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Militaer_4_2021

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WELTGESCHEHEN<br />

Aktuelle Konflikte,<br />

Krisen und<br />

Analysen — S. 8<br />

NEUE ZUSAMMENARBEIT<br />

Die Hintergründe der<br />

US-Kooperation des<br />

Bundesheeres — S. 32<br />

militär<br />

MISSION POSSIBLE<br />

In der Wildnis<br />

überleben mit dem<br />

Jägerbataillon 25 — S. 36<br />

DAS NEUE<br />

ÖSTERREICHISCHE<br />

MILITÄRMAGAZIN<br />

AUSGABE 4|21<br />

EURO 5,80<br />

AKTUELL<br />

Krieg der Sterne: Im Orbit<br />

tobt ein Wettstreit um<br />

Technologie, Einfluss und<br />

militärische Übermacht.<br />

Neben den USA, China<br />

und Russland unterhalten<br />

längst auch andere Länder<br />

eigene Weltraumtruppen.<br />

KOSMISCHES WETTRÜSTEN<br />

Machtkampf<br />

im Weltall


Dienen und<br />

Schützen.<br />

Der AW169 erfüllt die hohen Anforderungen für Einsätze im 21. Jahrhundert.<br />

Der AW169 ist ein zweimotoriger Hubschrauber der neuesten Generation mit<br />

Bestleistungen in seiner Klasse und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten unter den<br />

anspruchsvollsten Einsatzbedingungen.<br />

Als leistungsstarker, allwettertauglicher Helikopter, der mit moderner,<br />

fortschrittlicher Ausrüstung und Sicherheitsfunktionen ausgestattet ist,<br />

kann der AW169 in seiner militärischen Version eine Vielzahl von Missionen<br />

erfüllen, darunter Truppentransporte, Logistikunterstützung, Überwachung und<br />

Aufklärung, Einsätze von Spezialkräften, Command and Control, Training,<br />

medizinische Evakuierung und Bergung von Verwundeten, Suche und Rettung<br />

(SAR) sowie Bergung von Personal (Personnel Recovery).<br />

Inspiriert durch die Vision, Neugier und Kreativität des meisterlichen Erfinders –<br />

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E D I T O R I A L<br />

0 0 3<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER<br />

on Photonentorpedos über Disruptoren bis<br />

V<br />

hin zu mit Kyberkristallen betriebenen Superlasern<br />

zur Zerstörung ganzer Planeten –<br />

in vielen Science-Fiction-Filmen kommen<br />

höchst abenteuerliche Weltraumwaffen zum<br />

Einsatz. Kriegerische Konflikte, wie wir sie<br />

von der Erde kennen, werden auch im Weltall ausgetragen.<br />

Zwar sind wir heute von galaktischen Schlachten und Kämpfen<br />

zwischen Raumschiffen (noch?) weit entfernt, der „Outer<br />

Space“ rückt auf der Agenda von Militärs aber zuverlässig<br />

nach oben. Immer mehr Staaten begreifen den Orbit als<br />

Operationsgebiet. Die Anstrengungen zum Schutz – und zur<br />

Bekämpfung! – von im Orbit installierter Kommunikations-,<br />

Erdbeobachtungs- und Navigations-Infrastruktur steigen.<br />

Vor allem zwischen den USA, Russland und China ist im<br />

Wettlauf um kosmische Waffen und Informationssysteme<br />

ein dynamischer Machtkampf entbrannt. Die lange befürchtete<br />

Militarisierung des Weltraums hat längst begonnen!<br />

Wie Maya Janik in unserer Coverstory (ab Seite 46) erklärt,<br />

ist nun die internationale Diplomatie gefordert, damit dieser<br />

neue Wettlauf ins All nicht komplett außer Kontrolle gerät.<br />

Es bräuchte dafür international anerkannte Normen und<br />

sanktionsbewehrte Regulierungen durch Abkommen. Im<br />

aktuellen geopolitischen Klima ist das aber wohl ein eher ferner<br />

Traum. Zu befürchten ist vielmehr, dass – mit dem Ziel,<br />

militärisch kompetativ zu bleiben – neben den großen<br />

Nationen zusehends auch kleinere Staaten in den Wettlauf<br />

einsteigen. Zumal die Einstiegskosten mittlerweile durchaus<br />

überschaubar sind, wie General Dennis Luyt, Kommandeur<br />

der niederländischen Luftwaffe, auf der Air Chiefs Conference<br />

in Dubai (Bericht auf Seite 42) erklärte. Zum Preis<br />

von gerade einmal fünf Millionen Euro habe seine Armee<br />

kürzlich einen ersten eigenen Satelliten in eine Umlaufbahn<br />

gebracht. Dort leiste dieser nun „wertvolle Aufklärungsarbeit“,<br />

so Luyt. „Der hocheffiziente Kosten-Nutzen-Faktor ist schon<br />

jetzt eindeutig.“ Man muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien,<br />

dass wohl bald schon weitere Streitkräfte dem niederländischen<br />

Beispiel folgen werden. Vielleicht kreist irgendwann<br />

sogar ein Bundesheer-Satellit über unseren Köpfen.<br />

In dieser Ausgabe erwarten Sie auch noch irdischere Themen:<br />

IFK-Experte Stephan Reiner analysiert die aktuellen Entwicklungen<br />

im Libanon (ab Seite 10) und unser Autor Stephan<br />

Tesch hat das Versorgungsregiment 1 (ab Seite 18) besucht.<br />

Vizeleutnant Gerald Pelikan vom Heeressportzentrum gewährt<br />

uns Einblicke ins Militärische Boxen (ab Seite 22) und<br />

gemeinsam mit dem Jägerbataillon 25 setzen wir die Survival-<br />

Serie „Mission Possible“ fort (ab Seite 36). Auf Seite 45 finden<br />

Sie eine Übersicht aktueller Aufträge und Entwicklungen der<br />

rot-weiß-roten Sicherheitsindustrie und außerdem beschreiben<br />

wir Chancen und Möglicheiten, die sich durch die kürzlich<br />

erfolgte Aufnahme Österreichs in das State Partnership<br />

Program der USA für das Bundesheer auftun (ab Seite 32).<br />

impressum<br />

COV E R FOTO : G E T T Y I M AG E S<br />

Jetzt<br />

alles neu<br />

auf:<br />

Sicherheit<br />

im Fokus<br />

Fakten<br />

Analysen<br />

Reportagen<br />

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militärfachlichen Dienstes Stephan Reiner,<br />

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m i l i t ä r a k t u e l l


0 0 4 I N H A L T<br />

INHALT<br />

for Take-off: Im kommenden September findet am<br />

Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg die bereits zehnte<br />

Auflage der „Airpower“ statt. Wir haben alle News rund<br />

029Ready<br />

um die Mega-Flugshow des Bundesheeres.<br />

034<br />

Durchblick:<br />

Das Bundesheer eröffnete auf der Wiener<br />

Mariahilfer Straße kürzlich den „Checkpoint Mahü“. Mit<br />

Hightech und umfassender Beratung sollen dort viele<br />

Interessierte für eine Karriere beim Heer begeistert werden.<br />

003 EDITORIAL, IMPRESSUM<br />

006 MOMENTUM<br />

Black Hawk up: Ein Helikopter<br />

des Heeres im Löscheinsatz.<br />

008 WELTGESCHEHEN<br />

Aktuelle Kurzmeldungen<br />

aus aller Welt.<br />

010 QUO VADIS, LIBANON?<br />

Die gigantische Explosion in<br />

Beirut im vergangenen Jahr hinterließ<br />

im Libanon auch politisch<br />

einen gewaltigen Krater. Gibt<br />

es Hoffnung auf Besserung?<br />

014 CHAOS-WOCHEN IM IRAK<br />

Bagdad kommt nach den<br />

Parlamentswahlen nicht zur Ruhe.<br />

016 NEUES AUS DEM HEER<br />

Aktuelle Kurzmeldungen aus<br />

dem Bundesheer.<br />

018 LOKALAUGENSCHEIN<br />

Militär Aktuell zu Besuch beim<br />

Versorgungsregiment 1.<br />

022 VON HAKEN UND GERADEN<br />

Boxtechniken sollen Soldaten<br />

helfen, auch in Stresssituationen<br />

kühlen Kopf zu bewahren.<br />

024 INTERVIEW<br />

Oberst Thomas Lampersperger<br />

über die neue IKT-Ausbildung an<br />

der Militärakademie.<br />

029 AIRPOWER 2022<br />

Alle Infos zur spektakulären<br />

Flugshow im kommenden Jahr.<br />

030 FLIEGEN LERNEN<br />

Start der neuen Militär Aktuell-<br />

Serie zur Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule.<br />

032 NEUE KOOPERATION<br />

Das Bundesheer wird in Zukunft<br />

eng mit der Nationalgarde von<br />

Vermont zusammenarbeiten.<br />

034 CHECKPOINT IM CHECK<br />

Militär Aktuell zu Gast im neuen<br />

„Checkpoint MaHü“ des Heeres.<br />

036 SURVIVAL GUIDE<br />

Damit unterwegs nichts schiefgeht:<br />

Überlebens-Serie mit dem<br />

Jägerbataillon 25.<br />

040 RÜSTUNGSNEWS<br />

Neuheiten aus der Welt der<br />

Rüstungs- und Sicherheitstechnik.<br />

FOTO S : B M LV/ G R E B I E N , P E T R A R AU T E N ST R AU C H G R A F I K : T I B O E X E N B E R G E R / C A R O L I N E S E I D L E R .CO M<br />

M I L I T ä R A K T U E L L


Photo by HIZIR KAYA on Unsplash<br />

I N D I E S E M H E F T<br />

042 BLICK NACH OBEN<br />

Die wichtigsten News von der<br />

Dubai Air Chiefs Conference.<br />

044 WACHSENDE KRITIK<br />

Immer mehr Militärs weltweit<br />

zweifeln an der Qualität<br />

chinesischer Rüstungsgüter.<br />

045 MADE IN AUSTRIA<br />

Neues aus der rot-weiß-roten<br />

Sicherheits- und Rüstungsindustrie.<br />

046 WELTRAUM-RÜSTUNG<br />

Militärische Konflikte könnten<br />

in Zukunft nicht nur auf der Erde<br />

stattfinden, sondern auch im All.<br />

Viele Staaten planen daher die<br />

Aufstellung eigener Space Forces.<br />

050 SCHLUSSPUNKT<br />

Sicherheitspolitikexperte<br />

Brigadier a. D. Walter Feichtinger<br />

analysiert die potenzielle Gefahr<br />

eines neuen Kalten Krieges.<br />

051 INFOGRAFIK<br />

Die Leistungsmerkmale der<br />

neuen Bundesheer-Bisons.<br />

Starke Bisons: Die neuen<br />

Schwerlasttransportsysteme<br />

des Bundesheeres nehmen<br />

es selbst mit den 55 Tonnen<br />

schweren Leopard-Panzern auf.<br />

051<br />

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0 0 6 P A N O R A M A<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


M O M E N T U M<br />

Wasser marsch!<br />

Von 25. Oktober bis 6. November unterstützten<br />

zahlreiche Soldaten des Bundesheeres<br />

erfolgreich die Bekämpfung eines<br />

großen Waldbrandes im Raxgebiet in<br />

Niederösterreich. Je zwei Black Hawk,<br />

Agusta Bell 212 und Alouette III-Hubschrauber<br />

warfen in der Zeit mehr als<br />

vier Millionen Liter Löschwasser über<br />

den Brandherden ab, führten 135 Windeneinsätze<br />

durch und transportierten<br />

rund 240 Personen unmittelbar zur<br />

Brandbekämpfung. Bis „Brand aus“<br />

gegeben werden konnte, flogen die<br />

Luftstreitkräfte – im Einsatz war auch<br />

eine Pilatus PC-6 mit Wärmebildkamera<br />

zur zielgenauen Aufspürung von Glutnestern<br />

– insgesamt 275 Flugstunden.<br />

Aufgabe des Bundesheeres war auch die<br />

Koordinierung der internationalen Einsatzkräfte<br />

in der Luft, dazu zählten unter<br />

anderen zwei Sikorsky CH-53-Maschinen<br />

der Bundeswehr und zwei Canadair<br />

CL-415-Löschflugzeuge aus Italien.<br />

FOTO : P I U S H O F E R<br />

M I L I t ä R A K t u E L L


0 0 8 W E L T & S T R A T E G I E<br />

RÜSTUNGSAUSGABEN STEIGEN<br />

Laut Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts<br />

SIPRI beliefen sich die weltweiten Ausgaben für Militär und Rüstung<br />

im Jahr 2020 auf 1,757 Billionen Euro. Das entspreche einem<br />

Anstieg von 2,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 und einem<br />

Anteil von 2,4 Prozent an der globalen Wirtschaftsleistung, die in<br />

Folge der Covid-19-Pandemie um 4,4 Prozent eingebrochen ist.<br />

Angesichts dieses Rückgangs sind die Militärausgaben<br />

also überproportional deutlich gewachsen,<br />

2018 hatten militärische Ausgaben „nur“ 2,15<br />

Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung<br />

ausgemacht. Zum Vergleich: Die globalen<br />

Ausgaben für Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen<br />

beliefen sich 2020<br />

gerade einmal auf 285 Milliarden Euro.<br />

WAS GEHT<br />

DA MIT<br />

RUSSLAND<br />

UND DER<br />

UKRAINE?<br />

HYBRIDER KRIEG GEGEN DIE EU?<br />

FOTO S : R U SS I A N F E D E R AT I O N D E F E N C E M I N I ST RY, G E T T Y I M AG E S , D E F E N S E .G OV/ A R M Y STA F F S GT. J O H N YO U N TZ<br />

Seit Wochen tobt zwischen Warschau und Minsk ein Streit um<br />

Tausende an der polnisch-weißrussischen Staatsgrenze gestrandete<br />

Flüchtlinge. Der belarussische Machthaber Alexander<br />

Lukaschenko habe die Menschen in organisierter Form an die<br />

EU-Außengrenze gebracht, um Druck auf Brüssel zu machen<br />

und sich für die nach wie vor aufrechten Sanktionen gegen<br />

seine Politik zu rächen, so die Kritik. Laut dem polnischen Regierungschef<br />

Mateusz Morawiecki handle es sich dabei um den<br />

„größten Versuch zur Destabilisierung Europas“ seit dem Kalten<br />

Krieg. Lukaschenko habe damit einen „hybriden Krieg gegen<br />

die EU gestartet“, so Morawiecki weiter. Unterstützung bekommt<br />

Warschau auch von Brüssel und anderen europäischen Staaten:<br />

Estland und Großbritannien schickten zuletzt sogar Truppen<br />

(Pioniere, Militärpolizei sowie Video- und Aufklärungsteams)<br />

zur Unterstützung der polnischen Kräfte vor Ort.<br />

„Wir sind bereit, einen bilateralen<br />

Dialog über die strategische<br />

Sicherheit auf der<br />

Grundlage von<br />

Gleichheit und<br />

gegenseitigem<br />

Respekt zu führen.“<br />

Nachdem die Spannungen zwischen den<br />

USA und China zuletzt zugenommen hatten<br />

(siehe auch Kommentar auf Seite 50), wurden<br />

nun endlich auch wieder versöhnlichere Töne<br />

laut. Nach offiziellen Angaben sollen US-Präsident Joe Biden und<br />

Chinas Machthaber Xi Jinping (Bild) jüngst bei einem Video-Gipfel<br />

vereinbart haben, eine mögliche Rüstungsbegrenzung zu prüfen.<br />

Die beiden Staatschefs seien laut US-Sicherheitsberater Jake Sullivan<br />

übereingekommen, „die Diskussion über die strategische<br />

Stabilität“ voranzutreiben. Hintergrund sind Chinas bekannt<br />

gewordene Aufrüstungspläne mit Atomwaffen.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


W E L T G E S C H E H E N<br />

Angesichts des jüngsten<br />

russischen Truppenaufmarschs<br />

in der Grenzregion<br />

zur Ukraine erwartet das<br />

Verteidigungsministerium<br />

in Kiew für die kommenden<br />

Wochen eine Zuspitzung<br />

der Lage.<br />

Als Moskau im März an seiner Westgrenze<br />

eine so starke Truppenpräsenz aufbaute<br />

wie zuletzt vor dem Kriegsbeginn in der<br />

Ukraine 2014, herrschte im Westen Sorge<br />

vor einer erneuten Eskalation des niemals<br />

eingefrorenen Konflikts um Krim und Donbass.<br />

Die Ängste seien unbegründet, sagte<br />

der russische Verteidigungsminister Sergej<br />

Schoigu damals und argumentierte den<br />

Aufmarsch mit einer groß angelegten<br />

Übung in der Region. Ende April war diese<br />

dann offiziell beendet, Moskau zog die<br />

Truppen wieder ab – allerdings nicht alle,<br />

wie sich bald zeigen sollte: Mit dem Argument<br />

einer für den September geplanten<br />

weiteren Großübung blieb die eigentlich<br />

in Nowosibirsk stationierte 41. Armee in<br />

der Region.<br />

Aus der angekündigten Rückverlegung<br />

nach Sibirien wurde es dann allerdings<br />

auch nach der September-Übung nichts.<br />

Die Zahl der russischen Truppen in der Region<br />

ist zuletzt sogar wieder deutlich gewachsen.<br />

Offenbar wurde neben anderen<br />

Kontingenten auch eine Panzerdivision aus<br />

der Nähe von Moskau in den Süden beordert.<br />

In der Ukraine beobachtet man<br />

den neuerlichen<br />

Aufmarsch skeptisch. Präsident Wolodimir<br />

Selenskij sprach von „fast 100.000 Militärs<br />

an unserer Grenze“ und Anna Maljar, die<br />

Stellvertreterin von Verteidigungsminister<br />

Oleksij Resnikow, erklärte in einem TV-Interview<br />

sogar, dass das ukrainische Militär eine<br />

Zuspitzung der Lage im Winter erwarte.<br />

Auch die NATO ist angesichts der „großen<br />

und ungewöhnlichen“ Truppenkonzentration<br />

in Grenznähe alarmiert, Paris und Berlin<br />

mahnten Moskau bereits zur Zurückhaltung.<br />

US-Außenminister Antony Blinken<br />

ging sogar noch einen Schritt weiter und<br />

formulierte eine deutliche Warnung: Sollte<br />

sich Russland tatsächlich auf „souveränes<br />

ukrainisches Territorium“ vorwagen, mache<br />

es einen „ernsten Fehler“.


0 1 0 W E L T & S T R A T E G I E<br />

LIBANON:<br />

ES WIRD<br />

IMMER<br />

SCHLIMMER<br />

Konfessionelle und politische Konflikte, wirtschaftlicher Niedergang,<br />

Millionen Flüchtlinge und Obdachlose, die kaum versorgt werden<br />

können und eine Währung, die rapide an Wert verliert. Keine Frage:<br />

Der Libanon befindet sich in der tiefsten Krise seiner Geschichte.<br />

Eine Analyse von IFK-Experte Stephan Reiner.<br />

FOTO S : P I C T U R E D E S K<br />

sterreichs militärisches<br />

Engagement<br />

im Nahen<br />

und Mittleren<br />

Osten erfuhr<br />

mit dem Abzug<br />

bataillonsstarker<br />

Kräfte von UNDOF Golan im Jahr<br />

2013 eine massive Redimensionierung.<br />

Eine der damals im innenpolitischen<br />

Diskurs ins Treffen geführte Begründung<br />

für den raschen Abzug lag unter<br />

anderem im Argument des volatilen<br />

Missionsumfeldes in Syrien begründet,<br />

welches sich durch innersyrische<br />

Kampfhandlungen oppositioneller<br />

bewaffneter Kräfte mit Regierungstruppen<br />

im unmittelbaren Einsatzraum<br />

österreichischer Soldaten<br />

scheinbar ergab.<br />

Ö<br />

Acht Jahre später ist das Bundesheer<br />

aktuell mit kompaniestarken Kräften<br />

an der VN-geführten Mission UNIFIL<br />

im Libanon präsent. Diese Mission<br />

ist derzeit das personalintensivste<br />

Engagement des Heeres im Nahen<br />

und Mittleren Osten. Die kompensatorische<br />

Beteiligung bei UNIFIL als<br />

UNDOF-Ersatz wurde als politische<br />

Alternative und vor allem als Signal<br />

an die VN gesehen, um weiterhin als<br />

verlässlicher militärischer Truppensteller<br />

in der Region wahrgenommen<br />

zu werden.<br />

Mit der Explosion von 2.750 Tonnen<br />

Ammoniumnitrat im Hafen der libanesischen<br />

Hauptstadt Beirut schaffte<br />

es der rund sechs Millionen Menschen<br />

umfassende und konfessionell fragmentierte<br />

levantinische Mittelmeeranrainer<br />

am 4. August 2020 schlagartig in<br />

die globalen Hauptnachrichten. Seit<br />

dieser Zeit ist der Libanon im Fokus<br />

internationaler Beobachter. Eine kurze<br />

Bestandsaufnahme rund vierzehn Monate<br />

nach dieser Katastrophe und nach<br />

den jüngsten Protesten, welche in unmittelbarem<br />

Zusammenhang mit der<br />

schleppenden Aufklärung dieses Unglücks<br />

stehen, ist daher aus der Sicht<br />

des Institutes für Friedenssicherung<br />

und Konfliktmanagements sinnvoll.<br />

Seit Beginn des Bürgerkrieges im<br />

Nachbarland Syrien befinden sich<br />

rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge<br />

dauerhaft im Libanon. Zu diesen<br />

Flüchtlingen kommen weitere rund<br />

320.000 Palästinenser, welche sich seit<br />

mehreren Jahrzehnten in zwölf Flüchtlingslagern<br />

im Land aufhalten. Kein<br />

Land der Welt hat in Relation zur Einwohnerzahl<br />

mehr Flüchtlinge aufgenommen,<br />

wobei die VN die offiziellen<br />

Zahlen mit rund 920.000 registrierten<br />

syrischen Staatsangehörigen beziffern.<br />

Die darüber hinausgehende Zahl ist<br />

daher als Dunkelziffer zu qualifizieren<br />

und erschwert es der libanesischen<br />

Administration somit, geeignete<br />

sozialpolitische Maßnahmen zu<br />

setzen. Durch die Explosion im<br />

Hafen wurden zusätzlich rund<br />

300.000 Einwohner der Hauptstadt<br />

obdachlos.<br />

Die allgemeine Verfasstheit<br />

des Libanon ist durch innenpolitische<br />

Krisen ebenso<br />

gekennzeichnet, wie durch<br />

massive wirtschaftliche<br />

Probleme, welche jeweils<br />

durch außenpolitische Konflikte<br />

verschärft und teilweise<br />

getrieben werden.<br />

Die innenpolitischen Spannungen<br />

entlang der bekannten Konfessionsgrenzen<br />

entladen sich dabei<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


I F K - A N A LY S E<br />

BILD DER ZERSTÖRUNG Nach der gewaltigen<br />

Ammoniumnitrat-Explosion im Hafen von Beirut<br />

im August des vergangenen Jahres ist im Libanon<br />

nichts mehr wie zuvor. 300.000 Menschen wurden<br />

dadurch obdachlos, die ohnehin schon instabile<br />

politische Lage hat sich weiter verschärft.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 1 2 W E L T & S T R A T E G I E<br />

