<br />

2018 war der Generalunternehmer schon mit dem Kloosterboer-<br />

Tiefkühllager in Lelystad beauftragt worden, einem Tiefkühl-<br />

Hochregallager für den Erstk<strong>und</strong>en McCain. 2003 <strong>und</strong> 2010 hatte<br />

Westfalia TK-Kanallager im Kloosterboer Delta Terminal Rotterdam<br />

Maasvlakte <strong>und</strong> im französischen Harnes geplant <strong>und</strong> technologisch<br />

realisiert. Nach Cool Port 2 sind weitere Projekte mit<br />

Kloosterboer geplant <strong>und</strong> beauftragt.<br />

22 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


TITELSTORY PRODUKTE UND SYSTEME <br />

04 05<br />

03 Das Tiefkühl-Hochhaus ist rd. 35<br />

bis 45 Prozent energieeffizienter als<br />

ein konventionelles Tiefkühllager <strong>und</strong><br />

dafür ausgelegt, bei Bedarf bis zu<br />

2 700 Solarmodule für die Energieeigenversorgung<br />

zu tragen<br />

04 Sechs Regalbediengeräte hat<br />

Westfalia in das Lagersystem<br />

eingebracht<br />

05 Nach der mechanischen<br />

Einbringung folgt die Inbetriebnahme.<br />

SPS <strong>und</strong> Warehouse Execution System<br />

Savanna.NET steuern das Hochleistungs-Tiefkühllager<br />

mit einem<br />

täglichen Durchsatz von tausenden<br />

Paletten<br />

SAVANNA.NET: ALL-IN-ONE-LÖSUNG<br />

FÜR MATERIALFLUSSSTEUERUNG UND<br />

LAGERVERWALTUNG<br />

Softwareseitig wurden Neu- <strong>und</strong> Bestandsanlagen auf das aktuelle<br />

Warehouse Execution System (WES) Savanna.NET von Westfalia<br />

konsolidiert, das auch im Cool Port 2 die komplette Lagerverwaltung<br />

<strong>und</strong> Materialflusssteuerung dirigieren wird <strong>und</strong> als Allin-one-Softwarelösung<br />

umfassende Funktionen von Warehouse<br />

Management Software <strong>und</strong> Warehouse Control Software vereint.<br />

Trotz Corona-Einschränkungen wechselte zuletzt das Lager im<br />

Delta Terminal pünktlich im Dezember 2020 auf das neue WES –<br />

Westfalia nahm es remote von Borgholzhausen aus in Betrieb.<br />

„Das Warehouse Execution System ist zugleich eine maßgeschneiderte<br />

Schnittstelle für die K<strong>und</strong>en von Kloosterboer <strong>und</strong><br />

bietet maximale Transparenz der eigenen Logistikleistungen“, erläutert<br />

Schoch. „Indem wir alle automatischen Kloosterboer-<br />

Tiefkühllager auf einen Systemstand setzen, sind sie effektiv vernetzt.“<br />

Prozesse, die für eines der Lagersysteme definiert werden,<br />

ließen sich so auch schneller für die anderen Systeme, die Savanna.NET<br />

steuert, implementieren.<br />

„Das Tiefkühl-Hochregallager Cool Port 2 bietet unseren K<strong>und</strong>en<br />

einen strategischen Standort für den multimodalen Transport“, beschreibt<br />

Nicolas Robin, Operational Project & Implementation Manager<br />

bei Kloosterboer, die Projektziele des Logistikdienstleisters.<br />

„Mit dem automatischen Tiefkühl-Hochregallager wollen wir die<br />

Effizienz unseres Lagers r<strong>und</strong> um die Uhr optimieren <strong>und</strong> unseren<br />

K<strong>und</strong>en ein Höchstmaß an Service bieten. Mit diesem System maximieren<br />

wir unsere Effizienz <strong>und</strong> unser Serviceniveau.“<br />

Für Robin war die erneute Zusammenarbeit mit Westfalia Logistics<br />

Solutions Europe eine klare Entscheidung: „Westfalia ist für uns<br />

ein langjähriger Partner für unsere automatischen Tiefkühl-Hochregallager<br />

mit mehrfachtiefen Kanälen. Diese Lösungen sind bewährt<br />

– wir haben bereits drei Tiefkühl-Kompaktlager gemeinsam<br />

realisiert. Die Lösungen <strong>und</strong> Herangehensweise von Westfalia entsprechen<br />

unseren hohen Standards <strong>und</strong> Anforderungen. Zugleich<br />

haben unsere Unternehmen durch diese Kooperation gemeinsam<br />

ihre Kompetenzen erhöht <strong>und</strong> ihre Standards weiter verbessert.<br />

Wir arbeiten eng in zugewiesenen Projektteams zusammen. Bei<br />

Westfalia widmet sich ein IT-Spezialistenteam <strong>und</strong> ein Projektleiter<br />

intensiv den Kloosterboer-Projekten. Sie kennen unsere Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Prozesse genau. Das hilft ausgesprochen, den Erfolg<br />

der Projekte sicherzustellen.“ Vor allem in Zeiten der Reisebeschränkung<br />

habe sich die vertrauensvolle Zusammenarbeit bewährt,<br />

so der Operational Manager. Das perfekte Beispiel dafür sei<br />

„die Umstellung des Warehouse Execution Systems am Kloosterboer<br />

Delta Terminal im Dezember 2020 unter den Einschränkungen<br />

durch Covid-19: Die Tests <strong>und</strong> Inbetriebnahme der Software wurden<br />

von Westfalia remote aus Deutschland <strong>und</strong> vom Kloosterboer-<br />

Team vor Ort am Standort durchgeführt.“<br />

Fotos: Westfalia Logistics Solutions Europe<br />

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PASSGENAUE LAGERLOGISTIK –<br />

EIN ERFOLGSFAKTOR FÜR ONLINE-<br />

HÄNDLER FLACONI<br />

28 000 m² Fläche, 85 000 lagernde Produkte <strong>und</strong><br />

eine Abfertigungskapazität von bis zu 167 000<br />

Bestellungen pro Tag – diese Werte beschreiben<br />

das neue Logistikzentrum des Onlinehändlers<br />

Flaconi in aller Kürze. Ein jährliches Wachstum<br />

von 48 Prozent, klare Expansionspläne sowie die<br />

ständige Erweiterung des Beauty-Sortiments<br />

machten diese Leistungssteigerung <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Verdreifachung der<br />

bisherigen Lagerkapazität notwendig.<br />

Der Beauty Onlineshop Flaconi wurde 2011 in Berlin gegründet<br />

<strong>und</strong> entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu<br />

einem der größten Online Pure Player für Beauty-Produkte<br />

in Deutschland. Mit den Kategorien Parfum, Pflege,<br />

Make-up sowie Haarpflege <strong>und</strong> Accessoires werden von Drogerie<br />

über Naturkosmetik bis Premium, alle Produktsegmente<br />

abgedeckt. Das Unternehmen ist neben Deutschland in Öster-<br />

reich <strong>und</strong> Polen vertreten <strong>und</strong> kontinuierlich auf Wachstumskurs.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für die Expansion bildet das neue, auf die<br />

Bedürfnisse des Online-Retailers abgestimmte, Logistikzentrum<br />

im Gewerbezentrum „Star Park“ in Halle an der Saale.<br />

PRÄZISE PLANUNG UND VORBEREITUNG<br />

Bei der Konzeption des Logistikzentrums bestand die Herausforderung<br />

vor allem darin, eine exakt auf die Produkt- <strong>und</strong> Prozessbedürfnisse<br />

von Flaconi angepasste Lagerlösung zu entwickeln.<br />

Die kleinteilige Ware sollte der aktuellen Nachfrage entsprechend<br />

vorgehalten werden können. Dabei galt es, den Warenfluss durch<br />

kurze Warenwege zu beschleunigen. So sollten z. B. einfach ein<strong>und</strong><br />

auslagerbare schnelldrehende Produkte nah am Verpackungsbereich<br />

platziert werden.<br />

Eine weitere Herausforderung für die Planer lag in den Produkten<br />

selbst. Einige Bestandteile der Beauty-Ware sind als Gefahrstoffe<br />

einzustufen, für die ein aufwändiges Brandschutzkonzept<br />

nötig ist. Ein Parfum z. B. hat gleich mehrere Risikomerkmale im<br />

Sinne von § 3 der Gefahrstoffverordnung. Das Produkt wird als<br />

brand<strong>fördern</strong>d <strong>und</strong> hochentzündlich eingestuft. „Der Brandschutz<br />

bei der Lagerung von Gefahrgut in komplexen Anlagen ist<br />

immer ein heikles Thema, vor allem wenn es während der Realisierungsphase<br />

noch zu Änderungen kommt,“ erklärt Sascha Lichtenthäler,<br />

Vertriebsleiter Schulte Lagerkonzepte. „In diesen Situ-<br />

24 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


PRODUKTE UND SYSTEME<br />

Mithilfe von<br />

leichtgängigen<br />

Etagenwagen<br />

lassen sich bis zu<br />

20 Bestellungen<br />

gleichzeitig<br />

zusammenstellen<br />

ationen ist ein gemeinsamer Testaufbau vor Ort maßgeblich. Hier<br />

lassen sich dann notfalls noch Anpassungen vornehmen.“<br />

Nach mehreren Workshops <strong>und</strong> Präsentationen ging der Zuschlag<br />

zur Umsetzung an die Lagerspezialisten der Schulte Lagerkonzepte<br />

aus S<strong>und</strong>ern. „Die Lösung der Firma Schulte ist optimal<br />

für uns, da sie flexibel ist. Im schnelllebigen Onlinegeschäft<br />

müssen wir agil bleiben, kurzfristig <strong>und</strong> vor allem auch saisonal<br />

agieren können. Oft kann man die Logistik gar nicht so schnell<br />

umbauen, wie es das Marketing vorgibt“, erklärt Dr. Steffen Christ,<br />

COO bei Flaconi.<br />

EFFIZIENT, FLEXIBEL UND SKALIERBAR<br />

Das Herzstück der neuen Lagerlogistik bilden mehr als 2 000<br />

Fachbodenregalfelder mit sechs respektive zwölf Ebenen. In der<br />

Summe wurden 18 690 Fachböden vom Typ Multiplus mit etwa<br />

225 000 Stellplätzen installiert. Mit einer Kantenhöhe von 25 mm<br />

realisiert der Fachboden – im Zusammenspiel mit dem 25-mm-<br />

Raster der T-Profile-Rahmen – mehr Lagerebenen bei gleicher<br />

Regalhöhe <strong>und</strong> damit eine ergonomische Bedienung aufgr<strong>und</strong><br />

einer geringeren Griffhöhe. Weitere Merkmale des Multiplus-<br />

Fachbodenregals sind die einfache Montage im Stecksystem sowie<br />

die Möglichkeit zum problemlosen Umbau. Auf Betreiberwunsch<br />

präsentieren sich die Vollblechseitenwände in den Corporate-Design-Farben<br />

von Flaconi.<br />

Um den Anforderungen der schnell drehenden Produkte zu<br />

entsprechen, hat Schulte 30 Durchlaufregalfelder mit 1200 Lagerkanälen<br />

installiert. Jede Regalebene hat eine spezifische Länge,<br />

sodass eine optimale Eingriffsöffnung sichergestellt ist. Darüber<br />

hinaus steht ein breiter Röllchenteppich zur Verfügung, um möglichst<br />

viele unterschiedliche Kartonagen lagern zu können. In Sachen<br />

Brandschutz sind für diesen Regal-Typ eine Regalsprinklerung<br />

sowie Wärmestaubleche vorgeschrieben. Komplettiert wird<br />

das Lagerkonzept durch 84 Palettenregalfelder mit ca. 700 Lagerplätzen.<br />

Der Betreiber hat sich bewusst für einen manuelle Kommissionierung<br />

entschieden. Christ: „Unsere Lagerung muss skalierbar<br />

sein. Im Weihnachtsgeschäft machen wir 40 Prozent unseres Jahresumsatzes,<br />

da hilft uns kein automatisiertes System, das sich<br />

zehn Monate langweilt <strong>und</strong> dann überlastet ist.“<br />

PUNKTLANDUNG IN DER UMSETZUNG<br />

Das Projekt konnte – vom Auftrag bis zur Abnahme – in sechs Monaten<br />

umgesetzt werden. Für die reine Montage war ein Zeitraum<br />

von sechs Wochen angesetzt. „Es hat alles problemlos funktioniert,<br />

sodass wir das Lager pünktlich in Betrieb nehmen konnten“,<br />

so Anne Kriegsmann aus dem Bereich Operations Excellence<br />

bei Flaconi. Pragmatisch, lösungsorientiert <strong>und</strong> kommunikativ<br />

sei der Projekt-Spirit gewesen, so die Beteiligten. Christ:<br />

„Für uns war es maßgeblich, immer genau einen Ansprechpartner<br />

zu haben. Demzufolge konnten wir sicherstellen, dass vom<br />

Angebot bis zur Abnahme keine Informationen aufgr<strong>und</strong> unnötiger<br />

