HANSA 10-2020
Schiffstechnologie der Zukunft | Leichtbau | Review Compit 2020 | HANSA Engine Survey 2020 | Ihatec-Bilanz | LNG-Umbau Münsterland | Mega-Yachten & Werften | Havarie Peter Pan | Fährschifffahrt
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Versicherungen | Insurance<br />
Transportversicherung fährt<br />
langsam aus der Talsohle<br />
Der Branchenverband IUMI verzeichnet eine »Stabilisierung«<br />
auf niedrigem Niveau in der Seekasko- und Warenversicherung<br />
Abstract: Marine insurance results<br />
boltered, but challenges ahead<br />
Marine insurers enjoyed notable improvements<br />
in loss ratios 2019, according<br />
to industry association IUMI.<br />
While the cargo segment may come<br />
out with a profit, the hull & machinery<br />
sector has not made it out of the woods<br />
yet. Further premium increases will be<br />
needed to cover peaks in large claims.<br />
Die Seeversicherer haben im Zeichnungsjahr<br />
2019 von einer einsetzenden<br />
Hartmarktphase profitiert, müssen<br />
nun aber aufpassen, dass sie von der Corona-Pandemie<br />
nicht aus der Bahn geworfen<br />
werden. Nach Angaben der International<br />
Union of Marine Insurance (IUMI)<br />
lassen die vorläufigen Ergebnisse Verbesserungen<br />
in den wichtigsten Segmenten<br />
erkennen. Während die Prämieneinnahmen<br />
im Großen und Ganzen stabil blieben,<br />
rangieren die Schadenquoten deutlich<br />
unter den Werten des Vorjahres.<br />
Für die Warentransportversicherung,<br />
die das größte Einzelsegment darstellt,<br />
meldet die IUMI eine vorläufige Bruttoschadenquote<br />
(Schäden im Verhältnis zu<br />
Prämieneinnahmen) von rund 61%. Sie<br />
liegt damit rund <strong>10</strong> Prozentpunkte niedriger<br />
als die 2018er Quote zum gleichen<br />
Zeitpunkt. Durch Nachmeldung von<br />
Schäden dürfte es für 2019 noch einen<br />
Zuwachs bis auf knapp unter 67% geben,<br />
so die Prognose. Es wäre die beste Quote<br />
seit einem Jahrzehnt.<br />
Das Warensegment würde somit nach<br />
Abzug von Betriebs- und Akquisitionskosten<br />
erstmals wieder ein positives Ergebnis<br />
abliefern. Schwere Einzelschäden<br />
von einem Kaliber, wie sie 2018 noch zu<br />
verzeichnen waren (Brand des Großcontainerschiffs<br />
»Maersk Honam«, Wirbelsturmschäden<br />
in den USA), gab es nicht.<br />
Zu den teuersten Schäden zählte die Havarie<br />
des Auto-Carriers »Golden Ray«<br />
mit 4.200 Neufahrzeugen an der US-Ostküste.<br />
Zudem dürften sich noch Tornadoschäden<br />
im US-Bundesstaat Tennessee<br />
im März und die Hafenexplosion in Beirut<br />
im August aufgrund bestehender Policen<br />
auf die 2019er Statistik auswirken.<br />
Die Prämieneinnahmen im Warensegment<br />
gaben der IUMI zufolge um 1,5% auf<br />
15,6 Mrd. $ nach, was vor allem Wechselkursveränderungen<br />
und einer gedämpften<br />
Welthandelsentwicklung geschuldet<br />
sei. Die Branche profitiere aber von steigenden<br />
Preisen, in den meisten Regionen<br />
sei eine »Verhärtung« der Märkte zu verzeichnen,<br />
unterstrich der Vorsitzende des<br />
Cargo-Komitees, Sean Dalton.<br />
IUMI-Präsident Richard Turner<br />
© IUMI<br />
In der Schiffsversicherung (Seekasko) –<br />
zweitgrößtes Einzelsegment – sorgen gesunkene<br />
Schäden ebenfalls für Hoffnung.<br />
Die Bruttoschadenquote für 2019 dürfte<br />
sich bei typischem Verlauf bei knapp 80%<br />
einpendeln, was eine deutliche Verbesserung<br />
gegenüber 2014 bis 2018 darstellt.<br />
Für 2016 liegt die Quote bei über <strong>10</strong>0%,<br />
für 2017 und 2018 nur knapp darunter. Allerdings<br />
dürfte es auch 2019 nicht mit einem<br />
finanziellen Überschuss für das Seekaskosegment<br />
klappen, da Betriebskosten<br />
und Provisionen in der Regel mehr als<br />
20% des Prämientopfes auffressen.<br />
»Wir erleben eine Erholung von einem<br />
sehr niedrigen und unauskömmlichen<br />
Ausgangsniveau mit fast durchweg negativen<br />
Ergebnissen seit 2005«, konstatierte<br />
Rama Chandran, Vorsitzender des IUMI-<br />
Kasko-Komitees und Head of Marine bei<br />
QBE. Die Prämieneinnahmen für Seekaskodeckungen<br />
zogen erstmals seit Jahren<br />
ganz leicht an – um 0,2% auf zusammen<br />
6,9 Mrd. $. Angesichts des steilen Aufwärtstrends<br />
bei den Preisen infolge des<br />
Rückzugs zahlreicher Seekaskoversicherer<br />
in London hatten die Marktteilnehmer<br />
wohl mit höheren Einnahmenzuwächsen<br />
gerechnet. So bleibt zu hoffen, dass sich<br />
die Preiseffekte zumindest ab diesem Jahr<br />
deutlicher in der Statistik niederschlagen.<br />
Chandran stimmt Reedereien auf weitere<br />
Preiserhöhungen für Seekaskodeckungen<br />
ein. Derzeit reichten die Umsätze<br />
höchstens aus, um die Grundschadenlast<br />
zu decken, nicht aber punktuell auftretende<br />
Großschäden, merkte er an.<br />
Trotz der Fortschritte fällt der Ausblick<br />
der IUMI verhalten aus. Auch wenn die<br />
Corona-Pandemie das Transportgeschäft<br />
nicht so stark wie andere Versicherungssparten<br />
erwischt habe, seien die indirekten<br />
Auswirkungen erheblich. Aufgrund<br />
des Rückgangs im internationalen Handel<br />
und des Ölpreiseinbruchs müssten<br />
sich die Transportversicherer auf Umsatzverluste<br />
einstellen. Zudem stiegen<br />
die Schadensrisiken in einigen Bereichen<br />
deutlich an, warnte IUMI-Präsident<br />
Richard Turner: »Wir beobachten<br />
Störungen und Verzögerungen in einigen<br />
Häfen, die zu längeren Wartezeiten<br />
für Schiffe und einer unerwünschten Akkumulation<br />
von Risiken führen.«<br />
Außerdem wird befürchtet, dass Verzögerungen<br />
bei Wartungsarbeiten, Ersatzteillieferungen<br />
und Inspektionen in<br />
der Schifffahrt verstärkte Schäden nach<br />
sich ziehen. Gleichwohl hat die Pandemie<br />
auch einen positiven Effekt gehabt: Meldungen<br />
aus dem IUMI-Mitgliederkreis<br />
deuten darauf hin, dass das Schadenaufkommen<br />
aufgrund der Lockdowns und<br />
der daraus resultierenden Abschwächung<br />
der Schifffahrtsaktivität vorübergehend<br />
nachgelassen hat. mph<br />
<strong>10</strong> <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>10</strong> | <strong>2020</strong>