vorwiegend zwischen den beiden dominierenden<br />

politischen Allianzen, der<br />

pro-syrischen 8. März-Allianz (M8)<br />

auf der einen Seite und der 14. März--<br />

Allianz (M14) auf der anderen Seite.<br />

Die M8 vereint politische Aktivisten<br />

der schiitischen Hisbollah mit christlichen<br />

Akteuren rund um den ehemaligen<br />

Ministerpräsidenten Michel Aoun.<br />

Die M14 ist klar antisyrisch positioniert<br />

und stellt unter anderem dadurch<br />

regelmäßig ein politisches Ziel für syrische<br />

Aktivisten und deren jeweilige<br />

Verbündete dar. Unabhängig von den<br />

politischen Spannungen vereint die<br />

desaströse wirtschaftliche Lage des<br />

Landes beide Blöcke in der Position<br />

der wirtschaftspolitischen Handlungsunfähigkeit.<br />

Die jüngsten Krisen nahmen im Oktober<br />

2019 ihren Anfang. Nach landesweiten<br />

Protesten gegen geplante mas-<br />

sive Steuererhöhungen trat die damalige<br />

Regierung zurück. Die zehn Monate<br />

später erfolgte Hafenexplosion ließ die<br />

zuvor eingesetzte Übergangsregierung<br />

mit ihrer geringen Akzeptanz in der<br />

Bevölkerung Ende Oktober 2020 ebenso<br />

scheitern wie die darauffolgende<br />

zweite Übergangsregierung unter dem<br />

früheren Ministerpräsidenten Saad<br />

Hariri. Diese trat im vergangenen Juli<br />

nach einem monatelangen zähen Ringen<br />

um eine endgültige Ministerliste<br />

zurück.<br />

Der daraufhin erneut ausgesprochene<br />

Regierungsbildungsauftrag an den<br />

zweimalig amtierenden früheren Ministerpräsidenten<br />

Najib Mikati konnte<br />

am 10. September erfolgreich abgeschlossen<br />

werden. Der Multimilliardär<br />

sieht sein politisches Ziel in der<br />

Durchhaltefähigkeit seines Kabinettes<br />

bis zu den regulär geplanten Parlamentswahlen<br />

im Mai 2022. Politische<br />

Initiativen und weitreichende wirtschaftliche<br />

Reformen sind damit<br />

auszuschließen. Diese wären jedoch<br />

dringend geboten: Das syrische Pfund<br />

wird durch US-Sanktionen massiv geschwächt,<br />

auch die Auswirkungen auf<br />

das libanesische Pfund sind gravierend<br />

und führten zu einem massiven Währungsverfall<br />

von rund 90 Prozent seit<br />

2019. Die Inflationsprognose für <strong>2021</strong><br />

liegt bei 130,1 Prozent.<br />

Der Libanon kann damit keine Importsubventionen<br />

sicherstellen, besitzt<br />

keine Währungsreserven mehr und<br />

bemüht sich seit Oktober um die Aufnahme<br />

von Verhandlungen mit dem<br />

Internationalen Währungsfonds (IWF),<br />

um Kredite zu realistischen Konditionen<br />

zugesprochen zu bekommen. Der<br />

Abschwung der Wirtschaftsleistung<br />

betrug im Jahr 2020 knapp 21 Prozent,<br />

FOTO S : P I C T U R E D E S K<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


I F K - A N A LY S E<br />

AUS WUT WIRD GEWALT<br />

Immer wieder entlädt sich die<br />

wachsende Unzufriedenheit der<br />

Bevölkerung in gewalttätigen<br />

Protesten und Auseinandersetzungen<br />

mit Sicherheitskräften.<br />

das offizielle Budgetdefizit kam bei<br />

rund 11,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

zum Liegen und die Rezession<br />

für <strong>2021</strong> beträgt weitere knapp 12<br />

Prozent. Dazu kommt eine Staatsverschuldung<br />

von aktuell rund 226 Prozent,<br />

was wirtschaftspolitisch gleichbedeutend<br />

mit der Zahlungsunfähigkeit<br />

eines Staates ist.<br />

Die allgemeine Stimmungslage unter<br />

der Bevölkerung führte im Oktober<br />

zu einem Feuergefecht zwischen schiitischen<br />

Milizionären und christlichen<br />

Milizen mit acht Toten und rund 60<br />

Verletzten. Die staatlichen Krankenhäuser<br />

konnten keine adäquate Ver -<br />

sorgung sicherstellen und benötigen<br />

Medikamentenspenden von Nichtre-<br />

gierungsorganisationen. Außenpolitisch<br />

wird der Libanon indirekt durch<br />

den Syrienkonflikt und direkt durch<br />

das Hisbollah-Engagement permanent<br />

in einen Konflikt mit Israel hineingezogen.<br />

Jüngste Hisbollah-Raketenangriffe<br />

auf Israel führten zu israelischen<br />

Gegenschlägen durch Steilfeuer und<br />

durch Angriffe der Luftstreitkräfte auf<br />

Ziele im Libanon.<br />

Für das Kontingent des Bundesheeres<br />

bedeutet dies, täglich in einem de facto<br />

gescheiterten und konfessionell fragmentierten<br />

korrupten Staat zu agieren,<br />

der die Basisversorgung der Bevölkerung<br />

nicht mehr gewährleisten kann.<br />

Fazit: Die hohe Professionalität unserer<br />

Soldaten bleibt mittelfristig durch<br />

den negativen sicherheitspolitischen<br />

und wirtschaftspolitischen Ausblick<br />

für den Libanon leider gefordert.<br />

Der Autor ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am IFK mit Forschungsschwerpunkt<br />

Naher Osten.


0 1 4 W E L T & S T R A T E G I E<br />

UNGEWISSEZUKUNFT<br />

Ein schwacher Staat trifft auf starke Milizen: Nach den Parlamentswahlen im<br />

Oktober ist die politische Situation im Irak verfahrener denn je. Es ist ungewiss,<br />

ob eine neue Regierung das Land aus dem Chaos führen kann. Text: MARKUS SCHAUTA<br />

MASSENPROTESTE Seit Wochen gehen die Unterstützer proiranischer Gruppen gegen das Ergebnis der Parlamentswahl in Bagdad auf die Straße.<br />

m Morgen des 7. No-<br />

explodiert eine Avember<br />

mit Sprengstoff beladene<br />

Drohne in Bagdads<br />

Grüner Zone. Der<br />

Wohnsitz des irakischen<br />

Premierministers wird beschädigt,<br />

Mustafa al-Kadhimi bleibt<br />

unverletzt. Sein Pressebüro kommentiert<br />

das Attentat als „feigen terroristischen<br />

Anschlag“ und „ernsthaften<br />

Angriff auf den irakischen Staat durch<br />

kriminelle bewaffnete Gruppen“.<br />

Dem Angriff auf den Premier gingen<br />

tagelange Proteste proiranischer Parteien<br />

voran, die die Parlamentswahlen<br />

am 10. Oktober verloren hatten. Sie<br />

wollen das Ergebnis nicht akzeptieren<br />

und werfen der Regierung Wahlbetrug<br />

vor. Einige dieser Gruppen wie<br />

Kataib Hizbullah und Asa’ib Ahl al-<br />

Haqq verfügen über eigene Milizen,<br />

die im engen Kontakt mit Teheran<br />

stehen und für den Anschlag verantwortlich<br />

gemacht werden.<br />

Bei diesen sogenannten Volksmobilmachungskräften<br />

handelt es sich um<br />

schiitisch dominierte Milizen, die ab<br />

2014 die Speerspitze im Kampf gegen<br />

den Islamischen Staat bildeten. Offiziell<br />

sind diese Milizen Teil der irakischen<br />

Streitkräfte unter dem direkten<br />

Kommando des Premierministers.<br />

Doch zahlreiche der etwa 40 Gruppierungen<br />

agieren außerhalb der offiziellen<br />

Kommandostrukturen. Diese<br />

werden für Angriffe auf US-amerikanische<br />

Ziele verantwortlich gemacht,<br />

ebenso werden ihnen Erpressung,<br />

Entführung und Mord vorgeworfen.<br />

Prominentes Opfer war der international<br />

bekannte Analyst und Berater<br />

des Premierministers Husham al-<br />

Hashimi, der im Juli 2020 vor seinem<br />

Haus in Bagdad erschossen wurde.<br />

Die Milizen verfügen nicht nur über<br />

militärische Macht. „Sie kontrollieren<br />

auch große Teile der irakischen Wirtschaft“,<br />

sagt der Politikwissenschaftler<br />

Ali al-Bidar gegenüber Militär Aktuell.<br />

Sie seien im Ölgeschäft tätig, betreiben<br />

Banken und besitzen riesige<br />

Mengen an Land und Immobilien.<br />

Auch in kriminelle Geschäfte seien<br />

sie verwickelt: „Unter dem Deckmantel<br />

der Religion arbeiten sie wie die<br />

Mafia, erpressen Schutzgeld von Alkoholverkäufern<br />

und Betreibern von<br />

Nachtclubs und Bordellen.“ Auf diese<br />

Weise sind sie finanziell völlig unabhängig<br />

von der Regierung. Al-Bidar:<br />

„Sie bilden einen Staat im Staat.“<br />

Die Wahlen im Oktober waren für<br />

diese proiranischen Gruppen eine<br />

Niederlage. Wahlgewinner ist der<br />

nationalistische Kleriker Moqtada al-<br />

Sadr. Er will zwar nicht selbst Premier<br />

werden, gilt aber als Königsmacher<br />

für die neue Regierung. Ob es dieser<br />

neuen Regierung gelingen wird, die<br />

Milizen zu entwaffnen, wie es al-Sadr<br />

fordert, bleibt mehr als fraglich.<br />

Al-Bidar ist vorsichtig zuversichtlich:<br />

„Die Mehrheit des Volkes will diese<br />

bewaffneten Gruppen loswerden.“<br />

FOTO : P I C T U R E D E S K<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


Gripen für effektiven Einsatz<br />

und effizientes Training<br />

1-Flottenstrategie. Kostengünstig. Leisstungsstark.<br />

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Luftwaffe zum besten Preis-/Leistungsverhältnis. Mit Gripen<br />

können alle benötigten jährlichen Flugstunden kostengünstig<br />

und effizient produziert werden – sei es mit Trainings oder<br />

als Abfangjäger in Missionen wie Luftpolizeidienst mit Überschallgeschwindigkeit.<br />

Mit dem Einsitzer Gripen C wird die aktive Komponente der<br />

Luftraumüberwachung abgedeckt und mit dem Zweisitzer<br />

Gripen D gibt es zusätzlich hervorragende Trainingsmöglichkeiten<br />

im In- und Ausland. Die gegenwärtige Flugzeugflotte<br />

der österreichischen Luftwaffe lässt sich innerhalb von 24<br />

Monaten vollständig ersetzen.<br />

Als neutrale Staaten kooperieren die österreichische und<br />

schwedische Luftwaffe seit Jahrzehnten eng miteinander. Zu<br />

den bilateralen Kooperationen zählen mitunter umfassende<br />

Fliegerstaffel-Austauschprogramme für Piloten und Bodenpersonal<br />

mit der schwedischen Luftwaffe, Teilnahmen an<br />

multinationalen komplexen Übungen zwecks Weiterentwicklung<br />

taktischer Fähigkeiten oder Simulatoren-Trainings. Im<br />

Bereich der Logistik lassen sich innerhalb der Gripen User-<br />

Group effizient Synergien nutzen. Als Multirole-Kampfflugzeug<br />

garantiert Gripen die zuverlässige Einsatzbereitschaft<br />

rund um die Uhr, bei jedem Wetter und mit allwettertauglichen<br />

sowie modernen Waffensystemen.<br />

Es braucht demnach keinen anderen Flugzeugtyp neben<br />

Gripen. Mit einer 1-Flotten-Strategie, regelmäßigen System-<br />

Upgrades und Weiterentwicklungen kann Gripen während der<br />

gesamten Lebenszeit effizient und effektiv operiert werden.<br />

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MILITÄR AKTUELL


0 1 6 H E E R & M E H R<br />

AUF<br />

AUSLANDSENGAGEMENT<br />

WIRD AUSGEWEITET<br />

anfang November wurde im Ministerrat die verlängerung<br />

der laufenden auslandseinsätze des Bundesheeres<br />

im aktuellen Umfang bis Ende 2022 beschlossen. Das<br />

rot-weiß-rote Kontingent bei EUtM Mali, der multinationalen<br />

ausbildungsmission der Europäischen Union in<br />

Mali, wird sogar von aktuell zehn auf bis zu 100 soldatinnen<br />

und soldaten aufgestockt. Mit Brigadier christian<br />

Riener übernimmt zudem zum zweiten Mal ein österreichischer<br />

offizier die Führung der Mission. Neu wird<br />

sich das Heer ab kommenden Jahr an der EU-trainingsmission<br />

in Mosambik beteiligen. Dabei entsendet das<br />

Bundesheer eine Beraterin für kulturelle Besonderheiten<br />

in den Einsatzraum.<br />

Foto s : B U N D E s H E E R / G o R U P, B U N D E s H E E R / Ka R lov i ts ,<br />

B U N D E s H E E R / W U Ko s c H i tz<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


N E W S A U S D E N S T R E I T K R Ä F T E N<br />

„MEHR ALS EIN COVID-TESTBUS“<br />

Dort kämpfen, wo andere nicht<br />

mehr können! Das Jagdkommando<br />

trainierte kürzlich mit Hubschraubern<br />

der Luftstreitkräfte spezielle<br />

„Aufnahme- und Absetzverfahren“,<br />

um auch in jenen Gebieten rasch<br />

zum Einsatz kommen zu können,<br />

wo nicht angelandet werden kann.<br />

Kürzlich präsentierte das Amt für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT)<br />

im Rahmen einer Technologiedemonstration seine verlegungsfähige<br />

Bio-Laborkapazität. Wir haben mit ARWT-Leiter Brigadier Michael<br />

Janisch über den Aufbau und die Einsatzmöglichkeiten der innovativen<br />

Forschungseinrichtung gesprochen.<br />

STARKE PARTNER<br />

Kürzlich fand in Weitra das „Zentrale Partnerschaftsseminar“<br />

des Bundesheeres<br />

statt. Dabei zeichnete Verteidigungsministerin<br />

Klaudia Tanner insgesamt 19 Partner<br />

des Heeres für ihre langjährige Treue und<br />

ihr Bekenntnis zur Landesverteidigung<br />

aus. Darunter die Elin GmbH und das<br />

Kommando Luftunterstützung (Bild), die<br />

eine bereits 50-jährige Zusammenarbeit<br />

verbindet. „Wir wollen das Bundesheer<br />

wieder in die Mitte der Gesellschaft bringen,<br />

denn es geht um den Schutz des<br />

Staates Österreich, um den Schutz seiner<br />

Bevölkerung und um den Schutz von uns<br />

allen. Die Partnerschaften sind ein guter<br />

Weg dazu“, so Klaudia Tanner.<br />

Herr Brigadier, wie kam es zur Idee für den mobilen Laborbus?<br />

Die Idee gibt es seit Langem, erste Überlegungen dazu wurden schon<br />

weit vor Corona angestellt. Bis vor Kurzem waren Laborgeräte aber<br />

nicht in den notwendigen Abmessungen verfügbar und zu unhandlich<br />

– eine Realisierung daher nicht möglich. Das hat sich mittlerweile<br />

geändert. Die von den Herstellern nun angebotene „last generation<br />

technology“ ist zugleich kompakt, stromsparend und über Notebooks<br />

vernetzbar, für unsere Einsatzzwecke also geradezu ideal.<br />

Wie soll der Bus nun zum Einsatz kommen?<br />

Wir haben in den vergangenen knapp zwei Jahren immer wieder<br />

Situationen im In- und Ausland erlebt, wo aufgrund der großen Transportentfernungen<br />

zu unserem ortsfesten Labor die zügige Auswertung<br />

von Massentestungen vor Ort unmöglich war. Mit dem Laborbus<br />

– streng genommen handelt es sich eigentlich um einen Lkw mit<br />

Festaufbau – ist das kein Problem mehr. Wir können damit die rasche<br />

Vor-Ort-Analytik von Covid-19 eines ganzen Bataillons sicherstellen –<br />

da reden wir von rund 500 Tests. Dasselbe gilt aber natürlich auch für<br />

andere Viren, Bakterien oder auch Pilze.<br />

Das heißt, der Laborbus ist auch über Corona hinaus nutzbar?<br />

Definitiv! Es handelt sich bei der Einrichtung um ein voll verlegungsfähiges<br />

Biolabor, für das der Bus nur Transportmittel ist. Die Geräte<br />

sind nicht fest verbaut, sondern in Transportboxen verpackt, können<br />

also auch mit Black Hawk oder Hercules verlegt werden. Dabei haben<br />

wir vier Leistungsvarianten definiert, mit denen wir die Laborinfrastruktur<br />

modular und auftragsbezogen zusammenstellen können.<br />

Um uns unabhängig von Herstellern und deren Reagenzien zu machen,<br />

haben wir außerdem technologieoffene Geräte gewählt.<br />

Aktuell befindet sich das System noch in der Erprobungsphase, oder?<br />

Das ist richtig. Wir haben allerdings bereits zwei Testläufe erfolgreich<br />

absolviert. Bis wir die Full Operational Capability erklären können,<br />

müssen wir noch die Ausbildung einiger Mitarbeiter auf den neuen<br />

Geräten final abschließen und einzelne aktuell nur geliehene Geräte fix<br />

angekauft werden. Ich gehe aber davon aus, dass wir das noch im laufenden<br />

Jahr abschließen können und ab Jänner voll einsatzfähig sind.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 1 8 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

LOGISTIK<br />

IM DAUERFEUER<br />

Wenn Paletten, Sprit oder Medikamente schnell von A nach B müssen, packt das<br />

Versorgungsregiment 1 an. Die steirischen Logistikprofis agieren rund um die<br />

Uhr im In- und Ausland. Ein Besuch bei der „Spedition“ des Bundesheeres.<br />

Text: STEFAN TESCH<br />

Bilder: SEBASTIAN FREILER<br />

taub aus Kabul färbte<br />

S<br />

das Weiß jener Österreich-Fahne<br />

dunkel,<br />

die im Büro von<br />

Oberstleutnant Jasmine<br />

Krutzler hängt. Ein<br />

Souvenir aus der bisher prägendsten<br />

Zeit ihrer Karriere, einem Einsatz in<br />

Afghanistan. „Als Offizier lernt man<br />

das Führen sowie das Ertragen von Gefahren<br />

und Ungewissheit. Das habe ich<br />

in Österreich nie so erfahren können,<br />

und wollte es daher im Ausland in<br />

einem Kriegsgebiet erleben“, erzählt<br />

sie über ihr Motiv zu dieser Mission.<br />

Kaum in der Heimat zurück, folgte der<br />

nächste große Moment: Seit April dieses<br />

Jahres ist sie Kommandant des Versorgungsregiments<br />

1 (VR1) im steirischen<br />

Gratkorn. Die Waffengattung<br />

Versorgung ist der gelernten Panzergrenadierin<br />

Jahrgang 1975 allerdings eher<br />

zufällig passiert. Nachdem die Jagdpanzer<br />

Jaguar und Kürassier vor Jahren aus<br />

der Flotte genommen wurden, übernahm<br />

Krutzler die Aufstellung einer<br />

Nachschub- und Transportkompanie<br />

unter ihrem Kommando. Schnell zeigte<br />

sich: Führungsarbeit gibt es auch bei<br />

der Versorgung mehr als genug, ebenso<br />

einen Haufen Fahrzeuge zu bewegen –<br />

wenn auch nicht auf Kette.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


T R U P P E N B E S U C H<br />

VERSORGUNGS-<br />

REGIMENT 1<br />

FLEXIBEL Die Soldaten des Versorgungsregiments<br />

1 sind echte Multitalente. Wachtmeister<br />

Michaela Förster beispielsweise<br />

ist Gruppenkommandant und „nebenbei“<br />

Sanitäterin. Unten: Gelernte Mechaniker<br />

sind als Grundwehrdiener gefragt.<br />

Das Versorgungsregiment<br />

1 (VR1)<br />

ist aktuell in der<br />

Hackher-Kaserne<br />

in Gratkorn (Steiermark)<br />

untergebracht,<br />

hatte aber<br />

in seiner Vergangenheit<br />

schon<br />

Kompanien unter<br />

anderem in der<br />

Kirchner-, sowie Gablenz-Kaserne. Die<br />

Hauptaufgaben des Regiments sind<br />

Transporte sowie die Bildung von logistischen<br />

Basen im In- und Ausland.<br />

Hinzu kommen Fahrschulausbildungen<br />

sowie Einsatzvorbereitungen für<br />

Auslandseinsätze. Dafür stehen fünf<br />

Kompanien zur Verfügung: Eine Stabskompanie,<br />

eine Werkstattkompanie<br />

sowie drei Nachschub- und Transportkompanien<br />

(NTKp), eine davon wird<br />

als Kaderpräsenzeinheit geführt.<br />

Unter dem Strich besteht das VR1 aus<br />

rund 500 Soldaten. Zudem ist es das<br />

mobilmachungsverantwortliche<br />

Kommando für das Versorgungsbataillon<br />

(Miliz).<br />

Die Kompetenzen der Soldaten liegen<br />

unter anderem in den Bereichen Gefahrguttransport<br />

auf der Straße, auf<br />

der Schiene sowie am Wasser, Zoll,<br />

Containertransport, Hakenladesysteme<br />

sowie Materialerhaltung. Regimentskommandantin<br />

ist Oberstleutnant<br />

Jasmine Krutzler, die davor einen<br />

Auslandseinsatz in Afghanistan absolvierte<br />

und als Lehroffizier für Taktik<br />

an der Theresianischen Militärakademie<br />

tätig war.<br />

Ihr VR1 nennt sie liebevoll „Flohzirkus“,<br />

was mit dem äußerst geschäftigen<br />

Treiben der fünf Kompanien zu tun<br />

hat. Die rege Betriebsamkeit kommt<br />

nicht von ungefähr, denn das VR1 ist<br />

der einzige Logistikverband des Bundesheeres,<br />

der keiner Brigade unterstellt<br />

ist. Seine Hauptaufgaben: Die<br />

Warenströme zwischen Heereslogistikzentren<br />

und Dienststellen in ganz Österreich<br />

sowie im Ausland am Fließen<br />

halten. Beispiele gefällig? Täglich rollt<br />

eine Fuhre Güter aller Art – von Medikamenten<br />

bis zu Ersatzteilen – aus dem<br />

Großraum Graz nach Klagenfurt und<br />

retour („Südroute“). Alle zwei<br />

Wochen legt ein Konvoi Richtung<br />

Bosnien ab, einmal im<br />

Monat geht es in den Kosovo.<br />

Dazu kommen noch weitere Tätigkeiten<br />

wie das traditionelle „Schnee-<br />

Steiermark<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 0 H E E R & M E H R<br />