Schnittstellen verloren gehen konnten.“<br />

Fotos: Gebrüder Schulte<br />

www.schulte-lagertechnik.de<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 25


F+H NACHGEFRAGT<br />

„WIR SIND BEREIT FÜR NEUE<br />

HERAUSFORDERUNGEN“<br />

Im Jahr 2017 hat das Unternehmen Bito das<br />

Fahrerlose Transportsystem LEO Locative<br />

präsentiert. Wir haben uns für Sie bei Dennis<br />

Ramers über die Entwicklungsgeschichte des<br />

Systems informiert. Im Gespräch mit dem Leiter<br />

FTS der Bito-Lagertechnik Bittmann GmbH<br />

kamen aber auch aktuelle Überlegungen r<strong>und</strong><br />

um die FTS-Technik im Allgemeinen <strong>und</strong> die<br />

zukünftigen Ziele, die man in Meisenheim mit<br />

dem System verbindet, im Speziellen nicht zu<br />

kurz.<br />

Am Markt ist Bito als Unternehmen mit langer Tradition im<br />

Bereich Regalbau <strong>und</strong> Behälter bekannt. Was gab den<br />

Ausschlag, sich mit dem Thema Fahrerlose Transportsysteme zu<br />

beschäftigen?<br />

Dennis Ramers: Die Motivation sich im Jahre 2012 dem Thema<br />

Fahrerlose Transportsysteme zuzuwenden, fand vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

statt, sich ein vielversprechendes Terrain, jenseits unserer<br />

angestammten Geschäftsfelder, wie Sie richtig erwähnten<br />

des Regalbaus <strong>und</strong> der Fertigung von Behältern, zu erschließen.<br />

Im Fokus der Überlegungen stand, nach dem die Entscheidung<br />

seitens der Inhaber <strong>und</strong> der Geschäftsführung in 2015 gefallen<br />

war, das Thema weiterzuverfolgen, ein Komplettsystem für den<br />

fahrerlosen Behältertransport zu schaffen, das sich durch einfache<br />

Funktionsweise, kurze Projektlaufzeiten <strong>und</strong> überschaubare<br />

Investitionskosten auszeichnet. Das Go habe ich damals übrigens<br />

in der Woche vor meiner Hochzeit erhalten.<br />

Wenn Sie so wollen hat man Ihnen ein besonderes Hochzeitsgeschenk<br />

gemacht.<br />

Dennis Ramers: (lacht) Ja, das haben Sie nett formuliert <strong>und</strong><br />

finde ich auch. Ende 2017 wurde das System dann am Markt<br />

26 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


PRODUKTE UND SYSTEME<br />

eingeführt <strong>und</strong> 2019 um eine eigene dezentrale Zielsteuerung<br />

erweitert. Das Systemmerkmal Einfachheit resultiert aus der<br />

simplen Realisierung des Fahrkurses. Das System kommt ohne<br />

WLAN <strong>und</strong> IT aus. Die Steuerung des Fahrzeugs findet über eine<br />

auf dem Hallenboden aufgeklebte optische Spur <strong>und</strong> ebenfalls<br />

auf dem Hallenboden angebrachte Marker statt. Diese Markierungen<br />

kann der Betreiber bei Änderungen des Layouts problemlos<br />

selbst anpassen. Verfügbar ist das System ferner mit dezentraler<br />

Zielsteuerung: Der Betreiber kann Ware von einem<br />

Startpunkt an ein beliebig ausgewähltes Ziel schicken, das zuvor<br />

zum Beispiel über ein Tablet angegeben wurde. Gesendet wird<br />

die Zielinformation via Tablet per Bluetooth an eine Smart-Box,<br />

die an der LEO-Station als Behälterübergabestation angebracht<br />

WIR HABEN MIT DEM SYSTEM<br />

LEO LOCATIVE EINE EVOLUTIONS-<br />

STUFE ERREICHT, DIE ES UNS NUN<br />

ERLAUBT, DAS ANWENDUNGS-<br />

SPEKTRUM SUKZESSIVE<br />

AUSZUBAUEN<br />

ist. LEO Locative fährt mit der Ware den vorgegebenen Parcours<br />

bis zur Haltestation. Halt <strong>und</strong> somit Ziel sind wiederum über<br />

einen entsprechenden Marker am Hallenboden definiert. Das<br />

Fahrerlose Transportfahrzeug gibt am Ziel den Behälter mit der<br />

Ware an der gewünschten Station ab.<br />

Die Station ist neben der Einfachheit ein entscheidender Kaufgr<strong>und</strong><br />

für die K<strong>und</strong>en. Die automatisierte Auf- <strong>und</strong> Abgabe von<br />

Behältern ohne Zeitverlust, zusammen mit der Option Pufferbahnen<br />

zu integrieren, ist in dieser Form einmalig auf dem Markt.<br />

Wie Sie meinen Ausführungen entnehmen können, lässt sich<br />

mithilfe unseres Systems eine einfache, aber effektive Entkopplung<br />

von Mensch <strong>und</strong> Transport in der Produktion realisieren.<br />

Kurze Projektlaufzeiten <strong>und</strong> geringer Invest ergeben sich dadurch,<br />

dass es sich beim LEO Locative, wie bereits ausgeführt,<br />

um ein Standardfahrzeug handelt. Der Wirtschaftlichkeit zugutekommt<br />

die Skalierbarkeit des Systems. Der Betreiber kann also<br />

bei positivem Geschäftsverlauf, den ich an dieser Stelle einmal<br />

mit einem höheren Produktionsvolumen gleichsetze, seine Materialflussanlage<br />

den neuen Gegebenheiten durch die Integration<br />

weiterer Fahrzeuge anpassen. Und dies ohne ein IT-Projekt<br />

starten zu müssen. Somit bieten wir dem Betreiber ein hohes<br />

Maß an Flexibilität im Ablauf des Materialflusses.<br />

Dieses Jahr haben Sie den LEO custom auf den Markt gebracht.<br />

Was war die Motivation?<br />

Dennis Ramers: Historisch gesehen, decken wir mit dem LEO<br />

Locative den Behältertransport von A nach B in einer Produktion<br />

ab oder komplexe Anwendungen im Bereich der Produktionsmontage,<br />

um zum Beispiel Montagestationen in der Fertigung<br />

mit Einzelteilen aus dem Supermarkt-Lager zu versorgen.<br />

Nachdem sich das Potenzial unseres Systems in der Branche<br />

herumgesprochen hatte, traten Anlagenbetreiber mit der Fragestellung<br />

an uns heran, ob wir ihnen auch Fahrzeuge für andere<br />

Ladehilfsmittel als Behälter zur Verfügung stellen könnten. Nach<br />

der Entwicklung von LEO custom kann ich diese Frage mit ja<br />

beantworten. Entstanden ist, lassen Sie es mich so formulieren,<br />

ein individualisierbares Standardfahrzeug jenseits des Behältertransports.<br />

Dieses Standardfahrzeug weist also einige betreiberspezifische<br />

individuelle Merkmale auf. Dazu gehören offene<br />

Schnittstellen, also freie Ein- <strong>und</strong> Ausgänge, sowohl digital als<br />

auch analog. Damit ermöglichen wir dem Betreiber zum Beispiel<br />

an definierten Stellen des Materialflussparcours Strom aus<br />

dem Fahrzeug für andere Geräte zu nutzen. Des Weiteren lässt<br />

sich das Fahrzeug mit definierten Montagepunkten für das Lastaufnahmemittel<br />

ausstatten. Somit kann der Betreiber die Individualisierung<br />

des LEO custom selbst vornehmen beziehungsweise<br />

wir können dies für ihn im gewissen Rahmen tun.<br />

Was können wir von Bito LEO darüber hinaus erwarten?<br />

Dennis Ramers: Wir stehen im engen Austausch mit den Betreibern<br />

<strong>und</strong> hören genau zu, wo sie der Schuh in Sachen Materialfluss<br />

drückt. Und so gibt es noch eine ganze Reihe von Anwendungen,<br />

die sich mit dem LEO abdecken lassen <strong>und</strong> für die wir<br />

zurzeit Lösungen entwickeln. Dabei geht es unter anderem um<br />

den Vorstoß in andere Traglastklassen <strong>und</strong> Anwendungen. Wir<br />

arbeiten parallel an neuen Produkten, Produktfeatures, zum<br />

Beispiel in puncto Lastaufnahmemittel, aber auch an Technologien,<br />

die unser System weitervoranbringen. Kurzum: Wir haben<br />

mit dem System in der Zwischenzeit eine Evolutionsstufe erreicht,<br />

die es uns nun erlaubt, das Anwendungsspektrum sukzessive<br />

auszubauen <strong>und</strong> damit quasi auch immer mehr potenzielle<br />

K<strong>und</strong>en für das System zu gewinnen. Im vierten Quartal<br />

dieses Jahres planen wir die Markteinführung des LEO Flow<br />

genannten dritten Mitglieds der LEO-Produktfamilie. LEO Flow<br />

verfügt als Lastaufnahmemittel über eine angetriebene, automatisch<br />

höhenverstellbare Rollenbahn anstatt unseres bekannten<br />

Übergabesystems. Impulsgeber für diese Lösung war ebenfalls<br />

eine konkrete Anforderung bei einem K<strong>und</strong>en, der aufgr<strong>und</strong> der<br />

Rahmenbedingungen in der Produktion nach einem platzeffizi-<br />

Charge &<br />

Connect<br />

Die digitale Vernetzungslösung für maximale<br />

Transparenz & Kostenkontrolle Ihrer Ladeinfrastruktur.<br />

Mehr Informationen unter: www.fronius.at/charge-connect


F+H NACHGEFRAGT<br />

Eine gelochte Montageplatte erlaubt es, das FTF LEO Custom mit betreiberspezifischen Lastaufnahmemitteln<br />

auszustatten. Über den 64-poligen Standard-Harting-Stecker lassen sich z. B. elektronische Verbraucher<br />

anschließen, Sensorsignale auslesen oder Sensoren anbauen<br />

enten Materialflusssystem suchte. Auch wenn einer der wichtigen<br />

Impulse für LEO Flow aus dem Umfeld der Produktionslogistik<br />

kam, wollen wir uns mit diesen Geräten Anwendungen<br />

jenseits der Produktionslogistik erschließen. Ganz konkret denke<br />

ich dabei an intralogistische Aufgabenstellungen wie die<br />

Bereitstellung zu kommissionierender Ware in einem Distributionszentrum.<br />

Die Digitalisierung beziehungsweise der Gedanke von Industrie<br />

4.0 haben großen Einfluss auf die Prozesse Ihrer K<strong>und</strong>en.<br />

Übernimmt der LEO im Zeitalter von Industrie 4.0 mehr als die<br />

Rolle eines Materialflusssystems, das Ladungsträger von der<br />

Quelle zu einer Senke bringt?<br />

Dennis Ramers: Industrie 4.0 bedeutet primär Vernetzung von<br />

Systemen in der Produktion oder im Lager <strong>und</strong> selbstregulierende<br />

