der motor – Ausgabe 6/21 – Kommunikation für die Branche
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Sie treiben Superyachten an und Muldenkipper, Lokomotiven und Schleppschiffe, Fähren o<strong>der</strong> Stromaggregate<br />
<strong>–</strong> <strong>die</strong> Motoren <strong>der</strong> Baureihen 4000 und 2000 sind in ihrer Vielfältigkeit unerreicht. Doch gibt<br />
es DIE Motoren <strong>die</strong>ser Baureihe eigentlich? O<strong>der</strong> sind es nicht alle Unikate?<br />
DIE Baureihe 2000 und DIE Baureihe 4000 <strong>–</strong> je<strong>der</strong> verbindet<br />
seine Geschichte mit ihr. Sie ist leistungsstark, zuverlässig,<br />
erfüllt geltende Emissionsanfor<strong>der</strong>ungen und<br />
verbraucht wenig Kraftstoff. Mehr als 100.000 Motoren <strong>der</strong><br />
beiden mtu-Baureihen hat Rolls-Royce Power Systems in<br />
den vergangenen 25 Jahren schon<br />
verkauft. Und fast alle waren unterschiedlich.<br />
Denn von DEM 2000er<br />
o<strong>der</strong> DEM 4000er-Motor kann man<br />
nicht sprechen. Stattdessen gleicht<br />
kaum ein Motor <strong>die</strong>ser Baureihen<br />
dem an<strong>der</strong>en <strong>–</strong> je<strong>der</strong> Motor ist genau<br />
auf <strong>die</strong> Bedürfnisse des jeweiligen<br />
Kunden und seiner ganz speziellen<br />
Anwendung zugeschnitten.<br />
Eigentlich sind bei den Motoren nur <strong>die</strong> großen Teile wie<br />
Kurbelgehäuse, Kurbelwelle o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Schwungradgehäuse<br />
identisch, o<strong>der</strong> sagen wir sehr ähnlich, denn schon da gibt<br />
es Unterschiede. Die Motoren einer Baureihe haben noch<br />
etwas gemeinsam: Bei <strong>der</strong> Markteinführung im Jahr 1997<br />
hatten sie einen Hubraum von etwas über zwei bzw. über<br />
vier Litern pro Zylin<strong>der</strong> <strong>–</strong> daher <strong>die</strong> Baureihenbezeichnung<br />
2000 und 4000. Heute liegt <strong>die</strong>ser mit 2,23 und 4,77 Litern<br />
höher. Doch schon dann muss man anfangen, <strong>die</strong> Motoren<br />
zu unterscheiden.<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen machen den Unterschied<br />
Motoren, <strong>die</strong> Schiffe antreiben, brauchen beispielsweise<br />
ein ganz an<strong>der</strong>es Kühlsystem als Motoren, <strong>die</strong> Muldenkippern<br />
ihre Kraft geben. Schiffe haben ein sogenanntes<br />
Zweikreiskühlsystem und nutzen das Wasser, in dem <strong>die</strong><br />
Schiffe fahren, um <strong>die</strong> Motoren zu kühlen. Motoren <strong>für</strong><br />
Muldenkipper o<strong>der</strong> Lokomotiven<br />
dagegen führen <strong>die</strong> Abwärme an<br />
<strong>die</strong> Umgebungsluft ab und benötigen<br />
daher entsprechend große<br />
Kühlanlagen. Auch <strong>die</strong> Sicherheitstechnik<br />
<strong>der</strong> Motoren ist eine<br />
an<strong>der</strong>e. Die Oberflächentemperatur<br />
von Schiffs<strong>motor</strong>en darf nicht<br />
höher sein als 220 Grad<br />
Celsius, das schreiben <strong>die</strong> Zertifizierungsbehörden<br />
vor. Und Schiffe fahren <strong>–</strong> bis auf einige<br />
Ausnahmen <strong>–</strong> meistens auf Meereshöhe, ganz<br />
an<strong>der</strong>s als Muldenkipper. Die Minen, in denen<br />
sie ihre Arbeit verrichten, liegen häufig in einigen<br />
Tausend Metern Höhe, dort ist <strong>der</strong> Sauerstoffgehalt<br />
in <strong>der</strong> Luft viel geringer. Außerdem<br />
müssen <strong>die</strong> Motoren viel robuster gegen Umwelteinflüsse<br />
sein, denn in den Minen kann es<br />
extrem kalt, warm o<strong>der</strong> staubig sein. Bei einem<br />
Motor, <strong>der</strong> Stromaggregate antreibt, kommt es<br />
dagegen vor allem darauf an, schnell auf Touren<br />
zu kommen. Notstromaggregate haben nur<br />
einige Sekunden Zeit, um ihre volle Leistung zu<br />
erreichen. Und noch etwas bestimmt ganz entscheidend<br />
<strong>die</strong> Abstimmung eines Motors: <strong>die</strong><br />
Zeit, <strong>die</strong> zwischen zwei Grundüberholungen<br />
vergehen darf. Bei einem 4000er Yacht<strong>motor</strong>,<br />
dem oft allerhöchste Leistung abverlangt wird,<br />
liegt <strong>die</strong>se bei 22.000 Stunden. Ein 4000er <strong>für</strong><br />
Schlepper mit seinem völlig an<strong>der</strong>en Einsatzprofil<br />
muss dagegen 54.000 Stunden durchhalten,<br />
bis er überholt wird.<br />
10 <strong>Ausgabe</strong> 6/20<strong>21</strong>