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Luxus und Nachhaltigkeit - kein Widerspruch

Luxus und Nachhaltigkeit - wie passt das zusammen? Steht Luxus nicht für Überfluss, Dekadenz und Nimmersatt und Nachhaltigkeit für Achtsamkeit und Langlebigkeit. Ja, und gerade diese beiden Perspektiven wachsen gerade zusammen. Das neue UmweltDialog Magazin macht sich auf eine spannende Spurensuche nach nachhaltigem Luxus.

Luxus und Nachhaltigkeit - wie passt das zusammen? Steht Luxus nicht für Überfluss, Dekadenz und Nimmersatt und Nachhaltigkeit für Achtsamkeit und Langlebigkeit. Ja, und gerade diese beiden Perspektiven wachsen gerade zusammen. Das neue UmweltDialog Magazin macht sich auf eine spannende Spurensuche nach nachhaltigem Luxus.

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<strong>Luxus</strong><br />

an, Secondhandkleidung zu kaufen, weil<br />

es besser für die Umwelt sei. Tatsächlich<br />

reduziert der Kauf bereits genutzter<br />

Waren den Verbrauch von Ressourcen:<br />

Wer zum Beispiel eine gebrauchte statt<br />

einer neuen Jeans ersteht, spart durchschnittlich<br />

8.000 Liter Wasser. Diese<br />

Menge fällt laut dem Magazin Utopia<br />

nämlich bei der Herstellung einer etwa<br />

800 Gramm schweren Jeans an.<br />

<strong>Luxus</strong> aus zweiter Hand<br />

Der Boom r<strong>und</strong> um nachhaltigere<br />

„Pre-loved-Produkte“ macht auch vor<br />

der <strong>Luxus</strong>branche nicht Halt. Ganz im<br />

Gegenteil, gebrauchte Designerteile sind<br />

immer gefragter. Und das betrifft nicht<br />

nur Produkte wie Kleidung <strong>und</strong> Handtaschen,<br />

sondern auch den Bereich der<br />

sogenannten „Hard-Luxury“, also Uhren<br />

<strong>und</strong> Schmuck: Nach einer Studie der<br />

Boston Consulting Group (BCG) ist der<br />

Markt an gebrauchten <strong>Luxus</strong>uhren <strong>und</strong><br />

-Schmuck etwa 21 Milliarden Euro wert<br />

<strong>und</strong> wächst jährlich um acht Prozent –<br />

das ist schneller als der Markt um <strong>Luxus</strong>neuware.<br />

Noch befindet sich der <strong>Luxus</strong>-<br />

Resell-Markt in der Anfangsphase, Marken<br />

<strong>und</strong> Einzelhändler haben daher die<br />

Möglichkeit, selbst proaktiv tätig zu<br />

werden <strong>und</strong> die Nachfrage mitzugestalten,<br />

heißt es von der BCG.<br />

Mittlerweile gibt es vor allem online<br />

zahlreiche Shops, die sich auf den Verkauf<br />

von gebrauchter <strong>Luxus</strong>ware spezialisiert<br />

haben. Dazu gehört zum Beispiel<br />

TheRealReal, eigenen Angaben zufolge<br />

der weltgrößte Online-Marktplatz für<br />

gebrauchte <strong>Luxus</strong>produkte. Das Unternehmen<br />

ging 2019 an die Börse <strong>und</strong><br />

nahm am ersten Handelstag 300 Millionen<br />

Dollar ein, berichtet die Deutsche<br />

Welle. Weitere Player im Bereich Secondhand-<strong>Luxus</strong><br />

sind Vestiaire Collective,<br />

Vite EnVougue oder Rebelle. Der Clou<br />

dieser <strong>Luxus</strong>-Onlineshops: Um die Käuferinnen<br />

<strong>und</strong> Käufer (<strong>und</strong> letztlich auch<br />

die Marken) vor Plagiaten zu schützen,<br />

werden die gebrauchten Designerwaren<br />

vor dem Weiterverkauf authentifiziert.<br />

Dafür beschäftigen die Unternehmen<br />

in der Regel entsprechende Fachleute.<br />

„Alle Artikel werden bei Erhalt von unseren<br />

geschulten Experten untersucht“,<br />

erklärt zum Beispiel Rebelle auf der<br />

FAQ-Seite des Shops. „Diese haben bereits<br />

jahrelange Erfahrung in der Echtheitsprüfung<br />

<strong>und</strong> kennen jedes Detail,<br />

welche zur Bewertung der Authentizität<br />

vorhanden sein muss.“<br />

Manche sind skeptisch, andere sehen<br />

Chancen<br />

Nicht alle <strong>Luxus</strong>marken sind von dem<br />

Konzept überzeugt. So reichte Chanel<br />

Ende 2018 Klage gegen TheRealReal<br />

ein <strong>und</strong> warf dem Unternehmen vor, gefälschte<br />

Chanel-Produkte zu verkaufen.<br />

Megan Zamiska, Unternehmenssprecherin<br />

