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Militaer_4_2021

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B L I C K I N D I E Z U K U N F T<br />

MEILENSTEIN Am 27. Jänner<br />

1967 wurde im Rahmen der<br />

Vereinten Nationen der Weltraumvertrag<br />

geschlossen,<br />

der die friedliche Nutzung<br />

des Weltalls festlegt.<br />

Immerhin: Das Thema findet weltweit<br />

zunehmend Beachtung. Denn Gefahren,<br />

die vom Wettrüsten im All aus -<br />

gehen, gebe es zahlreiche, warnt Polkowska.<br />

Angesichts der Bedeutung von<br />

Satelliten für unseren irdischen Alltag<br />

könnten gezielte Attacken auf Satelliten<br />

oder unbeabsichtigte Kollisionen<br />

mit Weltraumschrottfragmenten<br />

schwerwiegenden Schaden anrichten.<br />

der ein amerikanischer Wettersatellit<br />

für mehrere Tage lahmgelegt wurde.<br />

Was nicht verboten ist, ist erlaubt<br />

Die Entwicklung von Technologien zur<br />

militärischen Nutzung des Weltraums<br />

findet in einer rechtlichen Grauzone<br />

statt. „Solange es keine verbindlichen<br />

Regelungen gibt, wird der Rüstungswettlauf<br />

zunehmen“, sagt der Strategieexperte<br />

Berni. Der einzig existierende<br />

Vertrag – der Weltraumvertrag von<br />

1967 – wird dem technologischen<br />

Fortschritt nicht gerecht und lässt<br />

Staaten viel Spielraum bei der Aufrüstung.<br />

Der Vertrag regelt die friedliche<br />

Nutzung des Weltraums und verbietet<br />

lediglich die Stationierung von Nuklear-<br />

und anderen Massenvernichtungswaffen<br />

in einer Erdumlaufbahn sowie<br />

auf allen Himmelskörpern, militärische<br />

Tests, die Errichtung militärischer<br />

Stützpunkte, Anlagen und Befestigungen,<br />

und die Durchführung militärischer<br />

Übungen auf dem Mond und<br />

anderen Himmelskörpern. Der Vertrag<br />

untersagt jedoch nicht die Durchquerung<br />

des Weltraums mit konventionellen<br />

Raketen oder mit Massenvernichtungswaffen<br />

bestückten Raketen. Er<br />

behandelt auch nicht die Frage der Stationierung<br />

von konventionellen Waffen<br />

und von Satelliten für militärische<br />

Zwecke zur Aufklärung, Kommunikation<br />

und Navigation.<br />

Herausforderung für die Diplomatie<br />

Während die Aufrüstung im Weltraum<br />

kräftig voranschreitet, bleiben Maßnahmen<br />

zu ihrer Eindämmung aus.<br />

„Die internationale Staatengemeinschaft<br />

hat es verschlafen, den kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner zu finden“, sagt<br />

Berni. Den Grund dafür sieht der<br />

Experte darin, dass das Problem nicht<br />

als dringlich empfunden wird. Denn<br />

bisher habe es noch keinen Krieg<br />

oder Konflikt vom All aus oder im<br />

All gegeben. „Jeder will der Erste und<br />

der Schnellste sein. Anreize, diesen<br />

Wettlauf einzudämmen, sind derzeit<br />

schlicht zu klein“, stellt Berni fest.<br />

Die Weltraumexpertin verweist in<br />

Zusammenhang mit der Weltraum -<br />

diplomatie auf zwei wichtige Initiativen.<br />

Zum einen auf die im Dezember<br />

2020 von der UN-Generalversammlung<br />

beschlossene Arbeitsgruppe, die sich<br />

mit der Ausarbeitung von Normen<br />

zum verantwortungsvollen Verhalten<br />

im Weltraum befassen soll. Zum<br />

anderen könnte auch der vor einigen<br />

Wochen an den Vorsitzenden der UN-<br />

Generalversammlung adressierte offene<br />

Brief des kanadischen Weltrauminstituts<br />

einen Anstoß zur Reglementierung<br />

geben. Darin fordert eine Reihe<br />

anerkannter Experten und Politiker die<br />

Ausarbeitung eines Vertrags, der den<br />

Einsatz von Antisatellitenwaffen verbieten<br />

würde. Beide Initiativen könnten<br />

ein wichtiger Schritt auf dem Weg<br />

zur Verrechtlichung der Aktivitäten im<br />

Weltraum sein, findet Polkowska. Bis<br />

dahin dürfte es allerdings noch ein<br />

langer Weg sein.<br />

GESPRÄCHSPARTNER Małgorzata Polkowska ist Professorin an der polnischen Landesverteidigungsakademie<br />

in Warschau und Expertin für Weltraumsicherheit. Marcel Berni ist wissenschaftlicher<br />

Assistent an der Militärakademie an der ETH Zürich.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L

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