Kreisläufe ohne Zutun von Personen. Jetzt könnten Sie entgegenhalten,<br />

dass wir in Standardfällen bei unserem FTS auf eine<br />

Integration in die IT-Landschaft verzichten. Wir bewegen uns<br />

mit dem LEO Locative also eher auf der Ebene der logischen<br />

Vernetzung. Hieraus resultiert, ich erwähnte dies zu Beginn<br />

unseres Gesprächs, die einfache Funktionsweise des Systems.<br />

Im Rahmen der Digitalisierung, eine der Voraussetzungen für<br />

die Umsetzung von Industrie-4.0-Konzepten, ist die Definition<br />

neuer Kommunikationsstandards unerlässlich. Um eine einheitliche<br />

Kommunikation von Fahrerlosen Transportfahrzeugen zu<br />

schaffen, wurde seitens des Verbands der Automobilindustrie<br />

VDA die Kommunikationsschnittstelle VDA 5050 entwickelt. Die<br />

VARIOGATE<br />

einheitliche Schnittstelle ermöglicht es, Fahrzeuge verschiedener<br />

Hersteller unter einem beliebigen Leitsystem zu kombinieren.<br />

Die LEO-Produktfamilie wird hier eine Kompatibilität<br />

schaffen <strong>und</strong> ist damit „Industrie 4.0“-tauglich. Demzufolge<br />

wird auch unser FTS in Zukunft mehr sein als ein Vehikel zum<br />

Transport von Ladungsträgern von A nach B.<br />

Im Begriffspaar Fahrerlose Transportsysteme steckt schon eine<br />

der Herausforderungen für die Anbieter derartiger Systeme: Es<br />

geht um die Integration eines Systems in die Abläufe bei einem<br />

zukünftigen Betreiber. Wie ist Bito in Sachen Systemintegration<br />

aufgestellt?<br />

Dennis Ramers: Wir sind <strong>und</strong> werden auch in Zukunft kein<br />

Systemintegrator. Dies gilt für die Bereiche Regale <strong>und</strong> Behälter<br />

ebenso wie für das Segment FTS. Alleine schon aufgr<strong>und</strong> unserer<br />

Firmenphilosophie kommt dies für uns nicht in Frage.<br />

Auf der Website Ihres Unternehmens steht zu lesen: „LEO<br />

amortisiert sich in weniger als 12 Monaten“. Ist diese Aussage<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass eine Amortisierung von diversen<br />

jeweils projektbezogenen Faktoren abhängt, nicht zu<br />

pauschal?<br />

Dennis Ramers: Ja <strong>und</strong> Nein. Selbstverständlich gibt es auch<br />

Projekte, deren Amortisierung mehr als zwölf Monate dauert.<br />

Das System kann zum Beispiel die Versorgung von Produktionsmaschinen<br />

mit Ware aus dem Lager in idealer Art <strong>und</strong> Weise<br />

abbilden. So lassen sich verschiedene Roh-, Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffe<br />

vom Lager, die an verschiedenen LEO-Übergabestationen<br />

bereitgestellt werden, zu Übergabestationen an den Produktionsmaschinen<br />

transportieren. Das spart dem Personal viele<br />

Laufwege <strong>und</strong> dem Betreiber somit Zeit <strong>und</strong> Kosten. Entsprechend<br />

schnell rechnet sich eine Investition. Aber selbst bei unserer<br />

bis dato größten Anlage, dabei handelt es sich um die Lieferung<br />

von 200 LEO Locative, die an drei Standorten des Betreibers<br />

eingesetzt werden, lag die Amortisierung bei weniger als 24<br />

Monaten.<br />

Vielen Dank für das Gespräch<br />

Das Interview mit Dennis Ramers, Leiter FTS der Bito-Lagertechnik Bittmann<br />

GmbH, führte Winfried Bauer, Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />

WWW.VARIOGATE.COM<br />

info@haagh-protection.com<br />

Fotos: Bito<br />

www.leo-locative.com<br />

28 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

HABASIT MIT BREITEN PRODUKTSPEKTRUM AUF FACHPACK UND MOTEK<br />

Noch dieses Jahr nimmt das Unternehmen<br />

Habasit an zwei Präsenzmessen teil.<br />

Vom 28. bis 30. September präsentiert<br />

der Hersteller von Bändern <strong>und</strong> Riemen<br />

für die Transport-, Förder- <strong>und</strong> Antriebstechnik<br />

sein Produktportfolio auf der<br />

Fachpack. Im Fokus des Messeauftritts<br />

in Nürnberg, Halle 3C, Stand 3C-201<br />

stehen vielseitige Habasync-Zahnriemen für Produktions- <strong>und</strong><br />

Materialflussanlagen sowie Faltschachtelkleberiemen <strong>und</strong><br />

weitere individuelle Lösungen für die Verpackungsindustrie.<br />

Darüber hinaus wird das Unternehmen<br />

auf der Motek <strong>2021</strong> seine Zelte<br />

aufschlagen. Vom 5. bis 8. Oktober<br />

zeigt Habasit in Stuttgart in der Halle 3<br />

auf Stand 3330 u. a. vielseitige Habasync-Zahnriemen<br />

für Produktions- <strong>und</strong><br />

Materialflussanlagen sowie Habasync-<br />

Hochleistungs-Zahnriemen für hohe<br />

Belastungen – wie sie u. a. bei Regalbediengeräten auftreten –<br />

<strong>und</strong> auch ein semi-elastisches Förderband.<br />

www.habasit.com<br />

SCHMALZ GREIFT<br />

SICHER ZU<br />

Zupacken <strong>und</strong> Verpacken<br />

gehen auf der Fachpack <strong>2021</strong><br />

Hand in Hand. Auf dem<br />

Schmalz-Messestand 4-245 in<br />

Halle 4 dreht sich daher Vieles<br />

um die manuelle Handhabung:<br />

Der Jumboflex wird<br />

mobil, kann wiegen <strong>und</strong><br />

erhält einen neuen Spezialgreifer.<br />

Beim neuen Jumboflex<br />

Picker handelt es sich um<br />

eine autarke Lösung für das<br />

mobile Kommissionieren von<br />

bis zu 40 kg schweren<br />

Packstücken. Der Anwender<br />

gabelt dazu den Picker auf<br />

sein Flurförderzeug auf <strong>und</strong><br />

fährt dorthin, wo er die<br />

ergonomische Unterstützung<br />

beim Heben, Stapeln <strong>und</strong><br />

Palettieren braucht.<br />

Um den innerbetrieblichen<br />

Warentransport vor allem im<br />

Warenein- <strong>und</strong> -ausgang zu<br />

beschleunigen, hat der<br />

Hersteller in seinen Schlauchheber<br />

eine Wägezelle<br />

integriert. Mit dem neuen<br />

Jumboflex Weight-Control<br />

ermittelt der Anwender direkt<br />

beim Heben das Gewicht der<br />

Last <strong>und</strong> kann zudem im<br />

Vorfeld Gewichtsgrenzen<br />

definieren. Ein LED-Lichtstreifen<br />

signalisiert ein Über- oder<br />

Unterschreiten dieser<br />

Grenzen.<br />

www.schmalz.com<br />

DER KREIS SCHLIESST SICH.<br />

Produktion <strong>und</strong> Intralogistik ergänzen sich. Was früher als zwei unterschiedliche<br />

Disziplinen wahrgenommen wurde, wächst immer mehr zusammen. Die<br />

Voraussetzung für eine smarte, vernetzte Produktion. Dafür steht SICK mit<br />

seinem 360-Grad-Ansatz zur Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette.<br />

So schließt sich der Kreis – <strong>und</strong> Produktionslogistik wird smart. Wir finden<br />

das intelligent. www.sick.com/production-logistics


PRODUKTE UND SYSTEME<br />

SCHNELLLADETECHNOLOGIE FÜR DIE<br />

TERMINAL-AUTOMATISIERUNG<br />

Um dem zukünftigen Wachstum des Welthandels<br />

zu begegnen, baut der Hafenbetreiber PSA einen<br />

neuen automatisierten Megahafen in Tuas,<br />

Singapore. Selbstfahrende Containertransporter<br />

übernehmen den Warenumschlag <strong>und</strong> werden<br />

während des Betriebs automatisch geladen. Zum<br />

Einsatz kommen dabei Hochleistungsladesysteme<br />

mit automatisierten Steckverbindern.<br />

In Vorbereitung auf den Betrieb des neuen automatisierten Megahafens<br />

in Tuas testet PSA alle Prozesse der autonomen Containertransporter<br />

unter realen Bedingungen am Pasir-Panjang-Terminal<br />

in Singapore. Die Fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />

sind komplett batteriebetrieben mit einer Ladekapazität<br />

von 65 Tonnen <strong>und</strong> einer Fahrgeschwindigkeit von 25 km/h. Aufgr<strong>und</strong><br />

des Elektroantriebs sind die FTF energieeffizient, wartungsarm<br />

<strong>und</strong> haben so einen positiven Effekt auf die CO 2<br />

-Bilanz<br />

des kompletten Hafenbetriebs.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer hohen Effizienz im laufenden Betrieb,<br />

muss das Aufladen der Batterien der FTF vollautomatisch,<br />

zuverlässig <strong>und</strong> zügig vonstattengehen. Zu diesem Zweck setzt<br />

der Betreiber auf die automatische Schnellladelösung QCC von<br />

Stäubli. PSA hat diese Technologie als automatisiertes Anschlussgerät<br />

(ACD) in seine FTF implementiert <strong>und</strong> so die Möglichkeit<br />

geschaffen, die Batterien während der Betriebszeit aufzuladen.<br />

LEISTUNGSSTARK, EFFIZIENT UND ZUVERLÄSSIG<br />

Die QCC-Lösung ist für eine hohe Anzahl von Steckzyklen ausgelegt.<br />

Die vollständig geschlossene, wasserdichte Konstruktion<br />

schützt die Kontaktelemente, verringert den Wartungsaufwand<br />

<strong>und</strong> sorgt für ein hohes Maß an Sicherheit. Mehrere h<strong>und</strong>ert kW-<br />

Ladeleistung ermöglichen vier bis fünf St<strong>und</strong>en Dauerbetrieb bei<br />

weniger als 20 Minuten Ladezeit.<br />

Vor der endgültigen Inbetriebnahme wurden in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Entwicklungsteam von PSA letzte Anpassungen<br />

am Funktionsumfang des QCC-Systems umgesetzt. Diese<br />

Vorgehensweise stellt sicher, dass der integrierte Fehlerwinkel<strong>und</strong><br />

