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Weihnachten<br />

alleine im<br />

Paradies<br />

von Beethovens Sinfonien betören lassen, erfüllte sich<br />

bisher nicht. Doch diesmal nimmt das Wetter allen die<br />

Entscheidungen ab. Eine Radiomeldung: „Ganz Bayern<br />

ist im Schnee versunken, kaum eine Straße ist passierbar<br />

und auch die Bus- und Bahnverbindungen sind still ge-<br />

Weihnachten<br />

legt!“ In dieser Situation können sich nur ganz Mutige<br />

zu Fuß aufmachen, um am Weihnachtsabend noch bei<br />

der Familie zu sein. Und Greta ist gar nicht traurig, denn<br />

nun hat sie Weihnachten mit ihrem Beethoven ganz für<br />

sich alleine.<br />

Ulla D’Amico<br />

So ist’s rechte Weihnachten<br />

Greta kommt gerade vom Schneefegen ins warme<br />

Wohnzimmer und schimpft laut vor sich hin: „Ach<br />

ist das kalt draußen! Ich möchte mal gerne wissen,<br />

was der Himmel sich dabei denkt, solche Schneemengen<br />

auf uns niedersinken zu lassen! Manche finden diese weiße<br />

Pracht ja herrlich, unglaublich! Die müssen wahrscheinlich<br />

nicht mit dem Auto los und haben sicherlich starke Männer<br />

zu Hause!“ Doch es nützt alles Schimpfen nichts. Sie geht<br />

wieder nach draußen und bahnt sich mit dem Schneeschieber<br />

einen Weg von der Hintertüre bis zur Garage. Nach<br />

einer Weile hat sie schon rechts und links weiße Wände<br />

errichtet, doch das alles ist nur ein Bruchteil dessen, was sie<br />

in den nächsten Stunden noch bewältigen muss.<br />

Am Tag zuvor war traumhaftes Wetter. Klirrend kalt,<br />

blauer Himmel, Sonne. Doch über Nacht hatte sich das<br />

Wetter verändert. Gut, das Problem hatte sie nicht alleine,<br />

überall hörte man Schneeschieber im Einsatz. Greta glaubte<br />

aber nach wie vor, hier auf dem Lande das Paradies gefunden<br />

zu haben. Hatte sie ja eigentlich auch. Sie genoss<br />

den Frühling, wenn überall die Natur zu neuem Leben erwachte.<br />

Den Sommer liebte sie hier ganz besonders, wenn<br />

der Duft der Blumenvielfalt ihre Sinne belebte. Und wenn<br />

im Herbst die Ernten eingebracht wurden und das Grün der<br />

Wälder sich für kurze Zeit in eine traumhafte Farbpalette<br />

verwandelte, dann wünschte sie sich, dass es noch ganz<br />

lange so bliebe. Und im Winter, wenn die Fröste die Luft<br />

klar und rein fegten und der Schnee ganz langsam auf die<br />

Erde fiel und alle Felder, Wege und Wälder in eine weiße<br />

Decke eingehüllt wurden, dann wusste sie immer, dass dieses<br />

hier ihr Paradies ist! Doch vergangene Nacht könnte<br />

auch eine Lawine für diese Schneemengen gesorgt haben.<br />

Bei dem Versuch die Haustüre zu öffnen, stellte sie fest,<br />

dass sich diese keinen Zentimeter bewegte. Schnell rannte<br />

sie in die obere Etage des Hauses, wo sich die Fenster<br />

nach innen öffnen ließen. Aber auch davor war alles zugeweht.<br />

Schnell zog sie sich warm an, drückte mit Mühe den<br />

Schnee beiseite und rutschte dann in die Tiefe.<br />

Auch wenn sie die Haustüre nicht sehen konnte, Greta<br />

war sich sicher, genau davor gelandet zu sein. Ja, da schaute<br />

der Stiel einer Schaufel aus dem Schnee. Und so ging<br />

es ans Werk, einen Weg Richtung Straße frei zu schaufeln.<br />

Nach anstrengender Arbeit, erkannte man den Weg. Nun<br />

hatte Greta sich eine Pause verdient und somit kochte sie<br />

sich einen heißen Tee. Nur eine Tasse Tee und ein bisschen<br />

verschnaufen, mehr Zeit gönnte sie sich nicht, bevor sie<br />

weiter schaufelte. Dann fiel ihr ein, dass sich ihre Eltern<br />

zum Weihnachtsbesuch angesagt haben. Und genau in diesem<br />

Moment war ihr überhaupt nicht mehr klar, ob sie den<br />

Besuch zu Weihnachten will. Das Fest der Liebe – welche<br />

Liebe, ihre oder meine?<br />

Irgendwann sitzt sie völlig erschöpft in ihrer Küche.<br />

Wie spät es ist, weiß sie nicht. Es wird schon dunkel und<br />

der Tag neigt sich dem Ende zu – und es ist Weihnachten,<br />

jetzt, heute! Ach und die Eltern? Jedes Jahr stellt sie sich<br />

die gleiche Frage: „Kommt Ihr, oder sollen wir kommen?“<br />

Das Greta vielleicht mal ein Weihnachtsfest mit Freunden<br />

oder gar ganz alleine verbringen möchte, verstehen<br />

sie nicht. Nicht das Greta ihre Eltern nicht mag. Sie besucht<br />

sie ab und an auch gerne. Auch wenn sie mal bei ihr,<br />

