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Luxus und Nachhaltigkeit - kein Widerspruch

Luxus und Nachhaltigkeit - wie passt das zusammen? Steht Luxus nicht für Überfluss, Dekadenz und Nimmersatt und Nachhaltigkeit für Achtsamkeit und Langlebigkeit. Ja, und gerade diese beiden Perspektiven wachsen gerade zusammen. Das neue UmweltDialog Magazin macht sich auf eine spannende Spurensuche nach nachhaltigem Luxus.

Luxus und Nachhaltigkeit - wie passt das zusammen? Steht Luxus nicht für Überfluss, Dekadenz und Nimmersatt und Nachhaltigkeit für Achtsamkeit und Langlebigkeit. Ja, und gerade diese beiden Perspektiven wachsen gerade zusammen. Das neue UmweltDialog Magazin macht sich auf eine spannende Spurensuche nach nachhaltigem Luxus.

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Foto: bepsphoto / stock.adobe.com<br />

Foto: Geppe / stock.adobe.com Foto: hykoe / Fotolia.com<br />

Die Schaumweinsteuer ließ die Preise<br />

purzeln<br />

Champagner ist der Inbegriff des <strong>Luxus</strong>getränks.<br />

Seit seiner „Erfindung“ im 17.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert war der perlende Kehlenschmeichler<br />

vor allem in höchsten Kreisen<br />

beliebt. Endgültig als Nobelgetränk<br />

etablierte den „Schampus“ die Witwe<br />

Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin, die in<br />

der napoleonischen Zeit ihre heute noch<br />

glänzende Marke „Veuve Cliquot“ in die<br />

Königshäuser exportierte. Ihr ehemaliger<br />

Prokurist Georg Christian Kessler<br />

ebnete dem Champagner wiederum<br />

mit der Gründung seiner eigenen Kelterei<br />

1826 den Weg nach Deutschland.<br />

Erst nach dem Versailler Vertrag 1919<br />

wurde deutscher Champagner übrigens<br />

auf Drängen Frankreichs in Sekt umbenannt.<br />

Dass auch weniger Begüterte ihre Freude<br />

an Champagner haben können, ist<br />

nicht zuletzt den Prozessoptimierungen<br />

deutscher Sekthersteller zu verdanken.<br />

Sie schafften die aufwendige Flaschengärung<br />

ab <strong>und</strong> produzierten das Getränk<br />

nun günstiger in immer größeren<br />

Mengen in riesigen Tanks.<br />

Als Treiber des Preisverfalls wirkte außerdem<br />

die 1902 eingeführte Schaumweinsteuer.<br />

Diese hat laut Verband Deutscher<br />

Sektkellereien „die Herstellung<br />

der billigsten Marken provoziert“ <strong>und</strong><br />

den Champagner den oberen Klassen<br />

überlassen. Die noch heute existierende<br />

Steuer wurde übrigens 1933 kurzzeitig<br />

abgeschafft – mit der Auflage für den<br />

Sektverband, den Absatz über Werbeaktionen<br />

zu steigern. 1939 war die Steuerfreiheit<br />

aber schon wieder vorbei. Bis<br />

heute wird die Sektsteuer erhoben. Der<br />

Beliebtheit des perlenden Weins schadet<br />

das nicht. 2019 gaben die Deutschen<br />

laut Nielsen 1,25 Milliarden Euro für<br />

Schaumwein aus. Eine Flasche Sekt kostet<br />

durchschnittlich erschwingliche 3,86<br />

Euro.<br />

Fahrender <strong>Luxus</strong> vom Fließband<br />

<strong>Luxus</strong><br />

Das Auto – obwohl durchaus nicht billig<br />

– ist für viele Menschen unverzichtbar.<br />

48 Millionen Personenkraftwagen<br />

waren laut Kraftfahrtb<strong>und</strong>esamt in<br />

Deutschland Anfang 2021 angemeldet.<br />

Zunächst waren Autos aber ein Spielzeug<br />

der Reichen. Nach dem ersten Motorwagen<br />

von Carl Benz 1886 sprachen<br />

Gottlieb Daimler <strong>und</strong> Wilhelm Maybach<br />

noch im gleichen Jahr mit einer luxuriösen<br />

Motorkutsche bereits die besseren<br />

Kreise an. Obwohl schnell viele Fabriken<br />

entstanden, blieben die Verkaufszahlen<br />

– außer bei den Nutzfahrzeugen<br />

– niedrig. Privatwagen leisteten sich nur<br />

Vermögende, die nicht mehr mit dem<br />

gleichen Zug fahren wollten wie die<br />

Passagiere der dritten Klasse, meint der<br />

Göttinger Historiker Manfred Grieger.<br />

Die Autoindustrie startete schon ab der<br />

vorigen Jahrh<strong>und</strong>ertwende PR-Aktionen,<br />

um die Nachfrage anzukurbeln. Den<br />

Durchbruch brachte aber erst die Fließbandfertigung.<br />

1914 ließ Henry Ford in<br />

den USA den ersten Ford T vom Band<br />

laufen. Laut BR Wissen sank dadurch der<br />

Verkaufspreis von ursprünglich 850 auf<br />

300 Dollar. So günstig wurde die „Tin<br />

Lizzy“ zum Verkaufsschlager. 15 Millionen<br />

Exemplare verkaufte Ford. Auch die<br />

anderen Autoproduzenten stellten ihre<br />

Fertigung um, <strong>und</strong> das Auto trat seinen<br />

Siegeszug an. Trotzdem dauerte es mehrere<br />

Jahrzehnte, bis der VW Käfer den<br />

Ford-Verkaufsrekord übertraf.<br />

<strong>Luxus</strong>autos gibt es nach wie vor. Die<br />

meisten Premiumhersteller haben ihre<br />

Produktpalette nach oben erweitert.<br />

„Die teuersten Modelle kosten mittlerweile<br />

das Zehnfache der billigsten“,<br />

stellte Antonella Mei-Pochtler bereits<br />

2003 im österreichischen Standard fest.<br />

Bananen: Fruchtfleisch gewordenes<br />

Wohlstandsversprechen<br />

Bananen sind nach Äpfeln das zweitbeliebteste<br />

Obst in Deutschland. Dabei galt<br />

lange: In Westdeutschland sind Bananen<br />

allgegenwärtig, in der DDR hingegen selten<br />

verfügbarer <strong>Luxus</strong>. Die gelbe Frucht<br />

spielte deshalb eine besondere Rolle bei<br />

der deutschen Wiedervereinigung: „Die<br />

Banane wurde zum Fruchtfleisch gewordenen<br />

Wohlstandsversprechen, >><br />

Ausgabe 16 | November 2021 | Umweltdialog.de<br />

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