Positionsausgleich an der QCC-Ladestation dem automatisierten<br />

An- <strong>und</strong> Abfahren der Containertransporter entspricht.<br />

Angesichts der Herausforderungen, die der Betrieb im Außenbereich<br />

des Hafens mit sich bringt, wurde der Wassereindringschutz<br />

nach den Vorgaben des Betreibers optimiert.<br />

Um eine hohe Verfügbarkeit für die in Betrieb befindliche<br />

FTS-Flotte sicherzustellen, wurde ein schneller Batteriewechsel<br />

realisiert, sodass sich die Wartung der Batterie außerhalb<br />

30 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


PRODUKTE UND SYSTEME<br />

<br />

01 Zur Automatisierung der Hafenlogistik setzt PSA auf elektrobetriebene,<br />

autonome Containertransporter<br />

02 Mithilfe der QCC-Lösung lassen sich die Fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />

automatisch <strong>und</strong> schnell laden<br />

des Fahrzeugs durchführen lässt. Das An- <strong>und</strong> Abkoppeln an<br />

die Stromversorgung muss schnell, sicher <strong>und</strong> einfach ohne<br />

menschliches Zutun geschehen. Dabei unterstützt das Multi-<br />

Connection System (MCS) von Stäubli, das verschiedene<br />

Energiequellen kombiniert <strong>und</strong> in einer einzigen Bewegung<br />

verbindet.<br />

Während des ganzen Projekts betreuten die Technikexperten<br />

von Stäubli die Implementierung vor Ort <strong>und</strong> arbeiteten eng mit<br />

dem PSA-Entwicklungsteam <strong>und</strong> den beteiligten Technologielieferanten<br />

zusammen, um eine sichere <strong>und</strong> zuverlässige elektrische<br />

Hochleistungsübertragungslösung für die batteriebetriebene<br />

Flotte von PSA zu liefern.<br />

Fotos: PSA Singapore, Stäubli<br />

www.staubli.com<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 31


TIPPS ZUM EINSATZ VON TEXTILEN<br />

ANSCHLAGMITTELN<br />

R<strong>und</strong>schlingen <strong>und</strong> Hebebänder sind in der<br />

Praxis vielfach anzutreffende Anschlagmittel.<br />

Deren Beliebtheit liegt sicherlich im geringen<br />

Eigengewicht <strong>und</strong> damit der problemlosen<br />

Handhabung begründet. Doch beim Einsatz von<br />

R<strong>und</strong>schlingen <strong>und</strong> Hebebändern muss der<br />

Anwender einiges beachten. Wir haben für Sie<br />

wichtige Tipps zusammengestellt.<br />

Die Auswahl textiler Anschlagmittel erfordert eine detaillierte<br />

Vorabplanung des Hebevorgangs, denn die Eigenschaften<br />

der Last, die Art des Anschlags <strong>und</strong> äußere Einflussfaktoren<br />

haben einen großen Einfluss auf die Tragfähigkeit<br />

der Anschlagmittel <strong>und</strong> damit die Sicherheit der Anwendung.<br />

In der DIN EN 1492-1 sowie DIN EN 1492-2 ist eine<br />

einheitliche Farbcodierung von textilen Anschlagmitteln zu finden.<br />

Diese unterschiedlichen Farben geben auf den ersten Blick<br />

Auskunft über die entsprechende Tragfähigkeit. Alle Zwischengrößen<br />

der Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen müssen mit einer<br />

deutlich unterscheidbaren Farbe gekennzeichnet werden.<br />

Gemäß DIN EN 1492-1 werden folgende Hebebandformen unterschieden:<br />

n Endloshebebänder respektive R<strong>und</strong>schlingen, ein- bis zweilagig<br />

(Form A),<br />

n Schlaufenhebebänder mit verstärkten Schlaufen, ein- bis vierlagig<br />

(Form B), <strong>und</strong><br />

n Schlaufenhebebänder mit Beschlagteilen (Form C) sowie mit<br />

durchsteckbaren Beschlagteilen, ein- bis vierlagig (Form Cr).<br />

In der DIN EN 1492-2 sind als Formen von R<strong>und</strong>schlingen zum<br />

einen die R<strong>und</strong>schlingen <strong>und</strong> zum anderen 1-, 2- sowie 4-Strang-<br />

R<strong>und</strong>schlingengehänge (R<strong>und</strong>schlingen mit Beschlagteilen) aufgeführt.<br />

Die Bandbreite, Banddicke <strong>und</strong> die Anzahl der Bandlagen ergeben<br />

die Tragfähigkeit des Anschlagmittels. Bandbreiten von 25<br />

bis 450 mm sind normiert, breitere Hebebänder werden in Anlehnung<br />

an die Norm gefertigt. Eine Verdopplung der Bandlagen<br />

ergibt eine doppelt so hohe Tragfähigkeit bei gleicher Bandbreite.<br />

So besitzt z. B. ein einlagiges Hebeband mit einer Bandbreite von<br />

60 mm eine Tragfähigkeit von einer Tonne. Ein zweilagiges Hebeband<br />

derselben Bandbreite verfügt über die doppelte Tragfähigkeit<br />

(zwei Tonnen), ein vierlagiges Hebeband damit über eine<br />

Tragfähigkeit von vier Tonnen. Am Markt finden sich standardmäßig<br />

vor allem zweilagige Hebebänder mit Schlaufen. In der<br />

32 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


Praxis gibt es allerdings Lastfälle, die in den bekannten Tragfähigkeitstabellen<br />

nur unzureichend beschrieben werden. Den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen potenziellen Sicherheitsrisiken möchte die<br />

Evers GmbH aus Oberhausen entgegenwirken. Demzufolge bietet<br />

das Unternehmen eine unverbindliche Beratung <strong>und</strong> Berechnung<br />

der jeweils vorliegenden Anwendung unter Berücksichtigung<br />

der gegebenen Schwerpunkte von Last, Neigungswinkel<br />

<strong>und</strong> weiterer Parameter.<br />

ART DES ANSCHLAGS, ANSCHLAGFAKTOR<br />

UND NEIGUNGSWINKEL<br />

Gemäß DGUV-Regel 100-500, Kap. 2.8, Absatz 3.5.3 (ehem. BGR<br />

500) dürfen gr<strong>und</strong>sätzlich nur zwei Stränge eines textilen Anschlagmittels<br />

tragend gerechnet werden. Dies gilt nicht, wenn sichergestellt<br />

ist, dass sich die Last gleichmäßig auf weitere Stränge<br />

verteilt. Tipp: Mithilfe von Ausgleichswippen lässt sich die Gehänge-Tragfähigkeit<br />

verdoppeln.<br />

■ Art des Anschlags: Man unterscheidet zwischen den Anschlagarten<br />

direkt, einfach umgelegt sowie geschnürt.<br />

■ Anschlagfaktor M: Der Anschlagfaktor M ergibt sich aus der<br />

Art des Anschlags <strong>und</strong> dem Neigungswinkel β <strong>und</strong> beeinflusst<br />

die zulässige Tragfähigkeit maßgeblich. Dieser bezieht sich auf<br />

die symmetrische Belastung der eingesetzten Hebebänder.<br />

■ Neigungswinkel β: Der Neigungswinkel des Anschlagmittels<br />

hat Einfluss auf den jeweiligen Anschlagfaktor <strong>und</strong> damit auch<br />

auf die zulässige Tragfähigkeit. Es wird zwischen den Neigungswinkeln<br />

0, 0 bis 45 <strong>und</strong> 45 bis 60° unterschieden. Ein Neigungswinkel<br />

von mehr als 60° ist nicht zulässig.<br />

In der nachfolgenen Tabelle „Tragfähigkeiten bei Anschlagart direkt“<br />

sind die entsprechenden Farbcodes aufgeführt.<br />

TECHNIKWISSEN<br />

FÜR INGENIEURE<br />

Dieses Buch erleichtert durch eine möglichst anschauliche<br />

<strong>und</strong> anwendungsorientierte Darstellung der Zusammenhänge<br />

dem Leser den Zugang zu dem interessanten Fachgebiet<br />

der elektrohydraulischen Antriebe <strong>und</strong> Steuerungen, ohne<br />

allerdings auf die notwendigen physikalischen <strong>und</strong><br />

mathematischen Gr<strong>und</strong>lagen zu verzichten.<br />

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Gr<strong>und</strong>lagen elektrohydraulischer<br />

Antriebe <strong>und</strong> Steuerungen<br />

von Prof. Dr.-Ing. Siegfried Helduser<br />

380 Seiten, zahlreiche Abbildungen,<br />

broschiert, ISBN 978-3-7830-0387-1<br />

€ 32,- (zzgl. Versandkosten)<br />

Im Online-Shop:<br />

vereinigte-fachverlage.de<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz<br />

Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-100 . E-Mail: vertrieb@vfmz.de<br />

Oder besuchen Sie unseren Shop im Internet: vereinigte-fachverlage.de<br />

WANN WERDEN HEBEBÄNDER UND WANN<br />

RUNDSCHLINGEN VERWENDET?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich profitiert der Anwender beim Einsatz von R<strong>und</strong>schlingen<br />

<strong>und</strong> Hebebändern vom geringen Eigengewicht der Anschlagmittel<br />

sowie von der Möglichkeit, Lasten schonend anzuschlagen,<br />

auch ohne Anschlagpunkte verwenden zu müssen.<br />

R<strong>und</strong>schlingen sind nicht für das Wenden von Lasten in der Anschlagart<br />

umgelegt geeignet. Für diese Aufgabe sollten stattdessen<br />

Hebebänder mit Schutzschlauch eingesetzt werden. Die textilen<br />

Anschlagmittel bestehen aus unterschiedlichen Chemiefasern.<br />

R<strong>und</strong>schlingen sowie Hebebänder aus Polyester (blaues La-<br />

OUP_Buch_elektrohydraulische_Antriebe_90x130_2019_12.indd 1 04.12.2019 16:33:59<br />

Quelle: Evers<br />

Tragfähigkeiten bei Anschlagart direkt<br />

Working Load Limit (WLL)<br />

Farbe<br />

500 kg oliv<br />

1 000 kg violett<br />

2 000 kg grün<br />

3 000 kg gelb<br />

4 000 kg grau<br />

5 000 kg rot<br />

6 000 kg braun<br />

8 000 kg blau<br />

>10 000 kg orange<br />

Weitere Tragfähigkeitstabellen der textilen Anschlagmittel je nach Art des<br />

Anschlags können Sie über den Link bit.ly/fuh_evers_uebersicht<br />

aufrufen. Eine entsprechende Belastungstabelle finden Sie unter:<br />

bit.ly/fuh_evers_tabelle<br />

Leichter getan als gesagt.<br />

Aluminium-Kransysteme von Schmalz haben Transportanhänger<br />

mit speziellen Leichtlaufrollen. Damit wird der<br />

innerbetriebliche Materialtransport schneller, leichter <strong>und</strong><br />

ergonomischer.<br />

WWW.SCHMALZ.COM/KRANE<br />

T: +49 7443 2403-301<br />

J. Schmalz GmbH · Johannes-Schmalz-Str. 1 · 72293 Glatten · schmalz@schmalz.com<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 33


01 02<br />

01 Hebeband –<br />

Anschlagart geschnürt<br />

02 R<strong>und</strong>schlingen –<br />

Anschlagart parallel umgelegt<br />

bel) oder Polyamid (grünes Label) können bei –40 bis 100 °C<br />

gelagert <strong>und</strong> eingesetzt werden, R<strong>und</strong>schlingen aus Polypropylen<br />

(braunes Label) bei –40 bis +80 °C. Marktüblich sind textile Anschlagmittel<br />

aus Polyester. Auch der Einsatz unter dem Einfluss<br />

von Chemikalien ist nach vorheriger Überprüfung <strong>und</strong> Freigabe<br />

durch den Hersteller möglich. Eine innovative Konstruktion mit<br />

einem Gelege aus Hochleistungspolyester <strong>und</strong> einer geflochtenen<br />

Schlauchhülle bieten die Magnum-X-R<strong>und</strong>schlingen.<br />

Ein Sonderfall sind Einweg-Bandschlingen nach DIN 60005,<br />

für einen einmaligen Transportweg (orangenes Label). Diese<br />

Bandschlingen werden mit einem reduzierten Sicherheitsfaktor<br />

gefertigt <strong>und</strong> werden i. d. R. im „Pre-slung“-Verfahren für Einweg-<br />

Transportwege von Komponenten verwendet. Einweg-Bandschlingen<br />

werden am Anfang der Transportkette geschnürt an<br />

der Last angeschlagen <strong>und</strong> am Ende der Transportkette durch<br />

abschneiden der weiteren Verwendung entzogen.<br />

Generell gilt, dass beim Anschlagen immer die Oberfläche <strong>und</strong><br />

die Kanten der Last berücksichtigt werden müssen, denn scharfe<br />

Kanten sind gefährlich <strong>und</strong> können das Anschlagmittel beschädigen.<br />