schaufeln“ am Hahnenkamm oder wie<br />

während der Corona-Pandemie Assistenzeinsätze<br />

zum Contact Tracing<br />

oder die Aushilfe in Postverteilzentren.<br />

Apropos Corona: „Die Zahl der Transportaufträge<br />

ist in letzter Zeit stark gestiegen“,<br />

erzählt Krutzler. Alleine heuer<br />

haben ihre Soldatinnen und Soldaten<br />

mehr als 4.000 Paletten „Pandemie-<br />

Güter“ umhergeschippert. Genau das<br />

macht die Arbeit des VR1 aber auch so<br />

speziell, betont Krutzler: „Während die<br />

Kampftruppe den Echtbetrieb übt,<br />

operieren wir immer im Realbetrieb.“<br />

Damit das tagtäglich und rund um die<br />

Uhr gelingt, verfügt das Kaderpersonal<br />

– vom Gruppen- bis zum Kompaniekommandanten<br />

– über spezielle Zusatzqualifikation.<br />

Zum Verband gehören<br />

Verantwortliche für Gefahrguttransporte,<br />

Containerpacker, Fahrlehrer,<br />

Hakenladesystem-Bediener oder<br />

Staplerfahrer; um nur einige Beispiele<br />

zu nennen.<br />

hat schon einen Auslandseinsatz als<br />

Nachschub-Unteroffizier hinter sich.<br />

„In Zukunft möchte ich als Sanitäts-<br />

Unteroffizier arbeiten“, erzählt sie. Derzeit<br />

ist sie Gruppenkommandant in der<br />

4. Nachschub- und Transportkompanie<br />

und bildet Grundwehrdiener von<br />

der Stunde null an aus. „Leute vertrauen<br />

dir und kommen mit Problemen zu<br />

dir. Man ist eine Person, an der sie sich<br />

orientieren. Das ist ein cooles Gefühl“,<br />

berichtet Förster über ihren Job.<br />

Rund 800 Grundwehrdiener durchlaufen<br />

jährlich das VR1. In Kombination<br />

mit Fahrschul- und Kaderanwärterkursen<br />

ein gewaltiger Organisationsaufwand.<br />

„Leider können wir nur einen<br />

Teil der Grundwehrdiener waffengat-<br />

Eine, die das vielfältige Spektrum im<br />

VR1 ganz besonders schätzt, ist Wachtmeister<br />

Michaela Förster. Die junge<br />

Frau Unteroffizier ist nicht nur ausgebildete<br />

Rettungssanitäterin, sondern<br />

EINSATZ-FITTE TRUPPE Auch der Gefechtsdienst gehört für das VR1 zum täglichen Job. Denn<br />

zwei Mal im Jahr führt man die Kaderanwärterausbildung 1 durch. Dazu kommen Sanitäterkurse,<br />

Fahrschulausbildungen und Auslandsvorbereitungen.<br />

„Wenn andere ins Wochenende gehen, legen wir los“<br />

VIZELEUTNANT FRANK KOCH ist<br />

Transportzugskommandant bei der<br />

1. Nachschub- und Transportkompanie<br />

des Versorgungsregiments 1.<br />

Herr Vizeleutnant, Sie kommen, ebenso<br />

wie die Frau Regimentskommandant,<br />

ursprünglich aus der Panzertruppe.<br />

Was haben Sie von dort in die Logistik<br />

mitnehmen können?<br />

Flexibilität, Beweglichkeit und das Führen<br />

von Fahrzeugen in der Bewegung. Das<br />

kommt mir hier im Konvoidienst zugute.<br />

Ebenso die Kommunikation, denn Funken ist<br />

in allen Bereichen wichtig. Und das Mechanisierte<br />

habe ich mit dem gepanzerten Lkw<br />

immerhin ein Stück weit zurückbekommen<br />

(lacht).<br />

Was macht für Sie den Reiz als Kommandant<br />

eines Transportzuges aus?<br />

Wir sind täglich im Realbetrieb und dieser<br />

stellt für uns gleichzeitig das Üben für den<br />

Einsatz dar. Ständig bin ich mit neuen Aufgaben<br />

konfrontiert, etwa Unterstützungsleistungen<br />

und Versorgungsfahrten. Dabei hat<br />

uns die Corona-Pandemie sehr gefordert.<br />

Ein Ansporn ist für mich vor allem die Tatsache,<br />

nicht nur im Normdienstbetrieb zu sein.<br />

Das macht es für mich aus, Soldat zu sein!<br />

Wie motivieren Sie Ihren Zug in arbeitsintensiven<br />

Zeiten wie diesen?<br />

Das ist nicht immer leicht. Oft kommen Aufträge<br />

am Freitagvormittag herein und sind<br />

ab Nachmittag zu erledigen. Wenn andere<br />

ins Wochenende gehen, beginnt für uns erst<br />

richtig die Arbeit. Allerdings sind wir alle<br />

Kadersoldaten und da gehört es zu unserer<br />

Aufgabe, flexibel zu sein. Ich sehe mich als<br />

menschlichen Zugskommandanten und<br />

glaube gut unterscheiden zu können, wer<br />

besser mal ein Wochenende zu Hause bleibt<br />

oder wer das verträgt. Daher steht mein<br />

Personal zu hundert Prozent hinter mir.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


T R U P P E N B E S U C H<br />

REGIMENTSKOMMANDANT Oberstleutnant<br />

Jasmine Krutzler führt als erste Frau seit<br />

April <strong>2021</strong> den Logistikverband.<br />

tungsspezifisch ausbilden“, sagt die<br />

Regimentskommandantin. Dabei wäre<br />

die ständige Aus- und Weiterbildung<br />

im Bereich Logistik wichtig, um die<br />

Kompetenzen des Kaderpersonals<br />

auf einem hohen Level zu halten. Der<br />

Umschlag von Treibstoff und großen<br />

Mengen Munition ist beispielsweise<br />

etwas, das man in der Praxis nicht oft<br />

macht, aber in Einsätzen die Kernaufgabe<br />

der Logistiktruppe ist. Und Einsätze<br />

gibt es viele: So ist etwa derzeit<br />

die Hälfte der KPE (Kaderpräsenzeinheit)-Kompanie<br />

im Kosovo. Und<br />

seit 2001 stellt das VR1 – zumindest<br />

planerisch – Logistikkräfte für die<br />

EU-Battlegroup.<br />

Praktisch geht es in den Hallen der<br />

Werkstattkompanie in der Hackher-<br />

Kaserne zu. Da knicken gut 30 Mechaniker<br />

die Führerhäuser von Lkw nach<br />

vorne und richten, was im harten Alltag<br />

zu Bruch geht. Ihr guter Ruf eilt der<br />

Werkstätte voraus, sogar aus dem Burgenland<br />

und aus Kärnten rollen die alten<br />

Steyr-Transporter 12M18, die verbliebenen<br />

Pinzgauer sowie Hakenladesysteme<br />

mit Waffenstationen am Dach<br />

heran, und bekommen ihr Service. Die<br />

gepanzerten Hakenlade-Systeme sind<br />

übrigens der Stolz des Regiments. Können<br />

sie doch genau das, was die Militärlogistik<br />

ausmacht: „Einsätze unter<br />

gefährlichen Bedingungen durchführen,<br />

inklusive langer Durchhaltedauer“,<br />

wie es Oberstleutnant Krutzler formuliert.<br />

Die ständige Bedrohung hat sie<br />

während ihrer Mission in Afghanistan<br />

zu spüren bekommen: „Unser Camp<br />

wurde mit Raketen beschossen.“ Die<br />

Lehren daraus lässt sie nun in ihre Arbeit<br />

als erste Frau in der Position eines<br />

Regimentskommandaten einfließen,<br />

in dem sie das VR1 nicht als Spedition<br />

mit grünem Anstrich dastehen haben<br />

möchte, sondern als Einsatz-fitte<br />

Truppe mit soldatischen Tugenden.<br />

Nach Auslandserfahrungen und ihrer<br />

vorangegangenen Tätigkeit als Lehroffizier<br />

an der Militärakademie reizt<br />

sie nun die Arbeit bei der Truppe.<br />

Und dann? „Es hat noch keine Frau<br />

als Brigadekommandanten gegeben“,<br />

stellt sie trocken fest.<br />

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0 2 2 H E E R & M E H R<br />

Boxen einmal anders<br />

Es gibt viele Nahkampf- und Selbstverteidigungstechniken, die<br />

Soldaten die Haut retten sollen, wenn es ans Eingemachte geht.<br />

Im Bundesheer setzt man dabei auf „keep it simple“ – mit<br />

Militärischem Boxen.<br />

Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

W<br />

ährend draußen<br />

am Antreteplatz<br />

der Wind pfeift,<br />

die Temperaturen<br />

in Richtung ungemütlich<br />

gehen, Gardesoldaten drillmäßig<br />

exerzieren und die Militärpolizei ihr<br />

Einsatztraining absolviert, riecht es hier<br />

in der Sporthalle der Maria-Theresien-<br />

Kaserne nach Schweiß und Adrenalin.<br />

Immer wieder ist das typische Geräusch<br />

von Boxhandschuhen zu hören, aus<br />

denen beim Aufprall blitzartig die Luft<br />

entweicht. Bamm, bamm, bamm! Pause.<br />

Bamm, bamm, bamm! Die anwesenden<br />

Soldaten tragen Sportkleidung statt<br />

Uniform und Boxhandschuhe statt<br />

Sturmgewehr. Langsam tänzeln sie umeinander<br />

herum. Unablässig schnellen<br />

Fäuste vor, gehen Köpfe hinter Händen<br />

in Deckung, halten sich die Kontrahenten<br />

mit ausgestreckten Armen auf<br />

Distanz. Nicht immer gelingt das zur<br />

Zufriedenheit der anwesenden Ausbildner.<br />

„Konzentriert euch!“<br />

Vizeleutnant Gerald Pelikan lächelt. Der<br />

55-Jährige ist Lehrunteroffizier Körperausbildung<br />

in der Lehrgruppe 2 im Heeressportzentrum<br />

und als Nahkampftrainer,<br />

Fachsportleiter Selbstverteidigung,<br />

A-Trainer im Olympischen Boxen und<br />

Krav-Maga-Maor-Instruktor nicht<br />

nur im Heer eine große Nummer.<br />

Ein breites Publikum kennt ihn<br />

aus der ATV-Serie „Teenager<br />

Bootcamp“, wo er Jugendlichen<br />

die „härtesten<br />

Wochen ihres Lebens“<br />

bescherte.<br />

Hier und heute<br />

hat er es<br />

aber nicht<br />

auf<br />

Teenager abgesehen. Vielmehr will er<br />

Soldaten die Grundzüge des „Kämpfens“<br />

über das Militärische Boxen beibringen.<br />

Die Unterrichtseinheit hat er mit<br />

Kampfsportspielen und Schattenboxen<br />

begonnen. Schritt für Schritt führt er<br />

die Soldaten von der am Vormittag besprochenen<br />

Theorie zur Praxis. Bamm,<br />

bamm, bamm!<br />

„Militärisches Training hat das Ziel, Soldaten<br />

auf den Einsatz vorzubereiten“,<br />

sagt Pelikan im Gespräch mit Militär<br />

Aktuell. „Das bedeutet auf das Gefecht<br />

und, in letzter Konsequenz, auf den<br />

Kampf Mann gegen Mann. Um diesen<br />

führen zu können, muss der Soldat nicht<br />

nur fit sein, er muss auch kämpfen können.“<br />

Nachsatz: „Und kämpfen lernt man<br />

nur im Kampf.“ So weit, so verständlich.<br />

Aber braucht es dafür tatsächlich<br />

Boxtechniken? Ist es nicht eher unwahrscheinlich,<br />

dass Kontrahenten im Schützengraben<br />

die Hände heben<br />

und ihren Kampf<br />

mit Seitwärtshaken<br />

und Geraden austragen? „Natürlich,<br />

das wird nicht passieren“, sagt Pelikan.<br />

„Darum geht es beim Militärischen<br />

Boxen aber auch nicht.“ Worum dann?<br />

„Wir wollen Soldaten auf potenzielle<br />

Stresssituationen in Einsätzen vorbereiten,<br />

indem wir ihnen über das Boxen die<br />

dafür notwendigen Fertigkeiten und<br />

Fähigkeiten vermitteln. Boxen ist beinhart<br />

und spielerisch, es beansprucht den<br />

gesamten Körper, verlangt Taktik, Technik,<br />

Intelligenz – es ist wie Schach mit<br />

den Fäusten. Dadurch lassen sich damit<br />

einerseits die konditionelle und koordinative<br />

Belastbarkeit erhöhen und andererseits<br />

psychische, soziale und charakterliche<br />

Eigenschaften entwickeln.“<br />

„Die Ausbildung darf sich nicht nur auf<br />

Technik und Taktik beschränken“, erklärt<br />

Pelikan weiter. „Ein wichtiger Teil<br />

muss sich auch mit dem Kontakttraining<br />

,Mann gegen Mann‘ und den Grundla-<br />

FOTO S : B U N D E S H E E R / ST E I N E R , M I L I Z V E R L AG , I STO C K , B U N D E S H E E R<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


R E P O R TA G E<br />

gen des Kämpfens wie dem punktuellen<br />

Aggressionspotenzial, der emotionalen<br />

Stabilität, dem Durchsetzungsvermögen<br />

und der Entschlossenheit befassen.“<br />

Der Berufssoldat ist nun voll in seinem<br />

Element. Mit seinen Händen formt er<br />

Sprechblasen in die Luft, er wippt ein,<br />

zwei Schritte vor. Dann wieder zurück.<br />

„Durch diese geistige Auseinandersetzung<br />

sowie dem Erleben von Sieg und<br />

Niederlage in einem geschützten<br />

Bereich entwickelt sich ein verantwortungsvoller<br />

Soldat, der Rechtshandlungen<br />

angemessen, kontrolliert und mit<br />

Übersicht verhältnismäßig durchsetzen<br />

kann.“<br />

Ist das Boxen also nur Mittel zum<br />

Zweck, um bei Zugriffen oder Einsätzen<br />

etwa zur Crowd-and-Riot-Control<br />

(CRC) überlegt, kontrolliert und selbstbewusst<br />

vorgehen zu können? „Genau“,<br />

sagt Pelikan. „Es kann im Rahmen von<br />

humanitären oder friedenschaffenden<br />

Auslandseinsätzen unserer Soldaten,<br />

beim Grenzeinsatz, sicherheitspolizeilichen<br />

Assistenzeinsätzen, bei Blackout-<br />

Szenarien oder infolge von internationalen<br />

Konferenzen – denken wir nur an<br />

die Ausschreitungen nach dem G20-<br />

Gipfel in Hamburg – immer wieder zu<br />

tätlichen Angriffen kommen, denen<br />

man als Soldat überlegt begegnen muss.“<br />

Pelikan weiter: „Ich kann dann nicht einfach<br />

meine Dienstwaffe ziehen oder mit<br />

dem Pfefferspray in die Menge sprühen,<br />

sondern muss mir anders zu helfen<br />

wissen. Und das kann ich wiederum nur,<br />

wenn ich mir im Training die notwendigen<br />

Voraussetzungen erarbeitet habe.“<br />

Schon seit Jahren ist daher das von Pelikan<br />

mitentwickelte Militärische Boxen<br />

quer durch alle Waffengattun-<br />

gen fest in der Sportausbildung des<br />

Heeres verankert. Rund 260 Übungsleiter<br />

gibt es mittlerweile bei der Truppe.<br />

Neben Ausbildungs- und Fortbildungskursen<br />

gibt es auch Kurse für besonders<br />

qualifiziertes Fachpersonal. Pelikan:<br />

„Das Feedback, das wir bekommen,<br />

ist überwiegend positiv. Wir scheinen<br />

damit auf das richtige Pferd gesetzt zu<br />

haben.“<br />

Zurück zum Training: Die Soldaten<br />

haben mittlerweile von der Volldistanz<br />

auf die Halbdistanz gewechselt, ihre T-<br />

Shirts sind durchgeschwitzt. Die Kämpfe<br />

sind jetzt dynamischer, intensiver, unübersichtlicher.<br />

„Macht eine ordentliche<br />

Faust! Wo ist eure Deckung?“, schreit einer<br />

der Ausbildner. Westen, Tiefschutz,<br />

Sparring-Helme und Mundschutz<br />

sollen die Soldaten vor Verletzungen<br />

bewahren. „Wir<br />

kämpfen grundsätzlich<br />

im Leichtkontaktmodus,<br />

trotzdem kann<br />

es natürlich zu ungewollten<br />

Treffern<br />

kommen<br />

und der ,Ballon<br />

geht<br />

nach<br />

BOXENSTOPP<br />

Das Militärische Boxen<br />

ist längst fester Teil<br />

der Sportausbildung<br />

beim Heer und erfreut<br />

sich quer durch alle<br />

Waffengattungen<br />

größter Beliebtheit.<br />

oben‘“, erklärt Pelikan, während die<br />

Soldaten hinter ihm Schläge im Passund<br />

Diagonalgang austauschen. Bamm,<br />

bamm, bamm! „Jawohl, genau so“, sagt<br />

der Ausbildner. „Kurze Trinkpause,<br />

Hände durchschütteln, dann geht<br />

es weiter.“ Bamm, bamm, bamm!<br />

Buchtipp<br />

In seinem Buch Militärisches Boxen<br />

zeigt Vizeleutnant Gerald Pelikan,<br />

wie die österreichischen Streitkräfte<br />

den Soldaten die Grundfertigkeit<br />

„Selbstverteidigung“ vermitteln<br />

und welche Rolle dabei Militärisches<br />

Boxen spielt.<br />

Militärisches Boxen.<br />

Von Schafen,<br />

Wölfen und<br />

Hütehunden,<br />

von Gerald Pelikan.<br />

ISBN 978-<br />

3-901185-79-3,<br />

126 Seiten,<br />

Deutsch,<br />

20,00 Euro.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 4 H E E R & M E H R<br />

IKT: ALLES NEU<br />

Im Interview erzählt Oberst Thomas<br />

Lampersberger, warum man den<br />

IKT-Ausbildungszweig an der<br />

Theresianischen Militärakademie<br />

überarbeitet hat, was angehende<br />

Offiziere dabei lernen und wo sie<br />

eingesetzt werden. Interview: CONNY DERDAK<br />

Herr Oberst, wieso hat<br />

man das IKT-Ausbildungsangebot<br />

neu<br />

aufgesetzt?<br />

Waren es einst Feldtelefon<br />

und einige wenige<br />

Funkgeräte, die der Kommunikation innerhalb<br />

militärischer Einheiten dienten,<br />

so sind es heute digitale Funksysteme<br />

und komplexe Computernetzwerke.<br />

Diese erhöhen Führungs- und Einsatz -<br />

fähigkeit, Effektivität und Effizienz,<br />

gleichzeitig steigern sich aber auch die<br />

Komplexität und die Risiken durch Angriffe<br />

auf diese IKT-Systeme. Um diesen<br />

Herausforderungen gerecht zu werden,<br />

wurde die Ausbildung der Offiziere der<br />

Fachrichtung IKT neu gestaltet. IKT-<br />

Offiziere wurden ja bisher auch schon<br />

ausgebildet, die Ausbildungszeit reicht<br />

aber nicht aus, um die immer komplexer<br />

werdenden Inhalte zu vermitteln.<br />

Wie lange dauerte die Ausarbeitung<br />

und Entwicklung des neuen Angebots?<br />

Ein Team der Militärakademie hat seit<br />

circa einem Jahr an der Entwicklung<br />

des neuen Studienganges gearbeitet.<br />

Der Akkreditierungsantrag wurde nun<br />

zur Genehmigung an die AQ Austria –<br />

die zuständige Genehmigungsbehörde –<br />

vorgelegt. Wir gehen davon aus, dass<br />

der Studiengang im September 2022<br />

beginnen kann.<br />

Wen wollen Sie mit der Ausbildung<br />

konkret ansprechen?<br />

Die Ausbildung richtet sich an Frauen<br />

und Männer mit Interesse an Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie,<br />