in ihrem Paradies, sind, empfindet sie das als angenehm.<br />

Doch Weihnachten möchte sie so gerne mal nur nach ihren<br />

eigenen Vorstellungen verbringen. Einfach mal nicht<br />

das Fest der Geschenke, der großen Küche, und alles<br />

muß immer gut und besonders sein. Nur mal Nudelsalat<br />

... oder eine Tiefkühlpizza? Doch nicht an Weihnachten!<br />

Da müssen doch Gänse und Enten auf den Tisch!<br />

Nein, Gretas Traum, mal alleine vor dem Kaminfeuer<br />

zu sitzen, mit einem Glas Wein im Kerzenschein und sich<br />

ICH SCHREIBE GESCHICHTE!<br />

FÜR SIE.<br />

Damit sich Tradition entfalten kann.<br />

Damit Erlebtes Ordnung gewinnt.<br />

Damit Sinn wächst.<br />

Biografie • Portrait<br />

Firmengeschichte<br />

Adele von Bünau<br />

Redakteurin und Biografin<br />

www.ihre-autobiografie.de<br />

Telefon: 02 71-67 34 67 06<br />

Es hat ganz fein angefangen zu schneien, gerade rechtzeitig<br />

zu Heiligabend. Ich bin auf dem Rückweg von<br />

einem netten Besuch bei einer lieben Bekannten am<br />

Ende unserer Straße und genieße es sehr in dem leichten<br />

Flockenwirbel unterwegs zu sein. Ein kleines Stück vor mir<br />

nehme ich eine ältere Dame wahr, die sich offensichtlich<br />

mit ihrem Rollator abmüht und sich schließlich daraufsetzt.<br />

„Guten Abend“, spreche ich sie freundlich an. „Kann ich<br />

Ihnen irgendwie behilflich sein?“ „Ach, nein danke“, sagt<br />

die Dame. Ich kann keine Erschöpfungszeichen bemerken.<br />

„Wissen Sie, das mache ich die letzten Jahre jeden Heiligabend,<br />

dass ich hier die Straße entlang gehe, wenn die Lichter<br />

in den Häusern angehen. Ich bin allein, und so nehme ich<br />

teil an den Festlichkeiten in den Wohnungen.“<br />

„Wie?“, frage ich irritiert. „Ja, wissen Sie. Ich stelle mir die<br />

Familien vor, wie sie jetzt bei den letzten Vorbereitungen sind.<br />

Und manchmal kann ich auch schon Lichter an Weihnachtsbäumen<br />

sehen und Kinderlachen hinter den Scheiben hören.<br />

Das ist für mich dann Heiligabend. Was will ich allein in meiner<br />

Wohnung? Einen Weihnachtsbaum kann ich nicht mehr<br />

selbst herbeischleppen, und nachher entsorgen – na, dafür<br />

habe ich auch niemanden. Ich bin glücklich, wenn die anderen<br />

glücklich sind. So ist’s doch rechte Weihnachten, nicht?“<br />

Mir ist etwas beklommen zumute.„Ach, kommen Sie<br />

doch heute Abend zu uns“, schlage ich ihr vor. „Unsere<br />

Kinder feiern dieses Weihnachten irgendwo in der Welt,<br />

und mein Mann und ich sind auch alleine. Sie machen uns<br />

eine große Freude, wenn Sie den Abend mit uns gemeinsam<br />

verbringen würden.“ „Ja – ich ... ich weiß nicht. Ich<br />

kenne Sie zwar. Sie gehen öfter an meinem Fenster vorbei<br />

zum Einkaufen. Aber ich möchte nicht in Ihre Heiligabend-<br />

Stimmung hereinplatzen. Nee, nee, das geht nicht.“<br />

Es geht eine Weile hin und her, bis ich die Dame überzeugen<br />

kann, dass es für uns ein Geschenk wäre, sie heute<br />

Abend bei uns zu haben. „Was wird Ihr Mann dazu sagen?“<br />

fragt sie zögerlich, während sie sich langsam aufrichtet<br />

und sich in Gang setzt. „Ich heiße übrigens Hanna.“ „Mein<br />

Mann? Der wird sich genauso freuen wie ich. Der begießt<br />

jetzt schon seit Stunden die Gans im Ofen. Das muss für ihn<br />

traditionell so sein, obwohl wir in diesem Jahr ja gar nicht<br />

die Familie dabei haben. Da ist er sicher froh, wenn noch ein<br />

Esser mehr kommt. Und ich heiße Susanne.“<br />

So gehen wir gemeinsam die paar Schritte noch bis zu<br />

unserem Haus, und ich sehe im Schein der Straßenlaternen<br />

ihre Augen leuchten. Mein Mann ist zwar überrascht, jedoch<br />

heißt er Hanna herzlich willkommen. Und für Hanna ist es<br />

der erste Heiligabend seit Jahren, dass sie diesen Abend so<br />

richtig genießen kann, erst zögerlich zwar, aber im Laufe<br />

des Abends taut sie immer mehr auf. Wir haben soviel Spaß<br />

miteinander und laden sie für den nächsten Tag zu Mittag<br />

ein. „Aber nur noch morgen“, lacht sie verschmitzt, „den<br />

zweiten Feiertag bleibe ich zu Hause, sonst schaffe ich die<br />

Portionen, die ihr mitgebt, ja gar nicht. Und vielen, vielen<br />

Dank. Mein schönstes Weihnachtsfest seit Jahren.“<br />

„So ist’s doch rechte Weihnachten“, flüstert mein Mann<br />

und bringt Hanna nach Hause. Marie Haberland<br />

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