Ein einfacher Abriebschutz ersetzt hier nicht den schnittfesten<br />

Kantenschutz.<br />

REPARATUR UND ABLEGEREIFE<br />

Sollten bei der Sichtprüfung von textilen Anschlagmitteln Beschädigungen<br />

festgestellt werden, lassen sich diese, je nach Grad<br />

der Beschädigung, reparieren. Bei zu starken Beschädigungen<br />

müssen die Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen hingegen abgelegt<br />

werden.<br />

Ihre Ablegereife haben Hebebänder erreicht, wenn Beschädigungen<br />

an der Oberfläche, an den Kanten sowie des Materials<br />

vorliegen. Zu den Oberflächenbeschädigungen gehören Brüche<br />

oder Schnitte im Garn, die mehr als zehn Prozent des Hebebandquerschnitts<br />

betragen. Von Kantenbeschädigungen spricht man,<br />

wenn die tragenden Nähte an der Seite der Hebebänder eingerissen<br />

oder anderweitig beschädigt sind.<br />

Weisen R<strong>und</strong>schlingen Beschädigungen an der Ummantelung<br />

<strong>und</strong> Sichtbarkeit der Einlage oder eine Verformung auf, sind auch<br />

diese Anschlagmittel ablegereif.<br />

Auch die entsprechenden Beschlagteile müssen in diesem Zusammenhang<br />

geprüft werden. Bei Anrissen, Brüchen oder Verformungen<br />

ist die Ablegereife erreicht.<br />

Anschlagmittel aus Chemiefasern müssen mindestens einmal<br />

jährlich durch einen Sachk<strong>und</strong>igen (befähigte Person gemäß § 10<br />

BetrSichV) geprüft werden. Je nach Einsatzort <strong>und</strong> Belastung ist<br />

es empfehlenswert, die Prüfung öfter als einmal pro Jahr durchzuführen.<br />

Werden zwischenzeitlich Mängel festgestellt, schließt<br />

dies den weiteren Einsatz des textilen Anschlagmittels aus. Das<br />

Evers-Serviceteam berät <strong>und</strong> unterstützt bei der Prüfung <strong>und</strong> Dokumentation<br />

von textilen Anschlagmitteln. Ferner bietet das Unternehmen<br />

ein Seminar zum Thema Prüfung von Arbeitsmitteln<br />

an. Den Teilnehmern werden Kenntnisse vermittelt, die sie in die<br />

Lage versetzen, Arbeitsmittel selbstständig nach BetrSichV <strong>und</strong><br />

DGUV-Vorschrift zu prüfen.<br />

Reparaturfähige Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen dürfen erst<br />

nach einer vom Hersteller oder einer von ihm beauftragten Person<br />

durchgeführten sachgerechten Reparatur wiederverwendet<br />

werden. Auf keinen Fall dürfen die textilen Anschlagmittel beschädigt<br />

weiterverwendet oder von Dritten repariert werden. Ablegereife<br />

Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen sind der Verwendung<br />

zu entziehen. Diese Hebebänder <strong>und</strong> R<strong>und</strong>schlingen dürfen<br />

auch nicht mit reduzierter Tragfähigkeit eingesetzt werden.<br />

Fotos: Evers<br />

www.eversgmbh.de<br />

WAS MUSS EIN LABEL FÜR<br />

RUNDSCHLINGEN UND HEBE-<br />

BÄNDER AUFWEISEN?<br />

Auf einem Label, dessen Farbe Auskunft über das<br />

Material des textilen Anschlagmittels gibt, müssen<br />

folgende Pflichtangaben ablesbar sein:<br />

n Zulässige Tragfähigkeit im Zusammenhang mit der<br />

entsprechenden Anschlagart<br />

n Länge des Hebebands oder der R<strong>und</strong>schlinge<br />

n Seriennummer<br />

n Normen- <strong>und</strong> Typenzeichen<br />

n Herstellungsdatum <strong>und</strong> Herstelleranschrift<br />

n GS-Zeichen<br />

n CE-Zeichen<br />

Quelle: Evers<br />

34 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

<br />

VERSANDBEREICHE ANFORDERUNGSGERECHT<br />

AUTOMATISIEREN<br />

Das rasante Ansteigen der Onlinebestellungen, das während<br />

der Pandemie nochmal zugenommen hat, hat die Bedeutung<br />

<strong>und</strong> Technik von Versandlinien <strong>und</strong> Packstraßen verstärkt in den<br />

Fokus von Unternehmen des E-Commerce, des Handels <strong>und</strong> der<br />

Industrie gerückt. Wie sich mit dem zur jeweiligen Anforderung<br />

passenden Grad der Automatisierung Versand- <strong>und</strong> Verpackungsbereiche<br />

effizient konzipieren lassen, zeigt die AMI<br />

Förder- <strong>und</strong> Lagertechnik GmbH auf der Fachpack in Halle 4,<br />

Stand 4-422.<br />

Mit der Anlage<br />

auf der Messe<br />

demonstriert der<br />

Lösungsanbieter<br />

für die Intralogistik,<br />

wie sich<br />

manuelle<br />

Tätigkeiten, z. B.<br />

das Vorbereiten<br />

von Faltkartons<br />

an Packtischen<br />

<strong>und</strong> Einlegen von Waren in die Kartons auf effiziente Weise mit<br />

der nachgeschalteten automatisierten Fördertechnik kombinieren<br />

lassen. In die Anlage integrierte Komponenten <strong>und</strong> Subsysteme,<br />

u. a. ein Kartonverschließer, eine Wägezelle, eine<br />

Etikettierstation sowie ein Kartonumreifer, machen das<br />

vernetzte Zusammenwirken dieser Einzelsysteme – über das<br />

übergeordnete Softwaresystem – für die Gesamteffizienz des<br />

Verpackungsprozesses deutlich.<br />

Für den praktischen Einsatz der AMI-Versandlinie ist von<br />

Bedeutung, dass sie sich problemlos an die jeweils vorherrschenden<br />

räumlichen Bedingungen anpassen lässt. Darüber<br />

hinaus erlaubt die modulare Konzeption ein hohes Maß an<br />

Flexibilität, sowohl in Bezug auf Durchsatz <strong>und</strong> gewünschter<br />

Systemleistung als auch bei der Ausgestaltung <strong>und</strong> Anbindung<br />

an z. B. nachgeschaltete Sortier- <strong>und</strong> Verteilanlagen.<br />

Neben den anwendungstechnischen Möglichkeiten <strong>und</strong> den<br />

Effizienzpotenzialen, die die Demo-Anlage exemplarisch<br />

aufzeigt, präsentiert AMI auf der Messe eine angetriebene<br />

Scherenrollenbahn für den Einsatz in Versandbereichen sowie<br />

das komplette Portfolio manueller <strong>und</strong> angetriebener Komponenten<br />

für die Intralogistik.<br />

www.ami-foerdertechnik.de<br />

TELEMATIKSYSTEM UNTERSTÜTZT<br />

STAPLERFAHRER BEIM COIL-UMSCHLAG<br />

Die Schwerlastgeräte H32XM-12 <strong>und</strong> H20XM-9 sowie ein<br />

Reachstacker RS46-36CH aus dem Hause Hyster im Hafen von<br />

Oxelös<strong>und</strong>/Schweden sind mit dem Telematiksystem des<br />

Flurförderzeugherstellers ausgestattet. Der Hyster Tracker<br />

erkennt per Kartenlesegerät in der Nähe des Lenkrads, ob der<br />

Fahrer zum Betrieb des Staplers berechtigt ist. Zum Start des<br />

Fahrzeugs <strong>und</strong> in festgelegten Intervallen müssen Fahrer über<br />

ein Display in der Kabine Checks durchführen. Diagnose- <strong>und</strong><br />

Nachverfolgungsfunktionen erfassen, wie die Geräte genutzt<br />

werden. Der Betreiber kann u. a. die Flurförderzeuge auf einer<br />

Karte nachverfolgen. Darüber hinaus erleichtert das Telematiksystem,<br />

das als Desktop-Lösung oder als App zur Verfügung<br />

steht, die Wartungsplanung <strong>und</strong> vermeidet unnötigen Verschleiß<br />

am Stapler. Optionale Funktionen wie Reifendrucküberwachung<br />

verbessern zusätzlich die Kostenkontrolle.<br />

www.hyster.com<br />

VERSCHIEDENE KARTONGRÖSSEN MIT EINER<br />

MASCHINE AUFRICHTEN<br />

Der Multi-Format-Kartonaufrichter<br />

aus dem Hause<br />

Lantech vereinfacht die<br />

Bereitstellung von Kartons.<br />

Mithilfe separat einstellbarer<br />

Zuschnittmagazine lassen<br />

sich verschiedene Kartongrößen<br />

mit einer Maschine ohne<br />

Umrüstung abfertigen. Die<br />

Maschine ist zudem platzsparend,<br />

da sie alleine funktioniert<br />

<strong>und</strong> keine Förderbänder zu einem Auslaufsystem zusammengeführt<br />

werden müssen. Das Total-Control-System des<br />

Herstellers schafft die Voraussetzungen für die Kontrolle<br />

während des Prozesses <strong>und</strong> die rechtwinklige Aufrichtung der<br />

Kartons. Dies funktioniert selbst bei unebenen Rohlingen.<br />

Einheitliche Kartons verhindern Staus, lassen sich einfacher<br />

befüllen <strong>und</strong> stabil transportieren sowie besser stapeln <strong>und</strong> auf<br />

Paletten besser zusammenfassen.<br />

www.lantech.com<br />

METALLDETEKTIERBARES TRANSPORTBAND<br />

BIETET SICHERHEIT IM PRODUKTIONSPROZESS<br />

Mit dem neuen Transilon-Bandtyp E 4/H<br />

U8/U8 MT/MT-NA MD blau FDA (Art. Nr.<br />

906825) aus dem Hause Forbo Movement<br />

Systems lassen sich problemlos die<br />

Voraussetzungen für die Umsetzung von<br />

HACCP-Konzepten schaffen. Das Banddesign<br />

vereint die dehnungsarme Charakteristik<br />

von herkömmlichen Siegling-Transilon-Gewebekonstruktionen<br />

mit dem<br />

reinigungsfre<strong>und</strong>lichen Design von<br />

homogenen Transportbändern. Die metalldetektierbare<br />

Urethanbeschichtung hat auf beiden Seiten ein mattes<br />

Oberflächenfinish, mit guten Ablöseeigenschaften. Ein weiteres<br />

Merkmal ist die patentrechtlich geschützte Gewebekonstruktion<br />

mit gruppenweise angeordneten Längsfäden. Bei einem<br />

Längsschnitt zwischen den Kettfadengruppen innerhalb einer<br />

vorgegebenen Breitenstaffelung entsteht eine versiegelte<br />

Bandkante. Somit wird u. a. das Eindringen von Bakterien <strong>und</strong><br />

Flüssigkeiten in den Bandkörper verhindert. Die Gewebekonstruktion<br />

ermöglicht zudem den Einsatz als Muldenförderer bei<br />

einem minimalen Umlenkdurchmesser von 40 mm.<br />

www.forbo.com<br />

STAMMDATEN TO GO<br />

Als Full-Service-Dienstleistung offeriert die Kommissionier- <strong>und</strong><br />

Handhabungstechnik GmbH (KHT) seit kurzem einen mobilen<br />

Stammdatenservice. Die<br />

einmalige oder wiederkehrende<br />

Aufnahme der Artikeldimensionen<br />

findet nach individueller<br />

Absprache i. d. R. vor Ort beim<br />

K<strong>und</strong>en statt. Geschultes<br />

Personal sowie die vollautomatisierte<br />

Erfassungsstation<br />

Multiscan werden bereitgestellt.<br />

www.kht.de<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 35


PRODUKTE UND SYSTEME<br />

FÖRDERTECHNIK<br />

MATERIALFLUSS<br />

LOGISTIK 4.0<br />

AUF DEN<br />

PUNKT<br />

GEBRACHT<br />

MANFRED WEBER,<br />

REDAKTEUR<br />

Das Internet ist voll mit nützlichen,<br />

aber auch überflüssigen Inhalten. Wir<br />

filtern für Sie die Informationsflut <strong>und</strong><br />

recherchieren Inhalte mit echtem<br />

Nutzwert für den Intralogistiker<br />

Tagtäglich sind wir im Internet einer riesigen Informationsflut ausgesetzt. Da wird es<br />

schwer, den Überblick zu behalten. Doch <strong>f+h</strong> hilft! Denn wir selektieren nicht nur<br />

entsprechende Pressemeldungen, sondern durchforsten für Sie auch Websites, Business-<br />