Bereitschaft zur Übernahme von<br />

Verantwortung, Teamfähigkeit, Sportlichkeit,<br />

Interesse daran, neue Herausforderungen<br />

zu meistern und an der<br />

Aufgabenerfüllung auch im Gelände.<br />

Auch Flexibilität, Mobilität und die<br />

Bereitschaft, temporär im Ausland<br />

Dienst zu versehen, sind essenziell.<br />

Welche wesentlichen Ausbildungs -<br />

inhalte werden vermittelt?<br />

Die Truppenoffiziersausbildung der<br />

IKT-Offiziere unterteilt sich in drei Bereiche.<br />

Im „Fachhochschul-Bachelorstudiengang<br />

Militärische informations- und<br />

kommunikationstechnologische Führung“<br />

geht es um Programmierung, IT-<br />

Sicherheit, IT-Recht, Kryptografie und<br />

elektronische Kampfführung, aber auch<br />

um Grundlegendes wie Taktik, Sicherheitspolitik<br />

und Sport. In der „Fachausbildung<br />

an der Führungsunterstützungsschule“<br />

werden Kenntnisse zur sicheren<br />

Handhabung der Kommunikationsmittel<br />

gelehrt. Der „Truppenoffizierslehrgang“<br />

findet zwischen den Semestern<br />

des Bachelorstudiengangs statt und umfasst<br />

die Führungs- und Gebirgsausbildung<br />

sowie den Führerscheinerwerb<br />

für geländegängige Kfz.<br />

Welche Verwendungsbereiche gibt es<br />

dann für die Absolventen?<br />

Eine mögliche Erstfunktion wäre IKT-<br />

Zugskommandant. Ein IKT-Zug errichtet<br />

und betreibt weiträumige Einsatz-<br />

netzwerke mittels Richtverbindungen<br />

und lokaler Netzwerke (Anm.: LAN).<br />

Eine weitere Erstfunktion wäre stellvertretender<br />

Kommandant einer Führungsunterstützungskompanie.<br />

Soldaten<br />

einer Führungsunterstützungskompanie<br />

stellen die Funk-, Richtfunk-, LAN- und<br />

Sat-Verbindungen einer Brigade sicher.<br />

Die Absolventen der neuen Ausbildung<br />

können aber auch als Kommandant<br />

eines taktischen ELOKA-Elements<br />

(Anm.: ELOKA = Elektronische Kampfführung)<br />

oder Kommandant eines Netzsteuerungselements<br />

eingesetzt werden.<br />

Nach weiterer Ausbildung ist auch eine<br />

Verwendung im Bereich der Cyber-<br />

Abwehr möglich.<br />

Weitere Infos zur Ausbildung zum<br />

IKT-Offizier: www.milak.at/ikt-offizier<br />

OBERST THOMAS LAMPERSBERGER<br />

ist Offizier für Öffentlichkeitsarbeit an<br />

der Theresianischen Militärakademie.<br />

FOTO S : B U N D E S H E E R<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


UNSERHEER<br />

EINE INFORMATION DES BMLV<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

Voller Erfolg: „Mein Dienst<br />

für Österreich“ zahlt sich aus<br />

Das neue Angebot „Mein Dienst für Österreich“ hat sich bestens<br />

bewährt! Junge Österreicherinnen und Österreicher erhalten während<br />

ihres Wehrdienstes eine solide Grundausbildung und weiterführende<br />

Ausbildungen. Im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz sammeln<br />

sie dann bei guter Bezahlung praktische Erfahrung. Einer Karriere im<br />

Bundesheer als Berufs- oder Milizsoldat stehen damit alle Türen offen!<br />

Foto: Bundesheer/Trippolt<br />

BELIEBTES ANGEBOT Seit der Einführung von „Mein<br />

Dienst für Österreich“ waren es durchschnittlich mehr<br />

als 600 Grundwehrdiener, die sich für eine verlängerte<br />

Dienstzeit beim Bundesheer entschieden haben.<br />

Vor rund einem Jahr fiel der Startschuss<br />

für das neue Angebot<br />

„Mein Dienst für Österreich“.<br />

Grundwehrdiener können seitdem<br />

ihre sechsmonatige Ausbildung<br />

freiwillig um bis zu drei Monate verlängern<br />

und in der Zeit ihr militärisches<br />

Können – mit rund 3.000<br />

Euro für Mannschaftsdienstgrade<br />

sehr gut bezahlt – in einem sicherheitspolizeilichen<br />

Assistenzeinsatz<br />

anwenden. Von Beginn weg wurde<br />

das Angebot gut angenommen.<br />

Durchschnittlich sind es bislang<br />

mehr als 600 Grundwehrdiener, die<br />

sich für die verlängerte Dienstzeit<br />

entschieden haben und damit einen<br />

aktiven Beitrag zur Sicherheit<br />

Österreichs leisteten. Das Angebot<br />

entlastet einerseits Kader und Miliz,<br />

hat andererseits aber auch den<br />

UNSERHEER


Vorteil gut ausgebildeter Soldaten<br />

mit Einsatzerfahrung, die bei einer<br />

Weiterverwendung in der Miliz von<br />

ihren Kommandanten direkt zum<br />

Schutz kritischer Infrastruktur oder<br />

zur Bewältigung von Elementar -<br />

ereignissen wie einem Blackout<br />

eingesetzt werden können.<br />

Grundwehrdiener haben viele Möglichkeiten<br />

Leistungsüberprüfung:<br />

Einstieg in die Führungsausbildung<br />

Junge Führungskräfte absolvieren für den Einstieg<br />

in ihre Führungsausbildung eine zweitätige Testung.<br />

Diese findet im Testcenter des Heerespersonalamts<br />

in Wels statt. Dort bekommen sie einen professionellen<br />

Gesundheitscheck und einen Überblick über<br />

ihre körperliche und psychische Leistungsfähigkeit.<br />

3 Monate sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz:<br />

Mein Beitrag für die Sicherheit Österreichs<br />

Nach der Einsatzvorbereitung werden wichtige<br />

Assistenzleistungen für die Grenzraumüberwachung<br />

oder die Bekämpfung der Corona-Pandemie<br />

erbracht. Vor diesem Hintergrund stehen mit<br />

Stand Mitte Oktober <strong>2021</strong> rund 1.700 Soldaten<br />

im Inlandseinsatz. Die Bezahlung beginnt bei<br />

rund 3.000 Euro pro Monat.<br />

6 Monate Grundwehrdienst:<br />

„Mein Dienst für Österreich“<br />

Eine gute Ausbildung und eine interessante Zeit<br />

beim Bundesheer mit echtem Erinnerungswert für<br />

junge Österreicher zu bieten, ist das Ziel von „Mein<br />

Dienst für Österreich“. Dazu sollen alle Grundwehrdiener<br />

einen attraktiven Grundwehrdienst mit persönlichem<br />

Mehrwert ab dem ersten Tag erhalten.<br />

Damit können Interessenten optimal für eine<br />

Karriere im Bundesheer und für weitere Einsätze<br />

unterstützt und vorbereitet werden.<br />

Vorbereitende Kaderausbildung:<br />

Optimaler Start für junge Führungskräfte<br />

Für alle Grundwehrdiener steht die vorbereitende<br />

Kaderausbildung (vbK) als erste Führungsausbildung<br />

offen. Die Teilnahme wird bereits ab dem dritten<br />

Monat im Grundwehrdienst angeboten und mit<br />

rund 200 Euro Kaderausbildungsprämie mehr<br />

pro Monat belohnt. Mit Stand Mitte September<br />

<strong>2021</strong> haben sich bereits 87 junge Führungskräfte<br />

für diese Ausbildung entschieden.<br />

Freiwillige Meldung zu Milizübungen:<br />

Die Miliz – eine starke Gemeinschaft<br />

Grundwehrdiener können sich jederzeit zur Miliz<br />

melden. Für ihre freiwillige Meldung zu Milizübungen<br />

erhalten sie bereits ab dem dritten Monat im Grundwehrdienst<br />

rund 400 Euro Freiwilligenprämie mehr<br />

pro Monat. Nach dem Grundwehrdienst werden sie<br />

Teil einer großen Gemeinschaft mit rund 33.000<br />

Milizsoldaten. Eine Beorderung ermöglicht ihnen,<br />

Einsätze im In- und Ausland, eine berufsfreundliche<br />

Ausbildung zum Offizier oder Unteroffizier und<br />

sie können einen aktiven Beitrag für die Sicherheit<br />

Österreichs leisten.<br />

Modulare Miliz-Unteroffiziersausbildung:<br />

Berufsfreundliche Karriere in der Miliz<br />

Unteroffiziere sind das Rückgrat des Bundesheeres.<br />

Um dieses Rückgrat zu stärken, steht allen Interessenten<br />

seit <strong>2021</strong> eine berufsfreundliche Ausbildung<br />

zum Milizunteroffizier offen. In vier Ausbildungsmodulen,<br />

die jeweils auf maximal zwei Wochen<br />

begrenzt sind, werden sie zum Gruppenkommandant<br />

mit Dienstgrad Wachtmeister ausgebildet. Dieser<br />

Einsatz wird mit Prämien belohnt: 603 Euro für<br />

den Abschluss des Moduls Führung. 1.111 Euro<br />

für den Abschluss der gesamten Ausbildung innerhalb<br />

von 18 Monaten oder 555 Euro bei einem<br />

Abschluss innerhalb von 24 Monaten.<br />

Fotos: Bundesheer/Giessauf, Bundesheer<br />

UNSERHEER


Apropos Miliz: Rekruten können<br />

sich im Rahmen von „Mein<br />

Dienst für Österreich“ auch<br />

schon während ihres Grundwehrdiensts<br />

freiwillig zu Milizübungen<br />

melden. Als Anreiz dafür gibt es<br />

bereits ab dem dritten Monat<br />

Grundwehrdienst rund 400 Euro<br />

Freiwilligenprämie mehr pro<br />

Monat. Darüber hinaus ist ab<br />

dem dritten Monat auch der Einstieg<br />

in die Führungsausbildung<br />

im Rahmen der vorbereitenden<br />

Kaderausbildung möglich. Diese<br />

Ausbildung für zukünftige Führungskräfte<br />

wird noch einmal<br />

mit rund 200 Euro Kaderausbildungsprämie<br />

extra pro Monat<br />

belohnt. Dieses Angebot kann<br />

außerdem der erste Schritt in die<br />

Kaderanwärterausbildung oder in<br />

die völlig neu gestaltete modulare<br />

Ausbildung zum Milizunteroffizier<br />

sein. Dabei werden die notwendigen<br />

Ausbildungsabschnitte<br />

weit im Voraus in zeitlich fest -<br />

gelegten Modulen angeboten,<br />

was die Planung für Interessenten<br />

deutlich erleichtern und verein -<br />

fachen soll.<br />

Die ersten Module wurden in<br />

Bleiburg, Freistadt und Lienz<br />

bereits erfolgreich durchgeführt.<br />

Das Kaderpersonal zeigte sich<br />

dabei beeindruckt von der hohen<br />

Motivation und Leistungsbereitschaft<br />

der angehenden Führungskräfte<br />

der Miliz. Mit Stand<br />

September <strong>2021</strong> haben sich bereits<br />

181 Milizsoldaten für diese<br />

berufsfreundliche Ausbildung<br />

zum Milizunteroffizier gemeldet.<br />

Die Einsatzmöglichkeiten für Unteroffiziere<br />

sind übrigens äußerst<br />

vielfältig und nicht ohne Grund<br />

gelten Unteroffiziere daher als<br />

das Rückgrat des Bundesheeres.<br />

Die Aufgaben von Miliz-Unteroffizieren<br />

sind bei Übungen oder im<br />

Einsatz die gleichen wie die der<br />

Berufsunteroffiziere.<br />

„Ich habe gelernt,<br />

dass ich zu viel mehr<br />

in der Lage bin!“<br />

Gefreiter Wendelin Schuen hat seinen Dienst<br />

für Österreich als interessante und lehrreiche Zeit<br />

empfunden. Ein Gespräch über herausfordernde<br />

Assistenzeinsätze in Kärnten und im Burgenland,<br />

den kameradschaftlichen Umgang mit<br />

Vorgesetzten und seine weitere Milizkarriere.<br />

Wendelin Schuen rückte<br />

im Juli 2020 beim<br />

Aufklärungs- und Artilleriebataillon<br />

3 in Mistelbach ein.<br />

Während des Grundwehrdienstes<br />

meldete er sich für das<br />

„Modell 6+3“. Er war damit einer<br />

der ersten, die die Möglichkeit<br />

von „Mein Dienst für Österreich“<br />

aktiv in Anspruch nehmen konnten.<br />

Im sicherheitspolizeilichen<br />

Assistenzeinsatz an der Kärntner<br />

und der burgenländischen<br />

Grenze sammelte der 19-jährige<br />

Gefreite anschließend wertvolle<br />

Einsatzerfahrung, die ihm heute<br />

auch bei seinem militärischen<br />

Nebenjob hilft: Er ist Milizsoldat<br />

in der Jägerkompanie Korneuburg.<br />

Seiner militärischen Ausbildung<br />

stellt der Jus-Student im<br />

Rückblick ein gutes Zeugnis aus:<br />

Sie sei zwar hart, aber fair und<br />

immer auf Augenhöhe gewesen,<br />

erzählt er.<br />

Herr Gefreiter, wie war für Sie<br />

der Umstieg aus dem zivilen<br />

in das Soldatenleben?<br />

Natürlich ist es am Anfang etwas<br />

komplett Neues, wenn man aus<br />

dem Zivilleben, in dem man<br />

keinen so straffen Zeitrahmen<br />

hat, in das militärische Leben einsteigt.<br />

Ich habe aber viel gelernt,<br />

was Diszi plin und Organisation<br />

betrifft und mich schnell daran<br />

gewöhnt. Die körperliche Belastung<br />

war für mich kein Problem,<br />

ich habe schon vorher viel Sport<br />

betrieben.<br />

Welche Erfahrungen haben<br />

Sie während des Grundwehrdienstes<br />

gemacht?<br />

Vor allem während der Grundausbildung<br />

herrschte ein<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

UNSERHEER


strengerer Ton, aber der<br />

Umgang mit uns war immer auf<br />

Augenhöhe. In der Zusammenfassung<br />

würde ich heute die<br />

Ausbildung als „hart, aber fair“<br />

beschreiben. Das ist meiner<br />

Meinung nach auch richtig so,<br />

denn die Grundausbildung ist<br />

der Einstieg ins Soldatenleben.<br />

Sie soll jungen Soldaten das militärische<br />

Rüstzeug für mögliche<br />

Einsätze, aber auch für ihre<br />

spätere Karriere vermitteln und<br />

das funktioniert nur dann, wenn<br />

man dabei auf Disziplin achtet.<br />

Eine gute Ausbildung ist das<br />

Wichtigste, das man jungen<br />

Soldaten für ihren weiteren<br />

Weg mitgeben kann.<br />

Wie haben Sie von dem<br />

„Modell 6+3“ erfahren?<br />

Wir wurden in der Kompanie<br />

darüber informiert, dass es die<br />

Möglichkeit gibt, direkt nach dem<br />

Grundwehrdienst in den Assistenzeinsatz<br />

zu gehen – noch<br />

dazu bei sehr guter Bezahlung!<br />

Wir haben uns dann gleich dafür<br />

interessiert und wurden dann<br />

auch super unterstützt.<br />

Wie waren Ihre Erfahrungen<br />

im Assistenzeinsatz?<br />

Die Erfahrungen in den beiden<br />

Einsatzräumen waren unterschiedlich:<br />

Während ich in Kärnten<br />

Autos am Autobahn-Grenzübergang<br />

kontrolliert habe, gab<br />

es im Burgenland Aufgaben wie<br />

Fußstreifen und Beobachtungsposten.<br />

Im Burgenland war der<br />

Dienst abwechslungsreicher,<br />

aber fordernder. In Kärnten habe<br />

ich den Einsatz durch das Verhältnis<br />

von Dienst zu Bereitschaft<br />

als etwas entspannter<br />

empfunden. Was mich beeindruckt<br />

hat: Im Assistenzeinsatz<br />

war das Verhältnis mit meinen<br />

Vorgesetzten auf einem anderen<br />

Level als im Grundwehrdienst,<br />

viel besser. Weil wir dort alle im<br />

gleichen Boot gesessen sind.<br />

„Ich blicke mit<br />

sehr guten<br />

Erinnerungen<br />

auf meinen<br />

Grundwehrdienst<br />

zurück!“<br />

Gefreiter<br />

Wendelin Schuen<br />

Haben Sie aus Ihrer Zeit beim<br />

Bundesheer etwas für sich<br />

mitgenommen?<br />

Definitiv. Beim Bundesheer lernt<br />

man unglaublich viel. Neben der<br />

Selbstdisziplin hat sich auch<br />

meine Selbsteinschätzung geändert.<br />

Ich habe gelernt, dass ich<br />

zu viel mehr in der Lage bin, als<br />

ich geglaubt habe, wenn ich es<br />

AUF AUGENHÖHE Ausbildung und Einsatz sind<br />

zwei Paar Schuhe – das wurde Rekrut Wendelin<br />

Schuen beim Assistenzeinsatz rasch klar.<br />

nur richtig will und konsequent<br />

versuche. Aber auch zu akzeptieren,<br />

dass Dinge manchmal so<br />

sind, wie sie sind, und langes<br />

Hinterfragen sie nicht ändert.<br />

Man muss ganz einfach immer<br />

das Beste aus den Umständen<br />

machen und lernen, damit zurechtzukommen.<br />

Diese wertvolle<br />

Erfahrung wird mir sicher auch<br />

im späteren Leben noch weiterhelfen!<br />

Apropos weiteres Leben: Wie<br />

schaut es mit Ihrer militärischen<br />

Zukunft aus?<br />

Ich bin zwar nach meinem Dienst<br />

für Österreich ins Zivilleben zurückgekehrt,<br />

strebe aber nun die<br />

modulare Milizunteroffiziersausbildung<br />

an. Es ist schön, dass<br />

ich dem Heer damit verbunden<br />

bleiben kann und ich nicht einfach<br />

weg bin, sondern immer<br />

wieder zurückkommen kann.<br />

Deshalb habe ich mich zur<br />

Miliz gemeldet! Bei Kursen und<br />

Seminaren erwarte ich viel dazu -<br />

zulernen, was in der Privatwirtschaft<br />

auch gerne gesehen wird.<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

Bild: Bundesheer/Farda<br />

Impressum: Amtliche Publikation der Republik Österreich / Bundesministerium für Landesverteidigung. Medieninhaber, Herausgeber und<br />

Hersteller: Republik Österreich / Bundesministerin für Landesverteidigung, BMLV, Roßauer Lände 1, 1090 Wien. Erscheinungsjahr: <strong>2021</strong>.<br />

UNSERHEER


A I R P O W E R 2 0 2 2<br />

AIRPOWER 2022:<br />

VORBEREITUNGEN LAUFEN<br />

Kommenden September wird der Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg wieder<br />

zum Nabel der Fliegerwelt. Bis aber Eurofighter, Gripen, Flying Bulls und Co bei<br />

der Airpower 2022 tatsächlich abheben können, ist für die Organisatoren noch<br />

viel zu tun – ein Update.<br />

Text: MORITZ KOLAR<br />

FOTO : B U N D E S H E E R / LU F TAU F K L Ä R U N G<br />

s ist noch gar nicht so<br />

Elange her, seit die „Airpower<br />

2022“ im kommenden<br />

Jahr offiziell<br />

bestätigt wurde. Für<br />

Projektleiter Brigadier<br />

Wolfgang Prieler fühlen sich die<br />

Wochen seitdem aber deutlich länger<br />

an. „Das ist eine sehr intensive Phase“,<br />

sagt er im Gespräch mit Militär<br />

Aktuell: „Wir haben auch vor der offiziellen<br />

Bekanntgabe schon viel Zeit in<br />

die Planungen gesteckt. Seit Anfang<br />

September arbeitet unser Projektteam<br />

aber nun auf Hochtouren.“ Dabei lassen<br />

sich die Organisatoren auch von<br />

der anhaltenden Corona-Problematik<br />

nicht aus dem Tritt bringen. E-Mails<br />

und Telefonate könnten schließlich<br />

auch aus dem Homeoffice versendet<br />

und geführt werden, so Prieler.<br />

Zum aktuellen Stand der Vorbereitungen<br />

lässt sich der Offizier noch nicht<br />

allzu viel entlocken. Nur so viel: Einladungen<br />

an befreundete Luftwaffen<br />

wurden bereits verschickt, konkrete<br />

Rückmeldungen und erste Details<br />

zum Display-Programm abseits der<br />

rund 50 Luftfahrzeuge des Bundesheeres<br />

und der Flying Bulls seien für<br />

das Frühjahr zu erwarten. „Besonders<br />

ist diesmal, dass wir vor allem aus<br />

dem Bereich der zivilen Luftfahrt<br />

bereits jede Menge Anfragen haben,<br />

erste Pläne für spezielle, noch nie<br />

dagewesene Highlights sind im Entstehen.“<br />

Prieler weiter: „Durch den<br />

Ausfall vieler internationaler Airshows<br />

in den vergangenen Monaten<br />

ist jedenfalls mit einer guten Beteiligung<br />

bekannter Staffeln zu rechnen.“<br />

Mehr ins Detail geht der Airpower-<br />

Projektleiter beim geplanten Nachhaltigkeits-Aspekt<br />

der Flugshow. „Das<br />

Thema besitzt bei uns höchste Priorität.<br />

Wir streben mit der Unterstützung<br />

externer Experten und unter<br />

Einbindung der Wissenschaft die<br />

Umsetzung als nationales und<br />

internationales Role Model für einen<br />

nachhaltigen Großevent an.“ Dazu soll<br />

ein ganzes Bündel von Maßnahmen<br />

beitragen: Mithilfe eines nachhaltigen<br />

Verkehrskonzepts soll beispielsweise<br />

die Anreise von Besuchern weitestgehend<br />

mit öffentlichen Verkehsmitteln<br />

und Shuttle-Konzepten erfolgen, mit<br />

einem Anreizsystem die Bildung von<br />

Fahrgemeinschaften angeregt werden.<br />

Auch für die Bereiche Gastro und<br />

Unterkunftsstellung ist eine Nachhaltigkeitsstrategie<br />

in Ausarbeitung. Bei<br />

der Auftragsvergabe an Zulieferer und<br />

Dienstleister spielen Faktoren wie die<br />

Nachhaltigkeit der Anlieferung oder<br />

die Bildung von Transportgemeinschaften<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Ein großer Fokus liegt bei der „Air -<br />

power 2022“ auch auf der geplanten<br />

Technologieausstellung. „Wir wollen<br />

heimischen und internationalen<br />

Unternehmen sowie Start-ups im<br />

Luftfahrtsektor eine Bühne bieten“, so<br />

Prieler. Nachsatz: „Im Rahmen einer<br />

gemeinsamen Ausstellung ist dabei<br />

vor allem die österreichische Wirtschaft<br />

eingeladen, ihre neuesten<br />

luftfahrtrelevanten Technologien,<br />

Entwicklungen und Innovationen etwa<br />

in den Bereichen Electric Aircraft und<br />

Urban Air Mobility zu präsentieren.“<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 3 0 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