von TheRealReal, wies die Anschuldigungen<br />

zurück: „Chanels Klage<br />

ist nicht mehr als ein erschreckend brutaler<br />

Versuch, unsere K<strong>und</strong>en daran zu<br />

hindern, <strong>Luxus</strong>mode zu einem günstigeren<br />

Preis weiterzuverkaufen“, wird sie<br />

von der Deutschen Welle zitiert.<br />

Andere Designer- <strong>und</strong> <strong>Luxus</strong>marken<br />

mischen bei Secondhand mittlerweile<br />

sogar selbst mit, wie man bei dem Modemagazin<br />

Fashion United nachlesen<br />

kann. Stella McCartney ging mit ihrer<br />

gleichnamigen Marke eine Kooperation<br />

mit TheRealReal ein: Jeder, der seit 2017<br />

über den Onlineshop ein gebrauchtes<br />

Stella McCartney-Produkt kauft, erhält<br />

einen 100-US-Dollar-Gutschein, der in einer<br />

Stella McCartney Boutique oder auch<br />

online eingelöst werden kann. Damit<br />

will die Marke unter anderem die Kreislaufwirtschaft<br />

fördern. Auch Gucchi<br />

entschied sich für eine Partnerschaft<br />

mit TheRealReal. Für jedes gebrauchte<br />

Gucchi-Produkt, das über die online<br />

Ladentheke des Secondhandshops geht,<br />

pflanzen die Unternehmen gemeinsam<br />

über die Nonprofit-Organisation One<br />

Tree Planted einen Baum. Burberry<br />

war ebenfalls mit dabei <strong>und</strong> versprach<br />

für jedes über TheRealReal verkaufte<br />

Burberry-Produkt von Oktober 2019 bis<br />

Januar 2020 ein persönliches <strong>und</strong> kostenloses<br />

Einkaufserlebnis in einem der<br />

Burberry-Läden in den USA. Und der<br />

französische Modekonzern Kering investierte<br />

Anfang 2021 in die Plattform<br />

Vestiaire Collective sogar 178 Millionen<br />

Euro.<br />

Nachhaltiger, aber auch exklusiv<br />

Für die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en ist der<br />

Aspekt der <strong>Nachhaltigkeit</strong> gebrauchter<br />

(<strong>Luxus</strong>)Waren derweil nicht das einzige<br />

Kaufkriterium. Secondhand macht <strong>Luxus</strong><br />

für viele nämlich auch erschwinglicher:<br />

„Der Erwerb der gebrauchten<br />

Produkte stärkt den Wert einer Marke<br />

<strong>und</strong> bindet neue, vor allem auch junge<br />

K<strong>und</strong>en, die möglicherweise diese Artikel<br />

als Neuware nicht erstanden hätten,<br />

weil sie für sie zu teuer sind“, schreibt<br />

das Handelsblatt in einem Artikel über<br />

die Studie von BCG.<br />

Dass Secondhand im <strong>Luxus</strong>bereich<br />

günstiger ist als Neuware, gilt allerdings<br />

nicht immer, denn online findet<br />

man oft begehrte Einzelstücke. Eine auf<br />

ihre Echtheit geprüfte Birkin Bag von<br />

Hermès, deren Neupreis bei r<strong>und</strong> 7.000<br />

Euro liegen würde, kostet bei den Onlineshops<br />

für Secondhand-<strong>Luxus</strong>waren<br />

auch gerne mal deutlich mehr, berichtet<br />

Zeit Online: „Kein W<strong>und</strong>er, statt sich<br />

auf einer Warteliste einzutragen, kann<br />

man die begehrte Tasche hier sofort<br />

kaufen.“ Ähnliche Vermutungen äußert<br />

man auch bei der Welt: „Früher rannte<br />

man in die Hermès Boutique, um den<br />

Bedarf an exquisiten Einzelteilen zu<br />

stillen, heute schlägt das Prädikat ‚vintage‘<br />

diese Exklusivität, weil die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es sich um ein besonders<br />

rares Einzelstück handelt, das<br />

in <strong>kein</strong>em Laden mehr erhältlich ist,<br />

noch viel höher ist.“<br />

Den emotionalen Wert von „Vintage“<br />

<strong>und</strong> Exklusivität kennen natürlich auch<br />

die Onlineshops: „Hier tummeln sich<br />

Einzelstücke von Marken wie Acne über<br />

Balenciaga bis hin zu Chanel: Bei der<br />

Fashionjagd auf Vite EnVogue heißt es<br />

schnell sein, wenn der begehrte Liebling<br />

auf dem Bildschirm auftaucht – denn jedes<br />

Teil gibt es nur ein einziges Mal im<br />

Shop!“, liest man direkt auf der Landingpage<br />

von Vite EnVougue. f<br />

Ausgabe 16 | November 2021 | Umweltdialog.de<br />

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