Netzwerke <strong>und</strong> soziale Medien <strong>und</strong> filtern spannende Dinge heraus. Ab sofort finden Sie<br />

an dieser Stelle unsere Highlights aus der digitalen Welt der Intralogistik.<br />

ORIENTIERUNGSHILFE BEI DER IMMOBILIEN-<br />

FINANZIERUNG<br />

Mit der Plattform www.kapitalsuchmaschine.de ist ein Angebot<br />

zur systematischen <strong>und</strong> kostenlosen Identifikation von Banken <strong>und</strong><br />

Mezzanine-Gebern auf dem deutschen Markt online gegangen.<br />

Anbieter sind die Finanzierungsberater EDM Advisors aus Berlin.<br />

Herzstück der Anwendung ist die eigens entwickelte Datenbank<br />

mit mehr als 1.000 Banken <strong>und</strong> Investoren. Zusätzlich zur Identifikation<br />

von Kapitalgebern haben verifizierte Nutzer die Möglichkeit,<br />

ihre Anfragen direkt <strong>und</strong> im vereinheitlichten Format an<br />

potenzielle Kapitalgeber zu senden. Mit geringem Aufwand<br />

können so aussagekräftige Projektzusammenfassungen eingereicht<br />

werden. Alle Dienste sind für Nutzer sowie Kapitalgeber<br />

kostenfrei.<br />

WWW.EDM-ADVISORS.DE<br />

VIRTUELLE INBETRIEBNAHME<br />

Der Roboter-Systemintegrator Yutaka Electronics<br />

Industry setzt bei der Integration von automatisierten<br />

Produktionslinien auf die 3D-Simulationssoftware<br />

Fastsuite E2 von Cenit. Die Software ermöglicht<br />

eine standardisierte Programmierung durch<br />

eine identische Benutzeroberfläche <strong>und</strong> konsistente<br />

Algorithmen zur Pfadoptimierung. Die Lösung trägt<br />

dazu bei, die Risiken bei der Inbetriebnahme zu<br />

reduzieren, gleichzeitig eine maximale Qualität des<br />

Offline-Teachings sowie eine Steigerung der<br />

Programmiereffizienz sicherzustellen.<br />

Für die Zukunft plant Yutaka, seine Partnerschaften<br />

mit den weltweit führenden OEMs <strong>und</strong> Softwareanbietern<br />

weiter auszubauen. Auch hier soll die<br />

Fastsuite E2 von Cenit zum Einsatz kommen.<br />

WWW.CENIT.COM<br />

36 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


PRODUKTE UND SYSTEME<br />

DIE TOP<br />

ONLINE-ARTIKEL<br />

DER F+H WEBSITE<br />

GELUNGENE IRISCH-ÖSTERREICHISCHE<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

Multidirektionale Gabelstapler von Combilift im<br />

Einsatz bei Hammerer Aluminium<br />

bit.ly/combiroest<br />

DIE GEWINNER DES IFOY AWARD <strong>2021</strong><br />

Die Preisträger <strong>und</strong> ihre Lösungen nach Kategorien<br />

bit.ly/GeIFOY21<br />

NEOTECHNIK AUF WACHSTUMSKURS<br />

Unternehmen erweitert Zentrale in Bielefeld<br />

bit.ly/NeoBiele<br />

An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen die<br />

fünf meist gelesenen Artikel des Monats<br />

auf unserer Internetpräsenz<br />

Das Ranking umfasst alle Seitenaufrufe im 2-Monats-Zeitraum<br />

bis ca. 2-3 Wochen vor Erscheinungstermin dieser Ausgabe. Die<br />

Berechnungsbasis von 100% entspricht der Summe der fünf Plätze.<br />

DIE MARS-ROVER AUS DEM LAGER<br />

Extor will mit Roverlog-Regalbediengeräten neue<br />

Impulse in der Logistik setzen<br />

bit.ly/MarsROV<br />

JUNGHEINRICH AUTOMATISIERT FÜR<br />

WACKER NEUSON<br />

Neubau verkürzt innerbetriebliche Transportwege<br />

bit.ly/JungWaNeu<br />

EXCLUSIVE<br />

CONTENT<br />

nur online<br />

bit.ly/GetrNord<br />

WINKLER MIT NEUEM WEB-AUFTRITT<br />

Der Nutzfahrzeugteilehändler Winkler vereint seine<br />

Domains winkler.de <strong>und</strong> winkler-parts.ch unter einer<br />

Adresse <strong>und</strong> verknüpft sie mit seinem Onlineshop.<br />

Zukünftig finden alle K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Interessierten den<br />

Nutzfahrzeugteilehändler im Web unter winkler.com,<br />

seinen Onlineshop unter shop.winkler.com. Fremdsprachigen<br />

K<strong>und</strong>en steht die Seite zusätzlich zu Deutsch auch auf<br />

Englisch, Französisch, Polnisch sowie Tschechisch,<br />

Slowakisch oder Lettisch zur Verfügung.<br />

WWW.WINKLER.COM<br />

OPTIMALE FÖRDERLEISTUNG BEIM<br />

GETREIDEUMSCHLAG<br />

Die dänische Lachenmeier Monsun A/S ist spezialisiert<br />

auf die Projektierung <strong>und</strong> den Bau von Logistikanlagen<br />

für Schüttgüter wie Getreide, Ölsaaten <strong>und</strong> Futtermittel.<br />

Bevorzugter Partner für Antriebssysteme ist<br />

Nord Drivesystems. Mit dem Fredericia Bulk Terminal wurde<br />

im Sommer 2019 wieder ein gemeinsames Projekt erfolgreich<br />

in Betrieb genommen. Die Kapazität des Getreideterminals beträgt<br />

40.000 Tonnen womit sich die Kapazität beinah verdoppelt<br />

hat. Mehr als 40 Getriebemotoren von Nord Drivesystems<br />

sichern den Getreideumschlag am Terminal.<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 37


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

SERIE<br />

DEN FASERTYP BEI FASERSEILEN<br />

IDENTIFIZIEREN – TEIL II<br />

10<br />

Polyethylen:<br />

PE-HM SK 78<br />

PE-HM DM 20<br />

PE-HM SK 99<br />

1. Aufheizung<br />

1. Messung<br />

2. Messung<br />

50 100 150 200 250 300<br />

Im vorliegenden zweiten <strong>und</strong> abschließenden<br />

Teil der Serie werden die mithilfe von<br />

Dynamischer Differenzkalorimetrie (DSC)<br />

aufgenommene Messkurven unterschiedlicher,<br />

polymerer Faserwerkstoffe diskutiert. Darüber<br />

hinaus wird die Eignung des Messverfahrens zur<br />

Charakterisierung unterschiedlicher Fasertypen<br />

<strong>und</strong> Fasermorphologien bei gleichem Polymertyp<br />

aufgezeigt.<br />

Mithilfe des DSC-Verfahrens, unter Verwendung eines<br />

Kalorimeters (Fabrikat: Mettler-Toledo DSC Typ 3+)<br />

wurden die in Tabelle 02 genannten Proben thermoanalytisch<br />

untersucht. Die Probenmasse betrug bei<br />

den Messungen jeweils 3,5 mg <strong>und</strong> die Aufheiz- <strong>und</strong> Kühlrate<br />

20 K/min. Als Probentiegel kamen Aluminiumtiegel mit einem<br />

Fassungsvermögen von 40 µl mit gelochtem Deckel zum Einsatz.<br />

Die DSC-Messzelle wurde zum Vermeiden von Oxidationseffekten<br />

mit Stickstoff gespült.<br />

DSC-UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE<br />

VON FASERWERKSTOFFEN<br />

Bild 06 zeigt die DSC-Kurve der ersten Aufheizung der untersuchten<br />

Seilproben. Die Messungen sind gut reproduzierbar, das<br />

bestätigen die eng beieinander liegenden Kurven der ersten <strong>und</strong><br />

zweiten Messung der jeweiligen Proben. Alle Proben besitzen<br />

charakteristische Thermogramme. Das Aramid- <strong>und</strong> Vectran-Seil<br />

weisen im dargestellten Temperaturbereich keinen Schmelzpeak<br />

auf, die Aramid-Probe besitzt aber vergleichsweise einen schwachen<br />

endothermen Peak im Temperaturbereich 120 °C, der herstellungsbedingt<br />

ist. Das Polyamid-Seil zeigt einen ähnlich<br />

schwachen Peak im Bereich 70 °C. Es ist anzunehmen, dass es<br />

sich bei den beiden beobachteten Effekten um molekulare Umlagerungen<br />

im Bereich der Glasübergangstemperaturen der beiden<br />

38 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


Spez. Wärmestrom [W·g -1 ]<br />

SERIE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG <br />

Werkstoffe handelt, die eintreten, wenn<br />

die Umgebungstemperatur die Glasübergangstemperatur<br />

überschreitet. Anwendungstechnisch<br />

bedeutet das, beim Überschreiten<br />

der genannten Temperaturen<br />

werden die Gefüge der Seile irreversibel<br />

verändert.<br />

Die DSC-Ergebnisse bestätigen die<br />

Werkstoffangaben des Seilherstellers, im<br />

Falle der Polyamidfaser wird entsprechend<br />

der Kristallitschmelztemperatur<br />

ein Polyamid 6 (PA6) detektiert <strong>und</strong> im<br />

Falle der Polyesterfaser ein Polyethylenterephthalat<br />

(PET).<br />

Die untersuchten Polyethylen-Seile (Bild<br />

06, Tabelle 02) bestehen nach Seilherstellerangaben<br />

aus unterschiedlichen Dyneema-Fasertypen<br />

des Herstellers DSM. Charakteristische<br />

Unterschiede in den gemessenen<br />

DSC-Thermogrammen der zweiten<br />

Aufheizung bestätigen das (Bild 07). Bei<br />

den Messungen ist eine hohe Reproduzierbarkeit<br />

gegeben, das belegen die eng beieinander<br />

liegenden Kurven von zwei Messungen<br />

je Probenvariante.<br />

Die gemessenen Peaktemperaturen der<br />

Kristallitschmelzbereiche der Fasern liegen<br />

bei den DSC-Kurven der zweiten Aufheizung<br />

charakteristisch unterschiedlich<br />

im Bereich von 135 °C, das bestätigt hochmolekulare<br />

Polyethylene als Gr<strong>und</strong>werkstoff<br />

für die untersuchten drei Fasertypen.<br />

Für Fasern wird bei deren Herstellung<br />

eine scherorientierte Kristallinität angestrebt,<br />

um Hochleistungseigenschaften in<br />

der Anwendung zu erzielen [7], [22]. Entsprechend<br />

unterschiedlich ist das DSC-<br />

Thermogramm der ersten Aufheizung im<br />

Vergleich zu dem der zweiten Aufheizung.<br />

Bild 08 zeigt die DSC-Kurven der ersten<br />

Aufheizung für die untersuchten Polyethylen-Seile<br />

(Bild 06). Die Kristallitschmelztemperatur<br />

der Fasern im Seil<br />

liegt im Temperaturbereich 150 °C im Gegensatz<br />

zu 135 °C bei der zweiten Aufheizung<br />

(Bild 07). Die gemessenen Kurven<br />

der ersten Aufheizung streuen etwas, was<br />

bei Vergleich der beiden, jeweils zusammengehörigen<br />

Messkurven (Messung <strong>und</strong><br />

06<br />

endo<br />

10<br />

DSC-Thermogramme der untersuchten Seilproben<br />

(Tabelle 02); erste Aufheizung, jeweils zwei Messungen<br />

Polyethylen:<br />

PE-HM SK 78<br />

PE-HM DM 20<br />

PE-HM SK 99<br />

Aramid<br />

Vectran<br />

Polyamid<br />

Polyester<br />

Polypropylen<br />

Kern-Mantel, Kern: SK 78<br />

Kern-Mantel, Mantel: Polyester<br />

Temperatur T [°C]<br />

1. Aufheizung<br />

1. Messung<br />

2. Messung<br />

50 100 150 200 250 300<br />

Tabelle 02: Untersuchte Seilproben (Durchmesser 8 mm) aus<br />

industrieller Fertigung<br />

Seilprobe<br />

Polyethylen-Seil<br />

Polyethylen-Seil mit hoher<br />

Längenstabilität<br />

Polyethylen-Seil – Stahlseilersatz<br />

Aramid-Seil<br />

Vectran-Seil<br />

Polyamid-Seil<br />

Polyester-Seil<br />

Polypropylen-Seil<br />

Kern-Mantel-Konstruktion<br />

Wiederholungsmessung) ersichtlich wird. Die Ursache für die<br />

Streuung ist bei einheitlicher Probenpräparation nicht die Unsicherheit<br />

der Messung, sondern ist in der Inhomogenität der Wiederholungsproben<br />

begründet, denn die an den Proben ermittelten<br />

Erstarrungskurven (Bild 08) <strong>und</strong> Kurven der zweiten Aufheizung<br />