Teil 1<br />

der neuen Militär<br />

Aktuell-Serie zur<br />

Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule<br />

WO NICHT NUR<br />

PILOTEN<br />

Die Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule<br />

bildet die Piloten und Fliegerabwehr-<br />

WACHSEN<br />

kräfte des Bundesheeres aus – sie ist aber auch<br />

in vielen anderen Bereichen höchst aktiv, wie<br />

wir in dieser und den kommenden Ausgaben<br />

zeigen.<br />

Text & Bilder: GEORG MADER<br />

er Pilot bei den<br />

W<br />

rot-weiß-roten<br />

Streitkräften<br />

werden möchte,<br />

kommt an der<br />

Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule<br />

im niederösterreichischen<br />

Langenlebarn und<br />

dem angeschlossenen Institut Flieger in<br />

Zeltweg nicht vorbei. Die zentrale Ausbildungsstätte<br />

ist für den Nachwuchs<br />

aller Offiziere und Unteroffiziere der<br />

Waffengattungen Flieger und Fliegerabwehr<br />

im Bundesheer verantwortlich<br />

und leistet – davon konnte sich Militär<br />

Aktuell im Rahmen mehrerer Besuche<br />

überzeugen – Erstaunliches und durchaus<br />

Unerwartetes. Dazu zählt auch,<br />

dass es nach der sehr rigiden Eignungsfeststellung<br />

und Selektion zum Militärpiloten<br />

in den kommenden Ausbildungsphasen<br />

kaum mehr „Drop-outs“<br />

gibt. Wer beim Heer also zur Pilotenausbildung<br />

zugelassen wird, zieht diese<br />

in der Regel erfolgreich durch – was so<br />

in den meisten anderen Streitkräften<br />

nicht unbedingt der Fall ist und in<br />

Europa überhaupt einmalig sei. Zuletzt<br />

hat sich daher auch die französische<br />

Luftwaffenakademie über die Abläufe<br />

in Langenlebarn informiert. In diversen<br />

Nischenbereichen konnten sogar Lehr-<br />

Kooperationen vereinbart werden.<br />

Rund 500 Bewerber melden sich jährlich<br />

für die Fliegerlaufbahn. Das klingt<br />

viel, ist aber wenig, wenn dann – wie<br />

zuletzt – nur sieben Bewerber die praktisch<br />

fliegerische Eignungsfeststellung<br />

in der ersten Ausbildungsphase bestehen<br />

und zur Militärpilotenausbildung<br />

bis Phase 4 zugelassen werden (die<br />

Phasen 5 und 6 im Einsatzverband unterstehen<br />

der Truppe und dem neuen<br />

Direktorat 2/Luft). Um den Personal -<br />

bedarf decken zu können, würden allerdings<br />

acht Piloten pro Jahr benötigt,<br />

sind die Hürden also doch zu hoch?<br />

„Nein“, antwortet Oberst des Generalstabsdienstes<br />

Reinhard Kraft, Kommandant<br />

der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule.<br />

„Die Auswahl ist<br />

sicherlich streng. Aber gerade wir können<br />

es uns nicht leisten, die pro Schüler<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


T R U P P E N B E S U C H<br />

mehrere Millionen Euro teure Kernausbildung<br />

mit Leuten zu starten, die<br />

dann in späteren Phasen scheitern.“<br />

Was viele ebenfalls nicht wissen: Obwohl<br />

die einzige regelmäßige militärische<br />

Aufgabe der heimischen Luftstreitkräfte<br />

die Sicherstellung der Luftraumüberwachung<br />

und -sicherung gegen<br />

Bedrohungen aus der Luft ist, verfolgt<br />

die Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule<br />

in der Ausbildung einen<br />

deutlich weiter gefassten Ansatz. „Das<br />

ehemals konventionell geprägte Bedrohungsbild<br />

hat sich auch in unserem<br />

Bereich stark verändert“, sagt Kraft.<br />

„Konflikte wie der Krieg um Bergkarabach<br />

werden zunehmend durch den<br />

flexiblen Einsatz konventioneller und<br />

irregulärer Kräfte entschieden. Informations-<br />

und Cyberkriegsführung<br />

gewinnen ebenso wie der Terrorismus<br />

an Bedeutung und diese Entwicklung<br />

macht auch vor dem Luftraum nicht<br />

halt. Dazu kommt: Unbemannte Einsatzmittel<br />

übernehmen in Konflikten<br />

eine steigende bis hin sogar dominierende<br />

Rolle.“ Folge davon: In praktisch<br />

allen Streitkräften weltweit gewinnt<br />

daher auch die Abwehr unbemannter<br />

Einsatzmittel an Bedeutung – elektronisch<br />

wie physisch. In Langenlebarn ist<br />

– so unser Eindruck und Fazit nach<br />

vielen Gesprächen mit den für den<br />

Themenbereich verantwortlichen Mitarbeitern<br />

– das dafür nötige Basiswissen<br />

bereits vorhanden. In den kommenden<br />

Jahren gelte es nun aber, dieses<br />

Wissen, ebenso wie das Thema elektronische<br />

Kriegsführung (EloKa), verstärkt<br />

in die Truppe zu bringen, so Kraft.<br />

Um im Einsatz bestehen zu können<br />

ist es für Militärs weltweit mittlerweile<br />

unerlässlich, alle Möglichkeiten<br />

des elektromagnetischen Spektrums<br />

zu nutzen. Inzwischen als fester und<br />

wichtiger Bestandteil in der Einsatzführung<br />

etabliert, werden in vielen<br />

Ländern defensive und offensive<br />

elektronische Kampfmittel beschafft<br />

oder – besonders in Russland und<br />

China – vorhandene Systeme auch<br />

bereits aufgerüstet und zum Einsatz<br />

gebracht. Ein solcher Einsatz ohne<br />

elektromagnetische Informationsübertragung,<br />

Leit- und Lenksysteme<br />

für Drohnen oder gelenkte Waffensysteme<br />

ist kaum noch vorstellbar.<br />

Möglichkeiten zur Abwehr dieser<br />

wachsenden Bedrohung waren im<br />

Bundesheer bis zur Beschaffung des<br />

S-70 Black Hawk und den Adaptierungen<br />

von C-130 Hercules und<br />

AB-212 eher theoretischer Natur, das<br />

scheint sich mittlerweile deutlich geändert<br />

zu haben. Militär Aktuell hat<br />

im „Referat EloKa“ jedenfalls interessante<br />

Hintergrundgespräche geführt.<br />

Fazit: Themen wie Einmann-Fliegerabwehrwaffen<br />

(MANPADs) und die<br />

Handhabung der Sensorik zu deren<br />

Abwehr gehören heute längst zum<br />

primären Lehrfeld. Eine Einschränkung<br />

gibt es nur im Bereich der<br />

elektronischen Signalaufklärung<br />

(SIGINT), die in Österreich mangels<br />

Spezialflugzeugen nicht selbst gemacht<br />

werden kann. Die entsprechenden<br />

Bedrohungsbibliotheken<br />

werden aber zugekauft, regelmäßig<br />

aktualisiert und unterrichtet.<br />

Dieser Ansatz passt auch zum Leitspruch<br />

von Oberst Peter Trierweiler,<br />

Leiter des Instituts Flieger, der es sich<br />

am Tag seines letzten PC-7-Fluges vor<br />

seinem Ruhestand (nach mehr als 5.000<br />

Flugstunden) nicht nehmen ließ, uns<br />

ZUSAMMENARBEIT Mit den Luftbildnern der deutschen Luftwaffe gibt es mittlerweile einen regen wechselseitigen<br />

Austausch bei Kursen und Lehrertätigkeiten zwischen der Schule in Langenlebarn und Fürstenfeldbruck.<br />

ALLES IM BLICK Der aus 32 Monitor-Segmenten<br />

gebaute Tower-Simulator hat mit eigenen Datenbanken<br />

für die vier vom Heer (mit)genutzten Flugplätze weniger<br />

als eine halbe Millionen Euro gekostet. Bei einem Fremd -<br />

anbieter wäre alleine die Software teurer gekommen.<br />

Auf den zwölf in Zeltweg stationierten Maschinen des<br />

Typs PC-7 absolvieren die Flugschüler ihre Phase-2- und<br />

Phase-3-Ausbildung.<br />

die seit 2007 von ihm kommandierte<br />

„Pilotenschmiede“ vorzustellen. Gemäß<br />

seinem Leitspruch „officium nobis norma“<br />

(„Einsatz ist unser Maßstab“) sei<br />

man dort „stets am militärischen Puls<br />

der Zeit, um beste Voraussetzungen für<br />

eine optimale Ausbildung des heimischen<br />

Militärpilotennachwuchses zu<br />

schaffen“. Dazu gehöre auch eine<br />

moderne Fort- und Weiterbildung der<br />

Fluglehrer des Instituts.<br />

Spricht man mit seinen Einsatzpiloten<br />

in Zeltweg, kann man abseits allen<br />

Engagements heraushören, dass nach<br />

dem notwendig gewordenen Abstellen<br />

der mehr als 50 Jahre alten Saab-105Ö<br />

im vergangenen Dezember vor Ort<br />

eigene Trainingsjets wichtig wären.<br />

Nicht zur Unterstützung unserer 15<br />

Eurofighter, sondern zur flugsicherheitsrelevanten<br />

Erlangung der fliegerischen<br />

„Proficiency“ nach der Rückkehr<br />

der Pilotenschüler von der nun zur<br />

Gänze in Italien und – sehr teuer – in<br />

Deutschland stattfindenden Phase-4-<br />

beziehungsweise Phase-5-Ausbildung.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 3 2 H E E R & M E H R<br />

Auf Augenhöhe<br />

Das Bundesheer wird im State Partnership Program der<br />

USA mit der Nationalgarde von Vermont kooperieren. Offiziell<br />

fixiert wird die Zusammenarbeit im kommenden Frühjahr, die<br />

Möglichkeiten klingen aber schon jetzt vielversprechend.<br />

Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

enn US-Amerikaner<br />

von Österreich<br />

W<br />

sprechen, bekommen<br />

sie meist<br />

leuchtende Augen.<br />

Die Berge, die<br />

atemberaubende Landschaft, die schöne<br />

Natur. Schnell ist dann von der Trapp-<br />

Familie die Rede, von Sound of Music.<br />

Das Lied Edelweiß kennt dort jedes<br />

Kind. Was das mit dem Bundesheer zu<br />

tun hat? Jede Menge! Das weltbekannte<br />

Musical gilt nun nämlich auch als Geburtshelfer<br />

einer kürzlich vereinbarten<br />

Kooperation des Bundesheeres mit der<br />

Nationalgarde von Vermont. Die Trapps<br />

waren 1939 nach dem „Anschluss Österreichs“<br />

an Hitlerdeutschland in den im<br />

äußersten Nordosten des Landes gelegenen<br />

Bundesstaat emigriert und dessen<br />

Nationalgarde soll nun im Rahmen des<br />

State Partnership Program (SPP) der<br />

USA mit dem Bundesheer kooperieren.<br />

Das 1993 initiierte Programm war ursprünglich<br />

auf die ehemaligen Republiken<br />

des Warschauer Paktes und der<br />

Sowjetunion zugeschnitten. Im Zuge<br />

einer umfassenden Zusammenarbeit<br />

sollten die Streitkräfte der Ostblockländer<br />

von russischem Niveau, Doktrin und<br />

Inventar auf westliche Standards gebracht<br />

und die Voraussetzungen für<br />

einen NATO-Beitritt geschaffen werden.<br />

Bald schon wurde das Programm auch<br />

auf andere Länder ausgeweitet, heute<br />

umfasst es rund um den Globus mehr<br />

als 80 Kooperationen: Polen arbeitet beispielsweise<br />

mit der Nationalgarde von<br />

Illinois zusammen, Tschechien mit<br />

Nebraska, Kroatien mit Minnesota.<br />

Serbien hat Ohio als Partner, Argentinien<br />

kooperiert mit Georgia und Brasilien<br />

sowie Südafrika mit der Nationalgarde<br />

von New York.<br />

Österreich bekundete bereits länger sein<br />

Interesse am SPP. Nach ersten Gesprächen<br />

im Jahr 2019 verkündete US-Außenminister<br />

Mike Pompeo bei seinem<br />

Wien-Besuch im August des Vorjahres<br />

schließlich die Aufnahme Österreichs.<br />

Was folgte, waren langwierige US-interne<br />

Verhandlungen: Die Nationalgarden<br />

von insgesamt 17 Staaten interessierten<br />

sich für die Zusammenarbeit mit dem<br />

Bundesheer. Letztlich machte Vermont<br />

– das seit 1994 bereits SPP-Kooperationen<br />

mit Nordmazedonien (in der Zeit<br />

wurden 350 gemeinsame militärische<br />

Aktivitäten gesetzt) und seit 2008 auch<br />

mit dem Senegal unterhält – nicht<br />

zuletzt auch wegen der gemeinsamen<br />

Trapp-Historie das Rennen. Ausschlaggebender<br />

dürften aber die geografischen<br />

und klimatischen Gemeinsamkeiten gewesen<br />

sein, wie Generalmajor Gregory<br />

Knight, der Kommandant der „Green<br />

Mountain Boys“, erklärt: „Die gemeinsamen<br />

Voraussetzungen machen eine<br />

Partnerschaft mit Österreich jedenfalls<br />

sehr interessant.“ Ebenfalls für Vermont<br />

gesprochen haben dürften die bereits<br />

bestehenden Kooperationen: Schon seit<br />

1983 arbeiten die Army Mountain Warfare<br />

School der Vermont National Guard,<br />

das US Army Biathlon Program und das<br />

86 th Infantry Brigade Combat Team<br />

(Mountain) mit den rot-weiß-roten<br />

Streitkräften zusammen. Seit sechs Jahren<br />

besteht im Physical Security and<br />

Stockpile Management Program zudem<br />

eine Ausbildungszusammenarbeit mit<br />

dem Senegal und Österreich zur sicheren<br />

Lagerung und Entsorgung von Munition.<br />

Das Bundesheer wiederum unterstützt<br />

seit einigen Jahren den Senegal<br />

bei der Ausbildung seiner Kampfschwimmer.<br />

Zuletzt wurden im Rahmen<br />

der vom US Militär einmal jährlich in<br />

Nordwestafrika abgehaltenen internationalen<br />

Übung „Flintlock“ im Jahr 2019<br />

senegalesische Kampfschwimmer von<br />

Jagdkommando-Kräften ausgebildet.<br />

Spannend wird es, wenn es um die Inhalte<br />

der nun beschlossenen, allerdings<br />

noch nicht offiziell fixierten Kooperation<br />

geht – Verteidigungsministerin<br />

Klaudia Tanner wird zur Unterschrift im<br />

Frühjahr 2022 in den USA erwartet. Da<br />

gilt nämlich: Alles ist möglich. Laut Informationen<br />

aus dem Verteidigungsministerium<br />

könne Österreich mehr oder<br />

weniger aus dem Vollen schöpfen, sei<br />

man in Vermont auch sehr an rot-weißrotem<br />

Know-how und einer Zusammenarbeit<br />

auf Augenhöhe interessiert. Mögliche<br />

Kooperationsfelder würden sich in<br />

der Cyber-Security und bei der ABC-<br />

Abwehr auftun, aber auch im Bereich<br />

der Militärmedizin, bei Drohnen und<br />

Drohnenabwehr, beim Grenzschutz, bei<br />

der Katastrophenhilfe und der Miliz sowie<br />

der Bekämpfung des internationalen<br />

Terrorismus. Gemeinsame Ausbildungsund<br />

Übungsaktivitäten könnten zudem<br />

den Alpinbereich umfassen und die Aufklärungsfähigkeit<br />

in allen Domänen.<br />

Selbst bei den Luftstreitkräften ist vieles<br />

denkbar. Zur rund 4.000 Soldaten zählenden<br />

Nationalgarde von Vermont<br />

gehört nämlich mit dem 158 th Fighter<br />

FOtO S : B U N D E S H E E R<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


S T A T E P A R T N E R S H I P P R O G R A M<br />

Die<br />

Nationalgarde<br />

Vermonts<br />

EDELWEISS RAID 2019 Eine<br />

Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Bundesheer und der Nationalgarde<br />

von Vermont ergab sich vor zwei<br />

Jahren auch im Rahmen des international<br />

besetzten Bergwettkampfs.<br />

Das Team der „Green Mountain<br />

Boys“ konnte dabei gleich bei der<br />

ersten Teilnahme das Ziel erreichen.<br />

Wing auch ein Luftelement. Das Geschwader<br />

betreibt 20 Stück des hochmodernen<br />

Kampfflugzeugs F-35A Lightning<br />

II. Arnold Kammel, Kabinettschef im<br />

Verteidigungsministerium und eingeteilter<br />

Leiter der Generaldirektion Verteidigungspolitik,<br />

der im Rahmen der eineinhalbjährlich<br />

stattfindenden „Defense<br />

Talks“ mit den USA maßgeblich am Zustandekommen<br />

der Kooperation beteiligt<br />

war, ist sicher: „Diese Partnerschaft<br />

wird sich positiv auf die sicherheitspolitische<br />

Zusammenarbeit auswirken und<br />

dem Bundesheer einen weiteren hochwertigen<br />

Austausch von Know-how ermöglichen.“<br />

Brigadier Peter Vorhofer<br />

als eingeteilter Leiter der Direktion für<br />

Verteidigungspolitik und internationale<br />

Beziehungen wird dies mit der Abteilung<br />

Militärdiplomatie in der weiteren<br />

Umsetzung begleiten.<br />

Interessant: Bei den Soldaten der Nationalgarde<br />

handelt es sich zwar auf dem<br />

Papier um Milizsoldaten, ihre Erstverpflichtung<br />

beträgt in den meisten Fällen<br />

aber acht Jahre (!), die Gesamtverpflichtung<br />

bis zu 20 Jahre. Um das Niveau zu<br />

halten, üben die Soldaten nach ihrer<br />

Rückkehr ins Zivilleben bis zu drei Tage<br />

Die Vermont National Guard<br />

(VTNG) ist Teil der 1903 aufgestellten<br />

Nationalgarde der Vereinigten<br />

Staaten und untersteht stets dem<br />

Gouverneur des Bundesstaates, aktuell<br />

ist das der ehemalige Stockcar-<br />

Champion Phil Scott von der Republikanischen<br />

Partei. Der Militärische<br />

Befehlshaber ist Generalmajor<br />

Gregory Knight. Gegliedert ist die<br />

VTNG in die Army National Guard<br />

und die Air National Guard mit<br />

einer Personalstärke von insgesamt<br />

knapp 4.000 Soldatinnen und<br />

Soldaten. Zur Army National Guard<br />

gehören die 124 th Regional Training<br />

School, das Garrison Support Command<br />

und mit dem 86 th Infantry<br />

Brigade Combat Team der einzige<br />

auf Gebirgskriegsführung spezialisierte<br />

Großverband der US-Landstreitkräfte.<br />

Die Air National Guard<br />

von Vermont wiederum wird von<br />

dem auf der Burlington Air Base<br />

stationierten 158 th Fighter Wing<br />

mit insgesamt 20 Kampfjets F-35A<br />

Lightning II gebildet.<br />

pro Monat und zwei Wochen pro Jahr.<br />

Langfristig könnte die Kooperation auch<br />

über die militärische Zusammenarbeit<br />

hinaus Früchte tragen, wie Vermonts<br />

Gouverneur Phil Scott erklärt: „Ich bin<br />

gespannt, wie sich unsere neue Partnerschaft<br />

mit Österreich entwickelt, denn<br />

bekanntlich unterstützt das State Partnership<br />

Program nicht nur die militärischen<br />

Bemühungen, sondern auch die<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen.“<br />

Nachsatz Knight: „Wir wollen<br />

unsere neue militärische Beziehung auch<br />

als Sprungbrett für weiteres ziviles Engagement<br />

und wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

nutzen.“ Nicht ausgeschlossen also,<br />

dass Sound of Music und die Trapps in<br />

den Beziehungen zwischen Österreich<br />

und Vermont schon bald eine noch<br />

größere Rolle spielen als ohnehin schon.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 3 4 H E E R & M E H R<br />

Was wäre, wenn …?<br />

Ich möchte Soldatin werden. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Ich,<br />

unsportlichster Mensch ever, möchte Soldatin werden! Aber gut, Entwarnung:<br />

Ich möchte nur heute Soldatin werden, und zwar für diese Reportage.<br />

Ein Lokalaugenschein im „Checkpoint MaHü“.<br />

Text: CONNY DERDAK<br />

Fotos: PETRA RAUTENSTRAUCH<br />

an verstehe mich<br />

M<br />

bitte nicht falsch –<br />

das Bundesheer<br />

fasziniert mich. Es<br />

gibt ganz klare Regeln<br />

und Strukturen.<br />

Man ist gut aufgehoben, zelebriert<br />

den zwischenmenschlichen Zusammenhalt<br />

und hat tolle Karrierechancen. Das<br />

gefällt mir. Und wären nun auch noch<br />

Sport und körperliche Verausgabung<br />

mein Steckenpferd, dann wäre ich sofort<br />

dabei. Aber so ist es nun mal nicht. „Unsportlichkeit<br />

ist kein Ausschlussgrund“,<br />

besänftigt mich Wehrdienstberater Vizeleutnant<br />

Gunther Schuster. „Wer noch<br />

nicht sportlich ist, der kann das trainieren,<br />

und wir bieten dafür die Hilfestellung.“<br />

Ich blicke ihn ungläubig an. „Wir<br />

hatten eine Bewerberin, die hat ein Jahr<br />

lang trainiert, und nun ist sie Frau<br />

Hauptmann bei der Miliz.“ Okay, die<br />

Frau hat Biss.<br />

Ich habe eingecheckt im Checkpoint<br />

MaHü, dem neuen repräsentativen Beratungszentrum<br />

des Bundesheeres mitten<br />

auf der Wiener Mariahilfer Straße.<br />

Schick ist es hier. Clean, hohe Räume,<br />

Glasvitrinen mit Exponaten, die<br />

man im Webshop erstehen kann.<br />

Große Screens und VR-Brillen zum<br />

Bestaunen von (360-Grad-)Filmen. Mit<br />

dem typischen Armyshop hat dieser<br />

Raum nichts gemein – sehr erfrischend,<br />

wie ich finde.<br />

Empfangen wurde ich wenige Minuten<br />

zuvor von zwei freundlichen Soldaten,<br />

nun sitze ich mit Vizeleutnant Schuster<br />

in der Beratungskoje. Zum Zweck der<br />

optimalen Vorbereitung auf die Eignungsprüfung<br />

gebe es spezielle Vorbereitungstage<br />

und -wochenenden, erfahre<br />

ich. Ich könne daran auch einmal ganz<br />

unverbindlich teilnehmen. Dort werde<br />

meine Leistung überprüft, die staatlich<br />

geprüften Trainerinnen und Trainer<br />

machen mit mir eine Laufstilanalyse,<br />

danach bekomme ich einen persönlichen<br />

Trainingsplan. Und als ich erfahre, was<br />

die dreitägige Eignungsprüfung alles<br />

beinhaltet, wird mir klar, dass ich diesen<br />

bitter nötig hätte: Liegestütze, 2.400-Meter-Lauf,<br />

Standhochsprung, Klimmzüge.<br />

Und Schwimmen. Gut, wenigstens eine<br />

Sache, die ich hinbekomme – ich plantsche<br />

gerne. Dazu kommen noch psycho-<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


