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Kultur<br />

Kultur<br />

Erinnerungen<br />

Im 4Fachwerk Museum Freudenberg ist man bemüht,<br />

kunstinteressierten Besuchern ein anspruchsvolles<br />

vielseitiges Ausstellungsprogramm zu bieten.<br />

Tradition ist inzwischen, Ende des Jahres bereits<br />

verstorbene Siegerländer Künstler und Künstlerinnen<br />

durch Präsentation ihrer Werke zu ehren und die Erinnerung<br />

an sie wach zu halten. Diesmal fiel die Wahl auf<br />

zwei Persönlichkeiten, den Meister und seine Schülerin,<br />

- Theo Meier-Lippe und Ruth Fay.<br />

Meier-Lippe<br />

wurde am 17. Februar<br />

1907 in Hohenhausen<br />

bei Lemgo,<br />

Kreis Lippe, geboren.<br />

Schon früh entdeckte<br />

er die Liebe zur<br />

Malerei. Zur Freude<br />

seiner Mitschüler<br />

zeichnete er heimlich<br />

freche Karikaturen<br />

auf die Schultafel.<br />

Auf Empfehlung<br />

des Zeichenlehrers<br />

ermöglichten die Eltern<br />

ihrem Sohn eine<br />

künstlerische Ausbildung.<br />

Stationen seines<br />

Kunststudiums<br />

waren ab 1926 die<br />

Kunstgewerbeschule in Kassel, von 1930 bis 1932 die Rijksakademie<br />

für bildende Künste in Amsterdam, und anschließend<br />

die Academie Grande Chaumière in Paris, dem<br />

damaligen Zentrum der europäischen Kunst. Die Zeit in der<br />

Seinemetropole prägte und beeindruckte ihn nachhaltig, -<br />

eine neue Welt der Farben tat sich dem jungen Maler auf.<br />

1933 kehrte er in die Heimat zurück. Im Schloss Varenholz<br />

an der Weser richtete er sich im Turmzimmer ein<br />

eigenes Atelier ein. Er schuf großflächige Landschaften<br />

und figürliche Kompositionen<br />

im Sinne<br />

der Kunstrichtung<br />

„Neue Sachlichkeit“.<br />

Politische Veränderungen<br />

zwangen<br />

ihn bereits 1934 sein<br />

Domizil aufzugeben<br />

und hatten die<br />

Übersiedlung nach<br />

Siegen zur Folge.<br />

Hier schloss er sich<br />

der „Arbeitsgemeinschaft<br />

Siegerländer<br />

Künstler“ an, deren<br />

Mitglied mit zeitweiligem<br />

Vorsitz er<br />

bis zu seinem Tod<br />

blieb. Beeinflusst<br />

von der neuen Umgebung<br />

malte er<br />

Ruth Fay,<br />

am 5. Februar 1923 in<br />

Siegen geboren, war<br />

nach Schulzeit und Lehre<br />

in der Stadtverwaltung<br />

beschäftigt. Von 1948<br />

bis 1951 besuchte sie als<br />

Schülerin von Theo Meier-Lippe<br />

die Fachschule<br />

für Malen und Zeichnen<br />

in Weidenau.<br />

Anschließend belegte<br />

sie sechs Semester an<br />

den Kölner Werkschulen<br />

bei Joseph Jäkel, Professor<br />

für Metall-Bildhauerei.<br />

Nach Studienende<br />

richtete sie sich ein Atelier<br />

in Siegen ein, zunächst<br />

im elterlichen Haus am<br />

Rosterberg, und später in<br />

der Marburger Pforte des<br />

Oberen Schlosses.<br />

Ab 1957 unternahm sie längere Reisen, u. a. nach<br />

Berlin, wo sie Kontakt zur Bundesversicherungsanstalt<br />

für Angestellte aufnahm. Im Laufe ihrer künstlerischen<br />

Karriere hat sie für Kliniken der BfA mehrere Wandteppiche<br />

entworfen.<br />

zunächst Landschaften und Blumenaquarelle von lichter<br />