(Bild 07) sind sehr einheitlich <strong>und</strong> sehr gut reproduzierbar.<br />

Die unterschiedlichen PE-HM-Fasertypen zeigen trotz größerer<br />

Streuung in der ersten Aufheizung auch hier charakteristische<br />

Unterschiede (Bild 08). Die Onset-Temperaturen der Kristallitschmelzbereiche<br />

der drei Fasertypen im Bereich 140 °C sind<br />

Werkstoffangabe laut Hersteller<br />

PE-HM (Typ: Dyneema SK 78 beschichtet)<br />

PE-HM (Typ: Dyneema DM 20 beschichtet)<br />

PE-HM (Typ: Dyneema SK 99 beschichtet)<br />

Aramid<br />

Vectran<br />

Polyamid<br />

Polyester<br />

Polypropylen Multifil<br />

Kern: PE-HM (Typ: Dyneema SK 78 beschichtet)<br />

Mantel: Spezialpolyester<br />

deutlich unterschiedlich. Beim Erstarren aus der Schmelze<br />

(Bild 08, 1. Abkühlung) liegen die jeweiligen DSC-Messungen<br />

<strong>und</strong> Wiederholungsmessungen eng zusammen <strong>und</strong> die Fasertypen<br />

lassen sich aufgr<strong>und</strong> ihrer unterschiedlichen Kristallisations-<br />

Onset-Temperaturen wiederum unterscheiden.<br />

Die DSC-Untersuchungsergebnisse der PE-HM-Fasern zeigen,<br />

dass die scherorientierte Kristallinität nach dem Schmelzen <strong>und</strong><br />

Erstarren aus der ruhenden Schmelze nicht wiederentsteht <strong>und</strong><br />

als Folge unterscheiden sich die Kristallitschmelztemperaturen<br />

(Peaktemperaturen) um etwa 15 °C. Diese Beobachtung gab den<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 39<br />

Quelle: Autoren


Spez. Wärmestrom [W·g -1 ]<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

SERIE<br />

Anlass für die im Folgenden dargestellten Wärmebehandlungsexperimente.<br />

Die PE-HM-Faser Typ Dyneema SK78 wurde von<br />

Raumtemperatur bis 105, 125 <strong>und</strong> 145 °C aufgeheizt, die jeweilige<br />

Temperatur zwei Minuten gehalten <strong>und</strong> anschließend wurden<br />

die Proben definiert wieder auf Raumtemperatur abgekühlt. Die<br />

Wärmebehandlung soll simulieren was passieren würde, wenn<br />

ein Faserseil aus dem Material kurzzeitig einen Temperatureintrag<br />

in der Höhe erfahren würde. Der Vergleich der Aufheizkurven<br />

der ersten Aufheizung der unbehandelten <strong>und</strong> der wärmebehandelten<br />

Proben zeigen die Auswirkungen der unterschiedlichen<br />

Wärmebehandlungen auf das Gefüge der Faser (Bild 09).<br />

Das Gefüge der Faser verändert sich charakteristisch mit der Höhe<br />

des Temperatureintrags, es kommt zu Umkristallisationsprozessen.<br />

Nach der Wärmebehandlung bei 145 °C ist nur noch ein<br />

verschwindender Anteil der scherorientierten Gefügestruktur<br />

vorhanden <strong>und</strong> nahezu die ganze Kristallinität hat sich umgebildet<br />

zu einer sphärolithischen Struktur, vergleichbar der nach<br />

dem Erstarren des Faserwerkstoffs aus der Schmelze (DSC-Thermogramm,<br />

2. Aufheizung).<br />

Die Ergebnisse aus Bild 09 zeigen, dass ein hoher Temperatureintrag<br />

in PE-HM-Fasern unbedingt vermieden werden muss,<br />

ansonsten führt das zu möglichen Umkristallisationsprozessen<br />

in der Faser <strong>und</strong> einem damit verb<strong>und</strong>enen Verlust an Steifigkeit<br />

<strong>und</strong> Festigkeit. Die Hochleistungsfaser wird durch eine<br />

Wärmebehandlung die Umkristallisationsprozesse bewirkt unbrauchbar.<br />

Ein Bergsteigerseil auf der Hutablage im Pkw im<br />

Sommer auf dem Parkplatz in der Sonne könnte ein solches Problem<br />

initiieren.<br />

07<br />

endo<br />

10<br />

FAZIT<br />

DSC-Thermogramme der untersuchten<br />

Polyethylen-Seile aus unterschiedlichen<br />

PE-HM-Fasertypen<br />

Werkstoff: Polyethylen<br />

PE-HM<br />

1. Messung<br />

2. Messung<br />

2. Aufheizung<br />

SK 78 DM 20 SK 99<br />

110 120 130 140 150<br />

Temperatur T [°C]<br />

Polymere Faserseile basieren auf synthetischen Hochleistungsfasern,<br />

diese verdanken ihre Leistungseigenschaften der richtigen<br />

Wahl des Kunststoffs für die Faser <strong>und</strong> einer speziell für Hochleis­<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2021</strong> im 71. Jahrgang,<br />

ISSN 0341-2636 / ISSN E-Paper: 2747-8130<br />

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Tel.: 06131/992-321, E-Mail: w.bauer@vfmz.de<br />

(verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV)<br />

Redakteur: Dipl.-Ing. Manfred Weber (MW),<br />

Tel.: 06131/992-202, E-Mail: m.weber@vfmz.de<br />

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Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />

Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />

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40 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


Spez. Wärmestrom [W·g -1 ]<br />

Spez. Wärmestrom [W·g -1 ]<br />

950<br />

900<br />

850<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

2.000<br />

1.800<br />

1.600<br />

1.400<br />

1.200<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />

Durchmesser [mm]<br />

SK78<br />

SK78 HS<br />

HS MAX<br />

1.000<br />

SK78<br />

800<br />

SK78 HS<br />

HS MAX<br />

600<br />

500 550 600 650 700 750 800 850 900<br />

err. Seil-Dichte [kg/m 3 ]<br />

FUH_FB_iPSP_Faserseile_Teil_01_<strong>2021</strong>_07_2840674.indd 86-87 23.08.<strong>2021</strong> 11:15:14<br />

SERIE<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

08<br />

DSC-Thermogramme der untersuchten<br />

Polyethylen-Seile aus unterschiedlichen<br />

Fasertypen<br />

09<br />

DSC-Thermogramme einer PE-HM-<br />

Faser nach unterschiedlichen<br />

Wärmebehandlungen<br />

endo<br />

Werkstoff: Polyethylen<br />

PE-HM<br />

1. Messung<br />

2. Messung<br />

SK 78 DM 20 SK 99<br />

endo<br />

Werkstoff: Polyethylen PE-HM SK 78<br />

Ausgangszustand<br />

wärmebehandelt<br />

105 °C/2 min<br />

125 °C/2 min<br />

145 °C/2 min<br />

1. Abkühlung<br />

2. Aufheizung<br />

10<br />

1. Aufheizung<br />

10<br />

1. Aufheizung<br />

90 100 110 120 130 140 150 160 170 180<br />

Temperatur T [°C]<br />

110 120 130 140 150 160 170<br />

Temperatur T [°C]<br />

tungsfasern bevorzugten Gefügestruktur. Beides zusammen, der<br />

richtige Kunststoff <strong>und</strong> die richtige, kristalline Gefügestruktur bestimmen<br />

die Qualität einer Faser <strong>und</strong> damit die des Faserseils. Nur<br />

wenn beide Voraussetzungen vorliegen, werden die erwarteten Gebrauchseigenschaften<br />

beim Betrieb eines Seils in der Anwendung<br />

erreicht <strong>und</strong> ist die erforderliche Sicherheit gegeben. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> ist es erforderlich, dass ein Prüfverfahren zur Verfügung<br />

steht, das Fasern identifizieren <strong>und</strong> Fasergefüge qualifizieren kann.<br />

Die Dynamische Differenzkalorimetrie (DSC) ist ein kalorisches<br />

Messverfahren <strong>und</strong> zählt zu den Verfahren der Thermoanalyse.<br />

Wie der Beitrag zeigt, lassen sich per DSC übliche Fasermaterialien<br />

eindeutig identifizieren. DSC-Thermogramme liefern<br />

auch Informationen zum Gefügezustand von Fasern. Unterschiedliche<br />

Fasertypen aus dem gleichen Gr<strong>und</strong>polymer lassen<br />

sich ebenfalls unterscheiden, das belegen die Untersuchungsergebnisse<br />

von drei verschiedenen PE-HD-Fasertypen.<br />

Die Dynamische Differenzkalorimetrie ist ein gut geeignetes<br />

Prüfverfahren für die Identifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von<br />

synthetischen Fasermaterialien <strong>und</strong> wird als Verfahren zur werkstofftechnischen<br />

Beschreibung von Faser <strong>und</strong> zur Qualitätssicherung<br />

empfohlen.<br />

(Ende)<br />

Literaturhinweise <strong>und</strong> Quellenangaben:<br />

[7] Spruiell, J.E.: (2000), Structure formation during melt spinning; in: Salem,<br />

D.R. (Hrsg.) Structure formation in polymer fibers, München, Hanser, S. 5-93<br />

[22] Lemstra, P.J. et al: (2000), Basic aspects of solution(gel)-spinning and<br />

ultra-drawing of ultra-high molecular weight polyethylene, in: in: Salem, D.R.<br />

(Hrsg.) Structure formation in polymer fibers, München, Hanser, S. 185-224<br />

Autoren: Prof. Dr.-Ing. Achim Frick, Leiter des Instituts Polymer Science and<br />

Processing (iPSP), Hochschule Aalen<br />

Wendel Frick, M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fördertechnik<br />

<strong>und</strong> Logistik (IFT), Universität Stuttgart<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Robert Schulz, Leiter des Instituts für Fördertechnik <strong>und</strong><br />

Logistik (IFT), Universität Stuttgart<br />

Die Autoren bedanken sich bei Sonia Machado, iPSP für die Durchführung der<br />

kalorischen Messungen.<br />

Grafiken: Autoren<br />

Teil I des Beitrags ist in <strong>f+h</strong> 7-8/<strong>2021</strong> erschienen.<br />

Zum besseren Verständnis sind die Grafiken, Tabellen sowie Literaturhinweise<br />

