der motor – Ausgabe 6/21 – Kommunikation für die Branche
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Auto mit Holzvergaser<br />
<strong>die</strong> Höchstgeschwindigkeit knapp 50 km/h. Eine elektrische<br />
Bremse wirkte auf <strong>die</strong> Vor<strong>der</strong>rä<strong>der</strong>, eine mechanische Bandbremse<br />
auf <strong>die</strong> Hinterrä<strong>der</strong>. Sperrklinken an <strong>der</strong> Hinterachse<br />
verhin<strong>der</strong>ten über<strong>die</strong>s ein Zurückrollen an Steigungen. Je<br />
nach Aufbau und Motorisierung kostete ein Lohner-Porsche<br />
in den Folgejahren zwischen 10.000 und 35.000 österreichische<br />
Kronen und damit wesentlich mehr als ein vergleichbares<br />
Fahrzeug mit Verbrennungs<strong>motor</strong>.<br />
Der Holzvergaser<br />
Die Geschichte des Holzvergasers beginnt bereits im 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t. Damals wurde aus Holz durch <strong>die</strong> Holzverkohlung<br />
noch wichtige Rohstoffe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Chemieindustrie<br />
erzeugt. Aufgrund eines Erlasses <strong>der</strong> Reichsbehörden im<br />
2. Weltkrieg, in dem angeordnet wurde, dass Lastwagen,<br />
Omnibusse, Traktoren, PKW´s, Schienenfahrzeuge und<br />
Binnenschiffe, den Verbrauch vom kriegswichtigen flüssigen<br />
Kraftstoff auf festen Brennstoff umstellen sollen, feierte <strong>der</strong><br />
Holzvergaser in <strong>der</strong> Zeit von 1939 bis 1945 seine Hochzeit.<br />
Um immer genug „Sprit“ dabei zu haben, führten <strong>die</strong> meisten<br />
Fahrzeuge einen Anhänger mit ausreichend Brennmaterial<br />
mit sich. Eine grobe Faustregel besagte, dass 2-2,5<br />
kg ungefähr einem Liter Benzin entsprechen. Erschwerend<br />
hinzu kam, dass sich <strong>die</strong> Motorleistung um ca. 40 Prozent<br />
verringerte, weil <strong>der</strong> Heizwert von Holzgas im Vergleich zu<br />
Benzin um etwa ein Drittel geringer und <strong>die</strong> Verbrennungsgeschwindigkeit<br />
langsamer ist.<br />
Der Gas-Antrieb<br />
Wie bereits bei dem Holzgas betriebenen Motoren, schaffte<br />
<strong>der</strong> Gas-Antrieb seinen großen Durchbruch erst im 2. Weltkrieg<br />
unter den Nationalsozialisten. Doch war <strong>der</strong> Gedanke,<br />
einen Motor mit Gas anzutreiben, damals schon über 100<br />
Jahre alt. Bereits 1863 baute <strong>der</strong> Luxemburger Jean Joseph<br />
Ètienne Leoir einen mit Leuchtgas betriebenen Verbrennungs<strong>motor</strong>.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Gastanks, kam <strong>die</strong>ser<br />
Motor <strong>für</strong> Fahrzeuge allerdings nicht infrage, da <strong>die</strong>se viel zu<br />
groß und schwer waren. Erst 1934 stellten <strong>die</strong> ersten Fahrzeuge<br />
auf erdgasbetriebene Motoren um. Dies auch wie<strong>der</strong><br />
in Zusammenhang mit dem von den Nationalsozialisten<br />
verabschiedeten Erlass auf heimische Kraftstoffe zurückzugreifen<br />
und <strong>die</strong> flüssigen Treibstoffe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wehrmacht zu<br />
bewahren. Da <strong>die</strong> Gastanks in Wechselflaschen mitgeführt<br />
werden mussten und das Wechseln sich als einen relativ<br />
langwierigen Prozess darstellte, fand man <strong>die</strong> gasbetriebenen<br />
Motoren eher bei den kommunalen Fahrzeugen wie<br />
Bussen, Müllwagen und <strong>der</strong> Straßenreinigung. Bereits 1935<br />
wurden <strong>die</strong> ersten Fahrzeuge auf einen fest eingebauten<br />
Gastank umgestellt, um den Gas-Antrieb auch <strong>für</strong> den privaten<br />
Bereich attraktiver zu gestalten. Bis 1938 wurde das<br />
Gastankstellennetz in Deutschland auf 50 ausgeweitet.<br />
Der Dampf-Antrieb<br />
Zu den ersten richtigen Automobilen gehört <strong>der</strong> Dampfwagen.<br />
Bereits 1769 baute <strong>der</strong> französische Artillerieoffizier<br />
und Erfin<strong>der</strong> Nicholas Cugnot einen, vom Kriegsministerium<br />
beauftragten, dampfbetriebenen Lastenschlepper <strong>für</strong><br />
den einfacheren Transport von Geschützen. Trotz gerade<br />
mal 3 <strong>–</strong> 4,5 km/h „Höchstgeschwindigkeit“ gehört Cugno´s<br />
Erfindung zu einer <strong>der</strong> größten Errungenschaften in <strong>der</strong><br />
Geschichte <strong>der</strong> Automobilindustrie und steht heute noch in<br />
einem Pariser Museum. Aus Frankreich fand <strong>der</strong> Dampf-Antrieb<br />
seinen Weg nach England. Hier wurde 1803 von Sir<br />
Goldsworthy Gurney <strong>der</strong> Dampf<strong>motor</strong> erstmals zur Personenbeför<strong>der</strong>ung<br />
eingesetzt. Nur rund 25 Jahre später fuhren<br />
<strong>die</strong> ersten Dampfomnibusse auf Englands Straßen und<br />
revolutionierten den Personennahverkehr. Trotz <strong>der</strong> Durchsetzung<br />
des Benzin<strong>motor</strong>s 1895, boten Atkins, Foden und<br />
Sentinel bis in 1930er Jahre erfolgreich ihre Dampflastwagen<br />
an. Während in 1895 <strong>der</strong> Benzin<strong>motor</strong> in Europa auf<br />
dem Vormarsch war, begann dann erst <strong>die</strong> Blütezeit des<br />
Dampf-Antriebes in den USA. Und <strong>die</strong> hielt sage und schreibe<br />
über 15 Jahre an.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 6/20<strong>21</strong><br />
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