R E P O R TA G E<br />

INFOGESPRÄCH Die Wehrdienstberater<br />

nehmen sich Zeit, um alle Fragen rund um eine<br />

Karriere beim Heer detailliert zu erklären.<br />

„Wir müssen<br />

raus aus den<br />

Kasernen“<br />

Oberst Karl Schifflhuber<br />

vom Heerespersonalamt<br />

über die Learnings und<br />

Erfahrungen der ersten<br />

Wochen.<br />

logische Härtetests, Wissenstests und<br />

sehr, sehr viele Stunden ohne Schlaf. Ich<br />

spreche von mehr als einem ganzen Tag<br />

und einer ganzen Nacht.<br />

Dann zeigt mir der Herr Vizeleutnant<br />

meine Möglichkeiten auf: Ohne Matura<br />

kann ich Unteroffizier werden, mit Matura<br />

Offizier. Für Letzteres müsste ich ein<br />

Studium an der Theresianischen Militärakademie<br />

ablegen. „Bloß nicht noch einmal<br />

studieren!“, denke ich und bekomme<br />

die Möglichkeit zum Milizoffizier feilgeboten<br />

– auf diesem Ausbildungsweg<br />

müsse ich lediglich Kurse an der Militärakademie<br />

belegen. Die Offizierslaufbahn<br />

könne man allerdings nur bis zum<br />

37. Lebensjahr einschlagen. Ob ich denn<br />

im zarten Alter von 38 Jahren noch<br />

Pilotin werden könne, möchte ich wissen,<br />

und bin überrascht über das „Ja“,<br />

das mir entgegengebracht wird. Da gebe<br />

es kein Alterslimit. Einzige (und wichtige)<br />

Kriterien: eine Wertungsziffer von<br />

mindestens sieben für Männer bei der<br />

Stellung und für Frauen bei der Eignungsprüfung<br />

sowie das Bestehen der<br />

ALLES IM BLICK Durch die 360-Grad-VR-Brille bekomme<br />

ich einen Rundum-Einblick in Panzer und Hubschrauber.<br />

HEER IM BILD Auf dem überdimensionalen Screen laufen<br />

Imagevideos über verschiedene Waffengattungen.<br />

Pilotenauswahltestung – mit zunehmendem<br />

Alter werde das jedoch immer<br />

schwerer.<br />

Während meiner Beratung wird nichts<br />

beschönigt, der zuvorkommende Wehrdienstberater<br />

erklärt mir alles detailliert<br />

und realitätskonform. Ich fühle mich an<br />

der Hand genommen, habe den Eindruck,<br />

man würde sich um mich bemühen,<br />

hätte ich denn tatsächlich Lust auf<br />

den Soldatinnenjob.<br />

„One Day I’ll Fly Away“, hallt es in meinem<br />

Kopf, als ich mich verabschiede.<br />

Vielleicht schaue ich mir so einen Vorbereitungstag<br />

ja einmal an. Bloß so …<br />

Herr Oberst, wie ist der Checkpoint<br />

angelaufen?<br />

Allein schon durch die Eröffnungsfeier<br />

am 15. September entstand ad<br />

hoc Popularität. Der Checkpoint<br />

kommt sehr gut an, es herrscht<br />

aber teilweise noch ein diffiziles<br />

Verständnis, weil manche Leute<br />

den Checkpoint als reinen Shop<br />

gesehen haben und nicht als das,<br />

was er eigentlich ist, nämlich Beratungsstelle<br />

und Informationsbüro.<br />

Anfangs haben alle nach Kurbelradios<br />

zur Blackout-Vorsorge gefragt.<br />

Welche Art von Beratung bieten<br />

Sie an?<br />

Alles – vom Grundwehrdienst<br />

über die Stellung bis hin zu Jobmöglichkeiten<br />

vom Lehrling bis<br />

zum Militärpiloten.<br />

Was gefällt den Leuten, die vorbeikommen,<br />

besonders?<br />

Der Ort und das Ambiente. Wir<br />

befinden uns mit einem modernen<br />

Auftritt und einer tollen Multimedia -<br />

ausstattung in einer beliebten Einkaufsstraße.<br />

Der riesige Screen mit<br />

unseren Videos über Waffengattungen<br />

beim Eingang kommt besonders<br />

gut an.<br />

Was ist für die Zukunft geplant?<br />

Es gibt Überlegungen, solche<br />

Checkpoints auch in anderen<br />

Hauptstädten zu etablieren. Wir<br />

müssen raus aus den Kasernen,<br />

damit die Leute auch „zufällig“<br />

bei uns hereinstolpern können.<br />

M I L I t Ä R A K t u E L L


0 3 6 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

MISSIONPOSSIBLE<br />

OUTDOOR ÜBERLEBEN MIT DEM<br />

JÄGERBATAILLON<br />

Von der Überquerung eines Gewässers und der Nahrungssuche in der Wildnis<br />

bis zur Orientierung im Gelände: Gemeinsam mit dem Jägerbataillon 25<br />

beschreiben wir in jeder Ausgabe Outdoor-Überlebenstechniken. Dieses Mal:<br />

der Bau eines Schüttbiwaks im Schnee.<br />

Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />

D<br />

as Wichtigste in einer<br />

Überlebenssituation ist<br />

erst einmal, warm und<br />

trocken zu bleiben. Das<br />

ist im Sommer natürlich deutlich<br />

einfacher als im Winter, wenn die<br />

Temperaturen auch in unseren Breiten<br />

auf minus 10 bis minus 15 Grad,<br />

im Extremfall sogar auf minus 25<br />

Grad sinken können. Wenn es dann<br />

auch noch stürmt und schneit, ist es<br />

nicht nur hilfreich und angenehm,<br />

sondern überlebenswichtig, sich für<br />

die Nacht eine sichere, wärmende<br />

und wasserdichte Notunterkunft zu<br />

bauen. Möglichkeiten dafür gibt es<br />

einige – besonders praktisch ist die<br />

Errichtung eines Schüttbiwaks, in<br />

dem die Temperatur sogar leichte<br />

Plusgrade erreichen kann und bis<br />

zu fünf Personen ausreichend Platz<br />

finden. Für den Aufbau braucht es<br />

nicht mehr als eine Schaufel, eine<br />

Plane (Biwaksack, Regentarp, …),<br />

Rucksäcke, Zweige und Äste sowie<br />

jede Menge Schnee.<br />

Erster Schritt: Die Wahl eines geeigneten<br />

Standorts (1). Ideal sind windberuhigte,<br />

eher schneereiche und<br />

möglichst flache Stellen. Dabei darauf<br />

achten, dass der Standort in jedem<br />

Fall vor Lawinen sicher ist.<br />

Anschließend die Grundfläche des<br />

Biwaks festtreten, Rucksäcke dicht<br />

2<br />

1<br />

Standortwahl<br />

Rucksäcke auflegen<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


Expertentipp<br />

„Um unnötige Kraftanstrengung<br />

zu vermeiden und es im Inneren<br />

möglichst warm zu haben, sollte<br />

das Biwak gerade groß genug<br />

sein, um darin zu schlafen und<br />

seine Ausrüstung zu verstauen. “<br />

Soldat des Jägerbataillons 25<br />

nebeneinander im Zentrum des ausgetretenen<br />

Bereichs ablegen und mit<br />

einer Plane abdecken (2). Ergänzend<br />

oder alternativ zu den Rucksäcken<br />

aus Ästen, Zweigen und Blättern ein<br />

Gerüst bauen.<br />

S U R V I V A L G U I D E<br />

Nun beginnt der anstrengende Teil<br />

der Arbeit: Mit einer Schaufel (alternativ<br />

Dose, Topf oder einen Schneeschuh<br />

verwenden) von allen Seiten<br />

möglichst viel Schnee auf Rucksäcke<br />

und Plane schaufeln (3) und regel -<br />

SCHRITT FÜR SCHRITT<br />

ZUM SCHÜTTBIWAK<br />

4<br />

Innenausbau<br />

5<br />

Eingang graben &<br />

Rucksäcke entfernen<br />

Biwak optimieren<br />

3<br />

Schnee aufhäufen &<br />

verdichten<br />

6<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 3 8 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

mäßig verdichten. Die Schneeschicht<br />

über den Rucksäcken sollte am Ende<br />

zumindest eineinhalb – besser<br />

zwei – Meter betragen. Der Haufen<br />

muss groß genug sein, dass darin alle<br />

Personen Platz finden. Abschließend<br />

reihum mehrere 40 bis 50 Zentimeter<br />

lange Äste in die Schneekuppel<br />

stecken – sie lassen später Rückschlüsse<br />

auf die Dicke der Wände zu.<br />

Nächster Schritt: Die Rucksäcke wieder<br />

entfernen. Dazu an der windabgewandten<br />

Seite des Haufens zuerst<br />

ein Loch nach unten graben und<br />

ausgehend von diesem Loch schräg<br />

hoch in Richtung Rucksäcke vorarbeiten<br />

(4). So entsteht ein Kältegraben,<br />

über den die kalte Luft abfliessen<br />

kann, während die warme Luft<br />

im Schlafbereich bleibt.<br />

Nun geht es um den Innenausbau:<br />

Rucksäcke, Zweige und Äste sowie<br />

Plane entfernen und den Hohlraum<br />

nach allen Seiten weiten. Dazu mit<br />

der Schaufel vorsichtig Schnee von<br />

Decke und Wänden kratzen und<br />

den Schnee mithilfe der Plane nach<br />

draußen befördern (5). Nicht mehr<br />

weitergraben, wenn Licht durch den<br />

Schnee zu sehen ist oder man auf die<br />

zuvor von außen in die Kuppel gesteckten<br />

Äste stößt – Einsturzgefahr!<br />

Wenn die Größe passt, können noch<br />

Flächen zum Liegen herausgegraben,<br />

der Eingangstunnel verbessert und<br />

andere Verbesserungen vorgenommen<br />

werden (6). Die Höhle sollte im<br />

Endausbau in jedem Fall hoch genug<br />

sein, um darin zu sitzen, und tief genug,<br />

um darin liegen und die Ausrüstung<br />

verstauen zu können.<br />

Abschließend das Biwak fertig einrichten.<br />

Die Schlafplätze idealerweise<br />

mit einer Schicht aus Blättern<br />

oder Reisig isolieren, mit Plane oder<br />

Isomatte abdecken und darüber<br />

Schlafsack oder Biwaksack ausbreiten.<br />

Den Eingang von innen zum<br />

besseren Kälteschutz mit einem<br />

Rucksack oder einem stabilen<br />

Schneeblock verschließen. Achtung:<br />

Davor unbedingt zwei oder drei<br />

Belüftungslöcher in Decke und<br />

Wände des Biwaks bohren, um für<br />

ausreichend Frischluft zu sorgen und<br />

eine Kohlenmonoxid-Vergiftung zu<br />

vermeiden!<br />

Expertentipp<br />

„Die Temperatur im<br />

Biwak möglichst konstant<br />

halten. Schnee, der schmilzt<br />

und dann wieder gefriert,<br />

isoliert nicht mehr.“<br />

Soldat des Jägerbataillons 25<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


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US-Kooperation des<br />

Bundesheeres — S. 32<br />

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Jägerbataillon 25 — S. 36<br />

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Krieg der Sterne: Im Orbit<br />

tobt ein Wettstreit um<br />

Technologie, Einfluss und<br />

militärische Übermacht.<br />

Neben den USA, China<br />

und Russland unterhalten<br />

längst auch andere Länder<br />

eigene Weltraumtruppen.<br />

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0 4 0<br />

S I C h E R h E I T & W I R T S C h A F T<br />

DAS COMEBACK DER<br />

SCHLACHTKREUZER<br />

Es ist gar nicht so lange her, da galten Schlachtschiffe und -kreuzer als veraltet<br />

und als nicht mehr zeitgemäß. Die erst 1986 vom Stapel gelassene nukleargetriebene<br />

russische „Admiral Nachimow“ wurde daher schon 1999 wieder<br />

außer Dienst gestellt. Allerdings nur vorübergehend, wie sich nun zeigt –<br />

in Russland scheint man in dem Dickschiff neue Qualitäten zu erkennen.<br />

Seit 2014 und voraussichtlich noch bis 2023 wird die „Nachimow“ daher umfassend<br />

modernisiert. Dabei wird insbesondere die Bewaffnung mit 174 Startern<br />

für insgesamt 300 Flugkörper (!) auf weltweit höchsten Stand gebracht.<br />

Statt der ehemals verbauten schrägen Starter für SS-N-19 bekommt das Schiff<br />

nun solche für hochmoderne S-500 (die sogar Interkontinentalraketen abfangen<br />

können soll) sowie zehn Senkrechtstartanlagen für bis zu 80 Flugkörper<br />

der Typen Kalibr (3.000 Kilometer Reichweite) und Oniks sowie<br />

für den Hyperschallgleiter 3M22 Tsirkon. Damit kann der russische<br />

Schlachtkreuzer selbst US-Trägergruppen ernsthaft bedrohen,<br />

von Oberwasserschiffen anderer Nationen gar nicht zu reden.<br />

Nach der „Nachimow“ durchläuft auch das Schwesternschiff<br />

„Pjotr Velikiy“ denselben Modernisierungsprozess, sie<br />

soll 2024 wieder in Dienst gestellt werden. Kosten<br />

pro Schiff: rund 1,5 Milliarden Euro.<br />

IM FOKUS<br />

DER KONZERN<br />

IM ÜBERBLICK<br />

Gründung<br />

1987<br />

Umsatz<br />

2,6 Mrd. Euro (2020)<br />

Produkte<br />

Luftabwehrsystem<br />

Nasam, Flugkörper<br />

Naval Strike Missile &<br />

Joint Strike Missle, …<br />

KONGSBERG DEFENCE & AEROSPACE<br />

Laut einem aktuellen Bericht verkauften Norwegens Rüstungsbetriebe 2020 militärische<br />

Ausrüstung im Wert von 620 Millionen Euro ins Ausland. Der Löwenanteil<br />

davon entfällt auf Kongsberg Defence & Aerospace (KDA). Norwegens größtes<br />

Rüstungsunternehmen reüssierte zuletzt vor allem mit seinem Luftverteidigungssystem<br />

Nasams (Bild), das Luft-Luft-Flugkörper wie AIM-120 Amraam vom Boden<br />

aus zum Einsatz bringt. Inzwischen gibt es zwölf Kunden, zuletzt entschlossen<br />

sich Indonesien, Litauen und Ungarn für eine Beschaffung. Gemeinsam mit Thyssenkrupp<br />

Marine Systems darf sich KDA aktuell zudem über einen 5,5-Milliarden-<br />

Euro-Auftrag zur Lieferung von zwei U-Booten an die deutsche und vier an die<br />

norwegische Marine freuen. Der Bau soll 2023 beginnen, die Auslieferungen an<br />

Oslo 2029 und an Berlin 2032 erfolgen. Last, but not least, stellt KDA als Partner<br />

von Lockheed mit der 416 Kilogramm schweren Joint Strike Missile seit 2018 einen<br />

Flugkörper für alle Nutzer des F-35. Die griechische Marine nutzt zudem Kongsbergs<br />

Anti-Schiffsrakete Penguin für seinen Marinehubschrauber SH-60.<br />

FOTO S : K R E M L I N . R u, KO N g S B E R g , FA F<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


N E W S A U S D E R S I C H E R H E I T S B R A N C H E<br />

„EX-SCHWEIZER HAWK SIND EINE ERFOLGSGESCHICHTE“<br />

GENERALMAJOR<br />

PASI JOKINEN<br />

kommandiert die<br />

finnischen Luftstreitkräfte<br />

seit April 2019.<br />

In Finnland steht mit Jahresende die Typenentscheidung<br />

für die geplante Beschaffung von 64 Kampfflugzeugen<br />

als Ersatz für die aktuelle F/A-18-Flotte an. Militär Aktuell<br />

sprach darüber mit Generalmajor Pasi Jokinen, dem<br />

Kommandanten der finnischen Luftwaffe (Ilmavoimat).<br />

Herr Generalmajor, wie steht es um die geplante Jet-<br />

Beschaffung. Welche Innovationen erwarten Sie davon?<br />

Der Status des Programms ist solide, die Bedeckung steht.<br />

Das Jahresmilitärbudget wurde dafür um 54 Prozent angehoben,<br />

die Gesamtkonsten werden mit rund zehn Milliarden<br />

Euro kalkuliert. Am 30. April sind die finalen Anbote<br />

zu F-35, Eurofighter, Rafále und Super Hornet eingegangen.<br />

Nun werden diese bis Jahresende analysiert und<br />

bewertet. Wichtig ist uns vor allem, dass die Sensor- und<br />

Rechnerleistungen der neuen Plattformen auf dem neuesten<br />

Stand sind. Das ist notwendig, damit die Maschinen<br />

– angesichts erwartbarer zukünftiger Technologiesprünge,<br />

aber auch der sich in unserer Region aufbauenden<br />

Bedrohungen – langfristig ausreichend Aufwuchspotenzial<br />

bieten. Der Zulauf des neuen Musters soll dann<br />

ab 2025 beginnnen.<br />

Das heißt, zumindest ein Teil der F/A-18C/D wird bis etwa<br />

2030 in Betrieb sein. Braucht es dafür noch Updates?<br />

Nein. Wir haben an den Maschinen bereits zwei große<br />

Mid-Life-Aufwertungen durchgeführt, Primärwaffen,<br />

Avionik und Kommunikationssysteme sind auf dem<br />

neuesten Stand. 2006 bis 2010 erhielten die Maschinen AIM-<br />

9X-Lenkwaffen sowie ein Helmvisier. 2012 bis 2016 folgten Luft-<br />

Boden-Präzisionswaffen Joint Direct Attack Munition, die gleitende<br />

AGM-154 Joint Standoff Weapon, 70 Stück des angetriebenen<br />

AGM-158A Joint Air-to-Surface-Flugkörpers mit 270 Kilometern<br />

Reichweite und elektro-optische Litening-Zielbehälter.<br />

2007 übernahm die Ilmavoimat alte BAE Hawk Mk.66-Trainer<br />

(Bild) der Schweizer, frühe Exemplare mit Analog-Cockpit.<br />

Fliegen die Maschinen noch und inwieweit wurden sie an die<br />

Hawks angeglichen, über die Finnland bereits zuvor verfügte?<br />

Sie fliegen noch und die Beschaffung ist eine einzige Erfolgsgeschichte.<br />

Wir haben die 18 Schweizer Maschinen und unsere 16<br />

älteren Mk.51 gemeinsam mit unserem Industriepartner Patria<br />

auf die gleiche Bildschirm-Cockpit-Konfiguration aufgerüstet.<br />

Heute umfasst unsere operationelle Flotte noch 32 Stück.<br />

Genügt die Pilotenausbildung damit zukünftigen Ansprüchen?<br />

Das System wird mit simuliertem Bordradar, Radarwarnempfänger<br />

und mit Datalink bis in die späten 2030er-Jahre eine<br />

bedeutende Rolle in unserer Ausbildung spielen. Die kritische<br />

Situationsübersicht lässt sich damit mehr als ausreichend<br />

erlernen und trainieren. Um die künftige Pilotenschnittstelle<br />

noch besser abzubilden, wollen wir aber gemeinsam mit Patria<br />

nach der Kampfjetbeschaffung weitere Soft- und Hardwareanpassungen<br />

durchführen. Unabhängig davon sind die Hawks<br />

auch für den „Download“ teurer Kampfjet-Stunden wichtig und<br />

werden auch für Blue- und Red Air-Simulationen eingesetzt.<br />

Ihr Partner für Sicherheit und Verteidigung


0 4 2 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />

DIE NETFLIX REVOLUTION<br />

Am 13. November fand im Madinat Jumeirah in Dubai die bereits zehnte Auflage<br />

der Dubai Air Chiefs Conference statt. Wie schon in den vergangenen Jahren war<br />