<strong>und</strong> Quellenangaben der Beiträge Teil I <strong>und</strong> II fortlaufend<br />

nummeriert<br />

www.hs-aalen.de | www.uni-stuttgart.de/ift<br />

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den Beitrag studieren. Viel Spaß bei der Lektüre!<br />

bit.ly/faserseile-teil-1<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

10<br />

SERIE<br />

Polyethylen:<br />

PE-HM SK 78<br />

PE-HM DM 20<br />

PE-HM SK 99<br />

E-Paper<br />

DEN FASERTYP BEI FASERSEILEN<br />

IDENTIFIZIEREN – TEIL I<br />

Seile aus synthetischen Fasern gibt es in einer<br />

Vielzahl von Ausführungen <strong>und</strong> aus<br />

unterschiedlichen Faserwerkstoffen<br />

beziehungsweise Kombinationen von<br />

Faserwerkstoffen. Die Gebrauchseigenschaften<br />

eines Faserseils werden durch den Seilaufbau, die<br />

Machart <strong>und</strong> den gewählten Faserwerkstoff<br />

bestimmt. Der vorliegende Beitrag befasst sich<br />

mit der Identifizierung <strong>und</strong> Qualifizierung von<br />

polymeren Faserwerkstoffen für Seile.<br />

D<br />

1. Rubri. Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

2. Rubri. Serie<br />

ie Anforderungen an eingesetzte Seile als Tragmittel in<br />

der Fördertechnik <strong>und</strong> Logistik steigen stetig. Vor allem<br />

die Reduzierung der bewegten Masse bei gleichzeitiger<br />

Steigerung der Seilbruchkraft ist bei laufenden Anwendungen<br />

von großer Bedeutung. Es bedarf neuer Tragmittel aus<br />

speziellen Werkstoffen mit angepassten Eigenschaften [1]. Aus<br />

diesen Gründen kommen Seile aus synthetischen Hochleistungsfasern<br />

hier zunehmend zur Anwendung [2], [3].<br />

1. Aufheizung<br />

1. Messung<br />

2. Messung<br />

50 100 150 200 250 300<br />

NUTZEN VON FASERSEILEN<br />

Faserseile zeichnen sich gegenüber Stahlseilen durch eine vergleichsweise<br />

hohe spezifische Festigkeit aus [4]. Diese errechnet<br />

sich als Quotient aus Seilbruchlast in Newton zu spezifischer<br />

Masse des Seils in Gramm pro Meter Seillänge. Die spezifische<br />

Festigkeit eines Faserseils mit einem Durchmesser von 20 mm<br />

aus Fasern aus hochmolekularem Polyethylen (z. B. aus<br />

„Dyneema“-Fasern [5]) beträgt 1 700 Nm/g. Für ein Stahlseil der<br />

Drahtfestigkeitsklasse 1 960 MPa gleichen Durchmessers (R<strong>und</strong>litzenseil,<br />

verzinkt – Kl. B 6x19M-IWRC mit Stahleinlage, EN<br />

12385-4) beträgt der Wert nur 171 Nm/g <strong>und</strong> ist damit etwa zehnfach<br />

kleiner als der des Faserseils. Dadurch ist z. B. in der Offshore-Technik<br />

beim Einsatz eines Stahlseils bei einer Senktiefe<br />

auf 2000 m die Nutzlast von 260 Tonnen durch das große Eigengewicht<br />

des Seils um 25 Prozent reduziert. Faserseile eröffnen<br />

neue Möglichkeiten, es lassen sich z. B. große Senktiefen ohne<br />

Nutzlastverlust bedienen [2].<br />

POLYMERE HOCHLEISTUNGSFASERN<br />

Synthetische Fasern für Seile werden aus unterschiedlichen polymeren<br />

Werkstoffen hergestellt (Tabelle 01). Drei hauptsächlich<br />

für technische Fasern eingesetzte Kunststoffe sind Polyamid (PA),<br />

Polyester (PET) <strong>und</strong> Polypropylen (PP) [6]. Polyamid <strong>und</strong> Polyester<br />

besitzen im trockenen Zustand eine ähnliche Festigkeit, sie ist<br />

größer als die des Polypropylens. Der<br />

Nachteil von Polyamid besteht in einer hohen<br />

Wasseraufnahme aus der Umgebung.<br />

Die aufgenommene Feuchtigkeit erweicht<br />

den Werkstoff, der dadurch, abhängig vom<br />

tatsächlichen Wassergehalt, an Festigkeit<br />

verliert – gleichzeitig steigt die Nachgiebigkeit.<br />

Polypropylen besitzt eine Dichte<br />

von weniger als 1 g/cm 3 . Dieser Kennwert<br />

ist damit geringer als bei den anderen genannten<br />

Werkstoffen. Aufgr<strong>und</strong> der geringen<br />

Dichte können aus Polypropylen gefertigte<br />

Seile auf dem Wasser schwimmen.<br />

Die Steifigkeit technischer Fasern ist im<br />

Vergleich zu Stahl deutlich geringer <strong>und</strong><br />

auch deren Festigkeit ist begrenzt.<br />

Für höchste Anforderungen an Steifigkeit<br />

<strong>und</strong> Festigkeit kommen Hochleistungsfasern<br />

aus hochmolekularem Polyethylen<br />

(PE-UHMW), Flüssigkristalline<br />

Kunststoffe (LCP) oder aromatische Polyamide<br />

(PPA) in Betracht (Tabelle 01) [7].<br />

Viele polymere Fasern sind schmelzbar,<br />

d. h. es handelt sich um thermoplastische<br />

Kunststoffe. Einige Fasern bestehen aus<br />

vernetzten Polymeren <strong>und</strong> sind dadurch<br />

unschmelzbar; sie zersetzen als Festkörper<br />

direkt, nämlich bei hoher Temperatur thermisch<br />

induziert, ohne zuvor den schmelzflüssigen<br />

Zustand erreicht zu haben.<br />

GRUNDLAGEN DER POLY-<br />

MEREN FASERWERKSTOFFE<br />

Synthetische Fasern sind polymere Werkstoffe.<br />

Polymere bestehen aus langen Molekülketten<br />

(Makromoleküle), die in sich<br />

aus vielen, aneinander gereihten Monomer-Einheiten<br />

zusammengesetzt sind.<br />

Das jeweilige Monomer definiert die Art<br />

des Polymers, um das es sich handelt; ist<br />

SERIE<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Tabelle 01: Polymere Werkstoffe für technische Fasern <strong>und</strong> Hochleistungsfasern<br />

86 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/07-08 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/07-08 87<br />

Werkstoffe<br />

Kurzzeichen<br />

Technische Fasern Polyamid PA6 <strong>und</strong> PA66<br />

Hochleistungsfasern<br />

(Hochmodul-Fasern)<br />

Polyester<br />

Polypropylen<br />

Hochmole<br />

kulares<br />

Polyethylen<br />

Flüssigkristalline<br />

Polymere<br />

teilaromatische<br />

Polyamide<br />

(Aramid)<br />

01<br />

err. Seil-Dichte [kg/m 3 ]<br />

02<br />

nom. Bruchspannung [MPa]<br />

PET<br />

PP<br />

Handelsnamen<br />

Typen<br />

PE-HM oder HMPE Dyneema SK62, SK75, SK78, SK99,<br />

DM20 [8], [9], [10]<br />

Izanas<br />

Spectra<br />

LCP Vectran HT, UM, NT [11]<br />

Zylon = Polyphenylenbenzobisoxazol<br />

(PBO) – vernetzt<br />

Kevlar<br />

AS, HM [12]<br />

PPA Technora – vernetzt [13]<br />

Twaron – vernetzt<br />

Standard, high tenacity, high<br />

modulus, high elongation<br />

[14]<br />

Errechnete Seil-Dichte in Abhängigkeit des Durchmessers;<br />

Werkstoff: PE-HM (Dyneema) [17], [18], [19]<br />

Nominelle Seilbruchspannung in Abhängigkeit der<br />

Seil-Dichte; Werkstoff: PE-HM (Dyneema) [17], [18], [19]<br />

Quelle: Autoren<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 41


MENSCHEN UND MÄRKTE<br />

FÖRDERTECHNIK<br />

MATERIALFLUSS<br />

LOGISTIK<br />

MIKHAIL VOLOSKOV<br />

Wenn Sie eine Sache auf der Welt<br />

verändern dürften: Was wäre das?<br />

Das wäre definitiv die Erderwärmung,<br />

die zweifellos das wichtigste<br />

Thema der nächsten Jahre darstellt.<br />

Ihr Arbeitsalltag in drei<br />

Schlagworten?<br />

Teams-Sitzungen <strong>und</strong> E-Mails.<br />

Früher waren es noch Reisen.<br />

Wie können Sie am besten vom<br />

Arbeitsalltag entspannen?<br />

Zwei St<strong>und</strong>en Surfen auf dem Wasser<br />

sind für mich eine Art Reset-Button.<br />

Was halten Sie vom derzeitigen<br />

Nachhaltigkeitsboom?<br />

Ist völlig korrekt, wenn es um Produkte<br />

geht, die vom Inhalt her nachhaltig<br />

sind <strong>und</strong> nicht nur Marketingzwecken<br />

dienen.<br />

Welchen Beruf haben sich Ihre Eltern<br />

für Sie vorgestellt?<br />

Sie hatten geplant, dass mein Bruder<br />

Ingenieur wird <strong>und</strong> ich Ökonom, um<br />

gemeinsam unser Stahlwerk erfolgreich<br />

zu leiten. Dem Wunsch sind wir<br />

gefolgt.<br />

Was wird Ihr nächstes Projekt –<br />

beruflich oder privat?<br />

Es gibt eine Idee im Bereich „Green<br />

Energy“, aber zunächst richte ich<br />

meinen Fokus auf die Intralogistik.<br />

Was hat Sie dazu bewegt das zu<br />

tun, was Sie heute tun?<br />

Die Lust etwas Neues zu machen,<br />

etwas zu entwickeln, was es bis<br />

dahin noch nie gab.<br />

›› schwester<br />

ZUR PERSON<br />

Mikhail Voloskov hat einen Abschluss<br />

als Master an der HTW Dresden, Lille<br />

Business School. Nach zwei Jahren<br />

bei KPMG in Moskau übernahm er<br />

2010 die Geschäftsführung der<br />

VOL-Stahl GmbH, einer Vertriebsschwester<br />

von Omutninsk Metallurgical<br />

Plant. 2017 gründete er die<br />

Volume Lagersysteme GmbH, Mitglied<br />

der VOL-Stahl-Gruppe, <strong>und</strong> ist<br />

dort parallel CEO.<br />

Wem wären Sie lieber nie<br />

begegnet?<br />

Einem Anfänger auf der Welle, dessen<br />

Brett meine Rippe beinahe gebrochen<br />

hätte.<br />

42 <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de


IM NÄCHSTEN HEFT: 10/<strong>2021</strong><br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: 11. 10. <strong>2021</strong><br />

ANZEIGENSCHLUSS: 24. 09. <strong>2021</strong><br />

01<br />

02 03<br />

VERNETZEN<br />

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DEM CHEFREDAKTEUR:<br />

Winfried Bauer<br />

w.bauer@vfmz.de<br />

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01 Die Umgebungsbedingungen am Standort von Arcelormittal<br />

in Hamburg stellten die Techniker der Karl H. Bartels GmbH bei<br />

der Entwicklung von Bodenklappenbehältern vor einige<br />

Herausforderungen<br />

Foto: Karl H. Bartels<br />

02 Ronlog fand mit dem Schmalz-Felgengreifer am Vakuum-<br />

Schlauchheber Jumboflex in Kombination mit einem leichtgängigen<br />

Aluminium-Säulenschwenkkran eine ergonomische Lösung<br />

zum Verpacken von Felgen<br />

Foto: J. Schmalz<br />

03 Auf Knopfdruck <strong>und</strong> ohne manuelle Eingriffe vom Wareneingang<br />

bis zur Produktion? Wie das Unternehmen Schne-frost dies<br />

gemeinsam mit der Haro Anlagen- <strong>und</strong> Fördertechnik GmbH<br />

geschafft hat, lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />

Foto: Haro Anlagen- <strong>und</strong> Fördertechnik<br />

(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />

www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2021</strong>/09 43


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