Farbgebung. Aufträge für Portraits und Wandmalereien<br />

halfen den schweren Anfang zu überwinden.<br />

1936 heiratete er, ein Sohn wurde dem Ehepaar geboren.<br />

Das Künstlerleben wurde durch Ausbruch des 2. Weltkrieges<br />

unterbrochen, fast alle Arbeiten durch Kriegseinwirkung<br />

zerstört.<br />

Der Neubeginn fiel schwer, schon durch die fehlenden<br />

Materialien. Die ersten Bilder entstanden mit eigenhändig<br />

hergestellten Pastellstiften auf präpariertem Zeitungspapier.<br />

Unter anderen Voraussetzungen malte er später überwiegend<br />

Landschaften in Öl und Tempera.<br />

Ab 1950 wandte sich der Künstler der abstrakten Malerei<br />

zu. Er schuf intensiv farbige Flächenkompositionen,<br />

entdeckte aber dann die Grafik als ein ihm adäquates Ausdrucksmittel.<br />

Nach anfänglich kleinen Federzeichnungen<br />

folgten großformatige Arbeiten mit Pinsel, Feder und Tusche.<br />

Theo Meier-Lippe war ein Meister im Experimentieren.<br />

In den sechziger Jahren wurden unter dem Begriff<br />

„Kunst am Bau“ zahlreiche Aufträge vergeben. Es entstanden<br />

zum Teil recht großflächige, Stadtbild prägende<br />

Kunstwerke an öffentlichen Gebäuden wie Schulen,<br />

Krankenhäusern, Banken und Wohnblöcken, z. B. in der<br />

Wenscht. Einige sind noch erhalten und erinnern u. a. auch<br />

an Meier-Lippe. Der Künstler befasste sich bei Ausführung<br />

dieser Arbeiten mit der Sgraffito-Technik, die sich<br />

besonders für Außenwände eignet. Er gestaltete Mosaiken<br />

und Kombinationen aus Mosaiken und Messing.<br />

Durch Teilnahme an größeren Ausstellungen wurde er<br />

über den westfälischen Raum hinaus vor allem in Norddeutschland<br />

bekannt. Seine Kunstwerke präsentierte er<br />

auch auf Gruppenausstellungen in Frankreich, Holland,<br />

Belgien, Dänemark und Schweden.<br />

Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als bildender<br />

Künstler war es Theo Meier-Lippe auch ein Anliegen, sein<br />

Wissen und Können anderen Menschen zu vermitteln. Nach<br />

Kriegsende gab er Fachunterricht für Auszubildende im Maler<br />

– und Anstreicherhandwerk an der Berufsschule in Weidenau.<br />

Am Städtischen Mädchengymnasium und am Löhrtor-Gymnasium<br />

Siegen lehrte er das Fach Kunsterziehung.<br />

Die anspruchsvollste Lehrtätigkeit begann er als Mitbegründer<br />

der Fachschule für Malen und Zeichnen in Siegen.<br />

Hier förderte er die unterschiedlichsten Talente und gab nicht<br />

nur jungen Kunstmalern und Malerinnen, sondern auch anderen<br />

in gestalterischen Berufen tätigen Menschen das Rüstzeug<br />

für ihren beruflichen Werdegang mit auf den Weg.<br />

Am 1. Februar 1980 starb Theo Meier-Lippe im Alter<br />

von 73 Jahren. Im Siegerland war er als Repräsentant der<br />

Bildenden Kunst eine herausragende Persönlichkeit. Der<br />

Nachwelt hat er ein großes Erbe hinterlassen. •<br />

Von 1960 bis 1970 war Ruth Fay an der Städtischen<br />

Volkshochschule Siegen beschäftigt. In den Jahren 1975<br />

bis 1984 gab sie als nebenamtliche Lehrkraft Kurse in<br />

„Keramik“ und „Plastischem Gestalten“ an der Berufsschule<br />

für Technik in Siegen.<br />

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