Militär Aktuell auch heuer als Medienpartner mit dabei. Ein Rückblick.<br />

Text & Foto: GEORG MADER<br />

A<br />

ls Schirmherr der Dubai<br />

Air Chiefs Conference<br />

wurde Scheich<br />

Mohammed bin Rashid<br />

Al Maktoum, Premierminister<br />

der VAE<br />

und Herrscher von Dubai, bei der Eröffnung<br />

von seinem Staatsminister für Verteidigung<br />

Mohammed bin Ahmad Al<br />

Bowardi vertreten. Al Bowardi konzentrierte<br />

sich in seinem Vortrag auf die<br />

sich verändernde Natur der Kriegsführung<br />

und die künftige Entwicklung der<br />

Luftwaffen mit Multi-Domain-Operationen.<br />

Er bekräftigte die Bedeutung der<br />

internationalen Zusammenarbeit bei der<br />

Bewältigung zukünftiger Herausforderungen<br />

und hob die Schlüsselrolle neuer<br />

Technologien und Konzepte für zukünftige<br />

Lufterfolge hervor. „Wir müssen unsere<br />

Bemühungen und all unsere Kreativität<br />

konsolidieren, um anhaltende und<br />

zukünftige Bedrohungen zu lösen und<br />

um Sicherheit, Frieden und Entwicklung<br />

in unseren Ländern zu schützen.“<br />

In Folge drehten sich die Vorträge vor allem<br />

um das Thema Informationsdominanz<br />

und die Ausformung operationeller<br />

Strategien über alle Domänen hinweg.<br />

Für Aufsehen sorgte dabei USAF-Stabschef<br />

General Charles Q. Brown (Bild,<br />

Zweiter von rechts), der die Gefahr<br />

„disruptiver“ Bedrohungen hervorhob.<br />

Um diesen zu begegnen, müsse man neu<br />

denken und sollten sich Kommandeure<br />

durchaus an Netflix orientieren, so<br />

Brown. Von dem TV-Streaming-Pionier<br />

könnten sie lernen wie sich mit neuen<br />

Technologien ein ganzer Markt – oder<br />

umgelegt auf die militärische Ebene:<br />

das Schlachtfeld – revolutionieren lasse.<br />

Netflix habe ein Hardwareprodukt<br />

(DVD) durch innovative Software ersetzt<br />

und so für völlig neue Realitäten<br />

gesorgt. „Wir müssen nun die Art und<br />

Weise, wie Militär wirkt, in ein ähnli-<br />

HOCHRANGIG Vertreter aus rund 70 Staaten nahmen an der Dubai Air Chiefs Conference teil.<br />

ches, interoperables Modell überleiten.“<br />

Der US-Airchief weiter: „Information ist<br />

heute eine Waffe und für Militärs genauso<br />

wichtig wie Treibstoff oder Raketen.<br />

Sie ist die ‚Software‘, die man entweder<br />

hat, dem Gegner vorenthält und verfälscht<br />

– oder die einem selbst genommen<br />

wird.“ Um das volle Potenzial neuer<br />

Technologien nutzen zu können, müssten<br />

moderne Streitkräfte laut Brown in<br />

Zukunft noch interoperabler werden<br />

und sich auf Informationsebene verstärkt<br />

mit Verbündeten zusammentun.<br />

Im Moment würden dem noch zu viele<br />

bürokratische Hürden im Weg stehen.<br />

„Nationale Richtlinien dürfen uns nicht<br />

daran hindern, Daten zu teilen, von denen<br />

unsere Besatzungen profitieren und<br />

von denen letztlich ihr Leben abhängt.“<br />

Anschließend gingen die Luftwaffenchefs<br />

aus Frankreich, Australien und<br />

Deutschland auf bevorstehende Revolutionen<br />

in der Kriegsführung ein. Die<br />

Rede war dabei von künstlicher Intelligenz,<br />

Supercomputing, Cyberwaffen,<br />

einem Trend zu nicht-kinetischen Effekten,<br />

der steigenden Abhängigkeit von<br />

Daten und Software sowie Entwicklungen<br />

mit Blickrichtung Weltraum, die<br />

neben den großen vor allem auch kleine<br />

Luftwaffen zunehmend vor Herausforderungen<br />

stellen. Diesen könne man<br />

aber auch mit vergleichsweise geringen<br />

Investitionen erfolgreich begegnen, so<br />

General Dennis Luyt, Kommandeur der<br />

Niederländischen Luftwaffe. „Die Bedeutung<br />

der Verschmelzung der Weltraum-<br />

und Cyberspace-Domänen ist für<br />

zukünftige Luftoperationen entscheidend.“<br />

Um dabei nicht ins Hintertreffen<br />

zu geraten, haben die Niederlande kürzlich<br />

– wie Luyt sichtlich stolz ausführte<br />

– einen eigenen, gerade einmal zwei<br />

Schuhkartons großen, Kleinsatelliten<br />

gestartet. Das weniger als fünf Millionen<br />

Euro teure System erledige nun wertvolle<br />

Aufklärungsarbeit auch für Verbündete<br />

und könne zudem frühzeitig vor<br />

Sonnenwinden und Magnetstürmen<br />

warnen. Luyt abschließend: „Der Kosten-Nutzen-Faktor<br />

ist eindeutig.“<br />

Militär Aktuell dankt Memoona Batool<br />

(SPPS) für die reibungslose Zusammenarbeit<br />

im Vorfeld und auf der Konferenz.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 4 4 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />

GLOBALE ENTRÜSTUNG<br />

China ist nach den USA inzwischen der weltweit größte Waffenproduzent, die<br />

Qualität der exportierten Flugzeuge, Radarsysteme, Kampfpanzer und Drohnen<br />

lässt allerdings vielerorts zu wünschen übrig.<br />

Text: GEORG MADER<br />

B<br />

ei Militärs in Pakistan,<br />

Bangladesch, Myanmar,<br />

Algerien, Nigeria und<br />

im Sudan ist die Ernüchterung<br />

derzeit groß: Die<br />

Länder sind die Hauptexportdestinationen<br />

der florierenden<br />

chinesischen Rüstungsindustrie, mit dem<br />

gelieferten Material ist man dort aber<br />

nur sehr eingeschränkt zufrieden: Drohnen<br />

fliegen nicht, Kampfpanzer fahren<br />

nicht, Radarsysteme funktionieren nicht.<br />

Ersatzteile zu bekommen erweist sich als<br />

schwierig bis unmöglich, Support und<br />

Service lassen zu wünschen übrig, einige<br />

Systeme konnten noch nicht einmal in<br />

Betrieb genommen werden.<br />

Aber alles der Reihe nach: Beginnen wir<br />

mit aktuellen Zahlen des Stockholmer<br />

Forschungsinstituts SIPRI, das 2020<br />

erstmals das Volumen des chinesischen<br />

Waffensektors schätzte. Demnach gehören<br />

die Aviation Industry Corporation<br />

(AVIC), China Electronics Technology<br />

Group (CETC), China North Industries<br />

Group (NORINCO) und China South<br />

Industries Group (CSGC) zu den 20<br />

weltweit größten Rüstungsfirmen – drei<br />

davon sogar zu den Top Ten. Zusammen<br />

produzierten sie von 2015 bis 2019 Rüstungsgüter<br />

im Wert von 49 Milliarden<br />

Euro. „Made in China“ liegt damit um<br />

zwölf Milliarden Euro über dem Niveau<br />

der zehn größten russischen Unternehmen,<br />

aber noch weit hinter den marktbeherrschenden<br />

US-Konzernen.<br />

Größter Abnehmer der von NORINCO<br />

und Co hergestellten Produkte ist die<br />

Volksarmee, immer mehr Systeme gehen<br />

aber auch ins Ausland. Zwischen 2015<br />

und 2019 war China laut SIPRI immerhin<br />

für 5,2 Prozent der globalen Rüstungsexporte<br />

verantwortlich. Die Liste<br />

der Abnehmer umfasst 53 Staaten, wobei<br />

satte 63 Prozent aller Exporte alleine<br />

nach Pakistan gegangen sind.<br />

SEHEN GUT AUS, FUNKTIONIEREN ABER NICHT Rund um die aus China beschafften<br />

FM-90-Luftabwehrflugkörper-Systeme sind mittlerweile 87 (!) Fehler dokumentiert.<br />

Hinter den steigenden Zahlen steht nicht<br />

immer Kundenzufriedenheit, wie das<br />

Beispiel bewaffneter Drohnen zeigt: Bislang<br />

beschafften elf Staaten – darunter<br />

Ägypten und Saudi-Arabien – derartige<br />

Systeme bei chinesischen Firmen, wirklich<br />

zufrieden ist man nirgendwo. Im Irak<br />

und in Jordanien will man die gekauften<br />

CH-4B-Drohnen sogar schnellstmöglich<br />

wieder loswerden, wie die dortigen Luftwaffenchefs<br />

gegenüber Militär Aktuell<br />

sagten. Die versprochenen Leistungsdaten<br />

werden trotz Nachbesserungen<br />

nicht erreicht. In Europa betreibt Serbien<br />

ähnliche CH-92A-UAVs und auch dort<br />

dürfte nicht alles reibungslos laufen.<br />

Ähnliches hört man aus Bangladesch,<br />

wie bereits in unserer Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />

berichtet. Zwischen 2010 und 2020<br />

stammten 73,6 Prozent aller Beschaffungen<br />

der dortigen Armee aus China, die<br />

Liste der Mängel ist lang: Bei den K-8W-<br />

Jet-Trainern funktionieren Funkgeräte<br />

nicht und lösen Waffen nicht aus, die<br />

SLC-2-Radare zeigen Ziele falsch oder<br />

gar nicht an und die Boden-Luft-Systeme<br />

FM-90 wurden für ein integriertes<br />

Abwehrsystem beschafft, sind aber nach<br />

drei Jahren immer noch nicht voll einsatzbereit.<br />

Besonders viele Probleme<br />

scheint es rund um chinesische Kampfpanzer<br />

zu geben, da hakt es auch am<br />

„After Sales Support“. Seit 2015 modernisierte<br />

NORINCO in Bangladesch 174<br />

alte T-59, das zog sich bis heuer, statt<br />

ursprünglich geplant bis 2018. In Abnahmetests<br />

diesen Februar versagten aber<br />

Nachtsicht- und Wärmebildgeräte, an<br />

sechs T-59G sind zudem Torsionsstäbe<br />

gebrochen. Massive Probleme gibt es<br />

auch bei den 2012 gelieferten 44 MBT-<br />

2000-Panzern, von denen die Hälfte<br />

Motorschäden erlitt. Bislang wurden nur<br />

fünf 6TD-2E-Diesel repariert und da<br />

stammen die Triebwerke aus der Ukraine.<br />

Im Vergleich dazu fallen korrodierte Raketen<br />

für den Werfer WS-22 oder verbogene<br />

und korrodierte Läufe am MG Typ-<br />

80 kaum ins Gewicht. Deutlich gefährlicher<br />

sind aber die gemessenen sieben<br />

Grad Abweichung (!) im optischen Visier<br />

der 76-mm-Kanone des Patrouillenschiffs<br />

BNS Nishan und die überraschende<br />

Explosion einer FL3000N-Abwehrrakete<br />

in diesem April, nur 1,55 Sekunden<br />

nach dem Start von der BNS Prottosha.<br />

FOTO : M O D B D/ S H A R I H A R<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


A U S T R I A N S E C U R I T Y & D E F E N C E<br />

WAS GIBT ES NEUES VON<br />

„MADE IN AUSTRIA“?<br />

FOTO : E M P L FA H R Z E U GW E R K G M B H<br />

Gute Nachrichten von Schiebel: Der heimische<br />

UAV-Hersteller darf sich über<br />

einen neuen Auftrag aus ailand freuen<br />

– die Royal ai Navy beschafft zwei<br />

weitere Camcopter S-100. Der oberösterreichische<br />

Löschfahrzeughersteller<br />

Rosenbauer wiederum konnte einen<br />

Auftrag der deutschen Bundeswehr über<br />

76 Feuerlösch-Kraftfahrzeuge Waldbrandbekämpfung<br />

(FlKfz WBBk) auf Basis des<br />

Tatra Offroad-Chassis T-815-7 4x4 Force<br />

an Land ziehen. Es handelt sich dabei um<br />

Fahrzeuge der MT-Baureihe, die von einem<br />

395-PS-Euro-6-Motor angetrieben<br />

werden. Rosenbauer ist darüber hinaus<br />

mit AKKA und der PFW Aerospace<br />

GmbH eine Partnerschaft „zur Kommerzialisierung<br />

von Schnellwechselsystemen<br />

zur Brandbekämpfung“ eingegangen, die<br />

mit verschiedenen militärischen Frachtflugzeugtypen<br />

wie Airbus A400M und<br />

C-130 Hercules kompatibel sein sollen.<br />

Dabei geht es um Rüstsätze mit großen<br />

Wasserbehältern, die bei Bedarf rasch<br />

im Frachtraum verzurrt sein sollen.<br />

Eine interessante Partnerschaft hat kürzlich<br />

auch Spezialfahrzeughersteller Franz<br />

Achleitner bekannt gegeben: Gemeinsam<br />

mit der deutschen Farmingtons Automotive<br />

wollen die Wörgler ein Sonderschutzfahrzeug<br />

auf Basis des neuen Toyota<br />

Land Cruiser 300 entwickeln und fertigen.<br />

Auch Mercedes-Benz hat ein neues<br />

Fahrzeug in Entwicklung: Der deutsche<br />

Hersteller zeigte in seinem G-Klasse Experience<br />

Center in Graz einen als LAPV<br />

464 (Light Armored Patrol Vehicle) bezeichneten<br />

Demonstrator auf Basis des<br />

traditionsreichen Geländewagens. Beim<br />

Prototypen baut ein gepanzerter Rumpf<br />

im STANAG 4561 Level 2-Standard<br />

der israelischen Firma Plasan auf einem<br />

verbesserten G464-Fahrgestell auf.<br />

Bei General Dynamics European Land<br />

Systems-Steyr in Wien-Simmering ist<br />

einstweilen die Fertigung der 30 neuen<br />

vom Bundesheer Anfang des Jahres bestellten<br />

Pandur-Mannschaftstransporter<br />

angelaufen. Nachdem im Frühjahr zahlreiche<br />

Unterbaugruppen gefertigt wurden<br />

und mit der Wannenproduktion begonnen<br />

worden war, startete im August<br />

die Montage. Auch bei Empl läuft die<br />

Produktion auf vollen Touren: Der Aufbau-Spezialist<br />

konnte in den vergangenen<br />

Wochen mehrere Transportpritschen inklusive<br />

Containerverriegelung auf Mercedes-Benz<br />

Arocs 4152 8×8 und Arocs 3348<br />

6×6 sowie acht Bison-Bergefahrzeuge auf<br />

Tatra 815-7 Force 6×6.1R (Foto) an Kunden<br />

im Nahen Osten liefern. 60 Transporter<br />

mit Winde auf MAN TGS 26.440<br />

6×6 gingen an einen Kunden in Asien.<br />

Gleich drei neue Aufträge aus Deutschland<br />

gibt es für Goldeck Textil. Das für<br />

seine Marke Carinthia bekannte Unternehmen<br />

hat mit der Bundeswehr einen<br />

Rahmenvertrag zur Lieferung von 15.000<br />

bis 22.000 Schlafsacksystemen vom Typ<br />

Schlafsack Daunen SpezKr vereinbart, die<br />

ab sofort bis Sommer 2025 zulaufen sollen.<br />

Die Bundeswehr hat bei Goldeck zudem<br />

12.000 Nässeschutzbekleidungssätze<br />

für das KSK und 9.500 Daunenjacken für<br />

seine Spezialkräfte und Gebirgstruppen<br />

bestellt. Hirtenberger Defence wiederum<br />

erhielt einen Auftrag der italienischen<br />

Armee zur Lieferung von Munition für<br />

seine 60-mm-Granatwerfer im Wert von<br />

3,2 Millionen Euro und Ulbrichts Protection<br />

zeigte auf der „MiliPol <strong>2021</strong>“ in<br />

Paris seinen neuen VPAM 6 Rifle-Helm.<br />

Die schwedischen Streitkräfte beschaffen<br />

zudem bei Glock um 800.000 Euro Pistolen<br />

der Typen Pistol 88D/T (Glock 19),<br />

88C2 (Glock 17 Generation 3) und 88D<br />

(Glock 19 Generation 2) nach.<br />

Apropos Schweden: Die Test-Fuchs<br />

GmbH arbeitet aktuell eng mit Saab zusammen.<br />

Das Waldviertler Unternehmen<br />

liefert fünf hochautomatisierte, multifunktionale<br />

Prüfstände für Hydraulik,<br />

Pneumatik und Kraftstoff sowie On-Site-<br />

Aktivitäten und Wartungsaufgaben für<br />

die Gripen E-Kampets der brasilianischen<br />

Luftwaffe. Bereits im April konnte<br />

dafür der Shop Acceptance Test (SAT)<br />

erfolgreich abgeschlossen werden.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 4 6 P A N O R<br />

A<br />

M<br />

A<br />

NEUER<br />

WETTLAUF<br />

INS ALLText:<br />

MAYA JANIK<br />

Der Weltraum entwickelt sich zunehmend zu einem<br />

Schauplatz globalen Wettrüstens. Immer mehr<br />

Staaten erklären das All zu ihrem militärischen<br />

Operationsgebiet, die Entwicklung neuer<br />

Technologien schreitet rasant voran. Steuern<br />

wir auf einen Krieg der Sterne zu?<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


B L I C K I N D I E Z U K U N F T<br />

FOTO : 1 2 3 R F<br />

m 15. November zerstörte<br />

Russland mit<br />

A<br />

einer Rakete vom Typ<br />

A-235 Nudol in 482<br />

Kilometern Höhe<br />

seinen ausgedienten<br />

Spionagesatelliten Kosmos-1408. Das<br />

Ereignis stieß im Westen nicht nur wegen<br />

der Gefahr, die durch die Trümmer<br />

des Satelliten für die Astronauten der<br />

internationalen Raumstation ISS ausgingen,<br />

auf heftige Kritik. Der Nordatlantikrat<br />

der NATO verurteilte den Abschuss<br />

als „unverantwortliches Verhalten“,<br />

das die Sicherheit ebenso wie die<br />

wirtschaftlichen und wissenschaftlichen<br />

Interessen aller Raumfahrtnationen<br />

gefährde. Auch stehe der Test des<br />

Raketensystems im Widerspruch zu<br />

Russlands Beteuerungen, die Stationierung<br />

und den Einsatz von Weltraumwaffen<br />

abzulehnen. Doch Russland ist<br />

nicht das einzige Land, das seine militärischen<br />

Fähigkeiten im Weltall testet.<br />

Auch die USA, China, Indien und andere<br />

Staaten entwickeln und testen<br />

Waffen, die fremde Satelliten zerstören<br />

können.<br />

Die Nutzungsmöglichkeiten des Weltraums<br />

für militärische Zwecke haben<br />

Staaten nicht erst gestern entdeckt. Ob<br />

zur Aufklärung, Frühwarnung, Kommunikation,<br />

Navigation oder als<br />

Radar – Satelliten sind seit<br />

dem Ersten Golfkrieg<br />

ein wichtiger Bestandteil militärischer<br />

Einsätze, sagt Małgorzata Polkowska,<br />

Professorin an der polnischen Landesverteidigungsakademie<br />

in Warschau<br />

und Expertin für Weltraumsicherheit.<br />

Auch an offensiven Waffen zum Einsatz<br />

im Weltraum wird bereits seit dem<br />

Kalten Krieg gearbeitet. Heute bietet<br />

der technologische Fortschritt zahl -<br />

reiche neue Möglichkeiten, diese Entwicklung<br />

voranzutreiben. Die Robotisierung,<br />

Automatisierung und Autonomisierung<br />

würden dazu führen, dass<br />

unbemannte Waffen qualitativ und<br />

quantitativ künftig an Bedeutung<br />

gewinnen, erklärt Marcel Berni,<br />

wissenschaftlicher Assistent an der<br />

Militärakademie an der ETH Zürich.<br />

„Wer den Weltraum beherrscht, beherrscht<br />

die Welt.“ Dieser berühmte<br />

Satz des späteren US-Präsidenten Lyndon<br />

B. Johnson aus dem Jahr 1961 ist<br />

heute auch für aufstrebende Mächte<br />

ein Leitsatz. Denn nicht nur das Ausmaß<br />

der Investitionen und das Tempo<br />

der Aufrüstung im All haben zugenommen.<br />

Auch die Zahl der Staaten, die<br />

Antisatellitenwaffen entwickeln, ist in<br />

den vergangenen Jahren gestiegen. Der<br />

wohl wichtigste neue Akteur in diesem<br />

Rüstungswettlauf ist China,<br />

ein Weckruf für die<br />

internationale Gemeinschaft<br />

war der 11. Jänner 2007. An dem Tag<br />

zerstörte China mit der Rakete SC-19<br />

den chinesischen Wettersatelliten Fengyn-1C<br />

in einer Höhe von 863 Kilometern.<br />

Derartige Tests hatte es bis dahin<br />

seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr<br />

gegeben. Im März 2019 verkündete<br />

dann Indien eine Antisatellitenwaffe<br />

erfolgreich getestet zu haben und auch<br />

Russland treibt die Entwicklung seiner<br />

militärischen Weltraumfähigkeiten voran.<br />

Moskau sei überzeugt davon, dass<br />

Angriffe auf feindliche Infrastruktur im<br />

Weltraum genauso wie auf der Erde<br />

entscheidend sein werden im Kampf<br />

um die Informationshoheit und die<br />

globale Vormachtstellung, erläutert<br />

Polkowska.<br />

Dass andere Mächte versuchen, den<br />

Vorsprung der USA im All zu verkleinern,<br />

führt dazu, dass Letztere noch<br />

stärker aufrüsten. Es gehe nicht mehr<br />

darum, im Weltraum präsent zu sein:<br />

die Vereinigten Staaten müssten dort<br />

die Vorherrschaft haben, sagte 2019 der<br />

damalige US-Präsident Donald Trump,<br />

als er die „US Space Force“ ins Leben<br />

rief. Die 6.400 Mann starke Weltraumtruppe<br />

soll sicherstellen, dass China<br />

und Russland den Ambitionen der USA<br />

zur Sicherung der Vormachtstellung im<br />

All keinen Strich durch die Rechnung<br />

machen. Die zuletzt intensivierten<br />

Bemühungen Pekings und Moskaus<br />

mögen auch der Grund dafür sein,<br />

weshalb die USA Bemühungen zur<br />

Weltraumverteidigung im Rahmen der<br />

NATO antreiben. Schon im Juni 2019<br />

erklärte die Allianz den Weltraum zu<br />

ihrem fünften Einsatzgebiet. „Ein Angriff<br />

auf einen Verbündeten aus dem<br />

Weltraum heraus ist ein Angriff auf<br />

alle“, sagte damals NATO-Generalsekretär<br />

Jens Stoltenberg. Welches Ereignis<br />

konkret den Bündnisfall auslösen<br />

würde, ließ er allerdings offen. Ende<br />

2020 einigten sich die Alliierten zudem<br />

auf die Errichtung eines „Space Centers“,<br />

also eines Koordinationszentrums<br />

für die Weltraumüberwachung, das im<br />

französischen Toulouse seinen Sitz<br />

haben soll. Neben den USA haben<br />

Frankreich, Deutschland und das<br />

Vereinigte Königreich bereits<br />

ihre eigenen Weltraumkommandos.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 4 8 P A N O R A M A<br />

DIE WELT IST NICHT GENUG<br />

Am 20. Dezember 2019 schuf Donald<br />

Trump die United States Space Force<br />

als sechste Teilstreitkraft. Das Ziel der<br />

6.400 Mann starken Weltraumtruppe:<br />

die Sicherung der militärischen<br />

Vorherrschaft der USA im All.<br />

Eine Vielzahl von Waffentechnologien<br />

Welche Waffen als Weltraumwaffen<br />

gelten, lasse sich aufgrund von nationalen<br />

Unterschieden und dem schnellen<br />

technologischen Wandel nicht einfach<br />

beantworten, erklärt Berni. Mit Blick<br />

auf die Fähigkeiten, die in der Lage<br />

sind, Objekte im All zu stören oder<br />

funktionsunfähig zu machen, könne<br />

allerdings eine Reihe von Technologien<br />

identifiziert werden.<br />

Am einfachsten lassen sich Satelliten<br />

mittels einer Rakete von der Erde aus<br />

zerstören. Durch die hohe kinetische<br />

Energie wird für die Zerstörung kein<br />

Sprengkopf benötigt. Bisher durchgeführte<br />

Tests zeigen: die USA können<br />

zu diesem Zweck die seegestützte Abwehrrakete<br />

RIM-161 Standard Missile<br />

3 (SM-3) des Aegis-Raketenabwehrsystems<br />

einsetzen, Russland verfügt über<br />

solche Fähigkeiten mit der PL-19<br />

Nudol, und China hat dafür die Dong-<br />

Feng 21 (DF-21). Die Raketen treffen<br />

Objekte auf niedrigen Umlaufbahnen,<br />

womit sie vor allem zur Ausschaltung<br />

von Spionagesatelliten eingesetzt werden<br />

können.<br />

Neben der Verwendung von Raketen<br />

als Antisatellitenwaffen können auch<br />

im Weltraum stationierte Objekte mit<br />

einer Dual-Use-Funktion Satelliten stören<br />

oder zerstören. Vermeintlich friedliche<br />

Objekte wie etwa jene zur Beseitigung<br />

von Weltraumschrott oder solche,<br />

die der Reparatur oder dem Auftanken<br />

von anderen Satelliten dienen,<br />

können diesen Zweck erfüllen.<br />

Umgekehrt könnten Objekte als Antisatellitenwaffen<br />

oder Spionagesatelliten<br />

interpretiert werden, die keine sind. Die<br />

Verwendbarkeit von Weltraumobjekten<br />

zu zivilen und militärischen Zwecken<br />

führe dazu, dass die Grenzen zwischen<br />

dem zivilen und dem militärischen Bereich<br />

immer mehr verschwimmen, sagt<br />

Polkowska. Dadurch sei die Nutzung<br />

der zivilen Satelliten zusätzlich bedroht.<br />

Daneben gibt es manövrierfähige Flugkörper,<br />

die zur Spionage oder zu<br />

Kampfzwecken kleinere Objekte auf einer<br />

Erdumlaufbahn aussetzen können.<br />

Im Jänner 2020 etwa soll der russische<br />

Beobachtungssatellit Kosmos-2542 den<br />

Satelliten Kosmos-2543 ausgesetzt haben,<br />

der Wochen später sein amerikanisches<br />

Pendant USA-245 verfolgt und<br />

Informationen zu seiner Aktivität gesammelt<br />

haben soll. Die USA wiederum<br />

besitzen das unbemannte Mini-<br />

Spaceshuttle X-37B, das ebenfalls<br />

kleinere Objekte aussetzen kann und<br />

selbst in der Lage dazu wäre, feindliche<br />

Objekte im Weltraum zu zerstören.<br />

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von<br />

nichtkinetischen Technologien: Dazu<br />

gehören etwa Laser, die optische Sensoren<br />

von Spionagesatelliten stören<br />

und sie damit funktionsunfähig machen<br />

können. Mit der elektromagnetischen<br />

Strahlung wiederum lässt sich<br />

der Funkverkehr von Kommunikationssatelliten<br />

stören (Jamming), oder<br />

das Signal so manipulieren, dass es<br />

dem angegriffenen Satelliten falsche<br />

Informationen schickt (Spoofing).<br />

Auch Cyberangriffe können als unsichtbare<br />

Waffe zur Störung gegnerischer<br />

Infrastruktur im Weltraum eingesetzt<br />

werden. Ein bekanntes Beispiel<br />

ist die 2014 vermutlich von chinesischen<br />

Hackern betriebene Attacke, bei<br />

STARTSCHUSS<br />

Am 12. April 1961<br />

flog der Russe<br />

Jurij Gagarin als<br />

erster Mensch in<br />

den Weltraum.<br />

108 Minuten<br />

dauerte sein<br />

Flug, bei dem<br />

er einmal die<br />

Erde umkreiste.<br />

FOTO S : P I C T U R E D E S K , G E T T Y I M AG E S , B E I G E ST E L LT<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


B L I C K I N D I E Z U K U N F T<br />

MEILENSTEIN Am 27. Jänner<br />

1967 wurde im Rahmen der<br />

Vereinten Nationen der Weltraumvertrag<br />

geschlossen,<br />

der die friedliche Nutzung<br />

des Weltalls festlegt.<br />

Immerhin: Das Thema findet weltweit<br />

zunehmend Beachtung. Denn Gefahren,<br />

die vom Wettrüsten im All aus -<br />

gehen, gebe es zahlreiche, warnt Polkowska.<br />

Angesichts der Bedeutung von<br />

Satelliten für unseren irdischen Alltag<br />

könnten gezielte Attacken auf Satelliten<br />

oder unbeabsichtigte Kollisionen<br />

mit Weltraumschrottfragmenten<br />

schwerwiegenden Schaden anrichten.<br />

der ein amerikanischer Wettersatellit<br />

für mehrere Tage lahmgelegt wurde.<br />

Was nicht verboten ist, ist erlaubt<br />

Die Entwicklung von Technologien zur<br />

militärischen Nutzung des Weltraums<br />

findet in einer rechtlichen Grauzone<br />

statt. „Solange es keine verbindlichen<br />

Regelungen gibt, wird der Rüstungswettlauf<br />

zunehmen“, sagt der Strategieexperte<br />

Berni. Der einzig existierende<br />

Vertrag – der Weltraumvertrag von<br />

1967 – wird dem technologischen<br />

Fortschritt nicht gerecht und lässt<br />

Staaten viel Spielraum bei der Aufrüstung.<br />

Der Vertrag regelt die friedliche<br />

Nutzung des Weltraums und verbietet<br />

lediglich die Stationierung von Nuklear-<br />

und anderen Massenvernichtungswaffen<br />

in einer Erdumlaufbahn sowie<br />

auf allen Himmelskörpern, militärische<br />

Tests, die Errichtung militärischer<br />

Stützpunkte, Anlagen und Befestigungen,<br />

und die Durchführung militärischer<br />

Übungen auf dem Mond und<br />

anderen Himmelskörpern. Der Vertrag<br />

untersagt jedoch nicht die Durchquerung<br />

des Weltraums mit konventionellen<br />

Raketen oder mit Massenvernichtungswaffen<br />

bestückten Raketen. Er<br />

behandelt auch nicht die Frage der Stationierung<br />

von konventionellen Waffen<br />

und von Satelliten für militärische<br />

Zwecke zur Aufklärung, Kommunikation<br />

und Navigation.<br />

Herausforderung für die Diplomatie<br />

Während die Aufrüstung im Weltraum<br />

kräftig voranschreitet, bleiben Maßnahmen<br />

zu ihrer Eindämmung aus.<br />

„Die internationale Staatengemeinschaft<br />

hat es verschlafen, den kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner zu finden“, sagt<br />

Berni. Den Grund dafür sieht der<br />

Experte darin, dass das Problem nicht<br />

als dringlich empfunden wird. Denn<br />

bisher habe es noch keinen Krieg<br />

oder Konflikt vom All aus oder im<br />

All gegeben. „Jeder will der Erste und<br />

der Schnellste sein. Anreize, diesen<br />

Wettlauf einzudämmen, sind derzeit<br />

schlicht zu klein“, stellt Berni fest.<br />

Die Weltraumexpertin verweist in<br />

Zusammenhang mit der Weltraum -<br />

diplomatie auf zwei wichtige Initiativen.<br />

Zum einen auf die im Dezember<br />

2020 von der UN-Generalversammlung<br />

beschlossene Arbeitsgruppe, die sich<br />

mit der Ausarbeitung von Normen<br />

zum verantwortungsvollen Verhalten<br />

im Weltraum befassen soll. Zum<br />

anderen könnte auch der vor einigen<br />

Wochen an den Vorsitzenden der UN-<br />

Generalversammlung adressierte offene<br />

Brief des kanadischen Weltrauminstituts<br />

einen Anstoß zur Reglementierung<br />

geben. Darin fordert eine Reihe<br />

anerkannter Experten und Politiker die<br />

Ausarbeitung eines Vertrags, der den<br />

Einsatz von Antisatellitenwaffen verbieten<br />

würde. Beide Initiativen könnten<br />

ein wichtiger Schritt auf dem Weg<br />

zur Verrechtlichung der Aktivitäten im<br />

Weltraum sein, findet Polkowska. Bis<br />

dahin dürfte es allerdings noch ein<br />

langer Weg sein.<br />

GESPRÄCHSPARTNER Małgorzata Polkowska ist Professorin an der polnischen Landesverteidigungsakademie<br />

in Warschau und Expertin für Weltraumsicherheit. Marcel Berni ist wissenschaftlicher<br />

Assistent an der Militärakademie an der ETH Zürich.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 5 1 P A N O R A M A<br />

PANZERTRA<br />

Für diese Schwergewichte sind selbst<br />

Leopard-Kampfpanzer leicht zu stemmen.<br />

Die besonders geländegängigen<br />

Schwerlasttransportsysteme 70t wurden<br />

speziell für den militärischen Einsatz entwickelt<br />

und kommen beim Bundesheer<br />

in zwei Verbänden zum Zug.<br />

Text: CONNY DERDAK<br />

Was tun, wenn ein Leopard-Kampfpanzer<br />

von A nach B verlegt werden soll? Den<br />

55-Tonnen-Koloss selbst hinsteuern oder<br />

huckepack nehmen! Allerdings: Ersteres<br />

kostet enorme Mengen Treibstoff, letzteres<br />

ist mit handelsüblichen Transportern nicht<br />

so einfach möglich. Um das Problem zu lösen,<br />

hat das Heer kürzlich bei Rheinmetall<br />

MAN Military Vehicles und Doll Fahrzeugbau<br />

drei Stück des neuen Schwerlasttransportsystems<br />

70t beschafft. Der Transporter<br />

besteht aus einer Sattelzugmaschine<br />

und einem Aufleger mit gleich sieben<br />

Achsen und unterscheidet sich von zivilen<br />

Pendants nicht nur durch seine spezielle<br />

Lackieru<br />

die Infra<br />

militäris<br />

ist jedes<br />

Einbau v<br />

Bereich d<br />

kationste<br />

moderne<br />

Bundesh<br />

G R A F I K : T I B O E X E N B E R G E R / C A R O L I N E S E I D L E R .CO M FOTO : B U N D E S H E E R<br />

HÖHE<br />

3,70 Meter<br />

VERWENDUNG<br />

Dank des Schwerlasttransportsyste<br />

innerhalb Österreichs sowie für Üb<br />

tiert und der Bergepanzerpanzer M<br />

glücken rasch vor Ort eingesetzt w<br />

nur ein militärischer Nutzen, sonde<br />

bei der Katastrophenhilfe.<br />

BREITE 2,99 Meter<br />

LÄNGE 22,50 Meter<br />

BESATZUNG<br />

Die Fahrzeugbesatzung<br />

besteht aus drei Soldaten:<br />

Fahrer, Ver- und<br />

Entladegehilfe sowie<br />

Fahrzeugkommandant.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L<br />

ANTRIEB ZUGMASCHINE<br />

Die Zugmaschine wird von<br />

einem ZF-TC Tronic12 TL<br />

2740 OD-Getriebe mit permanentem<br />

Allradantrieb<br />

angetrieben.<br />

SEILWINDE<br />

Die zwei Rotzler-Seilwinden<br />

TR 200/7 haben eine maximale<br />

Zugkraft von je 250 kN<br />

(Kilonewton).<br />

BREMSANLAGE<br />

Die Betriebsbremse ist eine<br />

Druckluftbremsanlage Knorr<br />

EBS 5 mit Retarder und<br />

Gelände-ABS, die Feststellbremse<br />

präsentiert sich als<br />

auf alle Achsen wirkender<br />

Federspeicher.<br />

WENDEKREIS &<br />

WATFÄHIGKEIT<br />

Der Wendekreis des gesamten<br />

Gespanns beträgt 30,5<br />

Meter, die Watfähigkeit (das<br />

ist die Fähigkeit, Gewässer<br />

zu durchqueren) liegt bei<br />

0,75 Meter.<br />

STÜC<br />

STAT<br />

Das B<br />

über<br />

des S<br />

tems<br />

zeug<br />

Panz<br />

Wels<br />

sowi<br />

und T<br />

Panz


I N F O G R A F I K<br />

NSPORTER<br />

g. Auch das Beladesystem sowie<br />

otbeleuchtung sind eigens in<br />

her Ausführung konzipiert. Dazu<br />

ahrzeug mit Ausrüstung zum<br />

n speziellen Erweiterungen im<br />

er Informations- und Kommunihnologie<br />

ausgestattet. Mit den<br />

Schwerlastsystemen ist das<br />

er nun in der Lage, neben den<br />

s 70t können Kampfpanzer<br />

ngen ins Ausland transpor-<br />

88 zum Beispiel bei Zugunrden.<br />

Damit ergibt sich nicht<br />

rn auch ein zusätzliches Asset<br />

FACTBOX<br />

„Leos“ auch anderes schweres Gerät wie<br />

Bergepanzer zu transportieren. Dabei kann<br />

die zu befördernde Last entweder selbstständig<br />

oder per Seilwinde auf das System<br />

verfrachtet werden. Neben dem Bundesheer<br />

setzt übrigens auch die Bundeswehr<br />

auf das Transportsystem – dort ist das<br />

Fahrzeug unter der Bezeichnung Elefant 2<br />

eingeführt.<br />

Schwerlasttransportsystem 70t (SLTS)<br />

Hersteller Sattelzugmaschine Rheinmetall<br />

MAN Military Vehicles GmbH (RMMV)<br />

Hersteller Sattelaufleger Doll Fahrzeugbau GmbH<br />

Motor V8 4-Takt-Dieselmotor mit Abgasturbolader und<br />

Ladeluftkühlung sowie Common-Rail-Einspritzung<br />

Leistung 500 kW/680 PS<br />

Maximales Drehmoment 2.700 Newtonmeter (Nm)<br />

Hubraum 16.200 Kubikzentimeter<br />

Maximale Nutzlast 71,48 Tonnen<br />

Höchstzulässiges Gesamtgewicht 135 Tonnen<br />

Besatzung 3 Mann<br />

Bauartgeschwindigkeit 80 km/h<br />

INTERVIEW<br />

„Die Abmessungen<br />

werden unterschätzt“<br />

Oberstabswachtmeister<br />

Mario Schmidthaler<br />

ist Kommandant<br />

der Bergegruppe und<br />

speziell geschult, um<br />

das SLTS zu lenken.<br />

Wie fährt sich das Fahrzeug?<br />

Sehr angenehm – egal ob bei Beschleunigung<br />

oder Verzögerung mittels 6-Stufen-<br />

Retarder. Der Auflieger mit seinen sieben<br />

Achsen, davon sind sechs gelenkt, läuft<br />

traumhaft hinterher. Das System ist sehr<br />

spurtreu, deswegen ist auch voll beladen<br />

mit insgesamt 135 Tonnen eine Reisegeschwindigkeit<br />

von 80 km/h möglich.<br />

Worauf ist beim Fahren zu achten?<br />

Auf die Abmessungen, die sind nicht mit<br />

handelsüblichen Lkw zu vergleichen. Wir<br />

werden zwar im beladenen Zustand von der<br />

Militärpolizei gelotst, dennoch heißt es aufpassen,<br />

weil immer mit Verkehrsteilnehmern<br />

zu rechnen ist, die die Abmessungen<br />

des Sondertransportes unterschätzen.<br />

KZAHL &<br />

IONIERUNG<br />

ndesheer verfügt<br />

nsgesamt drei Stück<br />

hwerlasttransportsys-<br />

0t. Die drei Fahrbefinden<br />

sich beim<br />

rbataillon 14 in der<br />

r Hessen-Kaserne<br />

bei der Nachschubansportkompanie<br />

des<br />

rstabsbataillons 4.<br />

ZUSATZLENKUNG<br />

Die Zusatzlenkung des<br />

Tieflageauflegers dient<br />

dazu, das Fahrzeug unter<br />

Einhaltung der Schrittgeschwindigkeit<br />

(das sind<br />

in diesem Fall maximal<br />

20 km/h) durch enge<br />

Kurven und um Hindernisse<br />

lenken zu können.<br />

MOTORISIERUNG<br />

Das Transportsystem wird<br />

mit einem 680 PS starken<br />

V8 4-Takt-Dieselmotor<br />

mit Abgasturbolader,<br />

Ladeluftkühlung und<br />

Common-Rail-Einspritzung<br />

angetrieben. Das Fassungsvermögen<br />

des Tanks beträgt<br />

840 Liter, in die Hydraulik -<br />

anlage passen 75 Liter<br />

Flüssigkeit.<br />

Was sind besondere Stärken und Schwächen<br />

des Schwerlasttransportsystems?<br />

Stärken sind eindeutig die Motorleistung<br />

und Geländegängigkeit. Ebenso zu erwähnen<br />

sind die zwei Seilwinden. Mit ihren 25<br />

Tonnen Zugkraft je Winde ist es ein Kinderspiel,<br />

einen nicht fahrfähigen Kampfpanzer<br />

auf den Aufleger zu ziehen. Als einzige<br />

Schwäche würde ich die Wendigkeit<br />

sehen – der Wenderadius beträgt fast<br />

31 Meter! Das bedeutet, dass die Marschstrecke<br />

vorab sorgfältig erkundet werden<br />

muss, was aber bei Sondertransporten<br />

ohnehin üblich ist. Die Transportweg -<br />

genehmigung gibt die zu erkundende<br />

Marschstrecke vor. Das Erkunden ist 24<br />

Stunden vor Antritt der Fahrt durchzuführen,<br />

um etwaige Engstellen oder Baustellen<br />

schon im Vorfeld beurteilen zu können.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 5 0 s c h l u s s p u n k t<br />

KALTER KRIEG<br />

IN NEUEM GEWAND<br />

Russland schickt umfangreiche Truppen an seine Westgrenze, die NATO übt die Verteidigung<br />

Europas, China rüstet sein Atomwaffenarsenal rasant auf und die USA beleben ihre Allianz mit Japan,<br />

Australien und Indien. Weltweit wird das Säbelrasseln immer lauter, die Angst vor einem neuerlichen<br />

Kalten Krieg wächst. Eine Analyse von Sicherheitspolitik-Experte Brigadier a. D. Walter Feichtinger.<br />

der kalte krieg zwischen den usA<br />

und der sowjetunion (su) ist<br />

vielen noch in schlechter erinnerung.<br />

die Ära nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

bis zum Zerfall der su war geprägt<br />

von der ideologischen Auseinandersetzung<br />

des demokratischen und des kommunistischen<br />

systems. die Welt war in<br />

zwei Blöcke gespalten und jeder wollte<br />

den eigenen Machtbereich ausbauen,<br />

den einfluss des Gegners eindämmen<br />

oder zurückdrängen. dazu gehörten<br />

auch stellvertreterkriege wie in korea,<br />

Vietnam oder in afrikanischen staaten.<br />

Beide seiten produzierten zudem Zig -<br />

tausende Atomsprengköpfe, um im Fall<br />

der Fälle die Vernichtung des Gegners<br />

zumindest durch einen Zweitschlag garantieren<br />

zu können (Mutual Assured destruction).<br />

diese atomare Abschreckung<br />

bildet bis heute ein kernstück verteidigungspolitischer<br />

Überlegungen. Militärisch<br />

schlug sich die bipolare Weltordnung<br />

in Gestalt der nAto und des (1991<br />

aufgelösten) Warschauer pakts nieder.<br />

eine große konfrontation mit einem<br />

militärischen showdown ist uns aber –<br />

glücklicherweise – erspart geblieben.<br />

Gibt es heute ähnliche entwicklungen?<br />

Ja, doch die Ausgangslage ist komplexer.<br />

Aus der bipolaren Weltordnung wurde<br />

ein multipolares system mit den supermächten<br />

usA und china und dem global<br />

ambitionierten russland. dabei lassen<br />

sich bereits Versuche einer Blockbildung<br />

erkennen, indem die usA eine „Allianz<br />

aller demokratischen staaten“ anstrebt,<br />

während sich china als Führer einer Weltschicksalsgemeinschaft<br />

und Fürsprecher<br />

der entwicklungs- und schwellenländer<br />

geriert. russland spielt dabei keine besondere<br />

rolle, es hat mit china aber eine<br />

„umfassende strategische partnerschaft“<br />

geschlossen. dazu kommt, dass peking<br />

und Moskau denselben autoritären herrschaftsstil<br />

verfolgen. Von einer Militärallianz<br />

oder einem Beistandspakt sind die<br />

beiden länder trotzdem weit entfernt.<br />

europa ist im rahmen der nAto gebunden<br />

und sieht sich einerseits mit einem<br />

aggressiven russland konfrontiert,<br />

während sich andererseits die usA und<br />

ostasiatische staaten von Brüssel mehr<br />

engagement im indopazifik erwarten.<br />

„Der neue Kalte<br />

Krieg ist deutlich<br />

facettenreicher als der<br />

alte Kalte Krieg!“<br />

Verteidigungspolitisch betrachtet dreht<br />

sich die rüstungsspirale schon seit Jahren<br />

wieder schneller. china holt gegenüber<br />

den usA stark auf, auch wenn es nominell<br />

noch deutlich weniger ausgibt.<br />

Jüngste Meldungen über eine rasante<br />

Aufstockung seines nukleararsenals bis<br />

2030 (von aktuell 200 auf 1.000 sprengköpfe)<br />

lassen vermuten, dass peking<br />

neben modernisierten streitkräften vermehrt<br />

auch auf atomare Abschreckung<br />

setzt. Außerdem möchte es die us-Marine<br />

aus dem südchinesischen Meer zurückdrängen,<br />

auf das china den alleinigen<br />

nutzungsanspruch stellt. Washington<br />

hingegen hat seine sicherheitspolitische<br />

kooperation mit indien, Australien und<br />

Japan (QuAd) wiederbelebt sowie mit<br />

Großbritannien und Australien eine neue<br />

Allianz (Aukus) gebildet. diese richtet<br />

sich gegen chinas erstarken im Westund<br />

indopazifik und verfolgt eine klare<br />

eindämmungsstrategie.<br />

die elemente eines neuen – nunmehr facettenreicheren<br />

– kalten kriegs sind somit<br />

klar zu erkennen. dabei gehören auch cyberangriffe<br />

und Fake news zur destabilisierung<br />

potenzieller Gegner zum strategischen<br />

repertoire. eine rüstungskontrolle<br />

zur eindämmung dieser entwicklung steht<br />

hingegen auf verlorenem posten. Bleibt<br />

zu hoffen, dass – wie damals – alle Akteure<br />

imaginäre rote linien ziehen, um einen<br />

„heißen krieg“ zu verhindern.<br />

Brigadier a. D. Walter Feichtinger ist<br />

Präsident des Center for Strategic<br />

Analysis (CSA).<br />

Foto s : B u n d e s h e e r / M i n i c h , i sto c k<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


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